6 °Lokales° Vor 25 Jahren h Dienstag, 3. September 1991 Jahrelang wurden die Touristen auf engstem Raum von den Mitarbeitern des Lüneburger Werbe- und Verkehrsamtes betreut und beraten. Jetzt ist der lang erwartete, 510 000 Mark teure Umbau am Markt abgeschlossen, gilt das Verkehrsamt endlich als gute Visitenkarte Lüneburgs. LG in i Kürze ü ■ Das Freibad Hagen hat seine Öffnungszeiten gekürzt. Bis einschließlich Sonntag, 11. September, ist täglich von 13 bis 19.30 Uhr geöffnet, danach beginnt die Winterpause. Das Frühschwimmen findet ab sofort täglich von 6.30 bis 9 Uhr im Sportbad an der Uelzener Straße statt. ■ Zum Klönschnack am Montag, 5. September, in der Zeit von 15 bis 17 Uhr im Hotel Scheffler an der Bardowicker Straße lädt der Kneipp-Verein ein. Am Dienstag, 6. September steht dann eine Radtour auf dem Programm. Treffpunkt um 14 Uhr ist der Kurpark-Haupteingang an der Uelzener Straße. ■ Die Lüneburger Kirchentanz- gruppe lädt ein zu einer „bewegten Andacht“ am Mittwoch, 7. September, um 16 Uhr in der St.Nicolaikirche. Aus der Reihe „Heilige Frauen“ wird die Heilige Katharina von Alexandrien das Thema sein. ■ Der Volkshochschulkursus „Die Zeichensprache der Blumen“ gibt Einblicke in die Pflanzenwelt aus Sicht des Zeichners. Er beginnt am Mittwoch, 7. September, um 18.30 Uhr. Anmeldungen: (0 41 31) 1 56 60. ☎ ■ Im Seniorenclub St. Stephanus im Ökumenischen Gemeindezentrum in Kaltenmoor wird am Freitag, 9. September, ab 16 Uhr Bingo gespielt. ■ Der Arbeiter-Samariter-Bund bietet am Dienstag, 13. September, in der Zeit von 9 bis 17 Uhr in seinen Räumen am Moldenweg einen Erste-Hilfe-Lehrgang an. Kosten: 35 Euro. Anmeldungen: (0 41 31) 20 86 60. ☎ Der Massenrausch von Handeloh Vor einem Jahr winden sich 29 Menschen nach Drogenexperiment am Boden – Bis heute keine Anklage VON PEER KÖRNER Handeloh. Reetgedeckte Fachwerkhäuser, drumherum viel Rasen im Schatten großer Bäume: Schon kurz nach dem Großeinsatz der Rettungskräfte sieht es wieder so idyllisch aus wie zuvor, keine Spur mehr vom 4. September 2015. Notärzte kämpften vor genau einem Jahr auf dem Gelände eines Tagungszentrums in Handeloh um das Überleben der 29 Seminarteilnehmer, mehr als 160 Rettungskräfte waren beteiligt. Dicht an dicht standen die Krankenwagen, auch ein Hubschrauber kam. Mit Wahnvorstellungen, Atemnot und Herzrasen werden die Betroffenen in Kliniken gebracht. Erst herrscht Rätselraten, dann stellt sich heraus: Drogen waren die Ursache. In zwei Kapseln wird die verbotene Psychodroge 2C-E nachgewiesen. Ein Experiment mit Sekten-Hintergrund? Steckt eine Sekte hinter dem Vorfall? Eine Heilpraktikerin und ein Psychologe aus der Region Aachen haben die Veranstaltung organisiert. Sie befassen sich auch mit der sogenannten Psycholyse. Dabei soll mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden. Bei Durchsuchungen im Kreis Harburg und im Raum Aachen sei Beweismaterial sichergestellt worden, melden Polizei und Staatsanwaltschaft wenige Tage später. Fast ein Jahr danach wird noch immer wegen Drogenmissbrauchs ermittelt. „Die Untersuchungen sind noch nicht abge- Feuerwehrmänner, Rettungskräfte und Rettungsfahrzeuge vor einem Jahr am Tagungszentrum in Handeloh: Nach dem Massenrausch bei einem Heilpraktikerseminar ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei weiter wegen Drogenmissbrauchs. Foto: köhlbrandt schlossen“, sagt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas in Stade. „Wir haben bis zum 31. August eine Stellungnahme der Verteidiger der Beschuldigten erwartet. Die ist allerdings nicht eingegangen, so dass beabsichtigt ist, in den nächsten Wochen Anklage zu erheben.