Programm - Konrad-Adenauer

Breslau – Europäische Kulturhauptstadt 2016
05. – 12. September 2016
Kooperationsveranstaltung des Freundeskreises der Konrad-AdenauerStiftung mit der CV-Akademie, unterstützt vom Germanistischen Institut der
Universität Breslau
Wrocław, Hotel Jana Pawla II
Ul. Świetego Idiziego 2, 50-328 Wrocław
Beginn:
Montag, 5. September 2016, 16.00 Uhr
Ende;
Montag, 12. September 2016, nach dem Frühstück
Leitung:
Prof. Dr. Udo Margedant
Das Seminar möchte Einblicke in die wechselvolle Geschichte der deutschpolnischen Beziehungen bieten und geht der Frage nach dem kulturellen Gedächtnis nach. Wie können Deutsche und Polen ihre wechselvolle und spannungsgeladene Geschichte aufarbeiten und welchen Beitrag leistet hierzu die Erinnerungskultur?
Breslau und Schlesien bieten viele Ansätze zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte: Die Begegnungsstätte Kreisau bringt die Rolle des Kreisauer Kreises als
Impuls zur Überwindung von Diktaturen ebenso nahe wie die Bedeutung der Solidarnosc für den Demokratisierungsprozess in Polen. Das Weltkulturerbe „Jahrhunderthalle“, die anlässlich der Einhundertjahrfeier der Befreiung Polens errichtet wurde, der polnische Erinnerungsort „Panorama Rclawicka“ und die witzigen Zwerge in
Breslau, die an die skurrilen Happenings
der „Orange Alternative“ zur Zeit des
Kriegsrechts (1983-1984) erinnern, sind wesentliche Bestandteile der polnischen Erinnerungskultur. Wichtige Aspekte der Aufarbeitung der gemeinsamen deutschpolnischen Geschichte liefern die Ausstellung „1000 Jahre Breslau“, der alte jüdische
Friedhof, die Friedenskirche in Schweidnitz und die Zisterzienserklöster in Leubus
und Treibnitz. Die Altstadt von Breslau mit dem Rynek, der Dominsel und der Leopoldina veranschaulicht die Bedeutung Schlesiens als europäischer Kulturraum. Breslau bietet als Europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2016 darüber hinaus ein reichhaltiges kulturelles Angebot. Vorgesehen sind Besuche eines Konzerts oder der
Oper sowie sonstiger kultureller Höhepunkte.
Kostenanteil:
ca. 700 € im DZ und 860 € im EZ
(Die genaue Höhe des Kostenanteils ist abhängig vom Wechselkurs und kann deshalb erst später ermittelt werden)
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Programm:
Montag, 5. September 2016
18.00 Uhr
Begrüßung und Einführung in das Thema:
Aspekte der wechselvollen Geschichte Schlesiens im Spannungsfeld
der europäischen Mächte
Prof. Dr. Udo Margedant
19.30 Uhr
Abendessen Hotel Jana Pawla
Dienstag, 6. September
Wrocław/Breslau eine Stadt auf der Suche nach Identität
9.00 Uhr
Rundgang durch die Altstadt:
Stadt der skurrilen Zwerge. Erinnerungen an die „Orange Alternati
12.00 Uhr
Mittagessen: La Scala, Rynek 38
15.00 Uhr
Die Dominsel: Kernzelle Breslaus
Anschließend zur freien Verfügung
Mittwoch, 7. September
Wrocław/Breslau eine Stadt mit bewegter Geschichte
9.00 Uhr
Besuch der Ausstellung „1000 Jahre Breslau“
12.00 Uhr
Mittagessen: Gospoda Wrocławska, Ul. Sukienmice 7
Anschließend zur freien Verfügung
17.00 Uhr
Das Germanistische Institut der Universität Breslau
Prof. Dr. Marek Hałub, Germanistsiches Institut
20.00 Uhr
Abendessen Barka Tumski (Nähe Hotel auf der Sandinsel)
