Pressemappe - Arte Presse

Pressedossier
14/11 - 05/12/2016
Meisterwerke des Stummfilms
montags, ab 14. november 2016
Pressedossier
meisterwerke des stummfilms
Im November ist wieder Stummfilm-Saison auf ARTE mit vier hochkarätigen Stummfilmen aus
vier Ländern. Die Reihe wird eröffnet von dem britischen Thriller „A Cottage on Dartmoor”, mit
dem der damals erst 27-jährige Regisseur Anthony Asquith ein kleines Meisterwerk schuf. Wie
üblich werden alle Stummfilme auf ARTE in aktuellen Restaurierungen und mit neu produzierter
Musik präsentiert. Begleitend gibt es im Internet auf cinema.arte.tv weitere Stummfilme, die für
den Kanon der internationalen Filmgeschichte Maßstäbe gesetzt haben. Mit diesem Angebot und
seinen Koproduktionen mit Filmarchiven leistet ARTE einen in der europäischen Fernsehlandschaft
einzigartigen Beitrag zum Erhalt des Filmerbes.
Im November ist wieder Stummfilm-Saison auf ARTE mit vier hochkarätigen Stummfilmen aus vier
Ländern. Den Reigen europäischer Stummfilmklassiker eröffnet ein britischer Film, der so gut ist wie ein
früher Hitchcock, nur nicht so bekannt: „A Cottage on Dartmoor” von Anthony Asquith.
Von England aus geht es eine Woche später in die französische Provinz und zu einem der schönsten
Stummfilme in flirrendem Sommerlicht: René Clairs legendärer Film „Der Florentiner Hut” in einer neuen
Restaurierung der Cinémathèque française.
Im Kontext des ARTE-Filmfestivals dann mit „Schatten - Eine nächtliche Halluzination” ein weiteres
Juwel der Filmgeschichte; seit langem wartet dieser expressionistische Film mit dem großartig verrückten
Fritz Kortner in der Hauptrolle auf seine Wiederentdeckung. Er läuft auf ARTE in einer Restaurierung
aus Bologna und mit einer genialen Musik. Sie stammt von Johannes Kalitzke und erlebte auf den
Kammermusiktagen Witten des WDR ihre Uraufführung.
Den cineastischen Reigen schließt ein Film aus Ungarn ab, gedreht von Alexander Korda im Jahr 1918:
„Der Rote Halbmond”, ein Donau-Krimi mit berückenden Aufnahmen der damaligen Flusslandschaft,
die in der viragierten Kopie aus dem Bundesarchiv ihren Zauber entfalten.
Alle Filme sind auch im Internet zu sehen auf ARTE Cinema unter: cinema.arte.tv
die filme
montag, 14. November 2016 um 23.30 uhr
a cottage on dartmoor
montag, 21. November 2016 um 23.55 uhr
der florentiner hut
montag, 28. November 2016 um 00.50 uhr
schatten
eine nächtliche haluzination
montag, 5. dezember 2016 um 23.35 uhr
der rote halbmond
03
04
05
06
meisterwerke des stummfilms
Pressedossier
03
a COTTAGE ON DARTMOOR
montag, 14. November 2016 um 23.30 uhr
stummfilm von anthony asquith
grossbritannien 1929, 84 min.
Mit: Hans Schlettow, udo henning u.a.
ERstausstrahlung
Die Geschichte spielt im düsteren Dartmoor und ist die Exposition für einen perfekten Thriller: Ein Mann
ist auf der Flucht und sucht Schutz in einem einsam gelegen Haus, wo er eine junge Frau überrascht. Sie
scheint ihn zu kennen und zu fürchten. In Rückblenden erzählt der Film die Vorgeschichte, die sich immer
mehr zu einem Eifersuchtsdrama entwickelt. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie in einem Frisiersalon, wo
zwei Männer um die Gunst der jungen Sally buhlen, bis der eifersüchtige Joe seinen Rivalen Harry mit
dem Rasiermesser attackiert und dafür ins Gefängnis muss.
Anthony Asquith gilt neben Hitchcock als der
wichtigste Regisseur des britischen Stummfilmkinos
und war vor allem stilistisch sehr versiert. In „Cottage
on Dartmoor” spielte er souverän unterschiedliche
Erzähltechniken durch. Die Landschaftsaufnahmen
mit ihren dramatischen Wolkenbildern erinnern an
das skandinavische Kino. Einige Innenszenen sind
mit leichter Hand wie in einer französischen Komödie
inszeniert; andere haben den unheimlichen Touch
des expressionistischen Kinos.
