Die Geschichte und Entwicklung der Kybernetik The History and Development of Cybernetics Die Geschichte und Entwicklung der Kybernetik The History and Development of Cybernetics Präsentiert von The George Washington University in Kooperation mit The American Society for Cybernetics Vor vielen Jahren . . . waren die Dinge die verstanden werden mussten um erfolgreich durch das Leben zu gehen relativ unkompliziert Objekte und Prozesse, die wir später als Systeme bezeichnen werden, waren relativ einfach Noch vor wenigen hundert Jahren war es manchen Personen möglich einen Großteil des menschlichen Wissens zu beherrschen. Leonardo DaVinci Leonardo Da Vinci war führend im Bereich der Malerei . . . . . . der Bildhauerei . . . . . der Architektur . . . . . . der Anatomie . . . . . . des Waffenbaus, und . . . . . der Flugzeugkonstruktion. Dies ist seine Skizze für eine Flugmaschine aus dem 16. Jahrhundert . . . . . . und für einen Fallschirm im Falle des Absturzes der Maschine. Komplexität t Im Laufe der Zeit wurden die Systeme mit denen Menschen zu tun hatten . . . . . . immer komplexer. Alleine die Transportsysteme wurden immer komplexer . . . . . . und komplexer . . . . . . und komplexer . . . . . . und noch komplexer . . . . . . ebenso wie Energiesysteme. Einige Leute haben darauf hingewiesen, dass sich die Technologie . . . . . . so rasch weiterentwickelt, . . . . . . dass sie unsere Möglichkeiten sie zu kontrollieren übersteigt. Three Mile Island Eine Person alleine kann heute nicht mehr mit den Entwicklungen in allen Disziplinen schritthalten, geschweige denn eine führende Position in vielen Bereichen einnehmen, wie Leonardo Da Vinci das noch konnte. Spezialisierung wurde notwendig. Wie aber schaffen wir es nun effektiv mit einer sich technologisch hochentwickelten Gesellschaft umzugehen? Gibt es für den modernen Menschen einen Weg mit der Komplexität umzugehen, allgemeine Prinzipien zu formulieren, die für alle Systeme gelten, und dadurch die Bedingungen zu schaffen um die Welt in der wir leben besser regulieren zu können? Kybernetik = Regelung von Systemen Diese Frage war für eine handvoll Vordenker und Vordenkerinnen in den 1940er Jahren von Interesse. Sie waren die Pioniere eines Feldes das als Kybernetik bekannt wurde – die Wissenschaft der Regelung von Systemen. Kybernetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft die sich mit allen Systemen, von Molekülen . . . . . . bis zu Galaxien beschäftigt. Spezielle Aufmerksamkeit widmet sie Maschinen, Tieren und Gesellschaften. Der Begriff Kybernetik ist vom griechischen Wort für Steuermann abgeleitet, der als Kontrollsystem für ein Schiff verstanden werden kann. Das Wort wurde 1948 von Norbert Wiener geprägt und als eine Wissenschaft definiert. Er wurde 1894 geboren und lebte bis 1964. Als Vater der Kybernetik wurde er weltweit bekannt. Wiener war angewandter Mathematiker, Biologe und Elektrotechniker. Während des zweiten Weltkriegs arbeitete er an Radar-gestützten Flugzeug-Abwehr-Waffen. Er kombinierte ein spezielles Radar mit einer Kanone in einer Weise, dass Geschoss automatisch auf das Ziel – ein Flugzeug – zuflog. Nachdem die Kanone abgefeuert war, wurde mit dem Radar die Abweichung vom Ziel bestimmt und die Flugbahn des Geschosses derart verändert, dass die Abweichung immer kleiner wurde und schließlich das Ziel erreicht wurde. Das System imitierte menschliche Funktionen und führt sie effektiv aus. Rückkopplung Die Flugabwehrkanone demonstriert das kybernetische Prinzip der Rückkopplung. Mittels der Rückkopplung wird Information über das Ergebnis eines Prozesses genutzt um den Prozess zu verändern. Das Radar liefert Informationen über die Änderung der Position des Flugzeuges, und diese Information wird genutzt