m er Der Ham g der n Die Zeitu miede Alten Sch .16 9 Nr. 84, 0 R? ITERATU zen L E T U G WAS IST xe Korresponden ple Acht kom hkeiSEN Persönlic KANALY R Autoren, E agsd rl n W e u V Z n s e T e n NE Autorin k und d iede rachige raturkriti en Schm deutschsp , der Lite g der Alt n zen u n d Sechzehn raturwissenschaft e la d n in o n au f E ite Korresp e L t b r a h e c h a d s n n 15 0 te se r2 hriftenwe d Somme und Zeitsc en Herbst 2014 un chform hrt. fü e g « h r? c 016 in Bu tu tember 2 Wien zwis as ist gute Litera p e mplexe S o k t im »W r? Ach erden tu w n ra e e z it n L zur Frage e t gute rrespond e. Was is Diese Ko im und che Frag fa in E : er, Anna K sätzn e b u in H e h n c a rs ri e er, Flo rch zu ndenzen. homas Ed FASresea sKorrespo rbeit mit eam mit T a st n cht Korre n e a o r m ti e k m d a er nalyse Ein Red g t in Zusa a n g rk li le e d r w e n g u tz n e eundli che Ne lmut N Helmut N -topologis arstellung von He mgesetzt rukturell D st e ammer u e h H in sc s e fi e d ra g 4 lich 8 n r. re e ab e N n vor, d ieser Ausg pondenze om Redak sser in d fo P th chmiede v u S t. n ll e e lt st mit R A e r de vorg m 19.00 in r Analyse wird. am 14.9. u Ergebnissen seine s ab 10.00 d il e ir w w je ch ., u .9 n e 16 d td Das B it n m u n m 15. ren Gesam zusamme posium a ondenzen bzw. de n m u y g S e tionsteam n rl e e d b lgen rresp same Ü in e m e e st Im nachfo bilden einzelne Ko g ä e nd zu G Uhr, eiterführe m hat da und 15.00 unkt für w as Redaktionstea ktischen sp ra g p n a d n sg u u . D ftlichen a h heit den A Gesprächsrunden der als sc n g se ittlun o r en wis gen in vie ie auf verschieden und Literaturverm um soll dann n, d plen ung eingelade Abschluss n Nachdenkens turforsch e sind. Ein on Litera m v g ti sa n e tä in n e n e m b ihren E s des ge d Autore n te u k ale, in all je n n e a ro n b P n s it e se h ie und h d c Autori re z fa n ründba en Ein ufige Bila rgründig nicht erg as e n W rd e » eine vorlä g o e v n g u r g ra in ihre fachen F en Festle ig in e n ss e r h e lü c d h über eine sc as in is zwis onen mit ulieren. D amische Verhältn ra rm T fo r Implikati e e h g de dyn literarisc bare Fra n rt t, re o h c ie tw si n in n e lt a e g lm be ku gun dW menbedin iteratur?« gskraft un ist gute L n und Rah der Autorenge-Gestaltun e h c m u ra ä p sr S g r lle Bezu on je individue r wieder haftlichen nes, das letztlich v zit imme d gesellsc e li ff p o im in e d n e dition un eis zit u ndiger W aten expli ieses ist notwe n Adress re e d d als Teil d n u h ic n s o t ti h ra ne erste inen der et wird. hmiede v ses und bildet e n beantwort kt der Alten Sc s e deutsche en Proz ersuche im ndlagen V Das Proje offen stets aktiv n e h c li Gru haft oder gemeinsc einsamen verdeckt ziten und r die gem li e p b x ü e , n m e wenig raturrau und Lite Sprach. nken nachzude #2 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Helmut Neundlinger Gute Literatur — ein Netz von Beziehungen? Im Jahr 1976 verfasste der Schriftsteller und Ethnograph Hubert Fichte (1935—1986) einen Traktat unter dem Titel Elf Übertreibungen, der mit der Frage anhebt: »Deutsche Literatur — gibt es das überhaupt? Als ein Netz von Beziehungen — Correspondances? Als ein Netz von Beziehungen aus Sprache — über das Innere und über die Welt?« Hubert Fichte formulierte in seinen polemischen Anmerkungen zur deutschen Literatur die Utopie eines universalen literarischen Diskursraums, der auch an nationalsprachlichen Grenzen nicht Halt macht und in dem die Vielfalt ästhetischer Erfahrungen, Experimente und Modelle in ein produktives Streitgespräch darüber eintritt, was das Substanzielle am Akt des Schreibens darstellt. Auch wenn Fichtes Name in den Korrespondenzen des Projekts »Was ist gute Literatur?