“ Im Fokus stünden die beiden Organisatoren sowie zwei Helfer. Die Ermittlungsverfahren gegen die übrigen 25 Teilnehmer – Heilpraktiker, Ärzte, Homöopathen und Psychologen – waren eingestellt worden. „Sie haben damals die Droge nach unseren Erkenntnissen nur zum sofortigen Konsum erhalten“, sagt Breas. Die Geschäftsführerin des Tagungszentrums sagte drei Wochen nach dem Vorfall, noch immer fassungslos: „Ich bin froh, ■ Lüneburg. Die Situation an der Kasse eskalierte, als der junge Mann im Discount-Markt an der Hindenburgstraße seinen Ausweis vorzeigen sollte – die Mit- Kirschblütengemeinschaft spricht von Rufmord Der Schweizer „Tagesanzeiger“ meldet kurz nach dem Vorfall, dass der Organisator ein enger Vertrauter des Schweizer Therapeuten Samuel Widmer sei, auch deutsche Medien berichten über einen möglichen Psycholyse-Zusammenhang. Widmers Kirschblütengemeinschaft wird von der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche als „problematisch“ eingestuft, Kritiker sprechen von einer Sekte. Die Sprecherin der Gruppe ist nicht zu erreichen. „Natürlich haben wir auch hier in der Schweiz von den Geschehnissen um die Heilpraktiker in Handeloh gehört“, heißt es auf der InternetSeite der Kirschblütengemeinschaft. „Obwohl uns noch gar nicht bekannt ist, wer die betroffenen Personen in Handeloh sind, wird ein Schüler von Samuel Widmer darunter vermutet. Hier wird somit nicht nur versucht, eine Therapiemethode zu diskreditieren, sondern ein Rufmord an Menschen riskiert, die einfach anders leben wollen.“ Mit Psychotherapie und Me- dizin habe die sogenannte Psycholyse nichts zu tun, heißt es dagegen bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Der Einsatz illegaler Drogen sei eine Straftat, es drohe zudem Machtmissbrauch durch den Therapeuten. „Psycholyse hat nichts mit psychologischer Arbeit zu tun, sondern ist ein Versprechen auf schnelle Heilung, das therapeutisch nicht eingelöst werden kann“, sagt auch Prof. Michael Utsch von der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche. „Ein möglicher Sektenhintergrund ist nicht Gegenstand der Ermittlungen“, sagt hingegen Oberstaatsanwalt Breas. Immer wieder verschwinden in Stadt und Landkreis Koi-Karpfen Barendorf. Immer wieder haben es Täter auf teure Koi-Karpfen abgesehen. In der Nacht zu Mittwoch stahlen Unbekannte aus einem Teich am Wacholderweg fünf Tiere. Schaden laut Eigentümer: mehrere Tausend Euro. Seit Jahresbeginn gab es mehrere ähnliche Taten. Laut Polizei griffen Täter im Mai in Kirchgellersen zu, Mitte Juni in Gifkendorf, im Juli wurde die Gartenkolonie am Moorweg in Lüneburg zum Tatort. Ob ein Zusam- Sparkasse in Vögelsen heimgesucht – Blutiger Streit mit vier Promille ☎ dass alle überlebt haben.“ Sie habe kein Verständnis für Drogen, auch nicht zur Bewusstseinserweiterung. Der Veranstalter habe nur die Räume gemietet, betonte sie, für die Inhalte des Seminars sei sie nicht zuständig. „Hier geht es um Ruhe in einer idyllischen Umgebung, um Bewegung und Tanz. Wir fühlen uns missbraucht.“ Lukrative Beute aus dem Gartenteich Täter wollen Geldautomaten sprengen Vögelsen. Unbekannte haben in der Nacht zu gestern im Vorraum der Sparkassenfiliale an der Lüneburger Straße in Vögelsen versucht, den Geldautomaten zu sprengen. Laut Polizei misslang das, doch der Sachschaden sei hoch. Die Ermittler vermuten, dass ein Unfall mit der Tat in Zusammenhang steht. Denn zwischen Mechtersen und Radbruch entdeckte am frühen Morgen ein Autofahrer einen Audi, der offensichtlich aus einer Kurve geflogen und im Graben gelandet war. Das Fahrzeug war im Bereich Hamburg als gestohlen gemeldet worden, gleiches gilt für die Kennzeichen. Hinweise: (0 41 31) 83 06 22 15. Sonnabend, 3. September 2016 · Nr. 207 arbeiterin hielt ihn für zu jung für ein paar Büchsen Bier. Der Kunde pöbelte rum und wollte mit dem Bier davonlaufen. Als Zeugen ihn festhielten, schlug er um sich. Eine Polizeistreife bändigte ihn und schaute in den Ausweis des jungen Mannes: Er ist 24 Jahre alt. Polizeibericht ■ Lüneburg. Zu einem Unfall kam es am Donnerstag auf der Ostumgehung in Höhe Adendorf. Der Fahrer eines Jaguars fuhr auf die Schnellstraße auf und