Spielzeitrückblick 2015/2016 TUSCH Berlin Partnerschaften zwischen Berliner Bühnen und Schulen 1 Inhaltsverzeichnis 3 4 Editorial TUSCH-Partnerschaften 2015/16 5 28 30 TUSCH-Theaterprojekte TUSCH-Festival 2016 Vielfalt in den TUSCH-Partnerschaften und TUSCHAktivitäten 33 Inklusive Theaterarbeit : „Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Lebensort“ - Interview 37 Nachhaltige TUSCH-Kooperationen: Robert-Koch-Gymnasium und Ballhaus Naunynstraße 38 Schüler*innenstimmen aus den TUSCHPartnerschaften 39 Stimmen aus dem TUSCH-Blog 40 TUSCH in Zahlen und Impressum Die Vergangenheit ist ein Prolog Im Schuljahr 2015/16 war bei den TUSCH-Partnerschaften eines besonders auffällig: Mehr als die Hälfte der Projekte haben sich in irgendeiner Form mit zwei bestimmten Themenkomplexen auseinandergesetzt. Das eine Thema – und das ist sicherlich wenig verwunderlich – war Flucht, Fremde, Ferne und Heimat. In einer der Projektbeschreibungen der Partnerschaften hieß es dazu: „In Zeiten so großer Not und Flucht schien es uns notwendig, einen Rahmen zu schaffen, um sich darüber auszutauschen und darüber einen Diskurs im künstlerischen Arbeitsfeld zu ermöglichen.“ Wir haben uns nach den Präsentationen beim TUSCH-Festival im letzten Schuljahr sehr gefreut, dass dieser Diskurs künstlerisch so kreativ, vielfältig und intensiv stattgefunden hat. Das zweite Thema war die Liebe: Verliebt-Sein, Liebe zur Familie, zu Freunden, Empathie, Liebe Inklusiv – und das hat doch mit dem anderen Thema auch viel zu tun! Apropos inklusiv: Gemeinsam mit drei Pädagog*innen der AugustHermann-Francke-Schule und der Schule am Bienwaldring hat TUSCH Berlin vor den Sommerferien das Netzwerk Inklusive Theaterarbeit gegründet. Mit dem Netzwerk möchten wir uns in Zukunft mit Akteur*innen und Interessierten von Theaterarbeit und Pädagogik austauschen, vernetzen und inklusives Denken und inklusive Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen stärker in Schulen und Theatern verankern. Die Vergangenheit ist ein Prolog: TUSCH hat im letztem Schuljahr die Weichen gestellt, um einen Rahmen für mehr Zeit, mehr Nähe und mehr Aktivitäten für die neu vermittelten Partnerschaften zu schaffen – durch eine qualitativere Ausgestaltung der Partnerschaften, eine individuelle Förderung der Theaterprojekte, eine intensivere Unterstützung des Verständigungsprozesses der beiden Institutionen und eine verstärkte Qualifizierung der TUSCH-Aktiven. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des Spielzeitrückblicks 2015/16 und schauen neben einem freudigen Blick auf das letzte Jahr gespannt auf die kommende Spielzeit! 2 3 TUSCH-Partnerschaften 2015/16 TUSCH-Theaterprojekte TUSCH-Partnerschaften im 1. Jahr 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr Ahorn-Schule | Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ Berlin Bötzow-Grundschule | Komische Oper Berlin Campus Efeuweg | Ballhaus Naunynstraße Caspar-David-Friedrich-Schule | GRIPS Theater Elbe-Schule | SCHAUBUDE BERLIN Ernst-Reuter-Oberschule | Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Georg-Herwegh-Gymnasium | Schaubühne am Lehniner Platz Hans-Grade-Schule | Acker Stadt Palast Herman-Nohl-Schule | GRIPS Theater Lietzensee-Grundschule | Deutsche Oper Berlin Max-Beckmann-Oberschule | Maxim Gorki Theater Vineta-Grundschule | ATZE Musiktheater Ahorn-Schule Astrid-LindgrenBühne im FEZ Berlin 130 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Auch wir – die Theaterpädagoginnen – waren neugierig auf die Schüler*innen und genossen die Arbeit mit kleinen Klassen. Unser Ziel ist es auch, den Schüler*innen bestimmte Formen des Theaters vorzustellen, so dass im zweiten Jahr alle aus diesem Fundus schöpfen können. 34. Grundschule | Das Weite Theater Albert-Einstein-Gymnasium | Deutsches Theater Berlin August-Sander-Schule | THEATER STRAHL Bernd-Ryke-Grundschule | Staatsballett Berlin - Tanz ist KLASSE! Freiherr-vom-Stein-Gymnasium | JugendTheaterWerkstatt Spandau Grünauer Schule | Schlossplatztheater Hermann-Hesse-Schule | Maxim Gorki Theater Hermann-Schulz-Grundschule | Platypus Theater Katholische Schule Bernhard Lichtenberg | Staatsoper im Schiller Theater Max-von-Laue-Schule | Schlosspark Theater Paul-Schmidt-Schule | Friedrichstadt-Palast Schule am Rosenhain | Theater o.N. Schule an der Dahme | Schlossplatztheater Tesla-Schule | Ballhaus Ost Da sind z.B. die Spiegelübungen: Wir machen sie ohne Ansage im Kreis der 4a vor – da kommt von den Schüler*innen geflüstert: „Wie die Zombies“ „Das sind Zwillinge!“ – Selber vor die Aufgabe gestellt der Satz: „Mach mal was Einfaches!“ Für die SAPH-Klassen hatten wir den Schwerpunkt „Tiere“, was allen großen Spaß machte – sich verwandeln, in unmenschlichen Sprachen sprechen, nicht sprechen müssen – oder als Gruppe wie ein Tausendfüßler laufen…. Die 3. und 4. Klassen hatten den Schwerpunkt Märchen, es entstanden Bilder zu Froschkönig, Rapunzel und Schneeweißchen und Rosenrot – eigentlich erstaunlich, denn die letzten beiden sind nicht gerade gängig – so kam es auch zu aufgeregten Diskussionen, wie denn das Märchen nun wirklich geht! Helene-Lange-Schule | Sophiensaele Hunsrück Grundschule | Fliegendes Theater Montessori-Gemeinschaftsschule Buch | Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ Paul-Moor-Schule | ATZE Musiktheater Paulsen-Gymnasium | English Theatre Berlin Peter-Ustinov-Schule | Deutsche Oper Berlin Schule am Bienwaldring | Die Gorillas Schule am Friedrichshain | THEATER AN DER PARKAUE Schule am Pappelhof | Theater o.N. Ein großer Schwerpunkt war choreographisches Theater: Schlangen, die sich gemeinsam bewegten, gemeinsam sprechen, Moleküle, die sich finden. Für die ganze Schule wird es einen geheimen Zahlencode geben, auf den man mit allen Klassen im kommenden Jahr eine Choreographie aufbauen kann. ©Thomas von Schade 4 Die Ahorn-Grundschule in Friedrichshagen ist eine Schule mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Dem Wunsch der Schule, dass alle Schüler*innen im ersten TUSCH-Jahr die beiden Theaterpädagoginnen kennen lernen, wurde mit eintägigen Workshops für einzelne Klassen entsprochen. Ab April konnten sich auch alle Lehrer*innen und Schüler*innen mit der Art dieser Arbeit bekannt machen. Leitung: Vera Hüller, Claudia Maria Franck und Thomas von Schade 5 BötzowGrundschule Komische Oper Berlin 80 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Wovon träumt eine Mücke in einer Sporthalle? entführte Theresa die Schüler*innen ins Ballhaus Naunynstraße, wo sie erste richtige Bühnenerfahrung machten und eine Woche gemeinsam probten. Damit die Schauspieler*innen auch Applaus bekommen, kam gleich der 9. Jahrgang zu Besuch. Nach dem Intro unserer Schauspieler*innen freuten wir uns dann, auch eine Produktion des Ballhaus Naunynstraße gemeinsam zu sehen: One day I went to *IDL. Und dass Schauspielerei nicht nur Kunst und Hobby ist, lernten ausgewählte Schüler*innen im Juni auch im Ballhaus Naunynstraße. Berufserkundung „Theater“ heißt die Kooperation mit unserer Berufsberatung. Das erste Partnerschaftsjahr stand im Zeichen von Sportperformances und Tiergeschichten. Zwei dritte und zwei vierte Klassen haben sich mit Träumen von Tieren auseinandergesetzt. An mehreren Projekttagen haben sie sich intensiv theatralisch mit möglichen Übertragungen der tiertypischen Mimik und Gestik auf den menschlichen Körper beschäftigt. Da musste zuallererst das Tier gut erforscht werden: Wo lebt es? Wie lebt es? Wovon lebt es? Dann wurden Bewegungen und Bewegungsabläufe gefunden, die den Zuschauer*innen die Illusion vermitteln, sie haben es mit einem Tier zu tun. Zusätzlich sind kleine Texte entstanden, die während der Präsentation gesprochen wurden. Dafür mussten Sprechweisen gefunden werden: Lispelt das Tier? Flüstert es? Brüllt es? Unsere TUSCH-Partnerschaft knüpft auch an bereits bestehende Projekte an: So freuen sich Burcak Sevilgen und Janina Bähre endlich mal eine Bühne für das Theaterprojekt ihrer Mädchengruppe zu bekommen, denn bislang konnten die Mädchen nur im Klassenraum proben. „Das ist echt blöd, ohne Bühne proben zu müssen, die Mädchen freuen sich, ihr Stück endlich mal auf die echten Bretter zu bringen, die die Welt bedeuten.“ Im Anschluss sind Texte entstanden, die von möglichen Träumen der Tiere handeln. Sie werden die Grundlage der Arbeit im nächsten Jahr sein. Die fünften und sechsten Klassen werden musikalisch-sportliche Performances in der Sporthalle erarbeiten, die auf dem Sommerfest gezeigt werden. Darüber hinaus haben alle Klassen der Schule die Kinderoper „Schneewittchen und die 77 Zwerge“ besucht und im Vorfeld an einem einführenden Workshop teilgenommen. Leitung: Tobias Daniel Reiser und Frauke Dellas Campus Efeuweg Ballhaus Naunynstraße 26 Schüler*innen Theateraktivitäten 6 in den Liebe auf den ersten Blick oder zwei passende Partner: Campus Efeuweg und Ballhaus Naunynstraße. Beide viel beschäftigt, kreativ und manchmal etwas verpeilt :-). Nachdem wir ein halbes Jahr gebraucht haben, um unsere „TUSCH-Ehe“ einzupflegen, legen wir jetzt richtig los. Yeah. ALLES IST MÖGLICH. NICHTS IST PEINLICH. Unter diesem Motto hat die neue Theater AG am Campus Efeuweg gestartet. Theresa Henning, Schauspielerin und Regisseurin leitet unsere neue AG, in der Schüler*innen der 7.-10. Klassen erstmalig mit Schauspiel in Kontakt kommen. „Witzig und toll“, sei es, sagt Aylin, die aber auch noch ein wenig schüchtern ist. Diese Schüchternheit gilt es im nächsten Jahr abzulegen, denn aus der AG soll ein Ensemble wachsen, das nächstes Jahr ein eigenes Stück produziert. Im Juli Wir hoffen, euch nächstes Jahr eines unserer TUSCH-Projekte auf dem Festival vorstellen zu können. Dieses Jahr rezensierten wir und freuten uns auf die anderen Produktionen. Leitung: Theresa Henning und Janina Bähre ©Janina Bähre Caspar-DavidFriedrich-Schule GRIPS Theater (TUSCH-Plus) 41 Schüler*innen Theateraktivitäten in den Mit Beginn des Schuljahrs 2015/16 ist die Caspar-David-FriedrichSchule (ISS) erneut Partnerschule von TUSCH. Bereits von 20082011 haben wir erfolgreich mit der Staatsoper Berlin als Partnertheater zusammen gearbeitet. Das TUSCH-Plus Projekt fordert uns erneut heraus, bereits vorhandenes Potential in Richtung kulturelle/ästhetische Bildung/ästhetische Bildung an unserer Schule zu generieren. Umfrage im Kollegium Zur Erfassung des IST-Standes der Nutzung von Theaterbesuchen und theaterpädagogischen Angeboten der Berliner Theater ist im Rahmen unseres TUSCH-Plus Projekts eine Umfrage für das Kollegium der Caspar-David-Friedrich Schule erarbeitet worden. In der Auswertung der Umfrage wollen wir uns Ziele setzen, die kurz-, mittel- bzw. langfristig zur nachhaltigen Kooperation mit Theatern und anderen kulturellen Einrichtungen führen. Was können wir an unserer Schule ändern, damit mehr Schüler*innen ins Theater bzw. andere kulturelle Bildungsstätten gehen? Die Auswertung der Umfrage wird Grundlage für festzulegende 7 Maßnahmen sein, die dann im Verlauf des Projektzeitraums diskutiert und schulintern umgesetzt werden. Formen des Material-, Objekt- und Figurenspiels zu vermitteln. Die SCHAUBUDE BERLIN präsentiert