Rheinpfalz 26.09.2016 Fest der Kulturen

DIE RHEINPFALZ
— NR. 225
A KT U EL L NO TI ER T
Oberbürgermeister
Löffler im Bundesrat dabei
Gleichwertige Lebensbedingungen in allen
deutschen Städten und als Voraussetzung dafür eine ausreichende Finanzausstattung: Das
fordern 70 Städte bundesweit, die sich in dem
Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ zusammengeschlossen haben. Aus der
Pfalz zählen unter anderem Neustadt, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Pirmasens dazu.
Gemeinsam haben sie am Freitag gegenüber
dem Bundesrat Front gemacht: Während der
siebten Kommunalkonferenz des Bündnisses
in Berlin wurde, wie berichtet, auch eine Sitzung des Bundesrats besucht. Dieser hatte
über die im Grundgesetz festgeschriebene
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse diskutiert. Im Anschluss wurden die Forderungen
des Bündnisses in die entsprechenden Ausschüsse verwiesen. Bei der Kommunalkonferenz selbst war Kanzleramtsminister Peter Altmaier zu Gast. Er lud zu Gesprächen ins Kanzleramt ein. Neustadt wurde in Berlin von Oberbürgermeister Hans Georg Löffler und Kämmerer Stefan Ulrich vertreten. |rhp/ahb
Verwaltung will künftig
einheitliche Sitzbänke
Um ein einheitliches Stadtbild zu bekommen,
will die Verwaltung künftig nur noch drei Arten
von Sitzbänken anschaffen. Das soll dann
auch den Einkauf und die Montage erleichtern. Die Verwaltung schlägt drei Modelle vor:
eins für die Innenstadt und die Spielplätze,
eins für die Friedhöfe und eins für Parks und
das Bahnhofsumfeld. Die Bänke kosten zwischen 992 und 1290 Euro. Der Bauausschuss
soll in seiner Sitzung am Dienstag das Konzept
absegnen. |wkr
S P O RT A M MO NTA G
Green ohne Chance auf den Titel
Die Hausforscher kommen
Rund 80 Denkmalexperten aus Deutschland und angrenzenden Ländern kommen vom 3. bis 6. Oktober nach Neustadt.
Der renommierte Arbeitskreis Hausforschung hält seine Jahrestagung im Casimirianum ab. Die Bauhistoriker, Architekten und
Museumsleiter wollen sich an der Haardt umschauen. Über den Tagungsband bleibt das Treffen der Nachwelt erhalten.
„Wein und Bier – Bauten der Produktion, der Lagerung und des Handels.“ So heißt das Thema der Jahrestagung der Hausforscher. Klar,
dass Neustadt Beispiele liefern kann
für den Verein mit 450 Mitgliedern.
In den Vorjahren fand die Tagung in
Mühlhausen (Thüringen) und Basel
statt. 2017 ist Nürnberg das Ziel.
Am Montag und Dienstagvormittag geht es um das Bierbrauen, allerdings nur in der Theorie. Die Experten hören Fachvorträge über Brauhäuser und diskutieren darüber. Am
Dienstag wird dann auch mit Vorträgen der Sektion Wein gehuldigt,
diesmal auch in der Praxis. Die Teilnehmer fahren gegen 15 Uhr nach
Haardt, um den Weinort erst aus
Sicht der Bauhistorie kennenzulernen. Anschließend stehen zwei
Weinproben bei den Weingütern
Müller-Catoir und Weegmüller an.
Der Mittwoch steht im Zeichen
der Altstadt. Unter anderem hält Michael Huyer, der Autor der Denkmaltopographie über Neustadt, einen Vortrag. In vier Gruppen geht es
anschließend zu vier Häusern, die
für die Neustadter Baugeschichte
typisch sind. Am Donnerstag stehen
das Hambacher Schloss und Lachen
auf dem Programm. |wkr
Die Hauptstraße 51.
