Inhalt Der Britische Blick: Deutschland – Erinnerungen einer Nation

Berliner Festspiele
Martin-Gropius-Bau
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Inhalt
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
1. Pressemitteilung
2
2. Wandtexte
5
3. Text aus dem MuseumsJournal von Barrie Cook
13
4. Auszug aus dem Begleitbuch
16
5. Vermittlungsprogramm
21
5.1 Für Schulklassen
21
5.2 Für Familien
23
5.3 Für alle
23
5.4 Für Berufstätige
24
6. Daten und Fakten
25
7. Partner und Sponsoren
27
Anlagen / Informationen:
- Copyrightliste mit Objekttexten
- Begleitbuch von Neil MacGregor
- Wall AG
- Programm Berliner Festspiele / Martin-Gropius-Bau
- Flyer
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Martin-Gropius-Bau
Pressebüro, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, T +49 30 254 86–236, F +49 30 254 86–235
[email protected], www.gropiusbau.de
Stand: 05.10.2016
Berliner Festspiele
Martin-Gropius-Bau
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
1. Pressemitteilung
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Öffnungszeiten Mittwoch bis Montag 10 – 19 Uhr, Dienstag geschlossen
an den Feiertagen geöffnet; 24.12. und 31.12. geschlossen
Veranstalter: Berliner Festspiele / Martin-Gropius-Bau. Eine Ausstellung des
British Museum zum Buch von Neil MacGregor. Ermöglicht durch die Beauftragte der
Bundesregierung für Kultur und Medien. Das kulturelle Vermittlungsprogramm wird
ermöglicht durch die Friede Springer Stiftung. Das Deutsche Historische Museum und die
Staatlichen Museen zu Berlin unterstützen die Ausstellung. Kurator: Barrie Cook
Kommunikation
Leitung: Dr. Susanne Rockweiler
Presse: Christiane Zippel
T +49 30 254 86 – 236, F +49 30 254 86 – 235
[email protected]
Organisation: Katrin Mundorf
T +49 30 254 86 – 112, F +49 30 254 86 – 107
[email protected]
Partner: Wall, Visit Berlin, Dussmann, Yorck Kinogruppe
Medienpartner: RBB Fernsehen, RBB Inforadio, Tagesspiegel, Cicero, Weltkunst, Business &
Diplomacy, TOP Magazin, G/Geschichte, H.O.M.E., In Your Pocket, Mitte Bitte
Deutschland? Aber wo liegt es?
Ich weiß das Land nicht zu finden
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, Xenien, 1796
Am 9. November 1989 meldeten die Medien in der ganzen Welt den Fall
der Berliner Mauer, jenes Ereignis, das ein neues, vereintes Deutschland entstehen ließ.
Heute spielt dieses Deutschland eine wichtige Rolle im Weltgeschehen. Die Bürger im
Osten und Westen Deutschlands lebten Jahrzehnte in unterschiedlichen politischen
Systemen, aber gemeinsam hatten sie viele tief verwurzelte Erinnerungen.
Diese Ausstellung untersucht einige dieser Erinnerungen anhand von
rund 200 Objekten, die während der letzten 600 Jahre in Deutschland entstanden und
prägend sind für Kultur, Wirtschaft und Politik in Vergangenheit und Gegenwart. Sie
erzählen von den großen deutschen Leistungen, von Philosophen, Dichtern und Künstlern
und von Geschichtsereignissen, die das Gesicht des heutigen Deutschland geprägt haben.
Einer Nation, die im Schatten der fürchterlichsten aller Erinnerungen entstanden ist, des
Holocaust.
Es sind Erinnerungen, die bekannt sind, und andere, die es neu zu
entdecken oder aufzufrischen gilt. Die ausgewählten Werke erzählen oft mehrere
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Stand: 05.10.2016
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Geschichten und zeichnen ein differenziertes Bild der komplexen deutschen Geschichte.
Die Ausstellung skizziert in fünf Kapiteln mit hochkarätigen Museumsstücken und
historischen Dokumenten, in thematischen und chronologischen Sprüngen, wie
Deutschland letztlich wurde, was es heute ist:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Fließende Grenzen
Reich und Nation
Made in Germany
Krise und Erinnerung
Die Ausstellung beginnt und endet mit dem Jahr 1989 und Gerhard
Richters Betty aus dem Jahr 1991, die einen Blick zurückwirft.
Zu sehen sind wertvolle Werke wie Albrecht Dürers Holzschnitt eines
Nashorns von 1515 sowie die Porzellanversion von Johann Gottlieb Kirchner von 1730, die
nach Dürers Vorlage entstanden ist. Sie stellt eine der hochwertigsten technologischen
und künstlerischen Errungenschaften der deutschen Welt dar: die Erfindung des
Porzellans. Porzellan wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in Meißen erneut erfunden. Es
wurde zu einem wichtigen europäischen Wirtschaftszweig und machte dem „weißen
Gold“ aus China Konkurrenz. Die grandiose Schedelsche Weltchronik aus dem Jahr 1493
weist auf die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg Mitte des 15.
Jahrhunderts hin. Wissen und Kunst konnten durch diese Erfindung in gedruckter Form
europaweite Verbreitung finden.
Für deutsche Präzision und hohe Goldschmiedekunst steht das
Astrolabium von 1596. Geschickte deutsche Metallhandwerker bauten einige der besten
wissenschaftlichen Instrumente der Frühen Neuzeit. Johann Anton Linden war einer von
ihnen. Sein astronomisches Kompendium hat die Größe eines eBook-Readers und ist
Weltzeituhr und Navigationsgerät in einem. Ein Sinnspruch ist eingraviert: „Die Zeit rennt.
Der Tod ist wie eine Schwelle, die du überschreiten musst.“
Eines der eindrücklichsten Objekte der Ausstellung ist Ernst Barlachs
Bronzeskulptur mit dem Titel Schwebender. Es ist ein Engel anderer Gestalt: Mund und
Augen sind geschlossen, die Flügel eingeklappt, sein Blick richtet sich nach innen. Barlach
(1870-1937) hat ihn 1926 als Erinnerung an den schrecklichen Ersten Weltkrieg zur 700Jahr-Feier des Doms zu Güstrow geschaffen.
Barlach selbst meldete sich 1915 enthusiastisch zum Kriegsdienst, als
Pazifist kam er zurück. 1933 entfernten die Nazis seine Skulpturen aus dem öffentlichen
Raum. Er galt als „entarteter“ Künstler, denn sein Stil hatte nichts mit Heldentum zu tun.
Im August 1937 wurde der Engel im Dom entfernt und 1940 für Kriegszwecke
eingeschmolzen. Die Gipsform war gerettet, ein Nachguss angefertigt und in einem Dorf
bei Lüneburg versteckt worden. 1951 sollte der Engel wieder ausgestellt werden. Güstrow
lag allerdings in Ostdeutschland. Der Kalte Krieg war in der heißen Phase. So wurde der
Guss in der Kölner Antoniterkirche ausgestellt. Erst 1953 wurde ein Abguss für den
Güstrower Dom angefertigt. Am 13. Dezember 1981 besuchten Helmut Schmidt, damals
Bundeskanzler, und Erich Honecker, damalig Generalsekretär des Zentralkomitees der
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SED, Barlachs Engel im Dom. Der Engel stand nun für eine gemeinsame Erinnerung der
beiden Staaten und Staatsmänner
1937 wurde vor den Toren von Weimar – Stadt Goethes und Schillers, des
Bauhauses und Wiege der demokratischen Verfassung der Weimarer Republik – das
Konzentrationslager Buchenwald gebaut. Hier starben bis 1945 56.000 Menschen. Das
Lagertor von Buchenwald entstand 1938. Es trägt in diesem Zusammenhang
infamerweise die Inschrift „Jedem das Seine". Sie wurde von Franz Ehrlich, ehemals
Bauhaus-Student und Inhaftierter im KZ-Buchenwald, entworfen. Die Schrift ist von
innen lesbar angebracht. Die Häftlinge sollten sie ständig vor Augen haben.
Zwölf Jahre Nazi-Terror zählen zu den zentralen, unentrinnbaren
Erinnerungen Deutschlands. Sie führten zur systematischen Ermordung von rund sechs
Millionen Juden und brachten Tod und Zerstörung über ganz Europa.
Viele Künstler, darunter auch Georg Baselitz, bearbeiten in ihrem Werk
immer wieder diese Zeit. In seiner Radierung „Adler“ von 1977 sind Bundesadler und
Flagge des demokratischen Deutschlands verschlissen und zerfranst und stehen auf dem
Kopf; eine Reflektion womöglich ob der Zerbrechlichkeit dieser Ideale.
Die Ausstellung spürt der deutschen Identität aus britischer Sicht nach.
Entstanden ist ein Dialog zwischen Deutschland und seiner Geschichte.
Eine Ausstellung des British Museum. Kurator: Barrie Cook, Historiker des
British Museum. Von Neil MacGregor, vormals Direktor am British Museum, für London
initiiert und begleitet von einem Buch, das im Beck-Verlag erschienen ist.
Der Martin-Gropius-Bau dankt der Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien, ohne deren Förderung diese Ausstellung nicht möglich wäre, ebenso
der Friede Springer Stiftung für die Unterstützung des Vermittlungsprogramms sowie dem
Deutschen Historischen Museum und den Staatlichen Museen zu Berlin für die großzügigen
Leihgaben.
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2. Wandtexte
Der Britische Blick:
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8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
1. Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Am 9. November 1989 meldeten in der ganzen Welt Nachrichtensendungen den Fall der Berliner Mauer, jenes Ereignis, das ein neues, vereintes
Deutschland entstehen ließ. Heute spielt dieses Deutschland eine wichtige Rolle im
Weltgeschehen. Die Bürger im Osten und Westen Deutschlands lebten Jahrzehnte in sehr
unterschiedlichen politischen Systemen, aber gemeinsam hatten sie viele tief verwurzelte
Erinnerungen, die sie in den neuen Staat einbrachten. Diese Ausstellung untersucht einige
dieser Erinnerungen anhand von Objekten, die während der letzten 600 Jahre in
Deutschland entstanden sind. Sie stellen nur Fragmente jener Geschichte dar, die das
Gesicht des heutigen Deutschland geprägt hat, einer Nation, die im Schatten der
fürchterlichsten aller Erinnerungen entstanden ist, des Holocaust. In ihrer Gesamtheit
bieten die ausgestellten Objekte Perspektiven auf Regionen, die stets bedeutend für
Europa waren.
2. Fließende Grenzen
Das vereinte Deutschland von heute ist ein Deutschland, das erst 1990
als Folge des Mauerfalls zustande kam. In Wirklichkeit handelt sich bei
„Deutschland“ eher um eine Idee als um einen fortdauernden Staat – historisch
betrachtet gab es viele unterschiedliche ‚Deutschlande‘. Es gibt nur wenige Länder mit
einer Geschichte von ähnlicher politischer und geografischer Komplexität. Das moderne
Deutschland hat mehr direkte Nachbarn als jedes andere europäische Land, doch die
Grenzen des deutschen Gebiets waren stets wechselnd, gleitend und durchlässig. Städte
und Landstriche, die jahrhundertelang als „deutsch“ betrachtet wurden, werden heute
nicht mehr als Teil Deutschlands oder der deutschsprachigen Welt gesehen. Dieses
Ausstellungskapitel beleuchtet, wie dieses Gebilde Deutschland in Geografie und
Landschaft fluktuierte und wie Orte aufhörten, deutsch zu sein.
Deutschland: Handel
Angesichts des Fehlens einer starken Zentralmacht war die mittelalterliche und
neuzeitliche deutschsprachige Welt in der Lage, Unternehmensformen Raum zu bieten,
die politische Organisation und Handel vereinten. Die Hanse oder Deutsche Hanse war
ein Handelsverbund vorwiegend deutschsprachiger Städte in Nordeuropa unter der
Führung von Hamburg und Lübeck. Die Hanse umfasste auch Städte außerhalb des
Heiligen Römischen Reichs, wie etwa Stockholm, Danzig und Riga, es gab zeitweise sogar
Niederlassungen außerhalb des Reichsgebiets in London, Nowgorod und Antwerpen.
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Nicht mehr deutsch
Königsberg
(Kaliningrad)
Königsberg war für Jahrhunderte eine der wichtigsten deutschsprachigen Städte in
Osteuropa, obwohl es außerhalb des Heiligen Römischen Reichs lag. 1701 wurde hier der
Kurfürst von Brandenburg als König in Preußen gekrönt, wodurch der Staat Preußen
entstand. Die Stadt war ein wichtiger Bestandteil der deutschsprachigen Welt, bis sie
1945 als Folge des Krieges von der Sowjetunion annektiert, in Kaliningrad umbenannt und
die deutschsprachige Bevölkerung vertrieben wurde.
Prag
Prag, Hauptstadt des alten Königreichs Böhmen, hatte eine lang andauernde und
komplexe Beziehung zur deutschen Welt. Sie war Sitz der ersten deutschsprachigen
Universität, gegründet 1348, und war zu mehreren Zeiten ihrer Geschichte
gewissermaßen eine geistige Hauptstadt der deutschen Welt. Seit den 1880er-Jahren
begann die Bevölkerung Prags verstärkt die eigene tschechische Nationalität als Identität
zu betonen. In der Folge wurde Prag von einer vorwiegend deutsch- zu einer tschechischsprachigen Stadt.
Basel
Während des gesamten Mittelalters war Basel, heute in der Schweiz, eine deutsche Stadt,
regiert von einem Fürstbischof und Teil des Heiligen Römischen Reichs. Ende des 15.
Jahrhunderts wurde die Stadt zu einem der führenden Zentren deutscher Druckkunst,
und ihre Universität zog so namhafte Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam (um 1466 –
1536) an. In dieser Zeit wandte sich Basel den Nachbarn der Schweizer Eidgenossenschaft
zu, einem anwachsenden Bündnis aus Städten und ländlichen Gemeinden. 1501 entschied
sich Basel, ein Teil der Eidgenossenschaft zu werden; 1648, mit dem Westfälischen
Frieden, wurde die Eidgenossenschaft aus dem Heiligen Römischen Reich ‚entlassen‘.
