Projektkonzeption - Staatliche Museen zu Berlin

GENERALDIREKTION
BILDUNG , VERMITTLUNG,
BESUCHERDIENSTE
PATRICK PRESCH
Berlin, August 2016
Über kurz, mittel oder lang
Studierende als aktive Nutzer_innen und Projektentwickler_innen
in den Staatlichen Museen zu Berlin
I
Zielsetzung
Zum Wintersemester 2014/2015 starteten die Staatlichen Museen zu Berlin das Projekt
„Über kurz, mittel oder lang“ für Studierende an Berliner Hochschulen. Initiiert und
durchgeführt vom Referat Bildung, Vermittlung, Besucherdienst, soll das Projekt auf Dauer
zu einer dynamischen und wechselseitigen Netzwerkstruktur zwischen Studierenden,
Lehrenden und den Beschäftigten der Staatlichen Museen führen.
Das Projekt bietet Studierenden die Möglichkeit, Kommunikations- und Aktionsfelder in den
Berliner Museen zu eröffnen. Interdisziplinarität, Prozessoffenheit und Subjektorientierung
zeichnen die Ausrichtung und die Gestaltung des Projekts aus.
Es werden Hochschüler_innen aller Disziplinen einbezogen, um gemeinsam interdisziplinäre
Themenstellungen zu erarbeiten. Sie sind dabei nicht passive Betrachter_innen, sondern
werden zu aktiv handelnden Nutzer_innen. Es ermöglicht den Teilnehmer_innen, andere und
neue Lernansätze zu erproben als in der Hochschule.
Im Vordergrund steht nicht die Wissensaneignung oder -vermittlung, sondern eine
Einladung zur Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, die bewirken soll, dass junge
Kulturinteressierte die Arbeit der Institutionen langfristig begleiten und in ihnen gestaltend
tätig werden. Darüber hinaus schafft das Projekt vielfältige Anknüpfungspunkte zur
Erarbeitung neuer Formen der Wissensproduktion und deren Transfer in den Alltag der
Teilnehmer_innen. Die Studierenden erarbeiten z.B. Vermittlungsansätze, sogenannte
Formatproben, die die Verbindung aus ästhetischer Erfahrung und subjektiver
Stellungnahme spiegeln und zu einem Austausch mit ihren Kommiliton_innen anregen
sollen.
Die studentischen Aktivitäten und Forschungen fügen sich zu komplexen Handlungsräumen,
in denen wissenschaftliches und praktisches Wissen miteinander verbunden und
Kompetenzen unterschiedlicher Disziplinen vereint werden.
Das Projekt war als Pilotprogramm, mit einer Laufzeit von drei Semestern angelegt. Der
Projekttitel „Über kurz, mittel oder lang“ ist dabei wörtlich zu verstehen. Die erprobten
Arbeitsformen und Formate sind durch eine unmittelbare (kurze) Kontaktaufnahme, eine
anknüpfende (mittlere) Beschäftigung mit studentischer Teilhabe und eine kontinuierliche
(lange) Bindung charakterisiert. Mit der Weiterführung des Projekts über die angelegte
Laufzeit ab dem Sommersemester 2016 wird der Projekttitel „Über kurz, mittel oder lang“ nun
zum Motto der verstätigten Zusammenarbeit mit Studierenden bei den Staatlichen Museen.
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II
Struktur
Das Projekt unterteilt sich in Projektphasen, die jeweils ein Semester dauern. In jeder Phase
stehen andere Museen bzw. Ausstellungen im Fokus des studentischen Engagements. Die
Vielzahl der studentischen Aktivitäten mündet jeweils in eine abschließende Veranstaltung,
bei der die erarbeiteten Vermittlungsansätze der Teilnehmer_innen des Projekts einem
studentischem Publikum präsentiert werden.
Über 500 Studierende, vorwiegend kunstaffiner Fächer ohne Seminarbindung, haben sich
bisher aktiv am Projekt beteiligt. In mehrtägigen Workshops, regelmäßig stattfindenden
Diskussionsrunden und freien Arbeitsgruppen arbeiten Studierende, Künstler_innen, externe
Expert_innen und Mitarbeiter_innen der SMB in den Museen zusammen. Die inhaltlichen
Schwerpunkte werden von den Studierenden selbst gewählt.
