Schwammige Definition

Datum: 01.09.2016
Expatriates-Verordnung
Schwammige Definition
Die neue Expatriates-Verordnung (ExpaV) ist seit Januar 2016 in Kraft. Fehlende Präzisierungen
und kantonal unterschiedliche Herangehensweisen sorgen bei Arbeitgebern für Unsicherheiten.
Von Brigitte Zulauf
Wer ist Expat und wer nicht? - Auch die neue Verordnung schafft keine klaren Verhätlnisse.
VerhätInisse.
wünschen und fördern, übernehmen fremdsprachigen Privatschule werden nur
nach wie vor diese Kosten. Das gehört zur die Schulgelder, jedoch nicht Auslagen
wie Bücher, Schulkleidung, Schulbus usw.
Politik ihrer Personalentwicklung.
als Expatriate-Kosten anerkannt.
Steuerliche Auswirkungen
Die ExpaV ist für den Wirtschaftsstandort Mögliche Abzüge
Vorsicht vor hohen Kosten
Schweiz zentral, sowohl für international
ausgerichtete Unternehmen als auch für
In der neuen ExpaV unter «Besondere BeEin Mitarbeiter kann seinen Status als
die Neuansiedlung von internationalen
rufskosten» sind die abziehbaren WohnExpatriate bis zum Ablauf der EntsenUnternehmen. Je nach Situation ist es für
und Schulkosten und der Pauschalabzug
defrist beibehalten, selbst wenn er nach
das Unternehmen oder den Expatriate
entscheidend, ob Umzugs- und Wegkosten, doppelte Wohnkosten oder die Kosten für den Privatschulbesuch fremdsprachiger Kinder als besondere Berufskosten
steuerlich abzugsberechtigt sind oder
nicht. Bezahlt eine Unternehmung diese
Kosten und trägt sie ebenfalls die Sozialund Steuerabgaben, können diese Gehaltsnebenleistungen bis zu 150 Prozent
des ursprünglichen Betrags ausmachen.
genauer umschrieben. So wird explizit
den neuen Bestimmungen nicht mehr
festgehalten, dass der Abzug für Wohndazu qualifiziert ist. Hingegen muss das
kosten in der Schweiz nur zulässig ist,
Unternehmen die restriktivere Handhawenn die im Ausland behaltene Wohbung der Expatriate-Kosten bereits ab
nung ständig für den Eigengebrauch zur
Januar
2016 auch für bestehende Fälle
Verfügung steht. Bei Vermietung ist kein
Abzug mehr möglich. Eine nicht kostendeckende Vermietung führt nicht zu einer
Abzugsberechtigung der Differenz zu einem kostendeckenden Mietpreis.
korrekt umsetzen. Nicht alle kantonalen
Behörden haben die Unternehmen entsprechend informiert, da sie die ExpaV
auf Bundesebene für ausreichend halten
(siehe Tabelle).
Unternehmen, die den internationalen Bezüglich der Kosten für den Besuch des
Erfahrungsaustausch von Mitarbeitern
obligatorischen Schulunterrichts in einer Im Einzelfall und insbesondere bei Vorlie-
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gen von «Rulings» - also speziellen Ver- steuern für den Arbeitnehmer, führt dies
einbarungen mit den Behörden - sollten zu hohen Arbeitgeberkosten und potendie Unternehmen bei den zuständigen ziell zu erheblichen Problemen im Fall von
Behörden eine Klärung in einer Bespre- Rückerstattungen oder Nachforderungen
chung und mit schriftlicher Bestätigung durch die Steuerbehörden.
verlangen, um eine gewisse Sicherheit zu Druck auf Parlament erhöhen
erlangen. Dieses Vorgehen vereinfacht
die Personalkostenkalkulation und ist für Für die HR-Abteilungen und Lohnbuchdie korrekte Handhabung dieser Kosten haltungen der Unternehmen wäre es nach
in der Lohnbuchhaltung nötig: Effektive wie vor hilfreich, gesamtschweizerisch
Expatriate-Kosten können nämlich quel- genau zu wissen, wer steuerlich als Exlensteuerfrei bezahlt werden.
patriate anerkannt wird und welche Kosten betroffen sind. Die unterschiedlichen
Wenn kein spezielles Ruling vorliegt, sind Auslegungen in den Kantonen sind insbesie auf dem Lohnausweis unter der Zif- sondere beim Entscheid anspruchsvoll, ob
fer 13 (also im Spesenbereich) aufzufüh- nun ein vom Arbeitgeber bezahlter Beneren. Bei einem Ruling kann das Unterneh- fit als Expatriate-Kosten in der Lohnbuchmen auf die Deklaration verzichten und haltung berücksichtigt werden kann oder
unter Ziffer 15 auf das genehmigte Ru- nicht. Das Bundesparlament hat es bei
ling hinweisen. Ist sich das Unternehmen der Revision der ExpaV verpasst, zugunsnicht sicher, ob ein Mitarbeiter gemäss ten der Arbeitgeber eine Präzisierung mit
Umsetzungssicherheit in allen Kantonen
zu bewirken. Solange der Druck seitens
der Arbeitgeber nicht grösser ist, werden
die Unternehmen bei der Umsetzung mit
Wer gilt als Expatriate?
