Installations-Gottesdienst von Pfarrer Jürg Martin Baumgartner, 11. September 2016 Lieber Jürg Herzliche Gratulation zur Amtseinsetzung als Pfarrer unserer Kirchgemeinde Wollishofen. Ich wünsche Dir, dass in Erfüllung geht, was Du eben ausgesprochen hast, dass Gott Dir helfe! Und Dir Niklaus Peter danke ich, dass Du als Dekan des Pfarrkapitels Zürich heute bei uns bist und Jürg Baumgartner in sein Amt eingesetzt hast. Mit dieser Installation wird auch das Wirken der an der Kirchgemeindeversammlung vom 6. April 2014 gewählte Pfarrwahlkommission beendet. Sie bleibt gemäss der Verordnung über das Pfarramt im Amt, bis die Installation erfolgt ist. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen dieses Gremiums, die vom Sommer 2014 bis zur Wahl von Jürg Baumgartner durch die Kirchgemeindeversammlung Wollishofen am 25. Oktober 2015 diese Wahl mit grossem Einsatz vorbereitet und unterstützt haben. Und ich danke Ihnen, sehr verehrte Anwesende, dass Sie heute Zeuginnen und Zeugen dieser Amtseinsetzung sind. Sie bekunden damit die Verbundenheit mit unserer Kirche, mit unserer Gemeinde und mit Pfarrer Jürg Baumgartner und lassen so Kirche Wirklichkeit werden, die nach unserer Kirchenordnung „überall dort ist, wo Gottes Wort aufgrund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes verkündigt und gehört wird“. und überall dort ist, „wo Menschen durch Glaube, Hoffnung und Liebe das Reich Gottes in Wort und Tat bezeugen“. Jürg Baumgartner hat für den heutigen Gottesdienst zusammen mit Niklaus Peter einen eindrücklichen Text aus dem Lukas-Evangelium ausgewählt, „die Stillung des Seesturms“. Die Inspiration orientiert sich an der Glasscheibe von Max Hunziker „Die Scheibe des Vertrauens“. Zwar könnten wir auch annehmen, dass Jürg Baumgartner, der sich bei uns in der Pfarrwahlkommission seinerzeit selbst als „Seebueb“ vorgestellt hat, in Rapperswil aufgewachsen ist und Ferien in Wollishofen verbracht hat, sich zum See und dem Element Wasser, er ist ja im Zeichen des Wassermanns geboren, hingezogen fühlt. Ich denke jedoch, da würden wir zu stark an der Oberfläche bleiben. Ich habe Jürg Baumgartner als einen Theologen kennengelernt, der über einen sehr weit gezogenen Tellerrand verfügt, der seine Einsicht an verschiedenen Aus- und Einblicken geschärft hat, der stets verschiedene Aspekte und Richtungen in seinen Horizont einbezieht und der gerne Zusammenhänge und Systeme erkennen und begreifen will. Jürg Baumgartner ist dabei geerdet, gut verankert, sorgfältig, abwägend und steht auf sicherem Boden, dem Boden seines Glaubens. Vertrauen, Gott-Vertrauen, liebe Anwesende, wie es im Text und auf der Glasscheibe zum Ausdruck kommt, tut Not, heute und in Zukunft. Wir sehen zu, wie dieser Planet immer wärmer wird, wir nehmen wahr, wie die Völkergemeinschaft ohnmächtig den Tod, die Flucht und das Leid von hunderttausenden von Menschen in Syrien zur Kenntnis nimmt, wir erfinden völkerrechtlich bedenkliche Kniffs und Winkelzüge, setzen dafür viel Geld ein, um unsere Insel der Glückseligkeit für uns selbst bewahren zu können, statt, dass wir uns dafür einsetzen, dass Menschen dort eine Perspektive erhalten bzw. bewahren, wo sie sich – wie wir uns hier – heimisch fühlen. Wir konzentrieren uns ferner auch in unserer Zürcher Kirche sehr darauf, die Kontrolle über die Geschehnisse zu behalten, obwohl wir immer wieder betonen, dass es um Kirche sein, um Inhalte geht und wir