medizin forschung technologie regenerative therapien

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REGENERATIVE
THERAPIEN
MEDIZIN
FORSCHUNG
TECHNOLOGIE
Berlin-Brandenburger Centrum
für
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REGENERATIVE
THERAPIEN
BILANZ & PERSPEKTIVEN
2
Inhalt
Grussworte
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Leitbild
4 – 5
Regenerative Medizin
6 –7
Forschungsfelder
8 – 9
Meilensteine
10
Verfeinerte Translation
12 –13
Erfolgsbeispiele
14 –15
Vernetzung
16 –17
Grussworte
Die demografische Entwicklung und
unsere sich wandelnden Lebensgewohnheiten führen zu einer Zunahme
chronischer Erkrankungen und Verletzungen infolge der erhöhten Mobilität. Dies betrifft gerade auch ältere
Menschen mit geringerer Regenerationskapazität. Damit stellen sich große
Herausforderungen an die moderne
Medizin sowie an die finanziellen Ressourcen der Gesellschaft. Um dem zu
begegnen, ist es das Zukunftsbild der
Regenerativen Medizin, die gegenwärtig praktizierte „Behandlung von
Krankheiten“ in eine „Wiederherstellung von Gesundheit“ zu verwandeln.
So können wir die Lebensqualität dieser Patientinnen und Patienten langfristig und auch kosteneffizient steigern.
Eine wesentliche Herausforderung ist
die Translation, d. h. Erkenntnisse aus
der Grundlagenforschung und Technologieentwicklung schnell und effektiv in den klinischen Alltag umzusetzen.
Jedoch ist heute die akademisch-klinische Forschung von der Forschung
und Entwicklung in der Industrie weitestgehend getrennt. Auch aus diesem
Grund gelangen viele hoffnungsvolle
Ansätze nicht zur kostenintensiven klinischen Prüfung und es kommt, nicht
zuletzt als Folge unzureichender Auswahlkriterien, zu einer hohen Rate
späterer Ausfälle.
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lationsexperten, Doktoranden und
technische Mitarbeiter – forschen
und arbeiten an den zwei Standorten
des BCRT: am Institutsgebäude Süd
des Campus Virchow-Klinikum der
Charité und am Campus Teltow des
Instituts für Biomaterialforschung des
Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Seit über 10 Jahren besteht diese bemerkenswerte Kooperation. Heute
können wir sagen, dass die Gründungsidee ein transdisziplinär und
stark translational orientiertes Zentrum zu schaffen, wegweisend war. Das
BCRT ist weltweit als ein Zentrum der
Spitzenforschung anerkannt und es
führt zusammen mit anderen, internationalen Partnern das dynamische
Gebiet der Regenerativen Medizin an.
Produktideen und Konzepte des BCRT
konnten erfolgreich in die klinische
Prüfung gebracht werden und sind
zum Teil bereits in die Patientenversorgung eingeflossen – Beispiele hierzu
werden sie in der Broschüre finden.
Das relativ junge Forschungsfeld der
Regenerativen Medizin hat zum Ziel,
funktionsgestörte Zellen, Gewebe
und Organe wiederherzustellen, und
zwar durch Anregung körpereigener
Regenerations- und Reparaturprozesse als auch durch im Reagenzglas
hergestellten biologischen Ersatz. Für
diese beiden sich ergänzenden Strategien – „Ersatz“ und „Förderung der
endogenen Regeneration“ – gibt es
weltweit aussichtsreiche Ansätze in
der Grundlagenforschung und erste
klinische Anwendungen.
Translationszentren können hier eine
Brücke von der akademisch-klinischen
Forschung hin zur industriellen Entwicklung schlagen. In ihnen soll durch
eine zielgerichtete Strukturierung des
Translationsprozesses das Entwicklungsrisiko minimiert werden, so dass
neue Lösungsansätze schneller und effektiver in die Klinik gebracht werden.
Aus diesen Überlegungen heraus wurde 2006 das Berlin-Brandenburger
Centrum für Regenerative Therapien
(BCRT) in gemeinsamer Trägerschaft
von der Charité – Universitätsmedizin
Berlin und dem Helmholtz-Zentrum
Geesthacht (HZG) gegründet. Mehr
als 250 Mitarbeiter – Ärzte, Naturwissenschaftler, Ingenieure, Trans-
Prof. Dr. med. Karl Max Einhäupl
Prof. Dr. med. Axel Radlach Pries
Prof. Dr. W
olfgang Kaysser
Vorstandsvorsitzender
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dekan
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer
Helmholtz-Zentrum Geesthacht GmbH
Kurzum: Das BCRT ist ein Gemeinschaftsprojekt, das die Stärken aller
Partner erfolgreich integriert. Wir
wünschen Ihnen viel Vergnügen bei
der Lektüre.
Bilanz
18 –19
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Gemeinsam forschen,
um zu heilen
Das Berlin-Brandenburger Centrum
für Regenerative Therapien ist der
Ort, an dem sich Medizin, Forschung
und Technologie treffen. Unsere zentrale Aufgabe sehen wir darin, Probleme der Heilung zu verstehen,
körpereigene Regenerationsprozesse
zu erforschen und die Erkenntnisse
effizient vom Forschungslabor in die
klinische Anwendung zu überführen.
Dadurch kommen die innovativen Ansätze der Regenerativen Medizin zügig
Patientinnen und Patienten zu Gute.
Der Ausgangspunkt unserer Arbeit ist
der medizinische Bedarf. Durch die Erforschung von körpereigenen Regenerationsprozessen an Patientenproben
und an neu entwickelten, klinisch relevanten Modellsystemen können wir
drängende Fragen beantworten: Wie
heilt sich der Körper selbst nach einer
Verletzung oder während einer Krankheit? Was unterscheidet einen „guten“
von einem „schlechten“ Heiler? Diese
Prozesse erforschen wir, um sie auszunutzen und zu beeinflussen. Denn Regenerative Medizin ist deutlich mehr
als Stammzelltherapie, mit der sie allzu
häufig gleichgesetzt wird.
