MARKTBERICHT VOLKSWIRTSCHAFT FOKUS ÖLMÄRKTE 13. September 2016 Ob Trump oder Clinton: Ölhändler müssen sich anschnallen Selten zuvor waren die US-Präsidentschaftswahlen so wichtig für die Ölmärkte. Der globale Ölpreis von morgen hängt davon ab, wer gewählt und wie die entgegengesetzten energiepolitischen Programme der beiden Kandidaten Trump und Clinton umgesetzt werden. Denn der Republikaner Donald Trump propagiert die Energieunabhängigkeit der USA während die Demokratin Hillary Clinton den Klimawandel bekämpfen möchte. Darauf werden die Ölpreise reagieren, mit langfristigen Implikationen. Jan Edelmann Telefon: 040-3333-15206 Ölpreisentwicklung (USD/Barrel) 140 "Wir werden buddeln und fracken wo es nur geht" Während des Vorwahlkampfs hat Donald Trump mehrfach erklärt, eine Kehrtwende in der amerikanischen Energiepolitik einzuschlagen, sollte er am 8. November ins Präsidentenamt gewählt werden. Der Republikaner verspricht im Erfolgsfalle die Regulierungen im Energiebereich zu lockern, temporär zu verbieten bzw. auf ihre Notwendigkeit überprüfen zu lassen – darunter insbesondere Umweltschutzauflagen. Trump legt seinen Fokus auf billige Energie als Jobmotor. Die Bekämpfung des Klimawandels sei „die größte Bedrohung für zukünftige Generationen“, sie vernichte den Wohlstand. Klimaschutzmaßnahmen sollen daher beendet werden und die konventionelle Energieversorgung wieder zu alter Stärke zurückfinden. 110 80 50 20 Aug-11 Aug-12 Aug-13 Aug-14 Brent Aug-15 Aug-16 WTI Quellen: Bloomberg, HSH Nordbank Trump verspricht daher die Förderung von Rohöl auszubauen und den Konkurrenten wie der OPEC Marktanteile abzunehmen. Dies bekräftigte er mit der Aussage: „Der Nahe Osten muss unsere Botschaft laut und deutlich zu hören kriegen: Wir hören auf, auf Knien zu euch gekrochen zu kommen. Wir werden buddeln und fracken, wo es nur geht, Hauptsache, die Energiepreise würden sinken und die Abhängigkeit von Energie aus anderen Staaten auch.“ Mit einer möglichst regulierungsarmen Politik soll die USÖlindustrie kostengünstig Öl fördern können, um im Wettbewerb mit den OPEC-Staaten und Russland standhalten zu können. Um dies zu ermöglichen plant Trump zusätzliches Land zur Erschließung und Förderung von Rohöl freizugeben. Dabei würde das Augenmerk vor allem auf die großen US-Schieferölregionen (Permian, Bakken. Eagle Ford) gelegt werden, wo die Erschließung und Förderung besonders kostengünstig möglich ist. Umständliche Hürden bei der Projektentwicklung verspricht Trump zu beseitigen (z.B. Beschleunigung der Bearbeitungszeit von Förderanträgen), um die Kosten möglichst gering zu halten. Rohölnachfrage in % der globalen Nachfrage Trump könnte mit dieser Politik den Grundstein für eine erneute Ausweitung des USÖlangebots legen, nachdem in den letzten Monaten die Förderung deutlich zurückgegangen war. Derzeit produziert die USA rund 10 Prozent des weltweiten Fördervolumens. Wenn es Trump gelingt, die US-Ölförderung in den nächsten zwei Jahren um ein bis zwei Millionen Barrels/Tag anzuheben, würde das weltweite Überangebot weiter steigen und den Ölpreis unter Druck setzen. Hier könnte sich die Katze allerdings in den Schwanz beißen: je erfolgreicher Trump die Ölförderung nach oben treibt, desto tiefer würde der Ölpreis fallen. Bei Preisniveaus von 35 US-Dollar/Barrel für die Sorte Brent können viele Fracker nicht mehr mithalten, Regulierungsabbau hin oder her. Der Preis würde sich