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SPORT
19
Montag, 29. August 2016
„... dann sage ich
etwas anderes“
Interview: Matthias Morys
Er stand erstmals in der Startelf
und hat mit einem Traumtor das
1:0 erzielt. Torjäger Matthias
Morys (29) spricht im Interview
über einen besseren Gegner,
eine schlimme Hitze und darüber, dass „wir jetzt zwei schöne
Wochen haben“.
ALEXANDER HAAG
Herr Morys, wie schwierig war es, bei
dieser Hitze zu spielen?
In der ersten Halbzeit war es ganz
schlimm, in der zweiten Halbzeit war es
super. Da spielte ich im Schatten.
Wie haben Sie das 1:0 erlebt?
Gerrit Wegkamp verlängert den Ball. Ich
komme mit Glück am ersten Gegenspieler vorbei, dann wollte ich in den Strafraum. Dort hatte ich nur noch eine Einsgegen-Eins-Situation, und dann ist der
Ball ins Tor gekullert.
War die Rote Karte berechtigt?
Ich gehe zum Kopfball hoch, dann tritt er
mir gegen die Wade. Ich denke schon,
dass Rot richtig war.
Sie jubeln weiter: Sebastian Vasiliadis (links) wird nach seinem Treffer zum 2:0 von den Mitspielern gefeiert. Der VfR Aalen hat den Tabellenführer SSV Jahn Regensburg
in dessen Stadion gestürzt und bleibt damit im fünften Spiel in Folge ungeschlagen.
(Foto: Eibner)
Willensstark in der Hitzeschlacht
Fußball, 3. Liga: VfR Aalen gewinnt beim Tabellenführer SSV Jahn Regensburg mit 2:0 (1:0)
Der Höhenflug geht weiter. Der
VfR Aalen hat das Spitzenspiel
beim Tabellenführer SSV Jahn Regensburg mit 2:0 (1:0) gewonnen
und bleibt weiter ungeschlagen.
Bei Temperaturen jenseits der
30-Grad-Marke erzielten Matthias
Morys und Sebastian Vasiliadis die
Tore. Erneut herausragend: die
Einsatzbereitschaft der Ostälbler.
ALEXANDER HAAG
Es war Mitte der ersten Hälfte, als Matthias Morys seine Schnelligkeit ausspielte. Nicht etwa bei einem eigenen Angriff.
Nein, der Torjäger sprintete zurück zum
eigenen Sechzehner und stoppte einen
vielversprechenden Vorstoß des Gegners. Die Szene war bezeichnend fürs
VfR-Spiel: Trotz hochsommerlicher
Temperaturen marschierten die Aalener
94 Minuten lang ununterbrochen durch
und gingen dabei an die körperlichen
Grenzen.
Der Einsatz und Wille war die Basis für
den 2:0 (1:0)-Erfolg im Topspiel und den
Sprung auf Platz zwei. „Wir wussten,
dass wir nur über die Mannschaftsleistung kommen können“, sagt Peter Vollmann. Und der Trainer fügt hinzu, dass
„ich keinen einzigen Spieler gesehen
habe, der irgendwann einmal nachgelassen hat“. Stattdessen hat er zwei tolle
Einzelleistungen gesehen: zuerst das 1:0
durch Morys (21.), das Vollmann hinterher als „Erlöser“ bezeichnete. Dann die
Entscheidung durch Sebastian Vasiliadis
wenige Minuten vor dem Abpfiff (84.).
Einen hat der Trainer schon vor dem
TAKTISCHE AUFSTELLUNG
Anpfiff beim Tabellenführer erlöst: Matthias Morys durfte erstmals in dieser Saison in der Startelf ran, und er rechtfertigte seine Nominierung mit einer starken
Leistung. Der 29-Jährige war es dann
auch, der die erste große Möglichkeit für
die Aalener einleitete. Er bediente Alexandros Kartalis im Strafraum, doch
dem 21-Jährigen fehlte die letzte Entschlossenheit (6.). Die hatte dann Morys,
der vor dem Strafraum ins Dribbling
geht. Zuerst vernaschte er zwei Regensburger, dann versetzte er Sven Kopp, um
schließlich den Ball mit viel Gefühl ins
lange Eck einzuschieben. Ein Traumtor –
0:1 (21.). Der VfR Aalen schaffte es danach aber nicht, das Spiel zu kontrollie-
Stimmen zum Spiel: „Es zählt nur der Klassenerhalt“
Robert Müller, VfR-Innenverteidiger: „Wir sind bei
den hohen Temperaturen
bis an unsere Grenzen gegangen. Nach dem 1:0
haben wir aber aufgehört, Fußball zu spielen.