um das Zielen der Kanone korrigieren. Ein bekannteres Beispiel für den Einsatz von Rückkopplung ist das Thermostat. Die Raumtemperatur steigt auf 21°C Wenn das Heizsystem so eingestellt, dass es einen Schwankungsbereich von 1° zulässt, und das Thermostat auf 20°C eingestellt ist, wird die Raumtemperatur, durch heizen, auf 21°C steigen . . . Die Raumtemperatur steigt auf 21°C Die Heizung schaltet sich aus . . . bis der Temperatur sensor im Thermostat die Heizung ausschaltet. Die Raumtemperatur steigt auf 21°C Die Heizung schaltet sich aus Die Heizung bleibt ausgeschaltet bis die Temperatur im Raum auf 19°C gesunken ist, . . . Die Raumtemperatur sinkt auf 19°C Die Raumtemperatur steigt auf 21°C . . . dadurch schaltet der Sensor im Thermostat die Heizung wieder ein. Die Heizung schaltet sich ein Die Heizung schaltet sich aus Die Raumtemperatur sinkt auf 19°C Selbst-regulierende Systeme Der Sensor ist Teil der Informations-Rückkopplung, durch die das System eine Differenz zur gewünschten Temperatur von 20°C messen und die Abweichung korrigieren kann. Wie bei der Flugzeug-Abwehr, handelt es sich auch hier um ein System – bestehend aus Thermostat, Heizung und Raum – das sich selbst durch Rückkopplung regulieren kann. Der menschliche Körper ist eine der reichsten Quellen für Rückkopplungs-Beispiele die zur Regulation des Systems führen. So wird beispielsweise Information an das Gehirn geliefert wenn der Magen leer ist. Wenn eine korrigierende Aktion stattfindet, hier durch essen, dann wird dem Gehirn mitgeteilt, dass der Magen gefüllt wurde. Nach ein paar Stunden startet der gesamte Prozess von neuem. Die Rückkopplungsschleife arbeitet ein Leben lang. Magen fühlt sich leer an Zeit Magen fühlt sich voll an Person isst Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk von sich selbst regulierenden Systemen, sodass Kybernetiker früh darauf zurückgriffen und nach diesem Vorbild selbstregulierende Maschinen konstruierten. Eine berühmt gewordene Maschine ist der vom britischen Wissenschaftler Ross Ashby in den 1940er Jahren entwickelte Homöostat. So wie der menschliche Körper seine Temperatur konstant hält, so kann der Homöostat elektrische Ströme konstant halten, trotz Störungen von Außen. Homöostase Der Homöostat, der Mensch und der Thermostat halten, alle halten ein Gleichgewicht, eine Homöostase, durch verschiedenste FeedbackSchleifen aufrecht. Es spielt keine Rolle wie die Information weiter gegeben wird – nur dass der Regler Informationen über Veränderungen erhält ist wesentlich um das Verhalten anzupassen. Ein weiterer Wissenschaftler, Grey Walter, ging dem Konzept der Imitation von selbstregulierenden Eigenschaften von Menschen und Tieren nach. Sein bevorzugtes Projekt war das Bauen von mechanischen „Schildkröten“, die sich, wie die lebenden, frei bewegen und einige Merkmale von unabhängigem Leben zeigen. Walter ist hier zusammen mit seiner Frau Vivian, ihrem Sohn Timothy und der mechanischen „Schildkröten“ Elsie abgebildet. Elsie hat vieles mit Timothy gemeinsam. So wie Timothy Nahrung ausfindig macht, so sucht auch Elsie nach Nahrung, allerdings in Form von Licht, von dem sie sich „ernährt“. Sie transformiert es in elektrische Energie, mit der sie ihre Akkus auflädt. Danach macht sie ein „Nickerchen“, so wie Timothy nach dem essen, an einem schattigen Ort. Obwohl Elsie das Verhalten eines Menschen nachahmt ist ihre Anatomie völlig anders. So sieht Elsie unter der Hülle aus. Sie sieht im Inneren eher wie ein Transistorradio und . . . . . . weniger wie das Innere eines menschlichen Körpers. Aber als Kybernetiker war Walter nicht an einer Imitation der Form des Menschen, sondern an der Imitation menschlicher Funktionen interessiert. Kybernetik fragt nicht . . . „Was ist dieses Ding?