Straßburg
Im Mittelalter war Straßburg ein Teil der deutschen Welt des Heiligen Römischen Reichs.
Hier entwickelte Johannes Gutenberg (um 1395 – 1468) seine ersten Pläne, die zur
Entstehung des modernen Buchdrucks führten, zudem wurde die Stadt Anfang des 16.
Jahrhunderts eine Bastion der Reformation. Für den deutschen Dichter Johann Wolfgang
von Goethe (1749 – 1832) war das „hoch erhabene“ Straßburger Münster ein Meisterwerk
deutscher Architekturkunst. Zunehmend wurde Straßburg jedoch zum Spielball zwischen
der deutschen Welt und dem expandierenden Königreich Frankreich.
3. Reich und Nation
Nahezu ein Jahrtausend lang war die deutsche Welt in eine politische
Struktur eingebettet, die unter der Bezeichnung „Heiliges Römisches Reich Deutscher
Nation“ bekannt wurde, eine komplexe Vereinigung von Städten, Fürstentümer und
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Königreichen. Die Territorien des Reichs reichten von der Ostsee und Nordsee bis jenseits
des Rheins, zu den Alpen, nach Ungarn und Polen. Innerhalb der Einheit herrschte
Zergliederung, doch gerade seine Komplexität ermöglichte es dem Reich, selbst große
Belastungen zu überstehen. Zerstört wurde das Reich schließlich Anfang des 19.
Jahrhunderts durch Napoleon (1769 – 1821), einen Außenstehenden. Nachdem das Reich
1806 untergegangen war, wurde eine neue politische und ideologische Ordnung
erforderlich, um sich den veränderten Verhältnissen anzupassen und neu zu definieren,
was es bedeutete, deutsch zu sein. Es wurde eine Selbsterforschung, die Europa während
des gesamten 19. Jahrhunderts und darüber hinaus prägen sollte.
1495 Die Bezeichnung „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ wird den deutschen
Territorien auf einem Reichstag (einer Art Parlament) gegeben
1517 Beginn der Reformation
1806 Auflösung des Heiligen Römischen Reichs
1813 Schlacht von Leipzig (Völkerschlacht), Napoleon wird aus Deutschland
zurückgedrängt
1848 Ein einiges Deutschland mit einer liberalen Verfassung wird proklamiert
1871 Proklamierung eines neuen deutschen Kaiserreichs
Das Heilige Römische Reich
Das Heilige Römische Reich wurde von einem gewählten Kaiser regiert. Seit dem 15.
Jahrhundert war dies in der Regel das ranghöchste Mitglied der mächtigen HabsburgerDynastie, die über Österreich, Böhmen und Ungarn herrschte. Macht und Autorität lagen
gleichermaßen beim Kaiser und bei den Reichsständen, deren Mitglieder in einem
Parlament saßen, das Reichstag genannt wurde. Die Reichsstände setzten sich
zusammen aus durch Erbfolge legitimierten weltlichen Fürsten, Fürstbischöfen, freien
Reichstädten und anderen Landesherren. Auf diese Weise war ein Bewohner sowohl dem
Kaiser als auch einem Fürsten oder einer Reichsstadt untertan.
Das Reich war jedoch nicht bloß ein Flickenteppich, der aus vielen Ländern bestand. Auf
lokaler Ebene gestaltete sich die Ausübung der Autorität extrem kompliziert, angesichts
der Territorien, die unterschiedlichen Fürsten in mitunter verwickelten Beziehungen
zueinander gehörten, der Rechte sowie der Zuständigkeiten, die zuweilen bis hinunter zu
den Befugnissen über Landgüter und Dörfer reichten. Dessen ungeachtet erwies sich das
Reich als flexibles und politisch robustes Gebilde, das einzig und allein von der
übermächtigen Gewalt Napoleons zerschlagen werden konnte.
Die Sprache des Glaubens
Die jüdische Gemeinschaft
Die deutschen Juden waren die einzigen nichtchristlichen Bewohner des Heiligen
Römischen Reichs. Sie erreichten nie mehr als ein oder zwei Prozent der
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Gesamtbevölkerung. Sie wurden einer Sondersteuer und Restriktionen in der
Bewegungsfreiheit unterworfen. Mehrfach wurden sie aus einer
Stadt oder einem Fürstentum vertrieben. Zu anderen Zeiten wurde ihnen erlaubt, in
relativem Frieden und Wohlstand zu leben. In den Reichsstädten waren sie unmittelbar
dem Kaiser untertan, der sie sowohl beschützen als auch ihnen seinen Schutz entziehen
konnte.
Reformationen
Die größte Herausforderung, mit dem sich das Heilige Römische Reich konfrontiert sah,
trat in Form der lutherischen Reformation auf, eine religiöse Bewegung, die 1517 aufkam
und die Autorität der etablierten katholischen Kirche herausforderte. Die dezentrale
Beschaffenheit der Macht im Reich ermöglichte es, dass sich die Ideen von Martin Luther
(1483 – 1546) und seinen Anhängern verfestigten und ausbreiteten. Der Schock der
Reformation teilte Deutschland in protestantische und römisch-katholische Bewohner.
Der religiöse Konflikt führte fast zum Zerbrechen des Reichs vor allem während des
verheerenden Dreißigjährigen Kriegs, der in Europa von 1618 bis 1648 zum Teil als Krieg
zwischen protestantischen und katholischen Staaten geführt wurde. Am Ende wurde mit
dem Westfälischen Frieden (1648) ein Kompromiss erreicht, der beiden Identitäten, der
katholischen sowie der protestantischen, im Reich Rechnung trug.
Eine Nation begründen
Deutschland besiegt
Das Heilige Römische Reich wurde von außen zerstört, verändert durch die Folgen der
Französischen Revolution und durch Napoleons Eroberung eines Großteils von Europa.
1806 hörte das Reich auf zu existieren. Angesichts dieser Auflösung musste die deutsche
Welt neu geformt und in gewisser Hinsicht neu erdacht werden. Die Kriegsanstrengungen
gegen Napoleon (1769 – 1821) intensivierten ein Gefühl für deutsche Identität, befeuerten
gemeinsame patriotische Ziele, um Napoleon aus Deutschland zurückzudrängen. Auch
wenn viele Staaten und Fürstentümer 1806 ihre Unabhängigkeit verloren hatten, gab es
nach 1815 noch über 30 verschiedene deutsche Staaten, verbunden nunmehr im
Deutschen Bund, einer Allianz, welcher der Kaiser von Österreich vorstand. Neben
Österreich war das Königreich Preußen der wichtigste Akteur in der deutschen Welt. 1871
schuf ein dominierendes Preußen ein geeintes Deutschland ohne Österreich. Dieses neue
Deutsche Reich hatte bis zu seiner Niederlage im Ersten Weltkrieg bestand.
Deutschland neu erdacht
Als die Deutschen im 19. Jahrhundert versuchten, eine neue politische Identität
herauszubilden, erkundeten sie auch ihre kulturelle Identität. Sie setzten auf ihre
Geschichte, ihre Sprache und ihre Mythen, um mithilfe dieser die Wurzeln der eigenen
Nation wiederzuentdecken. Und sie suchten nach einer neuen Bildsprache, um dies
ausdrücken zu können. Philosophie und Musik wurden ebenfalls maßgebliche Formen für
deutsches Nationalbewusstsein.
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Deutschland erneuert
Nach dem Niedergang des Heiligen Römischen Reichs in den napoleonischen Kriegen
führte die Frage, was nunmehr Deutschland sein sollte, zu mehreren möglichen
Antworten. Eine war ein Deutschland, das Österreich und seine weiträumigen
nichtdeutschen Territorien miteinbezog. Die andere war eine kleindeutsche Lösung eines
Deutschlands ohne Österreich, das von Preußen dominiert wurde. Genau diese
kam 1871 auf – ein neues Deutsches Reich, regiert vom preußischen König als Kaiser.
4. Made in Germany
Deutschsprachige Künstler, Handwerker, Designer, Musiker,
Schriftsteller und Philosophen haben großartige Beiträge zur europäischen und
Weltkultur hervorgebracht. Viele dieser Errungenschaften waren geprägt durch die
besonderen Machtstrukturen, die in der deutschsprachigen Welt während des größten
Teils ihrer Geschichte herrschten. Da es keinen dominanten zentralen Hof gab, wie in
Großbritannien mit London oder Frankreich mit Paris, konnte nicht ein Herrscher allein
Geschmack und Ideen kontrollieren. Politische Rivalitäten zwischen Städten und Staaten
führten zu einem intensiven und fruchtbaren Wettbewerb. Künstler konnten es sich
aussuchen, ob sie für den einen großzügigen Dienstherrn arbeiteten oder zu einem
anderen zogen, der mehr Möglichkeiten bot. Komplexe Netzwerke im Handel entlang der
großen Flüsse Deutschlands sowie die Messen und Märkte begünstigten diese reichhaltige
Welt des Handels und der Fertigung.
Albrecht Dürer
Albrecht Dürer (1471 – 1528) war der erste bedeutende Künstler, der seine
Werke statt nur als Gemälde auch als Drucke gestaltete. Auf diese Weise wurde er der
erste wahrhaft europäische Künstler, dessen Kunstwerke auf dem ganzen Kontinent
gesammelt wurden. Mittels Holzschnitt und Kupferstich vermochte er komplizierte
Details und subtile Abstufungen von Licht und Schatten darzustellen. Der italienische
Künstler und Schriftsteller Giorgio Vasari (1511 – 1574) bezeichnete ihn als „fabelhaften
deutschen Maler und Meister feiner Kupferstiche“. In Dürers gesamtem Schaffen gehören
die Kupferstiche mit zu seinen berühmtesten und richtungsweisendsten Arbeiten.
Vorsprung durch Technik
Das Ansehen des modernen Deutschlands aufgrund innovativer
Technologien und qualitativ hochwertiger Erzeugnisse kann mit einem Werbeslogan einer
Automarke auf eine Formel gebracht werden: „Vorsprung durch Technik“. Tatsächlich hat
die Produktion von Objekten, die sich durch Präzision, Können und Design auszeichnen,
eine lange Tradition in Deutschland. In dieser Abteilung sind sie mit dem Buchdruck, der
Metallverarbeitung und der Porzellanherstellung vertreten. Die Produkte
veranschaulichen die Verbindung von technischem Können und künstlerischer Vollendung.
Die vielleicht bedeutendste Errungenschaft war eine Kombination von Erfindungen und
Fertigkeiten in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch Johannes Gutenberg (um 1395 –
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1468). Er hat das Druckgewerbe, wie wir es bis heute in Europa kennen, begründet. Mit
dem Buchdruck schuf er auch erstmals eine ausgeklügelte Methode der
Massenkommunikation und revolutionierte so den Zugang zu Informationen in Europa.
Die Macht der Druckkunst
Fünfzig Jahre nach Gutenbergs Erfindung arbeiteten Buchdrucker in 350
europäischen Städten und produzierten 30.000 Titel und 9 Millionen Bände. Die
traditionsreiche Messe in Frankfurt am Main, in der Nähe von Gutenbergs Heimatstadt
Mainz, wurde ein wichtiges Zentrum für den aufkommenden Buchhandel. Bis heute ist
Frankfurt Sitz der größten Buchmesse der Welt. Die Druckerzeugnisse reichten von
hochgeschätzten klassischen Texten bis zu billigen Taschenbuchausgaben und umfassten
auch lose Blätter mit Nachrichten, Tabloid-Journalismus jener Epoche, der sich den
Sensationen und Wunderdingen widmete, wie etwa der Geburt siamesischer Zwillinge
oder der Ankunft eines Nashorns. Darüber hinaus wurden auch Landkarten sowie Werke
über Philosophie, Politik und Religion gedruckt. Bereits kurz nach der Gutenberg-Bibel
erschien der erste Notendruck, eine Reihe von Gesängen für den liturgischen Gebrauch.
Nahezu alles, was mit der Druckerpresse möglich war, wurde innerhalb von Jahrzehnten
von den ersten deutschen Buchdruckern ausgeführt. Besonders beliebt waren Flugblätter
– große Papierbögen, die nur auf einer Seite bedruckt waren. Flugblätter wurden oft
eingesetzt, um bestimmte Ereignisse anzukündigen oder um etwas zu bewerben und
führten schließlich zur Entwicklung der modernen Zeitung.
China in Germany
Jahrhunderte lang hatten die Europäer chinesisches Porzellan importiert
und herauszufinden versucht, wie sie es selbst herstellen könnten. Das harte, glänzende,
durchscheinende Material wurde als äußerst begehrenswertes Luxusgut und
Statussymbol betrachtet. Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelten schließlich
Wissenschaftler im Dienst von August II. (häufig genannt „August der Starke“), Kurfürst
von Sachsen und König von Polen, ein Verfahren, Porzellan herzustellen. Dies war ein
Triumph der angewandten Experimentalchemie. 1710 begann die offizielle
Porzellanproduktion in Meißen, in der Nähe von Dresden. Die sächsischen Herrscher
bedienten sich des Porzellans, um erlesene Geschenke zu machen. Als das Geheimnis der
Porzellanherstellung durchsickerte, drängten bald andere europäische Herrscher des 18.
Jahrhunderts darauf, ihre eigenen Manufakturen aufzubauen und schufen auf diese
Weise einen Wirtschaftszweig, der durch Wettbewerb aufblühte. Meißen mit seinem Logo
aus gekreuzten Klingen ist noch heute einer der exquisitesten Porzellanhersteller.
Johann Wolfgang von Goethe
Mit Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) hatten die Deutschen
endlich einen Dichter, der ein Genie und international anerkannt war, ein Gegenstück zu
Dante Alighieri (1265 – 1321), William Shakespeare (1564 – 1616) und Miguel de Cervantes
(1547 – 1616). Aber Goethe war nicht bloß Literat. Neben seinen Romanen, Dramen und
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Gedichten, befasste er sich auch mit seiner Außenwelt. Er rezipierte in umfassendem
Maße die internationale Literatur. Außerdem hegte er ein großes Interesse an der
Mineralogie, der Anatomie, der Optik und der Botanik und publizierte eine so originelle
wie bedeutende Studie: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären (1790). Er
besaß eine große Privatsammlung naturhistorischer Präparate und die größte
Mineralsammlung Europas (17.000 Steinproben in seinem Nachlass). Die beginnende
industrielle Revolution beobachtete er mit einer Mischung aus Interesse und Vorsicht.
