Musterexposé - Neue Schule Wolfsburg

Jg. 12.1
Seminarfach
Muster eines wissenschaftlichen Exposés
Arbeitstitel: Die europäische Verfassungsdebatte in der deutschen Öffentlichkeit 1
von Max Mustermann, Neue Schule Wolfsburg, [betreuende Lehrkraft]
1. Einleitung und Fragestellung
Im Dezember 2001 haben die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union auf der Gipfel konferenz in Laeken einen umfassenden Reformprozess der EU beschlossen, um ein reibungsloses
Funktionieren der Union nach der Osterweiterung 2004 zu ermöglichen. Zur Ausarbeitung der Reformen und einer Europäischen Verfassung wurde ein Konvent einberufen, der im Februar 2002
erstmals tagte. Der Europäische Konvent hatte es sich neben der Erarbeitung eines Verfassungstextes insbesondere zur Aufgabe gemacht, einen gezielten Dialog mit der europäischen Öffentlichkeit
zu pflegen, um zukünftig mehr Transparenz, insbesondere im Hinblick auf die derzeit schwer durchschaubaren Zuständigkeitsbereiche der EU und ihrer Mitgliedstaaten sowie die Gesetzgebungsverfahren, zu erreichen. Valéry Giscard d’Estaing, Präsident des Konvents, betonte hierzu am
28.02.2002 in seiner Eröffnungsrede, es müssten die modernen Medien, insbesondere das Internet
genutzt werden, um die Ansichten der Allgemeinheit in Erfahrung zu bringen. Die Verfassungsdebatte sollte also ausdrücklich mit und in den europäischen Medien geführt werden.
Vor diesem Hintergrund möchte ich im Rahmen meiner Arbeit auf Basis des Agenda-Setting-Ansatzes untersuchen, inwieweit es dem Europäischen Konvent tatsächlich gelungen ist, entsprechend
seiner Ziele auf die Tagesordnung der europäischen und speziell der deutschen Öffentlichkeit zu
gelangen, seine Anliegen im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und Diskussionen zur Reformund Verfassungsproblematik anzuregen. Auf folgende konkrete Forschungsfrage möchte ich am
Ende eine Antwort geben:
Hat die deutschsprachige Medienberichterstattung über die Arbeit des Europäischen Konvents
einen Einfluss auf dessen Bekanntheitsgrad unter den Bürgern sowie auf die Relevanz, die seiner
Tätigkeit durch die Öffentlichkeit beigemessen wird?
Auf der Grundlage der Agenda-Setting-Theorie ist zu erwarten, dass Rezipienten das Thema für
umso wichtiger einschätzen, je häufiger in den Medien über den Europäischen Konvent berichtet
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Erstellt unter Verwendung eines Beispiel-Exposés des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der FU
Berlin, zu finden unter http://www.polsoz.fu-berlin.de/kommwiss/arbeitstellen/mediennutzung/lehrmaterialien/
Beispiel_Expose_Feb2012.pdf?1367708163 (24.9.2016).
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wird. Daneben sind auch Einflüsse von individuellen (politisches Interesse, Alter etc.) und von thematischen Faktoren (Thematisierung der Osterweiterung gemeinsam mit Verfassungskonvent) zu
erwarten.
Der Kerngedanke des Agenda-Setting-Ansatzes lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: „The
press [is] significantly more than a purveyor of information. It may not be successful much of the
time in telling people what to think, but it is stunningly successful in telling its readers what to
think about“.2 Agenda-Setting bedeutet demnach, dass die Medien aus einer unendlichen Zahl von
Ereignissen und Gegenständen einige wenige thematisieren und sich diese Prioritätensetzung in einer Publikumsagenda ihrer Rezipienten widerspiegelt. Nach der Agenda-Setting-Hypothese werden
Rezipienten auch solche Themen als besonders wichtig einschätzen, über die in den Medien verstärkt berichtet wird.3 Seit den siebziger Jahren wurde dieser Ansatz intensiv untersucht und weiter
entwickelt,4 so wurde länder- und themenübergreifend ein deutlicher Einfluss von Medien auf Publikumsagenden nachgewiesen. Auch Vorstufen wie das Agenda Building sowie weiterführende Effekte wie Priming wurden auf Basis dieser Ergebnisse formuliert und untersucht. 5 Da Agenda-Setting-Effekte wenigstens implizit Ziel der Medienstrategie des Verfassungskonvents sind, erscheint
der Agenda-Setting-Ansatz besonders geeignet, um die Beantwortung der Forschungsfrage zu leiten.
Aus diesem Grund soll im Theorieteil der Arbeit die Agenda-Setting-Theorie aufgearbeitet werden,
insbesondere sollen die verschiedenen Varianten der empirischen Prüfung von Agenda-SettingProzessen auf ihre Anwendbarkeit auf das hier interessierende Problem untersucht werden.
