Paralympics Rio 2016: Belarus zeigte doch Flagge

Paralympics Rio 2016: Belarus
zeigte doch Flagge
Nachdem die oberste Anti-Dopingbehörde WADA in Übereinkunft
mit dem IOC die russischen Paralympioniken für den Wettbewerb
in Rio endgültig gesperrt hatte, war die Empörung darüber
groß. Sportler sowie Funktionäre zeigten sich nachhaltig
erbost, ausgerechnet den Behindertensport als politisches
Instrument zu missbrauchen.
Das Thema der Komplettsperre Russlands wurde, wie schon auch
bei den Olympischen Spielen der nichtbehinderten Athleten,
bereits zur Genüge durchgekaut. Allein die unverhohlene
Schadenfreude der deutschen Mainstreampresse, allen voran
natürlich wieder die „Bild“-Zeitung, wäre hierbei noch
erwähnenswert. Unter dem Titel „Gericht schmeißt Russen
endgültig aus Rio raus“ zelebrierte das Blatt den Ausschluss
Russlands als „Zeichen des Mutes“.
Eine ganze Spur mutiger war hingegen die Kampfansage von Oleg
Scheschel, dem Vorsitzenden des Paralympischen Komitees
Weißrusslands, der ankündigte, die Solidarität mit Russlands
Behindertensportler durch das Zeigen der russischen Trikolore
bei der Eröffnungsfeier unterstreichen zu wollen. Das
Internationale Paralympische Komitee (IPC)
Weißrussen daraufhin mit Strafmaßnahmen.
drohte
den
Gelungener Husarenstreich
Beim Pressedienst des IPC hieß es dazu in einer offiziellen
Erklärung, „dass bei der Eröffnung der Paralympics-2016
niemand die russische Flagge tragen werde, da Russland das
Recht entzogen worden sei, bei den Spielen an den Start zu
gehen“. Weiter hieß es: „Sollten die weißrussischen Athleten
während der Eröffnungszeremonie russische Flaggen tragen, so
wird das als ein politischer Protest betrachtet. Gegenüber den
betreffenden Sportlern bzw. dem nationalen Paralympischen
Komitee werden entsprechende Maßnahmen ergriffen.“
Nun hat das Paralympics-Team aus Belarus sein Husarenstück
tatsächlich wahr gemacht. Einträchtig trug Sportfunktionär
Andrej Fomotschkin die russische Fahne am Ende der
einlaufenden und -rollenden Delegation und präsentierte sie
stolz dem leicht verwirrten Publikum. Den Organisatoren
hingegen dürfte bei dieser Aktion das Messer in der
Hosentasche aufgegangen sein. Zunächst habe Oleg Scheschel
nach der Warnung des IPC freilich eingelenkt und gesagt, dass
er eine russische Fahne nur mit auf die Tribüne nehmen werde.
Laut Scheschel sei der Olympia-Ausschluss der russischen
Behindertensportler der falscheste Schritt in der ganzen
Geschichte der paralympischen Bewegung, wetterte er in
Richtung IPC. Zudem rechtfertigte er seinen Alleingang damit,
„Dass die Behinderten in den Mittelpunkt der Politik rücken.“.
Überhaupt sei das für ihn „Blasphemie“. Die streitbare Fahne
wurde daraufhin vom Internationalen Paralympischen Komitee
(IPC) eingezogen und die Ermittlungen in dem bisher einmaligen
Fall aufgenommen.
„Das
war
fraglos
eine
Großtat,
was
die
weißrussischen
Paralympiker gemacht haben“, frohlockte der Kreml-Sprecher
Dmitri Peskow aus Moskau. Seinen Dank sprach auch Russlands
Präsident des russischen Paralympischen Komitees, Wladimir
Lukin, aus und dankte artig den Nachbarn. Laut Sportminister
Witali Mutko seien russische Behindertensportler ohnehin von
vielen Verbänden zu deren Wettkämpfen eingeladen worden.
Insgeheim muss man sogar selbst als neutraler Beobachter
dieser Brudertreue der Weißrussen tiefsten Respekt zollen. Wir
werden sehen, wie die Geschichte nun weitergeht.
[mb/russland.RU]