“ . . . Sondern. . . „Was macht es?“ Grey Walter hat nicht, wie ein Bildhauer, versucht die physikalische Form eines Menschen zu simulieren, sondern funktionelle Abläufe. In anderen Worten: er sah Menschen . . . nicht als Objekte, . . . Sondern als . . . Prozesse Seit Jahrhunderten haben Menschen versucht Maschinen zu konstruieren die für menschliche Aufgaben nützlich sind, und zwar nicht nur für solche Aufgaben für die normalerweise Muskelkraft benötigt wird. Automaten, wie sie in den bewegten Figuren von Kuckucksuhren oder Musikboxen zu sehen sind, waren bereits im 18. Jahrhundert populär, und über Maschinen die denken können wurde bereits lange vor der Erfindung des Computers spekuliert. Macy Foundation Konferenzen 1946 - 1953 Von 1946 bis 1953 gab es eine Reihe von Konferenzen in denen Probleme bezüglich Rückkopplungsschleifen und zirkulärer Kausalität von selbstregulierenden Systemen diskutiert wurden. Diese, von der Josiah Macy, Jr. Foundation unterstützten, Konferenzen waren interdisziplinär und wurden von Ingenieuren, Mathematiker, Neurophysiologen und anderen besucht. Der Vorsitzende dieser Konferenzen, Warren McCulloch, berichtete, dass die teilnehmenden Wissenschaftler große Probleme hatten einander zu verstehen, da sie alle eine eigene, ihrer Wissenschaftsdisziplin entsprechende, Sprache hatten. Es gab derart hitzige Debatten, dass die daran teilnehmende Margaret Mead nicht einmal bemerkte sich einen Zahn gebrochen zu haben. Die weiteren Treffen verliefen ruhiger, weil die Teilnehmenden eine gemeinsame Sachkenntnis entwickelten. Diese Konferenzen, zusammen mit Norbert Wiener’s 1948 erschienenem Buch „Cybernetics“, waren die Basis für die Entwicklung der Kybernetik wie wir sie heute kennen. Hier ist ein Bild aus den 1950ern von vier bereits erwähnten, prominenten, frühen Kybernetikern. Von links nach rechts: sind das: Ross Ashby, Erfinder des Homöostats; Warren McCulloch, Organisator der Macy Foundation Konferenzen; Grey Walter, Konstrukteur von Elsie; und Norbert Wiener, der den Namen „Cybernetics“ vorschlug. Neurophysiologie + Mathematik + Philosophie Warren McCulloch war eine Schlüsselfigur für die Erweiterung der Kybernetik. Als Psychiater kombinierte er sein Wissen über Neurophysiologie mit Mathematik und Philosophie um ein sehr komplexes System zu verstehen, . . . . . . das menschliche Nervensystem. Er hielt es für möglich das Funktionieren des Nervensystems mit der präzisen Sprache der Mathematik zu beschreiben. Er entwickelte beispielsweise eine mathematische Gleichung die die Tatsache beschreibt, dass wenn ein Eiswürfel für kurze Zeit die Haut berührt, die paradoxe Wahrnehmung von Hitze entsteht. Neurophysiologie + Mathematik + Philosophie McCulloch nutzte nicht nur Mathematik und Neurophysiologie um das Nervensystem zu verstehen, sondern auch die Philosophie – eine seltenen Kombination. Wissenschaftler und Philosophen sind oft weit auseinander was ihre Interessen betrifft – Wissenschaftler untersuchen reale, konkrete, . . . . . . physikalische Dinge, wie Pflanzen, . . . . . . Tiere, . . . . . . und Mineralien, während Philosophen, . . . . . . abstrakte Dinge wie Ideen, Gedanken, und Konzepte untersuchen. Epistomologie = Erkenntnislehre McCulloch sah eine Verbindung zwischen der Naturwissenschaft Neurophysiologie und dem Epistomologie genannten Zweig der Philosophie, der Erkenntnislehre study of knowldge. Während Wissen üblicherweise als unsichtbar und abstrakt angesehen wird, hat McCulloch angemerkt, Wissen entstehe in einem Organ des Körpers mit physischen Eigenschaften, dem Gehirn. Physikalisch Gehirn Abstrakt Geist Wissen In der Geist treffen Gehirn und Idee zusammen, es treffen physikalisches und abstraktes und damit Wissenschaft und