neben internationalen und nationalen insbesondere auch Berliner Puppen-, Figuren- und Objekttheaterspieler*innen. In ihrem Auftrag arbeiteten drei Puppenspieler*innen und eine Theaterpädagogin mit jeweils einer Klasse der Elbe-Schule. Einbindung der Schule bei Recherche und Proben des GRIPS Mehrere Klassen wurden unterschiedlich intensiv in Rechercheprozesse und Proben eingebunden. Es wurden Schüler*innen zu verschiedenen Themen von Regisseur*innen, Dramaturg*innen und Theaterpädagog*innen in Vorbereitung zu Stücken befragt. Dem Spiel mit Objekten widmeten sich die Schüler*innen der Klasse 3b in einem eintägigen Workshop (Leitung: Agnes Ehrig). Im November spielten die Kinder der Klasse 2a mit Stöcken, Steinen und selbstgebauten Figuren Motive aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ nach. Damit verbunden war der Besuch der gleichnamigen Aufführung in der SCHAUBUDE BERLIN (Leitung: Kristina Feix, kranewittheater). Mit einfachen Tiermasken aus Papier probte die Klasse 4c im Januar das körperbetonte Spiel mit Masken (Leitung: Inga Schmidt, artisanen) und im Februar erforschten die Schüler*innen der Klasse 4b die vielfältigen Mittel des Schattenspiels und spielten kleine Geschichten in einer Unterwasserwelt (Leitung: Stefan Spitzer, artisanen). So hatte jeweils eine Klasse die Möglichkeit, sich mit einer Spielweise auseinander zu setzen. Die Arbeitsergebnisse der Workshops wurden zum Abschluss anderen Klassen und interessierten Eltern präsentiert und erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Dreitägige Workshops Der Theaterkurs der 7. Klassen arbeitete zum Thema Freundschaft. Inspiriert vom Stück „Tag Hicks oder fliegen für vier“ fragten sich die Schüler*innen, wie Freundschaften entstehen, was sie sich von ihnen wünschen und wie Freundschaften manchmal auch beendet werden. In dem Workshop „Briefe aus der Zukunft – Stressed out“ beschäftigte sich die 10. Klasse mit dem Thema „Ich bin ich sieh´mal genauer hin“ und präsentierte ihr künstlerisches Ergebnis im Rahmen der Minipräsentationen bei der Eröffnung des TUSCHFestivals. In „Kennste das“ setzte sich die 8. Klasse damit auseinander, sich unverstanden und nicht ernst genommen zu fühlen. Sie lernten verschiedene Übungen und den Einsatz mimischer und gestischer Mittel kennen und spielten kleine Sequenzen, die ebenso beim TUSCH-Festival gezeigt wurden. Proben- und Theaterbesuche Schüler*innen der Klassenstufe 7 besuchten im Januar nach dem Workshop zum Thema „Freundschaft“ das Stück „Tag Hicks oder fliegen für vier“. Im Anschluss an die Behandlung des Buchs „Die Welle“ von Morten Rhue in der Klassenstufe 10 besuchten interessierte Schüler*innen das Stück „Kriegerin“. Anschließend haben sie im Workshop „Zeig Dich“ das Stück nachbereitet. Einige Schüler*innen des 10. Jahrgangs sahen sich am 23. Februar auch das Stück „Ab heute heißt du Sarah“ an und nahmen anschließend am Publikumsgespräch mit Inge Deutschkron teil - ein bleibendes Erlebnis! ©Anettte Pfohl Leitung: Annette Pfohl, Susanne Rieber und Wiebke Hagemeier Bei den Theaterbesuchen in der SCHAUBUDE BERLIN erlebten die Kinder die Puppenspieler*innen selbst in Aktion. Hier konnten sie die Figuren, Objekte und Ausstattungsdetails aus nächster Nähe betrachten und die Spieler*innen mit ihren Fragen bestürmen. ©Agnes Ehrig Ernst-Reuter-Oberschule Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz 130 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Elbe-Schule SCHAUBUDE BERLIN 116 Schüler*innen in den Theateraktivitäten 8 Im Mittelpunkt unseres ersten Partnerschaftsjahrs standen Workshops zum Spiel mit verschiedenen Materialien. Die Workshops wurden in den Klassenstufen 2, 3 und 4 durchgeführt, um möglichst vielen Schüler*innen und Pädagog*innen der Elbe-Schule einen ersten Eindruck von den unterschiedlichsten Leitung: Agnes Ehrig und Holger Vierke Das neue Schuljahr begann für uns mit einer mittleren Sensation: die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, eines der größten und bekanntesten Theater Berlins, wird unser TUSCHPartner! Was kam da nicht alles in unsere Köpfe: berühmte Schauspieler*innen treffen, einmal das riesige Haus selbst beleuchten dürfen, den Maskenbildner*innen zuschauen, auf der Drehbühne stehen, selber berühmt werden… Vor all dem steht erst einmal harte Arbeit, wie wir inzwischen schon erfahren haben. Bisher kamen die Schüler*innen des Grundkurses Kunst im Jahrgang 12 und zwei DS-Kurse in den Genuss, hinter die 9 Kulissen der Volksbühne zu blicken. Der Kunstkurs bekam von Frank Mittmann, dem Leiter der Volksbühnen-Werkstätten an der Prenzlauer Promenade einen Einblick, wie aufwändig ein Bühnenbild herzustellen ist und wie viele Handwerker*innen daran beschäftigt sind: Tischler*innen, Bühnenmaler*innen, Schlosser*innen, Theaterplastiker*innen, ein Rüstmeister. Er erzählte sehr kurzweilig und humorvoll, wie Bühnenbildner*innen und die Werkstattleute lange gemeinsam planen und wie zäh manchmal die Verhandlungen sind, bis ein Bühnenbild gut die Handlung des Stücks unterstreicht, technisch machbar ist und die Schauspieler*innen darin sicher spielen können. der Teilnehmerinnen basierten. Tanz stellte sich als eine in den meisten Herkunftskulturen spezifisch (und intern) weibliche Kommunikationsform heraus. Die Schülerinnen waren schnell in der Lage, sich beim Probieren und Proben ungehemmt zu entfalten. Die Vorführung der Ergebnisse konnte noch nicht in Angriff genommen werden, da die Frage nach dem Rahmen der Präsentation wiederum delikate Probleme aufwirft, die kurzfristig nicht geklärt werden konnten. Allerdings lassen sich indirekte Auswirkungen der Arbeit mit Frau Hashemi im gewachsenen Selbstbewusstsein der Schülerinnen bei der Alltagsarbeit im Unterricht durchaus beobachten. Für die DS-Kurse gab es vier praktische Workshops mit zahlreichen wichtigen Theatertechniken wie Kontaktimprovisation, Tanz, chorischem Sprechen, Bühnenfechten. Unseren Muskelkater haben wir uns hart erarbeitet und langsam verstehen wir, was Schauspieler*innen für eine anspruchsvolle Arbeit haben. Wir bedanken uns herzlich bei der verantwortlichen Theaterpädagogin Vanessa Unzalu-Troya und den Workshopleitern Julius Brauer und Max Grosse-Majench. Volker Eisenach arbeitete parallel mit den Jungen an einer von ihm entworfenen Choreographie zum Thema „Helden“. Die sehr stringente Struktur seiner Proben, ohne Pausen und mit der Gelassenheit des erfahrenen Tanzlehrers, ermöglichten den Schülern eine überraschende Erfahrung von disziplinierter körperlicher Bewegung ebenso wie Freude an und Stolz auf die Verwirklichung ungewohnter Bewegungsformen. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse konnte aus organisatorischen Gründen leider nicht mehr realisiert werden. Danach planten wir eine Führung durch die Volksbühne und wollten dabei gern: einmal das riesige Haus selbst beleuchten dürfen, den Maskenbildner*innen über die Schulter schauen, auf der Drehbühne stehen, berühmte Schauspieler*innen treffen und naja…, mal sehen, was noch kommt. Wir hoffen auf die baldige Fortsetzung des Tanztheaterprojekts und zielen dabei entschieden darauf, den Schüler*innen zu ermöglichen, ihre Arbeitsergebnisse in einem geeigneten Rahmen zu präsentieren. Leitung: Sigrid Unterstab, Vanessa Unzalu Troya und Sarive Bayram Leitung: Wiebke Nonne, Volker Eisenach, Tahera Hashemi, Andrea Wendt-Adelhoefer und Doris Preckwinkel ©Sigrid Unterstab Georg-HerweghGymnasium Schaubühne am Lehniner Platz (TUSCH-Plus) 153 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Mit Wiebke Nonne von der Schaubühne besprachen wir im September 2015 Optionen für eine gemeinsame Arbeit. Aufgrund sowohl der sehr unterschiedlichen Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten der Schüler*innen als auch ihrer heterogenen kulturellen Hintergründe entschieden wir, ein Tanztheaterprojekt in Angriff zu nehmen. Dabei sollten Jungen und Mädchen getrennt arbeiten, denn die kulturell bedingten Hemmungen bzw. Verhaltensregeln dieser gemischten Gruppe hätte die notwendige Bereitschaft erschwert bzw. unmöglich gemacht, sich für kreative Prozesse zu öffnen. Von November bis Januar arbeitete Tahera Hashemi mit 12 Mädchen aus beiden Klassen einmal pro Woche für 90 Minuten an Choreographien, die auf den Tanzerfahrungen und -vorlieben 10 Hans-Grade-Schule Acker Stadt Palast 19 Schüler*innen Theateraktivitäten in Der blanke Wahnsinn! Was wird von der neuen Partnerschaft erwartet? Wer sind die Schüler*innen? „Wer“ ist das Theater? den Seit Oktober 2015 besteht die Zusammenarbeit zwischen dem Kurs DeMuKu des 9. Jahrgangs der Hans-Grade-Schule (ISS) sowie dem Acker Stadt Palast und Anete Colacioppo. Jeden Montag findet der Kursunterricht auf der Bühne des Theaters statt. In der Praxis erarbeiten die 19 Schüler*innen ihr Stück, in dem sich die Ideen und Vorstellungen der Jugendlichen mit dem zeitgenössischen Stil des Acker Stadt Palasts verbinden. Der erste Eindruck der Schüler*innen über das Theater war, dass die 64m² Bühne im Vergleich zu ihrer Erwartung zu klein und der Hof des Theaters schon sehr abgenutzt ist. 11 bei wurde viel gelacht, gedacht, angeregt, ausgetauscht, gespielt, probiert und gelernt. 19 Schüler*innen kamen montags zum Acker Stadt Palast: Manche motiviert, manche lustlos. Denn die Besuche sind Teil eines Pflichtkurses: auch die, die sich eigentlich nicht für Theater interessieren, müssen da sein. Probenbesuche: Schon gleich im September wurden die ersten Klassen zu Probenbesuchen von „Don Quixote“ auf die Probebühne eingeladen und die Schüler*innen befragt. Auch zu „Müll. Ein making-of“, zu „Tüten im Wind – ein Müllspieltheaterstück im Klassenzimmer“ und zu „Tag Hicks oder fliegen für vier“ wurden Schulklassen eingeladen, die dem GRIPS ein wertvolles Testpublikum waren. Anfangs schwimmen Gedanken wie: „Warum diese Übungen?“, „Was soll diese Szene?“, „Ich wollte aber, dass unser Stück über Horror oder Liebe wäre“, „Was werden meine Eltern über diese Szene denken? Sie werden es gar nicht verstehen. Das ist kein Theater“, „Ich verstecke mich lieber an der Seitenbühne“, „Was? Hat jemand mit mir gesprochen? Muss ich was machen? Wo bin ich nochmal?“ Unter dem übergeordneten Thema „Ordnung und Chaos“ sollten dann mehrere Einzelszenen entstehen. Die Schüler*innen entwickelten und erprobten kleinere Tanz- bzw. Choreografieszenen sowie humorvolle und ernste Alltagsszenen, die kreativ miteinander verbunden wurden. Für die Weiterentwicklung der Arbeit war es wichtig, die Schüler*innen in zwei Gruppen zu teilen, um so jedem die nötige Aufmerksamkeit zu geben. Jede Gruppe hatte ihre eigene Dynamik: die eine ist sehr engagiert und ist fast ein Selbstläufer, die andere Gruppe ist sehr skeptisch. Die engagierte Gruppe ermutigt die Skeptische und diese lässt sich langsam positiv beeinflussen. Aber je mehr wir uns den Aufführungsterminen näherten, desto fassbarer und konkreter wurde alles und ergab einen Sinn. Auch wenn der Sinn „Der blanke Wahnsinn“ ist. Oder wie eine Schülerin zu der Theaterproduktion meinte: „Ein wahnsinniges, aufregendes und kurioses Stück”. LietzenseeGrundschule Deutsche Oper Berlin Herman-Nohl-Schule GRIPS Theater in den Unsere Partnerschaft startete mit vielen kleinen Projekten in fast allen Klassenstufen und allen drei Schulbereichen (Europa-, Regel-, Förderschule) und hat das ganze Kollegium mittlerweile neugierig gemacht und mit Theaterfreude angesteckt. Das GRIPS weiß das Engagement der Lehrer*innen und Erzieher*innen sehr zu schätzen und freut sich immer auf die Kinder. Hier nennen wir nur ein paar Beispiele: Studientag für alle 80 Lehrer*innen und Erzieher*innen: Von 09:00 – 13:00 Uhr arbeiteten vier Theaterpädagog*innen mit dem gesamten Kollegium. Es ging um den Einsatz von theaterpädagogischen Mitteln im Unterricht und die Wirkung von Theater. Hier- 12 Leitung: Cathrin Zahavi und Susanne Rieber ©Susanne Rieber Leitung: Anete Colacioppo Wolf und Nicole Helbig ©Nicole Helbig 51 Schüler*innen Theateraktivitäten Zu Beginn der Probenzeit von „Tag Hicks...