arsenal

januar februar märz april mai juni juli august september 16 oktober november dezember
arsenal
institut für film und videokunst e.V.
2 september 16 inhalt
Magical History Tour
Zäsuren der
Filmgeschichte > 15
FilmDokument> 26
Die DEFA-Stiftung
präsentiert> 27
Common Affairs @
KinoPolska> 27
A Night and a Day
with Med Hondo> 28
No Home Movies –
Filme von Chantal Akerman> 4
50 Jahre dffb> 20
Großes Kino, Kleines Kino #5:
Farbenzauber> 28
Filmmusik:
Krzysztof Komeda> 8
Film:ReStored_01.
Das Filmerbe-Festival > 22
Warten, bis es dunkel wird> 29
Vaginal Davis präsentiert
Rising Stars, Falling Stars –
Sweet 16 mm> 29
Die Ästhetik des Widerstands –
Peter Weiss 100> 25
editorial september 16 3
Zukunft der Erinnerung –
Bundesweite Schulkinoreihen
zur filmischen Erinnerung
an den Holocaust > 30
News> 31
Kalendarium> 32
Die Basis des Make-Up
(Nr. 590)> 38
Impressum> 39
Die Aufbruchsstimmung, die in den späten 50er und 60er
Jahren im polnischen Kino herrschte, könnte nicht besser
symbolisiert werden als durch das Titelbild. Der Roller mit
den vier darauf sitzenden jungen Männern verheißt Bewegung, Freiheit, Dynamik und Vitalität. Einer der vier (an der
Brille erkennbar) ist Krzysztof Komeda, Arzt und Jazzmusiker, hier in seiner einzigen kleinen Filmrolle zu sehen. Als
er 1957 seine erste Filmmusik für Roman Polanski komponierte, prägte er schon die noch junge polnische Jazzszene
mit seinem Komeda-Sextett und war zum Idol einer freiheitssuchenden Jugend avanciert. Wir widmen dem früh
verstorbenen Komeda, der mit seiner Musik nicht nur
Polanskis Werk prägte, eine Werkschau mit 14 Filmen. In
einem weiteren Programmschwerpunkt gedenken wir der
letztes Jahr verstorbenen Regisseurin Chantal Akerman.
Ausgehend von ihrem letzten Film NO HOME MOVIE zeigen
wir eine Auswahl von acht Filmen, die um das Unsagbare
kreisen, das die Shoah im Leben ihrer Mutter wie in ihrem
eigenen hinterlassen hat. The spirit of optimism that dominated the Polish cinema of the late 50s and 60s couldn’t be
symbolized better than in this month’s title image. The
scooter and the four young men sitting on it promise movement, freedom, dynamism, and vitality. One of these four
(recognizable due to his glasses) is Krzysztof Komeda, a
doctor and jazz musician who can be seen here in his only
film role. When he composed his first film music for Roman
Polanski in 1957, he had already left his mark on the
still-burgeoning Polish jazz scene with the Komeda sextet
and had become an idol for a younger generation striving for
freedom. We are dedicating a short retrospective of 14 films
to Komeda, who died young and whose music characterized
the work of many others aside from Polanski. Another focus
of our program is a tribute to director Chantal Akerman.
Taking her last film NO HOME MOVIE as a starting point, we
are showing a selection of eight films that revolve around
the inexpressible trace left by the Holocaust on both her life
and that of her mother. Ihr Arsenal-Team
4 september 16 no home movies – filme von chantal akerman
NO HOME MOVIE
(B/F 2015)
JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE, 1080 BRUXELLES
(B/F 1975)
No Home Movies – Filme von Chantal Akerman
Auch wenn NO HOME MOVIE nicht zum Vermächtnis der 2015 verstorbenen belgischen Filmemacherin und Videokünstlerin Chantal Akerman geworden wäre, würde sich dieses Porträt
vom Lebensende ihrer betagten Mutter als Ausgangspunkt einer Rückschau auf ihr Werk anbieten – ein an die 50 Arbeiten umfassendes
Werk, das seit 1968 tiefe Spuren in der Geschichte des modernen Kinos hinterlassen hat, radikal,
experimentierfreudig, facettenreich und oft autobiografisch grundiert. Ein Werk, das in all seinen Formen und Genres aufgrund des Traumas
der Shoah von einer existentiellen Unbehaustheit durchzogen ist und in dessen Zentrum, so
formulierte Akerman es selbst, ihre Mutter Natalia (Nelly) steht, eine polnische Jüdin, die als
einzige ihrer Familie Auschwitz überlebte und
darüber stets schwieg. In NO HOME MOVIE und
TOUTE UNE NUIT ist sie in persona zu sehen, in
anderen Filmen tritt sie als körperlose Stimme
aus dem Off, in zitierter oder in fiktionalisierter
Form in Erscheinung. Im Gedenken an Chantal
Akerman, die sich als Nomadin sah, die nirgendwo hingehörte, zeigt das Arsenal eine Auswahl
von ganz unterschiedlichen Filmen der großen
Avantgardistin, die mit ihrer letzten Arbeit NO
HOME MOVIE in Dialog treten.
NO HOME MOVIE (B/F 2015 | 1.9., Einführung: Birgit Kohler) Zunächst ist minutenlang ein Baum in
einer Wüstenlandschaft zu sehen, womöglich in
Israel, vom Wind gepeitscht, doch unbeugsam.
Die Einstellungsdauer ist genauso unnachgiebig
wie der Baum in seinem Durchhaltevermögen.
Bis auf Skype-Gespräche, die Chantal Akerman
aus der Ferne mit ihrer Mutter führt, verlässt die
Home-Movie-Kamera deren Brüsseler Wohnung
danach nicht mehr. Die Tochter filmt ihre immer
schwächer werdende Mutter beim Essen, Schlafen und bei gemeinsamen Gesprächen am Küchentisch. Es geht um ungebundene Schnürsenkel, eingelegte Gurken und Familienanekdoten –
den Versuchen, sie über das Lager zum Sprechen
zu bringen, entzieht sich die Mutter bis zuletzt.
Eine große Nähe und Zärtlichkeit ist spürbar und
die überaus enge Bindung von zwei Unzertrennlichen. Es ist ein bewegender Film, der vom nahenden Abschied geprägt ist – und von einem
tiefen Schmerz darüber, „no home“ zu haben.
no home movies – filme von chantal akerman september 16 5
JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE, 1080
BRUXELLES (B/F 1975 | 2.9.) Drei Tage im Leben
von Jeanne Dielman (Delphine Seyrig), einer
Witwe, die ihren 16-jährigen Sohn großzieht.
Meist ist sie allein in der Wohnung, beschäftigt
mit Hausarbeiten: aufräumen, Betten machen,
Staub wischen, Geschirr spülen, Essen kochen.
Am Nachmittag empfängt sie Herrenbesuch und
verdient so ein Zubrot als Gelegenheitsprostituierte. All dies geschieht wortlos und mit ritueller
Strenge. Die alltäglichen Routinen wirken in den
langen, teilweise in Echtzeit und überwiegend
mit unbewegter Kamera aufgenommenen Einstellungen wie eine Choreografie. Als die präzise
Mechanik der immer gleichen Abläufe erschüttert wird, zerbricht die fragile Ordnung und es
kommt zur Eskalation. „Der Film handelt davon,
wie man die Zeit totschlägt, um seelischen Qualen aus dem Weg zu gehen. Vielleicht ist dieser
Film ein Liebesfilm über meine Mutter.“ (C.A.)
Ein Meilenstein der Filmgeschichte.
NEWS FROM HOME (Briefe von Zuhaus, B/F/BRD
1976 | 3.9.) Ein strukturalistischer Essayfilm, der
in langen, statischen Einstellungen sorgfältig
kadrierte Bilder vom New York der 70er Jahre
(Straßenfluchten, U-Bahnstationen, Häuserfronten) mit einem Soundtrack aus den Geräuschen der Stadt und Akermans Stimme aus dem
Off kombiniert. Die Kamera bleibt auf Distanz
und reagiert nicht auf das, was sich vor ihr abspielt. Auf der Tonspur ist Straßenlärm zu hören,
der die Stimme der Filmemacherin manchmal
übertönt. Chantal Akerman liest monoton und
emotionslos 20 Briefe ihrer Mutter vor, geschrieben aus Brüssel an die 20-Jährige, die
nach New York aufgebrochen war, um Filmemacherin zu werden – sie sind liebevoll, besorgt und
bedrängend. Eine Spannung zwischen Ton und
Bild, Intimität und Distanz, Familie und Welt
prägt den Film.
TOUTE UNE NUIT (Eine ganze Nacht, B/F 1982 |
3.9.) Eine schwüle Sommernacht in Brüssel –
eine Nacht der Leidenschaften, der Verrücktheiten, der Sehnsüchte, der Schlaflosigkeit, der
Trennungen und Wiederbegegnungen, der Hoffnungen und Enttäuschungen. Ein Reigen von
Miniaturen, Fragmente von Geschichten, Paare
und Passanten, eine Choreografie von Gesten
6 september 16 no home movies – filme von chantal akerman
des Begehrens und Abwehrens. Taxis und Bahnhöfe, Bars, Straßenecken und Hotelzimmer sind
die Orte des Geschehens. Ein Film fast ohne
Worte, nur der Ton der Straße ist zu hören, die
nächtliche Sinfonie einer Großstadt. Unter den
vielen Menschen, von deren Liebesverlangen
und Einsamkeit der Film erzählt, ist auch Chantal Akermans Mutter Natalia: Sie lehnt in einem
gelben Kleid, eine Zigarette rauchend, an der
Außenwand ihres Hauses, und geht hinein, als
die Stimme ihrer Tochter aus dem Off „Maman“
ruft.
AUJOURD’HUI, DIS-MOI (Sag mir, F 1980 | 4.9.) In
dieser für die Fernsehserie „Grand-mères“ entstandenen Arbeit besucht Chantal Akerman drei
ältere jüdische Frauen in Paris, die aus Osteuropa stammen und das KZ überlebt haben. Ihre
Berichte von den Erinnerungen an ihre Großmütter und von deren Leben vor und nach dem
Holocaust sind in festen Einstellungen gefilmt.
Ausgangspunkt ist eine Abwesende: Chantal
Akermans Großmutter, Sidonie Ehrenberg, die
als junge Frau deportiert und 1942 in Auschwitz
ermordet wurde. Der autobiografische Aspekt
wird explizit gemacht, indem Akermans Frage
„Sag mir, Mama, welche Erinnerungen hast Du
an Deine Mutter?“ den Film eröffnet und die Antwort ihrer Mutter im Weiteren immer wieder aus
dem Off zu hören ist.
