VDI-Jahrestagung „Schadensanalyse in Kraftwerken“ Betriebserfahrungen und fortschrittliche Technologien Bild: Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe KONFERENZ | Vom 29. bis 30. September 2016 findet in Würzburg die 42. VDI-Jahrestagung „Schadensanalyse in Kraftwerken“ statt. Thema ist in diesem Jahr die Kraftwerkstechnik mit dem Fokus „Betriebserfahrungen und fortschrittliche Technologien“. G eänderte Randbedingungen wie eine zunehmend geforderte Flexibilisierung mit Blick auf erneuerbare Energien oder der hohe Wettbewerb am Strommarkt gehören zum Alltag der Kraftwerksbetreiber. Grundsätzlich gefordert ist jedoch der zuverlässige und sichere Betrieb der Kraftwerke. Deshalb ist ein klares Verständnis der Zusammenhänge bei auftretenden Schäden für Hersteller, Betreiber und Versicherer von Kraftwerksanlagen das oberste Gebot. Besonders die Risiken von wiederkehrenden, unerwarteten Schäden aufgrund ungeklärter Ursachen gilt es zu vermeiden. In diesem Zusammenhang dient die VDI-Jahrestagung „Schadensanalyse in Kraftwerken 2016“ als Wissens- und Diskussionsplattform. Sie vermittelt einen Überblick der aktuellsten schadensanalytischen Themen der Kraftwerkstechnik sowie konkrete Ansatzpunkte, um Schäden verschiedenster Art zu vermeiden. Auf dem Programm der Veranstaltung stehen in diesem Jahr insgesamt 18 Vorträge. Schwerpunkte sind beispielsweise aktuelle Entwicklungen in der Energietechnik, Schäden an Umwälzpumpen und Armaturen, Betriebserfahrungen bei biomasseund biogasbefeuerten Anlagen, Schäden an Turbinen, Verdichtern und Generatoren sowie schadensanalytische Bewertungen. „Die VDI-Jahrestagung Schadensanalyse gilt als Pflichtveranstaltung für die deutschsprachige Fachwelt. Traditionell werden dort auch schwierige Schadensfälle unter Fachkollegen diskutiert“, sagt Tagungsleiter Dr. Fabian Unterumsberger, Leiter des Labors für Werkstofftechnik und Schadensuntersuchungen bei der Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe GmbH in Duisburg, im Vorfeld. 1 Steinkohlekraftwerk Wilhelmshaven. „Das Programm beinhaltet sehr aktuelle und zum Teil brisante Themen beziehungsweise Schadensfälle aus der Kraftwerkstechnik. Dabei handelt es sich häufig um nicht vorhersehbare Ereignisse, die beispielsweise durch technische Innovationen oder geänderte Betriebsbedingungen hervorgerufen werden. Diese müssen dann durch einen Schadensanalytiker entsprechend untersucht und aufbereitet werden. Die sich an die Vorträge anschließenden Diskussionen und der Austausch ermöglichen den Teilnehmern zudem, über eigene Erfahrungen zu berichten“, gibt Unterumsberger als Ausblick auf die Veranstaltung. Energiewende stellt neue Anforderungen an die Energietechnik Die fachliche Gestaltung der Tagung erfolgte wie auch in den Vorjahren durch einen Programmausschuss, der federführend vom Fachausschuss Schadensanalyse des VDI geleitet wird. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wird Prof. Hermann-Josef Wagner, Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum, über die Energiewende und die damit zusammenhängenden Anforderungen an die Energietechnik sprechen. „Mit der Energiewende sind vollständig neue Anforderungen an die bisherige Kraftwerkstechnik verbunden. Beispiele dafür sind das schnelle Hoch- und Runterfahren sowie das Herunterfahren in einen Leistungsbereich unter 30 % der Nennleistung, außerdem die geringe Anzahl von Betriebsstunden sowie der Transport von Windstrom über Hochspannungsgleichstromleitungen von Norden nach Süden“, erklärt Wagner. Konventionelle Kraftwerke würden unter den genannten Betriebsbedingungen auch noch über Jahrzehnte gebraucht. Für Wagner steht fest: „Allein eine Wirkungsgradverbesserung ist nicht mehr die Anforderung und das Ziel. Der Wirkungsgrad als solcher und damit das zahlenmäßige Einsparpotenzial wird durch die neuen Entwicklungen niedriger sein, aber die Betriebsflexibilität höher. Das bedeutet, dass viele neue Ingenieurleistungen zu meistern sind.