Philosophie aufeinander. Physisch Philosophisch Experimentelle Epistemologie McCulloch begründete eine neue Forschungsrichtung die auf der Schnittmenge zwischen Physischem und Philosophischem basiert. Er nannte sie „Experimentelle Epistemologie“, das Studium von Wissen mittels der Neurophysiologie. Ziel war es herauszufinden wie die Aktivität des Netzwerkes der Nerven durch Sinneswahrnehmungen und Ideen entstehen. Kybernetik = Regulation von Systemen Warum ist McCulloch’s Arbeit so wichtig für die Kybernetik? Erinnere dich: Kybernetik ist die Wissenschaft der Regulation von Systemen. Das menschliche Gehirn ist vielleicht der bemerkenswerteste Regulator von allen. Es reguliert den menschlichen Körper ebenso wie viele andere Systeme in der Umwelt. Eine Theorie darüber wie das Gehirn operiert ist aber auch eine Theorie darüber wie alles menschliche Wissen generiert wird. Während die Flugabwehrkanone und der Thermostat Apparate sind die von Menschen zur Regulation bestimmter Systeme konstruiert wurden, ist der Geist ein System das sich selbst konstruiert und reguliert. Wir werden über diese Phänomen in ein paar Minuten mehr sagen. Andere Konzepte in der Kybernetik Nachdem wir auf einige Schlüsselfiguren, deren Interessen und wissenschaftliche Beiträge eingegangen sind, werden wir uns nun einige weitere Konzepte der Kybernetik näher ansehen. Gesetz der erforderlichen Vielfalt (Law of Requisite Variety) Ein wichtiges Konzept ist das Gesetz der erforderlichen Vielfalt. Dieses Gesetz besagt folgendes: Wenn ein System komplexer wird, muss auch die Kontrolle des Systems komplexer werden, weil es mehr Funktionen gibt die zu regulieren sind. Mit anderen Worten, je komplexer ein zu regulierendes System ist umso komplexer muss die Regulation sein. Gehen wir zurück zum Beispiel des Thermostats Wenn in einem Haus nur ein Ofen vorhanden ist kann der Thermostat simpel sein, da er nur den Ofen reguliert. Wenn es in dem Haus einen Ofen und eine Klimaanlage gibt muss der Thermostat komplexer sein – die Schaltung wird aufwändiger –, da Heizen und Kühlen, also zwei Prozesse geregelt werden müssen. Das selbe Prinzip ist auch für Organismen anwendbar. Menschen besitzen das komplizierteste Nervensystem und Gehirn von allen Tieren. Das erlaubt ihnen viele verschiedene Aktivitäten und die Regulierung eines komplexen Körpers. Demgegenüber haben einige Tiere wie der Seestern, . . . . . . die Seegurke, . . . . . . und die Seeanemonen kein zentrales Gehirn, sondern nur ein simples Netzwerk aus Nervenzellen, und das ist alles was nötig ist um die Körperfunktionen dieser Meeresbewohner zu regulieren. Zusammengefasst: Je komplexer ein Tier ist umso komplexer muss das entsprechende Gehirn sein. Das Gesetz der erforderlichen Vielfalt ist nicht nur für Maschinen und Organismen anwendbar, sondern auch für soziale Systeme. Um beispielsweise die Kriminalität zu kontrollieren ist es nicht notwendig für jeden Bürger einen Polizisten bereitzustellen, denn nicht jede Aktivität eines Bürgers muss reguliert werden . . . . . . sondern nur illegale Aktivitäten. Es genügt im allgemeinen einen oder zwei Polizisten pro tausend Bürger bereitzustellen um die illegalen Aktivitäten zu kontrollieren. In diesem Fall wird die Übereinstimmung zwischen der Varietät von Regulator und System nicht durch die Erhöhung der Komplexität des Regulators sondern durch eine Reduktion der Varietät des Systems erreicht. Anstatt also mehr Polizisten einzustellen entscheiden wir uns dafür weniger Verhaltensweisen zu regulieren. Selbst-organisierende Systeme Das selbst-organisierende System ist ein weiteres Konzept in der Kybernetik, das wir täglich beobachten können. Das selbst-organisierende System ist ein System das zunehmend organisierter wird