Das Stimulieren der körpereigenen,
d. h. endogenen Regeneration ist der
wesentliche Schwerpunkt unserer Arbeit. Es gelingt durch Biomaterialien,
Zellen oder biologisch aktive Faktoren
sowie Kombinationen aus ihnen. Das
BCRT hat sich zum Beispiel in der Steuerung von Entzündungsreaktionen,
dem Vermeiden von Narbenbildung
oder dem Aufbau der extrazellulären
Matrix nach einer Verletzung sowie
der Entwicklung von Biomarkern für
personalisierte Ansätze international
profiliert. Dazu tragen auch das gezielte Freisetzen von Wirkstoffen, die
Kombination von Biomaterialien mit
Zellen sowie die Förderung der Gefäßbildung als Basis der Heilung bei.
Unser Ziel ist die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die erste klinische Prüfung – das verstehen wir unter erfolgreicher Translation. Dieser
Anspruch erfordert neue Wege der
Zusammenarbeit. In Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Technologieentwicklung arbeiten am BCRT
nicht nur Spezialisten unterschiedlicher medizinischer, natur- und ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen über
ihre Fachgrenzen hinweg, sondern wir
streben ganz bewusst eine umfassende
Betrachtung von Krankheitsbildern an.
Dazu haben wir offene Laborstrukturen etabliert, Schnittstellen zwischen
den Fachgebieten geschaffen und Anreize für Kollaborationen gesetzt. Wir
haben eine angepasste Infrastruktur
aufgebaut, so dass Zentrallabore die
wichtige Standardisierung von Prozessen ermöglichen und wir in einzigartiger Weise im Haus unter „Guter
Herstellungspraxis“ Therapeutika und
Medizinprodukte (einschließlich Diagnostika) für Erstanwendungen am
Menschen im Rahmen klinischer Studien produzieren können.
Wir begleiten die frühen klinischen
Studien mit intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen, um die Mechanismen von Erfolg und Nichterfolg
besser zu verstehen. Dadurch können
wir diagnostische Ansätze optimieren
und gewinnen Erkenntnisse, die wir in
einen iterativen Verbesserungszyklus
einspeisen. Dieses Pendeln zwischen
Krankenbett und Labor definieren
wir als „refined translation“. Es trägt
in besonderem Maße dazu bei, dass
wir bessere Diagnosen, Therapien und
Präventionsmaßnahmen und eine Risikominimierung neuer Therapien entwickeln können.
Unsere zukunftsweisende Art der
transdisziplinären Forschung ist ein Paradigmenwechsel, der gleichermaßen
Herausforderungen an die Vorgehensweise und das Denken der Forscherinnen und Forscher als auch der fördernden Institutionen stellt. Erforderlich
sind zukunftsorientierte Bewertungssysteme, die neben dem wissenschaftlichen Erfolg ebenso die Entwicklung
neuer Diagnostik- und Therapiekonzepte bis hin zur Anwendung erfassen
und die Teamarbeit berücksichtigen.
Gemeinsam mit Experten aus der
ganzen Welt haben wir diese Eckpfeiler translationaler Forschung auf den
„TRANSLATE!“ Kongressen diskutiert
und in Positionspapieren festgehalten.
Um diesen Anforderungen früh Rechnung zu tragen, gehen wir neue Wege
in der Ausbildung von Experten an unserer Berlin-Brandenburger Schule für
Regenerative Therapien (BSRT).
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„Wer die Potenziale
der Regenerativen Medizin erschließen will,
braucht Ausdauer und den Mut
neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen.“
Wir freuen uns, auf zehn erfolgreiche
Jahre des BCRT zurück blicken zu können. Transdisziplinarität, Technologie
und Translation – für diese „3T“ stehen wir. Wir haben etliche neue Konzepte entwickelt und klinische Studien
initiiert. Erste Produkte aus unserer
Forschung sind am Markt verfügbar.
Die Erfolge des BCRT sind nicht ohne
die enge Partnerschaft mit zahlreichen
Kliniken und anderen akademischen
Partnern, das nationale und internationale Netzwerk sowie die Kooperation
mit der Industrie denkbar. Ihnen allen
gilt unser Dank.
Ein besonderes Dankeschön geht an
unsere engagierten und risikobereiten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
das BCRT mit Ideen und Leben füllen,
sowie den Leitungen von Charité und
HZG, die uns immer unterstützt haben, sowie den Drittmittelgebern.
Prof. Dr. Georg N. Duda
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Volk
Prof. Dr. sc. nat. Andreas Lendlein
Vizedirektor BCRT
Direktor BCRT
Vizedirektor BCRT
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Was ist
Regenerative Medizin?
Die Regenerative Medizin entwickelt Therapien, die es zum Ziel haben, verletzte und
funktionsgestörte Zellen, Gewebe und Organe durch die Anregung körpereigener
Regenerationsprozesse oder durch biologisch kompatiblen Ersatz wiederherzustellen.
MEDIZINISCHER
BEDARF
Wenn akute oder chronische Krankheiten, Abnutzung
oder Verletzungen die
Funktionsfähigkeit von Körperfunktionen einschränken, werden traditionell Symptome und, wenn möglich,
die Ursachen behandelt. Eine vollständige Heilung und grundlegende Wiederherstellung der Funktion ist
jedoch selten möglich. Das macht andauernde oder wiederholte Therapien nötig, die mit Nebenwirkungen
und hohen Kosten verbunden sind. Um dieser Herausforderung zu begegnen, verfolgt die Regenerative
Medizin Ansätze zur Wiederherstellung der Gesundheit. Dadurch sollen bisher nur unbefriedigend gelöste
Probleme bewältigt und die Gesamtkosten einer Behandlung gesenkt werden, aber vor allem soll die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessert werden.
