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Nummer 28/2016, 7. Oktober 2016
Sehr geehrte User unserer Website,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
„Für 18. Oktober hat sich die Regierung erneut eine Deadline
gesetzt.“ 1
Die nächste Welle der sogenannten Bildungsreform rollt auf
uns zu. Ich bin davon überzeugt, dass die große Mehrheit der
von Schule Betroffenen diesem Ereignis mit großer Skepsis
und gemischten Gefühlen entgegenschaut.
Zu oft haben wir im Lauf der letzten beiden Jahrzehnte
„Bildungsreformen“ erlebt, die in Wirklichkeit Sparprogramme für das Schulwesen
bedeuteten und dem Schulwesen geänderte Rahmenbedingungen bescherten, die es
LehrerInnen immer schwerer machten, Schule erfolgreich zu gestalten.
Wer mir jetzt Mangel an Optimismus vorwirft, wird wohl durch die Kulissen eines
Besseren belehrt, die in den letzten Tagen auf die Bühne der Schulpolitik geschoben
wurden, um einen passenden Hintergrund für einen als Reform getarnten Anschlag
zu bieten. Schon wieder wird im Orchestergraben das sattsam bekannte Lied vom
zu teuren Schulwesen, den zu kleinen Klassen und den zu hohen Lehrergehältern
angestimmt.
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die Klassen in Finnlands Schulen, aber auch in denen Südtirols, das von der
Schulpolitik immer wieder als Vorbild zitiert wird, deutlich kleiner sind als die
Österreichs4 und
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das Gehalt der LehrerInnen nach 15 Unterrichtsjahren in Österreich viel weiter
unter dem durchschnittlichen Gehalt von AkademikerInnen liegt, als dies in den
allermeisten OECD-Staaten der Fall ist.5
Wer unser Schulwesen als im internationalen Vergleich teuer
diffamiert und Österreichs LehrerInnen als überbezahlt bezeichnet, ist ahnungslos oder verlogen.
Österreichs neue Unterrichtsministerin steht vor ihrer ersten
Bewährungsprobe. Wenn sie mit der desaströsen Politik ihrer
Vorgängerinnen brechen und der unverantwortlichen Stimmungsmache mit einer faktenbasierten Politik für das Schulwesen begegnen will, hat sie uns an ihrer Seite. Andernfalls steuern wir auf den nächsten Konflikt großen Ausmaßes zu. Nicht schon wieder!
Mit herzlichen Grüßen
Wir haben den Nationalratsabgeordneten, Regierungsmitgliedern und Medien schon
zu oft belegte und damit überprüfbare Fakten auf den Tisch gelegt, als dass ich noch
glauben könnte, dass diejenigen, die schon wieder die Stimmung gegen Österreichs
Schulwesen anheizen, an ihre „Argumente“ glauben.
Mag. Gerhard Riegler
Vorsitzender der ÖPU
Es muss der österreichischen Schulpolitik bekannt sein, dass, wie auch die aktuelle
Ausgabe der OECD-Studie „Education at a Glance“ belegt,
1
Österreich Schulwesen 2 Milliarden Euro pro Jahr weniger zur Verfügung stehen,
als es gemessen am Bruttoinlandsprodukt dem OECD-Mittel entspräche,2
2
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der Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der unserem Schulwesen gewidmet wird,
zwischen 1997 und 2013 um mehr als ein Viertel (von 4,3 auf 3,2 %) reduziert
wurde, was zu dem unerträglichen Ressourcenmangel an Österreichs Schulen
geführt hat, unter dem wir leiden,3
Lisa Kogelnik, Wien gibt bei Modellregion zu Gesamtschule nach. In: Standard online
vom 4. Oktober 2016.
Siehe OECD (Hrsg.), Education at a Glance 2016 (2016), Figure B2.2.
Siehe OECD (Hrsg.), Education at a Glance (2000), Table B1.1d.; OECD (Hrsg.),
Education at a Glance 2016 (2016), Table B2.2.
4 Siehe OECD (Hrsg.), Education at a Glance 2016 (2016), Figure D2.1., und Südtirols
Landesinstitut für Statistik (Hrsg.), Bildung in Zahlen 2014 -2015 (2015), S. 39.
5 Siehe OECD (Hrsg.), Education at a Glance 2016 (2016), Table D3.2b.
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Die Woche im Medienspiegel der