gngeldgeschichtliche nachrichten

GN
GELD G ES C H I C H T LI C H E
NAC H R I C H TEN
D 1554 F 51. Jg. · September 2016 · Heft 287
Herausgeber: Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte
Gemeinnützige Forschungsgesellschaft e.V., Frankfurt am Main
I
INHALT
GELDGESCHICHTLICHE NACHRICHTEN
Geldgeschichtliche Nachrichten (GN)
Sammlerzeitschrift
für Münzkunde und verwandte Gebiete
Erscheint sechsmal jährlich
(Januar, März, Mai, Juli, September, November)
Organ der Gesellschaft
für Internationale Geldgeschichte (GIG),
gemeinnützige Forschungsgesellschaft e.V.
Frankfurt am Main
Herausgeber und Verlag: GIG
ISSN 0435-1835
IN EIGENER SACHE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
Nachruf auf Peter Nikolaus Schulten (1936–2016) · GIG-Studienreise 2016 in die alten Residenzstädte in Sachsen und Thüringen
RAINER PUDILL
BILDLICHE DARSTELLUNGEN AUF ARABO-BYZANTINISCHEN MÜNZEN
AUS DER ANFANGSZEIT DES ARABISCH-ISLAMISCHEN REICHS SOWIE
DER SELDSCHUKISCHEN EPOCHE DES 12./13. JH. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
MARTIN ULONSKA
EIN STRASSBURGER DUKAT AUF GUSTAV II. ADOLF VON SCHWEDEN . . 284
•
GIG-Geschäftsstelle: Monika Kotzek
Kimbacher Straße 53, D-64732 Bad König/Odw.
Ruf (06063) 5778936 o. 0162 7441001,
Fax (06063) 5778937
Geschäftsführerin: Monika Kotzek
Internet: www.gig-geldgeschichte.de
E-Mail: [email protected]
•
Bezugspreis
Im GIG-Mitgliedsbeitrag enthalten:
Inland 42,– €; Ausland 50,– €
Konto:
VVB Vereinigte Volksbank Maingau eG
(BLZ 505 613 15) Kto.-Nr. 3 299 945
IBAN: DE42505613150003299945
BIC: GENODE51OBH
•
KLAUS GIESEN
SIND DIE MÜNZTYPEN HÄV. 216–221, HÄV. 395 UND HÄV. 401 IN
REMAGEN GEPRÄGT WORDEN?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Redaktion GN: Martin Baer, M.A.
Institut für Numismatik und Geldgeschichte
Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien, Österreich
E-Mail: [email protected]
Werner Stahl, Dr. Jens Heckl,
Stefan Welte, Marc Philipp Wahl
•
SEBASTIAN RICHTER U. A.
NEUHEITEN AUS ALLER WELT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
Neuheitendienst: Sebastian Richter
E-Mail: [email protected]
BERICHTE UND STICHWORTE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
Bibliothekar: Friedhelm Litzenberger
E-Mail: [email protected]
•
Bericht über die Numismatische Festsitzung: „Karl IV. & Oybin – Felsen in der Weltgeschichte“ zum
700. Geburtstag des Kaisers am 21. Mai 2016 in und auf dem Oybin · Münzen und Medaillen im
nationalen schwedischen Kulturerbe-Portal · Karl Goetz Medaille „Hinrichtung Casements“ und ihre
unglaublichen Hintergründe · Der 7. Österreichische Numismatikertag 2016 in Wien und 200 Jahre
Oesterreichische Nationalbank · Europas Verderben. Deutsche und österreichische Medaillen auf
den Ersten Weltkrieg · Schriftarten mit den Sonderzeichen des Roman Imperial Coinage
VERANSTALTUNGSKALENDER
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Ausstellungen · Vorträge · Tagungen & Workshops · Münzbörsen und Tauschtreffen · Auktionstermine
BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
Dzmitry Huletski, Konstantin Petrunin, Alexander Fishman: Early Russian Coins 1353–1533 · Philipp
Robinson Rössner: Deflation – Devaluation – Rebellion · Oliver A. Bongartz: Deutsche Geldgeschichte. Dargestellt am Beispiel Bremens · Elisabeth Gruber: Raittung und außgab zum gepew. Kommunale
Rechnungspraxis im oberösterreichischen Freistadt. Edition und Kommentar der Stadtgrabenrechnung
(1389–1392) · Fischer, Carsten: Schildgeld und Heersteuer – Eine vergleichende Studie zur Entwicklung lehnsrechtlicher Strukturen durch Umwandlung vasallitischer Kriegsdienste in Geldabgaben im
normannisch-frühangevinischen England und staufischen Reich · Rainer Albert: Die Medaillen und Abzeichen der Süddeutschen Münzsammlertreffen 1966–2015
SAMMLER- UND HÄNDLER-KLEINANZEIGEN, FORUM
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
INSERENTENVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
TITELBILD:
•
Anzeigenverwaltung:
Petros Jossifidis, Hermann-Bastert-Weg 20,
32545 Bad Oeynhausen,
Mobil +49 (0)151 18800832
E-Mail: [email protected]
Anzeigenschluss: 4 Wochen vor Erscheinen
•
Nachdrucke jeder Art – auch Übersetzungen und
Auszüge – nur mit Genehmigung der Redaktion.
