Europäisches Parlament 2014-2019 Petitionsausschuss 29.6.2016 MITTEILUNG AN DIE MITGLIEDER Betrifft: 1. Petition Nr. 1392/2015, eingereicht von Jürgen Ditten, deutscher Staatsangehörigkeit, im Namen des Gemeinderats von Karstädt, zur Krise der Milchwirtschaft in Deutschland Zusammenfassung der Petition Der Petent weist auf die alarmierende Lage der Milchbauern in Deutschland hin. Zahlreiche Milchviehbetriebe hätten wegen der sinkenden Milchpreise schon geschlossen werden müssen. Die Abschwächung des chinesischen Marktes und die Handelsbeschränkungen gegenüber Russland ließen die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten sinken. Politische Entscheidungen hätten diese Situation heraufbeschworen. Landwirte müssten strenge Umweltauflagen einhalten; das verursache zusätzliche Kosten, die von den laufenden Einnahmen nicht gedeckt würden. Der Petent und der Gemeinderat von Karstädt sind der Auffassung, es müssten zuverlässige Bedingungen geschaffen werden, um Milcherzeugung zu angemessenen Preisen zu ermöglichen. Das schließe Beschäftigungsgarantie und somit Zukunft und Lebensqualität in ländlichen Gebieten ein. Im Namen der Einwohner der Gemeinde fordert der Petent das Parlament auf, die Milchwirtschaft zu unterstützen. 2. Zulässigkeit Für zulässig erklärt am 10. Mai 2016. Die Kommission wurde um Auskünfte gebeten (Artikel 216 Absatz 6 der Geschäftsordnung). 3. Antwort der Kommission, eingegangen am 29. Juni 2016 Die Kommission ist sich der aktuellen Schwierigkeiten im Milchsektor der Union durchaus bewusst. Um die schwierige Liquiditätssituation der Milchbauern zu entschärfen, hat die Kommission den prozentualen Anteil der GAP-Mittel, der Landwirten vorzeitig ausgezahlt werden kann, erhöht. Dazu gehörten: die Direktzahlungen für das Antragsjahr 2015, bei denen die CM\1103423DE.doc DE PE585.645v02-00 In Vielfalt geeint DE Vorauszahlung von 50 % auf 70 % erhöht wurde; sowie Flächenzahlungen und Tierbeihilfen im Rahmen von Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums, bei denen die Vorauszahlung von 75 % auf 85 % erhöht wurde. Neben dem umfassenden Solidaritätspaket1 für Landwirte in Höhe von 500 Millionen EUR2 im letzten Herbst wurde im März 2016 ein neues Paket mit 13 Maßnahmen3 vorgelegt, um das andauernde Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in der Union zu beheben, die Liquidität der Landwirte zu verbessern und die Märkte zu stabilisieren. Die Standardinstrumente der GAP werden den Milchsektor mittels SicherheitsnetzMaßnahmen, darunter den öffentlichen Ankauf von Butter und Magermilchpulver sowie die Beihilferegelung für die private Lagerhaltung, weiterhin begleiten. Die Kommission hat ferner Artikel 222 der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 in Anwendung gebracht, wonach ab dem 13. April Abkommen zwischen Erzeugerorganisationen, Branchenverbänden und Genossenschaften geschlossen werden können, um die Milchproduktion über einen Zeitraum von sechs Monaten zu planen. Die Mitgliedstaaten können zusätzlich „De-minimis“-Beihilfe gewähren. Staatliche Beihilfen sind ebenfalls eine Möglichkeit: Die Mitgliedstaaten können Zugang zu temporären Finanzprogrammen für Landwirte gewähren, die bei einem bestimmten Produktionsniveau einem vorübergehenden Produktionsstopp zustimmen oder während eines begrenzten Zeitraums die Produktionsmenge reduzieren. Die Mitgliedstaaten können während des Programmplanungszeitrums die Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums abändern, um Betriebe in Schwierigkeiten zu unterstützen. Sämtliche Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums unterstützen Investitionen auf Ebene landwirtschaftlicher Einzelbetriebe, im Agrar- und Nahrungsmittelsektor und in der Wirtschaft des ländlichen Raums allgemein. Das im Rahmen der zweiten Säule verfügbare Instrument zur Einkommensstabilisierung könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden, um das Risiko von Landwirten, schwere Einkommensverluste zu erleiden, zu reduzieren. Fazit Das Solidaritätspaket und alle anderen Maßnahmen waren eine starke und entschlossene Reaktion der Kommission, um die Schwierigkeiten im Milchsektor in den Griff zu bekommen. Sie haben gezeigt, dass die Kommission ihre Verantwortung gegenüber Landwirten ernst nimmt und bereit ist, den Sektor mit entsprechenden Mitteln zu unterstützen. Die Situation wird fortlaufend beobachtet und es werden gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergriffen. 1 http://ec.europa.eu/agriculture/newsroom/227_en.htm 69 Millionen EUR für Deutschland 3 http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-806_de.htm 2 PE585.645v02-00 DE 2/2 CM\1103423DE.doc
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