HISTOIRES D’AMÉRIQUE – FOOD, FAMILY AND
PHILOSOPHY (F/B 1988 | 4.9.) Wie auf einer The-
aterbühne treten nahe der Williamsburg Bridge
im nächtlichen New York Menschen vor die Kamera und erzählen eine Geschichte. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung der ersten Generation jüdischer Flüchtlinge aus Osteuropa, die vor
Pogromen und Vernichtung aus der alten in die
neue Welt fliehen konnten. Es sind Geschichten
von Überlebenden, aber nun Heimatlosen, gefunden in jiddischen Zeitungen, gesprochen von
Schauspielern und durchsetzt mit jüdischen
Witzen, die wie Boulevardtheatersketche inszeniert sind. Ein Diaspora-Film zwischen Fiktion
und Dokument, Tragik und Komik, der kollektive
Erinnerung gegen die Verdrängungen der Elterngeneration wachhalten möchte. Zum Problem der Tradierung sagt Chantal Akerman zu
Beginn aus dem Off: „Meine eigene Geschichte
no home movies – filme von chantal akerman september 16 7
NEWS FROM HOME
(B/F/BRD 1976)
TOUTE UNE NUIT
(Eine ganze Nacht, B/F 1982)
LES RENDEZ-VOUS D’ANNA
(Annas Begegnungen, F/B/BRD 1978)
ist voll von Lügen und voll von Rissen und ich
habe nicht einmal ein Kind.“
DEMAIN ON DÉMÉNAGE (Tomorrow We Move,
F/B 2004 | 5.9.) Die tolpatschige Charlotte (Sylvie
Testud), Akermans Alter Ego, müht sich mit dem
Schreiben eines erotischen Romans ab. Dass
nach dem Tod des Vaters ihre Mutter Catherine
(Aurore Clément) mit einem Piano bei ihr einzieht, macht das Leben nicht einfacher. Also wird
der nächste Umzug geplant, worauf ein unablässiges Kommen und Gehen von Klavierschülern und Kaufinteressenten einsetzt. Eine musikalische Komödie mit viel Slapstick – in der
gleichzeitig unverblümt die Erinnerung an den
Holocaust thematisiert wird. Catherine hat das
Lager überlebt, und sie liebt es zu lachen. Unter
der heiteren, boulevardesken Oberfläche des
Films lauern Grauen, Schmerz und eine schwere Last, für Mutter und Tochter. In die Fiktion
integriert Akerman in einer zentralen Szene das
reale Tagebuch ihrer eigenen, in Auschwitz ermordeten Großmutter mütterlicherseits.
LES RENDEZ-VOUS D’ANNA (Annas Begegnungen, F/B/BRD 1978 | 6.9.) Bahnhöfe, Züge, Ho-
telzimmer, Flure, Hallen, Fenster, Siedlungen
(mit statischer Kamera aufgenommen) – Anna
(Aurore Clément) ist eine belgische Filmemacherin, die von Essen über Brüssel nach Paris
unterwegs ist, um ihren neuen Film vorzustellen.
Sie bleibt dabei zutiefst allein, obwohl sie Menschen trifft, die mit ihr sprechen: ein deutscher
Lehrer, der die Last der Geschichte auf seinen
Schultern trägt, eine Freundin ihrer Mutter, ein
Unbekannter im Zug. Ihre Monologe formieren
sich zu einer kollektiven Klage über den Zustand
Europas. Das nüchterne (Selbst-)Bildnis einer
Regisseurin – und eines Europas, das es nicht
mehr gibt. Ein Wiedersehen mit der Mutter (Lea
Massari) endet damit, dass die beiden im gleichen Hotelbett übernachten und Anna von ihrer
Liebe zu einer Frau erzählt. (bik)
In memory of the great avant-garde director
Chantal Akerman, who died in 2015, Arsenal is
showing a selection of her films which enter into
dialogue with her final work NO HOME MOVIE.
NO HOME MOVIE ist auch am 3.9. im Rahmen der
Dokfilmwoche im fsk-Kino zu sehen.
8 september 16 filmmusik: krzysztof komeda
DANCE OF THE VAMPIRES (Tanz der Vampire, Roman Polanski, GB/USA 1967)
NIEWINNI CZARODZIEJE (Die unschuldigen Zauberer, Andrzej Wajda, PL 1960)
Filmmusik: Krzysztof Komeda
Der polnische Jazz-Musiker und Komponist
Krzysztof Komeda (1931–1969) zählt zu den herausragenden europäischen Filmkomponisten
der 60er Jahre. Zwischen 1957 und 1968 komponierte er die Musik zu mehr als 60 kurzen und
abendfüllenden Filmen, Spiel-, Dokumentar-,
Animations- und Fernsehfilmen. Wir zeigen als
Hommage 14 seiner Arbeiten, darunter Werke
von Roman Polanski, Jerzy Skolimowski, Jerzy
Stefan Stawiński, Andrzej Wajda und Henning
Carlsen.
Komeda war unter seinem bürgerlichen Namen
Krzysztof Trzciński als HNO-Arzt tätig, ehe er
1956 durch den Auftritt seines Sextetts beim ersten Jazzfestival in Sopot zum populärsten Musiker Polens wurde. Das Festival markierte den
Beginn einer Liberalisierung gegenüber dem
staatlich geächteten Jazz und der Auftritt Komedas den Anbruch eines neuen jazzmusikalischen Selbstverständnisses. In keinem anderen
Land erlangte Jazz eine so große politische Bedeutung wie in Polen, wo er nicht nur Ausdruck
einer westlichen Jugendkultur, sondern auch
zum Symbol für Freiheit wurde. Durch Roman
Polanski, der Komeda bat, die musikalische Gestaltung seines an der Filmschule in Łódź entstandenen Kurzfilms Rozbijemy zabawę (Break
Up the Dance) zu übernehmen, begann Krzysztof Komeda 1957 auch als Filmkomponist zu
arbeiten. Es war der Auftakt zu einer der fruchtbarsten Kooperationen zwischen Regisseur und
Komponist in der Geschichte des Films. Bis zu
seinem frühen Tod schrieb Komeda, mit Ausnah­
me von Repulsion, für den er keine Arbeitserlaub­
nis in England erhalten hatte, alle Filmmusiken
zu Polanskis Spielfilmen sowie zu zahlreichen
seiner Kurzfilme. Zur Charakteristik von Komedas Filmkompositionen zählt eine präzise Koordination von Handlung und Musik, die nur dann
Verwendung fand, wenn sie dramaturgisch notwendig erschien: „Lieber zu wenig, als zu viel.“
(KK) Komeda, der meist bereits zu einem frühen
Zeitpunkt in die Filmplanung einbezogen war,
verzichtete auf vordergründiges Illustrieren und
akzentuierte eher das Atmosphärische als das
Dramatische. Die Basis seiner facettenreichen
Filmkompositionen war der Jazz, ab Mitte der
60er Jahre verwendete er zunehmend Elemente
filmmusik: krzysztof komeda september 16 9
klassischer, experimenteller und populärer Musik. „Seine Musik war kühl und modern, aber in
ihr schlug ein warmes Herz. Er war der Filmmusiker par excellence. Er gab meinen Filmen Wert.
Sie würden wertlos sein ohne seine Musik.“ (Roman Polanski)
DANCE OF THE VAMPIRES (Tanz der Vampire, Roman Polanski, GB/USA 1967 | 7.9., Einführung:
Ulrich Kriest & 17.9.) Professor Abronsius (Jack
MacGowran), Fledermausexperte und Vampirologe, hat wegen des Spotts seiner Kollegen seinen Lehrstuhl an der Universität Königsberg
aufgegeben und begibt sich Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem treuen Schüler Alfred (Roman Polanski) ins Zentrum seines Forschungsgebiets, die winterlichen Südkarpaten. In der
Herberge des jüdischen Wirts Shagal verliebt
sich Alfred in die Wirtstochter Sarah (Sharon
Tate), die kurz darauf entführt wird. Die Spur
führt die Vampirjäger zum Schloss des Grafen
von Krolock. Der erklärte Lieblingsfilm von Roman Polanski war seine erste aufwendige Großproduktion in Farbe und im Breitwandformat:
eine Horrorkomödie mit märchenhafter Farb-
dramaturgie und viel Liebe zum Detail, die romantische, komische und gruslige Elemente
ebenso intelligent wie elegant miteinander verknüpft. Mit einem dem Genre angemessenen
Score mit Cembalo, Oboe, Flöte und Chorgesang
entfernte sich Komeda vom Jazz und bewies
eindrucksvoll die Vielseitigkeit seiner Filmkomposition. DANCE OF THE VAMPIRES wurde als
erster kompletter Komeda-Soundtrack auf LP
veröffentlicht.
NIEWINNI CZARODZIEJE (Die unschuldigen Zauberer, Andrzej Wajda, PL 1960 | 8. & 12.9.) „Da
muss Boxen drin sein und Jazz, ein cooler Typ
mit Roller, der hübsche Mädchen trifft und auch
mal übers Leben sinniert“, riet der 21-jährige
Jerzy Skolimowski dem zwölf Jahre älteren Andrzej Wajda, der nach seinen filmischen Bearbeitungen der Weltkriegsvergangenheit einen
Gegenwartsfilm über das Lebensgefühl junger
Menschen drehen wollte. Skolimowski schrieb
das Drehbuch Jerzy Andrzejewskis entsprechend um und empfahl Wajda, einen Jazzmusiker für den Soundtrack zu engagieren. Der
handlungsarme Plot kreist um Bazyl, einen jun-
10 september 16 filmmusik: krzysztof komeda
NÓŻ W WODZIE
(Das Messer im Wasser, Roman Polanski, PL 1962)
LA RIVIÈRE DE DIAMANTS
(Roman Polanski, F/I/J/NL 1964)
CUL-DE-SAC
(Roman Polanski, GB 1966)
gen Warschauer Arzt, der einen staatlichen Boxverein medizinisch betreut, und dessen Leben
richtungslos und innerlich leer zwischen Job,
Jazzclub und flüchtigen amourösen Begegnungen verläuft, bis er eine Zufallsbekanntschaft
macht, die ihm den Glauben an die Liebe (wieder)geben könnte. Die eigentliche Hauptrolle
spielt der Jazz, der den Lebensstil einer jungen
polnischen Bohème zum Ausdruck bringt und
im On wie im Off sehr präsent ist. Der Protagonist ist selbst Teil einer Jazzband, der auch
Polanski und Komeda angehören. Direktes Vorbild für die Figur des Bazyl in Kleidung und Habitus sowie mehreren Details, wie dem Lam­
bretta-Roller, war Krzysztof Komeda, der zur
Entstehungszeit für einen Teil der polnischen
Jugend Idolcharakter besaß.
NÓŻ W WODZIE (Das Messer im Wasser, Roman
Polanski, PL 1962 | 10. & 14.9.) Polanskis einziger
abendfüllender polnischer Spielfilm ist Parabel
und psychologisches Kammerspiel zugleich:
Der arrivierte Sportredakteur Andrzej, Besitzer
eines Segelboots und eines Wagens aus dem
kapitalistischen Ausland, wird mit seiner jünge-
ren Frau Krystyna auf dem Weg zu einem Segeltrip auf den Masurischen Seen von einem jungen
Anhalter zum Stoppen gezwungen. Andrzej lässt
sich auf die Kraftprobe ein, nimmt den Studenten mit und schlägt ihm vor, das Wochenende
mit ihnen auf dem Boot zu verbringen. In dieser
Modellsituation auf engstem Raum eingeschlossener Menschen entwickelt sich ein spannungsgeladenes, erotisches Beziehungsdreieck
zwischen dem saturierten ehemaligen Kämpfer
für eine bessere Welt und der ungestümen jugendlichen Virilität des Studenten, dem Krystyna
abschließend voraussagen wird: „Du wirst genauso werden wie er!“. Krzysztof Komedas sinnlicher Jazz-Soundtrack, von John Coltrane inspiriert und vom überwiegend improvisierten
Saxophonspiel Bernt Rosengrens geprägt,
drückt die Volatilität des Wetters und der Gruppendynamik aus und trug nachhaltig zu Komedas Bekanntheit und Reputation bei.