Donnerstag, 8. September
Breslau – ein Ort des kulturellen Gedächtnisses
9.00 Uhr
Panorama Racławicka. Ein polnischer Erinnerungsort
Anschließend zur freien Verfügung
19.00 Uhr
Abendessen im ehemaligen Kneipsaal einer katholischen
Studentenverbindung, Hotel Tumski
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Freitag, 9. September
Schritte zur Überwindung von Diktaturen: Kreisauer Kreis und Solidarność
9.00 Uhr
Fahrt zum Weltkulturerbe Friedenskirche in Schweidnitz
11.30 Uhr
Die Rolle des Kreisauer Kreises in der Opposition gegen Hitler
Dr. Marcin Miodek, Universität Breslau
12.30 Uhr
Mittagessen in Kreisau
14.00 Uhr
Solidarność. Motor demokratischer Veränderungen in Polen
Dr. Marcin Miodek, Universität Breslau
15.00 Uhr
Rückfahrt mit Abstecher Alter jüdischer Friedhof
19.00 Uhr
Abendessen am Rynek (bei schönem Wetter im Freien)
Samstag, 10. September
10.00 Uhr
Fahrt mit dem Schiff zur Jahrhunderthalle und zum japanischen
Garten
13.00 Uhr
Mittagessen (Restaurant Nähe Jahrhunderthalle)
Abends Besuch einer kulturellen Veranstaltung
Sonntag, 11. September
Aspekte der deutsch-polnischen Geschichte
9.00 Uhr
Fahrt zum Gerhart-Hauptmann-Museum in Agnetendorf (dort Imbiss),
anschließend Weiterfahrt zu den Zisterzienser Klöstern in Lubiasż
(Leubus) Führung: Frau Skrobek
und Trebnica (Trebnitz)
20.00 Uhr
Abendessen Hotel Jana Pawla
Montag, 12. September
Abreise nach dem Frühstück
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Hinweise zum Verlauf des Seminars
Unterkunft
Hotel Jana Pawla II
Das 2001-202 erbaute 4-Sterne Hotel ist nach dem polnischen Papst Johannes Paul II. benannt. Es
liegt auf der Dominsel, ca. 100 m vom Dom und ca. 600 m von der Altstadt entfernt. Das Hotel verfügt
über einen privaten Parkplatz (Reservierung erforderlich). Die Zimmer sind mit TV, ISDN-Anschluss,
kostenlosem WLAN und jeweils einem Bad (mit Dusche und Föhn) ausgestattet. Das Hotel bietet einen Wäsche- und Bügelservice, einen Friseur- und Schönheitssalon sowie ein Spa & Wellnesscenter
mit Sauna an. Ein Geldautomat befindet sich vor Ort. Das Hotel ist behindertenfreundlich und mit Aufzug und Klimaanlage ausgestattet.
Literaturhinweise:
Klaus Köppel: Breslau. Niederschlesien und seine tausendjährige Hauptstadt. Trescher Verlag, Berlin 3. Aufl. 2010
Izabella Gawin: City Tripp Breslau. Verlag Rump, Bielefeld 2010
Maciej Lagiewski: Der alte jüdische Friedhof in Breslau. Via Nov (im Kiosk am Friedhof erhältlich)
Eine Kuriosität: Die Stadt der Zwerge: Über 170 witzige Bronzefiguren, die über die ganze Stadt zerstreut sind, erinnern an die „Orange Alternative“, die in der Zeit des Kriegsrechts (1983-1984) durch
skurrile Happenings von sich reden machten. Die Geschichte der „Orangen Alternative wird in den
Zwergen bildlich nachgezeichnet. (Plan bei der Tourist Information erhältlich)
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Kurzinfos zu den wichtigsten Seminarinhalten
Die Altstadt von Breslau: Orte der Erinnerungskultur
Dominsel, Rynek und Universität
Die Dominsel, der Rynek und die Universität sind die zentralen Orte in der Breslauer Altstadt und alle
vom Hotel aus in wenigen Minuten zu erreichen.