Gezeichnete Beiträge liegen nicht in der
Verantwortung der Redaktion.
Die Zeitschrift
Geldgeschichtliche Nachrichten (GN)
wird von der Gesellschaft für Internationale
Geldgeschichte, gemeinnützige Forschungsgesellschaft e.V. (GIG) herausgegeben und von ihr
ausschließlich getragen. Dritte sind an der Finanzierung weder direkt noch indirekt beteiligt
(Offenlegung gem. § 5 Abs. 2 des Hess. Gesetzes
über Freiheit und Recht der Presse in der Fassung
vom 12.12.2003).
•
Satz: Martin Baer, M.A.
Druck: Kössinger AG
Frühaufstraße 21, 84069 Schierling
Tel. (09451) 499-0, Fax (09451) 499-101
E-Mail: [email protected]
www.koessinger.de
•
Präsidium und Vorstand:
Christian Stoess (Präsident)
Georg Sänger (Vizepräsident und Protokollführer)
Petros Jossifidis (Schatzmeister)
Norbert Kotzek (Logistik)
Friedhelm Litzenberger (Bibliothekar)
Reinhold Dörr, Eberhard Link,
Frank Berger, Rolf Bernd Bartel
Dukat des Gustav II. Adolf, 1632 (vgl. S. 284)
GN · 51. Jg. · September 2016 · Heft 287
267
ler spielten moderne Melodien mit Violine
und Keyboard. Im Anschluss folgte das stimmungsvolle Festkonzert des Countertenors
Felix Weickelt. Der Musikstudent ist zudem
Zittauer Stadttürmer und übt somit einen
der seltensten Berufe Deutschlands aus,
von dem es vielleicht nur noch 10 Stellen
im gesamten Bundesgebiet gibt. Weickelt
spielte ein Trompetenstück und rezitierte
ein frühneuzeitliches Gedicht. Anschließend
folgte zunächst ein gregorianischer Choral:
„Wo die Liebe unter euch wohnt, da wohnt
Gott“ und danach ein Hochzeitslied von Johann Krieger mit Text von Christian Weise:
„Das gute Leben im Gebirge“. In der Konzertpause erzählte Lars-Gunter Schier über die
Baugeschichte und den Niedergang dieser
einzigartigen gotischen Klosterkirche in absoluter Abgeschiedenheit. Die Fortsetzung
des Konzerts bildeten das Trompetenstück:
„Beste Zeit im Jahr ist Maien, da singen die
Vögeleien“, und die Lieder „Mit Lieb bin ich
umfangen“, von Hammerschmidt: „Über die
Kunst zu Küssen“ und von Johann Krieger:
„Die Losung ist Geld“. Als Zugabe gab Weickelt das Lied: „Wie schön blüht uns der Maien“ zum Besten.
Nach dem Konzert folgte eine Wanderung
über den Bergringweg um die Bergkrone des
Oybins mit anschließender Einkehr in den
Oybiner Berggasthof.
Der Veranstaltungstag schloss mit einem
Abendessen auf dem Hochwald, dem zweithöchsten Berg des Zittauer Gebirges und
heutiger Grenzberg zwischen Deutschland
und Tschechien. Umrahmt wurde der Abend
von Geschichte und Geschichten rund um
den Berg und die Bergbauden des Hoch-
walds, die vom Altwirt Ullrich Grundmann
wiedergegeben wurden. Beispielsweise
wurde der Mutmaßung Raum gegeben, dass
das Hochwalder Gipfelkreuz Caspar David
Friedrich bei seinem Besuch im Zittauer
Gebirge zu seinem Bild: „Kreuz im Gebirge“
inspiriert haben könnte.