Weimar und das Bauhaus
In den 1770er-Jahren entwickelte sich Weimar zum führenden kulturellen
Zentrum Deutschlands und zum Ort intellektueller Freiheit. Hier versammelten sich die
bedeutendsten kreativen Persönlichkeiten der Zeit, darunter die Dichter Johann
Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller (1759 – 1805). Früher wirkte der Komponist
Johann Sebastian Bach (1658 – 1750), später Franz Liszt (1811 – 1886), Johann Nepomuk
Hummel (1778 – 1837), Richard Wagner (1813 – 1883) und Richard Strauss (1864 – 1949) in
Weimar, Wagners Lohengrin wurde 1850 in der Stadt uraufgeführt. Auch der Philosoph
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) zog nach Weimar, wo er im Jahr 1900 starb. Von 1919 an
war Weimar Sitz des Bauhaus, das Walter Gropius (1883 – 1969) gegründet hat. Es
verband Klassen für Kunst und Handwerk unter einem Dach. Schwindende Unterstützung
der konservativen Regierung des Staates Thüringen zwang das Bauhaus 1925, von Weimar
wegzuziehen, zunächst nach Dessau und danach nach Berlin. 1933 setzte das NaziRegime die Schule massiv unter Druck, bis sie geschlossen wurde. Das Bauhaus hatte und
hat bis heute weltweit einen großen Einfluss auf moderne Architektur, Kunsthandwerk,
Design und Typographie.
5. Krise und Erinnerung
Die so verheerenden wie verhängnisvollen Ereignisse aus der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts haben in der jüngeren Vergangenheit den Blick auf deutsche
Geschichte und Kultur zutiefst geprägt. Deutschland führte und verlor zwei Weltkriege. Es
erlebte in der Zwischenkriegszeit einen wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch.
Die politischen und ökonomischen Wirren, die auf das Ende des Ersten Weltkriegs folgten,
wurden von Adolf Hitler (1889 – 1945) ausgenutzt und führten zum Emporkommen des
Nationalsozialismus und zu den Schrecken des Nazi-Regimes. Dazu zählen vor allem der
Holocaust und die Ermordung von sechs Millionen Juden, sowie die Zerstörung eines
Großteils von Europa. Die Nazis wollten eine ‚neue‘ deutsche Kultur und Identität
schaffen, sie hinterließen ein unheilvolles Vermächtnis, dem nicht entronnen werden
kann und das nicht hinlänglich beschrieben oder erklärt werden kann. Nach 1945 musste
sich ein erneut aufgeteiltes Deutschland mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen
und eine Gegenwart gestalten, die mit der schrecklichen Vergangenheit angemessen
umgeht.
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
1871 Deutsche Einigung und Gründung des Deutschen Kaiserreichs
1914 Beginn des Ersten Weltkriegs
1918 Niederlage des Deutschen Reichs; in Berlin wird die Republik ausgerufen
1919 Die Nationalversammlung verabschiedet in Weimar eine demokratische Verfassung.
1933 Adolf Hitler wird Reichskanzler
1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs
1945 Niederlage Deutschlands und Aufteilung in Besatzungszonen durch die Alliierten
1949 Deutschland geteilt in Ost- und Westdeutschland
1990 Ost- und Westdeutschland wiedervereint als Bundesrepublik Deutschland
Nach dem Krieg
Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 hinterließ
einen Staat, der tatsächlich aufhörte zu existieren, angesichts weniger noch
funktionierender Institutionen und unter der Besatzung vier fremder Mächte:
Großbritannien und die Sowjetunion kontrollierten den Norden Deutschlands, die
Vereinigten Staaten und Frankreich den Süden. Österreich wurde zwischen den Alliierten
aufgeteilt und wurde ab 1955 wieder ein selbstständiges Land. Die Verhandlungen über
die Zukunft Deutschlands dauerten bis nach Kriegsende, doch die Alliierten kamen zu
keiner Übereinkunft. 1949 wurde Deutschland in zwei Staaten geteilt: die Deutsche
Demokratische Republik, gebildet aus der vorherigen sowjetischen Besatzungszone, und
die Bundesrepublik Deutschland, gebildet aus der amerikanischen, britischen und
französischen Zone. Die beiden Staaten wurden umgangssprachlich als Ost- und
Westdeutschland bezeichnet.
Looking Back, moving forward
1989 begann in Ost- und Westdeutschland der Einigungsprozess. Obwohl
die Wiedervereinigung 1990 formal abgeschlossen war, dauerte sie in Wirklichkeit viel
länger. Die beiden Staaten brachten ihre jeweiligen Vermächtnisse mit,
Wirtschaftswunder und Föderalismus, Vertreibung und Trennung, Überwachung und
Kalter Krieg, und auf verschiedenen Ebenen Verknüpfungen mit der übrigen Welt, in
Europa und darüber hinaus. Hinter diesen Unterschieden verbargen sich die
gemeinsamen Erinnerungen aus der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Auf
diese Weise setzte ein Prozess zwischen gelebter Erinnerung und der Notwendigkeit einer
neuen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein.
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
3. Text aus dem Museumsjournal
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Barrie Cook, British Museum, Curator of Medieval and Early Modern
Coinage, ist Kurator der Ausstellung.
Von einer großangelegten Ausstellung in einem bedeutenden Museum
würde man erwarten, sie wäre für ihren Kurator die Erfüllung eines lang gehegten Traums,
der Höhepunkt lebenslangen Expertentums und fachlicher Spezialisierung. Zahlreiche,
vielleicht die meisten, Ausstellungen kommen genau auf diese Weise zustande. Aber
überraschend viele andere haben einen weniger naheliegenden Ursprung, sie kommen
zustande, weil Institutionen oder Individuen Möglichkeiten erkunden und günstige
Gelegenheiten wahrnehmen, die sie gar nicht vorausgesehen haben. In meinem Fall
dominierte eindeutig das Gefühl der Überraschung, als ich leitender Kurator für Germany:
Memories of a Nation wurde: Die Ausstellung lief am British Museum vom 14. Oktober
2014 bis zum 25. Januar 2015 und wird jetzt im Martin-Gropius-Bau vom 8. Oktober 2016
bis 9. Juni 2017 unter dem Titel Der Britische Blick: Deutschland – Erinnerungen einer
Nation gezeigt.
Von Hause aus bin ich Historiker und arbeite am British Museum als
Kurator für Numismatik, verantwortlich für europäische Münzen aus der Zeit zwischen ca.
1200 und 1800 (Europa umfasst – in diesem Kontext zumindest – auch die nationale
britische Münzsammlung). Das heißt, ich betreue als Kurator die zweitgrößte Sammlung
deutscher Objekte im British Museum – nach der Abteilung der Drucke. Trotz alledem
hätte ich sehr skeptisch reagiert, wenn mir jemand 2010 gesagt hätte, ich würde zwei
Jahre später eine große Schau vorbereiten, die sich Deutschland widmet.
Wenn also diese Ausstellung nicht die Folge eines zeitlebens brennenden
Ehrgeizes ihres leitenden Kurators war, weshalb ist sie dann überhaupt zustande
gekommen? Und wieso war ich überhaupt daran beteiligt? Abgesehen von meiner
Zuständigkeit für kleine, runde Metallgegenstände wirkte ich auch einen Großteil der
letzten zehn Jahre intensiv an einer Reihe von Projekten mit, die der frühere Direktor des
Museums, Neil MacGregor, entwickelt und geleitet hat. Eine bahnbrechende
Zusammenarbeit des British Museum mit dem BBC Radio 4, die er ins Leben gerufen und
koordiniert hat, begann 2008 mit der Planung von A History of the World in 100 Objects,
(Geschichte der Welt in 100 Objekten), einem Projekt von wahrlich globaler Relevanz.
In den Jahren 2012 und 2013 geriet Deutschland geradezu unaufhaltsam
in den Fokus der dritten Zusammenarbeit des British Museum und der BBC. Der 25.
Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung stand bald bevor und dieses Ereignis wurde
schnell zum Schwerpunkt sowohl der zeitlichen Planung als auch des thematischen
Rahmens dieses Projekts. Damals plante BBC Radio 4 dementsprechend ein auf
Deutschland bezogenes Projekt. Die deutsche Kultur war und ist eine
Herzensangelegenheit von Neil MacGregor, und das europäische Mittelalter und die frühe
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Neuzeit im Allgemeinen fielen eindeutig in den Bereich meines kuratorischen und
historischen Fachbereichs. Als sich dieses dreiteilige Projekt herauskristallisierte, das
nunmehr erstmals zeitgleich und ineinander greifend eine Rundfunkreihe, eine
Publikation und eine Ausstellung umfasste, übernahm ich die Leitung der Ausstellung.
Dies erwies sich gleichermaßen als immens anspruchsvolle, erfrischende und komplexe
Aufgabe. Die Planungen der verschiedenen Bestandteile ergänzten sich überhaupt nicht
miteinander und es bestand keineswegs die Gewissheit, dass es überhaupt ein lokales
Publikum dafür gäbe, am wenigsten für die Ausstellung, denjenigen Bestandteil, der
nämlich nicht auf die bewährten Qualitäten von Neil MacGregor als Autor und
Kommunikator setzen konnte.
Somit kam es im Sommer 2013 dazu, dass ich an einem jener
vielgescholtenen Treffen unserer Zeit teilnahm, einer Fokusgruppe. Ich verfolgte, wie die
Idee diskutiert wurde, dass das British Museum eine Ausstellung über die Geschichte und
die Kultur Deutschlands auf die Beine stellen wolle. Die erste Reaktion war Verwunderung:
Der Gedanke einer Ausstellung über Deutschland wurde zwar nicht in Frage gestellt
(sollte jemand dies gedacht haben, wurde es nicht ausgesprochen), wohl aber, weshalb
das British Museum so etwas plane. Es schien, als ob dieses Ausstellungsthema nicht
richtig zu dem passte, was die breite Öffentlichkeit vom British Museum erwartete. Das
Museum besitzt umfassende Bestände von Objekten aus der mittelalterlichen und
neuzeitlichen Geschichte aller europäischen Länder, doch dies vermittelt sich dem
gewöhnlichen Besucher nicht zwangsläufig. Als die verschiedenen Fokusgruppen diesen
Punkt abgehandelt hatten, und anfingen, eine Reihe von Objekten ins Auge zu fassen, die
bereits auf einer potenziellen Exponatenliste standen, zeigten sie sich schließlich
fasziniert, beispielsweise von einer Gutenberg-Bibel. Dessen ungeachtet und trotz ihrer
Beschäftigung mit dem Thema waren sie sich nicht sicher, ob sie solch eine Ausstellung
besuchen würden. Wir wussten somit, dass Chancen bestanden, ein Publikum in
Großbritannien anzusprechen, aber wir waren noch sehr unsicher, wie wir es überhaupt
durch die Tür des ersten Ausstellungsraums locken könnten.
Eine Ausstellung über Deutschland kann viele Formen annehmen und wir
wussten von Anfang an, dass es auf jeden Fall nur eine Teilansicht sein würde, die von
vielen Einschränkungen und Begrenzungen geprägt wäre, vom Raum, von
Sachkenntnissen und von der Verfügbarkeit der Objekte. Die grundlegende
Herangehensweise ergab sich aus den Diskussionen mit dem Kernteam. Dazu gehörten
neben Neil MacGregor zwei deutsche Kolleginnen vom British Museum, Clarissa von Spee
und Sabrina Ben Aouicha, deren Beitrag für das gesamte Projekt nicht hoch genug zu
bemessen ist. Wir betrachteten das Deutschland, das sich 1990 abgezeichnet hatte und
zeigten unsere Perspektive anhand von Objekten, betrachtet vor dem historischen und
kulturellen Hintergrund, aus dem sich die Elemente seiner Vorgeschichte ergeben – jene
„Erinnerungen“ aus dem Titel des Projekts; Erinnerungen, von denen manche einem
britischen Publikum wohlbekannt (vielleicht allzu bekannt) sind, andere weniger genau
untersucht sind. Allmählich grenzten wir den historischen Zeitrahmen ein. Zeugnisse aus
der Zeit der Völkerwanderung und aus dem Mittelalter fielen heraus – in meinem Fall als
ausgebildetem Mittelalterforscher mit Widerstreben – und wir setzten den Anfang
schließlich bei der Epoche Gutenbergs, als Deutschland, so kann man wohl mit Recht
behaupten, das Tor zur neuzeitlichen Welt öffnete.
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Als sich die Ausstellung allmählich herausbildete, gab es durchaus ein
Gefühl des Ungewohnten. Wie beim historischen Deutschland fehlten auch hier klare
Grenzen. Die Objekte wurden ausgesucht, um mehrere Funktionen zu erfüllen: als
Gegenstände, die es wert waren, als solche gewürdigt zu werden, und die gleichzeitig ein
historisches Narrativ zu einem Thema transportierten. Außerdem hatten sie ein
repräsentatives Gewicht: Frühe Drucke und wissenschaftliche Präzisionsinstrumente aus
dem 16. Jahrhundert beispielsweise standen für eine viel größere Tradition deutscher
Hervorbringungen, die unmöglich angesichts der vorhandenen Raumkapazitäten erfasst
werden konnten. Ganze Bereiche deutscher Kreativität wurden kaum repräsentiert – vor
allem die Musik, stets schwierig bei einer Ausstellung, was sich auch als Mangel
herausstellte, auf den die meisten Besucherkommentare später hinwiesen.
Hat die Ausstellung in Großbritannien funktioniert? Gemäß allen
Kriterien, die wir aufstellen konnten, hat sie funktioniert. Die Besucherzahlen waren sehr
hoch, und die Reaktionen sowohl der Besucher als auch der Presse, britisch wie
international, waren sehr positiv. Wieso hat sie funktioniert? Das ist eine gute Frage.