« nicht genannt wird, schwingt darin vieles von dem mit, was er vor 40 Jahren formulierte. Jene acht Korrespondenzen, die sich zwischen Ende 2014 und Mitte 2015 diese Frage gestellt haben, haben bei der Suche nach Antworten ihre Netze auf sehr unterschiedliche Weise ausgeworfen bzw. geknüpft. Ästhetische Sozialisationen und prägende Lektüreerfahrungen spielen dabei ebenso hinein wie die virtuelle Kommunikation mit dem »idealen Leser«. Be- und hinterfragt wird aber auch die grundsätzliche (Un)Möglichkeit einer gültigen Antwort auf die Gretchen-Frage nach dem Guten in der Literatur. In den Korrespondenzen wirkt sie zugleich als Tabu und Stachel, der die Suche immer weitertreibt. Die ästhetischen Positionen der insgesamt 16 teilnehmenden Autorinnen und Autoren bergen jeweils für sich ein enormes Potenzial an Eigensinn, das sich in der Auseinandersetzung mit einem Gegenüber auf Augenhöhe noch zusätzlich steigert und differenziert. Eine erste Aufbereitung der Ergebnisse durch das vierköpfige Redaktionsteam (Anna Kim, Thomas Eder, Florian Huber, Helmut Neundlinger) im Herbst 2015 hat sich auf einige wenige Begriffe und Konstellationen konzentriert und diese an konkreten Textstellen festzumachen versucht. Als häufig wiederkehrende Motive fanden sich die Diskussion der Trias »Autor/Text/Leser« als komplexer Wirkungszusammenhang; die Frage nach der Authentizität bzw. dem Weltbezug sowie, gleichsam als gegenläufiges Motiv, die Erörterung der Möglichkeit einer »reinen« Literatur ohne konkrete inhaltliche Festlegung. Oft verhandelt wurde auch die Frage nach der Haltung/der Moral, die hinter literarischen Texten steht und, wenngleich in unterschiedlichem Maß, eine Rolle in der Einschätzung der Qualität spielt. Als Umkehrung des Ausgangspunktes tauchte schließlich auch die Frage auf, ob und inwiefern sich »schlechte« Literatur erkennen und eindeutig von der guten Literatur abgrenzen lasse. Sammeln, Aufbereiten, Visualisieren In einem zweiten Auswertungsgang wurde die inhaltliche Auswertung nun um eine strukturelle Perspektive ergänzt und mit den Mitteln der Datenvisualisierung in Kooperation mit der Netzwerkanalytikerin Ruth Pfosser vom Forschungs- und Beratungsunternehmen FAS.research umgesetzt. Als Ausgangsbasis für die auf den folgenden Seiten dargestellten Graphiken diente uns eine einfache Frage: Welche Namen von Autorinnen, Autoren bzw. Theoretikern, bildenden Künstlern und Wissenschaftlern werden in den Korrespondenzen genannt? Ein solches Vorhaben muss sich zunächst mit der Frage konfrontieren: eine Diskussion über Literatur vermessen und in Daten verwandeln — geht das überhaupt? Und was wäre, abgesehen von ein paar hübschen Bildern, der tiefere Erkenntniswert eines solchen Unterfangens? Die von uns entwickelten Graphiken dienen als Versuch, die Möglichkeiten und Grenzen der Visualisierung gleichermaßen auszuloten. Auf knappem Raum sollen an dieser Stelle andeutende Hinweise zu einem tieferen Verständnis der Methode bzw. zu ihrem Nutzen auf dem Gebiet der literaturwissenschaftlichen Analyse gegeben werden. Die Verbindung von Literatur und mathematischen bzw. statistischen Verfahren existiert bereits lange, und zwar sowohl in Form ästhetischer Verfahren als auch in Form analytisch-literaturwissenschaftlicher Modelle. Besonders intensiv betrieb dies die internationale Dichtergruppe Oulipo (Ouvroir de littérature potentielle, zu Deutsch: Werkstatt für mögliche Literatur) ab den 1950er Jahren. Zeitgleich mit der avantgardistischen Faszination für Zahlen und mathematische Verhältnisse (die auch in der Musik und in der Bildenden Kunst um sich griff) entwickelten sich auch erste literaturwissenschaftliche Ansätze zu einer quasi objektiven Ästhetik. Als ein Hauptwerk gilt bis heute Aesthetica (1954—60) des deutschen Theoretikers Max Bense, dessen Bestreben es war, ästhetische Erfahrungen in objektiv darstellbare Formeln