Folgende Programme und Veranstaltungen haben bereits stattgefunden bzw. werden im
laufenden Semester realisiert:
WS 2014 / 15
_WINTER CAMP – warm up!
Dreitägiger Workshop, 23.– 25. Januar 2015, Altes Museum
- Über 80 Studierende nehmen teil
- Einstiegsveranstaltung mit Mitteln der Künstlerischen Kunstvermittlung
- Erprobung studentischer Teilhabe im Alten Museum: Erarbeitung verschiedener
Formatproben, Verbreitung der Projektidee
- Erschließung von Aktions- und Arbeitsflächen im Museum
_WINTER CAMP – follow up!
Zwei Informations- und Feedbackveranstaltungen, Feb. und März 2015, Altes Museum
- Auslotung der Bedürfnisse für eine weiterführende Kollaboration von
Studierenden und den SMB
- Reflexionsphase zur Findung neuer Handlungsfelder für das kommende
Semester
SoSe 2015
_PARCOURS – start up!
Einsemestriges Programm mit Studierenden ohne Seminarbindung, Altes Museum /
Alte Nationalgalerie / Bode-Museum, Museumsinsel
- Fünf verschiedene Arbeitsgruppen mit künstlerischen Leitungen,
ca. 60 aktive Studierende
- Erprobung neuer Arbeitsformen, in denen die Ideen der Studierenden aufgehen
- Ausbau der Kooperationsstrukturen: Neue und frühere Studierende nehmen teil
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-
Verschiedene Arbeitsorte und autarke Organisation der Gruppen mit den
Schwerpunkten dialogische, performativ-gestalterische und künstlerische
Vermittlung
_PARCOURS – Studierende auf der Museumsinsel
Abschlussveranstaltung, 4. Juli 2015, Altes Museum / Alte Nationalgalerie / BodeMuseum, Museumsinsel
- Abschließende, gemeinsame Aufführung der Formatproben
- Rundlauf durch drei Museen auf der Museumsinsel
- Öffnung für Nicht-Projektentwickler_innen / Besucher_innen
WS 2015 / 16
_MEETING
Mehrteilige Projektarbeit und institutionsübergreifende Kooperationen zur
Sonderausstellung The Botticelli Renaissance, Gemäldegalerie, Kulturforum
- Erarbeitung einer transdisziplinären Arbeitsstruktur: Untersuchung und
Bearbeitung eines oder mehrerer gleicher Themen von Studierenden
unterschiedlicher Studiengänge mit den methodischen Zugängen aus ihren
jeweiligen Fachrichtungen
- Zwei unterschiedliche Arbeitsformen arbeiten überwiegend vor Ort:
1. TEAM DIALOG, 3 freie Arbeitsgruppen, ca. 60 aktive Teilnehmer_innen
2. Institutionsübergreifende Kooperationen, 8 Seminare von 6 verschiedenen
Hochschulen, ca. aktive 100 Studierende
- Ausbau des Methodenspektrums
_ MEETING BOTTICELLI – Eine Veranstaltung von Studierenden für Studierende,
15. Januar 2016, 19 – 22 Uhr, Gemäldegalerie, Kulturforum Berlin
- Durchführung einer Abendveranstaltung zum Abschluss der 3. Phase
- Aufführung einer gemeinsam von Studierenden erarbeiteten Vermittlungsformen
- Aktive Einbeziehung der Besucher_innen
SoSe 2016 (aktuell)
_MEETING
Mehrteilige Projektarbeit und institutionsübergreifende Kooperationen zur
Sonderausstellung Carl Andre: Sculpture as Place, 1958 – 2010,
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
- Zwei unterschiedliche Arbeitsformen arbeiten überwiegend vor Ort:
1. TEAM DIALOG, 2 freie Arbeitsgruppen zum Thema Dialogische Vermittlung
und Spielentwicklung, ca. 40 aktive Teilnehmer_innen
2. Institutionsübergreifende Kooperationen, 4 Seminare von 4 verschiedenen
Hochschulen, ca. aktive 50 Studierende
_TISCHGESPRÄCH #1 und #2
Einführung der Veranstaltungsreihe TISCHGESPRÄCH
- Gastbeitrag durch externe Expert_innen als Auseinandersetzung mit der
Sonderausstellung Carl Andre: Sculpture as Place, 1958 – 2010
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-
-
Praktische Übungen und Diskussion mit den Studierenden in der Ausstellung
unter Bezugnahme auf deren bisherige Erfahrungen mit Blickwinkel auf die
Ausstellung