FOTO: LM
B I T TE U M BLÄT TE RN
Die Innenstadt als Laufsteg
Stadt: An neun Stellen der Innenstadt gingen
am Samstag Modeschauen über die Bühnen –
ein Blick hinter die Kulissen einer solchen Präsentation.
LOKALSEITE 2
„Bang Bang“ und Salsa-Show
Haßloch: Die 15-jährige Sophie Schreck hat
den Wettbewerb „Haßloch sucht seinen
Superstar“ beim gestern zu Ende gegangenen
Andechser Bierfest gewonnen. LOKALSEITE 3
Herbst- und Bauernmarkt gelungen
Land: Großer Besucherandrang beim ersten
Herbst- und Bauernmarkt im Park des Klosters
in Esthal: Ob der Markt wiederholt wird, hängt
vom Engagement der Vereine ab.LOKALSEITE 5
Alles nur geklaut
Kultur regional: Mit einem originellen Klassik-Rock-Mix und viel Wortwitz begeisterte der
Musikkabarettist Timm Beckmann die Besucher im Herrenhof.
LOKALSEITE X
S ER VI C E
Auf einen Blick
LOKALSEITE 2
SO ER RE IC HEN S IE UNS
MITTELHAARDTER RUNDSCHAU
Verlag und Geschäftsstelle
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Kellereistr. 12 - 16
67433 Neustadt
06321 8903-0
06321 8903-20
[email protected]
Abonnement-Service
Telefon:
06321 3850146
Fax:
06321 3850188
E-Mail:
[email protected]
Privatanzeigen
Telefon:
Fax:
E-Mail:
06321 3850192
06321 3850193
[email protected]
Geschäftsanzeigen
Telefon:
Fax:
E-Mail:
06321 3850383
06321 3850384
[email protected]
Lokalredaktion
Telefon:
Fax:
E-Mail:
06321 8903-28
06321 8903-36
[email protected]
Die Hauptstraße 76.
FOTO: LM
Der Steinhäuser Hof.
FOTO: LM
Die Metzgergasse 3.
FOTO: LM
Meinung am Montag: „Ein Paradies für Kunst- und Bauhistoriker“
Stefan Ulrich, der Denkmalpfleger
bei der Stadtverwaltung, hat die
Tagung der Hausforscher nach
Neustadt geholt.
Bei der DTM in Budapest fuhr Jamie Green
(Team Rosberg, Neustadt) auf Platz zwei. Doch
kann er Spitzenreiter Wittmann beim Saisonfinale nicht mehr einholen.
LOKALSPORT
MONTAG, 26. SEPTEMBER 2016
Herr Ulrich, warum tagen die Hausforscher in Neustadt?
Die Stadt ist vor zwei Jahren Mitglied des Arbeitskreises geworden.
Ich habe mich dafür eingesetzt, weil
ich der Meinung bin, dass eine Stadt
mit einem solch wertvollen historischen Bestand nur davon profitieren
kann, sich mit Fachleuten darüber
auszutauschen. Nicht nur wegen
dem Tagungsband, der anschließend veröffentlicht wird, stärkt das
anschließend in Fachkreisen unseren Namen und wird auch dafür sorgen, dass Besuchergruppen zu uns
kommen. Ich bin sehr stolz darauf,
dass es gelungen ist, bei den Kollegen Interesse für Neustadt zu we-
Stefan Ulrich.
ARCHIVFOTO: LM
cken. Wir haben einen Schatz an
Fachwerkgebäuden und damit eine
pfalzweite Sonderstellung. Nirgendwo sonst kann man die Entwicklung des Fachwerkbaus vom
Mittelalter bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts so gut ablesen .
Wer hat das Programm zusammengestellt?