Medizinprodukte,
die heilen helfen
Was für neuartige Arzneimittel
werden in der Regenerativen Medizin eingesetzt ?
Regenerationsprozesse
kommen oft nur langsam in Gang. Biomaterial-basierte Produkte
können die Heilung
beschleunigen, z. B. als
Implantate mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung oder als Ankerpunkt für Zellen.
Die wissenschaftlichen Fortschritte der
letzten Jahre haben zu einer völlig neuen Klasse von Arzneimitteln geführt.
Darunter fallen biotechnologisch bearbeitete Gewebe, sowie Zell- und Gentherapeutika als auch bestimmte Kombinationen dieser drei Klassen. Sie werden
unter dem Begriff der Arzneimittel für
neuartige Therapien (Advanced Therapy Medicinal Products = ATMP) zu-
sammengefasst. Die ATMP unterliegen
besonderen gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen, die der Komplexität und Neuheit dieser Produkte
Rechnung tragen. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass ATMP in Europa einheitlich reguliert und zugelassen werden,
so dass neueste medizinische Entwicklungen zügig Patienten zu Gute kommen.
ORGANE
GEWEBE
ZELLEN
SUBZELLULÄRE EBENE
Die Funktionsfähigkeit wird
durch Regeneration oder biologischen Ersatz wiederhergestellt.
Ebenso arbeiten wir daran, Organe „nachzubauen“, um z. B.
neue Medikamente risikolos in
realistischer Umgebung zu testen oder sie vielleicht eines Tages
als Ersatztherapie einzusetzen.
Mit Hilfe von natürlichen oder
synthetischen Biomaterialien
und Zellen können Gewebestrukturen gebildet werden, die
die Regeneration von Organfunktionen unterstützen, z. B.
für Herzklappen, Knorpelgewebe und Gefäße.
Zellen sind das Kernstück vieler
regenerativer Therapieansätze.
Sie können die Wiederherstellung eines Gewebes anregen
und fördern, die nötigen Regenerationsprozesse steuern
oder funktionsuntüchtige Zellen direkt ersetzen.
Biologisch aktive Faktoren können eingesetzt werden, um Regenerationsprozesse zu steuern
oder die Interaktion zwischen
Zellen anzuregen. Die Analyse
unseres Genoms und von löslichen Faktoren trägt dazu bei,
gezielt Ansatzpunkte für neue
Therapien zu erkennen.
Schlüsselstrategien: Endogene Regeneration oder biologischer Ersatz
Was sind Biomarker?
Präzisionsmedizin
Die Anregung der endogenen, also körpereigenen, Regeneration stellt eine wesentliche Strategie der Regenerativen Medizin dar und sie spiegelt den Schwerpunkt
der Forschung am BCRT wider. Als Werkzeuge kommen
dazu bestimmte „lebende“ Zellen, biologisch aktive Faktoren, Biomaterialien oder Kombinationen davon zum
Einsatz. Mit ihnen gelingen die Steuerung einer Entzündung, die Mobilisierung von Stammzellen und die Anregung der Blutgefäßbildung. Die neuesten Ansätze „lebender“ Medikamente verwenden nicht nur menschliche
Zellen, sondern ebenso Mikroorganismen. Ein alternati-
Ein Biomarker ist eine Messgröße für eine zelluläre,
molekulare oder genetische Eigenheit eines Patienten.
Mit ihm lässt sich z. B. eine gestörte Körperfunktion
diagnostisch nachweisen. In der Regenerativen Medizin dienen Biomarker zur Voraussage des individuellen
Therapieerfolges und damit der „Präzisionsmedizin“,
als auch zur Erfassung von Sicherheit und Effektivität
neuartiger Therapien. Darüber hinaus liefert die Erforschung von Biomarkern Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Therapien.
Die „Präzisionsmedizin“ beschreibt eine Gesundheitsversorgung, in der das Behandlungskonzept die individuellen Charakteristiken eines Patienten umfassend berücksichtigt. Sie wird auch als individualisierte Medizin
bezeichnet, denn sie erlaubt durch Kombination von
Diagnostik und Therapie die optimale Verknüpfung von
patientenspezifischer Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Der Fortschritt des Heilungsprozesses kann ebenso
präzise überwacht werden, was zeitnahe Anpassungen
einer Therapie erlaubt. Damit steht die „Präzisionsmedizin“ im besonderen Fokus der Regenerativen Medizin.
ver Ansatz der Regenerativen Medizin – bei zu starker
Schädigung oder fehlender Regenerationsfähigkeit – zielt
auf den biologischen „Ersatz“ durch Züchtung von Geweben, und womöglich sogar ganzer Organe, im Labor
ab. Weite Verbreitung haben inzwischen der Ersatz von
Haut (z. B. nach Verbrennungen), Knorpelgewebe und
Herzklappen gefunden. Es gibt ebenso erste Erfolge beim
Ersatz komplexer Strukturen wie Blase und Speiseröhre.
Diese Forschungsarbeiten führen gleichermaßen zu miniaturisierten Organmodellen, die z. B. der Testung von
neuen Medikamenten dienen.
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Auf welchen Feldern
forschen wir ?
GEMEINSAM FORSCHEN, UM ZU HEILEN
Das BCRT konzentriert sich auf ausgewählte klinische Forschungsfelder: Erkrankungen
des Immunsystems, des muskuloskelettalen Systems und des Herz-Kreislauf-Systems.