Kurzfilmprogramm Roman Polanski (10. & 15.9.):
DWAJ LUDZIE Z SZAFĄ (Zwei Männer und ein
Schrank, PL 1958) Die zweite Zusammenarbeit
von Polanski und Komeda wurde mehrfach inter-
filmmusik: krzysztof komeda september 16 11
national ausgezeichnet und darf zu den berühmtesten Studentenfilmen der Filmgeschichte gerechnet werden: Zwei Männer entsteigen mit
einem Kleiderschrank dem Meer, schleppen den
Spiegeltürschrank über den Strand und durch
die Straßen der Stadt. Weil sie überall auf Verständnislosigkeit und Ablehnung stoßen, bleibt
ihnen nur der Weg zurück ins Meer. LE GROS ET
LE MAIGRE (Der Dicke und der Dünne, F 1961) Auf
einer Wiese vor einem Haus lässt sich der Dicke
(André Katelbach) von seinem mageren Diener
(Roman Polanski) versorgen. Eine SlapstickGroteske und Parabel über das Verhältnis von
Herr und Knecht in drei Teilen. SSAKI (Säugetiere, PL 1962) Zwei Männer und ein Schlitten. Anfangs wechseln sich die Herren freundschaftlich
im Ziehen und Gezogenwerden ab, bald aber
versuchen sie immer schneller, in die bequemere Position zu gelangen. Der Abschluss der Kurzfilmtrilogie vereinigt Motive von DWAJ LUDZIE Z
SZAFĄ und LE GROS ET LE MAIGRE um Macht und
Abhängigkeit. GDY SPADAJĄ ANIOŁY (Wenn Engel fallen, PL 1959) Polanskis Diplomfilm in Łódź:
Eine alte Frau arbeitet in einer Herrentoilette im
Keller eines öffentlichen Gebäudes. Während
sich in der Toilette kleine Dramen abspielen,
lässt sie ihr Leben Revue passieren, das die bewegte polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. LA RIVIÈRE DE DIAMANTS
(F/I/J/NL 1964) Eine junge Französin lässt sich
durch Amsterdam treiben und nutzt die Lüsternheit eines älteren Diplomaten, um in den Besitz
eines Diamantcolliers zu kommen, das sie kurz
darauf spontan bei einem Vagabunden gegen
einen Papagei eintauscht. Die subversive Komödie, die so respektlos wie spielerisch die patriarchale Klassengesellschaft vorführt, ist der Höhepunkt des selten gezeigten Omnibusfilms Les
plus belles escroqueries du monde. Die weiteren,
in Tokio, Neapel und Paris spielenden Episoden
stammen von Hiromichi Horikawa, Ugo Gregoretti und Claude Chabrol. Der Beitrag JeanLuc Godards wurde vor der Uraufführung vom
Produzenten entfernt.
PINGWIN (Penguin, Jerzy Stefan Stawiński, PL
1964 | 8. & 20.9.) Der schüchterne Student Andrzej findet nicht den Mut, der Kommilitonin Barbara seine Liebe zu offenbaren und wird von den
12 september 16 filmmusik: krzysztof komeda
SULT
(Hunger, Henning Carlsen, DK/N/S 1966)
BARIERA
(Barriere, Jerzy Skolimowski, PL 1966)
LE DÉPART
(Der Start, Jerzy Skolimowski, B 1967)
Wortführern am Institut als „Pinguin“ gehänselt. für zwei Klaviere basierendes Jazz-Motiv ist, das
seine Außenseiterrolle unterstreicht.
Als der selbstgefällige Anführer der Clique sich
bei einer Party für einen Korb von Barbara rächt, CUL-DE-SAC (Wenn Katelbach kommt …, Roman
indem er ihre Liebesbriefe an ihren Exfreund vor- Polanski, GB 1966 | 9. & 18.9.) Der Titel (dt.: Sacklesen lässt, wird Andrzej vom passiven Beobach- gasse) beschreibt einen für Polanski typischen
ter zum Handelnden. Die zweite Regiearbeit des „huis clos“: Zwei Gangster suchen nach einem
(Drehbuch-)Autors Jerzy Stefan Stawiński (1921– missglückten Coup verletzt Unterschlupf auf ei2010) wird aus subjektiver Perspektive durch ei- nem Schloss vor der nordenglischen Küste, das
nen distanziert vorgetragenen inneren Monolog
nur bei Ebbe zu erreichen ist. Während sie auf
des Außenseiters Andrzej erzählt. Auf der Suche
ihren Boss Katelbach warten, entspinnt sich ein
nach Vertrauen in die Menschheit projiziert er
Spiel um Macht und gegenseitige Abhängigkeiden Wert auf Barbara, den er in seiner materia- ten mit den bürgerlichen Inselbewohnern, dem
listisch orientierten Umwelt am meisten ver- ungleichen Paar George (Donald Pleasance), eimisst: Integrität. Anders als zur Zeit des wenige
nem ehemaligen Fabrikbesitzer, und seiner
Jahre zuvor entstandenen NIEWINNI CZARODZIE- deutlich jüngeren zweiten Frau, der kapriziösen
Teresa (Françoise Dorléac). CUL-DE-SAC wurde
JE, war Jazz Mitte der 60er Jahre nicht mehr die
angesagteste Musikrichtung unter polnischen
bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausStudenten. Jazz war zur Nische geworden, wer
gezeichnet, Komedas Soundtrack als EP veröfhip sein wollte, hörte „Big Beat“, eine polnische
fentlicht.
Umschreibung für Rock’n’Roll. Komedas Sound- SULT (Hunger, Henning Carlsen, DK/N/S 1966 |
track trägt dem Rechnung, indem er für die im
11. & 19.9.) Henning Carlsen, der vier Filme mit
Film sichtbar präsente Musik „Big Beat“, Rock
Krzysztof Komeda realisierte, schildert nach
bzw. Beat wählt, während das Andrzej zugeord- Knut Hamsuns Roman die Geschichte eines junnete Thema ein auf J.S. Bachs Konzert in C-Dur
gen Schriftstellers (Per Oscarsson), der im Jahr
filmmusik: krzysztof komeda september 16 13
1890 mittel- und obdachlos in Oslo lebt. Zentrales Thema ist neben der Einsamkeit und der
flüchtigen Liebe zu einer Frau aus bürgerlichen
Verhältnissen (Gunnel Lindblom) der titelgebende Hunger und die Ausgrenzung des Protagonisten: „Man ist doch nicht gleich verrückt, nur weil
man ein empfindsamer Mensch ist!“ Per Oscarsson wurde für seine Darstellung des Eigenbrötlers in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet. Krzysztof Komeda übersetzt das
Innenleben des unter Halluzinationen leidenden
Autors in eine traumähnliche, schwebende
Stimmung mit sparsam eingesetzten musikalischen Miniaturen: Klaviertöne wie Tropfen, ein
monoton sirrender Ton, Streicher, die wie Synthesizer klingen. „Komeda hatte die Gabe, Stille
hörbar zu machen.“ (Henning Carlsen)
BARIERA (Barriere, Jerzy Skolimowski, PL 1966
| 14. & 16.9.) Skolimowski setzt in seinem dritten
Spielfilm die Suche nach einem Platz in der Welt
fort. Ein namenloser junger Mann bricht sein
Medizinstudium ab, um schneller zu Wohlstand
zu kommen. Bald stößt er an verschiedene der
im Titel anklingenden Barrieren, überkommene
Traditionen und Hierarchien einer anderen Generation. Er verliert das Interesse an seiner Idee
von der reichen Ehefrau mit Villa und Sportwagen und wendet sich zunehmend angewidert von
der auf materiellen Gewinn bedachten Umwelt
ab. Mit BARIERA ließ Skolimowski traditionelle
narrative Konventionen hinter sich. Realistische
Szenen verbinden sich mit traumartigen Sequenzen, romantische Momente mit satirischen
Attacken auf Militär und Unternehmenskultur.
Krzysztof Komedas kongeniale Übertragung in
einen innovativen Jazz-Score zählt zu seinen
schönsten Filmmusiken.
LE DÉPART (Der Start, Jerzy Skolimowski, B 1967
| 13. & 16.9.) Der Brüsseler Friseurlehrling Marc
(Jean-Pierre Léaud) träumt von seinem ersten
Autorennen und trainiert heimlich mit dem Porsche 911 S seines Chefs. Immer unter Hochspannung, kann er an nichts anderes als an schnelle
Autos denken, bis er am Vorabend des Rennens
der Liebe begegnet. Skolimowski übernahm für
seinen ersten außerhalb Polens gedrehten Film
einen Teil des Teams von Godards Masculin féminin und gab Jean-Pierre Léaud die Gelegenheit,
14 september 16 filmmusik: krzysztof komeda
ROSEMARY’S BABY
(Roman Polanski, USA 1968)
körperbetonter als in den Filmen von Truffaut,
Godard und Eustache zu agieren. Für den Soundtrack hatte Skolimowski, der mit Komeda eine
Vorliebe für sportliche Autos teilte, eine zentrale
Rolle reserviert. Er betrachtete LE DÉPART als
Testfall für die Frage: Wie viel Musik verträgt ein
Film? Die Musik sollte der experimentellen
Form des Films entsprechen und Komeda konnte seiner Vorstellung, nicht nur die Musik zu
komponieren, sondern den ganzen Sound des
Films zu gestalten, Raum geben. Er verband
Free Jazz mit Elementen experimenteller klassischer Musik, benutzte Jump Cuts im Soundtrack und integrierte Lärmelemente wie Léauds
Schreien in den Dialog zwischen Don Cherrys
Trompete und Gato Barbieris Tenorsaxophon.
ROSEMARY’S BABY (Roman Polanski, USA 1968
| 9. & 17.9.) Das junge Paar Rosemary (Mia Farrow) und Guy Woodhouse (John Cassavetes)
­bezieht eine Wohnung im altertümlichen Bramford-Haus in New York, in dem ein SatanistenZirkel aktiv gewesen sein soll. Nach dem Verzehr
eines von der Nachbarin vorbeigebrachten Desserts fällt Rosemary in Ohnmacht und sieht sich
in einem halbbewussten, alptraumhaften Zustand von einem Ungeheuer vergewaltigt. Die
erste Hollywood-Produktion von Roman Polanski und Krzysztof Komeda, eine Umkehrung der
christlichen Marienlegende nach dem Roman
des Broadway-Autors Ira Levin, wurde Polanskis
kommerziell erfolgreichster Film. Komedas
Score zwischen Hexensabbatgesängen und
Popsong mit Ohrwurmqualität erhielt eine Golden-Globe-Nominierung für die beste Musik.
Das hypnotische „Lullaby“, die wohl bekannteste Komposition Krzysztof Komedas, wird von der
Hauptdarstellerin Mia Farrow gesungen. (hjf)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin.