Wir haben die Bälle viel
zu leicht verloren. Nach
der Pause haben wir dann
alles in die Waagschale
geworfen, die Rote Karte
hat uns begünstigt.“
Markus Schwabl, VfR-Kapitän: „Wir hatten in der
ersten Hälfte viel zu wenig Ballbesitz, außer dem
Tor haben wir nichts auf
die Kette gekriegt. In der
Pause haben wir uns
dann gesagt, dass wir das
ändern müssen.“
Marco Grüttner, Jahn-Angreifer: „Wir hatten in der
ersten Hälfte viel Ballbesitz, Aalen hatte nur eine
Chance und macht das
Tor. Es war bei der Hitze
schwer, einem Rückstand
hinterherzulaufen. Wir
haben alles versucht, aber
nach dem 0:2 war es entschieden.“
Daniel Bernhardt, VfR-Torwart: „Die Bedingungen
SPIELINFORMATIONEN
Auswechslungen VfR Aalen:
62. Deichmann (3,5) für Kartalis, 74. Vasiliadis
(–) für Preißinger, 89. Kienle (–) für Morys
Wegkamp (3)
Kartalis
(3,5)
Morys
(2)
Preißinger (2,5)
Menig
(3)
Geyer
(2)
Ojala
(2,5)
Welzmüller (3)
R. Müller
(2,5)
Bernhardt (3)
Schwabl
(2,5)
ren. Im Gegenteil. Eroberte Bälle wurden
leichtfertig verloren, lange Ballbesitzzeiten gab es kaum – dabei wären diese bei
der Hitze so wichtig gewesen. „Wir haben die Bälle viel zu einfach weggeworfen“, kritisierte Vollmann, der sich gewünscht hätte, dass „wir das Spielgerät
auch mal 30, 40 Sekunden behalten“.
Und so hatte der VfR Glück, dass er die
knappe Führung in die Pause rettete.
Erik Thommy vergab die größte Chance,
als er aus 16 Metern völlig frei zum
Schuss kam (24.). Markus Schwabl klärte
in höchster Not gegen Jann George (29.),
und der Ex-Aalener Marco Grüttner setzte eine Flanke auf die Latte (34.).
Nach der Pause machte es Aalen bes-
SSV Jahn Regensburg: Pentke – Hein, Kopp
(76. Hesse), Knoll, Nandzik – Lai, Pusch (40.
Saller) – George, Thommy, Dzalto (62. Ziereis)
– Grüttner
0:1 Morys (21.), 0:2 Vasiliadis (84.)
Nandzik, Ziereis – Menig, Preißinger
Hein, (76./ Tätlichkeit)
Felix-Benjamin Schwermer (Magdeburg)
4 537
Continental Arena, Regensburg
waren hart, aber es war
eine geschlossene Mannschaftsleistung von uns.
Läuferisch war es klasse
von uns. Wir sind jetzt
aber nicht naiv: Es zählt
nur der Klassenerhalt.“
Rico Preißinger, VfR-Mittelfeldspieler: „Wir haben
unsere Chancen eiskalt
genutzt und als Team 90
Minuten lang dagegengehalten.“
Heiko Herrlich, Jahn-Trainer: „Das 0:1 war ein klarer Abwehrfehler von
uns.“
alex
ser. Statt früh zu pressen, stand der VfR
tiefer und ließ den Gegner kommen, um
dann im entscheidenden Moment entscheidend zu stören. Dennoch: Regensburg übernahm die Initiative und blieb
gefährlich. Thommy war einen Tick
schneller als der herauseilende Keeper
Daniel Bernhardt – Pfosten (52.). Und
noch einmal rettete das Aluminium:
Eine Hereingabe von George bugsierte
Markus Ziereis aus fünf Metern an den
Außenpfosten (73.). Der Tabellenführer
verpasste sich dann aber selbst den
nächsten Nackenschlag: Nach einem
Zweikampf zwischen Morys und Oliver
Hein trat der Jahn-Kapitän nach.
Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer sah eine Tätlichkeit und zeigte Rot
(76.). Das spielte dem VfR Aalen zusätzlich in die Karten. So hatte Vasiliadis im
Mittelfeld viel Platz. Der Youngster lief
ein paar Schritte, er schaute auf – und
hämmerte den Ball aus 20 Metern ins
Netz. Die Entscheidung im Topspiel.
Jahn-Trainer Heiko Herrlich hat „kein
schlechtes Spiel meiner Mannschaft“ gesehen, allerdings „war es schwer, bei
diesser Hitze einem Rückstand hinterherzulaufen“. Auch Peter Vollmann hat
keine schwächere Mannschaft ausgemacht. Aber: „Wir haben über 90 Minuten gut verteidigt und zum richtigen
Zeitpunkt die Tore geschossen.“
Obwohl der Höhenflug weiter anhält,
klopft sich beim VfR Aalen noch immer
keiner auf die Schulter. Vollmann: „Das
tun wir, wenn wir die 44 Punkte haben.“
Ein Video und mehr Bilder finden
Sie auf www.schwaepo.de.