Dazu wird auf den Querschnitts-Technologieplattformen Molekulare Analyse und
Cell Engineering, Polymerbasierte Biomaterialien und In situ Tissue Engineering geforscht.
Kardiovaskuläres System
Die innovativen Ansätze der Regenerativen Medizin basieren auf dem Zusammenwirken von Spezialisten unterschiedlicher medizinischer, natur- und ingenieurwissenschaftlicher Fachgebiete und überwinden die traditionell enge
Sicht auf Krankheitsbilder. Um im täglichen Umgang miteinander transdisziplinäres Denken und Handeln zu ermöglichen, haben wir Schnittstellen zwischen den Fachgebieten geschaffen, Anreize für Kollaborationen gesetzt und offene
Laborstrukturen etabliert. Auf allen Ebenen wird das Konzept mit Leben erfüllt, so dass zukunftsweisende Projekte in
der Entwicklung neuer Regenerativer Therapien entstehen und zügig umgesetzt werden können.
In situ
Tissue Engineering
Prof. Dr. Michael Sittinger
Prof. Dr. med. Carsten Tschöpe
Neue Diagnostika (Biomarker) ermöglichen eine feinere Differenzierung von Erkrankungen des Herzmuskels und damit neue, gezieltere regenerative Therapieansätze durch Zellen oder biologische Faktoren. Da das regenerative Potenzial von Herzgewebe sehr begrenzt ist,
arbeiten wir ebenso an der Züchtung von Herzgewebe im Labor, um Alternativen zur Transplantation zu entwickeln. Darüber hinaus entwickeln wir Therapien,
z. B. mittels spezieller Zellen, für schwere periphere Gefäßerkrankungen, um die Regeneration von Muskelgewebe und die Gefäßbildung zu unterstützen.
Muskuloskelettales System
Prof. Dr. Georg N. Duda
Knochenbrüche verheilen meistens problemlos und sind damit ein
Paradebeispiel endogener Regeneration. Das geschieht jedoch bei
ca. 15 % der Patienten nur ungenügend. Wir entwickeln neuartige Diagnostika, um dieses Risiko frühzeitig zu erfassen. Dann können wir gezielt
unsere neuen, die Regeneration fördernden Therapien mit Zellen, Biomaterialien und biologischen Faktoren einsetzen. Komplexer und schwieriger ist die Regeneration von Muskel- und Sehnenverletzungen, jedoch deuten erste zelltherapeutische Ansätze sogar eine Regenerationskapazität der Skelettmuskulatur an. Unsere
Regenerativen Therapien im muskuloskelettalen System berücksichtigen ebenso
mechanobiologische Aspekte und werden in Zukunft sicher häufig mit technischen
Lösungen (Medizinprodukte, z. B. Implantate) kombiniert werden.
Immunsystem
In diesem Feld werden Erkenntnisse aus Zellbiologie und Materialwissenschaft umgesetzt, um „lebende“ Produkte zu entwickeln. Dabei werden z. B. biokompatible Transplantate mit Zellen
oder biologisch aktiven Faktoren so behandelt, dass sie sich nahtlos in Gewebedefektstellen integrieren lassen und dort die Regeneration anregen.
Hier ist z. B. die Knochen- und Knorpelregeneration, auch im Wirbelsäulenbereich, ein wichtiger Anwendungsbereich.
REGENE RATIVE
THER APIEN
Prof. Dr. Andreas Lendlein
Aus dem wachsenden Verständnis des Aufbaus biologischer
Materialien heraus erforschen wir neue Materialien und deren
Funktion. Mit dieser nächsten Generation von Biomaterialien streben wir den Ersatz von Gewebe oder Organfunktionen sowie eine Anregung körpereigener Regenerationskräfte an. Dazu kommen maßgeschneiderte strukturierte Polymere und neuartige Wirkstofffreisetzungssysteme
zum Einsatz.
Prof. Dr. med. Petra Reinke
Das Immunsystem ist verantwortlich für die Erhaltung der Integrität des Körpers gegenüber exogenen (Pathogene) und endogenen (Tumore, Regeneration) Herausforderungen. Wir haben aus Biomarkerstudien gelernt, dass das „Alter“ des Immunsystems, das
nicht zwingend mit dem Alter des Menschen einhergeht, maßgeblich endogene Regenerationsprozesse beeinflusst. Unerwünschte Immunreaktionen können deshalb nicht nur zu
Transplantatabstoßung und zu typischen Immunerkrankungen (Autoimmunität, Infektionen, Tumore), sondern auch zu gestörter endogener Regeneration führen. Aus dieser Erkenntnis heraus
haben wir unsere Tiermodelle den Gegebenheiten im „immunalten“ Patienten besser anpassen
können. Durch Anreicherung und Expansion können wir gezielt T-Lymphozyten generieren, die
regulatorisch in die eine oder andere Richtung eingreifen können.
Polymerbasierte
Biomaterialien
Prof. Dr. med. Stefan Mundlos
Molekulare Analyse
und Cell Engineering
Wir arbeiten daran, auf molekularer Ebene die Ursachen für funktionale
und strukturelle Besonderheiten von Zellen und auftretende Funktionsstörungen zu ergründen. Dazu entwickeln wir leistungsfähigere Analysemethoden und tragen dazu bei, neue Ansatzpunkte für Therapien zu identifizieren. Mit
molekularbiologischen Werkzeugen können Zellen gezielt modifiziert, defekte Gene
repariert und pluripotente Stammzellen generiert werden.
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Meilensteine
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Das Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien feiert sein zehnjähriges
Bestehen.
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Das internationale Symposium „Translate!“ zum Austausch über die aktuellen Herausforderungen translationaler Medizin wird, vom BCRT gemeinsam mit dem Journal Science
Translational Medicine, zum ersten Mal ausgerichtet.
