3/2016 – 13 – Special: Temporäre Holzbauten Bauen für Geflüchtete Beispielhafte Lösungen vom Holzbauer Ausgehend von dem nun schon legendären Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das“ fragte der Autor in seinem Editorial von Heft 05-2015 zurück „Wie schaffen wir das?“ Zum Zeitpunkt, als Angela Merkel angesichts der dramatischen Entwicklung im Sommer des letzten Jahres ihrem Volk Mut machte und Willkommenskultur zum deutschen Markenzeichen wurde, hatten alle kaum mehr als eine vage Vorstellung davon, was alles zu tun ist, um dem Ansturm von fliehenden Menschen Herr zu werden. Autor: Robert Borsch-Laaks, Sachverständiger für Bauphysik, Aachen Dass für die Bereitstellung von schnell zu errichtendem Wohnraum der Holzbau in besonderem Maße geeignet ist, liegt auf der Hand. Damit die Kosten für menschenwürdigen Wohnraum nicht überzogen werden, wurden die Anforderungen an technischen Qualitäten (z. B. beim Heizenergiebedarf) administrativ reduziert bzw. außer Kraft gesetzt. Vielfach machte der Begriff der „Notunterkunft“ die Runde. In der Holzbranche löste dies heftige Diskussionen darüber aus, ob das mühsam aufgebaute gute Image moderner Holzbauweisen nicht schon bald wieder dem alten Vorurteil aus der Zeit des Barackenbaus aus der Nachkriegszeit zum Opfer fällt. In der Tat haben viele Gemeinden auf den vermeintlich schnellsten und kostengünstigsten Weg in Form von Containerunterkünften gesetzt. Was aus diesen Temporärbauten nach der Flüchtlingswelle wird, blieb außen vor. Im condetti-Team haben wir uns mit den beiden Details in den Heften 5 und 6-2015 für einen anderen Weg stark ge- macht: Kostensparende Vereinfachungen ja, aber keine Abstriche bei der technischen Qualität, die Holzbauten besonders auszeichnet: Eine warme, trockene Wohnung, die selbstverständlich die Anforderungen des Brandschutzes erfüllt und mit einem Schallschutz ausgestattet ist, der ein befriedigendes Maß an Privatheit garantiert. Mit den beiden Details wurde der ursprüngliche Plan hinfällig, in diesem Special aus der Sicht der condetti-Autoren und ihren Fachdisziplinen Grundsätzliches zum Thema temporärer Bauten zu schreiben. a b c Aus der Praxis für die Praxis Stattdessen werden wir hier an vier beispielhaften Objekten alle Themen – nicht nur die bautechnischen – darstellen und die Spannweite der Innovationskraft und Kreativität der Kollegen vor Ort darstellen. Die Projekte sind so unterschiedlich wie die Anforderungen und die Erfahrungen der Gemeinden vor Ort. Sie haben aber eine grundlegende Message gemeinsam: Sie sind keine Notmaßnahmen für ein paar Jahre, sondern Neubauten, die nachhaltig genutzt werden können, auch dann wenn Wohnheime für neue Geflüchtete nicht mehr in gleichem Umfang benötigt werden. Sie sind einerseits Zweckbauten zur Unterbringung für Menschen unter der Maßgabe einer hohen Belegungsdichte – zumindest in den ersten Jahren, solange eine Rückkehr vor allem der Kriegsflüchtlinge nicht auf der Tagungsordnung stehen kann. d Abb.1: Die vier Beispielobjekte a) Ascheberg (Münsterland), Fertigstellung: 09.05.2016 b) Halle (Westfalen), Fertigstellung: 10.05.2016 c) Langenbach (Oberbayern), Fertigstellung: 12.02.2016 d) Freiburg im Breisgau, Fertigstellung: 01.12.2015 Special: Temporäre Holzbauten Dass andererseits eine Nachnutzung erwünscht ist und von den betroffenen Gemeinden als Bedarf erkannt wird, erlaubt technische und soziale Qualitäten, die über das Heute hinausreichen. Keines der beispielhaften Projekte hat deshalb von den Ausnahmeregeln beim Wärmeschutz Gebrauch gemacht. Diffusionsoffene Wandaufbauten, hervorragende Luftdichtheit und andere technische Qualitäten waren den Projektanten selbstverständlich. Auch die in dieser Zeitschrift oft behandelten bauphysikalischen Fragen des Feuchteschutzes finden überzeugende Antworten. Die Spannweite der Umsetzung der Anforderungen an Brand- und Schallschutz ist groß. Konzepte für die Fluchtwege und die Konflikte bei den Kosten pro Dezibel bedürfen kreativer Lösungen. Ein häufigerer Diskussionspunkt ist die optimale Bodenplatte für das Holzhaus. Hierzu können die hier dokumentierten abgerechneten Kosten der Projekte konkreten Diskussionsstoff liefern. In der Frage des Aufwandes für spätere Umnutzungen sind ebenfalls unterschiedliche Antworten möglich, je nachdem, mit welchem tragwerksplanerischen Konzept gearbeitet wird. In diesem Sinne hoffen wir, dass Sie, liebe Leser, aus diesen Beispielen Ideen schöpfen können für Ihre eigenen Projekte. Gerne sind wir bereit, auch Ihre Lösungen in Objektberichten in dieser Zeitschrift zu veröffentlichen. 3/2016 – 14 – Standort, Umfeld und Nutzungskonzepte Bevor wir in die Details der Holzbautechnik einsteigen, werfen wir einen Blick auf die Orte, an denen die Objekte gebaut wurden. Jede Gemeinde hat ihre spezifischen Grundstücksangebote und auch ihren speziellen Unterbringungsbedarf, wodurch die Größe der Gebäude und die Nutzungskonzepte bestimmt werden. Am Rand oder mittendrin Die vier Projekte zeigen das Spektrum von Baumaßnahmen zur Unterbringung in eher ländlichen Regionen über Landkreise mit nahe liegenden Ballungszentren bis hin zum Bauen im großstädtischen Umfeld. Die beiden westfälischen Projekte konnten auf städtischen Grüne-Wiese-Grundstücken am Ortsrand errichtet werden. In Ascheberg (15.000 EW, südöstliches Münsterland, eine ¾ Autostunde von Dortmund) bietet ein zweigeschossiger Holzbau mit klassischem Satteldach 62 Wohnheimplätze. An gleicher Stelle stand zuvor ein Stahlcontainer-Ensemble aus der Zeit des Jugoslawienkrieges, das ein paar Jahre zuvor abgerissen wurde, weil es nach gut 10 Jahren verrottet war. In Halle / Westf. (21.000 EW, 20 km vor den Toren der Großstadt Bielefeld) gab die Grundstücksgröße nur eine eingeschossige Bebauung her mit einem damit verbundenen Nebengebäude für Technik und einen Teil der Sanitärbereiche. Geplant wurde für 44 Plätze. In der Nähe befinden sich Schul- und Sporteinrichtungen, für die das neue Gebäude später als Erweiterung dienen kann. In Langenbach (im Landkreis des bayrischen Mittelzentrums Freising) entstand die größte der vier Unterkünfte. Der zweigeschossige lang gestreckte Baukörper mit Flachdach bietet 78 Plätze. Zum Gelände gehören ein Bolz- und ein Beachvolleyballplatz, die zur sportlichen Betätigung sowohl von den Bewohnern als auch den Einwohnern der Gemeinde zur Verfügung stehen. In Freiburg mussten sich a b c d Abb. 2: Die Lage der Grundstücke aus Satellitensicht. a) Ascheberg (Münsterland) b) Halle (Westfalen) c) Langenbach (Oberbayern) d) Freiburg im Breisgau Quelle: Google Maps 3/2016 a b Special: Temporäre Holzbauten – 15 – die Planer mit einem schwer bebaubaren städtischen Restgrundstück neben einer Bahnlinie auseinandersetzen. Es erlaubte nur eine Gebäudetiefe von 10 bis 12 m und stellte hohe Anforderungen an den Schutz vor Verkehrslärm. Aus den Erfahrungen mit ähnlichen Bauaufgaben entwickelten die Planer – anders als bei den anderen drei Projekten – ein Nutzungskonzept für Wohngruppen von 2 bis 6 Personen, wovon diejenigen im Erdgeschoss barrierefrei geplant wurden. Jedes Wohnelement ist durch Versatze in der Fassade und farbliche Gestaltung in der Gebäudekubatur ablesbar. Ein Staffelgeschoss im 2. OG bietet Platz für Büros des Sozialdienstes und einen Gemeinschaftsraum. Nutzungskonzept und Grundrissorganisation Allen vier Baukonzepten ist gemeinsam, dass in den Privatzimmern ca. 7 