Hemelinger SPD feiert Geburtstag

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Stadtteil-Kurier
DONNERSTAG
6. OKTOBER 2016
Hemelinger SPD feiert Geburtstag
Ortsverein der sozialdemokratischen Partei besteht 125 Jahre
vOn M AT T H I A S H O LT H AU S
Hemelingen. Mit einem Blick zurück, einem
Blick nach vorne und einem Grußwort vom
Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel fand im
Bürgerhaus Hemelingen in der Godehardstraße die Feier zum 125-jährigen Bestehen
der SPD in Hemelingen statt. Mit Reden von
Bürgermeister Carsten Sieling und dem früheren Bremer Innensenator Helmut Fröhlich sowie einer lockeren Gesprächsrunde
mit den früheren Ortsvorsitzenden Gisela
Fröhlich, Birgit Löhmann und Claus-Dieter
Dunker gaben sich Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft der Hemelinger und der
Bremer SPD ein bewegtes Stelldichein.
„2016 wird der Ortsverein Bremen-Hemelingen 125 Jahre alt. Feiert dies, und arbeitet unverdrossen weiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität!“, lautete der wohlmeinende Gruß des SPD-Parteivorsitzenden
Sigmar Gabriel in seinem Glückwunschschreiben. Und feiern wollten die Genossinnen und Genossen das Jubiläum und kamen
zahlreich in das Hemelinger Bürgerhaus.
Unter ihnen war auch Bürgermeister Carsten Sieling, der in seiner Festrede auf die
Vergangenheit und die Gegenwart der Partei im Stadtteil einging: „1891 war für die
SPD ein historisches Jahr“, sagte Sieling,
„denn 1890 waren gerade die Sozialistengesetze zu Ende gegangen und es war somit die erste Möglichkeit, durchzuatmen und
sich zu organisieren“. Das „Gesetz gegen
die gemeingefährlichen Bestrebungen der
Sozialdemokratie“ habe von 1878 bis 1890
jegliche sozialdemokratische Arbeit verboten. Im Oktober 1891 gründete sich dann
die Hemelinger SPD. „Diese Gründung ist
auch eng verbunden mit dem Wandel Hemelingens vom Bauerndorf zum Industriestandort“, sagte der Bremer Bürgermeister
und verwies auf den Umstand, dass der heutige Stadtteil erst 1939 bremisch wurde. Zuvor sei Hemelingen ein Dorf gewesen.
Die Bevölkerung habe damals überwiegend aus Handwerkern, Industriearbeitern
und Eisenbahnwerkern bestanden, die das
Rückgrat der SPD bildeten. 1922 stellte die
Partei dann bereits den Ortsbürgermeister.
Auch 1933 habe es noch Mehrheiten gegen
die Nazis gegeben, bevor die SPD verboten
wurde, erzählte Sieling. Der Krieg habe für
Hemelingen eine Zäsur bedeutet, da die ansässige Rüstungsindustrie für häufige Angriffe der Alliierten sorgte und es somit zu
starken Zerstörungen kam. „In der Nachkriegszeit wurde Hemelingen dann das, was
es heute ist: Das industrielle Herz Bremens“,
Innensenator a.D. Helmut Fröhlich ist seit 63
Jahren Parteimitglied.
Bürgermeister Carsten Sieling und der Ortsvorsitzende Jens Dennhardt.
sagte Sieling weiter. Zwar habe der Konkurs
der Borgward-Werke 1961 den Stadtteil
schwer getroffen, doch die Ansiedlung von
Nordmende, Könecke und vor allem Mercedes-Benz habe Hemelingen erneut Auftrieb gegeben, und so auch dem Ortsverein.
Bereits 1952 sei der mit 1862 Mitgliedern
der größte Ortsverein in Bremen gewesen.
Der einsetzende Strukturwandel mit dem
Rückzug einiger großer Firmen machte und
macht Hemelingen jedoch zu schaffen. Die
Wahl von 2015 ergab ein Ergebnis von über
37 Prozent für die SPD und sei noch kein
Grund sich auszuruhen. „Wir sind heute in
Zeiten, in denen wir uns Sorgen machen
müssen“, betonte Sieling und spielte dabei
auf die zunehmende Akzeptanz rechtspopulistischer Tendenzen an. „Daher ist es wichtig, dem entgegenzutreten.“ Die Genossinnen und Genossen sollten weiter zusammenzuhalten.
Aktuell sei mit dem Wegzug von Könecke
und Coca-Cola ein großer Verlust zu beklagen. Doch Sieling sieht darin auch eine gro-
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ße Chance. So könne der Wegzug der Firmen auch eine Chancve sein, frei gewordenen Platz mit Dienstleistern, mit Kleingewerbe und Wohnungen neu beleben zu können. „Hemelingen hat einiges zu bieten“,
sagte Carsten Sieling. „Und Hemelingen soll
ein starker Stadtteil bleiben!“
Die anschließende Rede vom früheren Bremer Innensenator Helmut Fröhlich betonte
ebenfalls die wechselhafte Geschichte der
SPD im Stadtteil. Fröhlich, seit 63 Jahren in
der Partei, sieht weiterhin politisches Enga-
gement als wichtiges Element an: „Ich bin
schockiert, wenn ich mit jungen Menschen
heute über Sozialpolitik rede“, sagte er. „Für
viele von ihnen ist das Heutige selbstverständlich“. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – wünscht er der Partei noch viele erfolgreiche Jahre: „Für unsere Bürger
und für unser Land“.
Die vom derzeitigen SPD-Ortsvorsitzenden Jens Dennhardt geleitete Gesprächsrunde mit den ehemaligen Vorsitzenden Gisela Fröhlich, Birgit Löhmann und ClausDieter Dunker ließ noch einmal die bewegte Vergangenheit Hemelingens und der Partei Revue passieren. Insbesondere die Borgward-Pleite, die Ansiedlung von MercedesBenz und die daraus resultierenden Verkehrs- und Umweltprobleme seien große
Herausforderungen gewesen, betonten dabei alle drei Parteimitglieder. Themen waren außerdem das Bürgerhaus Hemelingen,
das in seiner jetzigen Form seit 1984 besteht,
und die laut Birgit Löhmann abgewendete
Debatte über die Schließung der Schule an
der Brinkmannstraße. Diese, so Löhmann,
hätte ohne das Zutun der Genossen damals
dem Wohnungsbau weichen müssen.
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