Dominsel
Die Dombrücke (Most Tumski), welche die Sandinsel mit der Dominsel verbindet, markierte die Grenze zwischen der Stadt und dem Gebiet des Breslauer Bischofs. Die gotische Kathedrale St. Johannes
der Täufer wurde ab 1241 bis zur Mitte des 15. Jh. errichtet. Von dem romanischen Vorgängerbau ist
noch die Krypta unter dem Chor erhalten. Das sechsjochige Mittelschiff mit seiner schlichten Ausstattung steht im Kontrast zur barocken Ausgestaltung der Seitenkapellen. Das Triptychon im Hochaltar
(1522) zeigt den Tod Marias. Das Chorgestühl aus dem 17. Jahrhundert zeigt in den Reliefs die Lebensgeschichte des heiligen Norbert. Die große Orgel wurde nach dem Krieg aus Teilen der Instrumente der Jahrhunderthalle und der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche zusammengesetzt. Im Mittelschiff befindet sich – vom Chorraum aus gesehen am ersten Pfeiler – der Vinzenzaltar mit einem
Bronzerelief des niederländischen Adrian de Vries von 1614. Sehenswert ist das Sterngewölbe, das
auf einer einzigen Säule ruht.
Rynek
Der 212 mal 175 Meter große Marktplatz ist das Herzstück der schachbrettartig angelegten Altstadt.
Der Rynek in Breslau ist nach Krakau, dem er zum Vorbild diente, der größte Markt in Polen. Zusammen mit dem benachbarten Salzmarkt war der Rynek 1241 im Zentrum der bedeutendsten Handelswege angelegt worden.
Das Innere des Rynek nehmen das alte und neue Rathaus und das ehemalige Händler- und
Handwerkerviertel ein. Die Anfänge des alten, gotisch geprägten Rathauses reichen bis ins Ende
des 13. Jh. zurück. Seine repräsentative Form erhielt das Gebäude zwischen 1470 und 1510. Markant
ist die Ostfassade, die sich mit ihrer Vielfalt der Stilelemente und dem um 1500 entstandenen gotischen Hauptgiebel mit einer quadratischen Sonnenuhr von den anderen Fassaden abhebt. Das Portal
auf der Westseite aus dem Jahr 1375 führt zum ehemaligen Gerichtsaal, der wie mehrere andere Säle
mit Kreuz- und Netzgewölben ausgestattet ist. Die Südfassade zeichnet sich durch eine ausgeprägte
Symmetrie aus. Über den Eingang der Südseite erreicht man den Schweidnitzer Keller. Er ist mit
seiner 700 Jahre alten Tradition der älteste Weinkeller der Stadt. Teile des Kellergewölbes stammen
aus dem Jahr 1300. 1302 tauchte der Name erstmals in den städtischen Rechnungsbüchern auf;
1332 wurde erstmals das Bier aus Schweidnitz erwähnt. Die westliche Fassade ist einfach gestaltet
und wirkt durch den Turm in der nördlichen Ecke asymmetrisch. Der 66 Meter hohe Rathausturm wurde 1558/59 in seiner heutigen Form mit einer Spitze im Renaissancestil fertiggestellt.
Die Straßennamen Eisenwaren, Töpferwaren und Tuchhallen erinnern noch heute daran, dass in den
engen Gassen die Händler- und Handwerker ihre Waren feilboten. In der 2. Hälfte des 19. Jh. muss-
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ten die Tuchhallen und die Stadtwaage dem Neuen Rathaus weichen, das sich in seinen neugotischen Formen dem alten Rathaus anpasst.
Die ältesten und bedeutendsten Bauten liegen auf der Westseite des Rynek: Haus unter den Greifen mit seinem markanten fünfstöckigen Giebel (1587-1589); Haus zum Goldenen Adler aus dem
18. Jh. mit dem Restaurant Lemberger Hof; der im Renaissancestil errichtete Polnische Hof; Haus
zur Goldenen Sonne, Barockbau (1727); Zu den Sieben Kurfürsten mit Freskenmalerei (1672).
Die Südseite des Marktes war 1945 fast vollständig abgebrannt; die Häuser wurden im Stil der Renaissance, des Barock und der Klassik wieder aufgebaut.
Von der Ostseite des Rynek führt eine kleine Straße zur Kirche St. Maria Magdalena (1226-1232).
Die heutige, dreischiffige Form mit acht Jochen wurde zwischen 1335 und 1360 errichtet. Wertvollstes
Detail der Kirche ist das romanische Portal (1150-1175), das ursprünglich das Kloster eines Vororts
schmückte und 1546 integriert wurde.
In der nordwestlichen Ecke liegen die beiden Häuschen Hänsel und Gretel mit einem barocken Torbogen, der zur Elisabethkirche führt, die zu den ältesten und größten Kirchen Breslaus zählt. In der
heutigen Form wurde die Kirche ab dem Anfang des 14. Jahrhunderts als dreischiffige Basilika erbaut.