“ Gezielte Schadensanalytik ist wichtig für die Bewertung Aus dem Werkstoff-Blickwinkel wird Dr. Christoph Jüde-Esser, fachlicher Leiter Werkstoffe bei der RWE Power AG in Essen, das Thema Schadensanalyse darstel- BWK Bd. 68 (2016) Online-Beitrag Spezialtage vermitteln spezifisches Zusatzwissen Bereits im Vorfeld der Veranstaltung, am 28. September, finden zwei VDI-Spezialtage statt. Thomas Ullmann vom Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. in Stuttgart wird den Thementag „Grundlagen und Anwendungs- BWK Bd. 68 (2016) Online-Beitrag Bild: Uniper Mitarbeiter im Kraftwerk Maasvlakte in Rotterdam. Bild: Uniper Bild: Ruhr-Universität Bochum potenziale der zerstörungsfreien Prüfung von Werkstoffen und Bauteilen“ leiten. Interessenten haben hier die Möglichkeit, sich über die wichtigsten zerstörungsfreien Prüfmethoden wie beispielsweise Röntgen-CT, Thermographie, Shearographie oder Ultraschall- und Terahertzprüfung zu informieren. Es wird zudem vermittelt, welche Informationen zur Beurteilung von Werkstoffen und Bauteilen damit gewonnen werden können. Der Spezialtag „Grundlagenwissen zur Schadensursache Korrosion“, der von Dr. Bild: Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe len. „Aktuell sind die in den Kraftwerken eingesetzten austenitischen Werkstoffe Gegenstand teilweise hektischer Diskussionen. Gerade hier ist ein strukturiertes Vorgehen wichtig“, betont er. In seinem Vortrag wird er an einem Beispiel darstellen, wie solch eine Analyse aussehen kann und welche Aussagen getroffen werden können. „Die Themen Überhitzerheizflächen, Zwischenüberhitzerheizflächen und Sammleranschlüsse sind für alle Kraftwerke relevant“, so Jüde-Esser weiter. Schließlich seien Kraftwerksausfälle beziehungsweise die kommerzielle Nichtverfügbarkeiten teuer. Je nach Stromentgelt könnten sich diese auf bis zu 200 000 € pro Tag belaufen. Auch die Vermeidung von Schäden an Pumpen und Armaturen hat für den verlässlichen und sicheren Kraftwerksbetrieb eine große Bedeutung. Den Schadenshergang beim Zerknall einer Kesselumwälzpumpe, die entsprechenden Sicherungsmaßnahmen sowie die Analyse und Reparatur im Kraftwerk Staudinger Block 5 werden Jörg Rainer Thümer, Projektleiter bei der Uniper Anlagenservice GmbH in Gelsenkirchen, und Dr. Mirko Bader, Operation Management bei der Uniper Kraftwerke GmbH in Düsseldorf, beschreiben. „Durch die Energiewende müssen besonders Steinkohlekraftwerke zur Netzstabilisierung herangezogen werden. Das führt zu einer erhöhten zyklischen Belastung der Komponenten und zu neuen signifikanten Schädigungsphänomenen. Diese müssen erkannt und bewertet werden, deshalb müssen Schäden sorgfältig untersucht und deren Ergebnisse allen Beteiligten in der Energiewirtschaft zugänglich gemacht werden“, so Thümer. Der gesamte Erfolg der Energiewende hänge daher auch von der Anerkennung einer hohen Supportleistung der konventionellen Energieerzeugung ab. „Trotz des hohen Kosten- und Einspardruckes muss die Netzstabilität gewährleistet bleiben. Gute bis geniale Lösungen in Konstruktion und Verfahrenstechnik sind unter diesen Randbedingungen ein Muss“, unterstreicht Thümer. Simon Oberhauser, Geschäftsführer der Inncoa GmbH in Neustadt a. d. Donau, geleitet wird, soll Kenntnisse zu den wichtigen Korrosionsmechanismen, den Auslösern und den möglichen Abhilfemaßnahmen vermitteln. Des Weiteren sollen die Teilnehmer ausgewählte Schutzschichtsysteme mit ihren Möglichkeiten kennenlernen, aber auch verfahrensbedingte Einsatzgrenzen verstehen. Annedore Bose-Munde, Fachredakteurin für Wirtschaft und Technik, Erfurt i [email protected] Prof. Dr.-Ing. Hermann-Josef Wagner, Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum: „Mit der Energiewende sind vollständig neue Anforderungen an die bisherige Kraftwerkstechnik verbunden.“ Jörg Rainer Thümer, Projektleiter bei der Uniper Anlagenservice GmbH, Gelsenkirchen: „Durch die Energiewende müssen besonders Steinkohlekraftwerke zur Netzstabilisierung herangezogen werden. Das führt zu einer erhöhten zyklischen Belastung der Komponenten und zu neuen signifikanten Schädigungsphänomenen.“ Dr. Fabian Unterumsberger, Leiter des Labors für Werkstofftechnik und Schadensuntersuchungen bei der Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe GmbH in Duisburg: „Die VDI-Jahrestagung Schadensanalyse gilt als Pflichtveranstaltung für die deutschsprachige Fachwelt. Traditionell werden dort auch schwierige Schadensfälle unter Fachkollegen diskutiert.“ 2
© Copyright 2024 ExpyDoc