Ich habe im Hinblick auf die Exkursionen Vorschläge gemacht, die angenommen wurden. Wer sich den
historischen Bau von Weingütern
anschauen will, der muss einfach
nach Haardt. Für Lachen sprach,
dass im Gäu, nur wenige Kilometer
entfernt, ein ganz anderer Stil gepflegt wurde, oft mit einem Kniestock über der ersten Etage, einfach
aus dem praktischen Grund, damit
mehr Raum unter dem Dach entsteht.
Nach was für Kriterien haben Sie die
Häuser ausgesucht, die in der Altstadt besichtigt werden?
Das war ich nicht alleine. Voraussetzung war ja, dass die Bewohner zustimmten, dass an dem Tag über 80
Neugierige durch die Wohnungen
laufen. Das will auch nicht jeder haben. Ich bin sehr dankbar über die
Einwilligung der Besitzer.
Was sprach für die Hauptstraße 51,
die ehemalige Douglas-Filiale?
Das Haus ist von 1337 und damit das
älteste Fachwerkhaus der Pfalz. Historisch bemerkenswert ist die frühe
Verdichtung der Grundstücksbebauung unter Beibehaltung des
Hofes.
Mit Baujahr 1277 ist nur der Steinhäuser Hof in der Rathausstraße 6
älter?
Den gotischen Giebel dort muss
man gesehen haben. Der Torbau
kommt aus der Renaissance. Er entstand 1570. Als ehemalige Herberge
„Zum Löwen“ sieht man hier auch
wunderbar, wie die Menschen damals übernachtet haben.
Warum besichtigen Sie auch die
Hauptstraße 76?
Weil man hier so gut sieht, wie der
mittelalterliche Kernbau aus dem
Jahre 1379 dann 1685 erweitert und
dabei das Dach um 45 Grad gedreht
wurde mit der Traufe dann zur Straße hin.
Und dann geht es noch zur Metzgergasse 3?
Das Haus von Peter Eidel hat den
großen Vorzug, teilweise wieder im
Rohbauzustand zu sein. Das erlaubt
ganz viele Rückschlüsse auf die Art,
wie in den unterschiedlichen Jahrhunderten gebaut wurde. Allein
schon im Hinblick auf das Material.
Auch die damalige Raumaufteilung
ist noch wunderbar ablesbar. Für
Kunst- und Bauhistoriker ist das sozusagen ein Paradies.
|Interview: Wolfgang Kreilinger/
„Im 24. Jahr so nötig wie noch nie“
Großer Andrang gestern beim Fest der Kulturen auf dem Marktplatz – Erlös für Sprachförderkurse
ANZEIGE
Kaum einen freien Platz gab es für
Jung und Alt gestern auf dem
Marktplatz beim 24. Fest der Kulturen. Geschätzte 3000 Besucher
bevölkerten die Innenstadt.
Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung vor über zwei Jahrzehnten,
als ausländerfeindliche Anschläge
in Mölln und Solingen die Gründungsmitglieder des Vereins „Neustadt gegen Fremdenhass“ erschütterten. Sie wollten gegensteuern,
mit einem bunten Fest ein Zeichen
setzen, wie sich Gründungsmitglied
Wolfgang Helfferich erinnert.
Ein harter Kern von zwölf Personen bereit seitdem das Fest vor und
trifft sich alle zwei Wochen, in der
Endphase sogar jede Woche. „Es immer wieder erstaunlich, dass aus
unserer relativ chaotischen Planung
dann am Veranstaltungswochenende viele weitere Helfer hinzukommen. Das Fest hat seine feste Stelle
im Terminplan des Marktplatzes am
letzten Sonntag des September“, erklärt er. Diesmal sei sogar von der
Stadtverwaltung deswegen eine andere Veranstaltung verlegt worden.
Die Stadtverwaltung brächte dem
Verein das Vertrauen entgegen,
man könne auch alle Einrichtungen
des Rathauses nutzen.
Nach der Taufe spielt
die Bigband des
Käthe-Kollwitz-Gymnasiums.