Förderung des Austausches zwischen den teilnehmenden Studierenden
_MEETING CARL ANDRE – Eine Veranstaltung von Studierenden für
Studierende, 14. Juli 2016, 17 – 21 Uhr, Hamburger Bahnhof – Museum
für Gegenwart – Berlin
- Durchführung einer Veranstaltung zum Abschluss der 4. Phase
- Aufführung der gemeinsam von Studierenden erarbeiteten Vermittlungsformen
- Aktive Einbeziehung der Besucher_innen
III
Perspektive
Eine Fortführung des Projekts soll das studentische Engagement innerhalb der
Bildungsarbeit der Staatlichen Museen zu Berlin verstetigen. Über die Regelstudienverläufe
hinaus soll es für Studierende möglich sein, sich praxisorientierte Handlungsräume in den
Museen zu erschließen, um mit Eigenverantwortung und Selbstorganisation neue Wege in
der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur zu bestreiten. Resultierend aus den
Erfahrungen der ersten drei Semester sollen mit den Studierenden nachhaltig Ideen
ausgetauscht, Konzepte entwickelt und Formate erprobt werden.
Mit der Einbindung weiterer Häuser und Einrichtungen der Staatlichen Museen zu Berlin
sollen fundierte inhaltliche und personelle Verknüpfungen entstehen, die die Ideen des
Projekts verbreiten und eine permanente Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit erzeugen. So sind
viele Handlungsstränge und -orte denkbar, die aktuelle Sammlungspräsentationen,
Sonderausstellungen oder thematische Schwerpunkte einbeziehen, wie z.B.
Veranstaltungsreihen, ein studentischer
Projektraum, Aktionsflächen in den Hochschulen, einrichtungsübergreifende
Vermittlungsprogramme.
Eine Ausarbeitung und Transformation der bereits erprobten Arbeitsmodelle in den
Regelbetrieb der Staatlichen Museen zu Berlin soll zu permanenten
institutionsübergreifenden Kooperationen führen. Die Implementierung von Praxisseminaren
in den Studienplan bewirkt eine Anrechnung von Leistungspunkten für Studierende und
garantiert eine kontinuierliche und längerfristige Zusammenarbeit mit ihnen. Neben einer
fortlaufenden Konzeption und Umsetzung von neuen studentischen Programmen soll die
wissenschaftliche Evaluierung der verschiedenen Arbeitsformen und eine Publikation der
Ergebnisse mit Hilfe von universitären Partner_innen wichtiger Bestandteil einer nächsten
Projektstaffel sein.
Wünschenswert ist die Einrichtung einer regulären zentralen Stelle für studentische
Angelegenheiten innerhalb der Abteilung Bildung, Vermittlung, Besucherdienste. Damit
könnten permanente Seminare konzipiert und durchgeführt, Lehrveranstaltungen in den
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Einrichtungen der Staatlichen Museen zu Berlin koordiniert und freie studentische Projekte
zuverlässig begleitet werden. Darüber hinaus werden kontinuierlich Methoden der
Vermittlung erarbeitet, kritisch hinterfragt und aktuelle Ergebnisse der Prozesse an
Mitarbeiter_innen der SMB kommuniziert.
Als Hauptförderer der Staatlichen Museen zu Berlin unterstützt die SparkassenFinanzgruppe das Projekt.
Konzept
Heike Kropff, Leiterin Bildung und Kommunikation
Patrick Presch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bildung, Vermittlung, Besucherdienste
Kontakt Projektleitung
Patrick Presch
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Projektleitung „Über kurz, mittel oder lang“
Generaldirektion
Bildung, Vermittlung, Besucherdienste
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Genthiner Straße 38
10785 Berlin
Fon:+49 30 266 42-2232
Fax:+49 30 266 42 2202
[email protected]
www.smb.museum
Weitere Informationen zum Projekt und zum Programm:
studierende.smb.museum und on.fb.me/1BLWBFP
Bildnachweis
© Staatliche Museen zu Berlin / Valerie Schmidt, 2015 / Nina Hansch, 2016
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