Erklärung von Pfarrer Konrad Kuhn

Erklärung von Pfarrer Konrad Kuhn
Meines Wissens nach läuten am Samstag am frühen Nachmittag die Glocken zur
Ersten Vesper des Sonntages ein. Die Vesper ist das abendliche Stundengebet, das
für Priester und Mönche/Nonnen verpflichtend, für Laien empfohlen ist (findet sich
auch im Gotteslob).
Am Samstag beginnt liturgisch der Sonntag schon am Abend (deshalb wird die
Sonntags“pflicht“ auch mit dem Vorabendgottesdienst erfüllt). Das Vespergebet am
Sonntag Abend ist dann konsequenterweise tatsächlich die zweite Vesper vom
Sonntag.
Von diesem Stundengebet kommt auch der in Schwaben vor allem im Allgäu
gebräuchliche Begriff „vespern“ bzw. „Vesper“ für Brotzeit machen am Abend bzw.
eben diese abendliche Brotzeit.
14.00 Uhr ist zwar für „Abend“ reichlich früh, es scheint sich aber – wann und warum
auch immer – in diesem Sinne so eingebürgert zu haben. Vielleicht auch mit dem
Hintergedanken, dass man wenigstens am Samstag etwas früher Feierabend
machen konnte, denn der Sonntag ist ja arbeitsfrei – auch, wenn er schon am
Samstagnachmittag um zwei beginnt.
Ich vermute, dass die Bade-Erklärung in früherer Zeit aus Unkenntnis der kirchlichliturgischen Bedeutung des Samstagsläutens entstanden ist. So ähnlich, wie mit dem
Gründonnerstag, der ja (auch, wenn der Dudenverlag immer noch hartnäckig daran
festhält) gar nichts mit grün zu tun hat, oder dem Brauch, am Gründonnerstag
Grünes zu essen, sondern vom alt- oder mittelhochdeutschen (?) Wort „greinen“
kommt, was so viel wie jammern, klagen, weinen bedeutet – Klagen wegen der
Gefangennahme Jesu und seiner anschließenden Kreuzigung.