Asquith war ein extrem visueller Regisseur, der
vor allem an Bewegung und Schnittrhythmus
interessiert war. Er erzählte durch Bilder und
inszenierte diese Bilder in unterschiedlichen
Lichtstimmungen. Asquith hatte immer ein Auge für
gute Besetzungen und stellte sich auch für „Cottage
on Dartmoor” einen internationalen Cast zusammen.
Die Hauptrollen besetzte er mit dem schwedischen
Schauspieler Uno Henning, der kurz zuvor in G. W.
Pabsts „Die Liebe der Jeanne Ney” (1927) reüssierte,
mit dem Deutschen Hans Schlettow zuvor in „Dr.
Mabuse, der Spieler Ein Bild der Zeit” (1922) und
„Die Nibelungen: Siegfried” (1924) zu sehen sowie
mit Norah Baring, einer populären englischen
Schauspielerin. Sie übernahm 1930 die Hauptrolle in
Hitchcocks Thriller „Mord! Sir John greift an” (1930).
„Cottage on Dartmoor” kam auch als Tonversion ins
Kino und wirkt in einzelnen Szenen bereits wie ein
Tonfilm; die Tonversion ist jedoch verschollen.
Zusatz-Info: Anthony Asquith (1902-1968) war als
Sohn von Premierminister Herbert Henry Asquith
(Regierungszeit von 1908-1916) und Oxford-Absolvent
wahrscheinlich für eine andere Laufbahn vorbestimmt
als die eines Film-Bohemiens, aber der Film war
seine Passion. Die ausgefeilte Visualität seiner Werke
beeindruckte Publikum wie Kritiker in der Stummfilmzeit.
In späteren Werken wie „The Way to the Stars” (1945),
„Ernst sein ist alles” (1952) oder „Hotel International”
(1963) waren es die Dialoge, die überzeugten. Gleichwohl
konnte er in der Tonfilmzeit nur mit wenigen Werken an
die Qualität seiner Stummfilme anknüpfen.
meisterwerke des stummfilms
Pressedossier
04
der florentiner hut
montag, 21. november 2016 um 23.55 uhr
stummfilm von rené clair
frankreich 1928, 113 MIN.
mit: albert préjean, marise maïa, olga tschechowa u.a.
Fadinard steht kurz vor der Hochzeit mit der schönen Hélène. Doch sein Glück wird auf die Probe gestellt,
als sein Pferd den Strohhut einer Spaziergängerin frisst … Die turbulente Verfolgungsjagd durch die
Welt der Kleinbürger um die Jahrhundertwende wurde der erste große Publikumserfolg des berühmten
französischen Regisseurs René Clair. Geschickt lässt er seine Figuren wie Marionetten tanzen und setzt
den Dialogwitz der Bühnenvorlage in gelungene optische Gags um.
Es ist der schönste Tag seines Lebens: Fadinard
heiratet die schöne Hélène, in die er über beide
Ohren verliebt ist. Doch das Eheglück wird auf die
Probe gestellt, als sein Pferd den Strohhut von Anaïs
Beauperthuis, einer Spaziergängerin, frisst. Denn die
verheiratete Frau ist in Begleitung ihres Liebhabers,
einem eleganten Soldaten. Aus Angst dass ihr Mann
Verdacht schöpfen könnte, verlangt sie von Fadinard,
dass er ihr einen identischen Hut besorgt. Doch die
Suche nach der seltenen Kopfbedeckung erweist
sich als weitaus komplizierter als erwartet und die
Hochzeit rückt näher und näher …
Durch eine Kooperation der Cinémathèque française
mit dem San Francisco Silent Festival konnte im März
2016 eine erneute Restaurierung des Films fertigstellt
werden. Anhand der Negative der französischen
sowie einer internationalen Verleihfassung wurde
der Film in dem hochauflösenden 4K restauriert. Für
diese neue Fassung hat der Komponist Raymond
Alessandrini seine Komposition für die erste
Restaurierung in den 80er Jahren überarbeitet. In
der nun vorliegenden Restaurierung ist der Film
zum ersten Mal seit 1929 wieder in einer vollständig
viragierten, das heißt eingefärbten Fassung zu
sehen.
