Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen BIBERIST BROMEGGHOF DENKMAL IM HISTORISCHEN GRÜNGÜRTEL Weiden, Wälder und Gärten der herrschaftlichen Solothurner Sommersitze prägen noch heute die Landschaft zwischen Solothurn und Biberist. Der Bromegghof, 1815 als Steckhof der bedeutenden Familie von Roll zugehörig und seit 2015 wieder bewohnt, öffnet die frisch gestrichenen Türen und ist Treffpunkt zu einem Spaziergang durch diese Kulturlandschaft. Inhalt EUROPÄISCHE TAGE DES DENKMALS 2016 | OASEN 2 DIE KULTURLANDSCHAFT ZWISCHEN SOLOTHURN UND BIBERIST 2 STECKHÖFE: SOMMERSITZE DER SOLOTHURNER PATRIZIERFAMILIENAMILIEN 2 SPAZIERGANG ÜBER DEN BLEICHENBERG 3 Anfahrt 3 Streckenverlauf 3 Schösschen Vorderbleichenberg 4 Schösschen Hinterbleichenberg 5 Bromegghof 6 ANHANG 8 Quellen 8 Über die Bau- und Besitzergeschichte auf dem Bleichenberg 8 Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Die 23. Ausgabe der Europäischen Tage des Denkmals in der Schweiz findet am 10. und 11. September 2016 statt. Mit dem Thema «Oasen» schliessen sich die Tage des Denkmals der nationalen Kampagne «Gartenjahr 2016 – Raum für Begegnungen» an und rücken schützenswerte Entspannungsorte aller Art ins Scheinwerferlicht. Der Fokus liegt auf bestehenden Freiräumen, Ruhe- und Rückzugsorten, die als Oasen im Alltag funktionieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität in der von Bevölkerungsund Siedlungswachstum geprägten Schweiz leisten. Eine dieser Oasen liegt zwischen Solothurn und Biberist, ein grüner Gürtel mit historischer Bausubstanz: Die Kulturlandschaft zwischen Solothurn und Biberist Als Kulturlandschaft, also dauerhaft vom Menschen geprägt, kann das Gebiet zwischen Solothurn und Biberist erst nach der Kultivierung durch die Allemannen ab dem 13. Jh. bezeichnet werden, denn die Rodungen und die Siedlungslandschaft der Römer zwischen dem 5. und 7. Jh. wurden zwischenzeitlich wieder von Waldflächen bedeckt. Ab dem ausgehenden 16. Jh. wurde die, bisher durch Höfe mit ihren Feldern, Weiden und Waldstücken gepägte Landschaft, schon zum Fluchtpunkt der schnell anwachsenden Stadtbevölkerung Solothurns. Wohlhabende Patrizierfamilien liessen sich im grünen Umland herrschaftliche Sommersitze mit den dazugehörigen Steckhöfen bauen, etwa Schloss Waldegg, Schlösschen Vorder-Schöngrün oder das Schlösschen Vorder-Bleichenberg. Neben der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung dient der grüne Gürtel auch heute vorwiegend als Möglichkeit, der Stadt zu entkommen – er ist Naherholungsgebiet für die Solothurner Bevölkerung und die anliegenden Gemeinden. Spaziergänger und Sportler schätzen das dichte Netz der weitverzweigten Wald- und Feldwege mit wahlweise Alpen- oder/und Jurablick. Steckhöfe: Sommersitze der Solothurner Patrizierfamilienamilien Warum die Sommersitze der wohlhabenden Familien als Steckhöfe bezeichnet werden, wird in der Biberister Dorfchronik «Biberist Dorf an der Emme» erkläutert: «Rund um die Stadt Solothurn befanden sich viele sogenannte Steckhöfe, ehemals mit Stecken umzäunte, mit Weiden und Wald versehene Bauerngüter, die zu keiner Dorfgemarktung gehörten und deren Bewohner nirgendwo Hintersässgeld bezahlten. Ihre Besitzer waren mehrheitlich Solothurner Patrizier. Das Distrikteinteilungsgesetz vom 15. Mai 1798 beseitigte diese Sonderrechte und schlug die die Höfe auf dem Bleicheberg, in der Enge, auf dem Schöngrün, beim Freien Platz, auf dem Lerchenfeld, am Buchrain, in der Kälberweis, beim Dreibeinkreuz und auf dem Hohberg sowie den Dunant- und den Spitalhof zur Gemeinde Biberist.» Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Entdecken Sie die «Höfe auf dem Bleicheberg» bei einem Spaziergangs anlässlich der Europäischen Tage des Denkmals 2016: Das Schlösschen Vorder-Bleichenberg, das Schlösschen Hinter-Bleichenberg und den Bromegghof. Spaziergang über den Bleichenberg Anfahrt Anfahrt mit dem ÖV Bus Nr. 6 bis Bushaltestelle Biberist St. Elisabeth Spaziergang über den Bleichenberg bis Bushaltestelle Biberist Bromegg, ca. 3 km / ca. 30 Min. Kürzere Alternative: Anfahrt mit dem ÖV mit Bus Nr. 6 Bushaltestelle Biberist Bromegg Fussweg bis Bromegghof, ca. 1 km / ca. 10 Min. Streckenverlauf Die Bushaltestelle St. Elisabeth liegt am Anfang einer langen Allee, die einen direkt zum Schlösschen Vorder-Bleichenberg führt. Lässt man dieses links liegen, erreicht man bald den grossen Gutshof des Schlösschens Hinter-Bleichenberg, dahinter das Schlösschen mit dem prachtvollen Gartenanlagen. Von dort aus folgt man der Steigung bis zum höchsten Punkt des Bleichenbergs, und wenn das Wetter passt, hat man vom Aussichtsplateau einen herrlichen Blick auf die Alpen und den Jura. Der Weg den Hügel herab, entlang des Waldes, führt zum Bromegghof, wo man sich vor einer Baustellenführung am 1662 datierten Brunnen neben der vermutlich gleich alten Linde, oder aus dem Angebot der Besenbeiz erfrischen kann. Mit Blick auf die Alpen, die Von-Roll-Eisenwerke und die Papierfabrik in Gerlafingen läuft man anschliessend vom Bromegghof aus durch weitläufige Wiesen und Felder, vorbei an alten Obstbeständen, bis man am Ende der Bromeggstrasse die Bushaltestelle Bromegg erreicht (Länge ca. 3 km). Die kurze Alternative folgt ab der Bushaltestelle Bromegg direkt der Bromeggstrasse bis zum Bromegghof (Länge ca. 1 km). Streckenverlauf, eingekreist das Schlösschen Vorderbleichenberg, das Schlösschen Hinterbleichenberg, das Aussichtsplateau und der Bromegghof. (Quelle Karte: SOGIS) Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Schösschen Vorder-Bleichenberg Schlösschen Vorder-Bleichenberg (Foto: www.schloesschen-biberist.ch/de) «Anfang des 17. Jahrhunderts erbauten Hieronymus von Roll und sein Sohn Johann II. gemeinsam das Schlösschen Vorder-Bleichenberg. Das stattliche Gebäude war der beliebte Sommersitz der Familie von Roll. Bis 1816 blieb es in der Familie. Nach mehreren Verkäufen kam es in die Obhut des Kantons, der das baufällige Gebäude 1970 an die Gemeinde Biberist übergab. Gleichzeitig ging auch die bedeutende Bildersammlung des Mäzens und Bauingenieurs Fritz Moos in den Besitz der Gemeinde über. Daraus entstand die Moos-Flury-Stiftung. Dank namhafter Subventionen von Bund und Kanton, dank aufwändiger Frondienste der Biberister Bevölkerung und dank grosszügiger Unterstützung des Gewerbes konnte das Schlösschen restauriert werden. Der 1972 gegründete Verein der Freunde des Schlösschens Vorder-Bleichenberg bildet heute die Trägerschaft für das kulturelle Leben im Schlösschen. Mehr über die Geschichte erfahren Sie aus dem Büchlein "Das Schlösschen Vorder-Bleichenberg (Sonderdruck Jurablätter, 1997).» (Quelle: http://www.schloesschen-biberist.ch/de/schloesschen/?navid=356173356173) Das Schlösschen Vorder-Bleichenberg ist öffentlich zugänglich, die Räumlichkeiten und der Theatersaal können für Veranstaltungen gemietet werden, weitere Informationen unter http://www.schloesschenbiberist.ch/. Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Schösschen Hinter-Bleichenberg Schlösschen Hinter-Bleichenberg (Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Biberist_Elisabethenheim_Hinter-Bleichenberg_038.jpg) «Der gesamte Besitz um das Schlösschen Bleichenberg wurde schliesslich 1730, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, in den Vorderen- und den Hinteren-Bleichenberg geteilt. Je zur Hälfte gingen sie an die Brüder Johann Ludwig Hugo und den Schultheissen Franz Viktor Augustin von Roll. Johann Ludwig Hugo übernahm diejenige Hälfte des Besitzes, auf welchem sich das Schlösschen Bleichenberg befindet und welches von da an auch unter dem Namen VorderBleichenberg geführt wurde. Franz Viktor Augustin liess sich dagegen auf seiner Hälfte, auf der auch der Bromegghof steht, 1739 das Sommerhaus Hinter- Bleichenberg errichten. Dieses von Herrliberger gezeichnete Sommerhaus war auf einer von Alleen umrauschten Gartenterrasse konzipiert.» (Quelle: Masterarbeit von Nicola Branger an der Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Architekturgeschichte und Denkmalpflege, bei Prof. Dr. Samuel Rutishauser, 2015) Das Schlösschen Hinter-Bleichenberg wird privat genutzt, der Garten ist jedoch öffentlich, Gartenführungen werden auf Anfrage unter Tel. 032 671 10 10 angeboten. Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Bromegghof Bromegghof, Zustand 2014 vor Baubeginn (Foto: A.v.Schönburg) Der Bromegghof, 1429 erstmals urkundlich erwähnt, 1815 als Steckhof der bedeutenden Familie von Roll zugehörig und nach umfangreichen Erjhaltungsmassnahmen seit 2015 wieder bewohnt, öffnet die frisch gestrichenen Türen zu einer Baustellenführung. 10. & 11. September 2016 10:00 bis 17:00 Uhr Führung durch die Räume OG ca. 20 Minuten, max. 20 Personen pro Führung «Besenbeiz» im Aussenbereich Kinderfreundlich Nicht Hindernisfrei (Treppe OG) Weitere Informationen zu Bau- und Besitzergeschichte auf dem Bleichenberg entnehmen Sie bei Interesse bitte dem Anhang. Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen An den folgenden Ausschnitten aus dem Ortsbild Biberists im Jahr 1760, 1880 und 2016 können die letzten Rodungen und die Siedlungsentwicklung auf dem Bleichenberg nachvollzogen werden. Ausschnitt aus dem Ortsplan Biberist von Johann Ludwig Erb 1760 (BDadE) Ausschnitt aus dem Ortsbild Biberist 2016 (Google Maps) Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Anhang Quellen Biberist Dorf an der Emme, Einwohnergemeinde Biberist, 1993. Daraus Plansignatur H3 "Freier Platz" von Johann Baptist Altermatt 1822, Ausschnitt Steckhöfe& swisstopo 1880, S 339ff Netzwerk Kulturlandschaft, Schwabe 2012 Über die Bau- und Besitzergeschichte auf dem Bleichenberg Aus Kapitel «3. Die Bau- und Besitzergeschichte des Bromegghofes» der Masterarbeit von Nicola Branger an der Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung Architekturgeschichte und Denkmalpflege, Prof. Dr. Samuel Rutishauser, 2015: «Die Besitzergeschichte eines Gebäudes nachzuzeichnen, ist in den meisten Fällen ein sehr komplexes Unterfangen. Wenn nicht konkrete Dokumente oder Bauinschriften vorhanden sind, ist es oft ein Ding der Unmöglichkeit eine lückenlose Aufarbeitung zu erreichen. Im Falle des Bromegghofes stützt sich die hier dargestellte Abfolge der Besitzer auf Einträge und Archivdokumente, welche in Grundbüchern, Gebäudeversicherungsunterlagen, Holzbewilligungen sowie weiteren Quellen gefunden werden konnten. Dank dieser Informationen konnte eine annähernd lückenlose Besitzergeschichte bis ins 15. Jahrhundert 128 zurückverfolgt werden. Da der Bromegghof in seiner heutigen Gestalt aber in das beginnende 19. Jahrhundert vermutet wird, musste der Fokus, da die früheste Nennung in einer Urkunde von 1429 ist, auch auf den benachbarten Bleichenberg gerichtet werden, wo damals ein Hof stand. Der Name „Bromegg“ kommt vom schweizerdeutschen Substantiv „Brâme, Brôme“, welches gleich dem mittelhochdeutschen „brâme“ für ‹Dornstrauch› unddem althochdeutschen „brāma, brāmo“ für ‹Dornbusch, 129 Brombeerstrauch› kommt. In neuhochdeutsch ist es immer noch in Brombeere zu erkennen. Das Gut Bromegg wird, wie gesagt, erstmals 1429 in einer Urkunde, welche den Verkauf von Cuentzman Tschetti an Rueff Ostermond zeigt, erwähnt und wird wie folgt beschrieben : "Bromegg die Bergstat mit namen den hindern teil, der da stoesset an der von Bybersch holtz vnd an dem andern ort stoesset er voff 130 die halden an der Emmen, wand der vorderteil desselben guots Bromegg" Im Zusammenhang mit der Angliederung des Gutes Bromegg 1450 an den Besitz des Solothurner Schultheissen Hermann von Spiegelberg, welchem seit 1444 auch der angrenzende Hof Bleichenberg gehörte, lässt sich eine weitere 131 Quelle von 1450 finden : „das guot das man nempt die bromegk mit der matten so dazuo gehoert gelegen 132 hinder dem hofe zuo Bleichenberg“ In den knapp hundert Jahren von 1450 bis 1530 blieb die Bromegg im Besitz der Familie von Spiegelberg. Nach dem Tod Küngold von Spiegelberg gelangte der Besitz an Johann von Roll, da Küngold die letzte der Linien derer von Spiegelberg war und sie zeitlebens kinderlos geblieben ist, sie aber als seine Ziehmutter fungierte. Dies weil ein Teil der Familie von Roll, welche ursprünglich aus Genf stammte, wo sie als sehr erfolgreiche Kaufleute tätig waren, nach Solothurn übersiedelte und die Eltern Johanns früh verstorben waren. Ebenfalls war Johann mit der Nichte Küngolds, Agathe von Blumenegg, verheiratet. So übergab Küngold Johann von Roll den gesamten Besitz mit 133 sämtlichen Gütern und Rechten noch zu ihren Lebzeiten 1495. Durch ihre Hilfe legte Johann von Roll, einen rasanten Aufstieg hin. Nach kürzester Zeit war er bereits 1501 Jungrat auf der Webernzunft. Von diesem Moment an war das Geschlecht ununterbrochen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Obrigkeit vertreten und somit an den Gelenken der Stadtrepublik Solothurn beteiligt. In neuerer Zeit waren die Nachfahren Johanns als Gründer der Ludwig von Roll'schen Eisenwerke auch im Handel und der 134 Industrie tätig. Während 1450 noch vom „guot das man nempt die bromegk“, welches „hinder dem hofe zuo Bleichenberg“ lag, die Rede war, änderte sich dies spätestens ab dem frühen 17. Jahrhundert, mit dem Bau des Schlösschens Bleichenberg von 1602 bis 1609 durch Hieronymus und dessen Sohn Johann II. 135 von Roll. Dieser Bau änderte das Verhältnis, welches im 15. Jahrhundert die Bromegg als Gutshof und den Bleichenberg als Bauernhof bezeichnete. Das Machtgefälle drehte sich und nicht mehr die Bromegg war das dominierende Gut im Bleichenberg, sondern das Schlösschen Bleichenberg. 128 133 Koller 1993, S. 320. 129 FLUNA. 130 FAvRoll, 1429. 131 Stöckli/Knienast/Koeppel 1996, Wettingen, S. 8. Tatarinoff-Eggenschwiler 1972, S. 3; Schmidlin 1895, S. 75; Schmidlin 1914 S. 27. 134 132 FavRoll, 1450. Tatarinoff-Eggenschwiler 1972, S. 3. 135 Ebd., S. 3. Text: Anabel von Schönburg Europäische Tage des Denkmals 2016 | Oasen Der Besitz um das Schlösschen wurde in den kommenden Jahrhunderten unter den von Roll stetig arrondiert und vergrössert, sodass sie zu Beginn des 18. Jahrhundert bereits auf rund 320 Jucharten, über 115 Hektaren, angewachsen war. Der gesamte Besitz um das Schlösschen Bleichenberg wurde schliesslich 1730, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, in den Vorderen- und den HinterenBleichenberg geteilt. Je zur Hälfte gingen sie an die Brüder Johann Ludwig Hugo und den Schultheissen Franz Viktor Augustin von Roll. Johann Ludwig Hugo übernahm diejenige Hälfte des Besitzes, auf welchem sich das Schlösschen Bleichenberg befindet und welches von da an auch unter dem Namen VorderBleichenberg geführt wurde. Franz Viktor Augustin liess sich dagegen auf seiner Hälfte, auf der auch der Bromegghof steht, 1739 das Sommerhaus Hinter- Bleichenberg errichten. Dieses von Herrliberger gezeichnete Sommerhaus war auf einer von Alleen umrauschten Gartenterrasse konzipiert. Gegen Ende des Jahrhunderts verschlechterte sich die finanzielle Lage der Familie. Die Französische Revolution und andere ökonomische Missgeschicke brachte grosse Teile der Familie von Roll in finanziellen Notstand. Die daraus entstandene Bedrängnis war so gravierend, dass der Zweig welcher den Vorder-Bleichenberg besass, diesen unter anderen Gütern veräussern musste. Er gelang in den Besitz einer weiteren, bedeutenden solothurner Patrizierfamilie, der Familie von Besenval. Über diese wurde der Vorder136 137 Bleichenberg 1859 weiter an Johann Hänggi verkauft. Seine Erben veräusserten den VorderBleichenberg am 22. Februar 1868 an Johann Jakob Marti. Von diesem ging er weiter an den Nationalrat Joseph Gisi und nach dessen Ableben gelang er schliesslich, 1902, in den Besitz der Staatsdomäne und wurde 1970 an die Moos-Flury-Stiftung überschrieben. Der Hinter-Bleichenberg konnte, nachdem er 1818 vollendet war, noch bis 1831 in der Familie von Roll gehalten werden. In diesem Jahr wurde er aber an den damaligen Kronenwirt Franz Brunner veräussert. Brunner wiederum verkaufte das Herrenhaus 1870 an Josef und Elisabeth Hänggi. Elisabeth Hänggi vermachte den Hinter- Bleichenberg 1894 schliesslich testamentarisch der Kongregation vom heiligen Kreuz Ingebohl, welche daraus das Asyl St. Elisabeth machten und in dessen Besitz sich das Herrenhaus noch heute befindet. Während der Hinter-Bleichenberg 1831 in den Besitz Franz Brunners wechselte, wurde die Bromegg nach rund 380 Jahren Zusammengehörigkeit zum Bleichenberg von diesem losgelöst und separat veräussert. Die folgenden Jahre sollten dreizehn Besitzerwechsel bringen, von denen selten mehr als zwei Generationen derselben Familie entspringen sollten. Nach der langen Periode, in welcher der Bromegghof zum grossen Besitz der Familie von Roll gehörte, wechselte der Bromegghof 1831 aus dem Erbe Friedrich von Rolls, welchem die Bromegg seit 1815 gehörte, ins Vermögen von Louis Gerard Joseph Emanuel Baron d'Huart, aus dem französischen Bétany. Dieser behielt den Besitz aber nur ein knappes Jahr und verkaufte die Bromegg 1832 weiter an Sebastian August de Bausice, welcher ebenfalls aus Frankreich, aus Metz, stammte. Nach nur fünf Jahren verkaufte auch er wieder. Der neue Besitzer, Daniel Philippe Merian, stammte aus Basel und behielt die Bromegg bis 1841, als bei einer Steigerung der Basler Karl La Roche den Zuschlag erhielt. 1846 kehrte die Bromegg, wieder in den Besitz einer Solothurner Familie zurück. Amanz Fidel Glutz-Blotzheim ersteigerte sie 1841 und gab sie nach seinem Tod 1861 als Erbe an seinen Sohn Rudolph Glutz- Blotzheim weiter. Er behielt den Bromegghof, bis er 1904 an Johann Ulrich Friedli aus Ochlenberg im Kanton Bern ging. Auch dieser verkaufte nach sehr kurzer Zeit. Johann Schürch erstand schliesslich 1906 das Gebäude und gab es über seine Witwe und den gemeinsamen Sohn an seinen Enkel, Paul Schürch, geboren 1928, weiter. Er war ab 1953 der Besitzer der Bromegg. Nach dem Ableben Paul Schürchs im Jahre 2013 wurde die Bromegg nach gut 200 Jahren wieder mit dem Besitz des Hinter- Bleichenbergs zusammengeführt. Schürch vermachte den Bromegghof, wie bereits 1894 Elisabeth Hänggi den Hinter-Bleichenberg, der Kongregation vom Heiligen Kreuz Ingebohl. Im Juli 2014 wechselte der Bromegghof zu seinem vorerst letzten Mal in neue Hände. Familie Schiess von Schönburg-Glauchau übernahm den Hof käuflich im Baurecht von den Ingebohler Schwestern und begann im Oktober desselben Jahres mit umfangreichen Renovationsarbeiten. Der Bromegghof hatte zuvor mehrere Jahre leer gestanden und seine letzte grössere bauliche Massnahme 1976 mit dem Einbau eines Badezimmers im Erdgeschoss erlebt. Der Zustand, in welchem sich das Gebäude befunden hat, war dementsprechend verwahrlost und baufällig.» 133 Tatarinoff-Eggenschwiler 1972, S. 3; Schmidlin 1895, S. 75; Schmidlin 1914 S. 27. 134 Tatarinoff-Eggenschwiler 1972, S. 3. 135 Ebd., S. 3. 136 137 Stöckli/Kienast/Koeppel 1996, Wettingen, S.10. Johann Hänggi hatte das erfolgreiches Ledergeschäft «en gros» am Marktplatz. Daneben war er auch noch ein äusserst erfolgreicher Landökonom. Ihm gehörten drei Höfe bei Delsberg, den Nesselhof, die Hasenburg und den Rohrberg, welche er allesamt 1844 kaufte und die zusammen eine Grösse von 850 Jucharten umfassten. Dabei leitete er den Betrieb selber und machte daraus ein Mustergut. Seine neuen Kartoffel- und Getreidesorten, welche er aus England und Übersee bezog, gediehen ausgezeichnet. Text: Anabel von Schönburg
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