An der Ostseite des Rynek liegt die Maria-Magdalena-Kirche. Sie entstand zwischen 1226 und 1232
und erhielt im 14. Jahrhundert ihre heutige Form. Wertvollstes Detail der Kirche ist das romanische
Portal aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, das ursprünglich zu einem später abgerissenen Kloster
gehörte.
Nördlich vom Rynek gelangt man zur Leopoldina, der Universität, die auf das 1702 von Kaiser Leopold I. gegründete Jesuitenkolleg zurückgeht. 1728 – 1741 wurde das 171 Meter lange Hauptgebäude
der Universität mit seiner barocken Außenfassade erbaut. Von den ursprünglich vorgesehenen drei
Türmen wurde lediglich der westliche über dem Hauptportal errichtet, in dem sich im 19. Jh. ein Observatorium befand. Zwei bogenförmig geschwungene Treppen führen zur Aula Leopoldina, einem
barocken Festsaal, in dem auch heute noch die feierlichen Höhepunkte des Universitätslebens stattfinden. Der Rektor und die Professoren erscheinen bei Festveranstaltungen traditionell in ihren Talaren.
Das Torgebäude des Südflügels verbindet die Universität mit der spätbarocken Jesuitenkirche
(1689-1698), die heute als Pfarrkirche genutzt wird.
Das neben der Universität gelegene Ossolineum war ursprünglich ein Kloster. Der barocke Komplex
wurde 1675-1715 erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die in Lwów (Lemberg) beheimatete Ossolineum-Bibliothek in Teilen (1,5 Mill. Exponate, u.a. eine Erstausgabe von Kopernikus aus dem Jahr
1543, Grafiken von Rembrandt und Manuskripte polnischer Nationalepen wie das „Pan Tadeusz“ von
Adam Mickiewicz) in das ehemalige Kloster. An der nahe gelegenen plac Biskupa Nankiera beherbergt der barocke, vierflügelige Barockbau des ehemaligen Prämonstratenser Klosters St. Vinzenz
heute die Neusprachliche Fakultät, u.a. auch das Germanistische Institut.
Restaurants:
Die Gospoda Wrocławska (Breslauer Gasthof) in einer Passage neben dem Neuen Rathaus ist in
der Einrichtung wie in den angebotenen Speisen altpolnisch ausgerichtet.
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La Scala, Rynek38,Restaurant im Obergeschoss mit einer sehr guten italienischen Küche (exquisite
Fisch- und Fleischgerichte)
Barka Tumski, Hotelschiff des Hauses Tumski, ehemaliger Sitz einer deutschen Studentenverbindung und Hotel Tumski
Zeugnisse des kulturellen Gedächtnisses
Die Dauerausstellung „1000 Jahre Breslau“ ist im historischen Museum in der ehemaligen königlichen Residenz angesiedelt. Deren historischer Trakt war seit Friedrich II. eine Residenz der preußischen Könige. Er wurde originalgetreu rekonstruiert und in den Rundgang durch die Stadtgeschichte
integriert.
Panorama Racławicka. Ein polnischer Erinnerungsort
Das Panorama zeigt die legendäre Schlacht von Racławice im April 1794, den letzten Sieg der Polen
über die Russen bevor das polnische Königreich aufgeteilt wurde. Das 114 mal 15 Meter große Panoramagemälde entstand 1894. Es ist in der Form der im 19. Jahrhundert in Europa beliebten Rundgemälde angelegt. Zwischen dem Zuschauerraum in der Mitte wurde eine künstliche Landschaft mit
Abhängen, Sträuchern, umgestürzten Planwagen und anderen Requisiten modelliert, welche die Illusion von Räumlichkeit vermittelt. Kanonensalven und Fanfaren vermitteln dem Betrachter das Gefühl,
unmittelbar am Kriegsgeschehen teilzunehmen. Auf der sich übergangslos anschließenden Leinwand
ist der Ablauf der Schlacht dargestellt.