Polish jazz musician and composer Krzysztof
Komeda (1931–1969) is one of the outstanding
European film composers of the 60s. Between
1957 and 1968, he composed the music for more
than 60 shorts, features, documentaries, television movies, and animated films. Arsenal is
showing 14 of Komeda’s works in tribute to him,
including films by Roman Polanski, Jerzy Skolimowski and Andrzej Wajda.
magical history tour september 16 15
Magical History Tour
Zäsuren der Filmgeschichte
Momente des Wandels, der Umbrüche und Krisen in der Filmgeschichte stehen im Mittelpunkt
der Magical History Tour im September. Gezeigt
werden Filme, die direkt auf technische, ökonomische, soziale oder politische Veränderungen
Bezug nehmen, diese markieren oder davon beeinflusst sind, aber auch Arbeiten, in denen besondere Zäsuren erst mit Verzögerung ihr Echo
finden. Offensichtliche filmische Spiegelungen
einschneidender Ereignisse stehen neben Werken, deren Reflexion vergangener Krisen sich
erst auf den zweiten Blick offenbart. Die Filmgeschichte an ihren Schnittstellen und Epochenschwellen zu betrachten, lädt einmal mehr dazu
ein, die Geschichte des Films nicht in einer kontinuierlichen, einem vermeintlichen „Fortschrittsgedanken“ verpflichteten Entwicklung
zu sehen, sondern als vielfältig lesbares Netz
von Diskontinuitäten und Verwerfungen.
NEOBYTSCHAJNYJE PRIKLJUTSCHENIJA MISTERA WESTA W STRANE BOLSCHEWIKOW (Die selt-
samen Abenteuer des Mr. West im Land der
Bolschewiki, Lew Kuleschow, UdSSR 1924 | 1. &
8.9., am Klavier: Eunice Martins) In dieser frü-
hen Variante des „Red Western“-Genres reist
der naive Amerikaner Mr. West in Begleitung
eines Cowboys (Boris Barnet) in die junge Sowjetunion, um dort Geschäfte zu machen. Auf
unbekanntem Territorium warten böse Überraschungen und vermeintlich wilde Kerle auf ihn,
die sich als Bolschewiken ausgeben. Mit den
klassenkämpferischen und revolutionspathetischen Filmen der 20er Jahre hatte Kuleschows
überdrehte Satire wenig gemeinsam und wurde
in der UdSSR deshalb umgehend als „formalistisch“ gebrandmarkt.
GERMANIA ANNO ZERO (Deutschland im Jahre
Null, Roberto Rossellini, Italien/D 1948 | 2. &
6.9.) Der italienische Neorealismus gilt als einschneidende Erneuerungsbewegung der Filmgeschichte, ein ungeschminktes Kino als Gegenentwurf zu Propaganda und Unterhaltung
und nicht zuletzt als Ausdruck der politischen
Stunde Null. Keine Stunde Null sah Rossellini
indes in Deutschland: Er zeigt das zerstörte Berlin und die Befindlichkeit der Deutschen nach
Kriegsende. Auch wenn der Krieg beendet ist,
wirkt das barbarische Nazi-Gedankengut wei-
16 september 16 magical history tour
ter: so im blassen, blonden Edmund und seinem
viele Regisseure der späten 20er Jahre sah auch
früheren Lehrer, der ihn anstiftet, seinen kran- René Clair den damals aufkommenden Tonfilm
ken Vater zu vergiften.
als drohende Gefahr und die Tonfilmtechnik als
Auslöser einer Krise, wenn nicht als Ende der
ES (Ulrich Schamoni, BRD 1966 | 3. & 7.9.) „Der
alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Filmkunst. Trotz seiner anfänglichen Vorbehalte
schuf er mit seinem Film über den Alltag der
Nichts weniger als einen neuen deutschen Film
zu schaffen, reklamierten die 26 Unterzeichner „kleinen Leute“ in Paris ein großartiges „Tondes Oberhausener Manifests 1962. Ungestüm, Gemälde“, in dem er Ton und Bild in kontrapunkvehement, konfrontativ forderten sie Produk­ tische Beziehung setzte. Chansons und Geräutionsmittel und bezogen (film)politisch Stellung. sche lehnen sich gegen jeden vordergründigen
Realismus auf, wie der Straßensänger Albert
Die ersten abendfüllenden Spielfilme im Geiste
des Oberhausener Manifests – vielfältig, experi- gegen seinen Freund Louis, der versucht, ihm
mentierfreudig, mit scharfem Blick auf Deutsch- seine Freundin, die schöne Pola, auszuspannen.
land, seine Gesellschaft und die bundesrepubli- LA NOIRE DE (Black Girl, Ousmane Sembène,
kanische Politik – entstanden Mitte der 60er
Senegal 1966 | 9. & 15.9.) Als Pionier des Kinos
Jahre. So auch Schamonis ES, mit geringem
der Subsahara hat der senegalesische RegisBudget und kleinstmöglichem Team realisiert. seur Sembène Generationen von Filmemachern
des afrikanischen Kontinents geprägt. Sein
Temporeich und ungezwungen kreist der Film
Spielfilmdebüt LA NOIRE DE gilt als erster
um ein junges Paar, das unverheiratet (1965!) in
Berlin lebt. Als sie schwanger wird und das Kind
schwarzafrikanischer Langfilm überhaupt. Die
heimlich abtreibt, gerät das vermeintlich unbür- Parabel auf den Neokolonialismus zeigt die jungerliche Paar in eine Krise.
ge Diouana (Mbissine T. Diop), die aus Dakar ins
französische Antibes reist, um hier im Haushalt
SOUS LES TOITS DE PARIS (Unter den Dächern
eines französischen Ehepaars zu arbeiten. Von
von Paris, René Clair, F 1930 | 4. & 14.9.) Wie
magical history tour september 16 17
GERMANIA ANNO ZERO
(Deutschland im Jahre Null, Roberto Rossellini,
Italien/D 1948)
LA NOIRE DE
(Black Girl, Ousmane Sembène, Senegal 1966)
DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE
(Fritz Lang, BRD 1960)
ihren Arbeitgebern hemmungslos ausgenutzt
und gedemütigt, setzt sie ein verzweifeltes wie
radikales Zeichen.
BOROM SARRET (Ousmane Sembène, Senegal
1963 | 9. & 15.9.) Ein Tag in Dakar und im Leben
eines Pferdekarren-Taxisfahrers, dessen ärmliches Fuhrwerk von einem Polizisten beschlagnahmt wird. Seiner Existenzgrundlage beraubt,
kehrt er zu seiner Frau zurück, die sich ihrerseits aufmacht, Geld für das Abendessen zu
verdienen. Unsentimental und in neorealistischer Manier zeigt Sembène in diesem Kurzfilm
ein urbanes Dakar und einen Protagonisten
zwischen Tradition und postkolonialer Moderne.
SHOAH (Claude Lanzmann, F 1974–85 | 10. &
11.9.) Lanzmanns „filmische Geschichte des Holocausts“ (CL) entzieht sich allen Genrezuweisungen und Kategorisierungsversuchen. Wie
kein zweites Werk der Filmgeschichte nähert
sich der Film ganz ohne Archivmaterial oder
Kommentarstimme dem, was ein Protagonist
des Films noch zu Beginn mit den Worten umschreibt: „Das kann man nicht erzählen; das
übersteigt jede mögliche Darstellung.“ Doch
Lanzmann insistiert, beharrlich bringt er Zeugen des Massenmords an den europäischen
Juden zum Sprechen, interviewt sowohl Überlebende der Vernichtungslager als auch Täter.
Präzise fügt Lanzmann Bilder und Töne zu einem vielschichtigen Erinnerungsbild und ermöglicht damit eine Vergegenwärtigung der
Vergangenheit im Jetzt.
DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE (Fritz Lang,
BRD 1960 | 13. & 16.9.) Knapp 40 Jahre nach seinem ersten Mabuse-Film greift Lang in seiner
letzten Regiearbeit das Thema des allgegenwärtigen Verbrechers erneut auf. Wahnsinnig und
machtbesessen trachtet Mabuse einmal mehr
danach, die Welt ins Chaos zu stürzen. Schaltzentrale seiner Macht ist ein von den Nazis erbautes Luxushotel, in dem jedes Zimmer von
Kameras beobachtet wird. Lang versetzt seinen
Weimarer Kinomythos in die Nachkriegszeit,
treibt das Erbe des Nationalsozialismus aus
dem Untergrund verborgener Kontrollräume
hervor und lässt die 1000 Augen des Titels als
ornamentale Formen an der Oberfläche sichtbar
werden.
18 september 16 magical history tour
KILLER OF SHEEP
(Charles Burnett, USA 1977)
WANDA
(Barbara Loden, USA 1970)
HUNG SIK LEUNG DJE CHING (Das Rote Frauen- turpolitik der SED. Basierend auf Manfred Bielers gleichnamigem Roman kreist Maetzigs DAS
batallion, Regie-Kollektiv, China 1970 | 17. &
26.9.) Sechs Filme entstanden während der chi- KANINCHEN BIN ICH um die junge Maria, die ihnesischen Kulturrevolution, so auch DAS ROTE
ren Studienplatz verliert, als ihr Bruder aufgrund
FRAUENBATALLION, das gleichzeitig Beispiel „staatsgefährdender Hetze“ zu einer Haftstrafe
kommunistischen Kitsches und beunruhigen- verurteilt wird. In einer Kneipe kellnernd lernt
des Zeugnis einer der radikalsten staatlich ver- sie den Richter ihres Bruders kennen und beginnt eine Affäre mit ihm.
ordneten gesellschaftlichen Umwälzungen des
20. Jahrhunderts ist. Das Revolutionsmusical
CHRONIQUE D’UN ÉTÉ (Chronik eines Sommers,
spielt im Jahre 1930 auf der Insel Hainan, wo die Jean Rouch, Edgar Morin, F 1960 | 19. & 22.9.) Ausrevolutionären Truppen ein aus Frauen beste- gehend von der Frage nach dem Glück etablierhendes Bataillon ausbilden. Eine junge Dienst- ten Rouch und Morin 1960 eine neue dokumentamagd schließt sich dem Bataillon an und über- rische Form: Das „cinéma vérité“ nimmt mit
windet ihre kleinbürgerliche Herkunft.
dieser schwerelosen und zugleich tiefgründigen
Untersuchung der Befindlichkeiten Pariser PasDAS KANINCHEN BIN ICH (Kurt Maetzig, DDR
santen kurz vor Ausbruch des Algerienkriegs
1965 | 18. & 21.9.) Einer der zwölf sogenannten
seinen Anfang und wirkt bis in das dokumentari„Verbotsfilme“, die kurz nach Fertigstellung vom
11. Plenum des Zentralkomitees der SED auf- sche Schaffen unserer Zeit fort. 40 Jahre später
grund ihrer „dem Sozialismus fremden, schäd­ entsteht in China einem ähnlichen Prinzip folgend BEIJING DE FENG HEN DA (There Is a Strong
lichen Tendenzen und Auffassungen“ (Honecker)
verboten wurden. Das Verbot großer Teile der
Wind in Beijing, Ju An Qi, China 2000 | 19. & 22.9.).
Spielfilmproduktion des DEFA-Jahrgangs 1964/
Diesmal steht die Frage nach dem „Wind“ in Bei65 wirkte als künstlerischer Aderlass und mar- jing im Mittelpunkt, dessen Freiheitsbedeutung
kierte den Wiederbeginn einer repressiven Kul- in China eine lange Geschichte hat.
magical history tour september 16 19
KILLER OF SHEEP (Charles Burnett, USA 1977 |
20. & 23.9.) UCLA, Mitte/Ende der 70er Jahre: An
der US-amerikanischen Filmhochschule studieren afroamerikanische Filmemacher, die jenseits des weißen Hollywoods, aber auch der
Blaxploitation-Filme nach neuen Bildern suchen, um afroamerikanische Lebenswelten darzustellen. Burnett ist als Kameramann und
Regisseur zentrale Figur der sog. „L.A. Rebel­
lion“. Sein Debütfilm zeigt Vignetten aus dem
Leben des sensiblen Träumers Stan, der mit
Frau und Kind in Los Angeles lebt und dessen
Job im Schlachthof ihm mehr und mehr zusetzt.