Viele Leute, die sie besuchten, wurden durch den Erfolg von Neil MacGregors Sendereihe
im Rundfunk angezogen. Zudem war wahrscheinlich der Zeitpunkt richtig, weil sich viele
Menschen an die Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung zurückerinnerten – viele
Ausstellungsbesucher waren im statistischen Durchschnitt älter als bei Ausstellungen im
British Museum üblich, somit dürften viele ihre eigenen Erinnerungen aufgefrischt oder
sogar überprüft haben. Wird die Ausstellung jetzt 2016 in Berlin funktionieren, in solch
einem unterschiedlichen Umfeld gegenüber jenem vor zwei Jahren? Das ist sogar noch
eine schwierigere Frage.
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4. Auszug aus dem Begleitbuch von Neil
MacGregor
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8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Barlachs Engel
In Großbritannien wissen wir, worum es bei unserem Remembrance Day
geht. Seit 1919 haben wir jedes Jahr all dessen gedacht, wofür unsere Soldaten gestorben
sind – Freiheit, Demokratie, Unabhängigkeit. In jeder Stadt und jedem Dorf fand eine
Zeremonie statt, ertönte das Signal «Last Post», herrschte zwei Minuten Stille. Um die
Ehrenmale versammelt, gedenken wir in ganz Großbritannien und im Commonwealth in
einem festen Ritual unserer Verluste und des hohen Preises für den Sieg.
In Deutschland gibt es kein vergleichbares alljährliches Gedenken an den
Ersten Weltkrieg oder an den noch schrecklicheren Konflikt im Zweiten Weltkrieg. Welche
Zeremonie hätte man ersinnen können, um eines Krieges zu gedenken, den Deutschland
verloren hatte und für dessen Ausbruch es in den Friedensverhandlungen schuldig
gesprochen worden war. Dabei zählten die Deutschen 1,8 Millionen Kriegstote, etwa
doppelt so viele, wie das ganze britische Empire zu beklagen hatte. Nicht, dass es in
Deutschland keine Denkmale gab, die an ältere Kriege erinnerten. Wie in allen Ländern
Europas gibt es auch in Deutschland reichlich Statuen siegreicher Könige und Generäle:
etwa die 67 Meter hohe Siegessäule im Berliner Tiergarten, die Preußens Siege über
Dänemark, Österreich und Frankreich im 19. Jahrhundert feierte – ungetrübter Stolz in
Bronze und Stein. Doch 1918 war anders. Deutschland war geschlagen, international
überschüttet mit Beschuldigungen, den Krieg begonnen zu haben, immensen
Reparationsforderungen ausgesetzt. Erschüttert von inneren Unruhen, Umsturzversuchen
und der zersetzenden Dolchstoßlegende – der Behauptung, das deutsche Heer sei niemals
besiegt, sondern von den Politikern verraten worden. Wie konnte unter solchen
Umständen des Ersten Weltkriegs und seiner Opfer überhaupt gedacht werden?
Eine Antwort finden wir im protestantischen Dom von Güstrow, einer
kleinen Stadt etwa 160 Kilometer nördlich von Berlin. Keine aufragende Säule, kein
glänzendes Mausoleum in der Hauptstadt, sondern eine lebensgroße schwebende Figur
aus Bronze, horizontal von der Kirchendecke herabhängend, die oft als Engel bezeichnet
wird. Sie hängt über einer alten Taufeinfassung. Traditionell ist die Taufe christliches
Symbol für die Vergebung der Sünden und die Erneuerung des Lebens. Dieser runde
gusseiserne Zaun sieht aus wie ein Lorbeerkranz. Der Engel aber schwebt darüber. Seine
Lippen sind geschlossen, stumm. Hier ist der Krieg verinnerlicht, sein Schrecken und sein
Grauen werden durch dieses Schweigen nur noch größer. Die Augen des Engels sind
geschlossen, offenbar kann er den Schmerz und das Leid nicht ertragen. Diese Figur ist
ein Werk des Bildhauers Ernst Barlach. Der Engel sei, so wurde er beschrieben, «ein
Mahnmal, aber keine Mahnung». Barlach selbst sagte, die Skulptur stelle die Haltung dar,
die wir dem Krieg gegenüber einnehmen sollten: Erinnerung und innere Schau.
Ernst Barlach ist so eng mit dieser Stadt verbunden, dass sie sich heute
Barlachstadt Güstrow nennt. Geboren wurde er allerdings ganz im Norden Deutschlands,
1870 in Holstein, in Güstrow ließ er sich 1910 nieder. Wie viele Künstler und Dichter dieser
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Zeit hat auch Barlach den Ersten Weltkrieg zunächst enthusiastisch begrüßt. Wie seine
Kollegen glaubte auch er, im Feuer des Krieges werde eine neue Gesellschaft geschmiedet,
und obwohl er bereits weit über vierzig Jahre alt war, meldete er sich 1915 zu den Waffen.
Der Krieg war ein Wendepunkt in seinem Leben, aber in einem ganz anderen Sinn. Er war
entsetzt über seine Erfahrungen als Landsturmmann und wurde zum entschiedenen
Pazifisten. Wie der englische Dichter Wilfred Owen war auch Barlach überwältigt vom
«pity of war», wie jener versuchte auch er in seiner Kunst eine wahrhafte Antwort auf
Schrecken und Sinnlosigkeit des Krieges zu finden. 1916 wurde er als Invalide aus dem
Kriegsdienst entlassen, und danach, bis zu seinem Lebensende, war der Pazifismus die
treibende Kraft seiner bildhauerischen Arbeit. Seine Mahnmale lassen sich vielleicht als
ein deutsches Äquivalent zur Klage der britischen Kriegsdichter betrachten.
Den ersten Auftrag zu einem Kriegsmahnmal erhielt Barlach im Jahr 1921.
Auftraggeber war die Kieler Nikolai-Kirche in seinem Geburtsland Schleswig-Holstein. Er
nannte seine Skulptur Schmerzensmutter: eine einsame Frau in einem Umhang, die ihre
Hände vor dem Gesicht zusammenschlägt, dazu die Inschrift in Plattdeutsch: «Min Hart
blött vör Gram awers du gifst mi Kraft.» (Mein Herz blutet vor Gram, aber du gibst mir
Kraft.) Diese Figur ist die Jungfrau Maria, sie ist eine Frau aus Kiel, sie ist jede Mutter, die
den Verlust ihres Sohnes hinnimmt, ohne ihn zu verstehen. Die Skulptur war umstritten,
man fand sie pazifistisch, unpatriotisch, zu fixiert auf das Leid derer, die zurückblieben,
statt auf das Heldentum jener, die starben. Den NS-Bildersturm überlebte die Skulptur,
1944 aber wurde sie von einer alliierten Bombe zerstört. Sie ist Gegenstand eines
bewegenden Tributs des englischen Dichters Geoffrey Hill – «In Memoriam, Ernst
Barlach»–, den dessen Konzentration auf die Trauer einer Mutter, ausgedrückt in
einfachen Worten im Dialekt, tief berührt hat.
Nicht weit vom Güstrower Dom befinden sich Barlachs Atelierhaus und
das Barlach-Museum. Räume und Garten von Barlachs Atelier sind voller Zeichnungen
und Skulpturen – soweit diese das Dritte Reich überlebt haben. Ein Ausstellungsraum
enthält die Modelle von Barlachs Kriegsdenkmalen, die in verschiedenen Städten und
Kirchen Deutschlands stehen; ein stummer Chor, der die Opfer der Kriege
vergegenwärtigt, die Kriegsteilnehmer wie Über lebende zu tragen haben. Weder in
Großbritannien noch in Frankreich kenne ich einen vergleichbaren Raum. Barlachs
Kriegsdenkmale, und zwar ausnahmslos alle, verweigern sich nationalen Gefühlen, nichts
verweist auf den Kriegstod als etwas Edles oder Bewundernswertes. Nein, sie teilen den
Schmerz und rufen nach Reue. Volker Probst, Leiter der Ernst Barlach Stiftung, hat
Barlachs Werk erforscht:
Barlach hat einen neuen Typus von Kriegerdenkmalen entwickelt. Es gibt
keinen Heroismus, keine Glorifizierung von Tod oder Krieg. In seinen Kriegerdenkmalen für
Magdeburg, Güstrow, Hamburg und Kiel findet man stattdessen die Erkundung von
Schmerz, Tod, Trauer und Gram. Barlachs Engel ist ein zeitloses Symbol für Frieden und
Gewaltverzicht, ein «Denkzeichen», das sich an uns alle richtet.
Mitte der 1920er Jahre war Barlach eine nationale Berühmtheit und seine
Ablehnung des Krieges allgemein bekannt. Da er in Güstrow lebte und arbeitete,
beauftragte ihn der Kirchengemeinderat 1926, ein Kriegerdenkmal zu schaffen, das im
Dom zu dessen 700-Jahres-Feier aufgestellt werden sollte: Das Resultat war der
Schwebende Engel, die Evokation einer Mutter, die nach Westen blickt, zu den
Schlachtfeldern in Flandern, in stiller, beständiger Trauer um ihren toten Sohn.
Mit am auffälligsten am Güstrower Engel ist sein Gesicht. Wer sich in der
deutschen Kunst auskennt, sieht sofort die Züge einer anderen Anti-Kriegs-Künstlerin,
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das Gesicht der Käthe Kollwitz, die eng befreundet war mit Barlach und auch ein
passendes Modell: Im Oktober 1914 hatte sie ihren Sohn Peter an der Westfront verloren.
Barlachs Pazifismus antwortete auf den ihren, und zwischen beiden entwickelte sich eine
enge geistige Verbindung. Sie antwortete mit ihrem Werk auf die Simplizität seines Stils.
(Barlach ermutigte sie zum Holzschnitt, den sie sehr wirkungsvoll in ihrem
Erinnerungsblatt an den Kommunisten Karl Liebknecht einsetzte). Barlach hat später
gesagt, dass er Käthe Kollwitz im Sinn gehabt haben müsse, als er die Gussform für den
Engel schuf. Das runde Gesicht mit den in tiefen Höhlen sitzenden Augen, der volle Mund,
die leicht nach unten gezogenen Lippen – der Engel ist Käthe Kollwitz, und wie die zuvor
entstandene Schmerzensmutter verkörpert er in seinem Ausdruck nachdenklichen
Kummers etwas vom Gram aller Mütter. Genau das freilich sahen Barlachs Kritiker nicht.
Sie ereiferten sich über die slawischen Gesichtszüge des Engels, den «entarteten» Stil und
die Botschaft, die sie als pazifistisch und defätistisch wahrnahmen: Es gibt in diesem
Mahnmal nicht den leisesten Hinweis darauf, dass die Toten ihr Leben um einer
gerechten oder lohnenden Sache willen verloren hätten.
Die Skulptur erregte sofort den Zorn von Lokalpatrioten und Rechten. Die
Nationalsozialisten verabscheuten sie, und als sie an die Macht kamen, war klar, dass der
Engel weg musste. Was sie wollten, war etwas wie Georg Kolbes Kriegerdenkmal in
Stralsund – zwei schöne und kraftvolle Männergestalten, ein Schwert haltend und den
stolzen Blick auf den Feind gerichtet, darunter die Inschrift: «Ihr seid nicht umsonst
gefallen».
Barlach erhielt Morddrohungen örtlicher Nazis. Seine Ausstellungen
wurden abgesagt, seine Skulpturen und Kunstwerke nach 1933 von öffentlichen Orten
entfernt. 1937 wurde in München die Ausstellung «Entartete Kunst» gezeigt, um
allgemeine Abscheu gegen das zu fördern, was Goebbels den «kranken jüdischen Geist»
nannte. Auch wenn Barlach weder Jude noch politisch aktiv war, Stil und Botschaft seiner
Werke waren inakzeptabel. Zwei von ihnen wurden in die Münchner Ausstellung
aufgenommen. Im gleichen Jahr, am 23. August 1937, wurde der Engel auf Anordnung
der NS-Behörden aus dem Güstrower Dom entfernt.
Als die Skulptur abgenommen wurde, hinterließ sie einen Raum für
Betrachtungen, die nicht in Worte zu fassen sind. An diesem Tag findet dort alljährlich
eine stille Gedenkfeier statt; Pastor Christian Höser erläutert:
Jedes Jahr erinnern wir uns an die Abnahme des Schwebenden im Jahr
1937 und haben damit ein besonderes Gedächtnis auch für diese schwere Verirrung unseres
Volkes …, in Worte lässt sich das nicht fassen, aber solch eine Skulptur kann uns immer
wieder darauf konzentrieren, es ernst zu nehmen und daraus zu lernen … also ein
Vermächtnis, für Versöhnung einzutreten und dieses immer wieder Gott anzubefehlen und
durch das eigene Tun umzusetzen. Das ist die Herausforderung, die uns heute erreicht.
Die Skulptur wurde nach Schwerin gebracht, und Anfang der 1940er
Jahre wurde Barlachs friedlicher Bronzeengel von den Nationalsozialisten eingeschmolzen
und das Metall den Kriegsanstrengungen zugeführt. Barlach starb ein Jahr nach der
Entfernung seines Engels aus dem Dom.
