Für Makler lohnt es, sich mit dem Thema Oldtimer zu

Spannender Markt
„Für Makler lohnt es, sich mit dem Thema Oldtimer zu befassen“
Oldtimer sind eine lohnende Geldanlage in der Niedrigzinsphase. Worauf es beim Kauf ankommt, wie sich
die Preise entwickeln, und wie man die Wagen am besten versichert, lesen Sie hier.
Sie kommt eher unscheinbar daher, tatsächlich könnte man sie als knuffig bezeichnen: die Ente.
Genauer: der Citroën 2 CV, gebaut zwischen 1969 und 1976. Alles andere als knuffig ist aber die
Wertentwicklung dieses Oldtimers. Kostete die Ente in den 80er und frühen 90er Jahren rund 7.000
D-Mark, muss man heute etwa das Gleiche in Euro für den Wagen bezahlen.
Die Wertentwicklung der Ente ist symptomatisch für das steigende Interesse vieler Leute an alten
Wagen. „Young- und Oldtimer erfreuen sich einer kontinuierlich steigenden Beliebtheit“, sagt Bernd
Engelien, Pressesprecher der Zurich. Das zeigt auch der Blick auf die Zahl registrierter H-Kennzeichen.
Dieses Nummernschild gibt es nur für Autos, die mindestens 30 Jahre alt sind. Gab es 2006 erst
154.479 Fahrzeuge in Deutschland mit H-Kennzeichen, hat sich diese Zahl inzwischen auf 343.958
Autos mehr als verdoppelt.
Woran aber liegt das? Ein Grund ist sicherlich, dass die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in eine Phase
ihres Lebens eintreten, in der sie sich Träume erfüllen können. Die anhaltende Niedrigzinsphase tut ihr
Übriges. „Es herrscht die landläufige Meinung vor, man könne sein Geld in Oldtimern anlegen, es
eventuell vermehren und dabei auch noch den Spaß mit dem schönen Wagen genießen“, sagt Dennis
Neumann vom Versicherungsmakler Hanse Oldtimer aus Hamburg.
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Er zweifelt aber dran, ob das auch immer so zutrifft. Denn: „Die Preise für Oldtimer sind aktuell
aufgrund der großen Nachfrage stark übertrieben. Hier ist eine Blase entstanden. Deshalb ist es schwer
für Käufer, ein adäquates Angebot zu finden, da auch Fahrzeuge in schlechtem Zustand über Wert
gehandelt werden.“ Neumann empfiehlt daher, beim Oldtimer-Kauf stets einen Fachmann zurate zu
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ziehen.
Ein guter Rat. Denn beim Kauf eines Oldtimers kommt es vor allem auf eines an: den Zustand. „Wer
sich mit dem Gedanken trägt, ein solches Liebhaberfahrzeug zu erwerben, handelt meistens aus
emotionalen Motiven heraus“, weiß Zurich-Mann Engelien. „Bei der Kaufentscheidung für ein
bestimmtes Modell sollte man aber dennoch einen kühlen Kopf bewahren.“ Vor allem sollten
Interessenten ein aktuelles Gutachten für das Fahrzeug anfertigen lassen. Dies sei wichtig für die
Bewertung des Zustands und die spätere Versicherung.
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Der potenzielle Käufer sollte auch prüfen, ob etwa die Laufleistung nachvollziehbar ist, die
Fahrgestellnummer an Karosserie und in den Papieren übereinstimmt oder das Fahrzeug nachweisbar
regelmäßig gewartet wurde. „Ein weiteres wichtiges Kriterium, das viele häufig vergessen, ist die Frage
nach der Ersatzteilsituation und der Technik“, sagt Alina Sucker, Leiterin Produkt Classic Cars bei
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Hiscox. „Sollte etwa das Lenkrad kaputt gehen, wäre ein originales Ersatzlenkrad verfügbar?“
Dem stimmt auch Versicherungsmakler Gerrit Oelrich zu: „Nicht zu unterschätzen sind laufende Kosten
für Instandhaltung, Kfz- Steuer, Garagenmiete, Versicherungen und so weiter. Hochpreisige Fahrzeuge
verschlingen gerne mal ein Prozent des Marktwerts an Wartungskosten.“ Ist das fahrende Schätzchen
erst einmal gekauft, muss es natürlich abgesichert werden. „Gängige Kfz-Policen bieten meist nicht den
für die Liebhaberstücke gewünschten Versicherungsschutz“, so Sucker.
Allgefahrendeckung sichert alles ab, was nicht explizit ausgeschlossen ist
Eine spezielle Oldtimer-Versicherung sollte also her. Das Angebot reicht dabei von Haftpflicht- über
Kaskoversicherungen bis hin zur Allgefahrendeckung. „Eine Teilkaskodeckung bildet hier den
Grundstock. Dadurch sind etwa Diebstahl-, Glasbruch-, Wild- und Elementarschäden abgedeckt sowie
anders als im normalen Kfz-Bereich auch Vandalismus-Schäden“, sagt Makler Neumann. „Der
Vollkaskobereich umfasst darüber hinaus alle durch mich als Fahrer hervorgerufenen Unfallschäden.“
Wobei diese eher selten vorkommen, weiß Peter Sauer vom Oldtimer-Assekuranz-Kontor (Olasko). Es
sei denn, die Oldtimer-Saison startet gerade wieder: „Viele steigen dann von ihren mit Sicherungs- und
Assistenzsystemen überladenen Alltagsfahrzeugen wieder auf die alte Technik um. Sie wundern sich
dann gelegentlich, dass es in bestimmten Situationen ohne ABS in den Graben geht.“ Die
All-Risk-Deckung sichert auch Rahmenbrüche oder Getriebeschäden ab.