zu bringen. Eine gleichermaßen kuriose wie fundierte Quelle auf diesem Gebiet stellen Arno Schmidts Essays unter dem Titel Der Dichter und die Mathematik bzw. Berechnungen dar, in denen er eine Art Form- und Elementenlehre literarischen Schreibens entwickelt. Bezüglich der literarisch-mathematischen Praxis lässt sich ein double bind diagnostizieren: Einerseits versteht sich die Entwicklung quasi-objektiver Verfahren und Modelle als Kritik an den Idiosynkrasien und Beliebigkeiten künstlerischer Subjektivität; andererseits taucht gerade im »Rechnen« mit Buchstaben, Silben und Wörtern eine Neigung zum ästhetischen Spiel auf, das sich an der Unsicherheit eines experimentellen Weltzugangs orientiert. Das Eindringen des Algorithmus in die Literaturwissenschaft wiederum hängt mit dem Aufkommen der bildgebenden Verfahren in den Natur- und Sozialwissenschaften zusammen. Vor allem in den vergangenen beiden Dekaden haben sich vollkommen neue Möglichkeiten der visuellen Darstellung von Daten entwickelt, die sich mittlerweile auf Disziplinen ausdehnen, in denen die Aufbereitung größerer Datenmengen bislang kaum eine Rolle spielte. In der Literaturwissenschaft wurde diese methodische Erneuerung bereits Ende der 1990er Jahre vom »Literary Lab« des an der Stanford University tätigen Franco Moretti angestoßen. Moretti spricht in einem seiner Essays vom Versuch, über abstrakte Modelle zu einer »rationaleren« Literaturgeschichte zu gelangen. Neben Großuntersuchungen zur Buchgeschichte oder zur Genese und Verbreitung einzelner Genres wie der Detektivgeschichte sind es vor allem Strukturanalysen, in denen die methodischen Werkzeuge der Netzwerkanalyse im engeren Sinn eine kontinuierliche Anwendung finden. Untersucht werden dabei etwa Figurenkonstellationen bzw. die Geschichte und Entwicklung bestimmter Formen. Fortsetzung auf Seite 7 #3 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Autorinnen 13 % lebende AutorInnen 29 % tote AutorInnen 71 % Autoren 87 % o Zitierte AutorInnen nach Geschlecht Zitierte AutorInnen lebend/tot Von den KorrespondentInnen zitierte AutorInnen Bei 394 Nennungen: Wertung Literatur Wertung »gute« »gute« Lit eratur 256 = gute; Wertung Literatur W ertung »»gute/schlechte« gute/schlechte« Lit eratur 26 = schlechte; Wertung Literatur W ertung »»schlechte« schlechte« Lit eratur 28 = gute/schlechte Literatur sowie 88 ohnekkeine Bewertung Wertung eine W ertung 6 16 3 2 2 3 5 12 3 3 3 4 7 13 38 35 32 26 25 7 5 3 4 3 3 2 1 13 Wallmann allmann W Mischk Mischkulnig ulnig Federmair Federmair Mo Moser ser Stangl Stangl 1 1 5 7 2 3 7 9 11 Weber W eber Schmatz 3 1 15 13 12 8 VVertlib ertlib 2 1 CCotten otten SSteinbacher teinbacher Roland Barthes Ziegler Fleischanderl 1 4 7 KKöhle öhle Winkler Mit Mitgutsch gutsch Samuel Beckett Jacques Lacan Heinrich von Kleist Sigmund Freud Konrad Bayer Thomas Mann Stéphane Mallarmé Franz Kafka Georg Wilhelm Friedrich Hegel Ilse Aichinger Peter Handke Michel Houellebecq Jorge Luis Borges Vladimir Nabokov AutorInnen, die über gemeinsame Zitierungen verbunden sind Schmidt Georg Christoph Lichtenberg William Shakespeare Maurice Blanchot 1 1 Daniil Charms Johann Wolfgang Goethe Karl Philipp Moritz Thomas Bernhard #4 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Eugenio Montale Marko Pogačar Georg Philipp Harsdörffer Novalis Helmut Heißenbüttel Heimrad Bäcker Anna Mitgutsch Christian Steinbacher Stefan George Claude Simon François Rabelais Soazig Aaron Victor Hugo Paul Valéry Antoine Volodine M. Blecher Steinbacher Edmond Jabès Friedrich Hölderlin Georges Bataille de Sade Anne Weber Imre Kertész Maurice Blanchot Henry James Jorge Semprún Stéphane Mallarmé Thomas Stangl Roberto Bolaño Andrzej Stasiuk Mitgutsch Pierre Michon Cormac McCarthy Jonathan Littell Marguerite Duras Wolfgang Herrndorf Laurence Sterne Peter