Hala Stulecia (Jahrhunderthalle)
Der bedeutendste Bau des frühen 20. Jahrhunderts zählt zum Weltkulturerbe. Vorbild der Architektur
war das römische Pantheon, auf dessen stufenförmige Kuppelkonstruktion zurückgegriffen wurde. Die
Kuppel mit 65 Meter Durchmesser war 1913 das größte freitragende Bauwerk der Welt (42 Meter
hoch, gehalten von 32 geschwungenen Bindern; Gesamtfläche 11.000 Quadratmeter). Mit 222 Registern und 16.706 Pfeifen besitzt die Halle die weltweit größte Orgel.
1913 hatte in dem Pavillon und auf dem Freigelände vor der Halle die Jahrhundertausstellung stattgefunden, die zur Erinnerung an die preußischen Befreiungskriege gegen Napoleon veranstaltet worden
war. Die Stadt gedachte damit des hundertjährigen Aufrufs „An mein Volk“, den der preußische König
Friedrich Wilhelm III. in Breslau herausgegeben hatte. Im Rahmen der Eröffnung der Halle wurde am
31. Mai 1913 in der Inszenierung von Max Reinhardt das „Festspiel in deutschen Reimen“ aufgeführt,
das Gerhart Hauptmann zu diesem Anlass verfasst hatte.
Der alte jüdische Friedhof
Die jüdischen Friedhöfe in Breslau wurden zum großen Teil in der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert außerhalb der Stadtgrenzen angelegt und nach dem Vorbild von Park- und Gartenanlagen gestaltet. Von diesen Anlagen ist heute nur der Friedhof an der Lohestraße (ul. Slezna) erhalten. Die erste
Beisetzung fand Ende 1856 statt, die letzte im September 1942.
Der Friedhof ist ein einzigartiger Komplex von Grabskulpturen: Grabbauten (Gruftkapellen, Grüfte in
Form von Portiken, Baldachine, Portale u. a.) und Grabdenkmäler (Grabplatten, Stelen, Obelisken,
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Säulen, steinerne Baumstämme, Sarkophage, Portale u.a.). Der einzigartige Charakter ist vor allem
auf Haskala zurückzuführen, eine Aufklärungsbewegung, die ihren Anfang in Deutschland nahm und
das Judentum im Geiste der Assimilation zu reformieren suchte über eine Erneuerung der jüdischen
Gemeinschaft durch Einführung der Schulreform und Annäherung an das deutsche Volk. Der Prozess
manifestiert sich u. a. in der Einführung der deutschen Sprache neben der jüdischen. Das führte auch
zu zweisprachigen Grabinschriften. Die überwiegende Zahl der Grabanlagen entstand in der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts und zeichnen durch eine Stilvielfalt aus, da die Romantik, welche die Vergangenheit idealisierte, keinen einheitlichen architektonischen Stil hervorbrachte. Grabsteine und Grabmäler erinnern in ihren Formen und Konstruktionen an die Kunst des Altertums, des Mittelalters, der
Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Man findet auf dem Friedhof auch Objekte, die an
die neuzeitliche Architektur anknüpfen mit charakteristischen auf Halbsäulen und Pilastern gestützten
Giebeldächern sowie Arkadennischen, Gesimsen, geometrischen und Pflanzenornamenten u.a.
Auf dem jüdischen Friedhof haben u.a. Ferdinand Lassalle, die Eltern von Edith Stein, viele Professoren der Universität Breslau, Schriftsteller und Künstler, Bankiers und wohlhabende Kaufleute sowie
Industrielle ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Opposition gegen Diktaturen: Kreisauer Kreis und Solidarność
Die Begegnungsstätte der Stiftung Kreisau
Das Dorf Kreisau (Krzyżowa) war der Treffpunkt des „Kreisauer Kreises“ auf dem ehemaligen Gut
der Familie von Moltke. Der Kreisauer Kreis zählte wie die Gruppe um Carl Goerdeler, Wilhelm
Leuschner und Jakob Kaiser und die militärische Opposition unter der Führung von Beck und Stauffenberg zur nationalkonservativen Opposition, die in einem Erneuerungsprozess auf der Grundlage
christlicher und sozialer Werte die Rückkehr zum Rechtsstaat anstrebten, jedoch dem parlamentarischen System der Weimarer Republik kritisch gegenüber standen. Zum Kreisauer Kreis gehörten
Oppositionelle verschiedener konfessioneller und sozialer Herkunft sowie unterschiedlicher politischer
Einstellungen an (u.a. Peter Graf York von Wartenberg, der Jesuitenpater Alfred Delp, der evangelische Theologe und spätere Christdemokrat Eugen Gerstenmaier und der Sozialdemokrat Julius Leber). Nach der Verhaftung von Moltkes im Januar 1944 zerfiel der Kreis; einige Mitglieder schlossen
sich der Gruppe um Klaus Schenk Graf von Stauffenberg an.