m2 pro Person zur Verfügung stehen – in der Regel in Form von Zweibettzimmern (44% bis 58% der gesamten Wohn- und Anzeige Hundegger c Internationale Holzmesse 01. - 04.09.2016 e Abb. 3: Elemente des Raumangebots beim Wohnheimtypus: a) Zweibettzimmer (ca. 7 m² p. Person) b) Zwei verbundene Zimmer (zus. 14 m²) als Privatbereich für eine Familie c) Gemeinschaftsküche für 37 Personen d) Gemeinschaftsraum (1,0 m²/ Pers.) e) Erschließungsflure (1,9 bis 3,3 m²/ Pers.) Innovationen für den Holzbau d Leben auf solch beengten Verhältnissen ist kein „Luxus“ – auch nicht im Holzhaus. www.hundegger.de Halle: 5 Stand: A 07 Special: Temporäre Holzbauten 3/2016 – 16 – Tabelle 1: Wohnheimplätze und Flächenangebot Flächenangebot Ascheberg (NRW) Anzahl Plätze Halle/ Westf. (NRW) 62 Langenbach (Bay) 44 Freiburg (BW) 78 42 Wohn-/ Nutzfläche m² m²/P Anteil m² m²/P Anteil m² m²/P Anteil m² m²/P Anteil 1 Schlafzimmer 459 7,4 158% 290 6,6 144% 585 7,5 153% 305 7,3 145% 2 Flure/ Treppen 118 1,9 115% 146 3,3 122% 216 2,8 120% 25 0,6 114% 3 Küchen/ Bäder/ WC 143 2,3 118% 139 3,2 121% 150 1,9 114% 306 7,3 145% 4 Gemeinschaftsräume 162 1,0 118% 154 1,2 118% 120 1,5 111% 130 0,7 114% 5 Haustechnik 114 0,2 112% 130 0,7 115% 130 0,4 113% 111 0,3 112% 6 Summe 796 13 100% 659 15 100% 1101 14 100% 676 16 100% Nutzfläche, s. Tab. 1). Im Gegensatz zum Freiburger Projekt setzen die anderen auf die konventionelle Wohnheimlösung (Abb. 3): Erschließung der Privatzimmer erfolgt über einen Mittelgang, an den auch Gemeinschaftsküchen und nach Geschlechtern getrennte Sanitärbereiche grenzen. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume für Feiern, Veranstaltungen, Sprachkurse etc. sowie Räume für technische und soziale Vor-Ort-Betreuung. Das städtische Konzept im Südwesten geht einen ganz anderen Weg. Das Gebäude besteht aus ca. 40 bzw. 80 m² großen Wohneinheiten, die sowohl Bäder wie auch Wohnküchen beinhalten. Dieser Ansatz folgt der Erfahrung der Sozialdienste, dass kleine überschaubare Gruppen den Zusammenhalt und die Verantwortung der Bewohner gegenüber ihrer Wohnung erhöhen. Im zweiten OG befinden sich überdies zwei Büros für die Betreuung der Anlage und ihrer Bewohner und ein großer Multifunktionsraum. Anzeige Die interne Erschließung über lange Mittelflure benötigt sehr viel umbauten und beheizten Raum. Wie Tabelle 1 zeigt, liegt die hierfür benötigte Grundrissfläche in den Wohnheimen um 20%. Die Architektur der Wohngruppen kommt über eine außen liegende Laubengangerschließung nahezu ohne interne Verkehrswege aus. Andererseits benötigen bei diesem Grundrisstypus die Wohnküchen und Bäder 45% der Gesamtfläche. Beim Wohnheimansatz sind es nur 14 bis 21% an Flächenbedarf pro Bewohner. Die Unterschiede relativieren sich etwas, wenn man den Bedarf an Gemeinschaftsräumen einbezieht, der bei den Wohnheimen zwei- bis dreimal höher ist als beim Wohngruppenmodell. Unterm Strich liegt die Anzahl direkt oder indirekt beheizter m² pro Bewohner in den Wohnheimen zwischen 13 und 15 m² pro Person. Beim Wohngruppentypus sind es 16 m² pro Platz. Die Wohnheimstruktur ist sicher für die starke Nachfrage nach Unter- bringung von meist männlichen Einzelpersonen die naheliegendste Lösung. Ob allerdings die gemeinschaftliche Nutzung einer Küche und der wenigen Sanitäreinheiten durch dutzende Personen eine positive Bindung an das Haus und seine Einrichtungen erzeugt, sei dahingestellt. In Halle sind die Architekten dem ein Stück weit entgegen getreten. Für die 44 Bewohner stehen 4 Küchen, 5 unterschiedliche Bad/WC Einheiten, 2 Waschmaschinenräume und zwei Kühlschränke je Zimmer zur Verfügung. Flexibilität bei Nutzungsänderungen Das Freiburger Wohngruppenkonzept musste sich mit der Frage eventuell nötiger Änderungen für eine anderweitige Nachnutzung nicht auseinandersetzen. Denn die komfortablen Apartments sind angesichts des Mangels an kostengünstigen Wohnungen jederzeit in der boomenden Großstadt zu vermarkten. In Langenbach hat man durch die BSP-Decken und -Wände ein grobes Bauraster konstruiert, das intern relativ flexibel ist. Weitere Zwischenwände (auch die Sanitärbereiche) wurden nur als Trockenbauwände ausgeführt. Schon in der jetzigen Nutzung können einige Räume durch Verbindungstüren z.B. für die Nutzung durch Familien zusammengeschaltet werden. Beim eingeschossigen Gebäude in Halle spannen Stegträger des Flachdaches so (von Längswand zu Längswand), dass im Prinzip fast alle Zimmertrennwände für eine andere Nutzung entfernt werden können. In Ascheberg lässt die Statik dies nicht zu, weil die Deckenbalken auf den Trennwänden der Zimmer aufliegen. Will man diese später zu größeren Einheiten zusammenlegen, werden meist wohl Unterzüge erforderlich werden – was aber in einem Holzbau ein überschaubarer Aufwand ist, wenn dies in den beiden Geschossen in gleicher Weise geschieht. 3/2016 – 17 – Special: Temporäre Holzbauten Abb. 4: Grundrisse der Beispielobjekte. a) Ascheberg: Grundriss Erdgeschoss (1. OG weitgehend deckungsgleich) b) Halle: Grundriss EG mit Anbau c) Langenbach: Grundriss EG (1. OG weitgehend deckungsgleich, über dem Eingangsbereich befindet sich ein großer Raum für Schulungen, Feste usw.) d) Freiburg: Grundriss EG und 1. OG a Farbcode: Privatzimmer Gemeinschaftsräume Bäder/ WC und Küchen Flure / Technikräume b c d Erdgeschoss Obergeschoss Special: Temporäre Holzbauten 3/2016 – 18 – Moderne Holzbauweisen Drei der vorgestellten Objekte sind reine Holzrahmenbauten (Ascheberg, Halle und Freiburg). Am oberbayrischen Objekt in der Nähe von Freising lässt sich das Nord-Südgefälle in Sachen Einsatz von Brettsperrholzelementen ablesen. Hier sind Decken und ein großer Teil der Innenwände aus KLH-Tafeln gefertigt. Der Grad der Vorfertigung der Bauteile reicht von kompletter Elementierung bis hin zur lokalen Produktion von einseitig beplankten Wandbauteilen. Ebenso gibt es vorkonfektionierte Flachdachelemente oder aber auch vor Ort gezimmerte Dachstühle. Die Außenwände und die Fenster Gemeinsam ist den Außenwänden von drei Projekten der bauphysikalisch bewährte diffusionsoffene Wandaufbau des handwerklichen Holzrahmenbaus mit einer innenliegenden OSB-Platte als Aussteifung, Dampfbremse und Luftdichtheitsebene. Lediglich Langenbach weicht in gewissem Maß davon ab. Hier liegt außenseitig des Ständerwerks aus statischen Gründen ebenfalls eine OSB-Platte. Durch eine relativ dicke Überdämmung (1/3 der Gesamtdämmstärke) aus diffusionsoffenen Holzweichfaserplatten erreichen auch diese Wände eine Trocknungsreserve, welche die Anforderung der Holzschutznorm [DIN 68800-2] mit deutlicher Sicherheit erfüllt. Auf inneren Installationsebenen wurde in Ascheberg und Langenbach aus Kostengründen verzichtet. Stattdessen setzen die Holzbauplaner auf eine konsequente Vermeidung von Installationen in den Außenwänden. Alle Projekte verwenden hinterlüftete Vorhangfassaden und die meisten benutzen diese auch als gestalterisches Element für interessante Farbkonzepte, die eine Assoziation mit „Barackenbau“ von vorneherein ausschließen. Je nach Anspruch an den Wärmeschutz erhielten die Objekte eine Zusatzdämmung aus Holzweichfaser auf der Außenseite oder nur eine diffusionsoffene MDF-Beplankung. Die Wand U-Werte liegen zwischen 0,15 und 0,21 W/ m²K (Tab. 2). Bei drei Projekten wurden keine Kompromisse bei der Qualität der Verglasungen der Fenster gemacht und der heutige technische Standard von Dreifach-Wärmeschutzgläsern