2. Methodik und Vorgehensweise
Um den Einfluss von Medieninhalten auf Rezipientenwahrnehmungen zu überprüfen, müssen zwei
methodische Schritte eingeplant werden. Erstens soll die Medienagenda (Medienthemenstruktur)
durch eine Auswertung der Berichterstattung in großen Tageszeitungen, Internetmedien, Fernsehen und Rundfunk im betreffenden Zeitraum erfasst werden. Dabei ist zu fragen, welche Themen
besonders im Vordergrund standen. Zweitens soll die Publikumsagenda (Wahrnehmung der Dring2
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Bernhard C. Cohen: The Press, the Public and Foreign Policy, Princeton: Princeton University Press 1963, S. 13.
Vgl. Maxwell E. McCombs / Donald L. Shaw: The Agenda-Setting Function of Mass Media, in: Public Opinion
Quarterly 36,H. 2 (1972), S. 176-187, S. 181.
Vgl. Michael Schenk: Medienwirkungsforschung, Tübingen: Mohr Siebeck 2004.
Vgl. Wolfgang Eichhorn: Agenda-Setting-Prozesse: eine theoretische Analyse individueller und gesellschaftlicher
Themenstrukturierung, München: Reinhard Fischer 1996; Patrick Rössler: Agenda-Setting: theoretische Annahmen
und empirische Evidenzen einer Medienwirkungshypothese, Opladen: Westdeutscher Verlag 1997.
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lichkeit des untersuchten Themas in der deutschen Öffentlichkeit) mit Hilfe einer Befragung untersucht werden. Da eine repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist, soll eine Befragung von Einwohnern Berlins durchgeführt werden. Als machbar erscheint eine Befragung von 30 Personen. Zunächst soll dazu die Mediennutzung der Befragten erfasst werden. Es soll ermittelt werden, welche Medien von den Probanden in welcher Intensität genutzt werden. Die so erfassten Medien können dann anhand eines noch aufzustellenden,
geeigneten Kategorienschemas ausgewertet werden. Bei den Tageszeitungen sind besonders die
Politikteile, beim Fernsehen die Abendnachrichten zu berücksichtigen.
In einem dritten Untersuchungsschritt können die Ergebnisse der Medienauswertung und der
Bürgerbefragung aufeinander bezogen werden. Dabei ist von besonderem Interesse zu prüfen, ob
eine Übereinstimmung zwischen den jeweils rezipierten Medien und der Wahrnehmung der Dringlichkeit des untersuchten Themas besteht. Der festgestellte Grad an Übereinstimmung zwischen
Medien- und Publikumsagenda im Fall der Debatte über eine EU-Verfassung lässt Rückschlüsse auf
die Plausibilität des Agenda-Setting-Ansatzes erwarten, die im abschließenden Kapitel der Arbeit
diskutiert werden sollen, um die eingangs formulierte Fragestellung zu beantworten. Als Arbeitshypothese dient vorläufig die Annahme, dass die Medienberichterstattung über die Arbeit des Europäischen Konvents einen signifikanten Einfluss auf dessen Bekanntheitsgrad unter den Bürgern
hatte.
3. Literatur
Cohen, Bernhard C.: The Press, the Public and Foreign Policy, Princeton: Princeton University Press
1963.
Eichhorn, Wolfgang: Agenda-Setting-Prozesse: eine theoretische Analyse individueller und gesellschaftlicher Themenstrukturierung, München: Reinhard Fischer 1996.
McCombs, Maxwell E. / Shaw, Donald L.: The Agenda-Setting Function of Mass Media, in: Public
Opinion Quarterly 36, H.2 (1972): S. 176-187.
Rössler, Patrick: Agenda-Setting: Theoretische Annahmen und empirische Evidenzen einer Medienwirkungshypothese, Opladen: Westdeutscher Verlag 1997.
Schenk, Michael: Medienwirkungsforschung, Tübingen: Mohr Siebeck 2002.
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4. Zeitplan
Der folgende Zeitplan enthält die geplanten Arbeitsschritte, unterteilt in die jeweiligen Phasen der
Erstellung der Facharbeit.
Zeitraum Phase
Gegenstand
Nov.
Vorbereitungsphase
Vorstellung und Diskussion des Exposés
Dez.
Recherchephase
Vertiefende Literaturrecherche und –sichtung;
9.-16. Jan.
Theoretische Basis Agenda-Set-
Auf Basis entsprechender Literatur erfolgt die Er-
ting-Ansatz
stellung des Theorieteils der Arbeit
Methode
Entwicklung der Fragebögen und des Kategorien-
16.-23.
Jan.
schemas für die Inhaltsanalyse
23. Jan. - Empirische Untersuchung
Durchführung der Befragung und Inhaltsanalyse
6. Feb.
der ermittelten Medien
6.-13.
Auswertung
Feb.
13.-27.
kums- und der Medienagenda
Fertigstellung
Feb.
1. Mär.
Auswertung der Fragebögen; Vergleich der PubliAnalyse der Ergebnisse, Rückbezug auf den Theorieteil, Fertigstellung der Arbeit
Abgabe
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