“ kamen die Schauspieler*innen mit dem Dramaturgen und der Regisseurin in eine Italienisch-Klasse, um von den Schüler*innen einiges zu erfragen und ihnen das Stück vorzustellen. Die Kinder übersetzten das Gehörte in Szenen für diejenigen, die nur italienisch sprechen. Und das zeigte wiederum den Schauspieler*innen, was hängenblieb und besonders ankam, bzw. was unwichtig erschien. Eine Bereicherung für alle. Mit dieser Klasse arbeitete die Theaterpädagogin dann weitere zwei Tage zu den Themen des Stücks – Freundschaft, Eltern und Familienstrukturen. Dabei entstanden Texte und Zitate, die im Materialheft zum Stück verwendet wurden. Geplant wurde noch eine theaterpädagogische Woche, in der die Schüler*innen ein eigenes kleines Stück zum Thema Freundschaft entwickelten. 92 Schüler*innen Theateraktivitäten in den Das TUSCH-Projekt zwischen der Deutschen Oper Berlin und der Lietzensee-Schule startete im Herbst 2015. Ziel des ersten Jahrs des TUSCH-Projekts war es, dass möglichst viele der Schüler*innen mit Musiktheater als Kunstform in Kontakt kommen. Dies sollte zum einen über die Rezeption geschehen, indem die Schülerschaft altersrelevante Stücke der Jungen Deutschen Oper besuchen. Zum anderen sollten sich die Schüler*innen durch eigenes Tun Musiktheater nähern: Sie wurden von einer Musiktheaterpädagogin begleitet, die gemeinsam mit den Lehrer*innen und den Klassen kleine Projekte zu den Inhalten erarbeitet. Den Klassen wurde darüber hinaus die Möglichkeit geboten „hinter die Kulissen“ des Opernbetriebs zu schauen. Eine SAPH-Klasse, zwei vierte Klassen und zwei fünfte Klassen haben verschiedene Musiktheaterstücke für Kinder und Jugendliche besucht (z.B. GOLD, DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS, 13 tierten die Schüler*innen„spooky stories“. Bespielt wurden Gänge, Kammern, Flure und der Zuschauerraum. „Wir empfangen unsere unsere Gäste in düsterer Atmosphäre und erzählen schaurige Geschichten in der Rumpelkammer, auf den Toiletten und auf der Bühne.“ DAS MÄRCHEN VON DER ZAUBERFLÖTE). In den Wochen danach wurden die Aufführungen thematisch aufgegriffen und in Workshops szenisch-musikalisch weiterentwickelt. Die Ergebnisse der Workshops wurden im Kunst- und Musikunterricht in eigenen Arbeiten der Schüler*innen umgesetzt. Am Ende jedes Klassenprojekts wurden die Arbeiten anderen Klassen und Eltern präsentiert. Darüber hinaus haben eine 4. und eine 5. Klasse einen Theaterworkshop zum Thema „Zeit“ besucht, der auch von TUSCH organisiert wurde. In Gruppen setzten sich die Kinder durch ganz unterschiedliche Herangehensweisen mit dem Thema „Zeit“ auseinander. Am Ende präsentierten sie ihre überraschenden Ergebnisse. Die anfängliche Scheu und Unsicherheit vieler Kinder hatte sich in den zwei Tagen immer mehr verflüchtigt. Es war zu spüren, dass alle Spaß an der Sache hatten und ein bleibender Eindruck hinterlassen wurde. Wir experimentierten mit Theaterblut und Schminke, Neonfarbe, Stoffen und Perücken. Kostüme, Texte und Szenen entwickelten die Schüler*innen selbstständig. Spontan und sehr kurzfristig sind Schüler*innen aus der 11. Klasse hinzugekommen, die Spaß hatten, dieses Projekt zu unterstützen. Die Leitung des Kernprojektes hat Ilka Brandner in Zusammenarbeit mit Astrid Petzoldt von Gorki X. Für Kostüm-, Figurenarbeit und Spiel mit Objekten kam Vanessa Gärtner, freie Bühnen- und Kostümbildnerin, inspirierend und gestaltend dazu. ©Ilka Brandner Leitung: Ilka Brandner, Astrid Petzoldt und Vanessa Gärtner Leitung: Tamara Schmidt und Susanne Baschnagel Vineta-Grundschule ATZE Musiktheater Max-BeckmannOberschule Maxim Gorki Theater 110 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Das Maxim Gorki Theater und die Max-Beckmann-Oberschule bewegen sich mit dem ersten Jahr der TUSCH-Plus Partnerschaft in vertrauten und doch neuen Bahnen: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und Asyl durchdringen beide Einrichtungen und so kamen und kommen wir in spannenden Projektformaten zusammen. Beim 2. Berliner Herbstsalon im November 2015 nahm der Ethikkurs Klasse 8 an einem Workshop zum Thema Flucht teil. Die Jugendlichen gingen ins Gespräch mit Aktivist*innen der Initiative „We will rise“, die im Rahmen der Gorki-Kunstausstellung ihren Protestweg zur Stärkung der Rechte Geflüchteter vorstellten. Schüler*innen des Kurses Darstellendes Spiel der Klasse 12 besuchten die Vorstellung „In unserem Namen“. Auch sie bewegt das Thema Flucht so sehr, dass sie ihre fünfte Prüfungskomponente im Fach DS ausgehend vom Theaterbesuch und ihren eigenen Ideen gestalten. In der Theaterpädagogin Astrid Petzoldt finden sie einen Coach, der sie über den Entwicklungsprozess begleitet. Das Kernprojekt ist im Theaterkurs der 8. Klassen verortet. Zur zentralen Schulaufführung aller DS-Kurse am 10. März 2016 präsen- 14 110 Schüler*innen in den Theateraktivitäten Im ersten Jahr der Partnerschaft zwischen der Vineta-Grundschule und dem ATZE-Musiktheater arbeitete Gökşen Güntel vom Theater mit vier Klassen: Mit zwei SAPH-Klassen, einer dritten und einer vierten Klasse. Dabei ging es um das Kennenlernen und Erspielen einer positiven Gruppendynamik und das Erfahren von einer bis dahin nicht bewusst erlebten, neuen, kreativen Ausdrucksmöglichkeit. Das passierte durch verschiedene kreative Theaterübungen: unterschiedlichste Übungen, die die Wahrnehmung, die Phantasie und den Umgang der Kinder miteinander sensibilisiert, fordert und fördert. Hierzu dienten z.B. Übungen wie: mit geschlossenen Augen gemeinsam ein Seil zu einem Viereck zu spannen. Dies ist eine von sehr vielen Übungen, die eine große Herausforderung mit vielen Erkenntnismomenten ermöglicht. Die Übung „Tiere auf dem Bauernhof“ eröffnete den Kindern eine phantasievolle „als ob“ Ebene, in der sie sich selbst in Beziehung zu anderen auf spielerische Weise neu wahrnehmen können. In der anschließenden Reflektion konnten sie sowohl positive, als auch negative Wahrnehmungen sehr genau verbalisieren. Eine weitere Möglichkeit, sich in Selbstwirksamkeit zu erproben, zu agieren und zu reagieren, bot das Statuenspiel. Eine Bildhauerin baute aus dem Spielpartner eine Skulptur. In dieser sensiblen 15 Form der Zusammenarbeit kooperierten die Kinder aktiv und passiv miteinander. Sie wechselten die Rollen, agierten körperlich miteinander und nahmen die Perspektive des Spielpartners ein. In einem weiteren Schritt erlebten sich die Kinder als Museumsbesucher*innen. Das „Expertenpublikum“ ging von Skulptur zu Skulptur und gab den „Exponaten“ ein positives Feedback. Die Kinder gerieten in ein kreatives Spiel und erfuhren zugleich grundlegende Zusammenhänge von Darstellen, Handeln und Zuschauen. Diese und weitere Übungen waren der Kern des ersten Jahres. Weiterführend wird diese Arbeit die Basis der anvisierten Theaterproduktion im nächsten Jahr sein. Albert-EinsteinGymnasium Deutsches Theater Berlin 12 Schüler*innen der Klasse 10 im Theaterprojekt DIE EMPATHIE-ATHLET*INNEN Empathie ist gut. Empathie ist Mitgefühl. Nee, Empathie ist viel emotionaler als Mitgefühl. Empathie überschwemmt uns und lässt uns nicht handeln. Super, du bist ja echt kalt! Mann, können wir mal weniger gefühlig sein und einfach proben? Gestern waren die Student*innen bei uns, morgen kommt die Parallelklasse, am Samstag der Leiter der Akademie für Empathie - und wann können wir mal chillen? OK, Licht aus und Musik an. Die Vineta-Grundschule war schon mehrmals im ATZE-Musiktheater zu Besuch und hat sich dort einige Stücke angeguckt: „Die Bremer Stadtmusikanten“, „Oh wie schön ist Panama“, „Steffi und der Schneemann“ und „Die drei Räuber“. Leitung: Amelie Mallmann, Mathias Anding, Doris Wilde, Aline Menz, Filippo Costanzo und Vincent Schläger (Video) Leitung: Peter Wichniarz, Frau Caspari, Frau Carius und Gökşen Güntel August-SanderSchule THEATER STRAHL TUSCH-Partnerschaften im 2. Jahr 34. Grundschule Das Weite Theater 24 Schüler*innen der Klasse 3 im Theaterprojekt 16 12 Schüler*innen der TheaterAG im Theaterprojekt DIE STURMGESELLEN Ein schrecklicher Schneesturm fegt über den Wald und bringt entsetzliche Kälte mit sich - wohl dem, der ein festes Haus und einen Ofen hat, den er heizen kann! Tja, für Menschen ist das natürlich kein Problem, aber was sollen die anderen Waldbewohner*innen nur tun - die Waschbären, Hasen, Schneeeulen, Bären? Weiß der Fuchs! Aber weiß er es wirklich? Um ihr Leben zu retten, kommen sie auf eine verwegene Idee, die eine Menge Mut erfordert. Auch die Kinder der Bärengruppe (3. Klasse) der 34. Grundschule in Friedrichshain-Kreuzberg kommen in der für sie neuen Theaterarbeit auf die verwegensten Ideen – sie lassen Türen sprechen und fliegen, lehren Steinen das Laufen und Bäumen das Spotten – und das alles mit viel Spaß, Phantasie und ... Disziplin! Nach vielen Spielen und Übungen entwickelten sie die vorgegebenen Ideen weiter, erfüllten sie mit Leben und machten sie so mit Hilfe der Erwachsenen zu ihrem Stück Theater. Bernd-RykeGymnasium Staatsballett Berlin Tanz ist KLASSE! Leitung: Hanna Essinger, Martin Karl, Katharina Hörmann, Frank Steffen, Emma Stammler und Luise Graeff (Technik) 25 Schüler*innen der Klasse 4c im Theaterprojekt DAS FREMDE Flucht – Was bedeutet das? Ich fliehe vor mir, ich fliehe vor der Angst, ich fliehe in ein anderes Land, ich fliehe vor Krieg. Maske – Wenn ich eine Maske trage, gelingt die Flucht vor mir, vor der Angst, vor dem Zuhause? Leitung: Anne-R. Wallner, Ann-Marleen Stöckert, Sylke Brümmer, Johanna Schmidt und Alex de Mirelle NARZISS UND ECHO Zu dieser Geschichte aus Ovids Metamorphosen erarbeiteten die Schüler*innen selbständig kleine Etüden. Dabei haben sie den Schwerpunkt auf vier zentrale Elemente der Geschichte gelegt: Die Idee der Selbstverliebtheit von Narziss, die Begegnung zwischen Narziss und Echo, Echos Selbstauflösung aus Trauer und die Spiegelung im Wasser. Besonders wichtig bei der Erarbeitung des Stücks war es, dass die Schüler*innen die Figuren 17 der Geschichte kennen lernen und sich tänzerisch mit ihnen auseinandersetzen. Für die Kinder war es eine große Motivation, dass aus ihren eigenen Ideen und Bewegungen die Choreographien entstanden sind. Die Arbeit miteinander hat die Gruppe gestärkt. Der Kontakt zwischen dem Tanzpädagogen Stefan Witzel und der Klasse 4c ist ein fröhlicher, ehrlicher und herzerfrischender, der sehr viel Freude bereitet. Durch die Partnerschaft mit dem Staatsballett Berlin gab es außerdem für die Schüler*innen die Möglichkeit, an einem zusätzlichen Termin zu einer Probe in die Säle des Staatsballetts zu kommen. In dieser Probe haben die Schüler*innen mit viel Einfühlungsvermögen und Konzentration die Szene entwickelt, in der Narziss und Echo sich begegnen. Leitung: Stefan Witzel und Bettina Winguth-Zeiger Und wir laufen und wir rennen. Wir woll´n weg von diesem Ort. Dazu müssen wir uns trennen, der eine da, der andre dort.