Was schützt vor Dialyse?

AKUTES NIERENVERSAGEN
Was
schützt vor
Dialyse?
Die intensivmedizinische Behandlung des akuten
Nierenversagens mit kontinuierlichen Nierenersatzverfahren bewahrt wirksamer als mit intermittierenden Verfahren vor dauerhafter Dialysepflicht. Das zeigt ein Health Technology Assessment (HTA) des IGES-Institutes. Demnach benötigen 82 % der überlebenden Patienten, die initial
mit einem kontinuierlichen Verfahren (CRRT,
Continuous Renal Replacement Therapy) behandelt wurden, im Anschluss keine Dialyse mehr.
Von den mit intermittierenden Verfahren (IRRT,
Intermittent Renal Replacement Therapy) therapierten Patienten waren es nur 71 %, wie der beim
Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) publizierte HTA-Bericht zeigt.
Der Vorteil kontinuierlicher Nierenersatzverfahren zeigt sich bei Betrachtung der gegenwärtig
verfügbaren Studienlage bis zu einem Zeitraum
von drei Monaten nach der Behandlung. Für Zeitperioden darüber hinaus konnten nur sehr wenige
Studien identifiziert werden, so dass valide Aussagen hierzu aktuell nicht möglich sind.
In den HTA-Bericht bezogen die IGES-Wissenschaftler 49 Studien ein. Neu im Vergleich zu vorausgegangenen Auswertungen zu dem Thema ist,
dass sowohl Interventions- als auch vergleichende
Beobachtungsstudien analysiert wurden, um alle
verfügbaren relevanten Informationen zu berücksichtigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass hierdurch
Daten längerer Beobachtungszeiträume in die
Analyse einflossen. Ferner kann die Behandlungsrealität von einer großen unselektierten Patientenpopulation abgebildet werden.
Die einbezogenen Beobachtungsstudien erklären
auch die höhere Sterblichkeit von Patienten unter
kontinuierlicher Dialysebehandlung. Aufgrund des
erwarteten Vorteils des langsameren und kreislaufschonenderen Flüssigkeitsentzuges werden kontinuierliche Verfahren insbesondere bei kritisch kranken Patienten präferiert, die per se ein höheres Mortalitätsrisiko besitzen. Es gibt Hinweise darauf, dass
durch eine geringere Anzahl dialysepflichtiger Patienten, das kontinuierliche Verfahren langfristig
kosteneffektiv sein könnte.
EB
Perspektiven der Urologie und Nephrologie 2016
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