Wenn aber die Statue als Kriegsmaterial endete, was hängt dann heute
über dem ehemaligen Taufgitter in Güstrow? Das ist eine interessante Geschichte. Nach
Barlachs Tod im Oktober 1938, ein Jahr nach Entfernung der Statue aus dem Dom,
spürten einige seiner Freunde und Anhänger, unterstützt von einem Kunsthändler, der
über verdächtig gute Beziehungen zu den NS-Behörden verfügte, die Gipsform auf, die
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der Künstler für den ersten Abguss angefertigt hatte und die sich noch immer in der
Berliner Gießerei befand. Weil sie zu Recht befürchteten, dass der Bronzeengel aus
Güstrow zerstört werden würde, ließen sie mit dieser Gipsform einen zweiten Abguss
fertigen. Irgendwann während des Krieges wurde die Form bei einem Bombenangriff
zerstört, die zweite Bronze aber, identisch mit der ersten, überstand den Krieg versteckt
in einem Dorf bei Lüneburg. Nach dem Krieg stimmten Barlachs Nachlassverwalter
schließlich zu, dass dieser zweite Guss ausgestellt werden dürfe. Allerdings waren
kommerzielle Konflikte zu lösen, und zu dieser Zeit lag Lüneburg in West-, Güstrow aber
in Ostdeutschland. 1951, nach vielem Hin und Her, gelangte der Engel in die
Antoniterkirche in Köln. Dort hängt er bis heute, genauso, wie Barlach dies intendiert
hatte, allerdings mit einer Ergänzung:
Auf der Platte im Fußboden steht nun nicht mehr nur das Datum «1914–
1918», sondern auch «1939–1945» (später geändert in «1933–1945»). Die Symbolkraft des
Engels und seine Geschichte, so dachten die Kölner, werden es diesem erlauben, auch die
zusätzliche Bürde all der Verluste und Toten des Zweiten Weltkriegs zu tragen.
Es bleibt die Frage: Wenn sich die zweite Version des Engels heute in Köln
befindet, was hängt dann heute so geheimnisvoll und beeindruckend über dem Fußboden
des Güstrower Doms? Christian Höser beantwortet diese Frage:
In den Nachkriegsjahren, in den 50er Jahren, gab es ein sensibles
Aufeinanderhören und Suchen wie zwischen dem neuen Guss der Abformung, der nach
Köln ging, und dem Originalplatz hier im Dom zu Güstrow, doch eine Möglichkeit
entstehen kann, dass er wieder hierher kommt, an den Platz, für den ihn Barlach
konzipiert hat. In den 1950er Jahren war aber der Kalte Krieg in einer heißen Phase. Zudem
war damals in der DDR nicht klar, wie man mit Barlach, mit seinem Kunstverständnis und
Gedankengut umgehen sollte. Daher war dieser inneröstliche Gesprächsprozess eine
besondere Herausforderung.
Trotz der doktrinären Zweifel, welche die kommunistische Führung an
der Legitimität und dem Sinn von Barlachs Botschaft hegte, trotz der Barrieren, die der
Kalte Krieg zwischen den beiden deutschen Staaten errichtet hatte, wurde 1953 eine
Kopie des Kölner Gusses hergestellt und die dritte Inkarnation von Barlachs Bronzeengel
im Dom von Güstrow aufgehängt. Es war ein außerordentliches Ergebnis der
Dialogbereitschaft, eine eindrucksvolle Anerkennung der Symbolkraft, die diese Skulptur
auf die Menschen im tief gespaltenen Deutschland ausübte.
Am 13. Dezember 1981, an einem bitterkalten Tag, nahezu dreißig Jahre,
nachdem der Engel nach Güstrow zurückgekehrt war, befand sich Bundeskanzler Helmut
Schmidt auf einem offiziellen Besuch in der DDR, ein bedeutsamer Schritt auf dem Weg
zur Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten. Auf Schmidts
Bitte hin besuchten er und Erich Honecker, der Generalsekretär des ZK der SED, den Dom
in Güstrow, um zusammen unter dem Engel zu stehen. Begrüßt wurden sie vom
mecklenburgischen Landesbischof. Ernst Barlach sei, so sagte dieser, für beide
Staatschefs und für beide Staaten eine gemeinsame Erinnerung, eine gemeinsame
Vergangenheit. Helmut Schmidt antwortete dem Bischof:
Ich möchte Ihnen sehr danken für den Empfang und für Ihre Worte. Wenn
Sie gesagt haben, Barlach sei unsere gemeinsame Erinnerung, unsere gemeinsame
Vergangenheit, möchte ich das etwas anders wenden und sagen: Er kann auch unsere
gemeinsame Zukunft sein.
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Was Erich Honecker dazu dachte, ist nicht überliefert, doch weder er
noch Helmut Schmidt hätten sich damals vorstellen können, dass die beiden deutschen
Staaten ein Jahrzehnt später wieder vereint sein würden und Barlachs Skulptur nun
tatsächlich eine gemeinsame Geschichte und eine gemeinsame Zukunft repräsentieren
konnte – in einem ungeteilten Land. […]
Es gibt nur wenige Objekte, die so viel deutsche Geschichte des 20.
Jahrhunderts verkörpern wie diese Skulptur aus Güstrow: das Kriegsfieber von 1914; den
Pazifismus der 1920er Jahre; die Welt der expressionistischen Kunst einer Käthe Kollwitz;
die Zerstörung «entarteter Kunst» durch die Nationalsozialisten; die zwiespältigen
Kompromisse mit dem Dritten Reich, die die Kunsthändler trotz allem eingehen konnten;
die Westfront im Ersten Weltkrieg und die Bombenangriffe auf Berlin im Zweiten; die
Teilung Deutschlands nach dem Krieg und die Dialoge, die gleichwohl möglich waren; die
anhaltenden schmerzlichen und schwierigen Unterredungen zwischen Deutschland und
der Welt auf der Suche nach Lösungen und nach Versöhnung. All das hat auch den Engel
geprägt und ihm eine weitere, noch tiefere Bedeutung verliehen. Wie Deutschland selbst
wurde auch er entehrt, zerstört, zerlegt und wieder erschaffen. Doch stets trug er das
Überleben eines Ideals in sich und die Hoffnung auf Erneuerung. […]
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5. Vermittlungsprogramm
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8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Wer möchte politisch-historische Ereignisse einordnen ohne in
Geschichtszahlen zu versinken? Wer möchte bei Diskussionen um und über Deutschland
mitreden? Und wer will zumindest im Ansatz verstehen, warum wir heute so ticken? Der
ist bei diesem Programm genau richtig. Es wendet sich besonders an die junge
Generation, die weder Flucht und Vertreibung noch Wiederaufbau oder Fall der Mauer
erlebt haben. Mit Unterstützung der Friede Springer Stiftung bietet der Martin-GropiusBau verschiedene Möglichkeiten an:
5.1 Für Schulklassen
100 kostenlose Führungen und 50 kostenlose Workshops für Schulklassen von der
Grundschule über Sekundarstufe I/II bis hin zu Willkommensklassen buchbar solange der
Vorrat reicht.
Workshop a
Geschichte(n) vom Fall der Mauer(n)
Vom Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961, gelungenen und
misslungenen Fluchtversuchen und dem kuriosen Weg zur Grenzöffnung – das ist der
historische Verlauf des Mauerfalls. Doch das ist eigentlich nur der Anfang. Spannend wird
es, wenn wir uns die Mauern im Kopf anschauen und uns künstlerischen Wegen widmen
diese niederzureißen – in Wort, Musik oder im Gemälde.
Workshops für Schulklassen: nach Vereinbarung / max. 30 Schüler*innen, ohne Gebühr.
Sonntagsworkshop für Familien: 16.10., 20.11., 11.12.2016 und Mi, 4.1.2017, 13-15 Uhr, ohne
Gebühr, Anmeldung empfohlen (begrenzte Teilnehmerzahl)
Workshop b
Ein Politbarometer der anderen Art
Das Thema ist unser Blick auf Deutschland – auf Ereignisse, Chancen
oder Hoffnungen. Das Ziel ist eine Videobotschaft. Schüler*innen und Lehrer*innen,
Eltern und Kinder filmen eine Botschaft – als Szene gespielt, als Debatte inszeniert oder
ohne Worte – was zählt, ist vor der Kamera die richtige Form für das gemeinsame
Statement zu finden. Ein Politbarometer der anderen Art zur aktuellen Befindlichkeit.
Workshops für Schulklassen: nach Vereinbarung / max. 30 Schüler*innen, ohne Gebühr.
Sonntagsworkshop für Familien: 6.11., 27.11., 18.12.2016, 13-15 Uhr, ohne Gebühr,
Anmeldung empfohlen (begrenzte Teilnehmerzahl)
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[email protected], www.gropiusbau.de
Stand: 05.10.2016
Berliner Festspiele
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
Workshop c
Mehr als schnöder Mammon
Eine Münze als Denkmal, Mahnmal oder Objekt der Erinnerung. Vieles
dreht sich ums Geld. Wir drehen die Münze um und erklären sie zum Objekt der
Erinnerung, so wie der Bildhauer Werner. Er gestaltete die 50 Pfennig Münze. Sein Entwurf
der jungen Eichen-Pflanzerin ist Symbol für die Millionen Trümmerfrauen des 2.
Weltkriegs, und steht auch für die Wertschätzung der Wiederaufforstung durch die
Waldarbeiterinnen. Wir greifen das auf. Ob bekannte Persönlichkeit oder Dein
persönlicher Held, ob Ereignis der Freude, Trauer oder Ermahnung – Du skizzierst, ritzt,
klopfst und gestaltest Dein Geldstück als Werk der Erinnerungskultur und Wertschätzung.
Workshops für Schulklassen: nach Vereinbarung / max. 30 Schüler*innen, ohne Gebühr.
Sonntagsworkshop für Familien: 13.11., 4.12.2016 und Mi, 28.12.2016, 13-15 Uhr, ohne
Gebühr, Anmeldung empfohlen (begrenzte Teilnehmerzahl)
MGB SchülerUni
Vom Mauerbau zum Mauerfall
Am Mittwoch, dem 9. November 2016: Die Vorlesung im Juniorformat,
mit Historiker*innen und Zeitzeug*innen um und über den Bau und Fall der Mauer. Nach
Impulsreferaten stehen sie der jungen Generation Rede und Antwort. Mit anschließender
Führung durch die Ausstellung. Details unter www.gropiusbau.de/schuelerprogramm
Mittwoch, 9. November 2016, 10.30 bis 13 Uhr, Dauer der Vorlesung 80 Min., 10 Min. Pause,
anschließend Führung 60 Min. Vorlesung und Führung sind kostenlos.
It-Art-Abend
Am Samstag, dem 3. Dezember 2016: Wir öffnen unser Haus für Jung
und Alt: Schüler*innen unserer Intensivklassen aus 35 Nationen erläutern ihren Blick auf
Deutschland und die ausgestellten Objekte; sie zeigen, was sie als besonders
bemerkenswert, wissenswert oder anziehend empfinden. Es wird nonverbal oder in zwei
Sprachen präsentiert, denn viele unter ihnen sprechen mehr als nur Deutsch.
Samstag, 3. Dezember 2016, 18 bis 21 Uhr, ohne Gebühr.
Details unter www.gropiusbau.de/schuelerprogramm
Förderung britisch-deutsche Projekte im Rahmen der Ausstellung
Für reiselustige britische und deutsche Schulklassen
1. Für deutsche und britische Partnerschulen (UKGC funds)
Ob Unterschiede oder Gemeinsamkeiten in Form von Kunstwerken, Stop-Motion-Filmen
oder einem Comic, ob eine witzig-spritzige Debatte über britischen versus deutschen
Humor zu Geschichtsthemen à la Rowan Atkinson bzw. Otto – die künstlerischen
Möglichkeiten, um ein Projekt einzureichen können unterschiedlich sein. UK-German
Connection fördert gemeinsame Projekte zwischen Partnerschulen zum thematischen
Fokus der Ausstellung, einschließlich (gegenseitiger) Besuche. UK-German Connection
bietet im Rahmen der existierenden Förderprogramme (flexible funding) Projektberatung
an. Reicht Euer Thema mit einer Projektskizze (A4) ein. Eine Übersicht und weitere Details
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Stand: 05.10.2016
Berliner Festspiele
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
(Programmrichtlinien und Antragsformulare) zu den existierenden Fördermöglichkeiten
gibt es hier: www.ukgermanconnection.org/funding
School and youth projects & funding, email: [email protected]
2. Wettbewerb für Sprach-Botschafter*innen
Englische Sprachassistent*innen in Deutschland und Deutsche Sprachassistent*innen in
Großbritannien sind Teil eines Netzwerks von Sprachbotschaftern, die an Schulen in
Deutschland und im Vereinigten Königreich arbeiten
(www.ukgermanconnection.org/flaambassadors-d). Mit Unterstützung von UK-German
Connection sind britisch/deutsche Sprachassistent*innen-Paare aufgerufen eine
Projektidee zum Thema der Ausstellung für Schüler*innen in beiden Ländern bis zum 15.
November 2016 einzureichen unter [email protected]. Das kann eine virtuelle
Ausstellung selbst ausgesuchter Objekte sein oder eine Debatte zum Thema 'Erinnerung
vs. Geschichte'. Das Paar, dessen Projekt ausgesucht wird, gewinnt eine Reise nach Berlin
zur Ausstellung mit einer Gruppe von bis zu 20 Schüler*innen aus beiden Ländern.
Ermöglicht durch das British Council, Visit Berlin und die Friede Springer Stiftung.
5.2 Für Familien
Sonntage für Familien mit kostenlosen Workshops
Während der Laufzeit ist jeder Sonntag ein Familientag. Von 13 bis 15 Uhr laden wir
Familien zu einem gemeinsamen Blick in die Ausstellung und einem bildnerischpraktischen Arbeiten über das Gesehene, Verstandene und in Kunst Transferierte ein.
Ohne Gebühr, Anmeldung empfohlen (begrenzte Teilnehmerzahl), Dauer: 120 Min.
5.3 Für alle
Ein Hör-Spaziergang durch die Ausstellung
Der Audio-Guide für Erwachsene (D, E) und Kinder (D) bringt frischen Wind in
eingefahrene Vorstellungen. Er bietet einen umfassenden Überblick und bringt all die
Kostbarkeiten zum Sprechen. Die deutsche Stimme aus dem off des Erwachsenen AudioGuides ist von Burghard Klaußner, der im Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ brillierte.
€ 4 / € 3 zzgl. Eintritt
Öffentliche, kostenlose Führungen
An den Wochenenden führen Historiker*innen und Kunstgeschichtler*innen, die alles
andere als eingestaubt sind. Sie sind die besten Geschichtenerzähler*innen und liefern
noch dazu Zahlen, Daten und Fakten. Samstags 15 Uhr, sonntags und an Feiertagen
(außer 24. & 31.12.) 14 Uhr.
Ohne Voranmeldung, limitierte Teilnehmerzahl. Dauer: 60 Min.