Augenblicke einfacher Freuden, ein Tanz mit
seiner Frau oder eine Tasse Kaffee lassen Stan
für kurze Zeit sein düsteres Leben vergessen.
WANDA (Barbara Loden, USA 1970 | 29. & 30.9.)
Hollywood in der Krise: Mitte der 60er Jahre
­stoßen die großen Studio-Produktionen auf Unverständnis und Desinteresse vor allem beim
jungen Publikum, dessen Realität von Protestbewegungen und Popkultur geprägt ist. In ­dieser
Zeit meldet sich eine neue Generation amerikanischer Filmemacher zu Wort, experimentiert
mit Erzähl- und Darstellungsformen und produziert außerhalb des Studiosystems. Zum erweiterten Kreis der sog. New-Hollywood-Regisseurinnen gehört auch Barbara Loden, deren erster
und einziger Film WANDA als eine Art „AntiBonnie-und-Clyde“ bezeichnet wird. Wanda
(Barbara Loden) kehrt einem tristen Kohlebergbaugebiet inkl. ihrem frisch geschiedenen Mann
und Kindern den Rücken, um sich einem Kleinkriminellen anzuschließen und mit ihm eine
Bank auszurauben. (mg)
The Magical History Tour invites audiences not
to regard film history as one continuous development shackled to the idea of “progress” but
rather as an entire web of discontinuities and
ruptures, points of interface and thresholds to
new eras.
20 september 16 50 jahre dffb
50 Jahre dffb
Am 18.9.1966 wurde die Deutsche Film- und
Fernsehakademie Berlin (dffb) als erste eigenständige Filmhochschule in Westdeutschland
gegründet. Zum 50. Jubiläum zeigt die dffb eine
Auswahl von Filmen, gedreht von Absolventinnen und Absolventen, als Ausgangspunkt einer
Neuaneignung des gar nicht so kleinen Beitrags,
den die dffb über die Jahre zur deutschen und
internationalen Filmproduktion geleistet hat.
Die Reihe ist Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten,
die unter anderem eine größere Retrospektive
im Frühjahr 2017 umfassen werden.
Raoul Peck nimmt sein Studium an der dffb Anfang der 80er Jahre auf. In seinem Abschlussfilm
Haitian Corner (BRD/USA 1987) nähert sich Peck
der Wirklichkeit seines Geburtslandes Haiti über
eine kleine Buchhandlung in New York als Ballungspunkt für Geschichten zwischen den Welten von Emigration, Exil und Ankommen.
L’HOMME SUR LES QUAIS (Der Mann auf dem
Quai, Haiti 1993 | 21.9.) vertieft diese Auseinandersetzung: In seinem dritten Langfilm blickt
Peck mit den Augen eines jungen Mädchens, Sarah, zurück auf die Zeit der Duvalier-Diktatur in
Haiti ab 1957. L’HOMME SUR LES QUAIS zeigt in
traumatischen Erinnerungsstücken, wie die Gewaltverhältnisse der Diktatur die Gesellschaft
durchdringen.
In Christian Petzolds YELLA (D 2007 | 25.9.) verschlägt es Yella (Nina Hoss) auf der Flucht vor
ihrer Ehe, dem Dasein in der ostdeutschen Provinz und den Sackgassen ihres bisherigen Lebens in die Welt der westdeutschen Glasfassaden-Seifenblase: Scheinbar spielerisch findet
sie sich zurecht in ihrem neuen Leben ohne all
den Ballast. Petzold zeigt Yella zwischen den
Welten ihrer Herkunft und ihres neuen Lebens,
nicht wirklich zerrissen, aber doch fremdelnd.
Direkt nach dem Fall der Mauer fuhren Christian
Petzold, Thomas Arslan, Stephan Settele und
andere im Rahmen eines Seminars des Dokumentarfilmers Peter Nestler in die Berliner Umgebung. YELLA markiert im Werk von Christian
Petzold eine Hinwendung zu den neuen Bundesländern, die er in Jerichow (D 2008) und Barbara
(D 2012) fortsetzt.
Angela Schanelec kam 1990 an die dffb, zu einer
Zeit, als Ludger Blankes, Thomas Arslans und
50 jahre dffb september 16 21
YELLA
(Christian Petzold, D 2007)
MARSEILLE
(Angela Schanelec, D 2004)
Christian Petzolds Absetzbewegungen von der
ästhetischen Sackgasse des fiktionalen Films
der späten 70er Jahre schon vage Form angenommen hatten. In ihren ersten größeren Filmen
lotet Schanelec die Möglichkeiten dieser Erzählweise aus. Die entstehenden Filme wollen – wie
Rainer Gansera den Ansatz der „Berliner Schule“
beschreibt, zu der sich diese Erzählhaltung
­entwickeln sollte, – „die Wirklichkeit weder decouvrieren noch ironisieren. Sie erzeugen – ästhetisch am Gegenpol des Dogma-Vitalismus –
Evidenzen, indem sie ihren Figuren Schönheit
und Würde verleihen.“ Schanelecs MARSEILLE
(D 2004 | 28.9.) zeigt die junge Fotografin Sophie
driftend durch Marseille, driftend durch Berlin,
driftend durch das eigene Leben. In wundervollen Bildern (gestaltet von Reinhold Vorschneider,
ebenfalls dffb-Absolvent) zeigt Schanelec die
mäandernde, ziellose Suche der jungen Frau
nach sich selbst.
Lars Kraumes KEINE LIEDER ÜBER LIEBE (D
2005 | 30.9.) orientiert sich an der Ästhetik von
Familien- oder Amateurvideos. Kraume erzählt
die Geschichte einer Dreiecksbeziehung zwi-
schen zwei Brüdern, Tobias (Florian Lukas) und
Markus (Jürgen Vogel), und Ellen (Heike Makatsch), Tobias’ Freundin. Tobias plant einen
Dokumentarfilm über seinen Bruder und dessen
Band zu drehen. Ein Grund für das Filmprojekt
ist, dass Tobias befürchtet, Markus und Ellen
seien sich bei einem Treffen nähergekommen
als ihm lieb ist. Der Film lebt nicht zuletzt von
den Bandszenen mit Markus’ Band Hansen bei
einem Auftritt im Rahmen einer Konzertnacht
des 2002 gegründeten Hamburger Labels Grand
Hotel van Cleef. (ft)
Four films by former students of the Deutsche
Film- und Fernsehakademie Berlin to mark the
50th anniversary. Raoul Peck’s L’HOMME SUR LES
QUAIS shows us the dark times of Haiti under the
dictatorship of François Duvalier. Angela Schanelec’s MARSEILLE and Christian Petzold’s YELLA
focus on young women trying to come to terms
with their life. Lars Kraume’s KEINE LIEDER
ÜBER LIEBE blends music and love into an intimate narrative.
22 september 16 film:restored_01. das filmerbe-festival
KAMERADSCHAFT
(G. W. Pabst, D 1931)
ULIISSES
(Werner Nekes, BRD 1982)
Film:ReStored_01. Das Filmerbe-Festival
An vier Tagen präsentiert die Deutsche Kinema- te, der hier einen Fußballstar spielt. Viele Mit­
thek mit der ersten Ausgabe des Festivals
emigranten finden sich vor und hinter der KameFilm:ReStored Kinopremieren digital restaurier- ra wieder in diesem Reigen um die Bewohner
ter Filme aus sechs Jahrzehnten deutscher
eines Pariser Mietshauses, z.B. Peter Lorre. DieFilmgeschichte. Die Archive des Kinematheks- ser ist auch im Werk des ebenfalls später emigverbundes geben damit Einblick in die Aktivitä- rierten Alexis Granowsky DIE KOFFER DES
ten, die seit dem Beginn der Digitalisierungsof- HERRN O.F. (D 1931 | 25.9.) zu sehen, an der Seite
fensive der Bundesregierung unternommen
von Hedy Lamarr. Mit dem Farbfilm ROSE BERND
wurden, um das Filmerbe im digitalen Zeitalter
(Wolfgang Staudte, BRD 1957 | 23.9.) greift das
sichtbar zu halten. Zwei Filme von Georg Wil- Filmprogramm ein Thema der das Festival behelm Pabst eröffnen und beschließen das Festi- gleitenden Tagung auf: Welche Schwierigkeiten
val: KAMERADSCHAFT (D 1931 | 22.9.) ist ein Ap- sind bei der Digitalisierung analoger Filme z.B.
hinsichtlich materialabhängiger Farberscheipell zur Völkerverständigung zu einer Zeit, als in
Deutschland die Nationalsozialisten mit revan- nung zu beachten? Vier Werkstattgespräche, die
im Rahmen der Tagung stattfinden, widmen sich
chistischen Parolen aufrüsteten: Nahe der
dieser und anderen technisch-ästhetischen Fradeutsch-französischen Grenze helfen deutsche
Bergarbeiter unter Lebensgefahr ihren französi- gen, die sich bei der Digitalisierung von Filmen
schen Kumpels nach einem Grubenunglück. Ne- stellen, und bieten eine gute Möglichkeit, sich
einführend über technische Verfahren und Entben der eindringlichen Botschaft bleiben vor
scheidungsprozesse zu informieren. Experi­allem die klaustrophobischen Bilder aus dem
mentalfilme, die in besonderer Weise ihre eigene
eingestürzten Stollen hängen. DU HAUT EN BAS
(F 1933 | 25.9.) ist hingegen ein vergnüglicher Un- Materialität thematisieren, stellen eine besonterhaltungsfilm, den G.W. Pabst im französi- dere Herausforderung dar. Zudem stehen sie als
schen Exil mit Jean Gabin in der Hauptrolle dreh- „Randerscheinungen“ der kanonisierten Filmge-
film:restored_01. das filmerbe-festival september 16 23
schichte nicht im Fokus der eher auf Klassiker
konzentrierten Digitalisierungsprojekte. Die Digitalisierung von ULIISSES (Werner Nekes, BRD
1982 | 23.9.) ist in dieser Hinsicht ein einzigartiges Beispiel. Der Avantgardefilm, der Motive aus
Homers „Odyssee“ und James Joyces „Ulysses“
aufnimmt, ist eine Entdeckungsreise in das Universum der Bilder, unterstützt von Underground-Ikonen wie Tabea Blumenschein, Anthony Moore und Helge Schneider. Im selben Jahr
wie ULIISSES schuf Rainer Simon im anderen
Teil Deutschlands ein visuell und erzählerisch
ebenso anspruchsvolles Werk – DAS LUFTSCHIFF (DDR 1982 | 22.9.): Der Phantast und Erfinder Stannebein verfolgt seinen Traum, ein
Windmühlenluftschiff zu bauen, landet dabei im
Spanischen Bürgerkrieg und schließlich in einer
Irrenanstalt, wo er der Euthanasie zum Opfer
fällt. Seine ausgefallenen Luftschiff-Visionen
bilden eine eigene, zeichnerische Ebene in der
Filmerzählung. Ein Zeitpanorama entfaltet auch
Helma Sanders-Brahms in DEUTSCHLAND,
BLEICHE MUTTER (24.9.), nur, und das war 1982
außergewöhnlich, ist die Geschichte und ihr
Blick auf den 2. Weltkrieg und das Nachkriegsdeutschland aus der Perspektive einer Frau
­erzählt. Der Film wurde 2014 im Rahmen der
Berlinale Classics erstmals in der digital-restaurierten Fassung gezeigt und kann im Rahmen
von Film:ReStored noch einmal betrachtet werden. Der WILLI-BUSCH-REPORT (Niklaus Schilling, BRD 1979 | 24.9.) spielt einige Jahre später
in einer konsolidierten Bundesrepublik: Der findige Reporter Willi Busch (Tilo Prückner), im
Schatten der deutsch-deutschen Grenze abgehängt von weltbewegenden Ereignissen, schafft
sich schließlich seine Sensationen selbst, mit
denen er sein Provinzblatt am Leben halten will.