“ Selber Dichten macht Spaß! In den Gedichten spiegelt sich die Berührung der Kinder durch das aktuelle Zeitgeschehen. Leitung: Angelika Ludwig, Kai Schubert und Hanne Schneider Hermann-Hesse-Schule Maxim Gorki Theater 10 Schüler*innen der ChemieAG im Theaterprojekt Freiherr-vom-SteinGymnasium JugendTheaterWerkstatt Spandau 22 Schüler*innen des DSKurses der Klasse 12 im Theaterprojekt LIESBESBOTSCHAFTEN - EINE COLLAGE Liebesbotschaften – ein Thema, dem nur Versatzstücke und Collagen gerecht werden können, denn Patentlösungen bieten wir nicht… Glaubt ihr an die große Liebe oder Dating Shows? Wie lernen sich Paare heute kennen? Kann man durch Liebesbriefe heute noch überzeugen? Diesen und anderen Fragen widmen wir uns in biografischen Szenen und durch literarische Texte. Wir zaubern einen bunten Mix aus Show, Literatur und atmosphärischen Statements auf die Bühne. Leitung: Andrea Hofstetter und Larissa Gorn Grünauer Schule Schlossplatztheater 25 Schüler*innen der Klasse 6.2. im Theaterprojekt 18 FREMD BIN ICH EINGEZOGEN - Gedichte-Odyssee. Mit Lyrik als textlichem Ausgangsmaterial für unsere Theaterarbeit erkundet die Grünauer Schule gemeinsam mit dem Schlossplatztheater, wie man die Klangqualitäten dieser Textform auf der Bühne entfalten kann. Anknüpfend an die musikalischen Fähigkeiten der Schüler*innen rücken wir bei unserem Projekt den klanglich-rhythmischen Aspekt des Theaterspielens in den Mittelpunkt. Thematisch geht es dabei um Fremdsein, Fremdheit und die Sehnsucht nach Heimat. CHEMIE PERFORMEN - EIN FILMPROJEKT Seit Herbst letzten Jahres trifft sich die Chemie AG der Hermann Hesse-Oberschule immer Mittwochnachmittag nach der Schule im Chemie-Hörsaal. Was treibt die Schüler*innen verschiedener 10. Klassen um, sich über den Unterricht hinaus mit dieser landläufig wenig attraktiven Naturwissenschaft zu beschäftigen? Es ist die Lust am Kokeln, Zündeln oder Mixen von Stoffen, was zu eindrücklichen Reaktionen führt. Um ihre Begeisterung für andere sichtbar zu machen und um für Chemie mal anders zu werben, entstand die Idee eines Videodrehs: Experimente spielerisch in Szene setzen. Entstanden ist eine kleine Schulintrige, in der „Elefantenzahnpasta“ als Rachegemisch fungiert. Leitung: Harri Hirsch und Astrid Petzoldt Hermann-SchulzGrundschule Platypus Theater 25 Schüler*innen der Klasse 6 im Theaterprojekt THE WIZARD OF OZ... SHORT AND SWEET Der Zauberer von Oz – ein amerikanischer Literaturklassiker – auf die Bühne gebracht von Sechstklässler*innen, die mit großem Elan und Freude dabei sind, aber auch mit Lampenfieber und Sprachschwierigkeiten zu kämpfen haben. Immer wieder wurde an der Struktur des Stücks gefeilt, mit dem Ziel, möglichst alle Schüler*innen und ihre Fähigkeiten in die Produktion mit einfließen zu lassen. Mit Masken und Kostümen gelingt es den Schüler*innen, sich zeitweise von der Realität zu lösen und ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Lieder und Sprechchöre helfen ihnen, sich auf der großen Bühne vor dem Publikum auf Englisch äußern zu können, ohne Angst haben zu müssen. Mystische und magische Momente werden durch Licht und Schattenspiele erlebbar. Gemeinsam haben wir uns auf den Weg ins Land Oz gemacht. 19 bin Zuhälter von Beruf. Sorry, wenn ich das so offen anspreche. So ist aber die Realität hier im Zauber- und Drogenwald.“ | „Ich bin der Prinz und der Schönste im ganzen Land, wenn der Spiegel die Wahrheit sagt.“ | „Mein Name ist Uta Strass und ich lebe mit meinen wunderschönen, guterzogenen und Prinzessingleichen Töchtern in einer Villa. Wobei meine Stieftochter Chantal…, na ja, die möchte ich doch lieber ausklammern.“ | „Jeder kennt mich: Schneewittchen. Doch ich führe ein Doppelleben. Ich bin die jüngste Bundeskanzlerin der Welt und möchte doch lieber ein normales Märchenleben haben. Vielleicht wird am Ende doch noch alles gut.“ | „Hey, Chantal mein Name. Na gut, ich bin etwas eingebildet, arrogant und geldgeil. Zickig, asozial und faul. Mein Vater hat mich eben zu sehr verwöhnt und ich habe alles bekommen, was ich mir gewünscht habe. So ist das doch im Märchen. Natürlich liebe ich den Prinzen und er mich. Meine beste Freundin heißt Mandy. Sie liebt auch den Prinzen – wird ihn aber nie im Leben bekommen, ist doch klar.“ | Zum Schluss sei noch gesagt, dass uns die Arbeit an unserem Stück „Märchenhaft“ viel Freude gemacht hat. Märchen sind doch einfach zauberhaft und unverwüstlich. Ohne zu ahnen, welchen Schwierigkeiten wir ausgesetzt werden könnten, haben wir uns auf das Abenteuer eingelassen und so wie unsere Protagonisten an Hirn, Herz und Mut gewonnen. Leitung Peter Scollin, Melissa Holroyd, Joshua Spriggs, Franziska Werdin, Sabine Schaal (Musik), Anke Laukner und Kerstin Schmidt (Kostüme) Katholische Schule Bernhard Lichtenberg Staatsoper im Schiller Theater 16 Schüler*innen der jahrgangsübergreifenden Theater-AG im Theaterprojekt HEIMAT IST NICHT NUR EIN (W)ORT Alle Schüler*innen und ihre Familien waren eingeladen, kleine Begebenheiten und Erlebnisse, Musik und Erinnerungen, Heimatgefühle mitzuteilen. Von diesem Material inspiriert, machten sich 16 Kinder der Musiktheater-AG – aus acht verschiedenen Herkunftsländern stammend – selbst auf die Suche nach dem, was für sie Heimat bedeutet. Es entstand ein buntes Mosaik aus vielen verschiedenen Steinchen. Manche sind allgemein: Geborgenheit, Familie. Andere ganz individuell. So unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Essensgerüche. In den Bach springen. Das Familienfoto über dem Sofa. Die Currywurst. Polnische Pirogi essen. Plätzchen backen. Die kuschelige Bettdecke. Wiesen, Berge, heiße Sommer. Der lange Weg zur Schule. Der Duft der Wohnung und der Meerschweinchen. Die Puppe. Das Lieblingslied vom Opa. Das Tischgebet, Dialekte, der Spielplatz. Home, sweet Home. Domovina. Ojczyzna. Rodina. Ein einzelner Mensch kann sogar mehrere Heimaten haben! Zudem bereiteten die Klassen eine begleitende Ausstellung mit Fotos, Bildern und Texten zum Thema „Heimat“ vor, die auch bei den Aufführungen im Juni 2016 in der Staatsoper zu sehen war. Leitung: Sylvia Tazberik, Nadine Grenzdörfer und Stefanie Wollschläger Max-von-LaueSchule Schlosspark Theater 20 Schüler*innen des Literaturkurses im Theaterprojekt 20 MÄRCHENHAFT Rollenbiografien – „Name: Eleonore von Rotkäppchen. Alter: 32. Meine Tochter heißt Britney.“ | „Servus Leute, ich bin Ingo Richard Peter Hans Wölfchen und ein sehr guter Freund von Rotkäppchen.“ | „Britney ist mein Name. Ich bin selbstverliebt und finde alles blöd. Feiern ist meine Lieblingstätigkeit, ansonsten könnte mein soziales Verhalten besser sein.“ | „Alle nennen mich Vladimir. Leitung: Stefan Kleinert und Sylvia Radig-Kluge Paul-Schmidt-Schule Friedrichstadt-Palast 28 Schüler*innen der Klasse 8 im Theaterprojekt NACHTSTIMME - KLEINES STÜCK ÜBER EIN BUCH Der komische Mann mit der Brille sagt, er sei jetzt sowas wie der Theaterlehrer für uns. Wir würden jetzt ein Stück machen. Wie denn, was denn? Stück Kuchen? Schön wär‘s. Er hat eine Kollegin, die scheint ganz nett zu sein. Na, mal sehen. In Deutsch haben wir ein Buch gelesen. Die Nachtstimme hieß das, haben wir auch eine Arbeit zu geschrieben. Da geht’s um einen Jungen, der zu viel Alkohol trinkt. Weil er unglücklich ist. Weil er krank war, vorher. Weil er deshalb die Schule wechseln musste. Mir soll sowas nicht passieren. Und jemand anderem wünsche ich sowas auch nicht. Unser Lehrer hat dann noch gesagt, dass ganz viele Leute zu viel Alkohol trinken würden. Aber muss ich deshalb gleich Theater spielen? Ist doch peinlich! Wenn du da auf der Bühne stehst: Alle gucken Dich an und so. Keine Ahnung, was die dann denken! Lustig aber, dass die andern lachen, wenn man was Lustiges macht. Oder wenn die klatschen … Na, mal sehen, mal sehen … Leitung: Kai Schwegel, Julia Lessmann, Antje Stache und Tim Maier 21 Schule an der Dahme Schlossplatztheater (TUSCH-Plus) 12 Schüler*innen des WPU Musisch/Deutsch der Klasse 8 im Theaterprojekt DER ABSTURZ Der Flugzeugabsturz in den Alpen war ein Ereignis, das den Schüler*innen sehr nahe ging, und Anlass, ein Stück über die Überlebenden einer Flugzeugkatastrophe zu schreiben. Gefühlsmäßig diesem Sujet verwandt ist ihre Faszination für Horrorgeschichten beziehungsweise Thematiken, bei denen die Angst vor dem Unbekannten im Vordergrund steht. Die Fragestellung: „Wie kann ich in einer Situation die Kontrolle behalten und mir und meinen Mitmenschen am besten helfen?“ war also wichtig. Wie organisiert sich eine Gruppe, um sich verschiedenen Aufgaben zu stellen? Gibt es Anführer*innen, die sich herauskristallisieren oder sogar gewählt werden? Werden Entscheidungen demokratisch getroffen? Oder finden die Schüler*innen eine ganz andere Lösung, um der Lage Herr zu werden? Unsere Vorstellung ist es, unter Einbeziehung verschiedener historischer Formen der Gesellschaftsbildung und mit den Ideen der Kinder, eine Art neuartigen Indianerstamm zu bilden. und auf Pappe geklebt haben und die lebendig bespielt werden. Leitung: Iduna Hegen, Martina Schulle, Theresa Scholz und Andrea Kruse Tesla-Schule Ballhaus Ost 11 Schüler*innen der Klassen 7-10 im Theaterprojekt Leitung: Daniel Drabek, Felix Wunderlich, Gunnar Kaltofen, Ini Dill und Alexander Spree Schule am Rosenhain Theater o.N. 17 Schüler*innen der Klasse 6 im Theaterprojekt 22 PLANET PAUSE Hin und wieder sollte man sich eine Pause gönnen. Eine Unterrichtspause. Die Mittagspause als Milchpause. Na klar! Eine Schulpause. Noch besser! Eine Schaffenspause mit einer Trinkpause. Oder eine Sportpause? Vorher eine Halbzeitpause. Eine Verschnaufpause. Genau! Eine Abkühlpause nach einer Verletzungspause. Eine Sommerpause. Eine Winterpause gleich dazu. Eine Zigarettenpause! Oh, nein! Lieber eine Atempause! Keine Zwangspause. Pausieren ohne Pausenüberwachung, wenn auf dem Schulhof gezockt, geknutscht, getreten, geschlittert, geraucht wird. Wohl eher eine Wunschpause als Hofpause. Am Liebsten wollen die Mädchen eine Jungspause und die Jungs eine Mädchenpause. Endlich für Alle die ersehnte Beziehungspause. Auf jeden Fall ist eine Viertelpause Sprechpause als Ruhepause zu kurz für eine Erholungspause, aber lang genug für eine Kuschelpause. Ist die Pause das Ende von Etwas oder der Anfang einer Verwandlung? Was wäre wenn: Unser Pausenplanet von Katzen bevölkert wird? Katzenschmetterling und Fledermauskatze die 6. Stunde verpassen? Die Zombiekatze die süße Katze Sophie befreit? Die Lehrer*innen fressende Partykatze nicht genug kriegen kann? Mister George Washington umhergeistert? Ein Katzenherz sich verirrt hat? Pausentraum oder Traumpause? Spannend! PP lebt und mit ihm die Welt der Phantasietiere. Entstanden zu diesem Thema sind Figuren und Objekte, die die 17 Schüler*innen selber entworfen, ausgeschnitten, bemalt ORTNUNG Wo komme ich her? Was macht diesen Ort aus? Wie prägt mich ein Ort? Was bedeutet es, ihn verlassen zu müssen? Elf Schüler*innen der Tesla-Gemeinschaftsschule stellen diese Fragen und suchen nach Antworten. Sie forschen, probieren, haken nach, finden Figuren und Geschichten, schlüpfen in Rollen und bringen ihre Ideen und Gedanken in einer Miniaturansicht auf die Bühne. In einer theatralen Skizze kreieren sie eigene kleine Welten, jeder von ihnen ein Mensch in seinem System, mit eigenen Regeln, Dynamiken und Sitten. Doch was geschieht, wenn diese Ordnung ins Wanken gerät, wenn meins nicht mehr meins ist oder nicht mehr so, wie ich es mir erdacht habe? Wie finde ich eine neue Ordnung? Wann ist wieder alles in Ordnung? In dieser Werkschau geben die Schüler*innen einen Einblick in ihren Arbeitsprozess, umreißen ihre Fragen und Ideen und öffnen ihre Suche für einen Moment für ein Publikum. Leitung: Karoline Schulze, Sylke Hannasky, Tina Ahrendt und Sandra-Möller-Hendriks TUSCH-Partnerschaften im 3. Jahr Helene-Lange-Schule Sophiensaele 23 Schüler*innen der Klasse 7 im Theaterprojekt WHATS UP? „Hey, kommt ihr Lessing? Klar. Wann? In 15.