wollte gleich überholen. Dabei übersah der 50-Jährige den Audi eines 35-Jährigen. Der wich aus und prallte gegen die Leitplanke. Niemand verletzt. Sachschaden: 10 000 Euro. ■ Artlenburg. Bereits am Mitt- woch haben Unbekannte am Parkplatz der Schule an der Straße Im Dorfe einen Opel zerkratzt, ein Schaden von mehreren Hundert Euro. ■ Lüchow. Einen blutigen Streit lieferten sich am Donnerstagabend zwei Männer in Lüchow, dabei soll ein 35-Jähriger einem 32-Jährigen mehrfach ein Messer in den Rücken gerammt haben. Offenbar ging der Schwerverletzte weg, kehrte aber wieder zurück. Schließlich kam die Polizei. Beide Männer kamen in Kliniken, Lebensgefahr bestehe nicht, hieß es gestern. Möglicherweise handele es sich bei der Messerattacke um Notwehr. Der 35-Jährige pustete mehr als vier Promille, beim Jüngeren liege noch kein Alkoholwert vor. Die Tatvorwürfe der Polizei lauten aktuell auf Körperverletzung und versuchten Totschlag. ca menhang besteht, ist für die Ermittler unklar. In Barendorf ist die bestohlene Familie traurig über den Verlust: Es gehe weniger um den materiellen Wert. Die Fische seien sehr zutraulich, sie seien ange- schwommen gekommen, um sich streicheln zu lassen. Die Barendorfer haben keinen Verdacht, wer hinter der Tat stecken könnte. Einzige Idee: „Wir hatten vorher Sperrmüll, vielleicht hat jemand unser Grundstück ausge- späht.“ Dass tierische Täter, etwa Reiher, die Kois als Beute verputzt haben, halten die Fischfreunde für unwahrscheinlich. Die Vögel hätten zu wenig Platz auf dem Areal, um zu landen und abzuheben. ca Die i kleine kl i Andacht d h Schaffen wir das? „Wer nur den lieben Gott lässt walten.“ Dieses Lied mit der Nr. 369 im Evangelischen Gesangbuch wird morgen in vielen Kirchen gesungen. Vermutlich kennt die Pastorentochter Angela Merkel dieses Lied auch. Ob sie manchmal daran gedacht hat, seit sie fast auf den Tag genau vor einem Jahr einen ihrer meistbeachtesten Sätze sagte? „Wir schaffen das!“ Für diese Worte hat sie viel Zustimmung, aber auch viel niederschmetternde Kritik erhalten. Ich finde, sie hat sehr menschlich und visionär zugleich auf die bewegenden Ereignisse im Sommer letzten Jahres reagiert. Ohne hemmende politische Vorsicht hat sie nicht um den heißen Brei geredet, sondern überraschend klar. So wie ich mir das von Politikern und Verantwortlichen immer wieder wünsche. Genau dafür ist sie aber auch gescholten worden. Den- noch ist der Satz in den Ereignissen während eines durchaus wechselhaften Jahres mitgeklungen: von Zeiten der Willkommenskultur und Hilfsbereitschaft über Zeiten der Verunsicherung und Bedrohung. „Wer nur den lieben Gott lässt walten.“ Etwas in Gottes Hand zu legen, meint nicht die eigenen Hände in den Schoß zu legen. „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht’ das Deine nur getreu“, heißt es in der letzten Strophe des Liedes. Gehen müssen wir schon selbst. Singen und beten können da gute Wegbegleiter sein, wenn wir Visionen und Mut brauchen. Vieles will bedacht sein. Alles kann man nicht bedenken. Und manches hemmt nur. Dann ist es gut, wenn man sich einfach etwas traut. Gegenwind und Stolpersteine kommen irgendwann von ganz alleine. Und wenn die menschenfreund- Olaf Ideker-Harr, Schulpastor an den Berufsbildenden Schulen I in Lüneburg, ist telefonisch erreichbar unter (0172) 4372963. Foto: nh lichen und positiven Visionen schwächeln, dann helfen so fröhliche, ermutigende Feste wie vor einer Woche auf dem Lüneburger Marktplatz. Wo sich so viele Hiesige, Geflüchtete, Zugezogene und Alteingesessene begegnen und miteinander essen, war zu spüren, was möglich ist. Oder wie es das Kirchenlied sagt: „...trau des Himmels reichem Segen.“ Die Bundeskanzlerin übrigens wurde vergangene Woche in einem Zeitungsinterview gefragt, ob der berühmte Satz noch gut und richtig ist. „Ja. Selbstverständlich“ hat sie geantwortet. Olaf Ideker-Harr
© Copyright 2025 ExpyDoc