Ohne Gebühr, nur Eintrittsticket nötig.
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
5.4 Für Berufstätige
Der Kreativ-Kick in der Mittagspause
Lunchführungen zur Ausstellung
Das Ausstellungshaus bietet ein Format an, das die Mittagspause zum Kreativ-Kick
werden lässt. Jeden ersten Mittwoch im Monat stellen wir Ihnen Künstler und
Ausstellungskonzepte in einem 40-minütigen Rundgang vor. Anschließend gibt es Raum
für ein Lunch im Restaurant Gropius.
Mittwochs 13 Uhr, 2.11.2016, 7.12.2016, 4.1.2017, Dauer ca. 40 Min., Anmeldung empfohlen
(limitierte Teilnehmerzahl)
Ohne Gebühr, nur Eintrittsticket nötig
Anmeldung für Führungen, Workshops und den Kreativkick in der Mittagspause
MuseumsInformation Berlin
Tel +49 30 24749 888
Fax +49 30 24749 883
[email protected]
www.museumsdienst-berlin.de
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Berliner Festspiele
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
6. Daten & Fakten
Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Öffnungszeiten Mittwoch bis Montag 10 – 19 Uhr, Dienstag geschlossen
an den Feiertagen geöffnet; 24.12. und 31.12. geschlossen
Veranstalter: Berliner Festspiele / Martin-Gropius-Bau. Eine Ausstellung des
British Museum zum Buch von Neil MacGregor. Ermöglicht durch die Beauftragte der
Bundesregierung für Kultur und Medien. Das kulturelle Vermittlungsprogramm wird
ermöglicht durch die Friede Springer Stiftung. Das Deutsche Historische Museum und die
Staatlichen Museen zu Berlin unterstützen die Ausstellung. Kurator: Barrie Cook
Kommunikation
Leitung: Dr. Susanne Rockweiler
Presse: Christiane Zippel
T +49 30 254 86 – 236, F +49 30 254 86 – 235
[email protected]
Organisation: Katrin Mundorf
T +49 30 254 86 – 112, F +49 30 254 86 – 107
[email protected]
Eintrittspreise
€ 11 / ermäßigt € 8, Gruppen (ab 5 Personen) p.P. € 8
Schülergruppen, p.P. € 6
Eintritt frei bis 16 Jahre
Online-Tickets: www.gropiusbau.de/tickets
Begleitbuch
Neil MacGregor:
Deutschland. Erinnerungen einer Nation
640 S., 335 farb. Abb.
C.H.Beck Verlag
Preis: € 39,95
Audioguide
Erwachsene € 4, dt. /engl.
Kinder € 3, dt.
Angemeldete Führungen
Für Gruppen: Führungen in deutscher Sprache (60 min.)
Erwachsene: € 60 zzgl. Eintritt p.P. € 8
Schulklassen: € 45 zzgl. Eintritt p.P. € 6
Eintritt frei bis 16 Jahre
Führungen in anderen Sprachen zzgl. € 10
Lunchführungen: Mittwochs 13 Uhr
2.11.2016, 7.12.2016, 4.1.2017
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Stand: 05.10.2016
Berliner Festspiele
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Kulturelle Vermittlung
Informationen zur MGB SchülerUni, Workshops für Schulklassen
und mehr unter www.gropiusbau.de/schuelerprogramm
Öffentliche Workshops für Familien
Sonntags 13 Uhr: 16.10., 6.11., 13.11., 20.11., 27.11., 4.12., 11.12., 18.12.2016
Mittwochs 13 Uhr: 28.12.2016, 4.1.2017
keine Gebühr, Anmeldung empfohlen, begrenzte Teilnehmerzahl
Details: www.gropiusbau.de/schuelerprogramm
Beratung und Anmeldung für Führungen, Workshops, MGBSchülerUni
MuseumsInformation Berlin
Tel. +49 30 24749-888, Fax +49 30 24749-883
[email protected]
www.museumsdienst-berlin.de
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7. Partner & Sponsoren
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
8. Oktober 2016 – 9. Januar 2017
Veranstalter:
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Mit freundlicher Unterstützung:
Die Ausstellung wird ermöglicht durch:
Partner:
Medienpartner:
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Das Begleitbuch ist erschienen:
Der Martin-Gropius-Bau wird gefördert durch:
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Anlagen
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Anlagen / Informationen:
- Copyrightliste mit Objekttexten
- Begleitbuch von Neil MacGregor
- Wall AG
- Programm Berliner Festspiele / Martin-Gropius-Bau
- Flyer
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Stand: 22.09.2016
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8. Oktober 2016 bis 9. Januar 2017
Bitte beachten Sie die Bildlegenden. Das Bildmaterial dient ausschließlich zur
aktuellen redaktionellen Berichterstattung über die Ausstellung „Der Britische
Blick: Deutschland – Erinnerungen einer Nation (8. Oktober 2016 bis 9. Januar
2017) im Martin-Gropius-Bau. Die Berichterstattung von Text und Bild muss im
Verhältnis 1:1 stehen, dann ist das Bildmaterial für 5 Bilder kostenfrei. Die Bilder
dürfen nicht beschnitten, überdruckt oder manipuliert werden. Die digitalen
Bildvorlagen dürfen nach Ende der Ausstellung nicht mehr genutzt und gespeichert werden. Bitte vermerken Sie bei der Veröffentlichung die Angaben der
Bildlegende. Die Rechte für Titelbildnutzungen und Bildstrecken sind bei dem jeweiligen Rechteinhaber direkt einzuholen und können kostenpflichtig sein. Wir
bitten um Zusendung von 2 Belegexemplaren an die unten genannte Adresse.
Please respect the copyright. All image material is to be used solely for editorial
coverage of the current exhibition “The British View: Germany – Memories of a
Nation” (8 October 2016 to 9 January 2017) at the Martin-Gropius-Bau. The coverage of text and image should be in a ratio of 1: 1. The use of 5 pictures is free
of charge. The images must not be altered in any way, such as being cropped or
printed over. The digital pictures may no longer be used and saved after the end
of the exhibition.
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obtained directly from the respective copyright holder. Please send us 2 copies
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01_Richter.jpg
Gerhard Richter
Betty (Edition 23/25), 1991
Offsetdruck auf Karton, 97,1 x 66,2 cm
Sammlung Olbricht
© Atelier Gerhard Richter
Gerhard Richter, schuf dieses Porträt mit seiner Tochter Betty
nach einer Fotografie, die entstand, als sie sich umdrehte, um
auf eines seiner Gemälde zu blicken. Er benutzt das Bild einer
Person, die sich umdreht, um den Betrachter einzubeziehen. Das
junge Mädchen, die Tochter, scheint sich vom Künstler, ihrem
Vater, abzuwenden –oder sie wendet sich etwas anderem zu.
Das Bild ist bestimmt von Ambiguität, es suggeriert den Konflikt
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Stand: 21.09.2016
Berliner Festspiele
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
zwischen Generationen, das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Assoziationen von Akzeptanz und Ablehnung. Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren. Er
wuchs in einer Region auf, die später zur DDR gehörte und floh
1961 in den Westen, zwei Monate vor dem Bau der Berliner Mauer. Richter ist einer der bedeutendsten Künstler, die Ende des 20.
Jahrhunderts in Erscheinung getreten sind.
Kapitel: Krise & Erinnerung
02_Fichtendickicht.jpg
Caspar David Friedrich
Fichtendickicht im Schnee (Aus der Dresdner
Heide I), um 1828
Öl auf Leinwand, 31,3 x 25,4 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek
München
Die deutsche Landschaft hat eine große Bedeutung für die deutsche Identität und inspirierte jahrhundertelang deutsche Künstler und Dichter. Die jeweilige Landschaft hat für alle Kulturen
und Länder einen Stellenwert, doch in Deutschland legt man seit
jeher die Betonung auf als wild empfundene Bergketten, einsame Seen und dunkle Wälder. Der moderne Blick auf die Natur
spiegelt sich möglicherweise auch im frühen und bis heute maßgeblichen Einfluss der Umweltschutzbewegungen in Deutschland.
Das Œuvre Caspar David Friedrichs hat mehr als das Werk jedes
anderen Künstlers einen neuen Blick auf deutsche Landschaften
erlaubt, sowohl im Sinne eines Identitätssymbols als auch einer
wirklichkeitsnahen Abbildung. Dieses Gemälde mit Fichten im
Schnee folgt einerseits einem konsequenten Realismus, kann
aber auch als Meditation über Hoffnung und Erneuerung interpretiert werden, angesichts der drei großen immergrünen Bäume, die auf die christliche Auferstehung hindeuten.
Kapitel: Fließende Grenzen
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Stand: 21.09.2016
Berliner Festspiele
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
03_Bauhauswiege.jpg
Peter Keler
Lizenzierte Reedition der Wiege durch TECTA, 1970er Jahre
Holz, Metall, Naturrohrgeflecht, 91 x 98 cm
© TECTA Bruchhäuser & Drescher KG
Diese Wiege in ihrer einfachen Kombination eines blauen Kreises,
gelben Dreiecks und roten Rechtecks wurde 1922 vom BauhausStudenten Peter Keler kreiert und steht als Sinnbild für das Design des Bauhaus.
Er erklärte, dass ein Kind in dieser Wiege nicht umkippen könne,
es könne seine Umwelt beobachten und habe mehr Platz als in
einer herkömmlichen Wiege. Sie bestehe ausschließlich aus natürlichen Materialien. Die Wiege wird noch heute mit seinen traditionellen Materialien, lackiertem Stahlrohr und Weidengeflecht, produziert.
Kapitel: Made in Germany
04a_Rhinozeros.jpg
Albrecht Dürer
Rhinocerus (Das Rhinozeros), 1515
Holzschnitt mit Typendruck, 24 x 29 cm
© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Das Rhinozeros von Albrecht Dürer fand zu seiner Zeit weite Verbreitung als Druck. Dürers Darstellung basierte auf einer schriftlichen Beschreibung und einer Skizze. Das Tier hat er selbst niemals gesehen. Die Darstellung ist ungenau, aber sie wurde vielfach über Jahrhunderte hinweg kopiert - exakt einschließlich
seiner dekorativ-ornamentalen Anatomie, so auch in einer Version der Meißener Porzellanmanufaktur.
Kapitel: Made in Germany
04b_Nashorn.jpg
Johann Gottlieb Kirchner
Nashorn (nach Albrecht Dürers Holzschnitt), 1730
Porzellan, weiß lasiert/ Meißen, H. 67 cm
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden,
Foto: H. Jaeger
Kapitel: Made in Germany
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
05_Ehrenpforte.jpg
Albrecht Dürer und Werkstatt
sowie Albrecht Altdorfer
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I., 1517/1518
Kolorierter Holzschnitt, 340,9 x 292,2 cm
© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Der Triumphbogen (Ehrenpforte) wurde vom römisch-deutschen
Kaiser Maximilian I. in Auftrag gegeben, um seine Dynastie, seine Stellung als Kaiser und seine Leistungen zu verherrlichen. Es
ist eine der großformatigsten Druckgrafiken, die man jemals geschaffen hat. Der Druck sollte von Hand koloriert werden, wie
dieses Beispiel zeigt, und diente als monumentale Wanddekoration.
Entwurf // Das allegorische Programm der Ehrenpforte wurde
von Johann Stabius entwickelt und ist von den Triumphbögen der
römischen Kaiser abgeleitet. Der Baumeister und Maler Jörg Kölderer entwarf die grundlegende Gliederung des Aufbaus. Albrecht Dürer führte nicht die gesamte Gestaltung aus, sondern
konzentrierte sich auf die hervorstechendsten Ornamente, auf
den größten Teils des Mittelbogens und auf die rechte Hälfte des
ornamentalen Rahmenwerks. Die Gestaltungen des Großteils der
historischen Szenen, des Habsburger Familienstammbaums im
Zentrum und die linke Seite des ornamentalen Rahmenwerks
überließ er seinen Schülern Hans Springinklee und Wolf Traut
sowie Albrecht Altdorfer die meisten Szenen der äußeren Türme.
Ausführung // Die Entwürfe wurden um 1515 vollendet, und die
notwendigen 195 einzelnen Druckstöcke aus Holz wurden vom
Nürnberger Meister Hieronymous Andreä zwischen 1515 und 1517
geschnitzt. Die immensen Ausmaße und seine letztlich unausgewogene Struktur erschweren das Verständnis dieses Werks.
Die mangelnde Einheitlichkeit war zum Teil der großen Zahl der
daran beteiligten Personen geschuldet sowie den in der Natur
der Sache begründeten Schwierigkeiten, ein einziges Bild aus
derart vielen einzelnen Druckstöcken zu erstellen. Darin spiegelt
sich auch das persönliche Mitwirken Maximilians: Er war mehr
am Inhalt als an der Form interessiert und überwachte genau die
inhaltlich-gestalterischen Details.
Kapitel: Reich und Nation
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06_Kompendium.jpg
Johann Anton Linden
Astronomisches Kompendium (Heilbronn), 1596
Kupfer, Gold, Silber, 16,5 x 7,5 x 2 cm
© The Trustees of the British Museum
Geschickte deutsche Metallhandwerker bauten einige der besten
wissenschaftlichen Instrumente der frühen Neuzeit. Dieses einzigartige Präzisionsinstrument in der Größe eines eBooksReaders vereinigt in einem kompakten Metall-Etui verschiedene
Skalen, Geräte zur Zeitmessung sowie ein Astrolabium. Ein Sinnspruch ist eingraviert: „Die Zeit rennt. Der Tod ist wie eine
Schwelle, die du überschreiten musst.“ Die Inschrift berichtet
außerdem, dass dies ein astronomisches Gerät war, das für
Christoph Leibfried von Würzburg in Auftrag gegeben wurde und
„mit Fleiß und Rechtschaffenheit“ gemacht wurde.
