MONTAG, 5. SEPTEMBER 2016 20 Jahre Aranea+ Eintauchen in eine völlig neuartige Kletterwelt Stadt Schaffhausen 17 PS-starke militärische Technik Im Rahmen der «Panzerparade 2016» konnten diverse Panzer der letzten 80 Jahre in voller Fahrt bewundert und im Museum im Zeughaus sogar aus der Nähe betrachtet werden. VON LISA FAHRNI Seit 20 Jahren gibt es das Kletter- und Badmintonzentrum Aranea+ an der Ebnatstrasse. In den letzten zwei Monaten wurden der gesamte vordere Teil der Halle sowie das Bistro umgebaut. Das Sportzentrum blieb während dieser Zeit geöffnet. Den vollendeten Umbau feierte das Aranea+ nun am Samstag mit einem Tag der offenen Tür. Begeistert stürzten sich vor allem die Jüngsten auf die neuen Kletterangebote. Künftig können die Kletterbegeisterten an Drehtellern oder wie Spiderman mithilfe von Handschuhen und Klettelementen die Wände hinaufsteigen. Eine durchsichtige Kletterwand und ein Kletterkamin sind ebenfalls neu hinzugekommen. Aranea+-Geschäftsführer Pascal Parodi zeigte sich vollauf zufrieden mit dem Ergebnis: «Bisher sind alle begeistert von der abwechslungsreichen neuen Kletterwelt.» Ein besonderes Highlight war am Jubiläumsanlass das Harassenstapeln im Aussenbereich, bei dem starke Nerven und ein gutes Gleichgewicht gefragt waren. Eine Neuheit an der Kletterwand Zusätzlich zu den neuen Kletterangeboten bietet das Aranea+ auch das Punktesystem «Climbing Challenge» an. Dieses System ist bisher schweizweit einmalig. Der Kletterer bestreitet dabei verschiedene Routen und trägt ein Armband, an dem ein Badge befestigt ist. An den Kontrollpunkten werden die Leistungen dann registriert. Am Samstag konnten die Teilnehmer mehrere Preise gewinnen. Das Angebot richte sich zwar an alle Kletterer, sagte Parodi. Die Kinder stellten sich am Eröffnungstag aber als Erste der sportlichen Herausforderung. Ein junger Kletterer übte für einmal auf den Harassen statt an der Wand. Bild Lisa Fahrni VON CHRISTOPH MERKI Dröhnendes Rattern erfüllte am Samstagmorgen kurz nach neun Uhr das Mühlental. Generalstabsmässig geplant, startete der Tross von zwölf Panzern Richtung Breite. Für die Fahrer hielt die Strecke von der ehemaligen Stahlgiesserei bis ins Zeughaus einige Tücken parat. Zum einen waren natürlich die Dimensionen dieser PS-starken Gefährte pompöser als die der anderen Verkehrsteilnehmer, zum anderen verlangten die zahlreichen Verkehrsinseln, und vor allem die drei Kreisel auf dem Weg, der Geschicklichkeit der Fahrer einiges ab. Mittendrin Gion Capuano. Sonnenbrille und Racal-Helm montiert, steuerte er den knapp 40 Tonnen schweren Entpannungspanzer, dank dem Kehlkopfmikrofon in stetem Kontakt mit Martin Bossert in Kommandoluke, ruhig und sicher über den Asphalt. Unterwegs auf der Strecke zahlreiche Schaulustige, die das seltene Schauspiel in Schaffhausen fotografisch festhielten, ja manchmal sogar noch kurz Zeit für einen winkenden Gruss hatten. Gefühl von Spannung und Freude Zwar sind Panzer auf Schweizer Strassen nicht unüblich, dass es sich jedoch fast ausschliesslich um Gefährte handelte, welche die Schweizer Armee aus ihrem Wagenpark ausgemustert hat, machte die ganze Aktion umso einmaliger. Bei der Befehlsausgabe morgens um acht Uhr informierte Ernst Gründler, der für den reibungslosen Ablauf zuständig war, die Fahrer über den Tagesablauf. Noch kurz wurden die Ölstände kontrolliert. Auch Capuano unterzog den Entpannungspanzer, der 1965 gebaut und dessen Kampfwert 1988 gesteigert wurde, einer letzten Inspektion. Routiniert startete er sodann zuerst den Hilfs- und danach den 660 PS starken Hauptmotor. «Ich habe jedes Mal das Gefühl von Spannung und Freude, aber auch von Respekt vor der Materie», erklärte er und fügte an, «es geht schnell etwas kaputt, wenn der nötige Respekt fehlt.» So sei es auch die Faszination an der Technik, welche den gelernten Maurer noch immer beherrsche. Was nämlich viele nicht wüssten, auch privat hat Capuano eine kleine Sammlung. Insgesamt 13 Panzer kann er sein eigen nennen, mit einem Brückenlegepanzer als Juwel. «Einen Porsche hat jeder zweite, die Panzer haben mich gereizt, und ich Schaulustige beobachteten die Vorbeifahrt des Entpannungspanzers 65/88 mit Gion Capuano (l.) am Steuer. Die Panzerparade auf dem Weg zum Obertorkreisel zog erstaunte Blicke der Reisenden am Bahnhof auf sich. habe Platz», erklärte der Inhaber eines Kieswerkes aus Basadingen mit einem Schmunzeln. Demonstration auf Raupen Den Panzer auf dem Kiesplatz vor dem Zeughaus parkiert, gönnten sich Gion Capuano und sein Mitfahrer Martin Bossert erst einmal einen Kaffee. Bossert ist unter anderen für die Fahrtüchtigkeit der Panzer zuständig. Der Landmaschinenmechaniker und militärisch ausgehobene Pontonier-Motorfahrer teilt die Freude an der Technik. Bilder Christoph Merki Die jungen Besucher des Museums im Zeughaus erkundeten den ausgestellten Panzer 68 gründlich. Die Gedanken der damaligen Ingenieure und die verschiedenen Lösungswege für technische Probleme seien höchst interessant. «Und wenn man ein altes Gefährt wieder zum Laufen bringt, ist dies schon ein Erlebnis», gestand er. Lange währte die Pause jedoch nicht, denn eine Vorbeifahrt vor den Zuschauern stand an. Martin Huber, Stiftungsratspräsident, weihte die zahlreichen Gäste anschliessend kurz in die Geschichte der einzelnen Fahrzeuge, die jeweils für ein technisches Zeitalter stehen, und deren Verwendungszweck ein. Auch Capuano und Bossert waren mit ihrem Entpannungspanzer ein Teil der Demonstration. Zurück in der Stahlgiesserei, werden diese Fahrzeuge schon bald für die Überwinterung vorbereitet. Es war eine Ausfahrt, die aufzeigte, dass die altgedienten Militärfahrzeuge bei Fahrern wie auch dem Publikum auf grosses Interesse stiessen und manchmal vielleicht sogar für träumerisch glänzende Augen sorgten. Genossen Die Begegnung mit zwei kochenden Journalisten, Speinles Lamm hoch vier, sein Ferrero Rocher – und 50 Seiten Marzipan zum Abschluss Räuschling durch die rote Brille, Lamm «from nose to tail» E Rote Brillengestelle, graue Igel- frisur und gute Laune sind die besonderen Kennzeichen der dienstältesten Köche des deutschen Fernsehens. Seit 1988 kochen Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer im Fern sehen WDR, jetzt samstags in der Sendung «Kochen mit Martina und Moritz». Vor bald 30 Jahren haben sich die beiden leidenschaftlich kochenden Journalisten auf E ssen und Trinken spezialisiert, gehen das Thema aus der Sicht des Geniessers, der Hausfrau oder des Hobbykochs an. Ihre Passion führt sie überall hin, wo gut gegessen und Martina Meuth, Bernd «Moritz» Neuner-Duttenhofer und die Schweizer Weinjournalistin Eva Zwahlen (rechts) am festlichen Eröffnungsabend von «Mémoire & Friends» auf Schloss Sihlberg in Zürich. Bild Ulrich Schweizer getrunken wird – kein Wunder, traf man sie beim grossen Winzertreffen «Mémoire & Friends» in Zürich, wo sie Alain Schwarzenbachs rassigen Meilener Räuschling 2015 ohne biologischen Säureabbau (links) genossen. (us) E Kein Journalist, sondern Profikoch auf höchstem Niveau ist Cornelius Speinle, der sein Metier bei Roger Werlé und Renate Berger gelernt hat. In kurzer Zeit erkochte er sich in seinem Restaurant Huuswurz Dreizehn Sinne in Schlattingen16 Gault-MillauPunkte und einen Michelin-Stern. Speinles neuer Hauptgang heisst Lamm hoch vier und präsentiert Lamm (oder Kalb für Leute, die Lamm nicht mögen) auf viererlei Art, gewissermassen «from nose to tail»: Erstens ein lange bei niedriger Temperatur gegartes Nierstück, zweitens glasierte Lammzunge mit Selleriepüree und Estragon, drittens Lammbries mit geräuchertem Eigelb, eingelegter Zwiebel und karamellisiertem Zwiebelwasser und viertens kross gebratener Lammbauch mit Aprikose. Ausserdem ein kunst- volles Trompe-l’œil, das an Ferrero Rocher erinnert: Gänseleberparfait, mit Blattgold überzogen, mit Kaffeegelee, Banane mit Whisky und kanadischer Tabakcreme mit Kardamom, dazu eine Creme von der Gänseleber. Ab diesem September gibt es im Huuswurz Dreizehn Sinne unter der Woche, genauer mittwochs, donnerstags und sonntags, anstelle des klassischen Siebengängers auch ein Fünfgangmenü – für Geniesser, die etwas weniger lang zu Tische sitzen wollen (und, nebenbei bemerkt, für etwas schlankere Portemonnaies). (us) E Dass der Ausbildungsab- schluss einer Fachfrau Betreuung auch süss sein kann, hat Muriel von Ah bewiesen: «Marzipan, die süsse Versuchung» heisst ihre Vertiefungsarbeit. Sie forscht nach der Herkunft des Namens – lateinisch Marci panis «Markus- brot» oder arabisch Mautaban für «still sitzen»?, beschäftigt sich mit der Geschichte der Grundzutaten Mandeln, Zucker und Apothekerrose, erprobt Marzipanrezepte und stellt vier klassische Hochburgen der Marzipanherstellung vor: Toledo, Aix-enProvence, Lübeck und Königsberg. Die Arbeit umfasst 50 Seiten und wurde mit der Höchstnote, einer glatten 6 bewertet. Zwei instruktive Demovideos zeigen, wie man Lübecker Marzipan kartoffeln und einen mittelalterlichen Marzipankuchen herstellt, beides mit stimmiger Musikbegleitung. (us)
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