Auch für Kinder bietet Film:ReStored zwei Veranstaltungen an: SABINE KLEIST, 7 JAHRE …
(Helmut Dziuba, DDR 1982 | 25.9.) folgt der kleinen Heim-Ausreißerin Sabine zwei Tage und zwei
Nächte auf ihren Streifzügen durch Berlin – ein
DEFA-Kinderfilmklassiker, der nun in digitalisierter Form vorliegt. Mit „Spiel der Steine“
stellt das Frankfurter Filmmuseum einen Workshop für Fünf- bis Siebenjährige vor, ausgehend
von einem Film von Jan Švankmajer.
24 september 16 film:restored_01. das filmerbe-festival
DAS LUFTSCHIFF
(Rainer Simon, DDR 1982)
© DEFA-Stiftung Wolfgang Ebert
Die Tagung, die die Filmvorführungen rahmt,
widmet sich mit Vorträgen, Podiumsrunden und
Praxisbeispielen dem Erhalt und der nachhaltigen Digitalisierung des Filmerbes – eine der
größten kulturellen Herausforderungen der Zeit.
Experten (u.a. Peter Dinges, Michael Hollmann,
RP Kahl, Rainer Rother, Thorolf Lipp) und internationale Gäste aus den USA (Paolo Cherchi Usai),
Frankreich (Eric Le Roy) und Schweden (Jon
Wengström) berichten über Strategien und Erfahrungen bei der Digitalisierung des Filmerbes.
Nicht zuletzt sollen die technischen und ethischen Kriterien der unterschiedlichen Strategien
und Herangehensweisen diskutiert werden.
Die Kommunalen Kinos sind bei der Sichtbarmachung und Vermittlung des Filmerbes wichtige
Partner der Archive: Sie zeigen nicht nur Klassiker, sondern umfassende Werkschauen, the­
matische Retrospektiven und Programme mit
Kurz- und Experimentalfilmen. Für dieses kontinuierliche Engagement zeichnet der Kinematheksverbund seit 2000 jährlich Kommunale Kinos mit dem Kinopreis aus. Die Verleihung des
Kinopreises des Kinematheksverbundes findet
im Rahmen von Film:ReStored am 24.9. statt.
Erstmalig wird in diesem Jahr der „Lotte-EisnerPreis“ in Höhe von 6.000 Euro für ein besonders
herausragendes Kinoprogramm verliehen. (ah)
Film:Restored wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
und findet in Kooperation des Kinematheksverbundes, der FIAF und dem Arsenal – Institut für
Film und Videokunst statt.
The festival Film:Restored will present digitally
restored films from six decades of German film
history. The screenings will be accompanied by
a conference comprising presentations, round-­
table discussions, and workshops on preserving
film heritage in the digital era. The archives united in the Association of German Cinematheques
will thus give insights into the technical possibilities and decision-making processes involved
into transferring analogue material into the digital realm. On September 24, the Association of
German Cinematheques will award a prize to
cinemas with an exceptional record of programming heritage films and thus keeping film history alive on the screen.
die ästhetik des widerstands – peter weiss 100 september 16 25
HÄGRINGEN
(Peter Weiss, Schweden 1959)
Die Ästhetik des
Widerstands –
Peter Weiss 100
Das filmische Werk des Künstlers, Schriftstellers und Bühnenautors Peter Weiss, der im November hundert Jahre alt geworden wäre, markiert den Übergang von einer surrealistisch geprägten Innensicht zur Auseinandersetzung mit
der sozialen Wirklichkeit in der geteilten Welt
des Kalten Krieges. In der akribischen Arbeit mit
Fakten und Dokumenten entwirft Weiss kein geschlossenes Geschichtsbild, vielmehr bleibt das
Handeln seiner Figuren von individuellen Standpunkten und Widersprüchen durchzogen. Vor
diesem Hintergrund widmet sich die Filmreihe
dem Verhältnis von ästhetischer und politischer
Subjektivität in Bezug auf Unterdrückung und
Ungleichheit, Widerstand und gesellschaftliche
Veränderung.
Den Männern und Frauen des letzten Versuchs
einer bewaffneten sozialistischen Revolution in
Deutschland zuzuhören, ist Anliegen des Films
DER HAMBURGER AUFSTAND 1923 (Klaus
Wildenhahn, Gisela Tuchtenhagen, Reiner Etz,
BRD 1971 | 26.9.), der die Reihe eröffnet. Die
dreiteilige, an der dffb entstandene „Wochenschau“ vermittelt den Klassenkampf als alltäg-
liche Erfahrung: Hunger, Streik, Gefängnis, Konzentrationslager.
Mit HÄGRINGEN (Schweden 1959 | 27.9., zu Gast:
Gunilla Palmstierna-Weiss) drehte Peter Weiss
einen experimentellen Spielfilm, der die surrealsubjektiven und dokumentarischen Ansätze miteinander verbindet. Der Film zeigt die Begegnung eines jungen Mannes mit der Großstadt am
Beispiel Stockholms. Doch er bleibt ein Fremder,
es gelingt ihm nicht, mit anderen wirklich in Kontakt zu treten oder sich der Dynamik des modernen Lebens anzupassen. (fw) Taking the main
novel of Peter Weiss, “The Aesthetic of Resistance”, as a point of reference, this series presents an international selection of historical and
contemporary films about the ambivalence of
aesthetic and political subjectivity in adressing
oppression and inequality, resistance and social
change. Kuratiert von Florian Wüst. Ein Projekt
des HAU Hebbel am Ufer in Kooperation mit dem
Arsenal – Institut für Film und Videokunst. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen von „Die Ästhetik des Widerstands – Peter
Weiss 100“, ein Festival des HAU Hebbel am Ufer.
26 september 16 filmdokument
UPPFÖR DONAU
(Peter Nestler, Schweden 1969)
FilmDokument
Stephan Settele studierte von 1987 bis 1994 an
der Deutschen Film- und Fernsehakademie
Berlin. Im Rahmen von FilmDokument präsentiert der Verein CineGraph Babelsberg e.V. zwei
Programme mit Filmen Setteles aus seiner Zeit
an der dffb. Zwei Schiffsfahrten, zwei Zeitreisen
in die Geschichte(n) rechts und links der Ufer:
Stephan Setteles DIE REISE DER IDA IRMA NACH
LUNOW (D 1991) und UPPFÖR DONAU (S 1969) von
Peter Nestler. In dem Dokumentarfilm DIE REISE
DER IDA IRMA NACH LUNOW nimmt Stephan Settele die Fahrt des Lastkahns „Ida Irma“ vom Berliner Westhafen nach Lunow-Stolzenhagen (an
der Oder-Grenze zu Polen) als Ausgangspunkt
und Strukturvorgabe für eine Reise aus dem gerade wiedervereinigten West-Berlin in die erst
seit kurzem wieder zugängliche Ex-DDR. Auf der
Fahrt spürt er den historischen Spuren in der
Umgebung des zurückgelegten Wasserwegs
nach. Peter Nestler, während des Studiums von
Stephan Settele Dozent an der dffb, wählte gut 20
Jahre zuvor eine ähnliche Bewegung und Struktur: Auf einem Schiff fuhr er 1969 „Die Donau
rauf“ – und zurück in die Vergangenheit. (fl)
Seinen Abschlussfilm IN SCHNEELAND dreht
Settele in der japanischen Präfektur Niigata, deren Bergzüge zu den schneereichsten Regionen
der Erde gehören. Die abgeschiedene Lage an
der Westküste der Insel hat eigenständige Lebens- und Produktionsweisen hervorgebracht
und teilweise bis in die 90er Jahre konserviert.
Ihnen gilt Setteles hauptsächliches Interesse.
Die aufmerksame, unprätentiöse Bildsprache
und der dichte Voice-Over-Kommentar fügen
sich zu einem kinematografischen Streifzug, der
einerseits durchweg der spürbaren Begeisterung für alles Handgemachte verpflichtet ist,
andererseits stets offen bleibt für kleinere und
größere Abschweifungen. Fast schon zu einem
Film im Film wird eine Passage, die den biografischen Spuren des buddhistischen Mönchs und
Dichters Ryōkan folgt. (lf)
Two documentaries by Stephan Settele, former
student at the Deutsche Film- und Fernseh­
akademie Berlin.
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg in
Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek. (12.9.)
september 16 27
MIRAGE. IN ORDER OF APPEARANCE
(Łukasz Jastrubczak, PL 2015)
Die DEFA-Stiftung präsentiert
Zwei Filme von Rainer Simon bilden den Rahmen
für die Präsentation des neuesten Bandes in der
Schriftenreihe der DEFA-Stiftung, „Die Zeit, die
Welt und das Ich. Zum filmischen Werk von Rainer Simon“, der sich eingehend mit dem Œuvre
des bedeutenden DEFA-Regisseurs auseinandersetzt. TILL EULENSPIEGEL (DDR 1974) ist ein
deftig-subversives Zeit- und Sittengemälde aus
der Zeit des Bauernkrieges um die populäre Narrenfigur, die ihrer Umwelt unerschrocken den
Spiegel vorhält. Die aufwendige Produktion nach
einer Filmerzählung von Christa und Gerhard
Wolf wurde vom Publikum auch wegen ihrer
drastischen Szenen kontrovers aufgenommen. In
DER FALL Ö. (DDR 1990) durchdringen sich Mythologie und Weltkriegsgeschehen in einem
skurrilen Kunstprojekt: Ein deutscher Hauptmann versucht 1944 im besetzten Griechenland
mit Soldaten und Einheimischen einen Film nach
Sophokles’ „Ödipus“ zu drehen. Nach Motiven der
Erzählung „König Ödipus“ von Franz Fühmann.
(jr) A book premiere accompanied by films by key
East German film director Rainer Simon. (5.9.)
Common Affairs @ KinoPolska
Noch bis zum 31.10. ist die Ausstellung Common
Affairs. Contemporary Art from Poland in der
KunstHalle zu sehen. Zu den hier präsentierten
Künstlern gehört auch Łukasz Jastrubczak, der
im Rahmen von KinoPolska seinen jüngsten Film
MIRAGE sowie den polnischen Klassiker DIE
HANDSCHRIFT VON SARAGOSSA präsentiert. MIRAGE. IN ORDER OF APPEARANCE (Ł. Jastrubczak,
PL 2015 | 27.9., zu Gast: Ł. Jastrubczak) Ausgehend
von der Korrespondenz zwischen dem Regisseur
und dem Kunsttheoretiker Sebastian Cichocki
entsteht ein Duell mit Worten und Bildern, eine
künstlerische Reise, ein Trip durch die Welt der
Bilder und Gedanken. PAMIĘTNIK ZNALEZIONY W
SARAGOSSIE (The Saragossa Manuscript, Wojciech Has, PL 1964 | 28.9., Einf.: Ł. Jastrubczak) In
den Wirren der napoleonischen Kriege begegnen
sich zwei feindliche Soldaten auf einem Dachboden. Eine verstaubte Handschrift rettet sie vor
­einem Kampf auf Leben und Tod. (mg) Mit Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und in Zusammenarbeit mit dem
Polnischen Institut Berlin sowie der KunstHalle.