Kapitel: Made in Germany
07_Weltallschale.jpg
Jonas Silber
Weltallschale, 1589
Silber, vergoldet, Reste farbiger Lackbemalungen
H 34,3 cm
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Fotostudio Bartsch
Die Weltallschale, geschaffen von Jonas Silber, stellt eine großartige Leistung der Goldschmiedekunst dar und wurde im Jahr
1589 für den römisch-deutschen Kaiser Rudolf II. hergestellt. Das
Thema der Schale ist ein wieder erstarktes Heiliges Römisches
Reich. Ihr reichhaltiger Dekor zeigt allegorische Darstellungen
der Kontinente, die zwölf legendären frühen germanischen Könige, die weibliche Personifizierung Germania und die Kurfürsten, insgesamt eine kollektive Allegorie der deutschen Nation.
1703 schenkte die jüdische Gemeinde von Halberstadt, in deren
Besitz die Schale gekommen war, dieses wertvolle Objekt ihrem
Herrscher, König Friedrich I. von Preußen, als Dank für die Erlaubnis, eine auf höhere Studien spezialisierte Institution eröffnen zu dürfen.
Kapitel: Reich und Nation
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08_Lerff.jpg
Balthasar I. Lerff
Goldene Sau von Kandern, um 1605
Silber, getrieben, vergoldet
H 26,5 x 14,0 x 35 cm
© Landratsamt Lörrach, Waldwirtschaft Kandern; Dauerleihgabe im Badischen Landesmuseum Karlsruhe; Foto: Badisches
Landesmuseum Karlsruhe
Der Genuss von Alkohol war Teil der meisten sozialen Anlässe in
Deutschland. Bei den hohen Ständen wurde ein männlicher Gast
mit einem kunstvollen Trinkgefäß, gefüllt mit Wein, willkommen
geheißen – mit einem „Willkomm“. Städte wie Augsburg und
Nürnberg waren besonders berühmt für die Gestaltung solcher
Pokale, oft in Nachbildungen von Jagdwild, etwa Hirschen oder
Wildschweinen. Der Gast nahm den Kopf des dargestellten Tiers
ab und trank den Inhalt.
Kapitel: Reich und Nation
09_Carus.jpg
Carl Gustav Carus
Die Dreisteine im Riesengebirge, 1826
Öl auf Leinwand, 64 x 92,5 cm
© Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden,
Foto: Estel/Klut
Viele der Landschaftsbilder von Carl Gustav Carus zeigen Orte
am Rand der deutschsprachigen Welt. Dieses Gemälde führt in
eine Gegend des Riesengebirges, an der Grenze zwischen Böhmen und Schlesien. Die wildromantische Landschaft war ein beliebtes Motiv für deutsche Landschaftsmaler. Das Riesengebirge
liegt heute in Tschechien und Polen.
Carus zählt zu einer Generation Intellektueller, welcher Johann
Wolfgang von Goethe und der Maler Caspar David Friedrich angehörten. Carus‘ Gemälde stellen die wildromantische deutsche
Landschaft als Symbol deutscher Identität in den Mittelpunkt.
Kapitel: Fließende Grenzen
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10_Goethe.jpg
Karl Bennert
Goethe in der Campagna (Kopie nach J.H.W. Tischbein), um
1849
Öl auf Leinwand, 167,5 x 211,2 cm
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum
© David Hall – ARTOTHEK
Johann Wolfgang von Goethe war der erste deutsche Literat, der
in vielfältiger Weise internationalen Ruhm erlangte. Zu seiner
Zeit wurde er als das Äquivalent der deutschsprachigen Welt zu
Dante, Shakespeare und Cervantes betrachtet. Johann Tischbeins berühmtes Porträt entstand in Italien, nachdem Goethe
bereits eine literarische Berühmtheit geworden war. Es präsentiert Goethe inmitten von Ruinen aus der römischen Antike. Ein
Fragment eines Frieses zeigt eine Szene des antiken griechischen
Dramas Iphigenia in Tauris von Euripides, das Goethe zu jener
Zeit in ein klassisches Versdrama in deutscher Sprache umarbeitete. Das Porträt impliziert, dass Goethe die großen Traditionen
der Antike erneuern sollte. Während Efeu die Ruinen bedeckt,
wächst hinter ihm eine „Deutsche Eiche“ in frischem Grün.
Obwohl Goethe selbst das vollendete Bild nie mit eigenen Augen
sah, hat es als Gemälde Symbolcharakter erlangt und ist heute
das berühmteste Porträt eines Deutschen. Es wurde mehrfach
kopiert, hier in einer Fassung von Karl Bennert.
Kapitel: Made in Germany
11_Mendelsohn.jpg
August Theodor Kaselowsky
Porträt Moses Mendelssohn, Kopie nach Anton Graff, (um 1771),
1855
Öl auf Leinwand, 57 x 48 cm
Jüdisches Museum Berlin, Dauerleihgabe des Israel Museums Jerusalem, Foto: Jens Ziehe
Im 18. Jahrhundert verbesserte sich die Stellung der jüdischen
Gemeinden im deutschen Sprachraum beträchtlich. Diese Entwicklung erreichte einen Höhepunkt im Rahmen der josephischen Toleranzpatente, die Kaiser Joseph II. 1781 und 1782 erließ.
Während indes erhebliche Restriktionen beibehalten wurden und
viele Juden nach wie vor ein marginalisiertes Leben fristeten,
waren einige in der Lage, wichtige Positionen im politischen und
kulturellen Bereich der Zeit zu erlangen. Das berühmteste Beispiel dieser Entwicklung ist Moses Mendelssohn (Großvater des
Komponisten Felix Mendelssohn), der die Tora ins Deutsche
übersetzt hat. Er wirkte in Berlin und wurde von seinen Zeitgenossen weithin als Vordenker der Aufklärung verehrt.
Kapitel: Reich und Nation
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Berliner Festspiele
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
12_Benz.jpg
Carl Friedrich Benz
Benz-Patent-Motorwagen Nr. 2 (originalgetreuer Nachbau),
1885
Eisen, Messing, Kunststoff, Eiche, 148 x 146 x 248 cm
© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Jean Christen
Deutsche Ingenieure und Erfinder spielten eine wichtige Rolle bei
der frühen Entwicklung des Automobils: In den 1880er-Jahren
produzierten Wilhelm Maybach, Gottlieb Daimler und Carl Benz
die ersten Wagen, für die man keine Pferde benötigte, angetrieben durch einen Verbrennungsmotor, den kurz vorher, in den
1870er-Jahren, Nicolaus Otto und Eugen Langen entwickelt hatten. Eine zunächst skeptische Öffentlichkeit wurde durch geschicktes Marketing überzeugt, indem Bertha, die Gattin von
Benz, 1888 mit ihren beiden jungen Söhnen zum ersten Mal in der
Geschichte des Automobils eine Überlandfahrt von Mannheim
nach Pforzheim unternahm. Als Benz 1929 starb, wurde er als
einer der Mitbegründer eines weltweiten Industriezweigs gefeiert.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg rangierte Deutschland
bei der Produktion und Motorisierung der Massen allerdings weit
hinter Großbritannien und Frankreich, ganz zu schweigen von
den USA. Die Unternehmen Daimler und Benz konzentrierten
sich auf Luxus-Limousinen für die Reichen, waren allerdings 1926
dazu gezwungen, zu fusionieren, weil vorher hohe Unkosten und
Schulden ihre Entwicklung ständig gebremst hatten.
Kapitel: Made in Germany
13_Kollwitz.jpg
Käthe Kollwitz
Gedenkblatt für Karl Liebknecht, 1919–1920
Holzschnitt, 55,6 x 69,9 cm
© Staatliche Museen zu Berlin – Kupferstichkabinett
Im November 1918, mit der Abdankung des deutschen Kaisers
brachen in ganz Deutschland Generalstreiks und revolutionäre
Aufstände unter Führung von Arbeiter- und Soldatenräten aus,
die sog. Novemberrevolution. An die Stelle demobilisierter
Reichswehrverbände traten paramilitärische Formationen aus
Armeeveteranen, die Freikorps genannt wurden. Einer der führenden Köpfe des sozialistischen Spartakusbundes war Karl Liebknecht, der versuchte, in Berlin eine Räteregierung einzusetzen.
Liebknecht und seine Mitstreiterin, Rosa Luxemburg, wurden im
Januar von Mitgliedern der Freikorps festgenommen und ermordet. Die Künstlerin Käthe Kollwitz wurde von der Familie Liebknecht eingeladen, den aufgebahrten Leichnam zu sehen, und
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
schuf daraufhin einen bewegenden Holzschnitt, der dem ikonografischen Vorbild der Beweinung Christi folgt. Die Inschrift
trägt die Worte: „Die Lebenden dem Toten. Erinnerung an den
15. Januar 1919“.
Kapitel: Krise und Erinnerung
14_Bauhaus.jpg
Herbert Bayer (Entwurf)
Reineck & Klein, Weimar (Druck)
Postkarte Nr. 11 zur Bauhaus-Ausstellung in Weimar im Sommer
1923, Farblithographie auf Karton, 14,5 x 9,8 cm
Bauhaus-Archiv Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
1923 organisierte die von Walter Gropius gegründete Schule des
Bauhaus in Weimar ihre erste Ausstellung. Sie verfolgte ein radikales Programm, bei dem traditionelle handwerkliche Methoden,
künstlerische Vision und modernes Industriedesign verschmolzen, um funktionale Objekte herzustellen, die sowohl elegant als
auch erschwinglich waren. Als Teil der Werbung für die Ausstellung gestalteten Meister und Studenten 20 Postkarten, jede
nummeriert und mit dem Namen des jeweiligen Künstlers versehen. Diese Karten stellten eine für die Zeit neue Werbetaktik dar.
Kapitel: Made in Germany
15_Schwebender.jpg
Ernst Barlach
Schwebender, 1927 (Guss 1987)
Bronze, 74 x 217 x 71cm
© Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Leihgabe des Kulturrings der Schleswig-Holsteinischen
Wirtschaft
Diese schwebende Figur, oft als „Engel“ bezeichnet, wurde vom
Dom in Güstrow als Mahnmal für die Toten aus dem Ersten
Weltkrieg in Auftrag gegeben. Ernst Barlach war aus dem Krieg
als Pazifist zurückgekehrt. Mit dieser eindrucksvollen Skulptur
schuf er sein bedeutendstes Werk. Losgelöst von Erde und Zeit,
mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen drückt die
Figur eine internalisierte Vision des Kummers und des Leids, die
der Krieg hervorgebracht hat, aus. Ihr Gesicht trägt die Züge der
mit Barlach eng befreundeten Künstlerin Käthe Kollwitz, die ihren Sohn im Krieg verloren hatte. In den 1930er-Jahren wurde
der Großteil von Barlachs Werken als „entartete Kunst“ konfisziert. 1937 wurde der Engel aus dem Güstrower Dom entfernt
und für Kriegszwecke eingeschmolzen, doch ein zweiter Abguss
blieb erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser in der
Antoniterkirche in Köln angebracht. Noch zwei weitere Abgüsse
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
wurden angefertigt, einer davon hängt an der ursprünglichen
Heimstatt im Güstrower Dom. Der hier ausgestellte Guss entstand 1987 und befindet sich im Besitz des Kulturrings der
Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft, als Würdigung von Barlachs Geburtsort Wedel in Holstein.
Kapitel: Krise und Erinnerung
16_VWKäfer.jpg
VW-Käfer, sogenannter „Brezel-Käfer“
1952
150 x 155 x 390 cm
Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
© SDTB/Foto: Sammlungsdokumentation
Der Volkswagen Käfer ist eines der bekanntesten Automobile der
Welt – eine internationale Ikone und ein Symbol für das deutsche
„Wirtschaftswunder“ in der Nachkriegszeit. Es stand für hohe
Qualität, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit, und sein Design
sprach die Menschen an. Mit mehr als 21 Millionen hergestellten
Fahrzeugen wurde der Käfer zum am längsten produzierten und
meistgebauten Automobil eines einzigen Modells weltweit, bevor
2003 die Produktion eingestellt wurde. Der Käfer hatte seinen
Vorläufer im Dritten Reich, im „KdF-Wagen“. Die Idee eines Autos für die Massen faszinierte die Nationalsozialisten. Durch
Spareinzahlungen an die NS-Organisation „Deutsche Arbeitsfront“ sollten private Kaufinteressenten die Vorfinanzierung dafür leisten. Die Bezeichnung Volkswagen wurde zum festen Begriff dafür. Ferdinand Porsche erhielt den Auftrag, ein Modell zu
entwickeln. 1938 begann der Bau des Volkswagenwerks. Mit
Kriegsbeginn unterblieb die Fertigung des Kdf-Wagens als ziviles
Auto zugunsten der Herstellung des sog. Kübel-Wagens für die
Deutsche Wehrmacht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann
die Massenproduktion des Käfers in Wolfsburg. Seit den frühen
1950er-Jahren repräsentierte der VW-Käfer ein anderes neues
Deutschland.
Kapitel: Made in Germany
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Der Britische Blick:
Deutschland – Erinnerungen einer Nation
17_Baselitz.jpg
Georg Baselitz
Adler, 1977
Radierung, handkoloriert, 30 x 27 cm
© Georg Baselitz 2016. Schenkung an das British Museum von
Count Christian Duerckheim
Georg Baselitz, einer der bedeutendsten Künstler Deutschlands,
malt oft Bilder, die auf dem Kopf stehen, um die Wahrnehmung
des Betrachters herauszufordern. Ein Großteil seines künstlerischen Schaffens konfrontiert mit der jüngsten deutschen Geschichte und was es bedeutet, Deutscher zu sein nach dem
Zweiten Weltkrieg. Hier hat er die Technik der Umkehrung von
Bildmotiven auf Symbole nationaler Identität angewandt – den
Bundesadler und die Flagge des demokratischen Deutschlands.
Beide Symbole sind verschlissen und zerfranst und stehen auf
dem Kopf, eine Reflektion womöglich der Zerbrechlichkeit der
Ideale, die sie verkörpern, angesichts der Barbarei und Verbrechen der NS-Zeit. Baselitz wurde 1938, während der NS-Zeit, im
späteren Ostdeutschland geboren. Er studierte Kunst, wurde
aber bald der Hochschule verwiesen wegen „gesellschaftlicher
Unreife“ und ging 1957, vor dem Mauerbau, nach Westberlin.