Zusatz-Info: „Der Florentiner Hut”, eine Verfilmung des
Bühnenstücks von Eugène Labiche und Marc Michel, ist
ein Klassiker des französischen Stummfilms. Er ist der
vierte Spielfilm des legendären Regisseurs René Clair,
der mit Jean Cocteau und anderen zur französischen
Avantgarde der 20er Jahre gehört. Sein erster Tonfilm
„Unter den Dächern von Paris” (1930) verhalf ihm dann
auch international zu Anerkennung. 1960 wurde er als
erster Filmregisseur in die Académie française gewählt.
Die neu restaurierte Fassung des Films „Der Florentiner
Hut” wurde auf dem diesjährigen San Francisco Film
Festival uraufgeführt.
meisterwerke des stummfilms
Pressedossier
05
schatten
eine nächtliche halluzination
montag, 28. november 2016 um 00.50 uhr
stummfilm von arthur robison
deutschland 1923, 86 MIN.
mit: fritz kortner, ruth weyher, gustav von wangenheim u.a.
erstausstrahlung
Arthur Robisons Film „Schatten - Eine nächtliche Halluzination“ ist einer der großen expressionistischen
Stummfilme, den es wieder zu entdecken gilt. Der Film entfaltet seine Wirkung durch das Zusammenwirken
der Kameraarbeit von Fritz Arno Wagner und der grandiosen Leistung des Ensembles um Fritz Kortner
und Ruth Weyher. Mit der Rekonstruktion von Luciano Berritúa (1998) und der neuen Musik von Johannes
Kalitzke (2016), uraufgeführt im Rahmen der „Tage für neue Kammermusik“ in Witten als Koproduktion
von WDR und ZDF/ARTE, liegt der Stummfilm endlich wieder in einer hochwertigen Fassung vor.
Eine junge Frau, die mit ihren Reizen nicht geizt,
leidet unter der krankhaften Eifersucht ihres Gatten.
Bei einem Abendessen, zu dem vier Herren anwesend
sind, glaubt er, anhand von Schattenbildern eine
amouröse Annäherung zwischen seiner Frau und
einem der Gäste zu erkennen. Ein Gaukler, der die
Gesellschaft mit einem Schattenspiel unterhält,
spürt die Spannung, die in der Luft liegt, und erteilt
den Anwesenden eine Lektion. Er hypnotisiert
sein Publikum und zaubert ihre Schatten auf die
Leinwand; ihre heimlichen Wünsche und Phantasien
werden sichtbar. Das Schattenspiel endet in einer
grotesken Hinrichtung der jungen Frau, den rasenden
Gatten werfen die Kavaliere aus dem Fenster. Aus
der Trance erwacht, verlassen die Gäste das Haus,
zwischen den Eheleuten herrscht wieder Harmonie,
zumindest an diesem Morgen. «Schatten» zeigt
wie kaum ein anderer Stummfilm die Essenz des
expressionistischen Kinos, das sich in der Tradition
der deutschen Romantik bewegt. Schattenspiele,
die Wunsch- und Traumbilder sichtbar machen und
die das Verhältnis von Traum und Wirklichkeit auf
den Kopf stellen. Seine filmhistorische Würdigung
erhielt «Schatten» in den beiden Standardwerken
zum Weimarer Kino, «Die Dämonische Leinwand»
von Lotte Eisner und «Von Caligari bis Hitler» von
Siegfried Kracauer, die den Film übereinstimmend
als Meilenstein in der Entwicklung des deutschen
Kinos bezeichnen. Nicht umsonst befindet sich
auf dem Cover der «Dämonischen Leinwand» ein
Filmstill aus «Schatten». Von anderen Autoren wird
der Film als Vorläufer für Hitchcocks „Psycho“ und
die Filme von Mario Bava gewertet.
Zusatz-Info: Der Regisseur und Drehbuchautor Arthur
Robison wird am 25. Juni 1883 in Chicago (Illinois, USA)
als Sohn eines Deutsch-Amerikaners geboren, wächst
aber in Deutschland auf. Nach dem Abschluss seines
Medizinstudiums in München kommt er 1914 über die
Schauspielerei zum Film. 1916 gibt er sein Regiedebüt
mit «Nächte des Grauens». Bis zu seinem frühen Tod
im Jahre 1935 dreht Robison 20 Filme in den USA und
Deutschland, für die er teilweise auch das Drehbuch
verfasst. Sein wichtigster und bekanntester Film ist
«Schatten - Eine nächtliche Halluzination» von 1923.
