. Juwelier Gruschwitz schließt zum Jahresende: Uhrmachermeisterin wird Heilpraktikerin Seit 1991 ist der Juwelier Gruschwitz eine ebenso beliebte wie bekannte Adresse für Brautpaare und Schmuckliebhaber in Plauen. Betritt man den Laden von Sigrun Gruschwitz, fühlt man sich sofort umsorgt und betreut. Das liegt vor allem daran, dass die Geschäftsinhaberin außerordentlich gut mit Menschen umgehen kann – ein Grund, weshalb sie nun ihren Job wechselt... Von Clemens Zierold Plauen – Sigrun Gruschwitz ist Uhrmachermeisterin und kennt sich auch bestens in der Schmuckbranche aus. Seit 1991 gibt es in Plauen den Juwelier Gruschwitz. Zunächst in der Dobenaustraße 23, dann in der Oheimpassage. 2002 ist das Geschäft weiter nach vorn in Haus Nummer 3 der Dobenaustraße gezogen. Noch bis mindestens Mitte Dezember wird Sigrun Gruschwitz mit ihrer Mitarbeiterin Rita Hergenhahn dort wie seit einem viertel Jahrhundert Schmuck anbieten, verkaufen und beraten. Dann verschlägt es die 48-jährige Uhrmachermeisterin beruflich aber in eine ganz andere Richtung – die Heilpraktik. Die Jahre als Juwelierin waren für die verheiratete Sigrun Gruschwitz nicht immer ganz leicht. „Standorte sind extrem wichtig. Durch den Bau der Stadt-Galerie kam es damals zu einer Neuverteilung am Markt, was für den Einzelhandel in Plauen nicht unbedingt von Vorteil war. In der Oheimpassage und in der Dobenaustraße 23 war unser Geschäft nicht wirklich wahrnehmbar. Das hat sich dann mit dem jetzigen Geschäft geändert“, erzählt Sigrun Gruschwitz nach Feierabend in ihrem hell und gemütlich wirkenden Geschäft. Leicht fällt ihr die Geschäftsaufgabe nicht, sagt sie, aber sie habe dennoch ein gutes Gewissen dabei. Unterhält man sich mit der gelernten Uhrmacherin, strömt einem sofort Fröhlichkeit und Warmherzigkeit entgegen – und so geht es auch ihren Kunden. „Verkaufen heißt den Kunden zu informieren. Dort abzuholen wo er steht und auf dem Weg zum perfekten Produkt begleiten. So dass am Ende der Kunde voll und ganz zufrieden ist. Ich denke, das ist mir in den Jahren immer ganz gut gelungen“, erklärt Gruschwitz ihre „Geschäftsphilosophie“, die sich just in diesem Moment offenbart. Eine dreiviertel Stunde nach Ladenschluss geht noch einmal die Tür auf. Ein junges Paar mit Kind kommt herein – ein „Notfall“. Die Familie ist im Urlaub und die Frau hat ihre Uhr zu Hause vergessen. Auf die Frage, ob das Geschäft noch geöffnet hat, kennt Sigrun Gruschwitz nur eine Antwort: „Ja, wir schauen mal, was wir machen können. Auch wenn es im Urlaub vielleicht besser ist, keine Uhr zu tragen“, sagt sie augenzwinkernd. Das Problem ist im Nu gelöst und der Urlaub gerettet. „Wichtig ist, dass Schmuck die Persönlichkeit eines Menschen unterstreicht. Nicht jeder kann die größten und dicksten Klunker tragen. Es muss schon eine Stimmigkeit zwischen Schmuck und Persönlichkeit deutlich werden“, erklärt sie eines ihrer „Berufsgeheimnisse“. Das sei nicht immer ganz einfach, aber anhand der Körpersprache und dem Blick könne sie erkennen, ob sich der Kunde mit der Ware wohlfühlt. „Das ist eine ganz feine Ebene.“ Auf einer ebenso feinen, aber komplett anderen Ebene möchte sich die 48-Jährige nun künftig bewegen. „Schon seit längerer Zeit übe ich Heilpraktik aus. Seit 2011 intensiver. Ich habe mein Handwerk sehr gern gemacht. Aber die Uhrmacherei ist nicht das Erste und Letzte das ich machen will. Bisher habe ich Lösungen für meine Kunden gefunden. In der Heilpraktik möchte ich gemeinsam mit meinen Klienten Lösungen für Probleme finden“, erklärt Gruschwitz ihr neues berufliches Ziel. Erst war sie selbst Patientin in der Heilpraktik. „Der eigene Blick auf Perspektiven hat mich interessiert und hat mir auch sehr gut getan. Ich möchte die Zusammenhänge der Konflikte von Menschen verstehen und gemeinsam versuchen, sie zu lösen.“ Weg also von Metall- und Edelsteinkunde, Schmuckpflege und Reparaturen, hin zur menschlichen Seele, Körper und Geist. „Der Mensch ist im Prinzip wie eine Uhr. Von außen sieht man zwar das Problem, aber lösen kann man das nur im Inneren“, vergleicht sie. In der Heilpraktik führt sie Gespräche mit den Patienten, um körperliche, mentale und emotionale Probleme festzustellen. Über die Muskeln versucht sie dann herauszufinden, woher der Stress kommt. „Was bringt das System in Aufruhr?“, ist die Frage, die es aus ihrer Sicht zu lösen gilt. Denn das Herzklopfen hat nicht immer einen organischen Ursprung. Den Phänomenen des menschlichen Körpers geht Sigrun Gruschwitz ab 2017 in Jößnitz auf der Forststraße auf den Grund. „Dort habe ich einen kleinen, gemütlichen und ruhigen Raum, um meine Patienten zu empfangen. An die Zeit zwischen Ketten, Ohrringen, Uhren und Armbändern wird sich die 48-Jährige trotzdem gern zurück erinnern. So sehr sich die warmherzige Frau auf die kommenden Aufgaben freut, so viele tolle Erinnerungen wird sie an das Geschäft haben, an die Freundschaften, die zwischen ihr und den Kunden entstanden sind. Geholfen hat ihr beim Übergang von der Juwelierin zur Heilpraktikerin auch Mitarbeiterin Rita Hergenhahn, die der Uhrmacherin stets den Rücken frei hielt. Auch hofft sie, dass sie einen passenden Abnehmer für den Standort findet. Und auch dort merkt man das offenherzige an Sigrun Gruschwitz. „Ich bleibe da bis zum Ende offen.“ 2016-10-14
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