28 september 16 A Night and a Day with Med Hondo
Med Hondo zählt zu den wichtigsten Pionieren
eines transnationalen politischen AvantgardeKinos. Ihn interessieren Figurationen in den
Geografien und Historiografien des Schwarzen
Atlantiks, der Ära der kolonialen Expansion und
der postkolonialen migrantischen Erfahrungen
in Europa. Am 24. & 25.9. ist Med Hondo zu Gast
im Arsenal und im silent green Kulturquartier.
SARRAOUNIA (An African Queen, Burkina Faso/F
1986 | 24.9.) Mangou, die Königin der Azna führte
Ende des 19. Jahrhunderts im heutigen Südwesten Nigers einen Krieg gegen die koloniale Unterwerfungsmission Voulet-Chanoine. Das epische
Reenactment eines letztlich gescheiterten Widerstands gehört zu den zentralen Werken Hondos. Weiteres Filmmaterial aus dem Archiv des
Arsenals wird am 25.9. in Anwesenheit des Regisseurs im silent green präsentiert. Dank an: Institut français/Cinémathèque Afrique, Paris, Institut
für Auslandsbeziehungen e.V., Zentrum Moderner Orient (mhg/bk/ea) Med Hondo at Arsenal and
at silent green for a screening of SARRAOUNIA
and an open film material lab.
Großes Kino, Kleines Kino #5: Farbenzauber
Ein Filmprogramm mit zauberhaften Farben
und trickreichen Zaubereien: So versprüht der
Film IMAGINATION (M.E. Bute, USA 1957) Farbfunken zu Musik. Im frühen Film LES ŒUFS DE
PÂQUES (S. de Chomon, F 1907) zaubert eine Fee
tanzende Figuren aus Eiern hervor. Ein Zauberer
lässt im Film ZAUBERWÜRFEL (F 1906) Tänzerinnen, chinesische Clowns und andere Figuren
aus Würfeln erscheinen. In den ersten farbigen
Filmen der Filmgeschichte wurden die Farben
nicht etwa auf den Filmstreifen gezaubert, sondern in Handarbeit direkt auf den Filmstreifen
gemalt. Alles bewegt sich wie von selbst im farbenfrohen Film FADENSPIELE II (D. & U. Aurand,
D 2003). Bunte Tücher und Fäden spannen sich
zwischen Bäumen auf, farbige Stoffbahnen rollen sich in einer verschneiten Winterlandschaft
aus, Kugeln hüpfen über ein leuchtend gelbes
Rapsfeld – eine Farbenfantasie! Im Anschluss
an das Filmprogramm experimentieren wir,
durch IMAGINATION inspiriert, mit Farben im
Wasser. (sts) (18.9., Moderation: Stefanie Schlüter)
september 16 29
SARRAOUNIA
(An African Queen, Med Hondo, Burkina Faso/F 1986)
FADENSPIELE II
(Detel & Ute Aurand, D 2003)
Vaginal Davis
Warten, bis es dunkel wird
Was heißt Filmkritik und was kann sie vor dem
Hintergrund der sich wandelnden Medienlandschaft leisten? Anlässlich der Jahrestagung der
Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM), die
in diesem Jahr unter dem Thema „Kritik!“ stattfindet, lädt das Seminar für Filmwissenschaft
der FU Berlin zur Podiumsdiskussion ins Arsenal ein. Die Kritiker_innen Annette Brauerhoch
(epd, Frauen und Film), Frédéric Jaeger (critic.
de, BZ, Der Freitag), Ekkehard Knörer (Cargo,
Merkur, taz) und Hannah Pilarczyk (SpOn, Missy
Magazine, Neon) sprechen über Möglichkeiten
und Bedingungen ihrer Zunft. Die Art und Weise,
wie heute Medien in Medien besprochen werden
können, ist im Umbruch. Was bedeutet die Verlagerung der Filmkritik ins Netz? Demokratisierung oder Clickbaiting? Wie positioniert sie sich
zwischen Filmkritik-Blogs, Videokritiken und
lebhaften Fankulturen? Die Diskussion wird von
Bert Rebhandl moderiert. (cp) Round table discussion (in German) on contemporary film criticism. Eine Veranstaltung des Seminars für Filmwissenschaft der FU Berlin. (29.9.)
Vaginal Davis präsentiert
Rising Stars, Falling Stars – Sweet 16 mm
Hollywoodregisseurin Martha Coolidge begann
ihre Arbeit als Dokumentarfilmerin. NOT A
PRETTY PICTURE basiert auf einer Vergewaltigungserfahrung in ihrer Jugend. Sie bricht mit
der dokumentarischen Form, indem sie fiktionale Szenen sowie Aufnahmen ihrer Arbeit am
Film und Diskussionen mit dem Team einbaut.
Dieses Verfahren führt sie bis zur vollständigen
Verflechtung der Ebenen, wobei sie alle Beteiligten dicht an ihre Grenzen treibt. Der 1976 entstandene und in den 60ern angesiedelte Film
widmet sich auch der Frage nach gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, was ihm bis
heute besondere Relevanz verleiht. (stss)
NOT A PRETTY PICTURE (USA 1976) by Martha
Coolidge is based on her own experiences of date
rape as a teenager. She mixes fictional scenes
with documentary footage of herself working on
the film and discussing the issues of sexual violence with her cast and crew. The film hasn’t lost
its relevance, even though the context has
changed. (4.9., im silent green Kulturquartier)
30 september 16 arsenal distribution
VOICES FROM THE ATTIC
(Debbie Goodstein, USA 1988)
Zukunft der Erinnerung
Bundesweite Schulkinoreihen
zur filmischen Erinnerung an den Holocaust
Im Rahmen des Projekts werden bundesweit in
ausgesuchten Kinos Schulkinoveranstaltungen
angeboten. Der Fokus der von pädagogischen
Rahmenprogrammen begleiteten Veranstaltungen liegt auf der Auseinandersetzung mit den
Themen Holocaust, Faschismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Für die Vorführungen steht eine Auswahl von 46 Dokumentar- und
Experimentalfilmen aus der Sammlung des Arsenals zur Verfügung. Die Filme aus den Jahren
1955 bis 2014 zeigen in ihrer Vielfältigkeit, wie divers sich die Diskussionen um die Darstellung
des Holocaust gestalteten und gestalten. Zu
sechs Filmen wurde eigens Schulfilmmaterial
erstellt. In Berlin finden die Schulkinovorführungen mit Einführung und anschließender Diskussion im Kino Arsenal statt. Eine rechtzeitige
­Anmeldung zu den folgenden Terminen ist unbedingt notwendig. Anmeldungen sind bis zwei
Wochen vor Veranstaltung möglich. Um den
Jahrestag des einzigen gelungenen bewaffneten
Aufstands in einem nationalsozialistischen Vernichtungslager zeigen wir SOBIBÓR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES (Claude Lanzmann, F 2001,
100 min | 10. bis 13.10., je 10 Uhr). Im Januar 2017
wird die Reihe mit vier Terminen in der Woche
um den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fortgesetzt. In einer Doppelvorführung zeigen wir Debbie Goodsteins Filme
VOICES FROM THE ATTIC (USA 1988, 60 min) und
ECHOES FROM THE ATTIC (USA 2015, 30 min | 23.
& 24.1., je 10 Uhr). Im Anschluss an WAS BLEIBT
(Gesa Knolle, Birthe Templin, D 2008, 58 min | 25.
& 26.1., je 10 Uhr) steht Gesa Knolle für ein Filmgespräch zur Verfügung.
Future of Memory – Nationwide School Cinema
Program for Remembering the Holocaust in
Film. This project follows up “Asynchronous.
Documentaries and Experimental Films on the
Holocaust. From the Collection of the Arsenal.”
Throughout 2016, school events featuring films
from the Asynchronous project will take place all
over Germany.
Das Projekt wird gefördert von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ).
news september 16 31
News
Arsenal on tour: Im Rahmen der Reihe „German
Film Festivals on tour“ präsentieren das GoetheInstitut Brüssel und BOZAR Cinéma vom 14. bis
17. September ein Auswahlprogramm mit Filmen des Forums der Berlinale, kuratiert und
eingeführt von Birgit Kohler. / Arsenal on tour:
Between September 14 and 17, the Goethe-Institut Brussels and the BOZAR Cinéma will be
showing a program of films shown at the Berlinale Forum as part of the “German Film Festivals on Tour” series. Birgit Kohler curated the
program and will also give an introduction to it.
Genauere Informationen finden sich hier / More
information can be found here: https://www.
goethe.de/ins/be/de/ver.cfm?fuseaction=events.
detail&event_id=20779915, http://www.bozar.be/
en/activities/115722-forum-berlinale-brussels
■ „Die Sprache der Stadt“ ist der Titel eines
zweitägigen Dokumentarfilm-Workshops für
Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahren, den
Anna Faroqhi und Haim Peretz in Zusammenarbeit mit der Deutsche Bank KunstHalle und dem
Arsenal am 30. & 31.8. sowie am 18. & 19.10., jeweils von 10–16 Uhr anbieten. Anmeldung und
Infos unter (030) 20209311. / “The Language of
the City” is the title of a two-day documentary
film workshop for children and young people
aged between 10 and 14 that Anna Faroqhi and
Haim Peretz are offering on 30./31.8. and 18./19.10.
from 10 am to 4 pm in collaboration with
Deutsche Bank KunstHalle and Arsenal. Registration and further information on (030) 20209311.
■ Tag des offenen Vorführraums: 3.9., 16 Uhr.