VFR-SPIELER DES SPIELS
TORJÄGER
Matthias Morys:
Vier Spieltage kam
er nicht über die Jokerrolle hinaus. In
Regensburg durfte
Matthias
Morys
erstmals von Anfang an ran – auf
der von ihm favorisierten
Außen- Matthias Morys
bahn. Der 29-Jährige forderte die Bälle, er spielte seine
Schnelligkeit aus, und er arbeitete viel
nach hinten. Weil der Torjäger seine
starke Leistung mit einem Traumtor
krönte, darf er sich durchaus Hoffnungen machen, dass er seinen Platz auf
der Bank vorerst los hat.
alex
1. Christian Beck (1. FC Magdeburg)
2. Anton Fink (Chemnitzer FC)
Carsten Kammlott (Rot-Weiß Erfurt)
4. LucasRöser (Sonnenhof Großaspach)
5. Matthias Morys (VfR Aalen)
Sie haben erstmals von Anfang an gespielt. Wie groß war zuvor der Frust, als
sie auf der Ersatzbank saßen?
Riesengroß. Ich will immer spielen, und
ich brauche auch keine Pause. Natürlich
bin ich froh, dass ich in Regensburg spielen durfte, und ich denke, dass ich es ordentlich gemacht habe. Jetzt hoffe ich,
dass ich nicht nur nächste Woche im
WFV-Pokal spielen darf.
Der Höhenflug hält an: Ihr habt nun sogar den Tabellenführer besiegt.
Wobei die Regensburger besser waren.
Sie hatten mehr Ballbesitz, und sie haben zweimal den Pfosten getroffen. Wir
haben aber mehr Kampf, Willen und Geschlossenheit gezeigt. Wenn jeder für
den anderen läuft, wird das belohnt.
Jetzt haben wir durch die Ligapause erst
einmal zwei schöne Wochen.
Fünf Spiele, elf Punkte: Wohin geht die
Reise des VfR Aalen wirklich?
Es zählt nichts anderes als der Nichtabstieg. Erst wenn wir im Winter auch noch
immer dort oben stehen, sage ich etwas
anderes.
3. Liga
1. FC Magdeburg — MSV Duisburg
SV Werder Bremen II — VfL Osnabrück
SC Preußen Münster — 1. FSV Mainz 05 II
Chemnitzer FC — VfL Sportfreunde Lotte
Rot-Weiß Erfurt — SC Fortuna Köln
Holstein Kiel — FSV Zwickau
Wehen Wiesbaden — SC Paderborn
SG Sonne. Großaspach — Hallescher FC
Hansa Rostock — FSV Frankfurt 1899
SSV Jahn Regensburg — VfR Aalen
1. MSV Duisburg
2. VfR Aalen
3. SSV Jahn Regensburg
4. SC Fortuna Köln
5. SG Sonnenhof Großaspach
6. VfL Sportfreunde Lotte
7. Rot-Weiß Erfurt
8. VfL Osnabrück
9. Wehen Wiesbaden
10. Holstein Kiel
11. Chemnitzer FC
12. Hansa Rostock
13. SC Paderborn
14. SV Werder Bremen II
15. Hallescher FC
16. SC Preußen Münster
17. FSV Zwickau
18. 1. FC Magdeburg
19. FSV Frankfurt 1899
20. 1. FSV Mainz 05 U23
5
5
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5
5
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9: 3
7: 3
9: 6
6: 6
8: 4
7: 5
6: 5
9: 9
8: 4
7: 4
5: 5
2: 3
6: 8
7:11
4: 6
2: 5
5: 9
6: 8
4: 6
5:12
1:2
4:2
1:0
0:1
3:0
3:0
1:2
3:0
1:1
0:2
11
11
10
9
8
8
8
8
7
7
6
6
6
6
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ZAHL DES SPIELS
4
4
4
3
2
34,7
Grad zeigte das Thermometer in der Continental-Arena in Regensburg.
VORSCHAU 6. SPIELTAG
9. September, 18 Uhr: VfR Aalen – Hansa Rostock, 18.30 Uhr: Hallescher FC – Preußen Münster,
19 Uhr: VfL Osnabrück – SV Wehen Wiesbaden
10. September, 14 Uhr: FSV Mainz 05 II – 1. FC
Magdeburg, FSV Frankfurt – SG Sonnenhof
Großaspach, Fortuna Köln – Chemnitz, MSV Duisburg – Werder Bremen II, SF Lotte – Regensburg
11. September, 14 Uhr: FSV Zwickau – RotWeiß Erfurt, SC Paderborn – Holstein Kiel
„
ZITAT DES SPIELS
Bei der Hitze bist
du auch im Freibad kaputt.“
Robert Müller
Innenverteidiger des VfR Aalen