diesen Unsicherheiten ohne weitere KläDie neue ExpaV gibt nach wie vor nur in
rung und Detaillierung leben müssen. Mit
groben Zügen vor, wer als Expatriate gilt,
welche Kosten sogenannte Expatriateder Konsequenz, dass je nach Anzahl und
Kosten darstellen und daher steuerlich
Umfang von Expatriates und Leistungen
speziell behandelt werden. Klar ist, dass
das Risiko von Nachzahlungen im Bereich
als Expatriates neu nur noch leitende Anvon
Quellensteuern und bei Einreichung
gestellte und Spezialisten mit besonderer
von
Steuererklärungen
hoch ist.
beruflicher Qualifikation gelten, die von
ihrem ausländischen Arbeitgeber vorüAutorin
Autorin
bergehend in die Schweiz entsandt werden. Hingegen ist ein befristeter Arbeits-
Brigitte Zulauf ist PartPart-
ner
ner bei
bei PwC.
PwC. Neben
Neben der
der
vertrag (von maximal fünf Jahren) mit
Gesamtverantwortung
dem Schweizer Arbeitgeber kein Killerkrifür
für den
den Bereich
Bereich Treuhand
Treuhand
terium mehr. Ein solcher Mitarbeiter aus
Schweiz ist sie vor
vor allem
allem
der Firmengruppe mit festgelegter Wiefür
die
Weiterentwicklung
deranstellung im Ursprungsunternehmen
der Dienstleistungen
Dienstleistungen rund
rund
kann ebenfalls als Expatriate gelten.
um die Abwicklung von Lohnbuchhaltung
ExpaV 2016 als Expatriate gilt, und will verantwortlich. Zudem ist sie als Autorin und
es kein Risiko eingehen, berücksichtigt es Referentin tätig.
diese Kosten in der Lohnabrechnung als
steuerpflichtigen Lohnbestandteil. Übernimmt ein Arbeitgeber vorab die Quellen-
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Kantonale Unterschiede
Die Kantone verfolgen nach wie vor unterschiedliche Ansätze im Umgang mit den Bestimmungen auf Bundesebene. In einer Umfrage von PwC bestätigten diverse Kantone, dass
sie keine besonderen kantonalen Bestimmungen erlassen werden. Nachfolgend ein Auszug aus der Vielfalt der kantonalen Herangehensweisen:
AG
Wurden kantonale Verordnungen,
Richtlinien, Weisungen o.Ä. erlassen?
Wie wird mit bestehenden Rulings verfahren? Wird es die Möglichkeit geben,
neue Rulings zu beantragen?
Ja, das Merkblatt Expatriates des Kantons
Die wenigen bestehenden Rulings werden
AG wurde Anfang 2016 angepasst. Es
nur angepasst, falls sie der neuen ExpaV
enthält keine Regelungen, welche von der
widersprechen. Unternehmen werden nicht
direkt informiert.
ExpaV abweichen oder diese ergänzen.
Es ist möglich, neue Rulings zu beantragen,
zuständig: Kantonales Steueramt, Unterab-
teilung Veranlagung.
BS
Nein, der Kanton BS stützt sich
auf die Bundesverordnung.
Bestehende Rulings bleiben generell gültig,
es werden einzelne Punkte angepasst
(z.B. Wohnkosten).
Neue Rulings können beantragt werden, soweit Regelungslücken bestehen, die von der
ExpaV nicht gedeckt sind.
ZH
Personen, welche am 1. Januar 2016 steuer-
lich bereits als Expatriates anerkannt sind,
behalten ihren Status bis zum Ende der befristeten Tätigkeit bei (siehe Art. 4a ExpaV),
werden aber nach den neuen (verschärften)
Verordnungsbestimmungen besteuert.
Anträge für neue Rulings können eingereicht
werden. Für Personen, die ausschliesslich
der QST unterliegen, ist die Dienstabteilung
QST zuständig. Rulings, die dagegen (nachträglich) ordentlich veranlagte Personen betreffen, werden von der Division Stadt Zürich
beurteilt. Sind beide Personenkategorien betroffen, so ist der Antrag für das neue Ruling
bei der Division Stadt Zürich einzureichen.
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