“ (Klingelton) „Oh, sorry, da muss ich kurz ran. Ich hab mich gestern beim Supertalent beworben, wahrscheinlich rufen die jetzt an.“ Es ist schwarz. Es trägt keinen Schutzmantel, hat schon einige Kratzer. Sein Name ist Z. Wichtiger als mein Fernseher, wichtiger als alle anderen Waffen, wichtiger als Schule. Für was Mathe, wenn Taschenrechner. Für was Englisch, wenn´s Google-Übersetzer gibt. Für was Ethik, wenn‘s Wikipedia gibt. *für Musik *für youtube *für schöne Erinnerungen *für Langeweile 23 HunsrückGrundschule Fliegendes Theater 23 Schüler*innen der Klasse 5 im Theaterprojekt *für Gamevideos *für Freunde *für Geheimnisse *für Austausch *für meine Familie = Kontakt *für melden/mobbing Liste möglicher Beschäftigungen innerhalb von 10 Minuten an einem Dienstagmorgen 2016: 3 WhatsApp, 4 Snapchat, 3 Insta oder 5 Musik, 5 Spielen oder 8 Snap, 1 Face, 2 Insta oder 3 Insta, 1Face, 3 Youtube, 3 WhatsApp oder 1 Face, 3 Hotspot, 5 WhatsApp, 2 Clash of Clans heillos überfordert mit all den Paketen, da kommt es schon mal vor, dass sie falsch abgeliefert werden. Kann man einen Menschen zurückgeben? Anknüpfend an die Grundidee von „Jim Knopf“ und „Konrad aus der Konservenbüchse“ erforschen wir gemeinsam spielerisch diese schwierigen Fragen und bauen in einer Intensivwoche unser eigenes Theaterstück (aus ganz vielen Kartons). Leitung: Judica Albrecht, Katharina Zehner, Friederike Werner Leitung: Vera Hüller, Claudia Maria Franck und Christine Lechner VERSCHWINDEN Für die Kinder ist Flucht ein zentrales Thema geworden und der Wunsch war, sich auch in unserem Theaterprojekt damit zu befassen. So haben wir miteinander unser Stück „Vom Verschwinden und Zurücklassen“ entwickelt. Wir haben versucht, in verschiedene Situationen hineinzuspüren und eine Geschichte zu erzählen. Wir hatten anstrengende und inspirierende Momente und viel Spaß an unserer gemeinsamen Arbeit. Viele Texte von Schüler*innen sind entstanden, einer lautet: Stell dir vor, du müsstest deine Heimat verlassen. Was vermisst du? Ich vermisse alles Alltägliche / Mir ist kalt, ich vermisse meine Jacke / Ich habe Angst, denn ich bin allein. / Ich vermisse das Graffiti in Berlin. / Ich vermisse meinen Hund und meine Familie. Paul-Moor-Schule ATZE Musiktheater 21 Schüler*innen der Klasse 3 im Theaterprojekt DEIN THEATER, MEINE SPRACHE: DU LÜGST!!!!! #Du lügst doch #Erwachsene lügen nun mal ab und zu #Aprilscherze sind doch nichts Schlimmes #Lügen darf man nur im Theaterstück #Lügen, um anzugeben #Lügen wachsen schneller als Bambuspflanzen #Bambus wächst einen Meter pro Tag! #Wen belüge ich wirklich, die anderen oder mich? #Glaubst du man kann Fehler im Universum korrigieren? #Aprilscherze sind aber Lügen #Eigentlich könnten wir öfter mal den Mundwinkel heben… oder sogar beide #Alles Lüge oder was? Leitung: Ann-Marie von Löw, Magda Voerster und Carla Spies Leitung: Tone Eriksen und Cecily Bürgel MontessoriGemeinschaftsschule Berlin-Buch Astrid-LindgrenBühne im FEZ Berlin 16 Schüler*innen der Klasse 4 im Theaterprojekt 24 DAS KIND IN DER KISTE Da kommt ein Karton, da noch einer, und noch einer – wo kommen die her? Wohin sollen sie? Noch ist sie Zukunftsmusik, die Agentur „Child-on-Demand“, ebenso wie ihr Gegenstück für das aufgeklärte Kind „Parents-on-Demand“: „Mein Kind soll braune Haare haben“, „Meine Eltern sollen schön und klug sein“, „Mein Kind soll das Beamen erfinden“, „Meine Eltern sollen mich zuckerfrei ernähren“, „Mein Kind soll ein Rockstar werden“, „Meine Eltern sollen nie das Klo blockieren“ – ja, all das kann man sich wünschen – doch schon Friedrich Hollaender wusste: „Wünsche sind nur schön, so lang sie unerfüllbar sind!“ Eltern wünschen sich kluge Kinder, sind aber dann überfordert und schimpfen sie „altklug“; Kinder wünschen sich Eltern, die immer Zeit haben für sie – doch artet das nicht schnell in Umklammerung aus? Wie ist das mit unseren Erwartungen und Enttäuschungen? Und dann ist die Post auch Paulsen-Gymnasium English Theatre Berlin 14 Schüler*innen der Klassen 7-9 im Theaterprojekt JUST LOVE ME Lights! Camera! And … Action! Ein neuer Hollywoodfilm wird produziert. Es geht um Liebe. Aber wie stellt man die am besten szenisch dar? In einer „Romantic Comedy“? In einem „High-School-Teen-Movie“? Oder in einem „Fantasydrama“? Die Theater-AG hat ein Stück entwickelt, das sich mit den Fragen des Herzens aus Sicht verschiedener Genres beschäftigt. Herausgekommen sind lustige und absurde LiebesFragmente. Das Drehbuch wurde von den Mitwirkenden selbst auf Englisch geschrieben und mit den passenden Kostümen und Musik versehen. Was Günther, Gerlinde und Gisberta mit Aliens zu tun haben, seht ihr bei unserer Vorführung. Enjoy it and have lots of fun!!! Leitung: Minna Partanen, Adam Donald, Max Wilhelm, Rita Giehler 25 Peter-Ustinov-Schule Deutsche Oper Berlin 13 Schüler*innen der Klasse 7e im Theaterprojekt FREUNDE, FREMDE, FERNE Freundschaft kann eine lange Reise sein oder eine kurze Begegnung. Ob wir uns nahe stehen oder nicht, hängt oft nur von einer einzigen Entscheidung ab. Die Schüler*innen der Klasse 7e haben sich auf Wege und Abwege der Freundschaft gemacht. Besonders inspiriert haben uns dabei ein Opernbesuch und die Arbeit an der Geschichte von TOSCA. Machen Sie sich bereit für die willkürlichen und die tiefgründigen Wege von Beziehungen – Willkommen auf der Spielwiese der Freundschaft! flusst das unsere eigene Dynamik? Welcher Rhythmus entsteht oder wird unterbrochen? Wie koordinieren sich die verschiedenen Rhythmen von verschiedenen Menschen? Wir untersuchen das anhand der Fortbewegung, vor allem dem Gehen. Dazu führten wir Feldforschungen an der Kreuzung Eberswalder/Danziger Straße durch, genau da, wo jeden Tag unzählige Menschen laufen, gehen, rennen, warten oder bummeln. Unser wichtigstes Forschungswerkzeug dafür ist unser Körper, mit dem wir uns nicht nur selbst bewegen, sondern beobachten und spüren, nachmachen, nachdenken, Spiele oder Versuchsanweisungen erfinden. Leitung: Eunan Tobin, Leonie Arnhold und Birgit Schuckman-Wilson Leitung: Sabine Zahn, Sarah Kramer, Saskia Bergold und Ulrike Oels Schule am Bienwaldring Leonardo-da-VinciGymnasium Die Gorillas 39 Schüler*innen der TheaterAG (Bienwaldring) und der Klasse 8 (Leonardo) im Theaterprojekt LIEBE INKLUSIV Sie stürmen auf die Bühne. Was sie antreibt, ist nur eine Frage: Was ist Liebe? Aufgeregt oder still, wirbelnd oder behutsam bewegen sich alle gemeinsam um dieses Thema. Einige finden, dass sie zu jung sind für eine Liebesbeziehung, andere möchten am liebsten gleich heiraten. Wenn 39 Schüler*innen aus zwei verschiedenen Schulen sich der Liebe nähern, dann wird es bunt, laut und ausgelassen. Mit eigenen Texten, Bewegung, Musik und Film zeigen sie individuelle und kollektive Facetten zur Liebe. Er lächelt sie an – sie grinst zurück und wie geht es weiter? Wird sie ihm eine WhatsApp-Nachricht schreiben oder er ihr eine Rose kniend überreichen? Und was passiert dann? Schließlich sind da noch Eifersucht, Wut, Trennung und Schmerz. Ein inklusiver Wirbel voller Gefühle, Gedanken und Hoffnungen, kaum auszuhalten und doch so faszinierend – eine Collage zu einem uralten Thema. Leitung: Katharina Eckardt, Regina Fabian, Friederike Jentsch, Inka Reich, Marion Reinecke und Marcus Müller-Witte (Film) Schule am Friedrichshain THEATER AN DER PARKAUE 20 Schüler*innen im Theaterprojekt 26 ZEIT.LAUF! ZEIT.LAUF! entsteht als Fortsetzung unseres Vorjahresprojekts „17 Bonbons Zeit“. Während wir letztes Jahr eine interdisziplinäre Zeitforschungsanstalt ins Leben gerufen haben, machen wir uns dieses Mal gezielt an zeitliche Abläufe als Möglichkeiten der gegenseitigen Abstimmung, des sich Treffens oder sich Verpassens, des Mitgezogenwerdens oder Abgehängtwerdens, der Gleich-Zeitigkeit oder der Viel-Zeitigkeit. Die Uhrzeit haben wir Menschen uns ausgedacht - damit wir miteinander sein und uns verabreden können. Aber klappt das immer so gut? Oder besser: wie beein- Schule am Pappelhof Theater o.N. 15 Schüler*innen im Theaterprojekt H A B E NW O L L E N Was in zwei Probenwochen alles zu klären ist? Eine Menge! Ein Protokoll aus erster Hand, unvollständig, aber wahr: Kann ich den Glitzerhut aufsetzen? Wenn wir den Strohhalm in die Flasche halten und blubbern, dann gibt es eine Fontäne! Können wir das Wasser im Bassin morgen wärmer machen? Ich möchte lieber meine Jacke anziehen. Ich trage keinen Gürtel! So siehst du aus wie ein Spanier! Der Ballon ist schon kaputt! Soll ich jetzt schon das machen, was wir vorhin geübt haben… oder erst später? Ich kapier das nicht! Hä?! Ach so! Machen wir das jetzt wieder mit dem Kämpfen? Cool! … Aber eigentlich bin ich freundlich. Ich bin diesmal ein Mann! Lied Nummer 4! Dazu will ich tanzen! Ich würde gern was singen… Nein. Das Lied hat mehrere Strophen und die will ich alle singen! Das ist sonst komisch. Was ist komisch? - Das, was wir mit dem Ballon machen an der einen Stelle da. Ich kann auch eine Flasche nehmen! Ich will den Ballon auch mal halten! Ich würde nicht allein nach Hause gehen… Ich würde am Ende mit dir tanzen wollen. Leitung: Cindy Ehrlichmann, Ruth Biene , Petra Loos und Paul Röwert 27 TUSCH -Festival: 8. bis 11. März 2016 Von Ovid, Empathie-Athlet*innen und Wunschkindern per Child-on-demand! Vom 8. bis zum 11. März zeigte das TUSCH-Festival 2016 auf zwei Bühnen im Palais Podewil 23 Theaterproduktionen. Foyer-Ausstellung Geschmückt war das Foyer mit neonfarbenen Ästen, die für die zahlreichen Verästelungen des Berliner TUSCH-Kooperationsnetzwerks mit seinen rund 180 Schulen und 40 Theatern. standen. Die Zweige und Äste dienten auch als Ausstellungsfläche und präsentierten Texte, Bilder und Collagen über die Theaterprojekte der Partnerschaften im ersten TUSCH-Jahr. Materialien und Schriftstücke der Partnerschaften im 2. und 3. Jahr komplettierten die Ausstellung und eröffneten eine andere Perspektive auf die vielfältigen Projekte. MINI-Präsentationen Als Startschuss des TUSCH-Festivals 2016 performten am Eröffnungstag acht TUSCH-Kooperationen Single-Auskopplungen aus ihren Produktionen an verschiedenen Orten des Hauses: eine Sequenz aus der Oper „Tosca“ am Fahrstuhl der Peter-Ustinov-Schule, Filmszenen 28 mit Spieler*innen in prunkvollen Rokoko-Kleidern beim An- und Abschminken der Schule am Bienwaldring, eine Märchen-Lesung der Max-von-Laue-Schule im Foyer u.v.m Eröffnung Weiter ging es im Theatersaal mit der Eröffnungsproduktion „Haben wollen“ der Schule am Pappelhof - einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ und dem Theater o.N.: 15 junge Menschen näherten sich den Themen Begegnungen, erste zaghafte Kontakte und Versuche, das eigene Glück zu finden, auf ganz poetische Weise und zeigten die Fülle an menschlichem Begehren und Hürden des Heran- und Zusammenwachsens. 