heute bin ich kein gambler mehr

INTERVIEW PAUL LACIGA
«HEUTE BIN ICH KEIN
GAMBLER MEHR»
Ex-Beachvolleyball-Profi Paul Laciga verwaltet das Geld anderer
Leute. Er verlangt nur dann Gebühren, wenn er Gewinne macht.
INTERVIEW: IVO RUCH
Vom Spitzen-Beachvolleyball zur
­Vermögensverwaltung: Was bewog Sie
zu diesem Wechsel?
Das Börsengeschehen interessierte mich
schon während meiner Sportkarriere, ich
war auch aktiver Trader. Doch erst nach
meinem Rücktritt übernahm ich die volle
Verantwortung für mein Geld. Auch weil
ich unzufrieden war mit der Leistung externer Verwalter. Das Angebot für Kunden
entstand dann durch das Interesse von Kollegen.
Wie viel Vermögen verwalten Sie?
Es sind derzeit weniger als 100 Millionen.
Eine Marke, die ich in den nächsten Jahren knacken möchte. Aktuell habe ich 13
Kunden.
die ich schon seit Langem kenne und die
eine ähnliche Strategie verfolgen wie ich.
Aber Ratschläge von Bankern oder Analysten einholen? Davon bin ich weit entfernt.
Es hat mich schon immer gestört, dass
viele Vermögensverwalter einen fixen Prozentsatz abzocken, unabhängig davon, ob
sie gut oder schlecht arbeiten. Ich war bereits im Sport sehr vom Siegen abhängig.
Deshalb habe ich die Philosophie mitgenommen, dass ich nur bezahlt werde, wenn
ich Gewinn mache. Im letzten Jahr machte
ich zum ersten Mal Verlust und hatte folglich auch keine Einnahmen von meinen
Kunden.
Haben Sie noch Zeit für Sport?
Je nach Trade arbeite ich unterschiedlich,
aber unter dem Strich etwa 30 Stunden pro
Woche. Ferien und Freizeit sind kein Problem, denn häufig habe ich keine offenen
Positionen. Während mehr als 50 Prozent
der Zeit bin ich mit mehr als 50 Prozent
des Kapitals nirgends investiert. Im Durchschnitt mache ich zwei Trades pro Tag.
Sind auch Sportler unter Ihren
­Kunden?
Mein Bruder gehört dazu. Das ist insofern speziell, als wir nicht immer ein einfaches Verhältnis zueinander hatten. Aber
er ist mit meiner Arbeit zufrieden. Daneben betreue ich auch noch einen anderen
Beachvolleyballer. Ich könnte mir vor­
stellen, mich in Zukunft noch stärker auf
Sportler als Kunden zu fokussieren.
Sie verlangen keine Fixkosten,
­sondern arbeiten mit Gewinn­
beteiligung. Warum das?
Wie sieht Ihre Anlagestrategie aus?
Ich verwalte ein Portfolio, an das ich alle
Kunden anhänge. Dabei konzentriere ich
mich auf Aktien, Währungen und ETF. Aktien halte ich im Durchschnitt sieben Tage,
Währungen meist nur wenige Stunden oder
Tage, ETF über einen Monat. Meine Entscheidungen fälle ich anhand der Chartanalyse.
Vermissen Sie nie eine zweite
­Meinung?
Die Trades, die ich mache, kann niemand
für mich übernehmen. Ab und zu lasse ich
mich von anderen Händlern inspirieren,
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Sie spielten lange im Duo mit Ihrem
Bruder. Eine Kombination, die oft
als problematisch dargestellt wurde.
­Arbeiten Sie nun alleine?
Mein Bruder und ich waren zwei Einzelgänger mit einem kleinen Betreuungsteam.
Das habe ich so beibehalten.
Pflegen Sportler einen besonderen
Umgang mit Geld?
Das nicht unbedingt, aber mir passt die
menschliche Komponente: Man ist meistens per Du und weiss vom Gegenüber, dass
es seine Ziele mit Leistung und nicht mit
Tricksereien erbringt.
PAUL LACIGA
VERMÖGENSVERWALTER
Paul Laciga (45) studierte Wirtschaftsinformatik an der Ingenieurschule Biel. Bekannt
wurde er als Sportler. Die Laciga-Brüder
waren mit drei EM-Titeln, zwei Olympia-Teilnahmen und Rang eins in der Weltrangliste
das erfolgreichste Beachvolleyball-Duo der
Schweiz. Laciga trat 2007 vom Spitzensport
zurück.
Können Sie beim Börsenhandel Ihren
Wettkampftrieb weiterhin ausleben?
Ja, aber die Risikoabwägung ist beim Spitzensport und beim Traden völlig unterschiedlich. Die Minimierung von Risiko
ist als Vermögensverwalter sehr wichtig.
Als Sportler hatte ich dagegen folgende
Philosophie: Wenn es knapp wird, riskiere
ich alles. Ich bin heute also kein Gambler
mehr, sondern ich möchte gute Arbeit abliefern.