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Das BCRT wird vom World Technology Evaluation Center evaluiert und als „Vorzeigeprojekt der Translationsforschung” bezeichnet.
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Am Campus Virchow-Klinikum wird die ehemalige Zahnklinik als „Institutsgebäude Süd”
nach dem Umbau fertig gestellt und am Standort Teltow wird das neu gebaute „Biomedizintechnikum II” bezogen. Damit stehen dem BCRT weitere moderne, hochspezialisierte
Labore für die transdisziplinäre Forschung zur Verfügung.
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Die internationale Konferenz „Advanced Functional Polymers for Medicine” wird zum
ersten Mal veranstaltet und bringt seither jährlich Experten und Nachwuchswissenschaftler aus Medizin, Chemie, Materialwissenschaften und Biologie zusammen.
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Die „Cellogic GmbH” wird aus dem BCRT ausgegründet und bietet gesundheitsökonomische Analysen zur zielgerichteten Vorbereitung der Einführung von Medizinprodukten an.
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Die erste klinische Studie einer am BCRT, gemeinsam mit einem israelischen Biotechunternehmen, entwickelten Zelltherapie, die Regenerationspotentiale von Plazentazellen in
anderen Geweben nutzt, wird erfolgreich durchgeführt.
Das BCRT beginnt mit der Firma „Pluristem Therapeutics Inc.” die erste langfristige strategische Zusammenarbeit mit einem Unternehmen. Daraus gehen zahlreiche präklinische
und klinische Studien hervor, z. B. zur Behandlung schwerer peripherer Durchblutungsstörungen (PAVK), deren Erprobung in einer klinischen Zulassungsstudie der Phase III unter
Federführung des BCRT 2016 finanziell gesichert wird.
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Die Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies nimmt, als von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft aus dem Exzellenzwettbewerb geförderte Graduiertenschule,
den Betrieb auf.
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Die „CellServe GmbH” wird aus dem BCRT ausgegründet. Das Ziel der Firma ist, eine
innovative Zelltherapie für die Stärkung des Herzmuskels weiterzuentwickeln.
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Das Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien wird gegründet.
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Gute Ideen zirkulieren –
zwischen Forschung und Klinik
Wir streben eine effiziente Umsetzung der entwickelten
Therapiekonzepte in die erste klinische Prüfung an. Darauf haben wir unsere umfassende Infrastruktur gezielt
ausgerichtet. Die Projekte werden intern frühzeitig und
kontinuierlich zu regulatorischen Anforderungen und zur
wirtschaftlichen Verwertbarkeit unterstützt. Wesentlicher Bestandteil unserer Infrastruktur sind die Zentrallabore, die wir Core Units nennen. Sie bieten wichtige
Methoden der Spitzentechnologie standardisiert an,
so dass wir nicht nur Therapeutika und Medizinprodukte
für erste klinische Studien qualitätsgesichert selbst erzeugen, sondern ebenso klinische Studien wissenschaft-
ENTWICKLUNGSZYKLUS
Verwertbarkeit
Entwicklung
Frühzeitige Analyse von Marktpotenzial
und Schutzrechten, Suche nach akademischen oder industriellen Partnern
Klinisch relevante Modellsysteme in vitro (z. B. Patientengewebe) und in vivo (z. B. an Patientensituationen angepasste Tiermodelle) stellen Aussagekraft und Reproduzierbarkeit sicher
Machbarkeit
Durchführung von Konzeptstudien zur Validierung und
Machbarkeit des Ansatzes
Klinische
Arzneimittelprüfung
CORE
UNIT
Controlled
drug delivery systems
Projektauswahl
Herstellung und Charakterisierung
von Wirksstoffträgersystemen
Wesentlich sind medizinischer Bedarf, exzellente Grundlagenforschung
und neu verfügbare
Technologien.
Neue Ideen
entstehen auch
aus der klinischen
Anbindung.
Innovationsplattform
Industriekontakte,
Schutzrechte und
Marktanalysen
Grundlagenforschung
lich mit Biomarkeranalysen begleiten können. Durch das
Ergründen der Mechanismen von Erfolg und Nichterfolg
optimieren wir diagnostische Verfahren, verfeinern Therapieansätze in einem Verbesserungszyklus und generieren neue Projektideen. Dieses fruchtbare Wechselspiel
zwischen Forschung und Klinik nennen wir „refined
translation“ – verfeinerte Translation. Sie eröffnet uns
neue Behandlungswege und ebnet den Weg zu iterativ
verbesserten Therapien, die ein vermindertes Entwicklungsrisiko tragen („de-risking“), bevor kostenintensive
Zulassungsstudien beginnen.
Biomarker
Analysiert Patientenproben und validiert
neue Tests
CORE
UNIT
Next
Generation
Sequencing
Die sorgfältige Analyse von Biomarkern und Therapieanworten ermöglicht, dass aus den klinischen Studien
verbesserte oder ganz neue Therapieansätze entstehen.