rasch wieder erholen. Dennoch: Bei 40 US-Dollar könnte sich unter einem Trump-Regime für einige Jahre tatsächlich das Preisniveau einpendeln. Denn die Ölproduktion in % des globalen Angebots 11 19 China USA Rest der Welt 63 Quelle: EIA 31% 43% OPEC USA Russland Rest der Welt 15% 11% Quelle: EIA, Bloomberg HSH NORDBANK.DE WERBEMITTEILUNG FOKUS ÖLMÄRKTE 13. September 2016 SEITE 1 Frackingindustrie hat in den vergangenen Jahren kräftige Effizienzzuwächse erzielt. Zudem haben die Zulieferfirmen deutliche Rabatte auf die Förderausrüstung gewährt. Kommen jetzt noch Einsparungen durch schlankere Genehmigungsverfahren und geringere Umweltauflagen dazu, ist es möglich, dass der Ölpreis wieder dahin gelangt, wo er im Jahr 2009 zurückgefallen war, bei 40 US-Dollar pro Barrel. Die Kehrseite ist, dass der Investitionsstau bei den besonders kapitalintensiven Ölprojekten wie Tiefseebohrungen und Ölsanden anhalten würde, was in vier oder fünf Jahren dann zu einem Preissprung am Ölmarkt führen würde, zumal auch die Frackingquellen in den USA endlich sind. Ein Ölpreis von 100 US-Dollar wäre dann in fünf Jahren ohne weiteres möglich. Clintons Energiewende wird die Ölnachfrage dämpfen Hillary Clinton hingegen hat angekündigt, im Fall ihrer Wahl eine vollkommen andere Politik zu verfolgen. Die Demokratin möchte den Ausstieg aus der konventionellen Energieerzeugung. Die angekündigte „Energiewende“ der Demokratin Clinton stellt eine langfristige Bedrohung für die US-Ölnachfrage und die Ölindustrie dar. Nachdem die USA sich nun dem Pariser Klimaabkommen angeschlossen haben und auch in Amerika zunehmend ein Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels zu entstehen scheint, wirken die geplanten Vorhaben wesentlich glaubwürdiger als in der Vergangenheit. Schaffen es die USA – mit einem Anteil von 19 Prozent größter Rohölkonsument der Welt – ihre Ölnachfrage nachhaltig in einen sinkenden Trend umzukehren, wird dies am Ölmarkt Spuren hinterlassen, deutlicher und vor allem nachhaltiger als bei Trumps Politik. Innerhalb von zehn Jahren soll die Ölnachfrage gemäß Clintons Wahlprogramm um vier bis fünf Millionen Barrels/Tag sinken, was vermutlich in erster Linie zu Lasten der Importe gehen dürfte. Zwar hat Clinton auch eine strengere Regulierung für den Frackingsektor angekündigt, aber eine harte Linie gegen diese Industrie ist von der für ihren Pragmatismus bekannte Clinton nicht zu erwarten. US-Rohölnachfrage in 1000 Barrel/Tag 18000 16000 14000 12000 10000 Jan-08 Jan-10 Jan-12 Jan-14 Jan-16 Quelle: EIA, Bloomberg, HSH Nordbank Volkswirtschaft & Research Der Rohölpreis würde dabei nicht nur durch den Rückgang der Nachfrage belastet, sondern auch durch die zu erwartenden Gegenreaktionen der übrigen ölproduzierenden Staaten. Für sie stiege die Gefahr, langfristig auf ihrem Öl „sitzenzubleiben“. Die rationalste Reaktion wäre in einem solchen Fall, den Output möglichst zeitnah zu steigern. Dadurch würden die Preise zusätzlich unter Druck geraten, doch wäre dies immer noch die ertragsreichere Variante, als Ölvorräte in ferner Zukunft gar nicht mehr absetzen zu können. Zwar würden viele Produzenten aufgrund von Kostenüberlegungen ihre Investitionstätigkeit einstellen, was das Angebot belasten dürfte. Mit dem gleichzeitigen Rückgang der Nachfrage hielte sich der dadurch ausgelöste Preiseffekt jedoch in Grenzen. Und das ist der grundlegende Unterschied zum Trump-Scenario: Der