eingesetzt – in Kunststoffoder Holzrahmen. Lediglich in Ascheberg konnte die Gemeinde hiervon nicht überzeugt werden. Andererseits können dort (und auch in Freiburg) Rollläden, für den temporären Sonnenschutz und die abendliche und nächtliche Privatheit genutzt werden. Die Innenwände Die meisten Innenwände haben einschalige Ständerwerke mit beidseitigen Doppelbeplankungen. Es wird generell vollgedämmt mit Einblaszellulose oder Trennwandplatten aus Mineralfaser. Das Freiburger Projekt geht in diesem Punkt in punkto Schallschutz weiter, weil die einzelnen Wohneinheiten durch eine zweischalige Gebäudetrennwand separiert werden. Die kleinen Einheiten haben intern eine einschalige Wohnungstrennwand mit Gipsbauplatte an Federschiene. Einen ganz anderen Weg wählt das bayrische Projekt: Innere Massivholzwände bilden das statische Gerüst für weit spannende BSP-Deckenelemente. Dementsprechend bestehen die Zimmer- und Flurwände überwiegend aus KLH-Tafeln mit 25 mm Gipsbeplankung. Nicht tragende Zwischenwände und die Wände in Sanitärbereichen wurden allerdings als Trockenbauwände mit C-Profilen ausgebildet. Zwischendecken Die Zwischendecken der zweigeschossigen Gebäude bestehen in Ascheberg und Freiburg aus Holzbalken- Tabelle 2: Geometrische und technische Daten Geometrische Daten Ascheberg (NRW) Halle/ Westf. (NRW) Langenbach (Bay) Freiburg (BW) 30 m x 15 m 54 m x 12 m Anbau: 15,1 m x 5,9 m 47 m x 13,7 m 36,4 m x 10 m Versatz der Kuben 1,50 m Bruttogeschossfläche [m²] 900 757 1.300 1.088 Wohnfläche [m²] 796 660 1.130 754 2.565 2.618 4.075 2.622 821 838 1.304 839 Außenmaße Beheiztes Außenvolumen [m³] ANutz (EnEV) [m²] A/V- Verhältnis [1/m] 0,55 0,79 0,52 0,59 [W/m²K] [W/m²K] [W/m²K] [W/m²K] Bodenplatte 0,23 0,18 0,21 0,26 Außenwände 0,21 0,21 0,17 0,15 bis 0,19 Dach 0,18 0,16 0,15 0,12 Fenster 1,30 0,95 0,80 0,83 H'T-Wert 0,25 0,22 0,27 0,22 Relativ zu EnEV 50% 44% 54% 44% U-Werte der Gebäudehülle 3/2016 Special: Temporäre Holzbauten – 19 – a c Geschossdecke Ascheberg Deckenanschluss Freiburg PVC-Dekorbelag 60 mm Zementestrich,schnell abbindend 80 mm Trittschalldämmung, Min. Faser 22 mm OSB 3, (keine aussteifende Scheibe, stattdessen Verblockungen in einigen Deckengefachen) KVH (60/200), hohlraumfüllende Steinfaserdämmung (Brandschutz) Deckenabhängung Direktabhänger, Stahl, 20 mm) 12,5 mm Gipskarton-Feuerschutzplatte 145 mm Massivholzdecke 110 mm Fliesen/Linoleum 112,5 mm Fermacell Gipsfaserplatte 112,5 mm Fermacell Gipsfaserplatte 110 mm Trittschalldämmung 120 mm Dämmung 160 mm Wabenschüttung 122 mm OSB 240 mm KVH 10/24 / Dämmung 100 mm 112 mm OSB 127 mm Federschiene 112,5 mm Gipskarton Federschiene Außenwand Außenwandelement Aluminium-Wellplatten auf Vertikallattung 16 mm MDF-Platte 200 mm KVH (6/20), Zellulose, eingeblasen 15 mm OSB 3 12,5 mm GK-Bauplatte Fenster mit Minipanzer integriert (Kasten kerngedämmt) 110 mm Außenverkleidung (Platte) 180 mm gekreuzte Lattung, 20 x 40 mm Unterspannbahn 140 mm Holzfaserplatte WLG 040 118 mm Gipsfaserplatte 140 mm KVH 6/14 / Dämmung WLG 035 122 mm OSB/ 3, Stöße verklebt 150 mm CD-Profil / Im Bereich West-Nord-Ost Dämmung 40 mm 125 mm 2 x 12,5 mm GK-Platte b Geschossdecke Langenbach 110 mm Linoleumbelag 150 mm Zementestrich 0,2 mm PE-Folie 140 mm Dämmung 145 mm Massivholzdecke Holzwerkstoffplatte Holzfaserdämmstoff Lattung/Holz in Ansicht EPS Dämmstoff Vollholz/BSH etc. Metallwerkstoffe Beton/Estrich/Min. Schüttung Gipswerkstoffplatten Diffusionsoffene Bahn Zellulosedämmstoff Abdichtung (diffusiondicht) Mineralfaserdämmstoff Dampfbremse Installationskanal Außenwand 8 mm Faserzement-Fassadenplatten, hinterlüftet 80 mm Holzfaserdämmplatten (WLG 040) 15 mm OSB-Platte 160 mm KVH (6/16) / Zellulosefaser, eingeblasen 15 mm OSB-Platte 12,5 mm GK-Bekleidung Abb. 5: Bauteilaufbauten dargestellt am Beispiel des Anschlusses der Zwischendecke a) Ascheberg b) Langenbach c) Freiburg Special: Temporäre Holzbauten 3/2016 – 20 – a c Flachdachanschluss Langenbach Kiesschüttung (50 mm, nicht dargestellt) Foliendach EPS-Gefälledämmung (im Mittel 200 mm) Bitumenabdichtung Massivholzdecke (145 mm) Traufanschluss Ascheberg Satteldach mit Betondachsteinen und Unterspannbahn Unbeheizter und belüfteter Dachboden Deckenbalken, KVH (6/16), auf tragendem Innenständerwerk. Zellulose-Dämmung mit Übermaß offen aufgeblasen, Oberfläche durch Befeuchtung verfestigt. Dampfbremse (sd = 20m) Lattung (22 / 60 mm) Gipskarton-Bauplatte (12,5 mm) b Installationskanal d Terrassenanschluss Freiburg 125 mm WPC 140 mm Unterkonstruktion/Tragkonstruktion 150 mm Kiesbeschwerung/Gehwegplatten Abdichtung 150-80 mm Gefälledämmung Bitumenschweißbahn 122 mm OSB 180 mm KVH 6/18 / 100 mm Dämmung 112 mm OSB 124 mm Lattung 24/48 112,5 mm Gipskarton 127 mm Federschiene Außenwand Halle Flachdach 168 mm HPL Fassadenplatte auf Vertikallattung darunter Fassadenbahn 115 mm MDF-Platte 160 mm KVH (6/16), Zellulose, eingeblasen UK-Querlatte eingebettet 112 mm OSB3 Platte 140 mm Installationsebene, Dämmung WLG 035 112 mm OSB3-Platte 12,5 mm GK-Bauplatte Bitumenabdichtung 2-lagig EPS-Gefälledämmung (140–260 mm, WLG 035) Abdichtung/ Dampfbremse OSB3 (22 mm) Holzstegträger (45 x 220 mm) Lattung (24 x 65 mm) GK-Bauplatte (12,5 mm) Federschiene Abb. 6: Konstruktionsdetails am Dachanschluss: a) Ascheberg b) Halle c) Langenbach d) Freiburg Diffusionsoffene Bahn Holzwerkstoffplatte Zellulosedämmstoff Lattung/Holz in Ansicht Mineralfaserdämmstoff Vollholz/BSH etc. Holzfaserdämmstoff Abdichtung (diffusiondicht) Beton/Estrich/Min. Schüttung EPS Dämmstoff Dampfbremse Gipswerkstoffplatten Metallwerkstoffe 3/2016 decken mit Mineralfaserdämmung in den Gefachen. In Westfalen setzt man auf die klassische Schichtenfolge mit Zementestrich auf TrittschallDämmplatten aus Mineralfaser und einer unterseitigen Gipsplatten-Abhängung an Federschienen. In Freiburg entschieden die Planer sich vor allem aus logistischen Gründen für eine Trockenestrichlösung. Diese erforderte allerdings eine zusätzliche oberseitige Beschwerung (Split in Pappwaben). Aus Gründen der Elementierung und des Transportes erhielt die Decke auf beiden Seiten eine OSB-Beplankung, was einige dB beim Trittschallschutz verschenkt, auch wenn die raumseitige Gipsbekleidung an einer Federschiene hängt, vgl. Heft 01/2015. Davon unterscheidet sich auch bei diesem Bauteil die Konstruktionsweise im bayrischen Langenbach grundsätzlich. Getreu dem Massivholzkonzept setzte man als Rohdecke 145 mm Brettsperrholz Special: Temporäre Holzbauten – 21 – ein, die oberseitig einen Nassestrich auf Trittschalldämmung erhielt. Unterseitig blieb die Decke unbekleidet und zeigt eine wohnliche Holzoberfläche. Die Dächer Im westfälischen Ascheberg ging der lokale Holzbaubetrieb zimmermannsmäßig vor. Ein 18° geneigtes Satteldach mit Betonpfanneneindeckung bietet als belüftetes Kaltdach den Wetterschutz. Auf der obersten Geschossdecke erfolgte eine Aufblasdämmung mit Zellulose, die zur Verfestigung der Oberfläche gegen Winddurchströmung befeuchtet wurde (Pappmaché-Effekt), vgl. auch Heft 06-2015, S. 22 ff. Auch in Halle erfolgte der Dachaufbau vor Ort seitens der Zimmerer. Holzstegträger bilden das statische Gerüst eines Flachdachs mit oberseitiger OSB-Beplankung. Da das eingeschossige Gebäude keine Höhenbegrenzung für die Traufe zu beachten hatte, lag es nah, die Konstruktion als Warmdach mit Dampfsperre, einer oberseitigen Gefälledämmung (EPS) und