23 Theaterproduktionen Über die Hälfte der TUSCH-Partnerschaften haben sich dieses Schuljahr mit zwei bestimmten Themen beschäftigt: Flucht und Liebe. Die Schüler*innen zogen Grenzen mit Absperrbändern, setzen sich mit Heimatbildern, Familienzugehörigkeiten und Aufbrüchen in unbekannte Welten auseinander und reflektieren Liebesbilder, Liebesformen und scheiternde Liebe. In den anderen Stücken wurden alle Teile des Lebens, ob politisch oder unpolitisch, nah oder fern, unter die Lupe genommen: Ob demokratische und totalitaristische Prozesse innerhalb einer Gruppe Überlebender eines Flugzeugunglücks in„Der Absturz“ der Schule an der Dahme und des Schlossplatztheaters, existenzielle Daseinsprobleme kombiniert mit Alkoholkonsum in „Nachtstimme – Kleines Stück über ein Buch“ der Paul-Schmidt-Schule und des Friedrichstadt-Palasts oder die Bewegungsabläufe von Menschen im geschäftigen Alltag einer Stadt in „Zeit-Lauf!“ der Schule am Friedrichshain und dem Theater an der Parkaue. Hier konnten sich die Zuschauer*innen in einer interaktiven Performance kreuz und quer durch das Tanzstudio bewegen und wurden so Teil der Dynamik des Stücks. Auch Musik war zentral in den FestivalProduktionen: das Stück „Fremd bin ich eingezogen“ der Grünauer Schule und des Schlossplatztheaters wurde stetig durch die „Seven Nations Army“-Melodie in verschiedenen Variationen lyrisch vorangetrieben. Neben ernsten Themen gab es auch komödiantischen Stoff: Das Stück „Just love me!“ des Paulsen-Gymnasiums und des English Theatre Berlin parodierte Genrekonventionen von Teenie-, Action- und Fantasyfilmen – und das komplett auf Englisch. Nach jeder Vorstellung haben die Spieler*innen und interessierte Zuschauer*innen in Nachgesprächen über die Stücke, die Themen und die Arbeitsprozesse erzählt, nachgefragt und diskutiert. Besonders erfreulich war dieses Jahr der hohe Anteil an Schüler*innen, die die Festivalauffüh- führungen besucht haben - aus Interesse für andere Partnerschaftsprojekte oder um Ideen für ihr nächstes TUSCH-Jahr zu erhalten Festival-Workshops Zusätzlich zu den Inszenierungen hat TUSCH vier Theaterworkshops während des Festivals angeboten: zwei Aufführungsworkshops begleitend zu den Stücken „Narziss und Echo“ und „Liebe Inklusiv“ sowie zwei weitere Theaterworkshops: In dem Improvisationsworkshop „Spookie Stories“ lernten die Schüler*innen ihre selbst erfundenen Gruselgeschichten schnell auf die Bühne zu bringen. In „Sortiert euch! Ein Theaterworkshop zum Thema Gruppen und Gruppenbildung“ wurden bekannte Zugehörigkeitskategorien und Abgrenzungsstrategien spielerisch aufgedeckt und infrage gestellt, neue Kategorien erfunden und ausprobiert. TUSCHBLOGGT Theater ist eine komplexe Angelegenheit – eine Verschränkung von verschiedensten Sinndimensionen, Sound, Licht, Farben und Texten –, die schwierig in Worte zu fassen ist. Dennoch haben einige Schüler*innen aus den TUSCH-Partnerschaften das Festival begleitet und über die Stücke Rezensionen geschrieben. Sie bringen das Momenthafte der Aufführungen in eine feste Form. Veröffentlicht wurden sie auf der Plattform tuschbloggt.tumblr.com. Dank Dank gilt allen Lehrer*innen, Theaterpädagog*innen und -künstler*innen für Ihr Engagement und Ihre Kreativität! 29 Vielfalt in den TUSCH-Partnerschaften und TUSCH-Aktivitäten Vielfalt in den TUSCH-Partnerschaften Theater kann man proben, spielen, verstehen, aber auch sehen, riechen, hören, wahrnehmen. Getreu dem Motto anything goes fanden in den Partnerschaften neben der Erarbeitung eines gemeinsamen Theaterprojekts und der Präsentation beim TUSCH-Festival zahlreiche weitere Aktivitäten statt, bei denen Schüler*innen mit der Vielfalt des Theaters in Berührung kamen: Gleich zu Beginn des neuen Schuljahrs nutzten viele Schulklassen im Herbst die Einladung ihres Partnertheaters zu einem Inszenierungsoder Probenbesuch: Grundschüler*innen der Elbe-Schule besuchten Puppenspieler*innen der SCHAUBUDE BERLIN und erlebten die Figuren und Objekte aus nächster Nähe; der Paul-Moor-Schule (ATZE Musiktheater) und der Schule am Rosenhain (Theater o.N.) bot sich die Gelegenheit nach dem Theaterbesuch mit Schauspieler*innen zu sprechen oder sich in Nachgesprächen gemeinsam über das Gesehene auszutauschen; und die Schüler*innen der Paul-Schmidt-Schule erhielten bei exklusive Probenbesuchen im Friedrichstadt-Palast einen Einblick in den Entstehungsprozess eines Stücks und die Abläufe einer Generalprobe. Nicht selten entwickelten sich durch die gegenseitigen Besuche erste Inspirationen und Ideen für die eigene Stückproduktion (Herman-Nohl-Grundschule – GRIPS Theater). Die Kinder der Bernd-Ryke-Grundschule nutzten die Säle des Staatsballetts Berlin als Probenraum und konnten ein Gefühl dafür entwickeln, wie es sich anfühlt, vor den großen Tanzspiegeln zu üben. Führungen durch das Theater und die Werkstätten vermittelten den Schüler*innen einen 30 Eindruck für die Abläufe und technischen Möglichkeiten einer Theaterproduktion und in die verschiedenen Berufsfelder im Theater (Ernst-Reuter-Oberschule – Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz, Campus Efeuweg – Ballhaus Naunynstraße). Neben inszenierungsbegleitenden Workshops (Albert-Einstein-Gymnasium – Deutsches Theater und Lietzensee-Grundschule – Deutsche Oper) und theaterpraktischen Workshops wie Lichttechnik (Helene-Lange-Schule – Sophiensaele) oder Kostümen (Grüner Schule – Schlossplatztheater) gab es zahlreiche Workshops zu gesellschaftsrelevanten Themen: Der Ethikkurs der Max-Beckmann-Oberschule ging in einem Workshop zum Thema Flucht während des 2. Berliner Herbstsalons am Maxim Gorki Theater aktuellen politischen Fragen künstlerisch nach; der DS-Kurs der HermannHesse-Schule stand zusammen mit fünf weiteren Berliner Klassen auf der Bühne des Maxim Gorki Theaters und präsentierte als Teil des Theaterprojekts KLASSEN.LOS! ihre künstlerischen Reflexionen zu der Chancen- und Bildungsgleichheit in Berlin; die Schüler*innen der Caspar-David-Friedrich-Schule (GRIPS Theater) begegneten dem ‚Theater der Erfahrung‘ im gemeinsamen Workshop ‚Alt und Jung‘ und die der Grünauer Schule setzten sich beim Tag „Schule ohne Rassismus“ damit im gemeinsamen Theaterspiel auseinander (Schlossplatztheater). Auch die Lehrer*innen profitierten von inszenierungsbegleitenden Workshops (GeorgHerwegh-Gymnasium – Schaubühne) oder Workshops zu Sprecherziehung (Albert-Einstein-Gymnasium) oder Szenischem Schreiben (Campus Efeuweg – Ballhaus Naunynstraße). Viele Partnerschaften präsentierten ihre Produktionen zusätzlich zum diesjährigen TUSCHFestival auch an ihrer Schule: Die Peter-Ustinov-Schule zeigte seinen Theater-Parcours verschiedener szenischer Stationen aus erzählten Geschichten und eigenen Stückinterpretationen und nahm das Publikum im Foyer auf die Reise. Gleich fünf weitere Vorführungen gab es für die Schule an der Dahme und dem Schlossplatztheater in selbigem und auch die 34. Grundschule in Friedrichshain spielte im ausverkauften Haus des Weiten Theaters. TUSCH EXTRA - Theaterworkshops für Schüler*innen Neben der partnerschaftlichen Zusammenarbeit bietet TUSCH mit den Theaterworkshops ein zusätzliches Projektformat: Schüler*innen erhalten hier einen Einblick in unterschiedlichste Theatertechniken und -formen und setzen sich dabei spielerisch mit einem bestimmten thematischen Schwerpunkt auseinander. Zwei Schultage, drei Schulklassen, vier Workshopleiterinnen und eine ganze Menge Zeit zum Theater spielen: im November 2015 beschäftigten sich die Schüler*innen der Lietzensee-Grundschule und der Schule am Bienwaldring in zweitägigen Theaterworkshops „Theater/Zeit“ mit dem Phänomen Zeit, dem Warten, Verfliegen und Dehnen der Zeit, eigenem Zeitempfinden und individuellen Geschwindigkeiten. Wie schnell ist das Ticken einer Uhr? Warum rasen manchmal die Stunden wie im Flug und die Sekunden schleichen, wenn man warten muss? In welchem Takt bewege ich mich? Durch Spieltechniken, den Einsatz von Musik, Geräuschen, Zeitliedern und Choreografien gaben die Schüler*innen Phänomenen wie Beschleunigung, Verlangsamung oder dem Zurückdrehen der Zeit eine szenische Form. In ihren Geschichten erzählten sie von der Beschleunigung des Schulalltags oder dem Zeitdruck durch andere Menschen und präsentierten sich am Ende der zwei Tage gegenseitig ihre selbst entwickelten Szenen. TUSCH EXTRA - Fortbildungsworkshops für Lehrer*innen und Theaterkünstler*innen In praxisnahen Fortbildunsgworkshops konnten sich die Partnerschaftsakteuer*innen weiterbilden und neue Impulse für die Theaterarbeit mit Schüler*innen sammeln: In „Ihr seid das Thema! – In Interaktion mit einem Publikum treten“ beschäftigten sie sich unter der Leitung von Eva Plischke mit Ansprachen des Publikums, Raumsituationen, die das Verhältnis von Spieler*innen und Zuschauer*innen verschieben und Möglichkeiten der Mitsprache und Interaktion des Publikums und dabei auftretenden Schwierigkeiten. Ganz praktisch ging es weiter mit einem Workshop des langjährigen technischen Leiters des TUSCH-Festivals, Matthias Henkel: Wie setze ich eine Idee, ein künstlerisches Konzept, eine Inszenierung unter Berücksichtigung der vorhandenen Möglichkeiten um? Wie nutze ich die Technik sinnvoll, um gewünschte Stimmungen und Effekte zu erzielen? Welche Lichtrichtung und welche Farbfilter sorgen für die richtige Stimmung? Der Workshop „Und was kommt jetzt? Szenisches Schreiben in der theaterpädagogischen Praxis“ unter der Leitung von Lorenz Hippe bot wiederum eine praktische Einführung in theaterpädagogische Methoden zur Stückentwicklung und vermittelte anhand ausgewählter Schreibübungen Tricks und Methoden für das szenische Schreiben und gegen die Angst vor der inneren kritischen Stimme. „Speakers Corner – Sag Deine Meinung!“ Wie wollen wir als Menschen im 21. Jahrhundert zusammenleben und wie möchten wir dieses Zusammenleben gestalten? Damit setzten sich Schüler*innen der 11. und 12. Klasse des Robert-Koch-Gymnasiums und der Kath. Schule St. Franziskus in einer Woche auseinander und brachten ihre eigenen Themen wie Vertrauen, Angst, Individualität, aber auch Umweltverschmutzung, Religionsvielfalt u.v.m. ein. Sie sammelten Ideen, tauschten sich aus und fanden dafür theatrale Darstellungsformen. 