Diakon Uwe Groß, kath. Kirche in Wiesbaden hr2-kultur, Zuspruch am Morgen, Samstag, 10. September 2016 Wenn das Beten sich lohnen würde In Hanau wird nächste Woche auf kölsch gerockt, denn BAP spielt am nächsten Mittwoch im Amphitheater. 40 Jahre tourt die Kultband jetzt schon durch Deutschland. Immer wieder haben sie sich eingemischt mit ihren kritischen Texten. Die Jungs um Wolfgang Niedecken beziehen in ihren Liedern Stellung gegen Diskriminierung, Rassismus, Umweltverschmutzung und Krieg. Viele von uns sind mit ihnen groß geworden und können Songs wie „Verdamp lang her“ oder „Do kanns zaubre“ auswendig. In ihren frühen Jahren hat die Band aus Köln auch ein Lied übers Beten geschrieben: „Wenn et Bedde sich lohne däät.“ Wenn das Beten sich lohnen würde. Da heißt es, von kölsch auf deutsch übersetzt, „Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl, was ich dann beten würde. Ohne Prioritäten, einfach so wie es käme, fing ich an, jeder und jedes käm dran, für all das wo der Wurm drin, für all das was mich immer schon quält, für all das was sich wohl niemals ändert, klar und auch für das was mir gefällt, für die Domtaube, die verkrüppelt verendet in der Gosse, bis zu den Psalmen, für das Wetter und die Stunden mit dir, die zu kurz sind. Ich würde beten für was ich gerade Lust hätte, doch für nichts, wo mir wer sagt: Du musst.“ Für mich trifft das genau den Punkt beim Beten: Alles, was uns bewegt, hat Platz bei Gott. Unsere Traurigkeiten, Zweifel, Anfragen, unserer Mutlosigkeiten, unser Mitleiden und natürlich auch unsere Freude und unser Glück. Doch für nichts, wo mir wer sagt: Du musst. Zwang und Druck haben mit einem Gebet nichts zu tun. Im Gebet geht es darum, dass ich meine Welt, mein Erleben vor Gott stelle. Gott wie einem guten Freund alles anvertrauen kann. Meinen Neid, meinen Hass und meinen Zorn ebenso, wie meine Sorgen um geliebte Menschen oder meine Angst. Natürlich kann ich Gott auch danken. BAP singt weiter: „Ich würde eine Kerze aufstellen für Elvis, würde eine Messe bestellen für John, Prozessionen, die gingen für Janis, all die Helden, die würden belohnt.“ Ja – in einer Kirche eine Kerze aufstellen, im Gottesdienst an einen Freund denken, dem es nicht gut geht, und auch für andere auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. All das können Wege sein zu beten. Jesus sagt: Ihr braucht nicht viele Worte zu machen, wenn ihr betet. Unser ganzes Leben kann Gebet sein, die Art und Weise wie wir mit andern umgehen und auch mit uns selbst. BAP schließt in dem Lied mit der Zeile: „Vielleicht beneide ich auch, die glauben können.“ Vielen fällt es schwer zu beten. Sie fragen sich, ob das irgendwo ankommt, ob es sich lohnt. Niemand weiß sicher, was das Beten bewirkt. Viele Menschen über die Jahrtausende haben aber im Gebet eine Hilfe für sich gefunden. Mutter Teresa hat einmal gesagt: „Beten verändert Menschen und Menschen verändern die Welt.“ In diesem Sinn lohnt sich wohl auch für BAP das Beten, denn wer hat schon was gegen eine bessere Welt... 1
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