bituminöser Abdichtung auszubilden. Aus Gründen des Holzschutzes die sicherste Lösung. In Langenbach besteht das Flachdach, wie die Zwischendecke aus KLH-Elementen, die innenseitig auch in den Obergeschossräumen als Sichtoberfläche belassen wurden. Oberseitig befindet sich eine Gefälledämmung als Pultdach mit 120–380 mm Dicke und einer Folienabdichtung. Das diesem Fall flächige Tragwerk liegt auch hier aus Sicht des dauerhaften Holzschutzes auf der sicheren, der warmen Seite des Bauteilquerschnitts. In Freiburg wählte man für die elementierte Bauweise ein Holzbalkentragwerk als Flachdach (teilgedämmt mit 120 mm). Oberseitig erfolgte eine zusätzliche EPS-Gefälledämmung (100–200 mm), die ebenfalls zwei Abdichtungsebenen enthält und sicher vor Tauwasserbildung ist. Anzeige Diese Platte entspricht nicht der Norm. Sie ist besser. www.egger.com/osb4top Wie beschreibt man eine enorm tragfähige Holzwerkstoffplatte am besten? Mit harten Fakten: geringe Durchbiegung und Schwingung auch bei größeren Stützweiten, Kosteneinsparung durch höhere Tragfähigkeit bei geringerer Plattendicke, sichere Befestigung auch an den Plattenkanten dank hoher Rohdichte. Einfach eine Top-Platte, diese OSB 4 TOP. Special: Temporäre Holzbauten a b c d – 22 – Elementierung und/oder Vor Ort-Montage? In den condetti-Details zu temporären Holzbauten hatten wir den Fokus auf eine weitgehend vorelementierte Bauweise gelegt, die überdies auch die Möglichkeit einer späteren Demontage einbezog. Solche oder ähnliche Vorgaben bestimmen die Konstruktionsplanung und natürlich auch die Ausbildung der Details. Bei den vier hier vorgestellten Objekten klingt der Ansatz des temporären und ggf. an einen anderen Standort umsetzbaren Bauwerks nur bei dem Projekt in Halle noch an. Alle anderen planten einen ortsfesten Holzbau mit entsprechender dauerhafter Gründung. Der Grad der Vorfertigung wird allerdings auch von der Größe der Gebäude und den logistischen Möglichkeiten der Holzbaubetriebe beeinflusst. Der Zimmereibetrieb in Ascheberg fertigt für seine Holzhäuser nach wie vor einseitig beplankte Elemente und macht den Rest auf der Baustelle (Abb. 7 a). Die Strukturen hierfür sind so gut eingespielt, dass auch bei dem relativ großen Wohnheimgebäuden nach acht Tagen Richtzeit im Januar (!) die wetterfeste Hülle fertig gestellt war (incl. äußerer Beplankung mit MDF-Platten und Dachstuhl mit Unterspannung und Lattung). Für die Einblasdämmungen der Außen- und Innenwände, den Fenstereinbau und den kompletten Innenausbau bis zu den Gipskartonbekleidungen benötigte man nur ca. 8 Wochen. In Halle lieferte der Holzbauer die Wandelemente beid- 3/2016 seitig geschlossen vorgefertigt und gedämmt auf die Baustelle. Aus logistischen und praktischen Gründen entschied man sich allerdings für eine Vor-Ort-Montage der Holzbodenplatte und des Flachdaches (Abb. 7 b). Das Auflegen der leichten Holzstegträger für die Bodenplatte und das Dach ließ sich händisch sogar ohne Kraneinsatz umsetzen (Montage jeweils innerhalb von 8 Stunden inklusive Beplankung). Die Holzrahmenbauteile beim Freiburger Projekt fertigte der beauftragte Zimmereibetrieb weitgehend vor. (Abb. 7 d) Die Wandtafeln hatten neben beidseitiger Beplankung und Dämmung auch schon die innere Lattung für die Installationsebene. Fenster und Fassade montierte man aber auch hier vor Ort. Die Dachelemente kamen mit Beplankungen auf die Baustelle, erhielten dort eine Notabdichtung. Anschließend erfolgte die Gefälledämmung mit der eigentlichen Abdichtung. Alle Wand- und Deckenelemente, die aus Schallschutzgründen eine Federschiene erforderten, bekamen diese erst vor Ort, um sie beim Transport nicht zu beschädigen. Beim Massivholzprojekt in Langenbach nutzte man ein logistisches Angebot des KLHHerstellers. Alle Elemente wurden incl. aller planmäßigen Fräsungen und Bohrungen industriell vorgefertigt und just-in-time auf die Baustelle geliefert (Abb. 7 c). Die Holzrahmenbau-Außenhülle erhielt ihre Beplankungen im Werk. Die Zellulose-Einblasdämmung und der Fenstereinbau erfolgten allerdings auch hier vor Ort. Abb. 7: Holzbaumontage a) Ascheberg: Einseitig beplankt gelieferte Wandelemente werden vor Ort komplettiert b) Halle: Geschlossen vorgefertigte Wände und vor Ort montierte Decken als Holzstegträgern c) Langenbach: Brettsperrholztafeln als inneres Tragsystem für Wände und Decken d) Freiburg: Ein reiner Holzrahmenbau in Plattformbauweise. Anschließend werden geschlossene Deckenelemente aufgelegt. 3/2016 Kreative Vielfalt Dieser Vergleich zeigt die Vielfalt der Möglichkeiten, im Holzbau Produktions- und Montageprozesse zu optimieren. Auch dann, wenn die Bauzeit ein dominierender Faktor ist, muss nicht zwangsläufig ein Vorfertigungsgrad wie im industriellen Bauen angestrebt werden. Für die Komplexität der Abhängigkeiten der verschiedenen Bauphasen muss und kann jeder Betrieb seinen Möglichkeiten entsprechend einen Weg finden. Die Produktionsgeschwindigkeit, die notwendige Termintreue und die damit verbundenen Abhängigkeiten haben bei allen vier Beispielen dazu geführt, dass die Fenster stets vor Ort montiert wurden. Die Genauigkeit der Holzbauplanung und Fertigung erlaubte aber eine zeitparallele Produktion der Fensterelemente, so dass deren Montage vor Ort gut eingetaktet werden konnte. Die Chancen zu nutzen, welche moderne industrielle Techniken bieten, z. B. bei der Herstellung von Plattenfassaden, ist auch für den kleinen Zimmereibetrieb ein interessantes Angebot (Abb. 8). Mit Platten, die inklusive aller Bohrungen, Ausfräsung für Fensterbänke etc. bereits vorkonfektioniert sind, geht die Montage auf der Baustelle schnellstmöglich vonstatten. In Halle brauchte dies nur rund 320 Mannstunden für 620 m² Fassade. Auch in Freiburg dauerte dieser letzte Akt der Baufertigstellung von der Montage der Fassadenbahn bis zum Abbau der letzten Gerüstteile nur 2 ½ Wochen. Eine weitere kreative Detaillösung zur Verlagerung von winterlicher Außenarbeit in die geschützte Indoor-Fertigung dachten sich die Zimmerer für das Objekt in Halle aus: Plattenfassaden benötigen als Unterkonstruktion eine Kreuzlattung. Für die Aufnahme der horizontalen Lattung erhielten die Ständer auf der Abbundanlage Ausfräsungen, in die jene bereits – 23 – a b Abb. 8: Hinterlüftete Plattenfassaden. Ein Mittel der Gestaltung, das gut in den Arbeitsablauf passt und kostengünstig ist, wenn Möglichkeiten zur Vorkonfektionierung genutzt werden. a) HPL Fassade in Halle b) Farbige Faserzementplatten in Freiburg während der Elementfertigung eingelegt wurden. Eine Methode, die allerdings nur ratsam ist, wenn der Dämmstoff eingeblasen wird. Bei Mattenware wären die internen Latten einer hohlraumfreien Dämmung im Wege. Die Bässe im Griff! LIGNATUR dämmt mit silence12 tiefe Töne trägt über grosse Spannweiten widersteht Brandeinwirkungen mit Feuerwiderstand REI60 überzeugt das Auge mit sichtbaren Holzoberflächen verwandelt mit Absorbern den Raum in einen Konzertsaal eignet sich für die MINERGIE-ECO-Bauweise Interessiert? Rufen Sie uns an: +41 (0)71 535 04 10 www.lignatur.ch Special: Temporäre Holzbauten – 24 – 3/2016 Artenvielfalt bei der Bodenplatte Die große Mehrzahl von Holzbauten wird in Deutschland auf Betonsohlplatten (oder Kellerdecken) aufgestellt. Dass es hierbei oft zu Problemen mit Maßtolleranzen kommt und nachgearbeitet werden muss, ist bekannt. Aber leidensfähige Zimmerer arrangieren sich damit