31 Anders als bei bisherigen Workshops von TUSCH ging es hier nicht nur um die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema anhand theaterpädagogischer Methoden, sondern einen Schritt weiter: Gemeinsam mit Theaterpädagog*innen entwickelten die Jugendlichen unter der oben genannten Fragestellung einen eigenen Theaterworkshop. Sie machten sich darüber Gedanken, wie Vermittlung eigentlich funktioniert, wie sie ihren Workshop methodisch und strukturell konzipieren und welche Übungen sie mit ihren Mitschüler*innen erproben wollen. So entstanden jeweils zwei einstündige Workshops, in denen sich der Fokus von „Selbst-Erfahren“ zu „Andere erfahren lassen“ verschob. Später erprobten die jungen Anleiter*innen ihre Workshops in ihrer Schule mit Mitschüler*innen. Dabei bewerkstelligten sie den Wechsel zur Vermittlerrolle eindrucksvoll und leiteten ihren Workshop stringent an. Aber sie lernten auch Schwierigkeiten kennen: Anleitungsregeln nicht optional zu kommunizieren; Übungen anschaulich und konkret zu vermitteln; ein Zeitgefühl für die WorkshopDynamik zu entwickeln; sich auf die Energie einer Gruppe einzulassen und zu improvisieren, ohne eigene Ziele aus den Augen zu verlieren. Und insgesamt? Der Wechsel vom Theater selbst spielen zum Vermitteln war ein harter Schritt für die Schüler*innen. Viele hätten lieber weiter Theater gespielt, anstatt selbst die Vermittlerrolle zu übernehmen und sich Gedanken über Planung und Umsetzung eines Theaterworkshops zu machen. Ebenso war die Konzeption des einwöchigen Theaterprojekts „Speakers Corner“ ambitioniert: die Auseinandersetzung mit „Wie wollen wir als Menschen im 21. Jahrhundert zusammenleben?“; der Anspruch, ihnen einen partizipativen Zugang zu den Inhalten und Methoden zu ermöglichen und sie noch dazu zu ermächtigen, eigenverantwortlich einen Workshop zu geben. Aber und da waren sich alle einig: Die WorkshopWoche und die Erprobung des Workshops in der jeweiligen Schule haben nicht nur Spaß 32 gemacht, die Schüler*innen haben auch viele Impulse erhalten und gegeben, Selbstreflektionen bei sich und anderen über Wahrnehmung und die eigene Wirkung angestoßen und Selbstbewusstsein dazugewonnen. Das Projekt wurde freundlicherweise vom Jugend-Demokratie-Fonds gefördert. Gründung Netzwerk Inklusive Theaterarbeit Seit 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft, um allen Menschen unabhängig ihres körperlichen, gesundheitlichen, geistigen oder psychischen Zustands eine vollständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Besonders Schulen, aber auch Einrichtungen der Kulturvermittlung wie Theater haben den Auftrag, Schüler*innen unabhängig von ihren Voraussetzungen eine gemeinsame Lebensund Lernumgebung zu bieten. Der Einsatz von Theaterarbeit im inklusiven Kontext bietet große Chancen für Schulen und Theater, setzt aber voraus, sich in der Praxis aktiv und interdisziplinär damit auseinanderzusetzen. Daher haben Teilnehmer*innen aus den Bereichen Schule, Berufsbildung, Behindertenhilfe und Theater im Juni das Netzwerk „Inklusive Theaterarbeit“ gegründet. Ziel des Netzwerks ist, sich gegenseitig auszutauschen, zu vernetzen, inklusive Projekte anzuregen und zu unterstützen sowie inklusives Denken und inklusive Theaterarbeit stärker in Schulen zu verankern und in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Beim Netzwerktreffen wurden bereits erste Kontakte geknüpft und inklusive Projekte angedacht. TUSCH sowie Werner Beusterien, Friederike Jentsch und Andreas Merkert – Lehrkräfte an sonderpädagogischen Förderzentren – sind das Organisationsteam des Netzwerks. Sie verfügen über langjährige schulische Theatererfahrungen und haben im Rahmen der TUSCHPartnerschaften inklusive Theaterprojekte in Spandau und Neukölln entwickelt. Inklusive Theaterarbeit „Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Lebensort“ Ein Interview mit Friederike Jentsch von der Schule am Bienwaldring mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung Vor drei Jahren begann die TUSCH-Partnerschaft zwischen der Schule am Bienwaldring und dem Improvisationstheater „Die Gorillas“. In Eurem letzten TUSCH-Jahr habt Ihr Euch einen dritten Kooperationspartner dazu geholt. Wie kam es dazu? Vor sechs Jahren haben wir mit dem Improvisationstheater an unserer Schule begonnen, Wir traten beim Neuköllner Theatertreffen der Grundschulen 2010 mit dem Stück „Wir spielen ICH“ auf und merkten bereits da, dass wir ein komplett anderes Theater machen wollten. Durch unser Theaterfilmprojekt „Verabredungssache“, bei dem wir u. a. am Hermannplatz, in der Volksbühne und im Fitnessstudio drehten, begegneten wir einer großen Offenheit und Neugierde gegenüber unserem Projekt. Die Gesellschaft ist bereit, sich Menschen mit Beeinträchtigung zu öffnen. Es sollten demnach im Alltag mehr Möglichkeiten der Begegnung geschaffen werden. Das war für uns die erste Form der Inklusion, indem wir die Schule verlassen haben, in die Öffentlichkeit gegangen und in Kontakt mit anderen Menschen getreten sind. Im dritten TUSCH-Jahr hatten wir dann die Idee, ein Theaterprojekt mit einer benachbarten Regelschule zu initiieren. Auf beiden Seiten gab es gleich eine Offenheit und Spielfreude, miteinander in Kontakt zu kommen und voneinander zu lernen. Wir haben uns langsam aufeinander zubewegt und waren zurückhaltend und vorsichtig in unserer Zielsetzung. Aber im Laufe des Prozesses hat sich dann unsere Haltung verändert, indem unsere Schüler*innen immer selbstbewusster in ihrer Ausdrucksfähigkeit und kooperativer im gemeinsamen Theaterspiel wurden. So entstand ein viermonatiges Theaterprojekt „Liebe inklusiv“ zwischen dem Leonardo-da-VinciGymnasium und unserem Förderzentrum mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Wie gestaltete sich der Begegnungsprozess Eurer beiden Gruppen? Gab es Berührungsängste? Zu Beginn haben wir uns durch gemeinsame Übungen und kooperative Tanz- und Bewegungsspiele angenähert. Nach vier Treffen war schon eine gewisse Verbindung zu spüren, und die Schülergruppen haben sich zum Teil bereits durchmischt. Das war für uns ein Zeichen, dass etwas wächst, und sich die anfänglichen Berührungsängste langsam auflösen. Viele Gymnasiast*innen hatten keine Erfahrung mit Schüler*innen mit Beeinträchtigung und wussten bspw. nicht wie man einen Rollstuhl fährt oder was das „Down Syndrom“ genau ist. Das Wunderbare an Inklusion ist, dass sich dieses „Anders-Sein“ im Kontakt miteinander ein Stück weit auflöst. In der Gruppe entstanden 33 eine Offenheit, Empathie und Toleranz füreinander sowie eine hohe soziale Kompetenz im Umgang miteinander. Ich denke, da haben alle sehr voneinander profitiert. Euer Theaterprojekt „Liebe inklusiv“ handelt von der Liebe. Eure Schüler*innen waren um ein paar Jahre älter als die des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums. Ergaben sich aus dieser Altersdifferenz verschiedene Herangehensweisen an das Thema? Unsere Schüler*innen hatten die Idee sich mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen und nach anfänglichem Zögern konnten sich die Schüler*innen des Gymnasiums auch darauf einlassen. Im Rahmen des Ethikunterrichts sieht der Rahmenlehrplan für die 8. Klasse die Themen Liebe und Behinderung vor, somit konnte das Theaterprojekt gut in den Fachunterricht des Gymnasiums integriert werden. Unsere Schüler*innen im Alter von 14-18 Jahren interessierten sich im Rahmen des Themas ganz klar für partnerschaftliche Liebe: u.a. Sex, erstes Date, Eifersucht, Fremdgehen. Für die Schüler*innen des Gymnasiums war die Liebe u.a. zur Familie, zu Freunden und die Liebe zur Religion wichtig. Wir haben somit mit einem sehr weiten Begriff von Liebe gearbeitet. Das spiegelt sich auch in den Texten wider, die die Schüler*innen selbst geschrieben und in der Gruppe diskutiert haben. So entstanden sehr reife, anspruchsvolle, poetische, fast schon philosophische Texte: Das Gefühl verliebt zu sein, auf eine Nachricht zu warten, sich auch mal zu streiten. Du leitest selbst an Deiner Schule mit zwei Kolleg*innen eine der beiden Theater-AGs. Hat sich Eure Theaterarbeit bspw. in ästhetischer Hinsicht durch einen Theaterpartner verändert? Ein wichtiger Ansatz in der Implementierung der Inklusiven Theaterarbeit ist die schulische Öffnung nach außen, d. h. die Kooperation mit 34 Externen aus Kunst und Kultur, z.B. Theaterpädagog*innen, Filmemacher*innen, DJ*innen. Durch diese Zusammenarbeit entwickeln sich gemeinsam neue Arbeitsweisen und Sichtweisen, die die schulische Theaterarbeit innoviert, reflektiert und weiterentwickelt. Das ist auch ein ganz wichtiger Impuls für alle Schulformen, sich auch untereinander stärker zu vernetzen und Veränderung zuzulassen, so kommt Inklusion wirklich in Bewegung. Inklusive Lern- und Lebensorte bieten neue Anforderungsprofile für alle Schüler*innen, in ihrer Lebensart offener, toleranter und flexibler zu sein. Welche Stolpersteine ergaben sich durch einen dritten Partner? Eine große Herausforderung war die gemeinsame Zeitplanung - bspw. Terminabsprachen zwischen beiden Schulformen mit unterschiedlichen Schulstrukturen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft Kompromisse einzugehen. Dies setzt offene und flexible Schulleitungen voraus, die inklusive Theaterprozesse in ihren Kollegien wahrnehmen und wertschätzen, und darüber hinaus inhaltlich sowie finanziell unterstützen. Inklusives Theater beginnt nicht einfach auf der Bühne, sondern in der Einstellung derer, die inklusive Lernarrangements aus ihrer inneren Überzeugung heraus entwickeln. Eine große Herausforderung bestand auch in der Gruppengröße von 36 Schüler*innen. Um in der vorhandenen Zeit allen Schüler*innen individuell gerecht zu werden und mit ihnen wirklich gezielt an ihrer Ausdrucksfähigkeit zu arbeiten, dürfte die Gruppegröße eigentlich 20 Personen nicht überschreiten. Aber es hat natürlich auch seinen Reiz, mit 36 Schüler*innen etwas auf die Bühne zu bringen. Mit der Energie und Dynamik einer großen Gruppe arbeitet man ganz anders – und das war sehr spannend und herausfordernd zugleich. Eine Schwierigkeit zu Beginn war es auch, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler*innen zusammen zu bringen. Unsere Schüler*innen hatten zum Teil schon fünf Jahre Improvisationstheater-Erfahrung und die des Gymnasiums bisher noch keine. Hier musste erst einmal ein Gleichgewicht der unterschiedlichen Lernniveaus geschaffen werden. Um insgesamt an der Ästhetik der einzelnen Szenen zu feilen, hätten wir deutlich mehr Zeit benötigt. Was kann ein inklusives Theaterprojekt für beide Seiten bewirken? Der Theaterraum ist ein offener und kollektiver Raum, in dem sich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf kreative Weise gleichberechtigt begegnen können. In punkto Inklusion steht bei Gymnasien oft noch der hohe Leistungsanspruch und die fachliche Legitimation im Vordergrund. Aber Schule ist eben nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Lebensort, der das gesamte