Klinische
Entwicklungsplattform
Navigation der EU- und FDARegularien, Zulassungsfragen
Wissenschaftsmanagement
Organisation und
Optimierung des
Forschungsumfeldes
CORE
UNIT
Cell harvesting
Stellt standardisiert
gewonnene und charakterisierte humane
Gewebeproben zur
Verfügung
GMP Zellherstellung
In Reinsträumen können
qualitätsgesichert
Zellprodukte zur ersten
Anwendung am Patienten hergestellt werden
Modernste
Technologien
zum Sequenzieren von DNA
und RNA
CORE
UNIT
Optimierte und neue Ansätze
Planung und Durchführung
von frühen klinischen Studien
der Phase I/IIa mit assoziierten
wissenschaftlichen Analysen
CORE
UNIT
Erste Überprüfung
von Wirksamkeit und Sicherheit
am Menschen im Rahmen klinischer Studien der Phase I und IIa
Pharma- und
Biotechnologieindustrie sowie
Krankenkassen
und Kliniken
Durchflusscytometrie
Ermöglicht das
Bestimmen einer Vielzahl von Parametern
von Zellen
Engste wissenschaftliche
Begleitung der Studien
Die Einbindung unserer Grundlagenforscher
und Core Units erlaubt eine umfassende
wissenschaftliche Begleitung der klinischen Prüfung
CORE
UNIT
Analyse
der Therapieantwort
Biomarker zur Voraussage
der Therapiewirkung
Erlaubt die Stratifikation von Patientengruppen und die Individualisierung von Therapieansätzen („Präzisionsmedizin“)
Implementierung im
klinischen
Alltag
VERBESSERUNGSZYKLUS
Gibt Aufschluss über Sicherheit
und Pharmakokinetik und
-dynamik einer neuen Therapie
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CORE
CORE
UNIT
UNIT
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Erfolgsprojekte
Am BCRT werden Diagnostika, Therapeutika und Medizinprodukte entwickelt. Auf dieser
Seite stellen wir fünf Projektgruppen vor, die beispielhaft zeigen wie aus der Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungsfelder neue Behandlungsoptionen erschlossen werden.
Personalisierte
Immunmodulation
CORE
UNIT
Ist-Zustand, Tatsache
CORE
UNIT
Behandlung unerwünschter Immunreaktionen mit wenig Nachhaltigkeit
(dauerhafte Therapie notwendig) und zahlreichen Nebenwirkungen
(z. B. Infektionen)
Medizinischer Bedarf
Gezielte und nachhaltige Modulation des Immunsystems
Aufgabe/Projekt am BCRT
Biomarker und Zelltherapien mit T-Lymphozyten
Zur Kontrolle unerwünschter Immunreaktionen (z. B. bei Organtransplantationen oder Autoimmunerkrankungen) muss das Immunsystem mit starken Medikamenten unterdrückt werden (damit z. B
das Spenderorgan nicht abgestoßen wird). Wir haben Biomarker entwickelt, so dass wir die Dosis
immunsuppressiver Medikamente erstmalig patientenspezifisch einstellen können, was schwere Nebenwirkungen reduziert. Zur Bestätigung aussichtsreicher erster Daten ist 2016 eine europaweite
Studie an 10 Zentren unter unserer Leitung angelaufen. Wir entwickeln ebenso Zelltherapien. Es ist
uns gelungen sogenannte regulatorische T-Lymphozyten zu isolieren, zu aktivieren und zu vermehren.
Mit ihnen wird die endogene Regulation des Immunsystems gezielt und nachhaltig gestärkt. Das belegt
die laufende klinische Studie zur Erstanwendung am Menschen. Weitere Studien sind in Vorbereitung.
Fortgeschritten und erfolgreich im Patienten geprüft ist eine Methode zur Regeneration anti-viraler
T-Lymphozyten, mit der virale Infektionen während der Immunsuppression unter Kontrolle gebracht
werden können. Die 3.Generation dieser Zelltherapie wird die Langzeitwirkung in allen Patientengruppen noch weiter verbessern und wird 2017 klinisch geprüft.
Personalisierte Förderung
der Knochenfrakturheilung
Ist-Zustand, Tatsache
Kritische Knochendefekte heilen nicht ohne Hilfe
Medizinischer Bedarf
Material mit guter Verfügbarkeit und geringem Infektionsrisiko
Aufgabe/Projekt am BCRT
Hydrogel mit kontrollierten Eigenschaften zur Geweberegeneration
Zur Behandlung kritischer Knochendefekte ist immer noch das Implantieren patienteneigener oder
-fremder Knochensplitter der Standard. Ein biokompatibles Ersatzmaterial muss die richtigen Materialeigenschaften und Feinstrukturen besitzen. Dazu wurde ein formstabiles und elastisches Hydrogel
auf Gelatine-Basis entwickelt, das Poren aufweist, die das Einwandern von Zellen für den Knochenaufbau und die Durchlässigkeit für Nährstoffe sicherstellen. In präklinischen Tests wurde nachgewiesen, dass allein durch das Einbringen des strukturierten, weichen Materials die Knochenheilung
angeregt wird und nach acht Wochen das Hydrogel selbst abgebaut ist. Es ist weder der Zusatz
von Zellen noch von Wachstumsfaktoren nötig. Aktuell wird die qualitätsgesicherte Herstellung von
Proben unter "Good Manufacturing Practice" (GMP) konformen Bedingungen etabliert, so dass bald
eine klinische Prüfung des Materials in unterschiedlichen Anwendungen durchgeführt werden kann.
Ist-Zustand, Tatsache
Genomanalyse allein kann die genetische Ursache seltener Krankheitsbilder nicht aufklären
Medizinischer Bedarf
Verknüpfung von Krankheitsbildern mit genetischer Ursache
Aufgabe/Projekt am BCRT
Standardisierte Beschreibung von Krankheitsbildern und Software zur
Filterung der Resultate
Die funktionale Genomik setzt physiologische und morphologische Merkmale eines Menschen, den
Phänotyp, mit den individuellen Varianten und Mutationen der Gene in Verbindung. Dazu ist die
Sequenzierung des Genoms nur der erste Teilschritt. Ganz wesentlich ist die standardisierte Beschreibung von Merkmalen in der von uns entworfenen und inzwischen etablierten Online-Datenbank, der
„Human Phenotype Ontology“. Diese Beschreibung verknüpft dann unsere Software „Exomiser“ mit
der Gensequenz und weiteren Datenbanken, so dass potenziell krankheitsverursachende Genvarianten und -mutationen gefunden, gewichtet und nach Relevanz gelistet werden können. Durch den
„Exomiser“ können gerade bei seltenen, erblichen Krankheiten oder untypischen Verläufen wertvolle
Beiträge zur Diagnose und neue Therapieansätze geliefert werden.
