90 Prozent der Pflegedienste verstoßen gegen

Alles fürs Geld
90 Prozent der Pflegedienste verstoßen gegen Patientenverfügung
Viele ambulante Pflegedienste setzen sich über die Patientenverfügung hinweg. Nach Recherchen des
ARD-Magazins „Monitor“ und einer Umfrage des Palliativmediziners Matthias Thöns sind es sogar 90
Prozent aller Pflegedienste. Der Grund: Profit.
Sowohl das ARD-Magazin „Monitor“ als auch der Palliativmediziner Matthias Thöns nahmen sich der
Sache an, die Rechtswidrigkeiten hinter verschlossenen Türen der ambulanten Pflegedienste
aufzudecken. Dabei kam heraus, dass fünf aus sechs Pflegediensten unheilbar kranke Patienten
aufnehmen wollten, obwohl die Patientenverfügung das ausschloss.
Was ist passiert?
Mithilfe einer Stichprobe, die auf einem fiktiven aber realistischen Fall basierte, führte „Monitor“ eine
Untersuchung bei fünf ambulanten Pflegediensten durch. Hierbei gaben sich die Journalisten als
Angehörige einer im Wachkoma liegenden Person aus. Sie baten darum, den Patienten weiter beatmen
zu lassen.
Obwohl lebensverlängernde Maßnahmen durch die Patientenverfügung ausgeschlossen wurden, zeigte
sich keiner der Pflegedienste abgeneigt. „Wenn Sie sagen, die Patientenverfügung spielt jetzt keine
Rolle mehr, dann müsste sie nach meiner Meinung auch irgendwie weg“, war eine der Reaktionen.
Nach einer juristischen Einschätzung sei dies als Anstiftung zu Urkundenfälschung zu verstehen.
Hinterher stritten alle ambulanten Versorgungsdienste ab, sich so geäußert zu haben.
Auch der Palliativmediziner Matthias Thöns startete unabhängig vom ARD-Magazin eine Umfrage bei
ambulanten Pflegediensten. Das Ergebnis ist ähnlich: 140 von 155 der befragten Dienste waren bereit,
unheilbar kranke Patienten aufzunehmen und sich über eine Patientenverfügung hinwegzusetzen. Das
ist eine Quote von 90 Prozent.
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Profit von 3 bis 5 Milliarden Euro
Insgesamt machen ambulante Pflegedienste einen jährlichen Profit von drei bis fünf Milliarden Euro.
„Gerade Beatmungspatienten sind hochlukrative Patienten“, so Thomas Sitte, Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Palliativstiftung. Pro Patient liegt der Ertrag monatlich bei durchschnittlich 20.000 Euro.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte kürzlich, dass Änderungen dringend nötig seien.
Das Bundesgesundheitsministerium antwortete auf eine Anfrage von „Monitor“ allerdings abweisend:
„Eine Änderung der Leistungen ist derzeit nicht geplant“, hieß es dort.
Dieser Artikel erschien am 09.09.2016 unter folgendem Link:
http://www.pfefferminzia.de/alles-fuers-geld-90-prozent-der-pflegedienste-verstossen-gegen-patientenverfuegung-1473411675/
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