SCHLOSS SALENEGG, MAIENFELD DER TRADITION VERPFLICHTET Das älteste Weingut Europas. Es liegt nicht etwa in Frankreich oder Italien, sondern in der Bündner Herrschaft. Seit 1068 wird auf Schloss Salenegg Wein angebaut und gekeltert. «Hotelier»-Autorin Nicole Amrein traf Schlossherrin Helene von Gugelberg auf ein Glas rauchig-würzigen Pinot Noir – und fand sich zum Schluss des Gesprächs bei einer Verkostung von DelikatEssig wieder. 52 12I2011 Food & Beverage Wein-Porträt Schloss Salenegg, nachweislich das älteste Weingut Europas. Seit 350 Jahren im Besitz der Familie Gugelberg von Moos. 12I2011 53 Weine aus dem Schlossgut Salenegg. Die Jahresproduktion liegt zwischen 60 000 und 70 000 Flaschen. Auf zehn Hektaren wächst der im Jahr 1798 in der Bündner Herrschaft heimisch gewordene Blauburgunder. Schlossherrin Helene von Gugelberg. Die 52-jährige Hotelfachschulabsolventin verharrt weder in Erinnerung an Geleistetes, noch in Ehrfurcht vor ihren Ahnen. Im ältesten Weingut Europas wird schon seit dem Jahr 1068 Wein angebaut und gekeltert. Reben beim Schloss Salenegg. Die kalkhaltigen Schieferböden sorgen für die aussergewöhnliche Mineralität dieses Blauburgunders. 54 Delikat-Essig aus der Bündner Herrschaft. Den stellt die Schlossherrin mit grosser Hingabe selber her, mittlerweile in zwölf Geschmacksrichtungen. 12I2011 Food & Beverage Wein-Porträt Text: Nicole Amrein Bilder: Hans R. Amrein K Pinot-Noir-Trauben. Der Wein reift nach dem biologischen Säureabbau in Fudern mit einem Fassungsvermögen zwischen 1890 und 4370 Litern. 12I2011 ein Deux-Pièces. Helene von Gugelberg empfängt in Hosen und legerer Bluse, hegt augenscheinlich keinen Dünkel, was ihre adelige Herkunft angeht. Und doch versprüht die 52-Jährige beim Gang durch den Schlosspark und dem anschliessenden Gespräch in der idyllischen Sommerlaube eine Aura von gelebter Historie. Das Schloss: um 950 erbaut, seit 350 Jahren im Besitz der Familie Gugelberg von Moos. Es ist nicht einfach ihr Zuhause, sondern steht für das Lebenswerk ihrer Vorfahren. Und so erstaunt es nicht, dass Helene von Gugelberg sagt, sie habe hier gelernt, in Jahrhunderten zu denken. Ein bemerkenswerter Ausspruch für eine Pragmatikerin, die sich als alleinige Eigentümerin des Hotel Schweizerhof in St. Moritz kurze Entscheidungswege und rasch eingeleitete Massnahmen gewohnt ist. Als Absolventin der Hotelfachschule Lausanne mit anschliessenden Stationen in Australien und auf den Philippinen hat Helene von Gugelberg das traditionsreiche Vierstern-Hotel im Zentrum von St. Moritz-Dorf sogar selbst geführt. Zehn Jahre lang, zusammen mit ihrem Mann. Mittlerweilen sind Yvonne Urban Scherer und Martin Scherer um das Wohl der Schweizerhof-Gäste besorgt, lebt die Mutter zweier erwachsener Kinder wieder auf Schloss Salenegg, atmet im Rhythmus der grossen Dekaden. Vorüber die Zeit als weibliche Angehörige der Armee, den Dienst quittiert als Oberleutnant der Übermittlungstruppen. Auch die von ihr gegründete Stiftung «Maultierforum» hat sich aufgelöst, geblieben sind drei von ihr mitverfasste Bücher und die Liebe zu den Tieren. Doch Helene von Gugelberg verharrt weder in Erinnerung an Geleistetes, noch in Ehrfurcht vor ihren Ahnen. Im ältesten Weingut Europas wird schon seit dem Jahr 1068 Wein angebaut und gekeltert. Einst noch mit dem mächtigen Torkelbaum, an dem vorbei man in den modernen Erweiterungsbau gelangt, der kurz vor seiner Eröffnung steht. Ein Gebäude, das durch und durch die Handschrift der aktuellen Schlossherrin trägt, sozusagen ihr Beitrag an die Familiengeschichte. Ein Stück Ich, das elf Meter tief ins Erdreich reicht. Hier lagert er dann, der Blauburgunder, erhält in riesigen Eichenfässern seinen unverkennbaren «Schloss-Salenegg-Schmelz», für den Kellermeister Bernhard Wyler seit 31 Jahren bekannt ist. Helene von Gugelbergs primäre Domäne dann zwei Stockwerke weiter oben, im von ihr designten Degustationsraum mit freiem Blick auf die Pinot-Noir- und Chardonnay-Reben. Hier lässt sie künftig aber nicht nur das neuste Kellerprodukt, einen Blanc de Blanc, verkosten, sondern auch Essig. Delikat-Essig wohlverstanden. Den stellt die Schlossherrin mit grosser Hingabe selber her, mittlerweile in zwölf Geschmacksrichtungen. Die Inspirationen für die Verwendung der Edelprodukte liefert sie in einem Rezeptbüchlein mit – und schreibt so auch gleich noch ein weiteres Kapitel für das Ahnenbuch. H Schloss Salenegg: Das Weingut, die Weine Die Rebflächen von Schloss Salenegg liegen am Ausläufer der Falknis. Dieses charakteristische Bergmassiv schützt die Weinberge vor kalten Nordwinden und schafft ein Mikroklima, in welchem sich die Reben besonders wohlfühlen. Mit acht ständigen Mitarbeitern werden elf Hektare Rebfläche bewirtschaftet, auf zehn Hektaren wächst der im Jahr 1798 in der Bündner Herrschaft heimisch gewordene Blauburgunder. Der Rest entfällt auf Chardonnay-Trauben. Die Jahresproduktion liegt zwischen 60 000 und 70 000 Flaschen. Blauburgunder «Schloss Salenegg» Der Klassiker. Die kalkhaltigen Schieferböden sorgen für die aussergewöhnliche Mineralität dieses Blauburgunders. Der Wein reift nach dem biologischen Säureabbau in Fudern mit einem Fassungsvermögen zwischen 1890 und 4370 Litern. Pinot Noir Barrique «Schloss Salenegg» Wird in limitierter Menge gekeltert. Die verwendeten Trauben stammen ausschliesslich von Burgunderklonen und ergeben einen gehaltvollen, fruchtbetonten Wein mit feinen Vanilletönen, einer gut eingebundenen Holznote und weichen Gerbstoffen. Chardonnay «Schloss Salenegg» Die mineralischen Böden sind der perfekte Pflanzgrund für Chardonnay-Trauben. Auf Schloss Salenegg reift der Chardonnay während zwölf Monaten in Barriques aus Allier-Eiche, davon sind ein Drittel Neuholzfässer. Nach den ersten sechs Monaten der Bâtonnage wird der Wein filtriert und zum Ausreifen wieder in den Barriques gelagert, was zu seiner würzigen Fülle führt. www.schloss-salenegg.ch 55
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