CORE CORE
UNIT UNIT
Ist-Zustand, Tatsache
15 Prozent aller Knochenbrüche heilen nur unzureichend
Medizinischer Bedarf
Risikopatienten identifizieren und Regeneration anregen
Aufgabe/Projekt am BCRT
Biomarker und gezielte Therapien zur Immunmodulation und Regenerationsförderung
Knochenbrüche sind häufig auftretende Verletzungen, die routinemäßig gut heilen. Jedoch werden
Fälle mit langsamer oder gar unvollständiger Heilung erst spät erkannt und verursachen neben eingeschränkter Rehabilitation hohe Kosten. Da die Bruchstelle eines Knochens einer Wunde ähnelt,
in der das Immunsystem besonders aktiv ist, wurde gezielt nach einem immunologischen Biomarker
zur Risikostratifizierung gesucht. Tatsächlich lassen sich anhand des Vorhandenseins bestimmter Immunzellen („gealtertes“ Immunsystem) die Heilungschancen des Bruchs vorhersagen. Unser patentierter Test ist bereits an einen Industriepartner zur weiteren Entwicklung auslizensiert. Um nun für
Risikopatienten eine gezielte Erstversorgung zu ermöglichen, entwickeln wir regenerative Therapien.
Eine Zelltherapie, bei der ein den Knochenaufbau fördernder Zelltyp direkt in die Bruchstelle gespritzt wird sowie eine Immuntherapie, bei der in der Bruchstelle immunmodulatorische Faktoren
von Biomaterialien freigegeben werden, so dass die unerwünschte Aktivität der „alten“ Immunzellen
gehemmt wird.
Funktionale Genomik
CORE
UNIT
REGENE RATIVE
THER APIEN
Regeneration
durch Biomaterialien
CORE
UNIT
Herzmuskelregeneration
Ist-Zustand, Tatsache
1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Herzschwäche
und mehr als 50.000 sterben jährlich daran
Medizinischer Bedarf
Nachhaltige Stärkung des Herzmuskels, da eine Transplantation oder
ein Kunstherz nur für wenige Patienten eine Option ist
Aufgabe/Projekt am BCRT
Differenzielle Diagnostik und Zelltherapie zur Anregung der Herzmuskelregeneration
Unser Herz ist ein enorm leistungsfähiges Organ – es pumpt jeden Tag über 7.000 Liter Blut, erholt
sich jedoch nach einem Herzinfarkt oder einer Infektion kaum. Zur präziseren Charakterisierung
der Herzmuskelschwäche haben wir Biomarker entwickelt. Für Menschen mit schwerer chronischer
Herzmuskelschwäche wurde eine Zelltherapie entwickelt. Dazu werden Zellen aus dem Herzgewebe eines Patienten isoliert, außerhalb des Körpers expandiert und schließlich wieder dem Patienten
verabreicht, wo sie zur Stärkung des Herzmuskels beitragen. Da diese Zellen ausdifferenziert sind
und vom Patienten stammen, gibt es keine Verträglichkeitsprobleme. Die Zellen „wissen“, im Gegensatz zu pluripotenten Stammzellen, genau wohin sie gehören und es entstehen keine Narben. Diese
patentierte Therapie wird ebenso in der Ausgründung „CellServe GmbH“ weiterentwickelt und erste
klinische Studien sind für 2017 geplant.
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Vernetztes Denken,
Handeln und Lernen
Wir streben die produktive Vernetzung der zentralen Akteure der Regenerativen Medizin an und fördern die Herausbildung einer neuen Denk- und Handlungsweise, die
das Konzept der „Wiederherstellung von Gesundheit“ in den Mittelpunkt rückt.
Dazu kooperieren wir auf vielfältige Weise innerhalb des BCRT und auf regionaler,
nationaler und internationaler Ebene, bilden eine neue Generation von Spezialisten
aus und engagieren uns für eine qualifizierte öffentliche Diskussion.
Offene Laborstrukturen
Zusammenarbeit findet täglich statt, schon im Kleinen, durch das gemeinsame Nutzen
von Laborräumen, Geräten, Reagenzien und Sozialräumen. Dazu haben wir das Konzept
einer modernen, offenen und großzügigen Laborgestaltung umgesetzt und mit vielen „Kaffeeinseln“ ergänzt. Somit wird der Austausch zwischen den Wissenschaftlern Bestandteil
des Alltags. Mit vielfältigen Programmen fördern wir intern Projekte, die unterschiedliche
Fachgebiete vernetzten und das Potenzial haben, neue Lösungsansätze zu generieren.
Eine neue Generation
von Spezialisten
Ein wesentlicher Teil der Nachwuchsförderung findet unter dem Dach
unserer Graduiertenschule, der Berlin-Brandenburg School of Regenerative Therapies, statt. In einem Mix aus strukturierten Kursen und
wählbaren Modulen erwerben Doktoranden, PostDocs und „Clinical
Scientists“ technisch-methodisches Wissen, das über das eigene Fachgebiet hinaus geht. Sie kommen in der BSRT frühzeitig mit translationalen Fragestellungen und Konzepten in Berührung und lernen den Entwicklungsprozess neuer Therapien und die Strategien für erfolgreiche
Translation kennen. Der Translational Research Club bietet ein regelmäßiges, offenes Forum zum Ideenaustausch mit Experten aus der Praxis. Besonders prägend ist das jährliche, von den Doktoranden selbst
organisierte, 3-tägige „PhD Symposium“ mit internationalen Gästen.
