Ein spätes Denkmal 1

Ein spätes Denkmal
Für Menschen, die vor einigen Jahrhunderten lebten, gibt es nicht sehr häufig Denkmäler. Sie
lebten eben in Zeiten, in denen Erinnerungskultur überwiegend mündlich existierten.
Das gesprochene Wort wurde immer wieder den Zeiterfordernissen angepasst. Dabei
verblassten oder verschwanden oft Bezüge zur Lebenswelt des ausgehenden Mittelalters bis hin
zur Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert.
Wir können zwar noch "einen Zahn zulegen", haben aber z.T. die ursprüngliche Bedeutung,
wonach der Kessel bei dieser Redensart ein Stück näher zum Feuer gebracht wird, vergessen.
Beim Thema Hexen denken wir zum Beispiel an eine Person aus der Geschichte von Hänsel und
Gretel . Eine Märchenfigur, buckelig, alt und von Natur aus böse. Angst kann sie uns nicht
wirklich mehr einflößen, bekommt sie im Backofen doch am Ende ihre verdiente Strafe.
Schön, wenn sich das Böse am Ende so klar besiegen lässt. Leider geschieht das so wohl nur im
Märchen. Die Angst vor Einschränkungen, Verlusten und einer ungewissen Zukunft lässt sich
eben nicht so einfach auslöschen. Am Ende mussten bzw. müssen allzu oft Unschuldige
herhalten. Oft waren bzw. sind es Fremde, Frauen oder Andersdenkende.
Katharina lebte vor 400 Jahren als arme Kleinhändlerin in Feudingen. Wie sie aussah wissen wir
nicht. Alt war sie nicht, auch ein Buckel ist unwahrscheinlich. Nichts spricht dafür, dass sie einen
schlechten Charakter hatte. Sie half aus so gut sie konnte und versuchte in schlechten Zeiten
irgendwie zu überleben. Ihren gewaltsamen Tod hat sie nicht selbst verschuldet. Sie starb, weil
einige Menschen mit ihren eigenen Ängsten nicht umgehen konnten und unbedingt einen
Sündenbock brauchten.
Für Katharina und noch einige andere, denen es ähnlich erging, gibt es ein kleines Denkmal in
der Bahnhofstraße 41a in Bad Laasphe. Es ist am Sonntag, dem 11. September in der Zeit von 11
bis 17 Uhr in der Ausstellung "Alltag in Zeiten des Hexenwahns" zu sehen.