Was die Versicherer durch die Bank registrieren: Die Fahrzeuge werden häufiger geklaut. „Bedenklich
ist seit etwa zwei Jahren die ansteigende Diebstahlquote bestimmter Fahrzeugtypen – wie etwa des
Porsche 911 – in bestimmten Ballungsräumen“, sagt Carsten Möller, Geschäftsführer des
Oldtimer-Versicherers OCC. „Dies betrachten wir mit Sorge und können nur an alle Halter appellieren,
in zusätzliche Sicherungen wie Stromunterbrecher oder auch in aufwendige GPS-Systeme zu
investieren.“
Besser über den Marktwert hinaus
Versichert ist in der Regel der Markt- oder Wiederbeschaffungswert des Wagens, wobei sich Ralf
Stumpfernagel von der Mannheimer für den Wiederbeschaffungswert ausspricht. „Das ist unverzichtbar
für die kurzfristige Beschaffung eines gleichartigen und gleichwertigen Fahrzeugs“, sagt er. „Denn der
Wiederbeschaffungswert liegt bis zu 25 Prozent über dem Marktwert und berücksichtigt
Händlergewinnspanne und Mehrwertsteuer.“
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Für Wagen mit aufwendigen Restaurierungsarbeiten komme aber auch die Versicherung der
Wiederherstellungskosten infrage. Denn dann seien Kosten der Anschaffung und Restaurierung
abgedeckt. Hier spielt dann auch noch mal das Gutachten eine Rolle. „Ein Wertgutachten ist immer nur
eine Momentaufnahme“, so Stumpfernagel. Daher erinnert die Mannheimer ihre Kunden alle zwei
Jahre daran, es zu aktualisieren.
Außerdem sind im Mannheimer-Produkt Belmot Wertsteigerungen von 20 Prozent auf den
Wiederbeschaffungswert für 24 Monate nach Gutachten-Erstellung automatisch abgesichert. Bei der
Württembergischen sind es 10 Prozent, bei der Classic-Cars-Police von Hiscox 25 Prozent. Ist solch
eine automatische Wertsteigerungssicherung nicht enthalten, muss der Halter regelmäßig über
Wertsteigerungen informieren.
Während die Schadenarten mit denen einer normalen Kfz-Versicherung vergleichbar sind, sieht das bei
den Schadenhöhen ganz anders aus, weiß Möller. Der Grund: die höheren Kosten für Ersatzteile. „Als
Beispiel sei hier das Targadach des Porsche 911 genannt, für welches bis zu 25.000 Euro ausgegeben
werden müssen. Ein Tankdeckel aus Alu für einen Renn-Porsche liegt bei 2.000 Euro.“
Mindestalter und Maximal-Kilometer
Für den Abschluss einer Versicherung müssen auch die Halter einige Voraussetzungen erfüllen. So
schreiben die meisten Versicherer ein gewisses Mindestalter vor, bei Zurich und Hiscox sind es etwa 25
Jahre. Die Württembergische indes akzeptiert bereits Fahrer ab 18 Jahren.
Die Besitzer dürfen ihre Oldtimer in der Regel auch nur privat nutzen – aber nicht als Alltagswagen. Oft
gibt es Obergrenzen für gefahrene Kilometer pro Jahr. Die Spanne liegt hier zwischen 6.000 und 10.000
Kilometern. Der Besitz eines zusätzlichen Alltagswagens ist auch oft Pflicht, ebenso das Unterstellen
des Wagens in einer Garage.
Ist die Oldtimer-Versicherung nun aber ein gutes Einsteigergeschäft für Makler? Es ist zumindest ein
sehr individuelles, sagt Versicherungsmakler Sauer. „Es macht eben einen Unterschied, ob man einen
reinen Sammler versichert, der seine Oldtimer in einem privaten Museum anschauen will, einen
sportlichen Oldtimerfahrer, der die alten Zeiten in Gleichmäßigkeitsrallyes wieder aufleben lassen und
erleben will oder einen gemütlichen Reisenden auf gelegentlicher, kraftfahrzeugtechnischer
Erinnerungstour.“
Was für Erfahrene oder Einsteiger?
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Auch Carsten Möller hält von einer Hobby-Beratung in Sachen Oldtimer-Versicherung nur wenig: „Das
Liebhaberfahrzeug ist mit einem unheimlich hohen ideellen Wert behaftet, etwa vergleichbar mit einem
Kunstgegenstand“, sagt er. „Da kann ich mir als Vermittler keinen Fehler leisten, weil das eventuell die
gesamte Geschäftsbeziehung kaputt machen würde.“ OCC übernimmt daher bezüglich der Auswahl
von OCC als Produktgeber sowie der Auswahl der OCC-Produkte ab sofort für jeden seiner Vermittler
die Haftung.
Etwas anderer Meinung ist dagegen Ralf Stumpfernagel. „Für Neueinsteiger lohnt es sich, sich mit dem
Thema näher zu befassen. Die Zielgruppe ist gewachsen, und im Gegensatz zu früher sind nicht mehr
alle Oldtimer-Fahrer Experten und Selbstschrauber.“
Dieser Artikel erschien am 02.09.2016 unter folgendem Link:
http://www.pfefferminzia.de/spannender-markt-fuer-makler-lohnt-es-sich-mit-dem-thema-oldtimer-zu-befassen-1472827427/
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