17
Kooperationen mit der Wirtschaft
Für die erfolgreiche Entwicklung von Regenerativen Therapien ist eine frühzeitige und
zielgerichtete Zusammenarbeit mit Industriepartnern wichtig.
Dazu nutzen wir erfolgreich strategische Partnerschaften, gemeinsame Entwicklungsprojekte sowie andere maßgeschneiderte Modelle. Daneben bedienen wir uns der klassischen Instrumente des Technologietransfers: Patente, Lizenzen, Beratung und Spin-offs.
Ausgesprochen stark wird z. B. die Expertise unserer Core Units im Rahmen von Auftragsforschung nachgefragt. Vielgestaltige Kollaborationen unterhalten wir mit kleinen und
mittleren Unternehmen (KMUs), besonders in von den Ländern, vom Bund und von der
EU geförderten Projekten.
Lokal verankert – global vernetzt
Der Standort Berlin-Brandenburg zeichnet sich durch eine Vielzahl von
akademischen, klinischen und wirtschaftlichen Partnern aus, sowie die
Nähe zu Regulatoren und Krankenkassen. Diese lokale Anbindung ist
mit entscheidend für den Erfolg unserer patientennahen Forschung.
Wissenschaftler des BCRT sind in vielen EU-Projekten engagiert und
führen z.B. die Projekte „BIO-DrIM“, „The ONE Study“ und „PACE“.
Besonders eng sind wir akademisch mit dem Wyss Institute (Harvard,
USA), dem Baylor College of Medicine (Houston, USA) und der Tianjin-Universität (Tianjin, China) verbunden. Professor Duda ist assoziiertes Mitglied am Wyss Institute und Professor Mooney vom Wyss
Institute forschte als Einstein Fellow am BCRT. Mit dem Baylor College
besteht ein langjähriges, erfolgreiches Modell des Austausches und der
Kooperation. An der Tianjin-Universität werden in einem gemeinsamen
Forschungslabor Biomaterialien erforscht. Doktoranden bearbeiten an
den Partnerinstitutionen Teilprojekte und befördern den wissenschaftlichen Austausch. Weltweit genutzt werden Software-Werkzeuge aus
dem BCRT: Unsere Wissenschaftler entwickeln Programme wie den
„Exomiser“ zur Genomanalyse. Sie initiieren und betreiben Datenbanken wie den „CellFinder“ zur Bestimmung von Zelltypen oder „Orthoload“ zur Analyse von Beanspruchungen bei Gelenkimplantaten.
Kontinuierliche Ausbildung von Medizinern
Internationale Konferenzen und Positionspapiere
Der Erfolg der Regenerativen Therapien beruht besonders auf dem Zusammenspiel von
Forschung und Klinik: Das inzwischen Charité-weite „Clinical Scientist“ Programm wurde
an der BSRT entwickelt, um Medizinern zu ermöglichen, Zeit in der translationalen Forschung zu verbringen und eine Karriere in der klinischen Forschung aufzubauen. Wichtig
ist ebenso der Austausch mit forschenden Unternehmen. So unterhalten wir mit der Forschungsabteilung der Firma Pluristem ein Austauschprogramm für Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler.
Auf dem jungen Feld der Regenerativen Medizin haben wir zwei internationale Konferenzen etabliert. Das jährlich stattfindende Seminar „Advanced Functional Polymers for
Medicine“ bietet Experten und Nachwuchswissenschaftlern aus Chemie und Materialwissenschaften sowie Biologie und Medizin einen vertiefenden interdisziplinären Austausch.
Bei den „Translate!“ Foren kommen Experten aus Grundlagenwissenschaft, klinischer
Forschung und großen Unternehmen zusammen. Sie diskutieren öffentlich innovative
Strategien und entwerfen neue Modelle für erfolgreiche translationale Wissenschaft.
Zahlen & Fakten
Stand 2016
250
ca.
19
30 Mio.
ZUSÄTZLICHE DRITTMITTEL*
MITARBEITER
42%
25%
18%
9%
6%
DFG
Bund
EU
Industrie
Sonstige
Ärzte, Naturwissenschaftler, Ingenieure,
Translationsexperten, Doktoranden und
technische Mitarbeiter aus 30 Nationen
* Daten nur für Charité
24 AKTIVE
PATENTFAMILIEN
davon
bereits
12
verwertet
1.700
PUBLIKATIONEN
seit 2006
5.000
Zitate für unsere
Top 25 Publikationen
20
Publikationen in den
Top 1% des Jahres
eines Fachgebietes*
* Quelle: Thompson Reuters
Web of Science
21
KLINISCHE STUDIEN
15
interventionelle Studien
und Companion
Diagnostics
6
Biomarker
55
BIOMARKERSTUDIEN
In Auftragsforschung Phase I-III begleitend
3
30
AUSGRÜNDUNGEN
2.700
INDUSTRIEKOOPERATIONEN
involviert in
klinischen Studien
4
PRODUKTEbereits am Markt
PATIENTEN
21
Standort Brandenburg
Standort Berlin
Impressum
Herausgeber
Berlin-Brandenburger Centrum
für Regenerative Therapien
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
www.b-crt.de
Partner:
V.i.S.d.P.
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Volk
Konzeption und Redaktion
Dr. Christoph Feest
Alexandra Scherer
Gefördert von:
Lektorat
Traudl Kupfer, www.traudl-kupfer.de
Design
Corinna Kallich, www.corinja.de
Fotos
Meike Kenn, www.meikekenn.com
Peer Schroeder, www.hardcopy-press.de
Birgit Formann, Charité
Druck
Druckerei Rüss, www.druckerei-ruess.de
www.b-crt.de