gesellschaftliche Leben widerspiegelt. Gerade deshalb soll- te an Schulen mehr Raum geschaffen werden, diese Vielfalt als Potential zu erkennen und sie gemeinsam zu leben. Inklusive Theaterprojekte bieten die große Chance, dass sich alle Schulformen weiterentwickeln. Außerdem schaffen inklusive Theaterprojekte die Möglichkeit, dass sich Schüler*innen mit unterschiedlichen Kompetenzen ohne Vorbehalte auf der Theaterebene begegnen können. Unsere Schüler*innen zeigten eine besondere Stärke in ihrer Ausdruckskraft und eine unglaubliche Präsenz auf der Bühne, die so manche Schüler*innen des Gymnasiums bestärkt hat, aus sich heraus zu gehen. Die hohe Kunst für das Spielleiterteam ist es dann, prozessbegleitend die individuellen Ressourcen aller zu einem Ganzen werden zu lassen. Neben den Schüler*innen, Lehrer*innen und Theaterpädagog*innen ist ein solches Theaterprojekt auch besonders für die Eltern der Schüler*innen vom Bienwaldring wichtig und stärkend in ihrer Elternrolle. Sie erleben ihre Kinder plötzlich ganz groß in der breiten Öffentlichkeit. Ihre Kinder werden gesehen und bereichern durch ihre besondere Art Theater zu spielen das kulturelle Leben einer ganzen Stadt. Sie erfüllen mit ihrer einzigartigen Energie und kunstvollen Ausdruckkraft die Bühne und erfahren dabei große Anerkennung und Wertschätzung innerhalb der Gesellschaft. In welchen Bereichen würdest Du Dir wünschen, dass inklusive Theaterarbeit stärker Eingang findet? Ich wünsche mir natürlich, weiterführende Schulen – die Grundschulen sind hinsichtlich Inklusion und Integration bereits auf dem Vormarsch – wie ISS, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien für inklusive Theaterprojekte zu gewinnen. Wichtig ist es auch, dass Universitäten – also bei der Ausbildung von Theaterpädagog*innen, aber auch Lehrer*innen für Darstellendes Spiel – für inklusive Theaterarbeit sensibilisiert werden 35 und es dort stärker eingebunden wird ebenso wie an den Theatern. Und dann braucht es verstärkt Wettbewerbe, die insbesondere schulischen Inklusionsprojekten gegenüber offen sind, sie integrieren und ihnen eine Plattform bieten. Gerade bei den Wettbewerben für Theater mit Kindern und Jugendlichen, die für alle ausgeschrieben sind, müssten dann auch Jury-Mitglieder sitzen, die eigene Erfahrungen mit Theaterprojekten mit Menschen mit Beeinträchtigung oder mit inklusiven Theaterprojekten haben und dementsprechend müssten auch die Bewertungskriterien weiterentwickelt werden. Das Inklusionstheater steht bei Wettbewerben noch in starker Konkurrenz zu „hochglanzformatigen“ Projekten. Aber im inklusiven Theater gibt es einfach eine ganz andere Schönheit, die man nicht immer auf den ersten Blick auf der Bühne sieht, sondern die sich hinter den Kulissen abspielt wie bspw. das Zusammenfinden der Gruppe. Aber auch die Umsetzung selbst: Was bringt der Einzelne an Stärken mit ein und wie kann das ästhetisch umgesetzt werden? Die inklusive Idee von Ästhetik im Theaterspiel setzt nicht auf Perfektion und Schönheit im klassischen Sinne, sondern sieht die Ästhetik im individuellen Ausdruck eines jeden Einzelnen und im kollektiven Zusammenspiel. Die Beeinträchtigung wird im Spiel ästhetisch entsprechend so eingebunden, dass sie auf der Bühne „verschwimmt“ und nicht vorgeführt wird. 36 Euer Stück „Liebe inklusiv“ hatte beim TUSCH-Festival 2016 im März Premiere. Habt Ihr weitere Pläne für inklusive Theaterprojekte? Mit „Liebe inklusiv“ hatten wir ein Gastspiel am Gymnasium Allee in Hamburg und sind mit dem gesamten Ensemble hingefahren. Das war ein krönender Abschluss nach der TUSCHPremiere. Dabei erfuhren unsere Schüler*innen sehr viel Wertschätzung und „höchsten Respekt“ für ihr gemeinsam entwickeltes Theaterstück. Neben dem Theaterauftritt erkundeten wir Hamburg, u.a. mit einem Stadtspaziergang in Hamburg Altona und einer großen Hafenrundfahrt. Nicht nur das Theaterspiel sondern auch das Zusammenleben in Hamburg hat die Schüler*innen einander näher gebracht, insbesondere voneinander zu lernen im gemeinsamen Handeln und Fühlen. Im September hatten wir einen Auftritt beim Jahresempfang der Bildungssenatorin für die neu eingestellten Lehrer*innen und Erzieher*innen im Lichthof der Technischen Universität. Und dann traten wir im September mit einer verkürzten Version unseres Stücks beim Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia, Jugend trainiert für Paralympics in der Max-Schmelling-Halle auf. Und zum neuen Schuljahr 2016/17 planen wir bereits in Kooperation mit unserer Theater-AG und dem Leonardo-DaVinci-Gymnasium ein neues Theaterprojekt. Inklusion braucht Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit. Nachhaltige TUSCH-Kooperationen Robert-Koch-Gymnasium und Ballhaus Naunynstraße Ein Beitrag von Reinhild Lehmann, Robert-Koch-Gymnasium Nach unserer dreijährigen TUSCH-Partnerschaft mit dem Ballhaus Naunynstraße von 2012 bis 2015 hatten wir uns entschlossen, diese Zusammenarbeit speziell mit Volkan Türeli weiterzuführen, da sie den Schüler*innen ungemein große Entfaltungsmöglichkeiten in Bezug auf den Theaterunterricht und die damit verbundenen Aufführungen im Ballhaus Naunynstraße bietet. Unser damaliges Stück „Yvonne und der Prinz“ nach Witold Gombrowicz war noch nicht ganz vollendet und somit suchten wir nach anderen Formen der Zusammenarbeit. Nach einem Treffen des Schulleiters, des Ballhaus-Intendanten, Lehrer*innen und Schauspieler*innen konnten wir die Rahmenbedingungen für eine Fortführung schaffen. Volkan Türeli wurde von der Schule finanziert - für ein ähnliches Honorar wie die Gelder im TUSCH-Programm. Somit konnte die fruchtbare Zusammenarbeit im Juni wieder in einer erfolgreichen Aufführung münden: In „Siegfried trifft Gunther“ holten die Schüler*innen der 11. Klasse das Helden-Epos in die Gegenwart - mit einem Tanz-Battle, Intrigen, unklaren Machtverhältnissen, Liebe, Misstrauen und Hass. Auch andere unserer Schüler*innen haben Veranstaltungen und Aufführungen im Ballhaus Naunynstraße besucht. Mittlerweile ist die Kooperation im Schulalltag etabliert. Schön ist es, dass das Theater zum unmittelbaren Kiez der Schüler*innen gehört und die Verbindung somit gelebt werden kann. Es gibt auch andere Theaterprojekte, die mit unserer Schule als Partner beantragt und durchgeführt werden, z.B. „Identitie“, „Speakers Corner - Sag Deine Meinung!“ und „Gepolter in der Nacht“. In diesem Schuljahr werden wir zwei neue Mitarbeiterinnen des Ballhaus Naunynstraße kennenlernen. Auch hier wird die Finanzierung von der Schule eingeplant - es gibt Fonds, die Kulturarbeit an den Schulen fördern. Die Zusammenarbeit mit Selina Stritzel und mit der Schauspielerin und Regisseurin Salome Dastmalchi wird uns neue Impulse geben, auf die wir uns schon freuen. 37 Meine Mutter hat geweint, als sie mich auf der Bühne gesehen hat. (Schule am Pappelhof | Theater o.N.) Ich wusste gar nicht, dass Theater so spannend ist. (Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg | Ballhaus Naunynstraße) Und wann spielen wir Theater? - Wir spielen doch schon! (Schule am Friedrichshain | Theater an der Parkaue) Wie ein Ballon umhertreibend, zeigen die Spieler*innen die Höhen und Tiefen des Wollens. (Schule am Pappelhof | Theater o. N.: Haben Wollen) Alles in allem war es wunderschöner Auftritt mit einem klaren Appell. Für jeden bedeutet Heimat etwas anderes. (Katholische Schule Bernhard Lichtenberg | Staatsoper im Schillertheater: Heimat ist nicht nur ein (W)ort) Mir haben die Übungen gefallen, z.B. als wir unseren Partner auf dem Rücken tragen sollten. Allgemein war die Atmosphäre gut und die Leiter waren sehr nett und spaßig. (Ernst-Reuter-Oberschule | Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz) 38 ... geht das Theaterblut wieder raus? (Max-BeckmannOberschule | Maxim Gorki Theater) Ich bin nicht mehr so aufgeregt, wenn ich vor der Klasse sprechen soll. (Ahorn-Schule | AstridLindgren-Bühne im FEZ) Eine dynamische und selbst-ironische Reflektion über die Grenzen und Möglichkeiten unseres Mitfühlens. (Albert-Einstein-Gymnasium | Deutsches Theater: Die Empathie-Athlet*innen) Mit Showcharakter und Musik ist das Stück untermalt und mit Witz und Charme spielt sich die Truppe mit vielen stilistischen Mitteln und Kniffen ins Publikum. (Freiherr-vom-Stein-Gymnasium | JugendTheaterWerkstatt Spandau: Liebesbotschaften - Eine Collage) Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr Theater zu spielen. (34. Grundschule | Das Weite Theater) Stimmen aus dem TUSCH-Blog (…) an den strahlenden Gesichtern der Schauspieler erkennen wir, dass es ihnen viel Spaß gemacht hat, auf der Bühne zu stehen. (Max-von-Laue-Schule | Schlosspark Theater: Märchenhaft) Die Darstellung von den verschiedenen Regisseuren und Schauspielern in unterschiedlichen Szenen ist toll. Abwechslungsreich und kreativ gehen die Schüler*innen in den Szenen vor. (Paulsen-Gymnasium | English Theatre Berlin: Just love me!) Am Anfang hätte ich nicht gedacht, dass so was Gutes dabei rauskommt. (Schule am Bienwaldring | Die Gorillas) Ich finde gut, dass wir etwas gemeinsam machen. (Georg-HerweghGymnasium | Schaubühne) Es war am Anfang komisch, weil anders als wir dachten, aber es war viel besser und eine gute Erfahrung selbst bestimmen zu können. (Hans-GradeSchule | Acker Stadt Palast) Schüler*innenstimmen Das Publikum ist von der Performance berührt und der Applaus beginnt. (Schule am Bienwaldring | Leonardo-da-Vinci-Gymnasium | Die Gorillas: Liebe Inklusiv) Eine ganz starke Szene: Eine rothaarige junge Frau einfach nur im Spotlight stehend und für ganze zwei Minuten nichts machend. Wir fragen uns innerlich, wann erlöst sie uns? Sie hat uns gefesselt und wir kleben an ihrem Handeln. (August-Sander-Schule | Theater Strahl: Das Fremde) 39 TUSCH in Zahlen 18 Jahre TUSCH Theater und Schule Berlin 186 Berliner Schulen waren und sind seit der Gründung bei TUSCH aktiv 35 Partnerschaften bestanden in der Spielzeit 2015/16 28 Theater waren als Partnertheater 2015/16 aktiv 118 Künstler*innen und Lehrer*innen waren 2015/16 beteiligt Rund 4025 beteiligte Schüler*innen in 2015/16. Davon: • präsentierten 405 Schüler*innen ihre Theaterprojekte im Rahmen des TUSCH-Festivals • waren 989 Schüler*innen im 1. TUSCH-Jahr in Theaterprojekten aktiv • kamen 2631 Schüler*innen im Rahmen des partnerschaftlichen Austauschs mit Theater in Begegnung 23 Präsentationen auf den Bühnen des Palais Podewil in Berlin Mitte Impressum Herausgeber TUSCH-Projektleitung Redaktion Texte Fotos Erscheinungsdatum Fragen & Infos Träger Förderung TUSCH-Projektbüro 40 TUSCH Theater und Schule Berlin Spielzeit 2015/16 Lena Blessing (V.i.S.d.P.) Dr. Lena Blessing Lena Blessing, Denise Brucker von den TUSCH-Partnern in Theatern und Schulen sowie der TUSCH-Leitung Gianmarco Bresadola und Jan Ziegler, wenn nicht anders gekennzeichnet September 2016 [email protected] TUSCH ist ein Projekt der JugendKulturService gGmbH Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Palais Podewil | Klosterstraße 68-70 | 10179 Berlin | Tel: (030) 247 49 -852/ -856 | Mail: [email protected] | www.tusch-berlin.de
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