Die KONFLIKTMANAGERIN Auch im Schulalltag gibt es unterschiedliche Konfliktsituationen. Seit einigen Monaten begleitet Mediatorin Doris JandlAlbrecht Schüler und Lehrer in einer Linzer Volksschule beim Lösen von Konflikten. U nsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehn ten drastisch gewandelt: Kinder wachsen vermehrt in Patchworkfamilien auf, in der Schule und im Berufsleben tref fen verschiedene Kulturen aufeinander und in Medien und Computerspielen sind Kinder und Jugendliche häufig Szenen mit Gewalt und Aggressionen ausgesetzt. „Auch im Schulalltag gibt es viele verschiedene Konfliktsituatio nen. Diese reichen von Beleidigungen über Mobbing bis hin zu körperlicher Gewalt“, weiß Mediatorin Doris Jandl Albrecht. Im Vorjahr begleitete die Eferdingerin Pädagogen und Schüler in Integrationsklassen mit hohem Mi grationsanteil in einer Linzer Volks schule. Frau Jandl-Albrecht, was kann Mediation in einer Schule bewirken? Die Chance von Mediation an der Schule besteht darin, Konflikte früh zeitig zu erkennen, um zeitnah und an gemessen reagieren zu können. Was genau macht ein Mediator? Mediation fördert die Kommuni kation und einen respektvollen Um gang miteinander. Der Mediator sorgt dafür, dass Gespräche in Gang bleiben, dass Gesprächsregeln eingehalten wer den und dass ein eventuelles Macht ungleichgewicht ausgeglichen wird. Wir sind neutrale Vermittler in einem Streitfall. Erstmals arbeiten Sie als Mediatorin auch mit Kindern. Worin liegt der Unterschied zu Erwachsenen? Im Prinzip gibt es kaum einen Un terschied. Kinder sind beim Streiten genauso kreativ wie Erwachsene. Auch bei Kindern geht es in erster Linie um Anerkennung und Wertschätzung. Wie gehen Sie in Ihrer Arbeit mit Kindern vor? Ich arbeite in Kleingruppen mit vier bis fünf Kindern, zwei bis drei Stunden in der Woche. Wir arbeiten auf spieleri sche Art mit Karten und Zeichnungen. Es geht vor allem darum, Vertrauen aufzubauen. Oft nehmen Kinder einen Konflikt von zuhause mit in die Schule und können mit ihren Gefühlen (Wut, Ärger) nicht umgehen. Dann genügt ein falsches Wort von einem anderen Kind und das Ganze eskaliert. Konnten Sie schon erste Erfolge erzielen? Ja, anfangs war meine Leistung als Mediatorin nur ein Schulversuch. Nachdem unsere Arbeit gefruchtet hat te, wurde das Projekt auch für nächstes Schuljahr genehmigt. Auch Schullei tung und Pädagogen zeigten ein gro ßes Engagement. Für mich würde es Sinn machen, Mediation in Schulen im Rahmen der Nachmittagsbetreuung 1 zu integrieren. Im Idealfall sollte Me diation allerdings bereits präventiv in Kindergärten angeboten werden. Arbeiten Sie nur mit verhaltensauffälligen Kindern? Überraschend war für mich, dass auch die Kinder, die nicht durch Streit oder Gewalt aufgefallen sind, zu mir wollten. Es macht wirklich Sinn, alle Kinder miteinzubeziehen. Sie helfen und unterstützen sich gegenseitig. Tipps für eine positive Streitkultur: • Wenn Ärger vorhanden ist, diesen auf neutralem Boden (nicht dort, wo der Streit begonnen hat) ansprechen – aber mit Respekt! • Den streitenden Parteien zuhören, ihnen Zeit geben, sich Zeit nehmen. •Eine Form von Streitkultur aufbauen, die gegnerischen Parteien ausreden lassen. • JA zu Konsequenzen, NEIN zu Bestrafung. • Hände weg von Gewaltspielen und -videos.
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