wenn es sich einem Gleichgewichtszustand nähert. Ross Ashby hat festgestellt, dass jedes System dessen interne Prozesse oder Interaktionen sich nicht ändern, ein selbstorganisierendes System ist. Zum Beispiel: Eine nicht organisierte Gruppe von Menschen die auf einen Bus warten . . . . . . bilden, zumindest in England, eine Schlange, weil sie aufgrund ihrer vergangenen Erfahrungen wissen, dass Schlangen praktisch sind. Diese Menschen bilden ein selbst-organisierendes System. Auch eine Mischung aus Essig und Öl ist ein selbst-organisierendes System. Wie hier gezeigt, bildet sich beim Schütteln ein homogenes Gemisch, zumindest zeitweilig. Wenn man dem Dressing erlaubt seinen Gleichgewichtszustand wieder herzustellen, so wird sich die Struktur der Mischung verändern und Essig und Öl werden sich automatisch wieder separieren. Wir können sagen, die Mischung organisiert sich selbst. Das Konzept der Selbstorganisation führt zu einer Konstruktionsregel. Um ein Objekt zu verändern, gibt man das Objekt in eine Umwelt in der die Interaktionen zwischen Objekt und Umwelt das Objekt in der gewünschten Richtung modifizieren. Drei Beispiele dazu . . . Erstens: Um aus Erz Eisen zu gewinnen geben wir das Eisenerz in eine Hochofen genannte Umgebung. Im Hochofen wird Koks verbrannt um Wärme zu erzeugen. Dabei wird das Eisenoxyd in reines Eisen umgewandelt. Als zweites Beispiel dient die Ausbildung von Kindern in der Schule. Das Kind wird in die Schule gesteckt. Als Resultat der Interaktionen mit Lehrern und anderen Schülern lernt das Kind in der Schule lesen und schreiben. Das dritte Beispiel ist die Regulation der Wirtschaft durch eine Regierung. In den USA gibt es eine Verfassung die drei Bereiche der Regierung festlegt. Durch den Beschluss von Gesetzen schafft der Kongress eine steuerrechtliche Umgebung und Strafbestimmungen die durch die Exekutive kontrolliert werden. Die Anreize und Strafen, über die im Zweifels- oder Streitfall vom Gericht entschieden wird, halten Geschäftsleute dazu an ihr Verhalten in die gewünschte Richtung zu lenken. Jedes Beispiel – der Hochofen . . . . . . die Schule mit Lehrern und Schülern . . . . . . und die Regierung die die Wirtschaft reguliert – kann als selbst-organisierendes System verstanden werden. Jedes System organisiert sich selbst wenn es einem Gleichgewicht zustrebt. In jedem Fall werden die bekannten Interaktionsregeln dazu verwendet ein gewünschtes Resultat zu erhalten. Die derzeitige Arbeit an zellulären Automaten, fraktaler Geometrie und Komplexität kann als Erweiterung des Ansatzes der Selbstorganisation der 1960er verstanden werden. Bisher haben wir besprochen wie die Kybernetik dazu dienen kann Maschinen zu bauen und simple Regulationsprozesse zu verstehen. Aber die Kybernetik kann auch genutzt werden um zu verstehen wie Wissen selbst generiert wird. Dieses Verständnis kann eine solide Basis sein für die Regulation von großen Systemen, wie wirtschaftliche Kooperationen, Nationen, . . . . . . und sogar die Welt als Ganzes. Die Rolle des Beobachters In den späten 1960er Jahren haben Kybernetiker wie der Österreicher Heinz von Foerster in den USA . . . . . . Humberto Maturana aus Chile, . . . . . . Gordon Pask und, . . . . . . Stafford Beer aus Großbritannien . . . Kybernetik zweiter Ordnung . . . damit begonnen kybernetische Prinzipien zu nutzen um die Rolle des Beobachters zu verstehen. Das wurde „Kybernetik zweiter Ordnung“ genannt. Während die Kybernetik erster Ordnung auf die Kontrolle von Systemen ausgerichtet ist, geht es in der Kybernetik zweiter Ordnung um autonome Systeme. Wenn kybernetische Prinzipien auf soziale Systeme angewandt werden muss die Rolle der Beobachterin des Systems beachtet werden, die sich . . . . . . bei der Untersuchung