Handke Weber Gustave Flaubert Curzio Malaparte Samuel Beckett Marcel P Paul Celan Alexander Puschkin Ernst Jandl Alexander Kluge Georg Büchner Wolf von Niebelschütz Manfred v. Richthofen Danilo Kiš Thomas Hettche Cees Nooteboom Siegfried Lenz François Rabelais Alfred Andersch Wallmann Nikolai Gogol Eduard von Keyserling Stendhal Joseph Conrad Zbigniew Herbert Hermann Lenz James Joyce Stangl Miguel de Cervantes Karl Philipp Moritz Botho Strauß Franz Kafka Ilse Aichinger Jorge Luis Borges Daniil Charms Prosper Merimée Lars Gustafsson Reinhard Jirgl Malcolm Lowry Henry Fielding Paul Heyse Sherwood Anderson Henri Alain-Fournier Martin Walser Erhart Kästner Fjodor Dostojewski Bohumil Hrabal Tomasi di Lampedusa Thomas Mann Heinrich von Kleist Isaak Babel Z Mose Winkler Y Johann Wolfgang Goethe Vladimir Nabokov Walther von der Vogelweid Ágota Kristóf Leo Tolstoi William Shakespeare William Blake Michel Houelle Ulrich Becher Thomas Bernhard Mischkulnig Joyce Carol Oates Raymond Carver Lydia Mischkulnig Josef Winkler O. Henry Vert Truman Capote Kathrin Röggla Dostojewski E.T.A. Hoffmann Edgar Allan Poe Jean Paul Enid Blyton Will Eisner Arno Geiger Ingeborg Bachmann Sophokles Louis-Ferdinand Céline Charlotte Link Ayaan Hirsi Ali Yasushi Inoue Georg John Green Lichtenberg Emily Brontë Charlotte Brontë Sayed Kas Franzobel Anne Brontë Hugo Pratt Daniel Kehlmann Ezra Pound Ale Harriet B. Stowe Daniel Glattauer Thomas Glavinic Michail Bulgakow Kolck-Thudt Lermontow Robert Schindel Mark Twain © 2016 FASresearch R André Breton Ann Cotten #5 Heraklit Brigitta Falkner Walter Serner Herbert Schuldt Max Höfler Petra Coronato Georges Perec Aldous Huxley Clemens Kuhnert Michael Stavarič Cotten © 2016 FASresearch Ferdinand Schmatz August Stramm Gotthold Ephraim Lessing Konrad Bayer Herwarth Walden Friedrich Nietzsche Martin Opitz Paul Wühr Ossip Emiljewitsch Mandelstam Jacques Roubaud Inger Christensen Barbara Köhler Schmatz Oskar Pastior Heimito von Doderer Bertolt Brecht Christian Kracht Rainald Goetz Astrid Lindgren iegler Wilhelm Müller Robert Musil Arno Schmidt Christa Wolf Joseph von Eichendorff Proust Takashi Hiraide Margit Schreiner Arthur Rimbaud T. S. Eliot Federmair er Köhle Robert Schneider Homer Peter Stephan Jungk Michael Ende Yasunari Kawabata Ricardo Piglia Thomas Kling Erwin Einzinger Rolf Dieter Brinkmann Jan Faktor Tex Rubinowitz Paul Verlaine Charles Baudelaire Lafcadio Hearn Rainer Maria Rilke Xaver Bayer Kenzaburō Ōe Édouard Louis René Goscinny Elfriede Jelinek Edward Abbey Gerhard Rühm Doris Knecht Pier Paolo Pasolini Günter Eich Yukio Mishima Matthias Zschokke Horaz de Fleischanderl Robert Walser E. L. James Ovid e Sophie Kinsella Vergil ebecq Ian McEwan Donna Leon Charles Bukowski Sappho Jörg Steiner Friederike Mayröcker Bettina Balàka Tania Blixen Dan Brown Schmidt Piersandro Pallavicini Michael Köhlmeier tlib H. C. Artmann shua Heinrich Heine Marlene Streeruwitz Honoré de Balzac Charles Dickens Feridun Zaimoglu essandro Baricco Joanne Rowling Ruth Klüger Kreis- und Quadratgrößen korrespondieren zur jeweiligen Anzahl der Nennungen Wertung »gute« Literatur Wertung »gute/schlechte« Literatur Wertung »schlechte« Literatur keine Wertung #6 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Moser Schmidt Steinbacher einbac i Mitgutsc sch Wallmann Federmair ederma dermair air Winkler Winkler Wi Köhle Webber Mi kulnig Mischk ulnnig S maatz Schma atz Ziegler egler ler Cotten Fleischanderl Vertlib t Stangl Die Verbindungen zwischen den KorrespondentInnen Bei 394 Nennungen: 256 = gute; 26 = schlechte; 28 = gute/schlechte Literatur sowie 88 ohne Bewertung 16 Wertung »gute« Literatur 14 Wertung »gute/schlechte« Literatur 12 Wertung »schlechte« Literatur 10 keine Wertung 8 6 4 2 1992 1978 1972 1968 1965 1962 1959 1956 1952 1949 1945 1941 1936 1932 1929 