und finden ihre Wege damit umzugehen. Die Alternative, die Herstellung der Bodenplatte ins eigene Gewerk zu holen, wurde immer wieder diskutiert und z.B. in mehreren condetti-Details auch bautechnisch durchgearbeitet. Im Zuge der Diskussion um Temporärbauten für Flüchtlinge wurde das Thema wieder aktuell, nicht zuletzt weil skandinavische Holzbaufirmen mit dieser Gründungsmethode bei der Herstellung von Notunterkünften schnell große Marktanteile insbesondere im Norden eroberten. Renaissance der Holzbodenplatte? Im condetti-Detail von Heft 06-2015 hatten wir eine innovative Lösung für eine Holzbodenplatte über Kriechkeller vorgestellt, die mit vorgefertigten Streifenfundamenten arbeitet. Dieser Ansatz wird in Deutschland im Holzrahmenbau nur von einer Minderheit der Planer und Holzbaubetriebe umgesetzt. In Skandinavien hingegen ist bei dem dortigen hohen Anteil von Holzbau bei Ein- und Zweifamilienhäusern die Holzbodenplatte über Kriechkeller eher der Standardfall. Nicht zuletzt deshalb, weil mit entsprechender Erfahrung sehr kostengünstige Lösungen mit hoher Wertschöpfung im Holzbaubetrieb erzielt werden können. Für den westfälischen Eingeschosser entwickelte der Zimmereibetrieb eine eigene Form der Holzbodenplatte, um dem Sonderaufwand von kompletter Vorfertigung und dem Einsatz von teuren zementgebundenen Spanplatten an der Unterseite der Decken zu entgehen (Abb. 9). In entsprechende Aussparungen der Streifenfundamente legte man als erstes Trapezblechprofile, auf die dann händisch vor Ort die Mineralwolldämmung aufgelegt wurde. Die darüber angeordneten Holzstegträger überspannen auf der Krone der Streifenfundamente diesen Unterbau. Eine oberseitige OSB-Platte schließt die Konstruktion ab. Diese Vor-Ort-Bauweise stand natürlich in der Gefahr, aufgrund der großen Fläche wetterabhängig zu sein. So blieb es bei der Winterbaustelle auch nicht aus, dass zeitweise Teilbereiche abgeplant werden mussten und diese zum Teil durch andere Gewerke beschädigt wurden. Die Robustheit des Unterbaus mit Trapezblech und feuchteunempfindlicher Mineralwolle hat sich hierbei bewähren können. Feuchtetechnische Nachkontrollen zeigten, dass man von einer Schädigung durch zeitweise Beregnung verschont blieb. a b Der Grund des glimpflichen Ausgangs des Wassereintritts war eine Abweichung von der sonst üblichen Kriechkellerbauweise. Auf eine Folie auf dem geschotterten Boden konnte verzichtet werden, da die Verdunstung aus dem Erdreich durch die diffusionsdichten Trapezbleche abgesperrt wird. Da die Holzkonstruktion komplett auf der warmen Seite des Bodenaufbaus liegt, konnte sie eine zeitweise Befeuchtung schadlos verkraften. Abb. 9: Eine innovative Holzbodenplatte in Halle: a) Trapezbleche plus Dämmung über Kriechkeller. b) Holzstegträger mit Ringbalken auf der Krone der Streifenfundamente. 3/2016 c a Bodenplatte Ascheberg Bodenplatte Langenbach PVC-Dekorbelag 160 mm Zementestrich, schnell abbindend 140 mm EPS-Dämmung, WLG 035 Bitumenschweißbahn 200 mm Sohlplatte auf Ringfundament und Frostschürze 10 mm Linoleumbelag 50 mm Zementestrich 40 mm Dämmung 250 mm Stb-Bodenplatte 0,5 mm PE-Folie 400 mm Schaumglasschotter 5 mm Geotextil b Abb. 10: Vielfalt der Sockeldetails a) Ascheberg b) Halle c) Langenbach d) Freiburg Special: Temporäre Holzbauten – 25 – d Holzbodenplatte Halle Bodenplatte Freiburg 230 mm Trockenestrich m. MiFa-Kaschierung 222 mm OSB 3 240 mm Holzstegträger (6/24) und Kopfholz BSH (8/24) 160 mm Mineralwolle auf 250 mm Trapezblech (zur Darstellung neben Schnitt 90° gedreht) 200 mm Luftraum über Schotterbett 110 mm Fliesen/Linoleum 125 mm Fermacell Gipsfaserplatte 110 mm Trittschalldämmung Fermacell Holzfaserplatte 120 mm Dämmung EPS WLG 040 Bitumenbahn 180 mm Stahlbeton Bodenplatte Sauberkeitsschicht 400 mm Kieskoffer Diffusionsoffene Bahn Holzwerkstoffplatte Gipswerkstoffplatten EPS Dämmstoff Lattung/Holz in Ansicht Zellulosedämmstoff XPS Dämmstoff Vollholz/BSH etc. Mineralfaserdämmstoff Schaumglasschotter Abdichtung (diffusiondicht) Beton/Estrich/Min. Schüttung Holzfaserdämmstoff Metallwerkstoffe Dampfbremse Special: Temporäre Holzbauten – 26 – Konventionell geht anders Die Objekte in Ascheberg und Freiburg erhielten eher eine konventionelle Gründung durch eine abgeschweißte Betonsohlplatte mit oberseitiger EPS-Dämmung. In Westfalen ließ sich der Einbau eines Nassestrichs im Bauablauf gut unterbringen (insgesamt eine Woche für EG und OG). In Freiburg wählte man allerdings wie auch in den Obergeschossen hierfür einen Gipsfasertrockenestrich als Untergrund für Fliesen und Linoleumbelag. Einen ganz eigenen Weg ging auch in diesem Punkt das bayrische Projekt. Die Stahlbetonplatte wurde auf ein Schaumglasschotterbett (400 mm) gegossen und damit war die Wärmedämmaufgabe weitgehend erledigt (Abb. 11). Ein Aufbau mit einem Nassestrich auf 40 mm MiFa-Trittschallmatte konnte so im EG wie im OG gleich ausgeführt werden, was die Gewerkekoordination vereinfachte (zu dieser Gründungsmethode s.a. das condetti-Detail in Heft 05-2013). Sowohl in Langenbach als auch in Freiburg war die Gründung besonders schwierig. In Langenbach bestand der Untergrund aus einer verfüllten ehemaligen Kiesgrube, so dass eine Vielzahl von Bohrpfählen erforderlich war. Auch in Freiburg war der Baugrund so schlecht, dass unter der Sohlplatte lastabtragende Streifenfundamente eingebaut werden mussten. Abb. 11: Langenbach: Schaumglasschotter als Flächendrainage, Geländeauffüllung und Wärmedämmung unter der Sohlplatte Abb. 12: Plattenbelag im Eingeschosser in Halle: Strapazierfähig und robust – aber auch kostenintensiv. Was bestimmt die Kosten? Anzeige Inte rna tion ale HOLZMESSE 1.9. – 4.9.2016 FG-A / Stand A19 Der Allrounder mit Teleskopauszug TELE-CARGO-SYSTEMS für PKW Typ T 35 Informationen unter +49 9234 9914-0 oder www.auwaerter.com Der Plan des Autors, über einen tabellarischen Vergleich die Kostenfrage der verschiedenen Systeme zu beleuchten, scheiterte aus mehreren Gründen. Zum einen verzerren die sehr unterschiedlichen Baugrundsituationen das Bild. Zum anderen war eine einheitliche Abgrenzung der verschiedenen Kostenpositionen zu aufwändig, um im Rahmen dieses Berichtes klare Aussagen zu erhalten. Es lassen sich jedoch Tendenzen ablesen: 3/2016 • Die Gründung mit Streifenfundamenten: In Verbindung mit der speziellen Holzbodenplatte in Halle ist diese Methode gegenüber der klassischen Sohlplatte durchaus wettbewerbsfähig und verlagert rund ein Drittel der Kosten für den Bodenaufbau in die Wertschöpfung des Zimmerers. • Die Flächengründung auf Schaumglasschotter Diese Bodenplatte ist vergleichsweise teuer. Die Kosten für das Schotterbett (32 €/m²) lassen sich nur dann einsparen, wenn auf eine oberseitige Bodendämmung verzichtet werden kann, weil die Oberfläche der Sohlplatte Estrichqualität hat. Andere Gründe waren in Langenbach ausschlaggebend (Notwendigkeit der Geländeauffüllung und Flächendrainage). • Nassestrich bleibt günstiger Die Preise für einen Estrich plus Dämmung sind weitgehend unabhängig von Dämmstoffwahl und -dicke (25 bis 30 €/m²). Rund 30 bis 50% teurer ist die Trockenestrichlösung ausgefallen. Aber auch hier gilt: Der Preis ist kein k.o.-Kriterium, wenn es beim Arbeitsablauf entscheidende Vorteile gibt. • Bodenbeläge bestimmen den Gesamtpreis Der dominierende Faktor bei den bauteilspezifischen Kosten sind die Flächenanteile der verschiedenen Arten von Bodenbelägen. In Freiburg, wo außer in den Bädern Linoleum verlegt wurde, lag der Preis bei nur 22 €/m². Dort, wo überwiegend Platten oder Fliesen eingesetzt wurden, betrugen die Belagskosten bis zu 76 €/m² (z.B. in Halle, Abb. 12). 