Nach dem Treffen des polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki mit Bundeskanzler Helmut Kohl 1989 in Kreisau wurde das verfallene Gut vor allem mit Geldern der Stiftung für deutschpolnische Zusammenarbeit wieder aufgebaut. 1998 wurde die internationale Jugendbegegnungsstätte
der Stiftung Kreisau eröffnet.
Eine Ausstellung in der Begegnungsstätte erinnert an die Opposition in Osteuropa gegen totalitäre
Herrschaftssysteme. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Gewerkschaftsbewegung Solidarność
in Polen, die am Anfang des Widerstandes gegen die kommunistische Herrschaft in Osteuropa steht.
Entstanden aus der Streikwelle im Januar 1980 wurde die von Arbeitern und Intellektuellen getragene
Bewegung zur ersten demokratischen Massenorganisation in Osteuropa. Die große Resonanz der
Solidarność lässt sich nur erklären, wenn man sie in die Tradition des polnischen Widerstands stellt.
Es sei hier nur aus der neueren Zeit an den Warschauer Widerstand gegen die deutsche Besatzung
erinnert. Die Solidarność konnte auch auf das lebendige Geschichtsbewusstsein der Polen zurück-
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greifen, das über Gedenkfeiern und Denkmale aufrechterhalten wurde und auch heute noch wird.
Beispiele hierfür sind das Panorama Racławicka und die Jahrhunderthalle.
Aspekte der deutsch-polnischen Geschichte
Die Niederschlesischen Friedenskirchen
Die Friedenskirchen in Schweidnitz (Świdnica) und Jauer (Jawor), die zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Schlesien zu zählen sind, stehen auf der Weltkulturerbeliste. Die beiden Kirchen –
eine dritte Kirche in Glogau (Glogow) besteht heute nicht mehr - entstanden nach dem Dreißigjährigen
Krieg, als Kaiser Ferdinand der protestantischen Minderheit in den drei niederschlesischen Fürstentümern Glogau, Jauer und Schweidnitz das Recht einräumte, eigene Kirchen unter strengen Auflagen
zu bauen. Erlaubt waren nur Bauten aus Holz, Stroh und Lehm außerhalb des Stadtzentrums und
ohne Glockenturm. Die Grundsteinlegung der Kirche in Schweidnitz erfolgte im Jahr 1656. Nach der
Altranstädter Konvention von 1707, in der Kaiser Joseph I. den Schlesiern die Glaubensfreiheit eingeräumt hatte, durften ein Glockenturm und eine evangelische Schule auf dem Gelände errichtet werden.
Die Friedenskirche in Schweidnitz ist auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes errichtet und gilt
als größter sakraler Fachwerkbau in Europa. Der Innenraum ist von zwei- und dreigeschossigen Emporen umgeben. Die ursprünglich sehr einfach ausgestattete Kirche wurde seit dem Ende des 17.
Jahrhunderts aufwendig ausgeschmückt mit Deckenmalereien und einem barocken Hochaltar.
Schweidnitz war jahrhundertelang berühmt für sein Bier, das auch im Schweidnitzer Keller in Breslau
ausgeschenkt wurde. Der Rynek der wohlhabenden Handelsstadt Schweidnitz - 1290 Hauptstadt des
gleichnamigen Herzogtums – ist in seiner Struktur dem in Breslau ähnlich: im Innern das Rathaus und
die ehemaligen Tuchhallen, ringsum repräsentative Bürgerhäuser.