Baselitz, der heute sowohl in Deutschland als auch in Italien lebt,
hat gesagt: „ Woraus ich nie entfliehen konnte war, Deutschland
und Deutscher zu sein.“
Kapitel: Deutschland – Erinnerungen einer Nation
18_Grenzübergang.jpg
Modell des Grenzübergangs Bahnhof Friedrichstraße, um 1970
Holz, Metall, Weißblech / Lackfarbe (mehrfarbig)
25 x 70 x 90 cm
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
Es gab mehrere Grenzübergänge zwischen Ost- und Westberlin.
Der Bahnhof Friedrichstraße, der am häufigsten benutzt wurde,
war absichtlich komplex und ohne klare Orientierung angelegt,
wie an diesem Modell zu sehen ist, das das DDR-Ministerium für
Staatssicherheit (Stasi) angefertigt hat. Das Modell wurde wahrscheinlich dazu eingesetzt, um Grenzpersonal Überwachungsmethoden beizubringen, die verhinderten, dass ostdeutsche Bürger fliehen konnten.
Kapitel: Krise und Erinnerung
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Der Britische Blick:
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19_Surfanzug.jpg
Surfanzug, vorgesehen für einen Fluchtversuch von Ost- nach
Westdeutschland, November 1987
© Deutsches Historisches Museum, Berlin/ I. Desnica
Viele Menschen versuchten den kommunistischen Staat in Ostdeutschland zu verlassen – um 1961 hatte er bereits 20 Prozent
seiner Bevölkerung an den Westen verloren. Im August 1961 errichtete die DDR die Berliner Mauer und die Grenzmauern zur
Bundesrepublik hin, um die Abwanderung zu beenden und ordnete Schießbefehl gegen Flüchtende an. Einer der wenigen möglichen Fluchtwege war die Ostsee. Dieser Surfanzug war Teil eines solchen Planes. Ein Freundespaar wagte im November 1987
die Flucht über die Seeroute. Sie wollten in einem Schlauchboot
von der Küste vor Mecklenburg nach Westen paddeln und trugen
Surfanzüge, um Unterkühlung zu vermeiden. Beide wurden noch
an Land verhaftet und mit Gefängnis bestraft. Der Surfanzug
stammt aus einer Sammlung, in der Objekte aus Fluchtversuchen dokumentiert wurden. Das Ministerium für Staatssicherheit
(Stasi) benutzte sie zur Ausbildung von Informanten, damit diese
jene Mitbürger ausspähen konnten, die eine Flucht vorbereiten.
Kapitel: Krise und Erinnerung
20_Buchenwald.jpg
Buchenwald Lagertor (Replik)
Replik 2009 / Farbgebung 2014
Metall, 186,5 x 98,7 cm
© Katharina Brand, Sammlung Gedenkstätte
Buchenwald
Der Nazi-Terror ist die zentrale, unentrinnbare Erinnerung des
modernen Deutschlands. Er führte zur systematischen Ermordung von rund sechs Millionen Juden und brachte Tod und Zerstörung über ganz Europa.
1937 wurde vor den Toren von Weimar – Stadt Goethes und Schillers, des Bauhauses und Wiege der demokratischen Verfassung
der Weimarer Republik – das Konzentrationslager Buchenwald
gebaut. Hier starben zwischen 1937 und 1945 nach Schätzungen
56.000 Insassen an Hunger, an einer perfiden Strategie des „Arbeitens bis zum Umfallen“, bei Massentötungen, bei Menschenexperimenten und weiteren Gewalttaten. Das Tor von Buchenwald steht für das Nebeneinander von Gräueltaten und Zivilisation. Es ist das Tor zu unvorstellbarem Leid der Opfer des Nationalsozialismus.
Die Toraufschrift der meisten Lager verkündete den ankommenden Gefangenen „Arbeit macht frei“. Das Tor von Buchenwald
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Deutschland – Erinnerungen einer Nation
trug jedoch in diesem Zusammenhang ebenso infames, anderes
Motto, das die Häftlinge an der Innenseite lesen sollten, „Jedem
das Seine“, entlehnt aus dem Römischen Recht. Die Torinschrift
war das Werk eines ehemaligen Bauhaus-Studenten, Franz Ehrlich, der im Lager Buchenwald inhaftiert war. Es war womöglich
ein subtiler Akt der Renitenz, dass Ehrlich sich für die Form der
Buchstaben an Bauhaus-Künstlern inspirierte, die den Nazis verhasst waren. Die rote und weiße Farbe des Tores wurde regelmäßig erneuert, damit die Schrift lesbar blieb. Im Lager waren Gefangene aller Kategorien aus Deutschland und aus vielen europäischen Ländern inhaftiert, Juden und politische Gefangene,
Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen, religiös und politisch Andersdenkende, Roma und Sinti, Homosexuelle, Kriegsgefangene und gewöhnliche Kriminelle. Die Insassen wurden als Zwangsarbeiter in den umliegenden Fabriken
eingesetzt. Später, zwischen 1945 und 1950, benutzten die sowjetischen Behörden das Lager, um Personen, die als Gegner des
Stalinismus betrachtet wurden, und mutmaßliche Nazis zu inhaftieren. 7000 Personen starben in diesem Zusammenhang.
Kapitel: Krise und Erinnerung
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Deutschlands Geschichte ist stärker zersplittert als
die der meisten anderen europäischen Länder. Seine
Grenzen waren oft in Bewegung, und die längste Zeit
der letzten 500 Jahre bestand es aus einem bunten
Mosaik von politischen Gebilden. Doch es gibt auch
Erinnerungen, die allen Deutschen gemeinsam sind –
Erinnerungen einer Nation. Neil MacGregor stellt sie
uns vor in einem Buch über Deutschland, wie es noch
nie eines gab.
Seine augenöffnende Reise durch die deutsche Geschichte beginnt mit dem Brandenburger Tor, und
sie endet mit der Reichstagskuppel und Gerhard
Richter. Unterwegs begegnen wir einem faszinierenden Ensemble, darunter Gutenbergs Buchdruck,
Porzellan aus Dresden, deutsches Bier und deutsche
Wurst, Goethe, Schneewittchen und Mutter Courage,
die Krone Karls des Großen, ein Tauchanzug made in
Ostdeutschland und das Tor von Buchenwald. Wie es
Neil MacGregor gelingt, all diese Objekte zum Sprechen zu bringen und sie von deutscher Geschichte
erzählen zu lassen, dabei die Schrecken der NS-Zeit
nicht zu relativieren und doch den Reichtum der
deutschen Geschichte begeistert und begeisternd
vor dem Leser zu entfalten – das ist so intelligent, so
bravourös und so unterhaltsam zugleich, dass man es
einfach gelesen haben muss.
Katalog zur
Ausstellung im
Martin-Gropius-Bau
Berlin
640 S., 335 farb. Abb., 8 Ktn. Geb. € 39,95
ISBN 978-3-406-67920-9
„Lehrreich, kompakt und
mitunter recht eigenwillig.“
Hubert Spiegel,
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Erfrischend anders als
so viele langweilige
Geschichtsbücher über
dieses seltsame Land.“
Klaus Hillenbrand,
die tageszeitung
„Spannender Ritt durch
die Geschichte. Reich
bebildert und hochwertig
produziert.“
Kölner Stadtanzeiger
„Eine deutsche Erinnerungsgeschichte, die sich
wunderbar lesen, hören,
sehen, fühlen und diskutieren lässt.“
Neil MacGregor war Direktor der National
Gallery, London von 1987 bis 2002 und des
Britischen Museums von 2002 bis 2015.
Für Deutschland. Erinnerungen einer Nation wurde er mit dem Friedrich-GundolfPreis, der Goethe-Medaille und dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet. Seit
Oktober 2015 leitet er die Gründungsintendanz des Humboldt-Forums.
WWW.C HBEC K.DE
C.H.BECK
Ulinka Rublack, Die Zeit
816 S., 159 Abb., 4 Ktn. Geb. € 39,95
ISBN 978-3-406-62147-5
816 S., 159 farb. Abb., 4 Ktn. Geb. € 25,–
ISBN 978-3-406-65286-8
347 S., 125 farb. Abb. Geb. € 29,95
ISBN 978-3-406-65287-5
Unternehmensdarstellung Wall AG
Wall AG. Für Städte. Für Menschen.
Die Wall AG ist ein international tätiger Spezialist für Stadtmöblierung und Außenwerbung und
Teil des Konzerns JCDecaux SA, der Nummer 1 der Außenwerbung weltweit.
Das 1976 gegründete Unternehmen gestaltet unter Einbeziehung namhafter Architekten und
Designer den öffentlichen Raum mit zukunftsfähigen Stadtmöbeln. Selbstreinigende,
behindertengerechte City-Toiletten, Wartehallen, Stadtinformationsanlagen, Multifunktionssäulen,
Kioske und hochwertige Werbeträger werden im eigenen Werk im brandenburgischen Velten
hergestellt. Die Städte erhalten die Stadtmöbel kostenlos. Die Investitionen refinanziert Wall durch
die Vermarktung der in die Produkte integrierten Werbeflächen.
Über 28 verschiedene Designlinien hat das Unternehmen bislang für den urbanen Raum
entwickelt. Wall realisiert das Konzept .Alles aus einer Hand: Entwicklung und Produktion,
Reinigung und Wartung der Stadtmöbel sowie die Vermarktung der Werbeflächen erfolgen durch
das Unternehmen selbst. Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit kennzeichnen die Produkte und
Dienstleistungen von Wall.
Dieses Geschäftsmodell öffnet nicht nur den Städten, sondern auch der Außenwerbung neue
Chancen und Räume. Werbeträger von Wall bringen die medialen Vorteile auf den Punkt: Die
hoch frequentierten Standorte auf öffentlichen Plätzen und Straßen, die plakative Größe sowie die
überzeugende Kontaktqualität kennzeichnen alle Wall- Premiumwerbeflächen. Bei der
Vermarktung geht es um Klasse statt Masse: Wall lässt die immer bessere Qualität für sich
sprechen.
Seit Januar 2011 vermarkten die Wall AG und die JCDecaux Deutschland GmbH gemeinsam unter
der Vertriebsmarke WallDecaux Premium Outdoor Sales, als Unternehmensbereich der Wall AG,
ihre Werbeflächen in mehr als 60 deutschen Städten, darunter alle Millionenstädte. WallDecaux ist
der größte Anbieter in Deutschland für das Werbeformat City Light Poster (CLP). Insgesamt
vermarktet Wall europaweit mehr als 91.300 Werbeflächen, davon mehr als 6.332 an
Transportmitteln wie Tram, Bus, U-Bahn und LKWs.
Seit Beginn des Jahres 2011 ist der Vorstand der Wall AG auch verantwortlich für das
Management der JCDecaux Deutschland GmbH und führt somit insgesamt 1.055 Mitarbeiter in
Deutschland und der Türkei.
16. September 2016 bis 9. Januar 2017
Pina Bausch und
das Tanztheater
Martin-Gropius-Bau
Veranstalter: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland,
Bonn. In Kooperation mit der Pina
Bausch Foundation, Wuppertal.
30. September 2016 bis 8. Januar 2017
+ultra.
gestaltung schafft wissen
Martin-Gropius-Bau
Veranstalter: Exzellenzcluster »Bild
Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor« der Humboldt-Universität
zu Berlin
27. Oktober bis 20. November 2016
Lundahl & Seitl:
Symphony of a
Missing Room
Martin-Gropius-Bau
Teil der Programmreihe „Immersion.
Analoge Künste im Digitalen Zeitalter“
1. bis 6. November 2016
Jazzfest Berlin
Haus der Berliner Festspiele
und andere Orte
8. Oktober 2016 bis 9. Januar 2017
Der Britische Blick:
Deutschland –
Erinnerungen einer Nation
9. bis 14. November 2016
Treffen junge Musik-Szene
Haus der Berliner Festspiele
Martin-Gropius-Bau
19. Oktober bis 4. Dezember 2016
Mona el Gammal:
RHIZOMAT
17. bis 21. November 2016
Treffen junger Autoren
Haus der Berliner Festspiele
Ort wird bei Ticketkauf bekanntgegeben
Teil der Programmreihe „Immersion.
Analoge Künste im Digitalen Zeitalter“
21. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017
18. bis 20. November 2016
Schule der Distanz
Martin-Gropius-Bau
Bauen mit Holz –
Wege in die Zukunft
Teil der Programmreihe „Immersion.
Analoge Künste im Digitalen Zeitalter“
Martin-Gropius-Bau
18. November 2016 bis 12. März 2017
Veranstalter: Technische Universität
München
Omer Fast
»Reden ist nicht immer die Lösung«
Martin-Gropius-Bau
Teil der Programmreihe „Immersion.
Analoge Künste im Digitalen Zeitalter“
9. Dezember 2016 bis 5. März 2017
Robert Doisneau
Fotografien
Martin-Gropius-Bau
Stand: 26. September 2016
Pina Bausch tanzt ein Solo in Danzón (Ausschnitt), Fotografie © Jochen Viehoff || David Georges
Emmerich, Structure autotendante, © Collection FRAC Centre, Orléans / Photographie: François
Lauginie || Gerhard Richter, Betty (Edition 23/25), 1991. Sammlung Olbricht, © Atelier Gerhard
Richter || © Michael Rudolph || © Gassner Redolfi KG || © Ingeborg Oyen Thorsland || © Berliner
Festspiele. Ta-Trung, Berlin, Philipp Jester || © Berliner Festspiele. Ta-Trung, Berlin, Philipp Jester ||
© Berliner Festspiele. Ta-Trung, Berlin, Philipp Jester || Omer Fast: 5000 Feet is the Best, Videoinstallation, Courtesy Galerie Arratia Beer / gb agency / Dvir Gallery / James Cohan Gallery © Omer
Fast || Robert Doisneau: Le Baiser de L’Hotel de Ville, Paris, 1950 © Atelier Robert Doisneau, 2016 ||
© Laurent Philippe
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10719 Berlin
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Niederkirchnerstraße 7
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16. bis 19. Dezember 2016
Palermo Palermo
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Die Berliner Festspiele werden gefördert durch
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