Den Auftakt am Sonntag machte
ein evangelischer Gottesdienst unter freiem Himmel mit Dekan Armin
Jung. Höhepunkt war die Taufe des
einjährigen Vincent Magin. Danach
kündigte Moderator Stefan Werde-
2.Oktober
13-18 h
...Sonntagsve
verka
e kauf
a
Gartenbaumschule
Gartengestaltung
Hauptstrasse
139
76863 Herxheim-Hayna
Tel.
0 72 76-9 64 90
9295840_40_4
Gestern Nachmittag: Neustadt tanzt mit dem Tanztheater Hoffnung der
Asylbewerber von der Haardt.
FOTO: LM
Ayesha Saeed aus Pakistan bemalt
Hände mit Henna.
FOTO: LM
lis den ersten Programmpunkt an.
Die Bigband des Käthe-KollwitzGymnasiums unter Leitung von
Pascal Koppenhöfer hatte passende
Songs heraus gesucht. So sollte
„Back to Black“ oder „Water to
Drink“ und „Respect“ auf die Thematik der Vielfältigkeit aufmerksam machen.
Werdelis verdeutlichte auch das
Motto „Global denken, lokal handeln.“ Man wolle versuchen, weltweit für Frieden zu sorgen, doch
müsse man hier in Neustadt die lokalen Projekte zur Integration unterstützen. Konkret geschieht das
Ein weiterer Programmpunkt ist
der Meditations-Tanz „Thien-Dia“
aus Vietnam. „Das heißt Himmel
und Erde“, erklärt Trienh Dho, der
die Bewegungen mit fünf Mitstreitern vorführt. An diesem sommerlichen Herbsttag folgen die vielen Besucher seinen Anweisungen mit
Hingabe.
Eine neugierige Menschenschlange schart sich um Ayesha Saeed. Die
18-jährige aus Pakistan lebt seit fünf
Jahren in Neustadt. Sie verziert den
Arm von Julia Heber mit einem Henna-Tattoo. Das filigrane orientalische Ornament hat eine Lebensdau-
mit dem Erlös des Festes. Damit sollen die Sprachfördererkurse von
Eresdevinda Lopez-Herreros unterstützt werden. „Denn ohne Sprache
gibt es keine Integration“, betonte
Werdelis, der als Pfarrer an der Berufsbildenden Schule in Ludwigshafen unterrichtet. Auch er ist von Beginn an dabei und moderiert auf lockere Art mit vielen Informationen.
Nachdenklich sagte er: „Es gab eine
Zeit, da glaubten wir, solch ein multi-kulturelles Fest sei nicht mehr
notwendig. Doch die Flüchtlingsproblematik zeigt: im 24. Jahr so nötig wie noch nie.“
er von rund zwei Wochen, erzählt Ilknur Akdas.
Seit 42 Jahren lebt die Frau mit
türkischen Wurzeln in Neustadt. Sie
sagt: „Das Bemalen mit Henna geschieht in den islamischen Ländern
traditionell einen Tag vor der Hochzeit am Henna-Abend.“ Dicht belagert sind die Stände mit internationalen Spezialitäten. Im Angebot ist
„Palau“, afghanische Hackfleischbällchen mit Spinat und Salat, oder
„Mafé“ aus dem Senegal, Rindfleisch
mit Couscous und ErdnussbutterSoße.
Alle Künstler, die von dem Konzertveranstalter Christoph Schmid
eingeladen wurden, traten gestern
ohne Honorar auf. So begeisterte das
bunte Publikum auch Yunuz Yildiz
mit eigenen Klavier-Kompositionen, Tobi Breitenbach und Band, Michelle Labonté mit der Formation
„Famdüsax“, einem Walking Act mit
vier Saxophonen, das Neustadter
Tanztheater „Hoffnung“, der französische Künstler „Jesers“ und „The
Clerks“, die lustige Ska-Truppe aus
Köln. |kle
neu_vp21_lk-stadt.01