von sozialen Systemen dem System nicht entziehen kann und nicht verhindern kann, dass sie einen Einfluss auf das System hat. Klassischerweise unternimmt ein Wissenschaftler im Labor große Anstrengungen um keinen ungewollten Einfluss seiner Aktivitäten auf das Experiment zuzulassen. Wenn wir von mechanischen System, wie sie im Labor vorkommen, zu sozialen Systemen gehen so stellen wir fest, dass es dort unmöglich ist die Rolle des Beobachters zu ignorieren. Die Anthropologin Margaret Mead beispielsweise konnte es bei ihren Untersuchungen von fremden Kulturen nicht vermeiden einen Einfluss auf diese Kulturen auszuüben. Weil sie bei den Gesellschaften lebte die sie untersuchte, war es nicht ausgeschlossen, dass die Bewohner sie auch ärgern oder ihr imponieren wollten. Die Präsenz Mead’s veränderte die Kultur und hatte damit einen Effekt auf das was sie beobachtete. Dieser „Beobachtereffekt“ machte es unmöglich für Mead herauszufinden wie die Kultur in ihrer Abwesenheit aussah. Selbst ein gewissenhafter Reporter wird immer von seinem Hintergrundwissen und seinen Erfahrungen beeinflusst sein. Er ist notwendigerweise subjektiv. Ein einzelner Reporter wird außerdem nicht in der Lage sein alle Informationen zu umfassen die nötig sind um einen vollständigen und präzisen Bericht über ein komplexes Ereignis zu schreiben. Aus diesem Grund ist es gut wenn verschiedene Personen ein komplexes Ereignis oder System studieren. Nur mittels Beschreibungen verschiedener Beobachter kann eine Person herausfinden inwieweit das Berichtete eine Funktion des Beobachter oder eine Funktion der Ereignisse selbst ist. Während die frühe Kybernetik meistens dazu diente Systeme so zu gestalten, dass sie ein vordefiniertes Ziel erreichen, geht es in der Kybernetik zweiter Ordnung um Systeme die ihr Ziel selbst definieren. Sie fokusiert auf die Frage wie Ziele konstruiert werden. Ein interessantes Beispiel für ein System dem zunächst Ziele vorgegeben werden, und das sich zu einem wandelt das seine eigenen Ziele definiert ist der Mensch. Wenn Kinder klein sind setzen die Eltern Ziele fest. So wünschen sich Eltern normalerweise, dass ihre Kinder gehen und sprechen lernen, und dass sie gute Manieren lernen. Wenn die Kinder dann älter werden lernen sie sich ihre eigenen Ziele zu setzen und sie verfolgen diese dann auch, wie beispielsweise eine gute Schulbildung oder eine respektable Karriere, . . . . . . Heiratspläne . . . . . . und Familienpläne. Wir haben rückblickend gelernt, dass es in der Kybernetik zuerst um Rückkopplung ging. Der menschliche Körper ist eine Fundgrube dafür wie Rückkopplungsschleifen zur Selbstregulation eingesetzt werden. Wissenschaftler interessierten sich für das Studium dieser Prozesse . . . . . . und simulierten menschliche und tierische Aktivitäten, vom Gehen bis zum Denken. In der Kybernetik werden Eigenschaften der Selbstorganisation untersucht und sie ging . . . . . . von einer Betrachtung von Maschinen . . . . . . weiter zu großen sozialen Systemen. Obwohl wir nicht mehr zurück können in die Welt des Leonardo Da Vinci, und der einzelne nicht mehr alle Bereiche des Wissens beherrschen kann, so können wir doch Prinzipien finden die für alle Systeme gelten. Wie uns die Kybernetik außerdem lehrt ist Komplexität abhängig von der Beobachterin, da die Beobachterin das System definiert das sie kontrollieren will. Komplexität, wie auch Schönheit, liegt im Auge es Betrachters. Die Geschichte und Entwicklung der Kybernetik Uebersetzt auf Deutsch von: Manfred Drack Produziert von: Enrico Bermudez Paul Williams Oliver Umpleby Geschrieben von: Catherine Becker Marcella Slabosky Stuart Umpleby © 2006 The George Washington University: [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc