Pflanzenbau aktuell, 37. kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 12.09.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 2 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Für die Jahreszeit ungewöhnlich sommerliche Temperaturen. Zum Wochenende Regen. Raps: Uneinheitliche Bestände Aufgrund der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung und insgesamt geringen Regenmenge präsentieren sich die Rapsbestände in NRW sehr unterschiedlich weit entwickelt. Während z.B. im ostwestfälischen Lage der Raps bereits das vierte bis sechste Laubblatt entwickelt, fehlt besonders auf schweren, tonigen Böden das Keimwasser. Auch innerhalb der Schläge gibt es Fehlstellen (Tonkuppen). Hier kann vorerst nur weiter abgewartet werden. In den gut entwickelten Beständen steht jetzt die erste Fungizidbehandlung an. Primär geht es in diesem Herbst um eine gute Einkürzungsleistung zur Verbesserung der Winterhärte. Phoma spielt aufgrund der trockenen Witterung ab Mitte August keine Rolle ‐ auch in den nächsten drei Wochen nicht. Befindet sich der Raps jetzt im 4 bis 6 Blattstadium, empfiehlt sich eine Behandlung mit 0,5 bis 0,75 l/ha Carax (beste Einkürzungsleistung). Zugelassene, reine Tebuconazol‐haltige Mittel sollten nicht unter 0,75 l/ha eingesetzt werden. Bei den hohen Temperaturen sind Behandlungen in den Abendstunden deutlich verträglicher! Raps: Erdfloh‐Monitoring Bislang bewegen sich die Fangzahlen des Rapserdflohs auf einem geringen Niveau. Behandlungen waren bis dato nicht notwendig. Nur vereinzelt tritt die Rübsenblattwespe auf. Deren Larvenfraß kann i.d.R. aber toleriert werden. Weiterhin sollte auf den Schwarzen Kohltriebrüssler geachtet werden (Gelbschalenfänge auch in Westf.) Nicht zuletzt wegen der Vermeidung von Resistenzen und der fehlenden Dauerwirkung bei den hohen Temperaturen, sollten Behandlungen mit Pyrethroiden zum jetzigen Zeitpunkt die absolute Ausnahme sein. Ab der zweiten Oktoberdekade ergeben sich ‐ bei Bedarf ‐ meist bessere Termine gegen die Larven der Schädlinge. Zuckerrüben: Blattkrankheiten, Rodetermin bestimmt die Behandlung In den rheinischen Anbaugebieten startet nächste Woche die Rübenernte. Die ersten Zuckerrüben werden am 14.09.2016 verarbeitet. Die Ernte in Ostwestfalen beginnt eine Woche später am 22.09.2016. Im südlichen Rheinland hat der Cercospora‐Befall in der letzten Woche witterungsbedingt, sehr warne Tagestemperaturen, kalte Nächte mit starker Taubildung, zugenommen. Obwohl auf fast allen Boniturstandorten die Befallshäufigkeit über 45 % liegt, ist eine Bekämpfung der Blattkrankheiten nur noch auf Rübenschlägen sinnvoll, die Ende Oktober oder später gerodet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt entscheidet die Befallsstärke (zerstörte Blattfläche) über eine Behandlung. Dabei kann 1 % Blattverlust durchaus hingenommen werden. Keine unnötigen Pflanzenschutzmaßnahmen durchführen! Für die Ertragsbildung spielen zu diesem späten Zeitpunkt alle pilzlichen Blattkrankheiten eine immer geringere Rolle. Das intensive wöchentliche Blattfleckenmonitoring endet für dieses Jahr. Getreide: Bei Neueinsaaten auf Schnecken achten Es konnten bis zu 15 Ackerschnecken unter den Folien gefunden werden, die im Randbereich zum „Altraps“ ausgelegt wurden. Schnecken im Altraps (Fotos E. Winkelheide) Durch den verregneten, feuchten Sommer konnten sich Schnecken optimal vermehren und ausbreiten. Gerade in den Blattfrüchten Winterraps, Zuckerrüben und Kartoffeln fanden sie optimale Bedingungen. Deswegen ist insbesondere bei der Neueinsaat des Wintergetreides auf Blattfruchtflächen auf Schnecken zu achten. Mechanisch sollte dieser Schädling durch eine mehrmalige Bodenbearbeitung bekämpft werden. Durch die Rückverfestigung werden die Hohlräume im Boden vermindert, in denen sich ansonsten die Schnecken zurückziehen. Als letzte Maßnahme ist Schneckenkorn einzusetzen. Kartoffeln: Eisenfleckigkeit tritt auf In Nordrhein‐Westfalen werden in anfälligen Sorten Knollen mit Eisenfleckigkeit gefunden, betroffene Partien schnell der Verarbeitung zuführen. Um festzustellen, ob auf der für das nächste Jahr eingeplanten Kartoffelanbaufläche ein Risiko für das Tobacco Rattle Virus bzw. Eisenfleckigkeit besteht, bietet der Pflanzenschutzdienst Nordrhein‐
Westfalen eine Bodenuntersuchung an. Dazu müssen mindestens 40 gut verteilte Einstiche pro ha, möglichst aus den bekannten Befallsnestern, bis zu einer Tiefe von mindestens 30 cm, besser bis 60 cm, genommen werden. Benötigt werden mindestens 5 l Boden. In diese Bodenprobe werden Tabakpflanzen einer bestimmten, anfälligen Sorte ausgesät. Befinden sich in der Bodenprobe virusbeladene Nematoden, können diese in die Tabakpflanze eindringen und das Virus übertragen. Zur Bestimmung des Virusbefalls wird die Tabakwurzel molekularbiologisch (PCR‐Methode) untersucht. Zur Sicherheit erfolgt eine Bestimmung und Auszählung der in der Bodenprobe vorhandenen freilebenden Nematoden. Die Untersuchungen dauern mindestens 8 Wochen. Die Kosten betragen 100,‐ € zuzüglich MwSt. Die Proben sind zu senden an: Frau Dr. Heupel, Pflanzenschutzdienst, Siebengebirgsstaße 200, 53229 Bonn Kartoffeln: Nachbau untersuchen lassen Falls auf zertifiziertes Pflanzgut verzichtet wird, sollten die für einen Nachbau vorgesehenen Partien rechtzeitig auf Virusbefall untersucht werden. Hierzu sind 100 Knollen je Partie an den Pflanzenschutzdienst, Frau Ursula Werschmann, 48147 Münster, Nevinghoff 40 zu senden. Die Kosten betragen je Probe 100,00 € + MwSt.