1925 1922 1917 1912 1907 1899 1896 1891 1886 1882 1876 1871 1857 1850 1842 1828 1818 1813 1809 1799 1788 1776 1763 1749 1729 1607 1547 -43 630 -850 0 Timeline © 2016 FASresearch #7 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Fortsetzung von Seite 2 Die Auswertungen im Einzelnen Mit den Möglichkeiten der computerunterstützten Auswertung werden Beziehungen zwischen den einzelnen Korrespondenzpaaren bzw. zwischen allen Korrespondentinnen und Korrespondenten sichtbar und bilden die Basis für eine Analyse, die zunächst von hermeneutischen Gesichtspunkten absieht. Das heißt allerdings nicht, die Analyse von jeglicher Form von Deutung bzw. Bedeutung zu befreien, im Gegenteil: Bereits die Entscheidung, sich auf die in den Korrespondenzen genannten Autorinnen/Autoren zu konzentrieren, enthält ein inhaltliches Element, und in der Folge wird jede Art der Diskussion über die Visualisierungen und Graphiken zu einem Prozess des Lesens in einem interpretatorischen Sinn. In unserer Netzwerkanalyse sind zwei Ebenen von besonderem Interesse: Wo liegen die (statistischen) Schwerpunkte hinsichtlich der Nennungen? Und welche Beziehungsstrukturen lassen sich in einer solchen Darstellung aufzeigen? Das Ergebnis der Auswertungen zeigt zwei vergleichsweise herausragende Nennungen (Franz Kafka, Vladimir Nabokov), ein relativ übersichtlich besetztes Mittelfeld sowie eine geradezu uferlose Peripherie. Kafkas Sonderstellung erscheint — und hier sind wir bereits wieder tief im Bereich der Deutung — insofern nachvollziehbar, als er in einem Brief an Oskar Pollak den berühmten Satz, dass (gute) Bücher eine »Axt für das gefrorene Meer in uns« sein müssen, formuliert hat, der in den Korrespondenzen auch mehrmals zitiert wird. Kafka hat auf die Frage: »Was ist gute Literatur?« offenbar eine Antwort geliefert, an der sich auch zeitgenössische Autorinnen und Autoren abarbeiten müssen. Vladimir Nabokov wiederum verdankt seinen hohen Wert an Nennungen wohl mehreren Umständen: seiner Mehrsprachigkeit ebenso wie der Tatsache, dass es sich bei ihm um einen »methodischen« Autor handelt, der die Frage nach der »Gemachtheit« (und ergo auch der Güte) von Literatur in seinen kritischen Schriften kontinuierlich reflektierte. Abgesehen vom reinen »Ranking« fördert die Darstellung der Autorinnen/Autoren, die über gemeinsame Nennungen verbunden sind, einen »inneren Zirkel« der guten Literatur zutage. Dieses Netzwerk ergibt eine interessante Mischung aus Klassik, Moderne und Avantgarde. Viele der genannten Namen bezeichnen einen oft auch für nachfolgende Schreibgenerationen prägenden Stil, wenngleich auf teilweise gegensätzliche Weise. »Gründer« findet man darin ebenso (Goethe, Mallarmé, Beckett) wie »Zertrümmerer« bzw. »Renegaten« (Kleist, Charms, Bayer). Gute Literatur scheint in ihrem Kern beide Qualitäten zu versammeln. Jenseits solcher inhaltlich isolierbarer Nennungsgründe beginnt das Reich der Statistik, die sich (und auch hier wären die Spitzenreiter ideale Repräsentanten) folgendermaßen überzeichnen ließe: Gute Literatur ist eher männlich als weiblich, eher europäisch/US-amerikanisch und eher tot als lebendig. Diesen Tendenzen zur Kanonisierung steht jedoch eine nicht weniger auffällige Neigung zur Dezentralität entgegen. Die weitaus größte Gruppe bildet jene der einmal genannten Namen. Dieser Umstand legt einen hohen Grad an Differenzierung und Offenheit in den jeweiligen Lektüreerfahrungen nahe. Thesenhaft könnte man mutmaßen, dass die von der Frage nach der guten Literatur ausgelösten Suchbewegungen eher in die Breite bzw. zum Rand hin verlaufen als in die Engführung eines kanonischen Zentrums. Aufschlussreich sind auch die Beziehungsaspekte der Korrespondentinnen und Korrespondenten untereinander. Hier sprin- gen zunächst die enormen Unterschiede ins Auge: Während einige Teilnehmer die Frage nach der guten Literatur besonders intensiv anhand der Werke anderer Autoren diskutieren (Vertlib, Wallmann, Mischkulnig, Federmair), greifen andere nur selten auf Fremdzitate oder Lektüreerfahrungen zurück (Winkler, Mitgutsch, Schmidt). Während der Diskurs also im ersteren Fall ein »Netz von Beziehungen« knüpft, neigt er im zweiten Fall stärker zur Autonomie (Mitgutsch, Winkler) bzw. zur Abstraktion (wie im Fall des Theoretikers Siegfried J. Schmidt). Das Zentrum-Peripherie-Verhältnis zeigt, dass sich die Briefwechsel zwischen Karin Fleischanderl und Markus Köhle bzw. Anna Mitgutsch und Christian Steinbacher stark von den übrigen absetzen. Vor allem die Diskussion zwischen Fleischanderl und Köhle weist in puncto Lektüren nur wenige Überschneidungen mit den anderen Korrespondenzen auf. Nun lässt sich allein aufgrund dieses »Screenings« natürlich kein umfassender Befund bezüglich einer Antwort auf die Frage »Was ist gute Literatur?« erstellen. Möglicherweise aber werden in der Aufbereitung der Informationen Muster, Beziehungen und Verhältnisse sichtbar, die eine Art Landkarte der Lektüren ergeben — ein offenes, notwendigerweise aus Fragmenten zusammengesetztes »Netz von Beziehungen« zwischen den Korrespondenzen. Das Redaktionsteam: Thomas Eder, *1968, Literaturwissenschaftler und -vermittler. Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien, Leiter des Referats für Publikationswesen und Grafik im österreichischen Bundeskanzleramt. Jüngste Publikationen; Kosmöschen Steiger (Hg., 2015); Konrad Bayer. Texte — Bilder — Sounds (Hg. mit Klaus Kastberger, 2015); Selbstbeobachtung. Oswald Wieners Denkpsychologie (Hg. mit Thomas Raab, 2015). Florian Huber, *1981 in Linz, Studium der Philosophie in Wien; Schriftsteller, Wissenschaftler, freier Verlagslektor; derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leuphana Universität Lüneburg. Publikationen, u.a.: Für die Beweglichkeit — Kreuzungen, Paraphrasen. Tage der Poesie, Linz 2012. Texte und Materialien (hg. mit Christian Steinbacher). Anna Kim, *1977 in Daejeon/Südkorea. Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien. Literarische Veröffentlichungen seit 1999 — Bücher: Die Bilderspur. Erzählung (2004); das sinken ein bückflug. Gedichte (2005); Die gefrorene Zeit. Roman (2008); Die Form der Erinnerung/Figur du souvenir. Ausgewählte Erzählungen (2011); Invasionen des Privaten. Essay (2011); Anatomie einer Nacht. Roman (2012); Der sichtbare Feind. Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit (2015). Helmut Neundlinger, *1973, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität Krems (Bereich Literatur) sowie freier Autor und Literaturwissenschafter im Bereich zeitgenössische Literatur. Zuletzt erschien: Bruno Weinhals. Sprachdenker und Geschichtensucher (Hg., 2 Bde., 2014); Wendelin Schmidt-Dengler: »Das Unsagbare bleibt auch ungesagt«. Lobreden zur Literatur (Hg., 2014). #8 Der Hammer Nr. 84, 09.16 Am Symposium nehmen teil Martina Hefter, *1965 in Pfronten/Allgäu, Tanz-Ausbildung, Studium am Literaturinstitut Leipzig. Performance-Künstlerin und Autorin, lebt in Leipzig. Bücher (Auswahl): Junge Hunde. Roman (2001); Die Küsten der Berge. Roman (2008); Nach den Diskotheken. Gedichte (2008); vom gehen und stehen. ein handbuch. gedichte (2013); Ungeheuer. Stücke/ Gedichte (2016). Alois Hotschnig, *1959 in Berg im Drautal/Kärnten. Studium der Medizin, dann der Germanistik und Anglistik in Innsbruck, wo er lebt. Seit 1989 freier Schriftsteller. Romane, Erzählungen, Dramen, Hörspiele. Werke (Auswahl): Aus. Erzählung (1989); Eine Art Glück. Erzählung (1990); Leonardos Hände(1992);Ludwigs Zimmer. Roman (2000); Ich habe einen Menschen gestohlen (2005); Die Kinder beruhigte das nicht. Erzählungen (2006); Im Sitzen läuft es sich besser davon. Erzählungen (2009). Semier Insayif, *1965, lebt als freier Schriftsteller, Literaturvermittler und Coach in Wien. Leitung von Schreibwerkstätten, Veranstaltungskonzeption. Lesungen und Sprechperformances, zahlreiche künstlerische Gemeinschaftsarbeiten in den Bereichen Literatur, Musik und bildende Kunst; jüngste Buchveröffentlichungen: unter schall. gedichte im zweiklang (2007); faruq. Roman (2009); boden los. Gedichte (2012). Birgit Kempker, *1956 in Wuppertal, lebt in Basel. Prosa, Essays, Übersetzungen, Hörstücke, Netzkunst, Ausstellungen, Vorträge. Dozenturen, u.a. an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel und am Literaturinstitut Biel. Zuletzt erschien (u.a.): Sehnsucht im Hyperbett. Ein transverfickter Diskurs (2008); Repère. Sound & Film & Essay (mit Anatol Kempker, 2009); Das Sehen Versuchen. Umverteilungsübungen (2013). Maria Kraxenberger, Studium der Komparatistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dissertationsprojekt Untersuchungen zum Klang-Bedeutungs-Nexus in der Lyrik an der Freien Universität Berlin; derzeit Stipendiatin am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Aurélie Maurin, *1975 in Paris, wo sie Literaturwissenschaft und Linguistik studierte; lebt und arbeitet seit 2000 als freie Publizistin, literarische Übersetzerin und Kuratorin in Berlin. Mitherausgeberin u.a. der Buchreihe »VERSschmuggel« beim Verlag Das Wunderhorn sowie der deutsch-französischen Kunst- und Literaturzeitschrift La mer gelée. Jüngste Publikationen (u.a.) Thomas Brasch: Belles sont les rimes les rimes te mentent (Übersetzung gem. mit Bernard Banoun, 2015); Christian Prigent: Die Seele (Übersetzung gem. mit Christian Filips, 2015). Katja Mellmann, *1974, studierte Germanistik und Französisch, leitet das Forschungsprojekt »Historische Rezeptionsanalyse« am Seminar für deutsche Philologie der Universität Göttingen und ist Privatdozentin am Institut für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Jüngste Publikationen: Die Biologisch-Kognitiven Grundlagen narrativer Motivierung (hg. mit Márta Horváth, 2016); Vergessene Konstellationen literarischer Öffentlichkeit zwischen 1840 und 1885 (hg. mit Jesko Reiling, 2016). Johanna Öttl, *1983, Literaturwissenschaftlerin, Literaturvermittlerin und Lehrbeauftragte für Neuere Deutsche Literatur in Salzburg und Wien; Mitherausgeberin der Edition hochroth Wien. Publikationen, u.a.: Renaissancen des Kitsch (hg. mit Christina Hoffmann, 2016). Ilma Rakusa, *1946 in Rimavská Sobota (Slowakei). Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin, Lehrbeauftragte an der Universität Zürich. Studium der Slawistik und Romanistik, lebt in Zürich. Zuletzt erschien: Aufgerissene Blicke. Berlin-Journal (2013); Autobiographisches Schreiben als Bildungsroman. Stefan-Zweig-Poetikvorlesung (2014); Einsamkeit mit rollendem »r«. Erzählungen (2014); Impressum: Langsames Licht. Gedichte (2016). Monika Reitprecht, *1973 in Wien, Studium der Geschichte und Politikwissenschaft. Seit 1999 bei den Büchereien Wien, zuständig für Medienarbeit, digitale Angebote und den Social-Media-Auftritt der Büchereien Wien. Publikation: Wo stehen hier die E-Books? Aus dem bewegten Alltag der Büchereien Wien (2015). Christiane Schildknecht, *1958, studierte Philosophie, Germanistik und Mathematik an der Universität Konstanz und am University College London und ist heute Professorin für Philosophy of Mind, Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Luzern. Zuletzt erschien: Präsenz und Text. Strategien des Transfers in Literatur und Philosophie (hg. mit Irina Wutsdorff, 2016). Anja Utler, *1973 in Schwandorf, lebt als Dichterin, Übersetzerin, Lektorin in Regensburg und Wien. Promovierte Slawistin und ausgebildete Sprecherzieherin. Zuletzt erschienen: jana, vermacht (Buch mit CD, 2009); ausgeübt. Eine Kurskorrektur (2011); »manchmal sehr mitreißend«. Über die poetische Erfahrung gesprochener Gedichte (2016); Von den Knochen der Sanftheit (2016). 