M3 - Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Projekt: Reformatorische Kirche für die Gesellschaft
Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Material zu didaktischem Baustein: Berufsverständnis von Luther und die Entwicklung des Berufs
Maria Rehm-Kordesee
M2
Zitate von Luther aus verschiedenen Bänden der Weimarer Ausgabe:
„Daher kommt es, daß die Magd, so sie in ihrem Befehl hingeht und nach ihrem Amt den Hof
kehret und Mist trägt,… stracks zu gen Himmel geht auf der rechten Straß, dieweil ein
anderer, der zu St. Jakob oder zur Kirch geht, sein Amt und Werk aber liegen läßt, stracks zur
Hölle geht.“ (WA 10,309)
„Da könnt alsdann ein arm Dienstmägdlelein ernstlich die Freud im Herzen haben und sagen:
Ich koch´ jetzt, ich mach´ das Bett, ich kehre das Haus. Wer hat´s mich geheißen? Es hat mich
mein Herr und meine Frau geheißen. Wer hat ihnen nun solche Macht über mich gegeben?
Es hat Gott getan. Ei, so muß es wahr sein, daß ich nicht allein ihnen, sondern auch Gott im
Himmel diene. Wie kann ich seliger sein?! Ist es doch ebenso viel, als wenn ich Gott im
Himmel wollte kochen.“ (WA 53, 471)
„Bleib bei deinem Stande und sei zufrieden, du sitzest oben oder unten an, und hüte dich vor
dem Übersteigen, das du nicht denkst: Weil ich ein Fürst, Edel, Gelehrt, Gewaltig bin, so
muss man mich… hochheben, sondern also sagest: Behüte mich, himmlischer Vater, vor der
Hoffart. Denn ich weiß, dass der geringste Ackerknecht kann für dich besser sein denn ich.“
(WA 49,609)
W. Conze, Art: „Arbeit“, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politischsozialen Sprache in Deutschland, Bd. I, Stuttgart 1972, S. 166.
Conze – Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland:
„Der christliche Arbeitsbegriff, auch in seiner lutherischen Ausprägung, erlaubte wohl
‚Arbeiten, daß man Güter kriegt, das ist recht‘, ließ also zu, daß der Mensch durch Arbeit in
Auskömmlichkeit und Wohlstand lebte, wenn es ihm möglich war; er gestattete aber nicht,
darin den Inhalt des Lebens oder gar das Streben nach Akkumulation und Expansion von
Kapital und Wirtschaftsmacht zu sehen. Zum christlichen (lutherischen) Arbeitsbegriff
gehörte Zufriedenheit im Hinblick auf irdischen Besitz, an dem das ‚Herz‘ nicht hängen sollte.
In der modernen Erwerbswelt aber darf es reine Zufriedenheit nicht mehr geben, weil sie
prinzipiell Stillstand und Rückschritt bedingt. So führt keine Brücke von christlicher Arbeit
zum modernen ‚Kapitalismus‘. Die moderne Arbeitswelt ist achristlich, im Kern
antichristlich…“