Ist das der Rückzug von J. Safra Sarasin aus Deutschland?

Abbau von Personal & Standorten
Ist das der Rückzug von J. Safra Sarasin aus Deutschland?
2008 startete das Schweizer Bankhaus J. Safra Sarasin ins Deutschlandgeschäft. Trotz erfolgreicher
Nachhaltigkeits-Marke, fehlte es jahrelang an der kritischen Masse im deutschen Private Banking.
Finanzspritzen aus der Schweiz sind mittlerweile mehr Regel als Ausnahme und obendrein wird bei
Personal und Standorten geschrumpft, anstatt zu wachsen. Sieht so eine Exit-Strategie aus?
Das Bankhaus J. Safra Sarasin startete im März 2008 mit einer Vollbanklizenz ins deutsche Private
Banking. Anders als bei anderen Instituten war der Leumund von der Finanzkrise unbefleckt und man
konnte sich schnell eine Marke als Anbieter von Nachhaltigkeits-Investment aufbauen. Damit konnte die
Bank zügig, vor allem einige Stiftungen und Kirchen, als Kunden gewinnen. Acht Jahre inklusive
Verwicklungen in Cum-Ex-Geschäfte sowie fragwürdige Investments in Firmen wie Windreich später
bleibt nicht mehr viel von der Deutschlandstrategie.
Im Jahresbericht 2015 wies die Bank ohne die drei Vorstände Thomas Reeg (Vorsitzender, Private
Banking, Christian Mosel (Stellvertreter, Institutionelles Geschäft) und Lucien Ernster (Marktfolge) 81
Mitarbeiter aus. Hinzu gekommen ist mit der jüngst eröffneten Niederlassung Berlin ein Team um Uwe
Arndt, einem ehemaligen Generalbevollmächtigten der Credit Suisse Deutschland. Auf Wachstumspfad
also, könnte man denken.
Auflösungserscheinungen
Am Berliner Markt tun sich allerdings viele Private-Banking-Anbieter schwer. Gleichzeitig wurde im
zweiten Quartal dieses Jahres das Frankfurter Berater-Team von Markus Alexander Diekmann, als
Standort immerhin die Hauptniederlassung in Deutschland, aufgelöst. Dies hat das private banking
magazin aus gut informierten Branchenkreisen erfahren. J. Safra Sarasin Deutschland will das nicht
kommentieren.
Zudem löst sich aktuell das Stuttgarter Team auf. Die Niederlassung hatte man im November 2013
eröffnet. Vorausgegangen waren bereits Standortschließungen in den Jahren 2013 (Nürnberg) und
2014 (Köln). Neben der Hauptniederlassung in Frankfurt bleiben somit nur noch die Standorte Hamburg
(3 Berater), Hannover (6), München (2) und Stuttgart (2) sowie das neugegründete Berliner Team.
Hinzu kommen fünf Mitarbeiter im von Vorstand Christian Mosel geführten institutionellen
Kundengeschäft. Das Portfoliomanagement besteht nach einem Personalabgang nur noch aus zwei
Mitarbeitern. Ein Inhouse-Research wird auch nicht mehr betrieben. Um Private-Equity-Investments
kümmert sich nur noch eine Person. Im Mai dieses Jahres verließ zudem Jens Wolf, Betriebschef
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(COO) und Generalbevollmächtigter, die Bank.
Und das alles, obwohl die Bank zuletzt wieder „die Wahrnehmung der Bank im Wettbewerb stärken
und so die notwendige kritische Masse an Beratern und Führungskräften anziehen“ wollte, wie es im
Jahresbericht 2015 heißt. Wie weit J. Safra Sarasin in Deutschland von der genannten kritischen Masse
entfernt ist – die Branche nennt dazu meist 10 Milliarden Euro Assets under Management –, ist unklar.
Nimmt man das für das Geschäftsjahr 2015 ausgewiesene Provisionsergebnis in Höhe von 17,5
Millionen Euro, kommt man auf eine Schätzgröße von 1,75 Milliarden Euro betreuter Kundengelder.
Davon sollen 1,4 Milliarden auf das Private Banking fallen. Die Differenz zur kritischen Masse ist alles
andere als klein.
Finanzspritzen – mehr Regel als Ausnahme
Also erhöhte das Schweizer Mutterhaus im Oktober vergangenen Jahres das Eigenkapital der
deutschen Tochter um 5 Millionen Euro auf rund 37 Millionen. Dieser Finanzspritze folgte eine
Zuwendung von 10 Millionen Euro im März dieses Jahres. Eine weitere in gleicher Höhe sei für das
vierte Quartal 2016 geplant, so der letzte Jahresbericht. Und es sind nicht die Einzigen.
Die Zahlungen scheinen aber auch notwendig, denn im Deutschlandgeschäft scheint die Bank auf
keinen grünen Zweig zu kommen. So weist die Gewinn- und Verlustrechnung 2015 einen Fehlbetrag
von 8,8 Millionen Euro aus. Und die Jahre zuvor sah es mit Fehlbeträgen von 11,4 Millionen Euro
(2014), 4,4 Millionen (2013) und 4,7 Millionen (2012) nicht viel besser aus.
Die Bank hat in Deutschland also viel Geld und auch Personal verbrannt. Ob in der Gemengelage
zahlreicher Abgänge, Standortschließungen, mangelnder Ressourcen in den Fachabteilungen und der
Ertragslage ein baldiges Wachstum auf die kritische Masse möglich ist, scheint fragwürdig. Aber
vielleicht wird ja bereits an einer Exit-Strategie fürs Deutschlandgeschäft gefeilt. Äußern will sich das
Institut dazu derzeit nicht.
Dieser Artikel erschien am 29.09.2016 unter folgendem Link:
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