Als weitere Ergänzung der Festveranstaltung konnten sich die Teilnehmer am Folgetag, den 22.5.2015 an einem Ausflug zum
Besuch des Schlosses und des Grabmals
von Albrecht von Wallenstein in Mnichovo
Hradiště/ Münchengrätz, im tschechischen
Naturschutzgebiet Český ráj (Böhmisches
Paradies), beteiligen.
MÜNZEN UND MEDAILLEN IM
NATIONALEN SCHWEDISCHEN
KULTURERBE-PORTAL
mismatischen Stiftungen Schwedens (Sven
Svenssons Stiftung und Gunnar Ekströms
Stiftung) übernehmen. Im Rahmen dieser
Projekte bearbeitete Stücke sind leicht dadurch zu erkennen, dass die Münzabbildungen freigestellt sind, also keinen schwarzen
Hintergrund haben. Da das ausdrückliche
Ziel der Projekte die Schaffung einer numismatischen Forschungsinfrastruktur ist, sind
die ebenfalls freigestellten, mit 1200 dpi
sehr hoch aufgelösten und auf den Maßstab
1:1 skalierten Originalfotos sämtlicher Münzen zudem über die Vergrößerungsansicht
herunterladbar. Sie dürfen kostenfrei sowohl für wissenschaftliche als auch für kommerzielle Zwecke verwendet werden, sofern
das Münzkabinett der Universität Uppsala
als Urheber der Abbildungen angegeben
wird (es gilt die Creative Commons-Lizenz
BY-SA). Auf diese Weise hoffen wir, die numismatische Forschungs- und Veröffentlichungstätigkeit maßgeblich erleichtern zu
können, da die zumeist notwendigen zahlreichen Abbildungen ansonsten hohe Kosten in Form von Gebühren und Arbeitszeit
beim Einholen diverser Veröffentlichungsgenehmigungen verursachen. Nichtnumismatikern wird zudem der Zugang zu numismatischen Quellen erleichtert, indem diese
gemeinsam mit Archivalien, Bildwerken, Karten, Büchern, Handschriften, Tondokumenten, Videodateien und anderen Quellen auf
einer einzigen Plattform zugänglich sind.
Mithilfe anklickbarer Normdaten verknüp-
fen wir zudem die unterschiedlichen Quellenkategorien untereinander, sodass etwa
das Kupferstichporträt eines berühmten
Naturwissenschaftlers gemeinsam mit dessen Schriften und mit einer Porträtmedaille
der königlichen Wissenschaftsakademie
angezeigt werden (http://www.alvin-portal.
org/alvin/view.jsf?pid=alvin-person:8803
– man klicke dazu in der linken Spalte auf
die Schaltfläche „Related: Search for resources“). Da zudem davon auszugehen ist, dass
Nichtnumismatiker wenig oder gar nichts
mit den in unserem Fachbereich üblichen
Literaturabkürzungen anzufangen wissen,
werden die gängigen Referenzwerke mit einem Link zu ausführlichen bibliografischen
Angaben eingebunden. Darunter findet sich
als „Identifier (general)“ ein Link zum nationalen schwedischen Bibliothekskatalog Libris, der seinerseits die in den schwedischen
Bibliotheken vorhandenen Exemplare des
Referenzwerks anzeigt und eine OnlineFernleihe ermöglicht.