Zisterzienserklöster Lubiasż (Leubus) und Trebnica (Trebnitz)
Die Klöster der Zisterzienser im Raum um Breslau spielten bei der Christianisierung und Entwicklung
Schlesiens eine bedeutende Rolle. Die ersten Mönche kamen aus der Abtei Pforta bei Naumburg
nach 1163 nach Lubiaż. 1175 unterzeichnete Boleslaw die Stiftungsurkunde für das Kloster Leubus. In
Trebnica (Trebnitz) gründete Herzog Heinrich I auf Bitten seiner Frau Hedwig 1202 das erste Kloster
für Zisterzienserinnen, das Leubus unterstellt wurde. Der Orden entfaltete eine bedeutende wirtschaftliche Macht. Dem Kloster Leubus gehörten 65 Dörfer. Die Abtei genoss zahlreiche Privilegien und
war nur dem Papst und dem Generalabt der Zisterzienser verantwortlich. Nach dem Sieg Preußens
über die Habsburger verloren die Zisterzienser ihren Einfluss und mussten hohe Kontributionen zahlen. 1810 wurden die Klöster säkularisiert. Die Archive, Bibliotheken und Kunstschätze gingen hauptsächlich an die staatlichen Kunstsammlungen in Breslau.
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Das Kloster in Leubus zählt mit seiner 223 Metern langen Fassade zu den längsten Gebäuden in
Europa. Seine heutige, barocke Form entstand zwischen 1681 und 1739. Der Fürstensaal (Grundfläche 30 mal 15 Meter) gilt als schönster Festsaal Schlesiens und erinnert mit seinen Plastiken an die
Aula Leopoldina. Die 360 Quadratmeter große Decke zeigt in einem Ölgemälde aus zehn Leinwandtafeln das Wirken der Habsburger. Den Speisesaal des Abtsflügels schmückt ein Deckengemälde von
Michael Willmann, dem bedeutendsten Maler des schlesischen Barocks. In der Klosterkirche ist besonders das sogenannte Engelsgestühl (um 1700) im Chor hervorzuheben, während die ehemals 47
Gemälde von Michael Willmann zum Teil verschwunden sind oder sich heute in anderen Kirchen befinden.
Das Zisterzienserinnenkloster in Trebnitz ist mit dem Kult um die heilige Hedwig verbunden, die
dort 1243 starb. Die heilige Hedwig ist die Schutzpatronin Schlesiens. Die dreischiffige Klosterkirche
(203 – 1240) markiert den Übergang von der Romanik zur Gotik. Der freistehende Turm (1785) wurde
im frühklassizistischen Stil errichtet. Er verstellt den Blick auf das in einer Nische dahinter liegende
ehemalige romanische Westportal. Das um 1230 gefertigte Tympanonrelief über dem Eingang zeigt
König Salomon und die Königin Bathseba. In der 1. Hälfte des 18.Jahrhunderts wurde die Kirche barock umgestaltet. Das Grabmal der heiligen Hedwig stammt gegen Ende des 17. Jahrhunderts von
einem unbekannten Künstler. Die Krypta unter dem Chor gehört zu den ältesten romanischen Teilen
der Kirche. Der Orden der Borromäerinnen, der 1899 nach Trebnitz gezogen war, betreibt heute auf
dem ehemaligen Klostergelände ein Altenpflegeheim
Gerhart-Hauptmann-Museum
In Jagniątków (Agnetendorf) wurde 2001 im Haus Wiesenstein das neue Gerhart-HauptmannMuseum eröffnet mit einer Fotoausstellung über Hauptmann sowie Gegenständen aus seinem persönlichen Besitz. Das Gebäude dient auch als deutsch-polnisches Literatur- und Begegnungszentrum.
Gerhart Hauptmann, geb. 1862 in Ober-Salzburg/Schlesien, besuchte zunächst ein Realgymnasium in
Breslau, begann anschließend eine landwirtschaftliche Ausbildung und absolvierte die Bildhauerklasse der Breslauer Kunst- und Gewerbeschule. 1890 – 1894 lebte er mit seinem Bruder Carl (Autor des
Rübezahlbuchs) in der Künstlerkolonie Mittelschreiberau (Riesengebirge), danach bis zu seinem Tode
am 6. Juni 1946 in Agnetendorf. Mit seinen sozialkritischen, naturalistischen Theaterstücken – u.a.
„Die Weber“, „Fuhrmann Henschel“, „Rose Bernd“ und „Die Ratten“ – geriet er häufig in Konflikt mit
den staatlichen Behörden. Seine Dichterkomödie „Der Biberpelz“ zählt zu den wenigen bedeutenden
Komödien in der deutschsprachigen Literatur.
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