Radiogottesdienst am 11. September 2016 St. Clemens in Bad Iburg Predigt von Pfarrer Heinrich Bernhard Kraienhorst Predigttext: Exodus 32, 7-11, 13-14; Timotheus 1, 12-17 Lukas 15, 1-10 Liebe Gemeinde! Schafe und Drachmen. Wenn Jesus davon spricht, dann wissen die Menschen um ihn herum Bescheid. Lebensalltag vor zweitausend Jahren. Diese Welt ist uns sehr fern. Manche von uns können den Wert eines Schafes vielleicht erahnen. Aber eine Drachme? Diese kleinen Silbermünzen waren damals rund um das Mittelmeer verbreitet, aber wohl kaum einer von uns hat sie je in der Hand gehabt. Und trotzdem verstehen wir sofort, was Jesus sagen will. Es geht etwas Wichtiges verloren. Eins von hundert Schafen, eine von zehn Drachmen. Gut, sie haben einen gewissen Wert. Aber: Man könnte den Verlust irgendwie verkraften. Kosten und Nutzen müssen ja in Relation bleiben, ab einem bestimmten Punkt lohnt der Aufwand einfach nicht mehr. Was verloren ist, muss man manchmal einfach abschreiben. Ich denke, das war vor zweitausend Jahren nicht anders als heute. Aber Jesus erzählt die Geschichte anders: Der Schafhirt sucht das eine Schaf, bis er es findet obwohl er neunundneunzig zurücklassen muss. Und die Frau kehrt in ihrem Haus das Unterste zuoberst, bis sie die verlorene Drachme gefunden hat. Und jetzt kommen wir an den Kern der Geschichte: Ein Schaf, irgendwo in der Wüste verloren, eine Drachme, irgendwo im Haus verloren, verloren ist auch der Sohn, der sein Erbteil verprasst hat, von ihm handelt die Fortsetzung des heutigen Evangeliums. Ein Gegenstand, ein Tier, ein Mensch - verloren. Und Jesus erzählt von dem, der sich auf die Suche macht. Kein erhobener Zeigefinger, kein Vorwurf: Er fängt einfach an zu suchen. Unter allen Umständen. In jedem Fall. Und wenn es nötig ist, sucht er auch ganz allein. Gott sucht. Er lässt den verlorenen Menschen nicht zurück. Gott sucht. Und er lässt nicht locker, bis er gefunden hat. Ein wunderbares Gleichnis, eine wahrhaft Frohe Botschaft. Die Botschaft vom suchenden Gott. Liebe Gemeinde, in einem großen Gedicht des Mittelalters heißt es: „Denk, o Jesus, der Beschwerden, die du trugst für mich auf Erden, lass mich nicht zuschanden werden. Hast gesucht mich unverdrossen, hast am Kreuz dein Blut vergossen; sei es nicht umsonst geflossen!“ Liebe Gemeinde, „Hast gesucht mich unverdrossen“ - in Jesus Christus macht sich Gott auf die Suche nach uns. Wir müssen es zugeben: Gerade die Frommen tun sich schwer mit den Verlorenen, die so weit weg scheinen von Gott. Das Evangelium sagt aber immer wieder: Wir dürfen einen Menschen niemals aufgeben. Wir haben nur das eine Recht, uns mit Gott auf die Suche nach ihm zu machen. Und sei es "nur" durch unser fürbittendes Gebet. Das heißt aber auch für uns: Wir dürfen uns niemals selber aufgeben. Gott ist immer auf der Suche nach uns - wie nach dem verlorenen Geldstück, das er aus dem Staub des Bodens wieder aufhebt. Wir müssen uns nur finden lassen. Und dann wird die Freude groß sein. Amen. Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche
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