Nach und nach füllt sich das Alvin-Portal
auch mit Daten, die für die deutsche Numismatik von Interesse sind. Als Beispiel
dafür möge ein halber Dukat des Landgrafen Friedrich I. von Hessen-Kassel genügen,
der bekanntlich als Fredrik I. auch König von
Schweden war. Das Stück findet sich unter
http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:a
lvin:portal:record-54504 – die Internetadresse lässt bereits erkennen, dass sämtliche
Einträge von der schwedischen National-
Das Münzkabinett der Universität Uppsala
ist seit dem Sommer 2012 intensiv mit der
Anpassung des nationalen schwedischen
Kulturerbe-Portals www.alvin-portal.org an
die Bedürfnisse der Numismatik und mit der
Eingliederung der Uppsalienser numismatischen Datenbestände in das Portal beschäftigt. Inzwischen ist die entsprechende Infrastruktur bereits im Internet nutzbar, auch
wenn sie beim Verfassen dieser Zeilen noch
nicht in die Internetpräsenz des Münzkabinetts der Universität Uppsala (www.coinca
binet.uu.se) eingebunden ist. Mithin liegt
es derzeit noch beim Nutzer, durch einige
wenige Klicks die zahlreichen Einzelposten
im Portal zunächst nach Objekten und dann
nach den Beständen des Münzkabinetts filtern zu lassen. Auf diese Weise werden dem
Nutzer im Augenblick gut 7.100 Münzen zugänglich, die mit ausführlichen Beschreibungen und Abbildungen im Internet verfügbar
sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um
antike Münzen sowie schwedische Münzen
und Medaillen der Neuzeit. Beide Bereiche
werden momentan von Ragnar Hedlund und
Ylva Haidenthaller im Rahmen umfangreicher Forschungsprojekte bearbeitet, deren
Finanzierung in großzügiger Weise einerseits der Jubiläumsfonds der schwedischen
Reichsbank und andererseits die beiden nu-
304
Daniel Wenzel
GN · 51. Jg. · September 2016 · Heft 287
bibliothek eine eigene URN erhalten, die Entsprechung der ISBN im
Buchhandel. Somit lassen sich alle
Einträge dauerhaft zitieren und von
numismatischen Internetseiten aus
verlinken.
Wir hoffen, mit diesem Portal
der Numismatik insgesamt zu größerer Sichtbarkeit zu verhelfen
und die Erforschung des Münz- und
Geldwesens zu beflügeln, indem
die zahlreichen Interessengruppen
(Sammler, Händler, Museums- und
Universitätsangestellte)
unseres
Fachgebiets ihre jeweiligen Spezialkenntnisse zu einzelnen Stücken
einbringen können. Zu diesem
Zweck verfügt das Alvin-Portal unter jedem Eintrag über eine Kommentarfunktion. Dank des Hinweises eines norwegischen Sammlers
erwies sich auf diese Weise bereits
eine vermeintliche un-identifizierte Plattenmünze der Sammlung in Uppsala als Teil
eines mittelalterlichen niederländischen
Waffeleisens (http://urn.kb.se/resolve?urn=
urn:nbn:se:alvin:portal:record-79978) – nun
bleibt nur noch die Frage zu klären, wie es in
das Münzkabinett gelangen konnte…
Die Entwicklung des Alvin-Portals ist sehr
dynamisch und erfreulich. Manches dürfte
in den Augen eines Numismatikers zunächst
ungewöhnlich sein, rechtfertigt sich aber
durch Synergien mit Datenbeständen zu
anderen Quellenkategorien. Einige Details
sind bei Abfassung dieses Textes noch nicht
vollständig umgesetzt. So finden sich die Beschreibungen von Münzbild und Inschriften
noch unter der Überschrift „Anmerkungen“
(Notes), die Münzen der römischen Republik
haben zwar schon einen Eintrag zur Verlinkung mit dem entsprechenden Metakatalog
CRRO (Coinage of the Roman Republic Online), der aber noch nicht als klickbarer Link
gestaltet ist. Auch die Schnittstelle (API) zur
Bereitstellung der Münzen in Uppsala bei
CRRO ist noch in Arbeit. Es bleibt also noch
viel Arbeit, doch kann das Portal nicht zuletzt aufgrund seiner neuartigen Verknüpfung von archivalischen, bibliothekarischen
und museologischen Beständen sowie durch
seine auf diesem Wege entstehende futuristische Fähigkeit zur generischen Darstellung
noch unbekannter Zusammenhänge bereits
in seinem jetzigen Zustand die Numismatik
beflügeln.
Hendrik Mäkeler
http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-16261
Die völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten imitieren spätrömische und byzantinische Solidi, die
durch ihre reich verzierten Ränder und Ösen aber als Schmuckstücke erkennbar sind.
1:4
http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-76757
Anlass für die Ausgabe von Banknoten war das schwedische Münzgeld der Zeit, das infolge Silbermangels gleichwertig in Kupfer ausgegeben wurde. Diese Münze zu acht Talern mit einem Gewicht von 14,5
Kilogramm zählt zu den schwersten Münzen der Welt.
1:2
http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-47808
Die Noten der Palmstruchschen Bank in Stockholm aus den 1660er Jahren sind die ältesten Banknoten
Europas.