Meisterwerke des stummfilms
Pressedossier
06
der rote halbmond
montag, 5. dezember 2016 um 23.35 uhr
stummfilm von alexander korda als korda sandor
ungarn/Deutschland 1919, 80 MIN.
mit: margit makay, oscar beregi u.a.
erstausstrahlung
„Der rote Halbmond“ ist Donau-Krimi und Melodram in einem. Der Film, der ursprünglich mehr als vier
Stunden dauerte, entstand an der Donau und ist mit seinen malerischen Landschaftsaufnahmen ein
kulturhistorisches Dokument des Flusses vor 100 Jahren. Regie führte Alexander Korda. Er war einer der
Filmpioniere der ungarisch-österreichischen Filmindustrie und avancierte zu einem der einflussreichsten
Regisseure und Produzenten (u.a. „Der dritte Mann“, 1949) der britischen Filmindustrie. Durch neue
Standards in der Literaturverfilmung und technische Innovationen prägte er die Filmgeschichte.
„Der rote Halbmond“ schildert das abenteuerliche
Leben des Kapitäns Michael Timar, der einem
türkischen Pascha und seiner Tochter Kondja zur
Flucht über die Donau verhilft. Sie werden von
zwei Berufsverbrechern verfolgt, die es auf das
Vermögen des Paschas abgesehen haben. Bei einem
Schiffsunglück kommt der Vater ums Leben, seine
Tochter erreicht mit Timar die Grenzstadt zwischen
Ungarn und der Slowakei, Komorn.
Aus dem Wrack des Schiffes hebt Timar heimlich den
Schatz des Paschas, der ihn zu einem erfolgreichen
Geschäftsmann macht, und heiratet Kondja. Doch
die Ehe verläuft unglücklich und Timar beginnt ein
heimliches Verhältnis mit der jungen Noémi, die
auf einer abgeschiedenen Donauinsel lebt. Ständig
drohen seine Geheimnisse aufzufliegen, zumal die
beiden Verfolger nun ihn im Visier haben. Er kann sie
nicht abschütteln und muss selbst eine Entscheidung
treffen. „Der rote Halbmond“ ist die deutsche
Version des ungarischen Films „Az Aranyember“,
der als einziger Film aus Alexander Kordas Frühwerk
überliefert ist. Er basiert auf dem ungarischen
Romanklassiker „Ein Goldmensch“ von Mór Jókai aus
dem Jahre 1872. Ursprünglich als Dreiteiler mit über
6.000m Länge Spieldauer abgedreht und damit ein
veritabler Sensationsfilm mit Verfolgungsjagden
und gefährlichen Verbrechern, hat sich nur die
gekürzte deutsche Fassung mit dem Titel „Der rote
Halbmond“ mit den historischen Einfärbungen,
Viragen, erhalten.
Herausragend an diesem frühen Film Kordas
sind die ausgezeichnete Kameraarbeit, die starke
Charakterzeichnung sowie das atmosphärische
Licht.
Zusatz-Info: Michael Riessler (*1957 in Ulm), ist
einer der vielseitigsten deutschen Instrumentalisten
und Komponisten zwischen Jazz, Neuer Musik
und Improvisation. Lange Jahre pflegte er die
Zusammenarbeit mit Komponisten wie Steve Reich,
Helmut Lachenmann oder Stockhausen, sowie mit
Musikern wie David Byrne, Carla Bley, Terry Bozzio,
dem Schriftsteller Urs Widmer und dem Tänzer Nigel
Charnock. Sein vielfach prämiertes Oeuvre umfasst
neben seiner Konzerttätigkeit auch Hörspielmusiken
und Filmmusiken. Für ZDF/ARTE komponierte er u.a. die
auf der Berlinale 2007
ARTE G.E.I.E.
4 quai du Chanoine Winterer
cs 20035
67080
Strasbourg Cedex
Postfach 1980 - 77679 Kehl
Pressekontakt :
Katja Birnmeier
[email protected]
T +33 388 14 21 52
F +33 388 14 23 50
Mehr Infos unter: www.presse.Arte.TV
Bildrechte:
Deckblatt:
cottage on dartmoor: © ZDF/BFI-British Film Institut
der rote halbmond: © ZDF / HNFF World Sales
schatten: © Deutsche Kinemathek/ZDF
Der florentiner hut: ARTE France/© Collections Cinémathèque française