Moment mal 6. Oktober: Unglückselig

NDR 2 Moment mal
Montag bis Freitag 18:15 Uhr, Samstag und Sonntag 9:15 Uhr
Klaus Böllert vom Erzbistum Hamburg
Donnerstag, 6. Oktober 2016
Wir werden alle sterben. Das ist mal sicher. Aber Johanna Mawet will das nicht
akzeptieren. Sie ist Molekularbiologin und arbeitet - erst mal noch mit Mäusen - an
nichts weniger als der Unsterblichkeit. Dann begegnet der Wissenschaftlerin Johann
Wilhelm Richter, der seit etwa 240 Jahren tatsächlich nicht sterben kann. Das ist der
Plot des Romans „Die Unglücksseligen“ von Thea Dorn. Der uralte Herr Ritter
versteht gar nicht, warum die Wissenschaftlerin den Tod abschaffen will.
Der fragt sie auch: Glaubst Du denn, dass Du eine neue Lebensqualität gewinnst
durch die schiere Quantität?
Thea Dorn mag beide Hauptfiguren. Der uralte Johann Ritter liegt ihr mehr, so einer,
der brennt, der lebt, intensiv. Aber andererseits.
In dem Moment, in dem wir nicht mehr gläubig sind und nicht mehr glauben, dass
das hier nur eine Etappe auf dem Weg in eine bessere Welt ist, ist dieser Tod ein
einziger Skandal.
Den Teufel selbst lässt Thea Dorn das ganze Geschehen kommentieren. Und das
Gott der Gute und der Teufel der Böse ist, ist in diesem Roman auch nicht so sicher.
Und die Moral von der Geschicht´?
Ein Plädoyer dafür, angesichts der Endlichkeit nicht in Verzweiflung zu geraten. Den
Augenblick leben zu können.
Wen das Thema Tod, Sterben müssen, endlos leben interessiert. Wer Freude daran
hat, dass die Sprache zwischen der von heute und der von vor 200 Jahren hin- und
herwechselt, wer sich auf den Teufel und wilde Wendungen einlassen mag - für den
ist das spannender Lesestoff. „Die Unglücksseligen“ von Thea Dorn.
Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche