Die schweren Zeiten sind vorbei

Jahre Westfälische Nachrichten
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Die schweren Zeiten sind vorbei
Früher Setzer, heute Mediengestalter: Die Kreativität ist erhalten geblieben
Kreativ sein und erleben, wie eigene Ideen Gestalt annehmen. Diese Motivation hat sich für Setzer und Mediengestalter auch durch den Wandel des Berufsbildes nicht geändert. Links zeigen Karl-Heinz Overkamp, Günter Neuer
und Helmut Fischer (von links) im Mai 1989 den Übergang vom Blei- zum Fotosatz. Rechts zeigen – derselbe – Günter Neuer, Wolfgang Elberfeld und Stephanie Deiters die aktuellen Arbeitsgeräte.
Fotos: Aschendorff, Gerharz
D
ie Arbeit ist mal
wirklich leichter geworden.
Um gut 30 Kilogramm, rechnet
Günter Neuer vor. Als er vor
38 Jahren als Setzer bei
Aschendorff anfing, hat eine
Zeitungsseite gut 30 Kilogramm gewogen – in Blei.
„Das war keine Arbeit für
Frauen“, sagt der 60-Jährige.
Dafür fängt er sich einen kritischen Blick von Stephanie
Deiters. Die junge Frau ist als
Mediengestalterin so etwas
wie eine moderne Setzerin –
und hat die „schweren“ Zeiten nicht mehr erlebt.
Wohl an keiner anderen
Stelle hat sich die Arbeit in
einem Zeitungsbetrieb so
gründlich geändert wie in
der Setzerei. Was nach dem
Krieg rund 140 Menschen in
mühsamer Handarbeit mit
beweglichen Lettern zusammensetzten, entsteht heute
an vielen Schreibtischen in
der Redaktion, in der Anzeigengestaltung, in den Büros
von Kunden und Partnern:
die Druckvorlagen für die
Zeitungsseiten.
Ein langer Weg in der
Technologie. Und für die Betroffenen auch ein harter:
„Wir mussten wohl vier Mal
komplett umlernen“, erinnert sich Wolfgang Elberfeld,
der auch schon 36 Jahre dabei ist. Erst wurden die Lettern mit der Hand gesetzt,
dann übernahmen das riesige Computer, die mit Lochstreifen gefüttert werden
wollten. 1980 kam das Blei,
das zuvor Tag für Tag eiingeschmolzen und neu verv
wendet worden war, en
ndgültig zum Altmetall.
Und die Setzer schnittten und klebten als Metteure Papier. Aus langen
n
Fahnen wurden am Kle
ebebrett komplette Artike
el
samt Titel und Foto.
Manch geschliffener Satz
S
fiel dem Cutter zum Opffer –
wenn kein Platz mehrr ist,
muss gekürzt werden. In
„Bleizeiten“ konnte man
n das
noch hören – wenn ganze
Zeilen in den Blecheimer fielen.
Mittlerweile sind auch die
Zeiten, an denen komplette
Zeitungsseiten am Brett
montiert wurden, längst Ge-
»Wir mussten wohl
vier Mal komplett
umlernen.«
Wolfgang Elberfeld
schichte. Die Redaktion liefert ihre Seiten oder Seitenteile druckfertig aus dem
vernetzten Redaktionssystem. Anzeigen werden von
den Kunden komplett angeliefert oder entstehen am
Bildschirm. Stephanie Dei-
ters un
nd ihre Kollegen schieben Fotos und Grafiken,
Fließtexte und Titel mit der
Mau
us zusammen. Eine
kom
mplette und fein gesta
altete Seite verlässt
ihrren Bildschirm spätesten
ns nach einem halben
Tag
g. Früher haben für besch
heidenere
Ergebnisse
gleicch mehrere Fachleute
bedeu
utend länger gearbeitet.
Wollfgang Elberfeld kümmert sich heute in Anwendungs
gs- und Fremddatenbetreuung darum, dass die vielen beteiligten Rechner keinen Schluckauf bekommen
und sich gut vertragen. Günter Neuer steuert als Schichtleiter die Anzeigenherstellung.
Da arbeitet auch Stephanie
Deiters. Mit derselben Motivation, mit der auch Neuer
und Elberfeld vor reichlich
30 Jahren angefangen haben: kreativ zu sein und zu
erleben, wie eigenes Tun
und eigene Ideen Gestalt annehmen. Auch wenn sie
längst nicht nur für das gedruckte Produkt Zeitung
arbeitet, sondern auch Webseiten und Apps entstehen
lässt: Das Papier möchte sie
nicht missen. Und die junge
Frau hat auch keine ernste
Befürchtung. Aber Veränderungen erwartet sie schon.
Die verschiedenen Medien –
gedruckt und online – werden noch enger aneinanderrücken und sich gegenseitig
stärken.
Uwe Gebauer
70 Jahre erlesene
Geschichte(n)
Wir haben vielleicht nicht alle gelesen,
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