Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Telefon 06131 16-0 [email protected] http://www.mueef.rlp.de Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. Egon-Anheuser-Haus 55457 Gensingen [email protected], [email protected] 05.10.2016 Ökologischer Jagdverband e.V. Landesverband Rheinland-Pfalz Forsthaus Oberbirkholz 57587 Birken-Honigsessen [email protected], [email protected] Mein Aktenzeichen Ihr Schreiben vom 104-86 301/2016-1#9 Referat 432 Ansprechpartner/-in / E-Mail Telefon/Fax Herr Dr. Sven Gierse [email protected] 06131 16-4423 06131 16-174423 Duncker'scher Muskelegel beim Schwarzwild; weiteres Vorgehen in Rheinland-Pfalz Sehr geehrte Herren, wie anlässlich unserer Besprechung am 22.07.2016 in Mainz (bzw. telefonisch im Nachgang dazu) vereinbart möchte ich Ihnen kurz über die aktuelle Situation zum Duncker’schen Muskelegel berichten, damit Sie Ihrerseits Ihre Mitglieder in geeigneter Weise informieren und sensibilisieren können: Der Duncker’sche Muskelegel (im Folgenden: DME) ist eigentlich unter Parasitologen ein „alter Bekannter“, er erfährt jedoch aktuell hohe Aufmerksamkeit. Ob die derzeit zahlreichen Nachweise in Gewebeproben von Wildschweinen auf ein aktuelles Ausbreitungsgeschehen hindeuten, ist noch nicht klar und Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen. Zu Biologie und Vorkommen in Rheinland-Pfalz: Der DME ist ein Parasit, der zu seiner Entwicklung mehrere Wirtswechsel benötigt und nacheinander Fleischfresser, Wasserschnecken und Frösche befällt. Werden infizierte Frösche von Fuchs oder Marderhund gefressen, schließt sich der Kreislauf. 1/3 Verkehrsanbindung Parkmöglichkeiten Sie erreichen uns ab Hbf. mit den Linien 6/6A (Richtung Wiesbaden), 64 (Richtung Laubenheim), 65 (Richtung Weisenau), 68 (Richtung Hochheim), Ausstieg Haltestelle „Bauhofstraße“. Zufahrt über Kaiser-Friedrich-Str. oder Bauhofstraße. Parkplatz am Schlossplatz (Einfahrt Ernst-Ludwig-Straße), Tiefgarage am Rheinufer (Einfahrt Peter-Altmeier-Allee) Andere Tiere und auch der Mensch können sich durch Aufnahme des Erregers infizieren. Auch wenn der DME bereits vor mehr als 160 Jahren erstmals beschrieben wurde, weiß die Wissenschaft bislang nur wenig über seine Bedeutung als Krankheitserreger für den Menschen, über seine Verbreitung und über Verfahren, mit denen er in Lebensmitteln wirksam abgetötet werden kann. Im Sommer 2015 wurde der DME erstmals bei einem rheinland-pfälzischen Wildschwein als Zufallsbefund bei der Trichinenuntersuchung nachgewiesen. Seitdem mehren sich die Funde aus einem bislang relativ eng umschriebenen Bereich in den Landkreisen Rhein-Pfalz-Kreis, Bad Dürkheim und auch Germersheim. Da die Zwischenwirte an Gewässer gebunden sind, stammen auch die betroffenen Wildschweine aus Revieren in der Nähe von Gewässern, insbesondere Altrheinarmen. Das Landesuntersuchungsamt untersucht im Rahmen eines Monitorings Proben von Wildschweinen aus allen Landkreisen, um einen Überblick über die Verbreitung des DME zu erhalten. Erste Ergebnisse scheinen den bundesweiten Trend zu bestätigen, wonach ein geringer Teil der Wildschweine DMETräger ist. Welches Risiko stellt DME beim Verzehr von Wildbret dar? Wildschweinefleisch kann immer Träger von Krankheitserregern wie z. B. Salmonellen oder Campylobacter sein. Daher ist es bei uns üblich, Wildbret vor dem Verzehr gründlich durchzuerhitzen, um diese Erreger damit abzutöten. Diese Empfehlung gilt weiterhin und auch betreffend den DME. Es ist zu betonen, dass zu diesen Fragen einige Literaturangaben widersprüchlich sind und daher noch Forschungsbedarf besteht. Die Empfehlungen werden laufend anzupassen sein. Ganz unabhängig davon stellt sich die Frage, wie die bloße Tatsache, dass das Fleisch mit DME belastet sein könnte, vom Konsumenten aufgenommen wird. Was bedeutet das für Jagd und Wildbret? In der Lebensmittelhygiene gilt das Vorsorgeprinzip, Risiken für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind immer auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Werden DME in einem Wildschwein nachgewiesen, sei es zufällig im Rahmen der Trichinenuntersuchung oder bei der gezielten Suche im Monitoring, ist der Wildkörper 2/3 von Rechts wegen als untauglich für den Verzehr durch den Menschen zu beurteilen ( Stellungnahme 027/2007 des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 01.07.2007, http://www.bfr.bund.de/cm/343/wildschweinfleisch_kann_den_gesundheitsgefaehrlich en_dunckerschen_muskelegel_enthalten.pdf). Er muss unschädlich über die Tierkörperbeseitigung entsorgt werden. Dadurch wird auch eine weitere Verbreitung des DME über Wildtiere, die den Kadaver fressen, vermieden. Unterstützt das Land die Jägerinnen und Jäger finanziell? Die betroffenen Landkreise und das Landesuntersuchungsamt tragen im Rahmen des Monitorings die Kosten der zusätzlichen Untersuchungen auf DME. Zusätzlich hat die Oberste Jagdbehörde zugesagt, die Entsorgungskosten für betroffene Tierkörper, die im laufenden Monitoring im Jahr 2016 anfallen, durch Mittel aus der Jagdabgabe zu übernehmen. Wie geht es weiter? Die zahlreichen noch offenen Fragen stellen sich nicht nur für Rheinland-Pfalz, sondern für ganz Deutschland. Auf Bundesebene wird über Untersuchungen in Gebieten mit hohem DME-Vorkommen sowie über Möglichkeiten der Brauchbarmachung befallener Wildtierkörper diskutiert. Bis dahin gilt es, im Rahmen des Monitorings weiter belastbare Daten zu sammeln. Dazu ist die Lebensmittelüberwachung auch auf die Kooperation mit der Jägerschaft angewiesen. Aktuell werden Wildschweine aus den besonders betroffenen Revieren auch gezielt auf DME untersucht. So möchten wir vermeiden, dass ein Erregernachweis Auswirkungen auf Wildschweine aus unverdächtigen Revieren hat. Die Veterinärämter, in deren Zuständigkeit die betroffenen Reviere fallen, konnten bereits deutlich zur Beruhigung der Lage beitragen. Für die gute Zusammenarbeit „in Sachen Duncker“ sind wir den Verbänden sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag gez. Dr. Sven Gierse 3/3
© Copyright 2024 ExpyDoc