Rückgang des Ölpreises wäre unter Clinton nachhaltiger als bei Trump. Auch wenn die im Wahlkampf kommunizierten Einsparziele der Demokratin zu ehrgeizig formuliert sein mögen, rechnen wir dennoch auf lange Sicht, dass die Pariser Klimaziele von einer demokratischen Präsidentin HSH NORDBANK.DE WERBEMITTEILUNG FOKUS ÖLMÄRKTE 13. September 2016 SEITE 2 nicht ignoriert werden. Damit aber würden die Ölpreise vermutlich auch im Jahr 2020 noch unter 40 US-Dollar liegen. Düstere Perspektiven für den Ölpreis So oder so, es bleibt für den Ölpreis turbulent in den kommenden Jahren. Über die nächsten drei Jahre dürften die Ölpreise sowohl bei einer Clinton-Administration als auch bei einem Präsidenten Trump unter Druck geraten. Clinton dürfte für eine geringere Nachfrage nach dem schwarzen Gold sorgen, Trump den Boom im Frackingsektor verlängern und dadurch das Ölangebot ausweiten. Ölpreisentwicklung (Brent) in beiden Szenarien in US-Dollar/Barrel 100 80 60 40 20 Jan-16 Jan-17 Jan-18 Historischer Ölpreis (Brent) Jan-19 Jan-20 Clinton Jan-21 Trump Quelle: Bloomberg, HSH Nordbank Bei einer Präsidentin Clinton werden die Ölpreise vermutlich auch noch im Jahr 2020 unter 40 US-Dollar liegen. Trumps Energiepolitik wird dagegen dazu führen, dass der globale Investitionsstau bei komplexen Ölprojekten anhält und der Ölpreis 2025 ohne weiteres auf den Knappheitspreis von 100 US-Dollar steigen würde. Ölpreisprognose Ölpreis (Brent) Clinton Trum p 2016 2017 2018 2019 2020 45 45 45 40 43 50 42 60 40 1 00 Quelle: HSH Nordbank Volkswirtschaft & Research GLOSSAR Das Glossar für unsere Research-Publikationen finden Sie unter www.hsh-nordbank.de/wochenbarometer HSH NORDBANK.DE WERBEMITTEILUNG FOKUS ÖLMÄRKTE 13. September 2016 SEITE 3 IMPRESSUM HSH NORDBANK AG HAMBURG: Gerhart-Hauptmann-Platz KIEL: Martensdamm 50, 20095 Hamburg, Telefon 040 3333-0, Fax 040 3333-34001 6, 24103 Kiel, Telefon 0431 900-01, Fax 0431 900-34002 REDAKTION UND VERSAND Volkswirtschaft & Research Dr. Cyrus de la Rubia Chefvolkswirt Tel.: -15260 Sintje Boie Analystin Tel.: -12820 Volker Brokelmann, CFA Credit Analyst Tel.: -12249 Jan Edelmann Analyst Tel.: -15206 Stefan Gäde Analyst Tel.: -12029 Patrick Harms Analyst Tel.: -15207 Thomas Miller, CFA Credit Analyst Tel.: -12056 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 13. September 2016 WEITERE ANSPRECHPARTNER DER HSH NORDBANK Sparkassen & Financial Institutions Nord Sparkassen & Financial Institutions Süd Nico Hamm Thomas Schmidt Tel.: 0431-900-25263 Tel.: 0431-900-25164 Thomas Benthien Tel.: 0431-90025000 Michal Achczynski Jan Vassel Tel.: 0431-900-25528 Tel.: 0431-900-11778 Florian Böge Christian Wiedner Tel.: 0431-900-25231 Tel.: 0431-900-25465 Jörg Fangmeier Tel.: 0431-900-25139 Ingo Kiesler Tel.: 0431-900-25508 Brigitte Kießling Tel.: 0431-900—25172 Anja Kunze Tel.: 0431-900-25526 Philipp Morszeck Tel.: 0431-900-25260 Sales Corporates and Real Estate Steffen Wildner Tel.: 0431-900-25138 Kristin Ehrhorn Tel.: 0431-900-25152 Thorsten Aberle Tel.: 0431-900-25462 Sales Shipping, Energy & Infrastructure Ariane Böhme Tel.: 0431-900-25144 Stefan Masannek Tel.: 0431-900-25550 Nicole Chatenay Tel.: 0431-900-25590 Debt Solutions Sebastian Evers Tel.: 0431-900-25142 Frank Jesse Tel.: 0431-900-25131 Sebastian Lang Tel.: 0431-900-25517 Tobias Linde Tel.: 0431-900-25520 Maik Laske Tel.: 0431-900-25622 Klaus-Tim Voss Tel.: 0431-900-25624 Claas Behrens Tel.: 0431-900-25463 Jan Eibich Tel.: 0431-900-25311 Helge Strack Tel.: 0431-900-25184 Bodo Stadler Tel.: 0431-900-25143 Disclaimer Die in dieser Publikation enthaltenen Marktinformationen sind zu allgemeinen Informationszwecken erstellt worden und ausschließlich zur Information bestimmt. Sie ersetzen weder eigene Marktrecherchen noch sonstige rechtliche, steuerliche oder finanzielle Information oder Beratung. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kauf- oder Verkaufsaufforderung. Die HSH Nordbank AG weist darauf hin, dass die dargestellten Marktinformationen nur für Anleger mit eigener wirtschaftlicher Erfahrung, die die Risiken und Chancen des/der hier dargestellten Marktes/Märkte abschätzen können und sich umfassend aus verschiedenen Quellen informieren, bestimmt sind. Die in dieser Publikation enthaltenen Aussagen und Angaben basieren auf Informationen, die die HSH Nordbank AG gründlich recherchiert bzw. aus allgemein zugänglichen, von der HSH Nordbank AG nicht überprüfbaren Quellen, die sie für verlässlich erachtet, bezogen hat: Die HSH Nordbank AG hält die verwendeten Quellen zwar für verlässlich, kann deren Zuverlässigkeit jedoch nicht mit letzter Gewissheit überprüfen. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand nicht statt. Zudem enthält diese Publikation Schätzungen und Prognosen, die auf zahlreichen Annahmen und subjektiven Bewertungen sowohl der HSH Nordbank AG als auch anderer Quellen beruhen und lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe darstellen. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen die HSH Nordbank AG und ihre Mitarbeiter und Organe keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen und Prognosen. Dieses Dokument kann nur gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in den jeweiligen Ländern verteilt werden, und Personen, die im Besitz dieses Dokuments sind, sollten sich über die anwendbaren lokalen Bestimmungen informieren. Diese Unterlagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentliche Angaben und können von Informationen und Einschätzungen anderer Quellen/Marktteilnehmer abweichen. Weder die HSH Nordbank AG noch ihre Organe oder Mitarbeiter können für Verluste haftbar gemacht werden, die durch die Nutzung dieser Publikation oder ihrer Inhalte oder sonst im Zusammenhang mit dieser Publikation entstanden sind. Die HSH Nordbank AG weist darauf hin, dass eine Weitergabe der vorliegenden Materialien an Dritte nicht zulässig ist. Schäden, die der HSH Nordbank AG aus der unerlaubten Weitergabe dieser Materialien an Dritte entstehen, hat der Weitergebende in voller Höhe zu ersetzen. Von Ansprüchen Dritter, die auf der unerlaubten Weitergabe dieser Materialien beruhen, und damit im Zusammenhang stehenden Rechtsverteidigungskosten hat er die HSH Nordbank AG freizuhalten. Dies gilt insbesondere auch für eine Weitergabe dieser Publikation oder von Informationen daraus an U.S. Personen oder Personen in Großbritannien. Es handelt sich hierbei um eine Publikation. Diese Publikation genügt nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegt nicht einem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Die HSH Nordbank unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn sowie der Europäischen Zentralbank, Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main. HSH NORDBANK.DE WERBEMITTEILUNG FOKUS ÖLMÄRKTE 13. September 2016 SEITE 4
© Copyright 2024 ExpyDoc