14. — 16. 9. 2016 PROGRAMM WAS IST GUTE LITERATUR? LQ — Literarisches Quartier AS — Alte Schmiede — Werkstatt 14.9. Mittwoch, 19.00 LQ Programmänderungen vorbehalten WAS IST GUTE LITERATUR? — 42. LITERARISCHE SAISON der Alten Schmiede: ERÖFFNUNG THOMAS EDER • FLORIAN HUBER • ANNA KIM • KURT NEUMANN • HELMUT NEUNDLINGER stellen das gemeinsam herausgegebene Buch vor Einfache Frage: WAS IST GUTE LITERATUR? 8 KOMPLEXE KORRESPONDENZEN (Sonderzahl Verlag, 2016) — Korrespondenzen zwischen Ann Cotten — Ferdinand Schmatz • Leopold Federmair — Reto Ziegler • Karin Fleischanderl — Markus Köhle • Lydia Mischkulnig — Vladimir Vertlib • Anna Mitgutsch — Christian Steinbacher • Samuel Moser — Andrea Winkler • S. J. Schmidt — Hermann Wallmann • Thomas Stangl — Anne Weber • zusammenfassende Darstellung der das Projekt begleitenden Zeitungspublikationen DER HAMMER Nr. 81, 82, 84 (März, April, September 2016) 15.9. Donnerstag, 10.00 — 13.00 AS (LQ) WAS IST GUTE LITERATUR? SYMPOSIUM — 1. Session ILMA RAKUSA (Schriftstellerin, Übersetzerin; Zürich) • SEMIER INSAYIF (Schriftsteller, Kommunikations- und Verhaltenstrainer, Berater; Wien) • ALOIS HOTSCHNIG (Schriftsteller; Innsbruck) • Redaktion und Moderation: ANNA KIM (Schriftstellerin, Berlin — Wien) • geschlossene Gesprächsrunde in der Schmiede-Werkstatt mit Direktübertragung ins Literarische Quartier 15.00 — 18.00 AS (LQ) Symposium — 2. Session JOHANNA ÖTTL (Literaturwissenschaftlerin; Salzburg - Wien) • MONIKA REITPRECHT (Bibliothekarin; Wien) • AURÉLIE MAURIN (Publizistin, Redakteurin, Kuratorin; Berlin) Redaktion und Moderation: HELMUT NEUNDLINGER (Literaturwissenschaftler, Publizist, Autor; Wien) • geschlossene Gesprächsrunde in der Schmiede-Werkstatt mit Direktübertragung ins Literarische Quartier 16.9. Freitag, 10.00 — 13.00 AS (LQ) Symposium — 3. Session MARIA KRAXENBERGER (Komparatistin, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main) • KATJA MELLMANN (Literaturwissenschaftlerin; Dozentin Universität Göttingen, Privatdozentin Universität München) • CHRISTIANE SCHILDKNECHT (Professorin für Philosophy of Mind, Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie, Universität Luzern) • Redaktion und Moderation: THOMAS EDER (Literaturwissenschaftler; Wien) • geschlossene Gesprächsrunde in der Schmiede-Werkstatt mit Direktübertragung ins Literarische Quartier 15.00 — 18.00 AS (LQ) Symposium — 4. Session BIRGIT KEMPKER (Schriftstellerin; Basel) • ANJA UTLER (Schriftstellerin, Übersetzerin; Regensburg) • MARTINA HEFTER (Schriftstellerin, Performancekünstlerin; Leipzig) • Redaktion und Moderation: FLORIAN HUBER (Philosoph, Verlagslektor; Lüneburg - Wien) • geschlossene Gesprächsrunde in der Schmiede-Werkstatt mit Direktübertragung ins Literarische Quartier 19.30 LQ ABSCHLUSSPLENUM des Projektes WAS IST GUTE LITERATUR? — Mitwirkende am Symposium und Korrespondierende • Moderation: THOMAS EDER • FLORIAN HUBER • ANNA KIM • HELMUT NEUNDLINGER Alte Schmiede Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, Österreich, (0043-1) 512 44 46, www.alte-schmiede.at Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede Impressum: Der Hammer — Die Zeitung der Alten Schmiede, Ausgabe 84/2016 | Redaktion: Walter Famler, Helmut Neundlinger, Kurt Neumann, Daniel Terkl | Abbildungen: FASresearch — Ruth Pfosser, Helmut Neundlinger | Koordination: Mag. Petra Klien | Alle: 1010 Wien, Schönlaterngasse 9; Telefon (0043-1) 512 83 29; Fax (0043-1) 513 19 629; e-mail: [email protected] | Der Hammer 84 erscheint in einer Auflage von 25 000 Exemplaren als Beilage zum Augustin, Nummer 420, 14. September 2016 | Grafische Gestaltung: fuhrer
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