der Organisation wenig Bedeutung zumessen. Wo ist da unser Vertrauen in positive Kräfte, in den Beistand Gottes? Dieser ist nicht da, wo wir warten, verzagen, zusehen und hoffen, dass andere etwas tun, sondern da, wo wir unserer Überzeugung – unserem Glauben - konstruktive Handlungen folgen lassen, wo wir Gemeinschaften bilden und andere Menschen einbeziehen, wo wir immer wieder Chancen bieten, Chancen sehen und Chancen nutzen, mutig für die Sache Gottes. Deshalb finde ich es ermutigend, wenn Junge und Alte, Angestellte und Laien, sich in der Enge, in Leimbach und Wollishofen im Rahmen der Reform für eine Kirchgemeinde Zürich und einen Kirchenkreis Zürich 2 einsetzen, die offen, engagiert, auf die Anliegen der heutigen Menschen fokussiert spiritueller Ort vieler Menschen guten Willens sein wollen, aber auch Wächterinnen einer ethischen Haltung, die einbezieht und nicht ausgrenzt. Ich finde es überdies ermutigend, wenn sich Freundeskreis und Kirchgemeinde für eine KunstKlangKirche Auf der Egg stark machen, die die Tore öffnet für Menschen, denen Wahrhaftigkeit, spirituelle Erbauung wichtig sind, die intellektuell ernst genommen werden wollen, die authentisches Wirken suchen und wollen, die akzeptiert sein wollen in ihren kritischen Positionierungen, die kunst- und diskurs-interessiert sind, die sich in ihrem Empfinden und Ausdrücken einbringen wollen, die Ansprüche an die Breite eines Programms haben, aber nicht Beliebigkeit erwarten. Ich finde es auch ermutigend, wenn die Kirchenpflegen Wollishofen und Leimbach beim Kirchenrat eine teilzeitliche Projektpfarrstelle beantragen, die der auch baulichen Entwicklung dieser Stadt, den damit verbundenen gesellschaftlichen und persönlichen Umwälzungen und der Frage nachgehen soll, was die Kirche dazu zu sagen und zu bieten hat. Ich meine, es ist Einiges. Und ich finde es ermutigend, wenn Du Dich, lieber Jürg, aus Winterthur an unsere Kirche als Pfarrer mit dem Schwerpunkt rpg, Gemeindeaufbau mit Kindern, Eltern, Familien im Blick, wählen lässt und damit zu verstehen gibst, wie wichtig Dir der generationenübergreifende Aufbau vom Fundament her und die Teilhabe an einem solidarischen, verlässlichen Netz von allenfalls Gleichgesinnten, aber sicher von Gleichbetroffenen ist. Vertrauen gibt, liebe Anwesende, Kraft, die wir einsetzen, die motiviert, sich für Menschen, für eine Sache zu engagieren, die trägt und erfüllt, wenn Sturm aufkommt, in uns, um uns, in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft. Grosse und kleinere Stürme werden aufkommen, auch bei uns. Ich bin dann froh, Dich, Jürg Baumgartner, hier in Wollishofen, in Zürich, im Zeichen der Zuordnung an Bord mit auf der „Kommandobrücke“ zu wissen. Ich bin froh, dass Du Dich im Februar 2015 auf unsere Ausschreibung hin beworben hast, und ich bin froh, dass wir heute an Deiner Amtseinsetzung dabei sein dürfen. Im Vertrauen auf Deinen Grund, Deine Kraft und Deinen Mut wünsche ich Dir in der Arbeit auf unserem Schiff das Vertrauen in den Beistand Gottes, in die Nachfolge Christi und das Wirken des Geistes, wo immer Du stehst und Dich bewegst. Ganz herzlich heisse ich Dich, Corinna und Dario namens der Kirchenpflege Wollishofen unter uns willkommen. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Zeichen des Vertrauens und des gemeinsamen Tuns! Bruno Hohl, Präsident Reformierte Kirche Wollishofen
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