3/2016 Special: Temporäre Holzbauten – 27 – Die Haustechnik im Holzbau Die Beispiele der drei Holzbaubetriebe dokumentieren noch etwas Besonders: Sie bauten Millionenprojekte, in dem die Haustechnik angesichts hoher Belegungsdichte allerlei Bedarf an Leitungsführungen erzeugt. Holzbauer können das sehr günstig und effizient lösen, wenn sie von vorneherein mit am Planertisch sitzen … und bei der Schnittstellen-Koordination den Hut auf haben. So können die dort bekanntermaßen entstehenden Probleme frühzeitig erkannt und im Sinne der speziellen Herausforderungen und Chancen des Holzbaus angegangen werden. Die Einbeziehung von Architekten, Fachplanern und Fremdgewerken bei einem Projekt dieser Größenordnung war für manche der Holzbauer Neuland. Für das Architekturbüro, welches das Freiburger Projekt plante, ist diese Koordinationsaufgabe Alltagsgeschäft. Aber der extreme Zeitdruck und der hohe Bedarf an haustechnischen Installationen durch das Wohngruppenkonzept erforderte eine besonders wachsame Bauleitung. Wohnungslüftung – ein Muss Seit den ersten Gehversuchen für die Niedrigenergiehäuser der 90er Jahre hat die Technik der kontrollierten Wohnungslüftung große Fortschritte gemacht. Die Entwicklung und Marktverbreitung des Passivhauses und anderer hocheffizienter Neubauten hat auch der Lüftung mit Wärmerückgewinnung mittlerweile einen Platz im Marktgeschehen gesichert. Gleichwohl ist es bei Holzneubauten nach wie vor längst nicht Standard, eine mechanische Lüftung einzubauen. Wärmebrückenfreie Holzbauhüllen bleiben auch ohne Mechanik bei der Lüftung schimmelfrei, wenn nur vier Personen ein EFH temporär benutzen. Aber bei Wohnheimen mit hoher Belegungsdichte darf eine kontrollierte Lüftung aus hygienischen Gründen nicht unterlassen werden. Diese Technik sollte ohne direkten Nutzereingriff und mit leicht zugänglicher Wartung funktionieren. Deshalb ist es erfreulich zu berichten, dass alle vier Beispielobjekte diesem Ansatz folgen. In drei Objekten (Ascheberg, Langenbach, Freiburg) handelt es sich dabei um Abluftanlagen mit Nachströmelementen in den Fenstern. Aus schalltechnischen Gründen erfolgte die Zuluft in Freiburg auf der Bahn zugewandten Seite mit schallgedämmten Außenluftdurchlässen in den Wänden. Die 8 Zentralgeräte fanden dort Platz auf dem Dach des Staffelgeschosses – leicht zugänglich für Wartungsarbeiten und außerhalb des Zugriffs der Bewohner. Im westfälischen Zweigeschosser bot sich der unbeheizte Dachboden für eine wettergeschützten Aufbau der Anlagen an (Abb. 13 a). In Langenbach stehen je 3 Abluftanlagen in den Technikräumen beim Sanitärbereich EG und OG. Die Anlagen werden teilweise feuchtegesteuert oder in den Küchen auch entsprechend der Stromabnahme gesteuert. Immer wenn in den Küchen gearbeitet wird, läuft dann auch die Lüftung. Nur in Halle entschied man sich für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die im Haustechnikraum des Nebengebäudes untergebracht wurde. Die Flachkanäle fanden zum Teil Platz im Hohlraum zwischen den Holzstegträgern des Daches. Im zentralen Flur erfolgte die Querung der Balkenlage in einer Deckenabhängung (Abb. 13 b). Heiztechnik – konventionell und sehr speziell Wie viel Investitionen in die Haus- und insbesondere Heiztechnik gesteckt werden müssen, kann bei gut gedämmten Holzhäusern entspannt bis a b „spielerisch“ entschieden werden. Die einfachste Lösung mit einem Gasbrennwertkessel und kostengünstigen Radiatorheizkörpern wurde in Freiburg umgesetzt. Dafür reichte ein 11 m² großer Haustechnikanbau neben dem Aufgang der Außentreppe. In Ascheberg wird der GasBWK durch eine thermische Solaranlage für die Warmwasserbereitung ergänzt. Die Südseite des Satteldaches erhielt zudem eine PV-Anlage (22 kWp). Zur wirtschaftlichen Steigerung des Eigenstromverbrauchs trägt die auf dem Grundstück liegende Pumpstation der Abwasserhebeanlage des Ortes bei. In Bayern setzten Planer und Investor auf eine Holzpellets-Heizung, die komplett vorgefertigt und vorinstalliert in einem Betonfertigteil in der Größe einer Garage inklu- Abb. 13: Beispiele zur Lüftungstechnik: a) Abluftanlagen im Dachboden von Ascheberg b) Lüftungskanäle für Zu- und Abluft der WRG-Anlage in Halle. Special: Temporäre Holzbauten – 28 – sive Pelletsbunker geliefert wurde. Vollelektrisch ist das System in Halle ausgelegt, da am Standort kein Gasanschluss in wirtschaftlich erreichbarer Nähe lag. Eine Luftwärmepumpe mit Deckenheizpanelen sorgt für die Heizwärme (Abb. 14). Die Warmwasserbereitung übernehmen elektrische Durchlauferhitzer. Wohin mit den Installationen? Abb. 14: Halle: Die Heizung mit Luft-Wasser-Wärmepumpe erfordert Flächenheizkörper. Aus Gründen der Bauorganisation als Deckenheizung ausgebildet. Abb. 15: Langenbach: Viele Zimmer – viele Kabel. Diese E-Leitungen verschwinden in der Abkofferung eines Kabelkanals unter der BSPDecke. Abb. 16: Freiburg: Bodenkanal im EG und Installationsschächte zur Verteilung der Wasser führenden Leitungen. Die kosten- und zeitsparende Verlegung der Installationen ist eine besondere Herausforderung für Bauprojekte der hier beschriebenen Art. Die wasser- und abwassergebundenen Installationen lassen sich in den Wohnheimprojekten infolge der begrenzten Sanitär- und Küchenbereiche kompakt bündeln. Die Heizungsverteilung erfolgte in der EG-Bodendämmung bzw. in der Zwischendecke (Ascheberg) bzw. in einem ausgesparten Kanal der Bodenplatte und der Splittschüttung auf der Geschossdecken (Freiburg). In Halle verlaufen alle Verteilungen zu den Deckenheizplatten des eingeschossigen Baus analog zur Lüftungsführung in oder unter den Stegträgern des Daches. Die Massivholz-Elemente ermöglichen solcherlei nicht oder nur in geringem Maße. Als Lösung wählte man in Langenbach eine Abkofferung oberhalb der Fenster für Heizungs- und Elektroleitungen (Abb. 15). Die Vielzahl der Zimmer und die damit verbundene Anzahl der Schalter und Steckdosen plus die Kabel für Satellitenempfang etc. führen zu heftigem Vorplanungsaufwand in Sachen Elektro. Zum Glück besteht für diese Gebäudetypen kein Bedarf, dies im lfd. Bauprozess aufgrund von Änderungswünschen der Bauherrschaft fortlaufend anzupassen. Aber der Umfang der Kabelbäume ist hoch. In Ascheberg befindet sich die E-Verteilung ausschließlich in der Zwischendecke 3/2016 oberhalb der Zimmer. Durch die Orientierung der Balkenlage konnten Querungen des Flurbereiches vermieden und kurze Leitungswege realisiert werden (Auslässe in der Regel in den Zimmer- und Flurtrennwänden). Deren Hohlräume wurden aus Brandschutzgründen dort, wo Hohlraumdosen beidseitig eingesetzt werden mussten, mit Steinwolle statt Zellulose ausgeblasen. In Halle verlegte man die Elektroleitungen ausschließlich außerhalb des brandlastfreien Flurbereiches (teilweise innerhalb der HolzstegträgerEbene, teilweise in der Deckenabhängung). Bei den Innenwänden hat jeder Stiel standardmäßig eine 40 mm Bohrung (Fingerfräser der CNC-Anlage) durch die Leitungen verzogen werden können, ohne örtlich noch eine Bohrmaschine in die Hand nehmen zu müssen. Die kleinen Wohneinheiten in Freiburg erzeugten durch die individuellen Bäder- und Kücheneinrichtungen sicher den größten Verteilungsaufwand und zu reichlich Betrieb auf der Baustelle (in Stoßzeiten waren 30 Handwerker vor Ort). Bei gut koordinierter Planung von Architekten und Fachingenieuren sind aber auch hier effiziente Lösungen in hohem Tempo umsetzbar. Der erwähnte Bodenkanal in der Sohlplatte und vertikale Installationsschächte waren der hilfreiche Ansatz zu einer klaren Zuordnung (Abb. 16). Anzeige BRETTSTAPEL Großformatige-Elemente für Decke, Wand und Dach. 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In dieser Frage kann es auch keine Ausnahme von den gesetzlichen Anforderungen geben. Um gleichzeitig Kosten und Bauzeiten im Blick zu behalten, haben die Beispiele – jedes auf seine Weise – innovative Lösungen gefunden. Um allen verteuernden Anforderungen des Brandschutzes zu entgehen, ist das Gebäude in Ascheberg auf 30 m Länge begrenzt worden. Die maximal zulässige Fluchtweglänge von 15 m wird dadurch eingehalten, dass an den Giebelseiten jeweils ein außen liegendes Treppenhaus mit einer Einhausung steht. Die Baubehörde forderte für die vier Außentüren zudem eine Ausführung in T30-Qualität. Die Dimensionierung der Fenstergröße (110 x 135 cm) erlaubt diese als 2. Rettungsweg zu benutzen und sorgt für eine bauordnungsgemäße Belichtung der dahinter liegenden Wohnräume (1/8 der Grundrissfläche des Raumes). Der andere Zweigeschosser in Langenbach konnte auf diese Vereinfachungsmöglichkeiten nicht zurückgreifen. Seine Gebäudelänge von 47 m erforderte eine Aufteilung in Brandschutzabschnitte, die von einer geschossübergreifenden Stahlbetonwand übernommen wird (Abb. 17 a). Die Flurtüren in dieser Trennwand sind dementsprechend als Rohrrahmentüren mit Brandschutzverglasung ausgebildet. Den 2. Rettungsweg im OG hat dieses Gebäude über einen umlaufenden Balkon auf den in jedem Wohnraum Fenstertüren führen (Abb. 17 b). In ähnlicher Weise lösten die Architekten in Freiburg das Fluchtwegkonzept. Zwei außen liegende Treppenanlagen und die Erschließung über Laubengänge bzw. die Terrasse vor dem Staffelgeschoss können als erster und zweiter Rettungsweg dienen. Da die Wohneinheiten quasi als selbständige Gebäudekuben geplant wurden, sind die Trennwände als F90B-F30B-Bauteile in Holzbauweise ausgeführt worden. In den Geschossdecken des Gebäudes mit geringer Höhe und in den inneren Trennwänden bei den kleinen WE waren die F30B Anforderungen an Wohnungstrennwände und Decken leicht zu erfüllen. Bei gipsbekleideten Leichtbauwänden liegt das im System. Naturgemäß hat ein eingeschossiges Gebäude, so wie es in Halle realisiert wurde, die geringsten Schwierigkeiten Fluchtwege zu gewährleisten. Alle Zimmer haben überdies Fenstertüren über die Bewohner unmittelbar nach draußen gelangen können. Lediglich die interne Abschottung der Räume vom zentralen Flur erforderte Sondermaßnahmen in den Hohlräumen zwischen den Stegträgern der Decke (Dämmschotts aus Steinwolle), Abb. 18. In der Mitte wird der Flur von einer Rauschutztür getrennt. In den Nebentrakt gelangt man über eine T30 Tür. a b Abb. 17: Langenbach: a) Stahlbetonwand trennt das langgestreckte Gebäude in zwei Brandabschnitte. b) Umlaufender Fluchtbalkon im 1. OG als zweiter Rettungsweg Abb. 18: Halle: Brandschotts aus Steinfaserdämmstoff in der Querung der Balkenlage über den Trennwänden des Flurs. Special: Temporäre Holzbauten – 30 – 3/2016 Anzeige Gestaltungsfähig: Schallschutz +pTTZ[VMM UHNLS;@7 00 (<-/63A +pTTZ[VMM ZJOYH\IL+: WH[LU[PLY[ (<-/63A +pTTW\[a ZJOYH\IL+7: WH[LU[PLY[ (<-/63A +pTTZ[VMM ILMLZ[PNLY=; (<-),;65 4(<,9>,92 +pTTZ[VMM ZJOYH\IL+2 +.)45Y (<-/63A .TI/ 9HOTLKLZ[Y +(S[LUH ;,3 -(? -YPLKY;Y\YUP[.TI/' [VUSPULKL O[[W!^^^;Y\YUP[-YPLKYKL Es gibt keine bundes- oder auch nur ländereinheitlichen Bestimmungen für die Schallschutzanforderungen für Flüchtlingsheime. Im condettiDetail von Heft 05-2015 hatten wir detailliert dargestellt, mit welchen Maßnahmen der Trittschallschutz einer Holzbalken-Rohdecke ober- und/ oder unterseitig verbessert werden kann. Wie hoch man die Messlatte legt, wird anscheinend oft eher unter den Beteiligten aus dem Bauch heraus entschieden. Um dem Kampf um einzelne dB die Spitze zu nehmen, ist es empfehlenswert, die Grafik zur Bewohnerzufriedenheit des Ifo Holz zu Hilfe zu nehmen (zitiert in Heft 05-2015, S. 37). Wird am Bau ein Trittschallpegel von L’nw von ca. 58 dB nicht überschritten, so kann man davon ausgehen, dass der Schallschutz von der überwiegenden Anzahl der Bewohner zumindest als zufriedenstellend bewertet wird. Die zugrunde liegenden Untersuchungen wurden durch Befragung von (eher kritischen) deutschen Bewohnern durchgeführt. Von daher kann man annehmen, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen mit weit weniger bautechnischer Qualität, keinen erhöhten Schallschutz z. B. gem. Beiblatt 2 der DIN 4109 erwarten werden. Von den Beispielobjekten mit Holzbalken-Zwischendecken ist von der klassischen Lösung mit Zementestrich und einer Gipsplatte an Federschiene (Ascheberg) das beste Ergebnis zu erwarten. In Freiburg wird der schalltechnisch schlechtere Trockenestrich durch eine Splitbeschwerung in Pappwaben ausgeglichen. Auch hier wird die Unterdecke an Federschienen abgehängt. Die Wirksamkeit dieser Entkopplung wird allerdings dadurch abgeschwächt, dass aus Gründen der Elementierung unmittelbar auf den Balken unterseitig eine harte OSBPlatte aufgebracht wurde. Der bayrischen Massivholzdecke mit Zementestrich fehlt eine unterseitige Abhängung, da eine hölzerne Untersicht gewünscht wurde. Dem Holzbaubetrieb war bewusst, dass dies grenzwertig ist zumal auch keine speziellen Entkopplungsmaßnahmen bei den Nebenwegen vorgenommen wurden. Da er aber selber Investor war und die Oberbayrische Regierung als Mieter keine weitergehenden Anforderungen stellte, ließ sich der Betrieb sich auf dieses Experiment ein – mit der Option ggf. später eine Abhängung nachzurüsten. Die Lösungen, die in den Beispielprojekten in Sachen Luftschallschutz der Innenwände umgesetzt wurden, orientieren sich, soweit es sich um den Wohnheimtypus handelt, an gehobenen Ansprüchen für die Trennung zwischen Wohn- und Schlafräumen im eigenen Wohnbereich. Die einschaligen Holz- oder Trockenbauwände mit Volldämmung und beidseitigen Doppelbeplankungen sind vergleichbar mit dem, was schwere, verputzte 11,5er Massivwände zu bieten haben. Wesentlich bessere innere Luftschalldämmung bietet das Freiburger Projekt, da die Kuben der Wohngruppen durch zweischalige Gebäudeabschlusswände getrennt sind. Zwischen den kleinen Wohneinheiten im OG realisierten die Planer den Standard von Wohnungstrennwänden durch einseitige Entkopplung mit Federschienen (Abb. 19). Baustandard und Baukosten Alle Beispielprojekte weisen einen guten Baustandard auf und in Sachen Energiebedarf überdurchschnittliche bis hervorragende Werte (vgl. Tabelle 2). Jedes hat besondere Highlights: Von Solaranlagen in Ascheberg über Lüftung mit Wärmerückgewinnung in Halle zur Massivholzbauweise in Langenbach und dem Wohngruppenkonzept in Freiburg. Dies alles gibt es nicht zum Nulltarif. Andererseits hat jedes Beispiel besondere Maßnahmen zur Kostensenkung umgesetzt. Unter den Wohnheimen hat Ascheberg den geringsten Flächenverbrauch bei der Erschließung durch einen außen liegenden Treppenaufgang und bei der Haustechnik durch einen für die Lüftung nutzbaren Dachboden. In Halle Abb. 19: Freiburg: Federschienen verbessern den Schallschutz an den Trennwänden zwischen den Wohneinheiten, aber auch die Bäder von den Wohnräumen. 3/2016 und Langenbach waren es eine Vielzahl innovativer Ideen, mit denen leidenschaftliche Zimmerer die Arbeitsprozesse und Logistik optimierten. In Freiburg konnten mit der außen liegenden Erschließung durch Laubengänge und durch die versetzten Baukörper, die überdachte Freisitze erzeugten, besonders kostengünstige Verkehrsflächen geschaffen werden (Abb. 20 a). Die Objekte bieten dies alles zu Preisen von etwa 1.200 bis 1.400 €/ m² Bruttogeschossfläche (KG 300 bis 400), s. Tab. 3. Am kostengünstigsten war der Zweigeschosser im Münsterland. Was zeigt, dass auch Holzbaubetriebe mit eher geringer Ausstattung zur Vorfertigung, bei Gebäuden dieser Größenordnung als GU erfolgreich sein können. Das beim Flächenbezug teuerste der drei Wohnheime ist der Eingeschosser 100 km entfernt in Halle (1.419 €/m² BGF). Ein Blick auf seine Geometrie erklärt dies: Diese Bauweise hat grundsätzlich das schlechteste A/V-Verhältnis (s. Tab. 2), d.h. es muss für das nutzbare Volumen übermäßig viel (teure) Gebäudehüllfläche errichtet werden. Überdies hat dieses Objekt von allen Wohnheimtypen das mit Abstand großzügigste Angebot an Küchen- und Sanitärbereichen und weist den höchsten Anteil Special: Temporäre Holzbauten – 31 – Abb. 20: Zwei Wege der Erschließung – zwei Wege der Kostenentwicklung. a) Freiburg: Laubengänge und Freisitze durch Gebäudekubatur und äußere Erschließung. b) Langenbach: Foyer, lange Flure und Treppenhaus innenliegend. an Fliesen- und Plattenbelägen (auch im Flur) auf. Langenbach ist preislich etwa 100 €/m² günstiger, weil es einerseits das günstigste A/V-Verhältnis hat und andererseits den geringsten Anteil an Küchen- und Sanitärflächen aufweist. Mit Ausnahme des Eingangsbereichs wurde in den Fluren generell Linoleum verlegt. Überraschen mag, dass das bautechnisch aufwändige Freiburger Projekt nicht das teuerste ist. Da zur BGF neben den Wohn- und Nutzflächen auch die Verkehrsflächen gehören, schlägt der Kostenvorteil dieser Erschließungsform stark zu Buche. Bezieht man die Kosten auf die Anzahl der zur Verfügung gestellten Wohnheimplätze mit ein, sieht das Bild etwas anders aus. Im Vergleich zum kostengünstigsten Wohnheim (Ascheberg) sind die Bettplätze mit allem Drum und Dran in den anderen 21 bis 33% teurer. a b Anzeige Special: Temporäre Holzbauten 3/2016 – 32 – Tabelle 3: Kostenvergleich und Bau-/Planungszeiten Ascheberg (NRW) Halle/ Westf. (NRW) 1.135.000 Ð 900 1.1 1.262 Ð 1. 18.314 Ð Genehmigung: 6 Wochen, Detailplanung: 3 Wochen, Vorfertigung und Bodenplatte: 3 Wochen, Beginn Holzbau bis Übergabe: 4 Monate 1.074.000 Ð 757 1.1 1.419 Ð 1. 24.420 Ð Bau- und Genehmigungsplanung: 8 Wochen Fertigung: 3 Wochen, Montage bis Einzug: 12 Wochen Langenbach (Bay) Freiburg (BW) 1.542.000 Ð 1.088 1 1.417 Ð 1. 36.716 Ð Werk- und Detailplanung: 7 Wochen (öffentl. Ausschreibung), Projektierung und VorferPlanungs- und Bauzeit tigung: 5 Wochen, Bauzeit: 8,5 Wochen, Von Vergabe Holzbau bis Übergabe: 12 Wochen *) Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden die realen Baukosten mit dem Regionalindex der BKI Baukostendaten umgerechnet. Gesamtbaukosten (KG 300 & 400) *) Bruttogeschossfläche A,B & C [m²] Baukosten p. m² BGF Baukosten pro Heimplatz Das Wohngruppen-Projekt ist pro (geplantem) Bewohner gleich doppelt so teuer. Neben den nackten Kostendaten ist aber auch die flexible Nutzbarkeit der abgeschlossenen Apartments ein bedeutsamer Aspekt. So hat das Objekt eine reale Belegung gefunden, die diese Chance nutzt: In seinen 11 Einheiten wohnen statt der nominellen 42 Personen nun 22 Frauen, die mit ihren ca. 50 Kindern vor dem IS-Terror in Syrien und dem Irak geflohen sind. Zu guter Letzt: Die Bauzeiten Holzbau ist schnell. In weniger als einem halben Jahr wurden die Objekte umgesetzt (Tabelle 3, letzte Zeile). Die reinen Bauzeiten nach Abschluss der Erd- und Betonarbeiten betrugen bis zur Übergabe der fertigen Gebäude nur 3 bis 4 Monate. Dies gelang, obwohl z. B. die westfälischen Projekte in der Rohbauphase als Winterbaustellen starteten. Holzbauten brauchen keine Trocknungszeiten und bieten den Ausbaugewerken beste Voraussetzungen für hohe Qualität bei trockenen und warmen Arbeitsklima. Nicht nur mittelständische Holzbau-Unternehmen, die als GU das Heft in die Hand nehmen, sondern auch im Holzbau erfahrene Architekturbüros sind in der Lage, solche Millionenobjekte zu stemmen – mit Termin- und Kostentreue. Deshalb bleibt dem Autor nur übrig, Dank zu sagen für diesen Einblick in die Leistungsfähigkeit, das Organisationstalent und die konstruktive Pfiffigkeit engagierter Holzbauer. Lohnabbund und Massiv-Holz-Mauer aus Sachsen Abbundzentrum Dahlen GmbH & Co. KG - Massiv 04774 Dahlen Tel.: +49 (0) 34361 - 532 52 Fax: +49 (0) 34361 - 532 53 INFOKASTEN Die Firmen Allen, die die vorgestellten Objekte umgesetzt haben, ist eines gemeinsam: Sie sind langjährige quadriga-Leser und engagierte Holzbauer bzw. -planer. Die Firmen sind dem Autor wohlbekannt aus seiner Arbeit im Rahmen des ehemaligen Arbeitskreises ökologischer Holzbau (AKÖH), dem Informationsverein Holz (IVH) und als Teilnehmer seiner condetti-Seminare zur praktischen Holzbauphysik und der Holz[Bau]Physik-Kongresse. Die westfälischen Projekte wurden von lokalen Holzbaubetrieben in Kontakt zu den örtlichen Gemeinden auf Basis der Planung externer Architekten umgesetzt. Die Werk- und Detailplanung und die Bauleitung lagen wesentlich in der Hand der Holzbaubetriebe in Abstimmung mit den Architekten und Fachplanern. Die Fremdgewerke wurden mit regional ansässigen Fachfirmen umgesetzt. Beim Projekt Langenbach war ein lokales Bauunternehmen selber Investor. Mit einem hinzugezogenen Architekten und seinen Fachplanern entstand ein Gebäude, das für die Nutzung der Regierung von Oberbayern vermietet wird. In Freiburg plante ein Architekturbüro mit großer Holzbauerfahrung im städtischen Auftrag. Es wurden regionale Fachplaner hinzugezogen. Die Ausführung erfolgte über eine öffentliche Ausschreibung mit Bauleitung durch das Planungsbüro. Steckbrief der Firmen: Anzeige Gewerbestrasse 3 1.725.000 Ð 1.300 1 1.327 Ð 1. 22.117 Ð Planungszeit: 2 Monate Bauzeit: 4 Monate (incl. Außenanlagen) - Ökologisch, ohne Leim - Gesund und behaglich - Schnell - Direkt vom Hersteller - Freies Bauen Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: [email protected] Projekt Ascheberg Generalunternehmer: Fa. Eickholt – Zimmerei und Dachdeckerei, GmbH & Co. KG, 59387 Ascheberg. Familienbetrieb in dritter Generation, 40 Mitarbeiter, 10–15 EFH/ZFH in Holzrahmenbauweise pro Jahr Genehmigungsplanung und Koordinierung der Gewerke, Dipl.Ing, Frank Holtrup, Ascheberg. Projekt Halle: Vielstädte Holzbau GmbH & Co.KG, 33442 Herzebrock Familienbetrieb in 5. Generation, 16 Mitarbeiter, 10–12 Holzbauprojekte pro Jahr Architekten: die bauwerkstadt GmbH, Werther Projekt Langenbach Generalunternehmer: Bauunternehmen Adldinger, 85402 Kranzberg Familienunternehmen in der 5. Generation, 30 Mitarbeiter, ca. 30 % Holzbauanteil Architekten: Fiedler + Partner, 85354 Freising Projekt Freiburg Architekten, Werkplanung und Bauleitung: Werkgruppe Freiburg, 79100 Freiburg Gegründet 1998, 13 Mitarbeiter, ca. 30 % Holzbauanteil Weitere regionale Fachplaner für Tragwerk, Schall- und Brandschutz, Elektro und Haustechnik. Vergabe über öffentliche Ausschreibung.
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