Erfahren Sie alles, was Sie immer schon über
Filmformate, Projektoren und Vorführtechniken
wissen wollten. Was bedeutet 16, 35 oder 70
mm? Wie kommt der Ton zum Bild? Was genau
passiert, wenn auf der Leinwand das Bild stehen
bleibt und dahin schmilzt? Unser Vorführer
Bodo Pagels führt Sie in die Geheimnisse der
Vorführkunst ein. Anmeldungen bis zum 1.9.:
[email protected] / Open projection booth:
September 3rd, 4 pm. Learn everything about
film formats, projectors and projecting. Workshop in German language. Subscribe until September 1st: [email protected]
32 september 16 programm
1
Do
19.30»2 Magical History Tour *Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Land der Bolschewiki
Lew Kuleshow UdSSR 1924
 Am Klavier: Eunice Martins
35 mm | OmU | 80 min | 8.9. | S. 15
 20.00»1 Chantal Akerman Eröffnung  Einführung: Birgit Kohler 2
Fr
No Home Movie 19.30»2 Magical History Tour *Germania anno zero Roberto Rossellini Italien/D 1948
Belgien/F 2015 DCP | OmE | 115 min
S. 4
Deutschland im Jahre Null
35 mm | deutsche OF | 78 min | 6.9. | S. 15
 20.00»1 Chantal Akerman Jeanne Dielman, 23 quai du commerce, 1080 Bruxelles
Belgien/Frankreich 1975 Mit Delphine Seyrig Kamera: Babette Mangolte
Kopie der Cinémathèque royale de Belgique
DCP | OmE | 201 min | S. 5
3
Sa
19.30»1 Chantal Akerman News From Home Briefe von Zuhaus
Belgien/Frankreich/BRD 1976 Kamera: Babette Mangolte
Kopie der Cinémathèque royale de Belgique
20.00»2 Magical History Tour Es Ulrich Schamoni Mit Sabine Sinjen, Bruno Dietrich
21.15»1 Chantal Akerman Toute une nuit Belgien/Frankreich 1982 4
19.00»1 Chantal Akerman So
Frankreich 1980 BRD 1966
Eine ganze Nacht
Aujourd’hui, dis-moi Heute, sag mir
19.30»2 Magical History Tour *Sous les toits de Paris René Clair Frankreich 1930 20.00»1 Chantal Akerman *Histoires d’Amérique Frankreich/Belgien 1988 20.00
5
Mo
35 mm | OmU | 90 min | S. 5
DigiBeta | OmU | 45 min | S. 6
Food, Family and Philosophy
35 mm | OmU | 99 min | S. 6
Rising Stars, Falling Stars im silent green Kulturquartier – Sweet 16 mm
*Not a Pretty Picture Martha Coolidge USA 1975
16 mm | OF | 82 min
 Präsentiert von Vaginal Davis im silent green Kulturquartier, Gerichtstraße 35, 13347 Berlin
Eintritt: 10 €, für Mitglieder 7,50 €, Vorverkauf an der Arsenal-Kasse
S. 29
19.00»2 DEFA-Stiftung Till Eulenspiegel Rainer Simon DDR 1974 Mit Winfried Glatzeder
 Buchpräsentation „Die Zeit, die Welt und das Ich. Zum filmischen Werk von Rainer Simon“
Rainer Simon im Gespräch mit Herausgeber Michael Grisko
35 mm | 104 min | S. 27
21.30»2 DEFA-Stiftung Di
35 mm | 86 min | 7.9. | S. 16
 Unter den Dächern von Paris
35 mm | OmU | 90 min | 14.9. | S. 16
 20.00»1 Chantal Akerman Demain on déménage Tomorrow We Move
F/B 2004 Mit Sylvie Testud, Aurore Clément, Natacha Régnier
6
DCP | engl. OF | 89 min | S. 5
Der Fall Ö. Rainer Simon 19.30»2 Magical History Tour *Germania anno zero Roberto Rossellini Italien/D 1948
DDR 1990
35 mm | OmE | 110 min | S. 7
35 mm | 90 min | S. 27
Deutschland im Jahre Null
35 mm | deutsche OF | 78 min | S. 15
20.00»1 Chantal Akerman Les rendez-vous d’Anna The Meetings of Anna
F/B/BRD 1978 Mit Aurore Clément, Helmut Griem, Hanns Zischler
Kopie der Cinémathèque royale de Belgique
35 mm | OmE | 126 min | S. 7
»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel
Kalendarium
programm september 16 33
7
19.30»2 Magical History Tour Es Ulrich Schamoni Mit Sabine Sinjen, Bruno Dietrich
Mi
BRD 1966
35 mm | 86 min | S. 16
20.00»1 Krzysztof Komeda Eröffnung Dance of the Vampires Roman Polanski
GB/USA 1967 Mit Jack MacGowran, Sharon Tate, Roman Polanski, Ferdy Mayne
 Einführung: Ulrich Kriest
35 mm | OF | 108 min | 17.9. | S. 9
 8
19.00»1 Krzysztof Komeda Niewinni czarodzieje Andrzej Wajda Polen 1960
Do
Die unschuldigen Zauberer
35 mm | OmE | 87 min | 12.9. | S. 9
 20.00»2 Magical History Tour *Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Land der Bolschewiki
Lew Kuleshow UdSSR 1924
 Am Klavier: Eunice Martins 35 mm | OmU | 80 min | S. 15
21.00»1 Krzysztof Komeda Pingwin Penguin
Jerzy Stefan Stawiński Polen 1964 9
35 mm | OmE | 93 min | 20.9. | S. 11
 19.00»1 Krzysztof Komeda Cul-de-sac Wenn Katelbach kommt … Roman Polanski
GB 1966 Mit Donald Pleasance, Françoise Dorléac
35 mm | engl. OF | 113 min | 18.9. | S. 12
 Fr
20.00»2 Magical History Tour Borom Sarret Ousmane Sembène Senegal 1963 DCP | OmE | 22 min
Restaurierte Fassung (2013) des Film Foundation’s World Cinema Project, entstanden in
Zusammenarbeit mit dem Institut National de l’Audiovisuel, dem Sembène Estate, den
Laboratoires Éclair, der Cineteca di Bologna/L’Immagine Ritrovata sowie dem Doha Film Institute
La noire de Black Girl Ousmane Sembène SN 1966
DCP | OmE | 65 min
Restaurierte Fassung (2015) des Film Foundation’s World Cinema Project, entstanden in
Zusammenarbeit mit dem Sembène Estate, dem Institut National de l’Audiovisuel, den Eclair
Laboratories, dem Centre National de Cinématographie und der Cineteca di Bologna/L’Immagine
Ritrovata Laboratory
15.9. | S. 16
21.15»1 Krzysztof Komeda Rosemary’s Baby Roman Polanski USA 1968
Mit Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon
35 mm | OmU | 136 min | 17.9. | S. 14
 10
Sa
18.00»2 Magical History Tour *Shoah (Teil 1) Frankreich 1974–1985
DCP | OmU | 274 min | S. 17
19.00»1 Krzysztof Komeda Kurzfilmprogramm Roman Polanski
Dwaj ludzie z szafą Zwei Männer und ein Schrank
Roman Polanski Polen 1958 35 mm | ohne Dialog | 15 min
Gdy spadają anioły Wenn Engel fallen
Roman Polanski Polen 1959 35 mm | ohne Dialog | 21 min
Le gros et le maigre Der Dicke und der Dünne
Roman Polanski Frankreich 1961 35 mm | ohne Dialog | 15 min
Ssaki Säugetiere Roman Polanski Polen 1962 35 mm | ohne Dialog | 10 min
La rivière de diamants Das Diamantcollier
Roman Polanski F/I/J/NL 1964 35 mm | franz./nl./engl./dt. OF | 33 min | 15.9. | S. 10
 21.00»1 Krzysztof Komeda Nóż w wodzie Roman Polanski Polen 1962 11
Claude Lanzmann
So
Das Messer im Wasser
35 mm | OmU | 94 min | 14.9. | S. 10
 17.00»2 Magical History Tour *Shoah (Teil 2) Frankreich 1974–1985
Claude Lanzmann
20.00»1 Krzysztof Komeda Sult Hunger Henning Carlsen
DK/N/S 1966 Mit Per Oscarsson, Gunnel Lindblom DCP | OmU | 293 min | S. 17
35 mm | OmE | 111 min | 19.9. | S. 12
  Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
34 september 16 programm
12
Mo
19.00»2 Filmdokument *Die Reise der Ida Irma nach Lunow Stephan Settele D 1991
16 mm | 55 min
*Uppför Donau Die Donau rauf Peter Nestler S 1969 16 mm | DF mit schwed. UT | 31 min
 Einführung: Frederik Lang
S. 26
20.00»1 Krzysztof Komeda Niewinni czarodzieje Andrzej Wajda Polen 1960
21.00»2 Filmdokument *Im Schneeland  Einführung: Lukas Foerster
13
Di
14
Die unschuldigen Zauberer
35 mm | OmE | 87 min | S. 9
Stephan Settele D 1994
19.30»2 Magical History Tour *Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
Fritz Lang BRD 1960
35 mm | 103 min | 16.9. | S. 17
 20.00»1 Krzysztof Komeda Le départ Der Start Jerzy Skolimowski
Belgien 1967 Mit Jean-Pierre Léaud, Catherine-Isabelle Duport
Kopie der Cinémathèque royale de Belgique
35 mm | OmU | 93 min | 16.9. | S. 13
 Mi
19.00»1 Krzysztof Komeda Nóż w wodzie Roman Polanski Polen 1962 Das Messer im Wasser
20.00»2 Magical History Tour *Sous les toits de Paris René Clair Frankreich 1930 Do
35 mm | OmU | 94 min | S. 10
Unter den Dächern von Paris
35 mm | OmU | 90 min | S. 16
21.00»1 Krzysztof Komeda Bariera Barriere
Jerzy Skolimowski Polen 1966
15
16 mm | japan. OmU | 96 min
S. 26
35 mm | OmE | 85 min | 16.9. | S. 13
 19.30»2 Magical History Tour Borom Sarret Ousmane Sembène Senegal 1963 DCP | OmE | 22 min
Restaurierte Fassung (2013) des Film Foundation’s World Cinema Project, entstanden in
Zusammenarbeit mit dem Institut National de l’Audiovisuel, dem Sembène Estate, den Laboratoires
Éclair, der Cineteca di Bologna/L’Immagine Ritrovata sowie dem Doha Film Institute
La noire de Black Girl Ousmane Sembène Senegal 1966
DCP | OmE | 65 min
Restaurierte Fassung (2015) des Film Foundation’s World Cinema Project, entstanden in
Zusammenarbeit mit dem Sembène Estate, dem Institut National de l’Audiovisuel, den Eclair
Laboratories, dem Centre National de Cinématographie und der Cineteca di Bologna/L’Immagine
Ritrovata Laboratory
S. 16
20.00»1 Krzysztof Komeda Kurzfilmprogramm Roman Polanski
Dwaj ludzie z szafą Zwei Männer und ein Schrank
Roman Polanski Polen 1958 35 mm | ohne Dialog | 15 min
Gdy spadają anioły Wenn Engel fallen
Roman Polanski Polen 1959 35 mm | ohne Dialog | 21 min
Le gros et le maigre Der Dicke und der Dünne
Roman Polanski Frankreich 1961 35 mm | ohne Dialog | 15 min
Ssaki Säugetiere Roman Polanski Polen 1962 35 mm | ohne Dialog | 10 min
La rivière de diamants Das Diamantcollier
Roman Polanski F/I/J/NL 1964 35 mm | franz./nl./engl./dt. OF | 33 min | S. 10
16
Fr
19.00»1 Krzysztof Komeda Bariera Barriere
Jerzy Skolimowski Polen 1966
20.00»2 Magical History Tour *Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
Fritz Lang BRD 1960
21.00»1 Krzysztof Komeda Le départ Der Start Jerzy Skolimowski
Belgien 1967 Mit Jean-Pierre Léaud, Catherine-Isabelle Duport
Kopie der Cinémathèque royale de Belgique
35 mm | OmE | 85 min | S. 13
35 mm | 103 min |S. 17
35 mm | OmU | 93 min | S. 13
»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel
programm september 16 35
17
19.00»1 Krzysztof Komeda Dance of the Vampires Roman Polanski Mit Jack MacGowran, Roman Polanski, Sharon Tate, Ferdy Mayne Sa
GB/USA 1967
35 mm | OF | 108 min | S. 9
20.00»2 Magical History Tour *Hung sik leung dje ching Das Rote Frauenbatallion
Regie-Kollektiv China 1970
16 mm | ohne Dialog | 106 min | 26.9. | S. 18
 21.15»1 Krzysztof Komeda Rosemary’s Baby Roman Polanski USA 1968
Mit Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon, Ralph Bellamy
35 mm | OmU | 136 min | S. 14
18
So
16.00»1 Arsenal Filmatelier: Großes Kino, Kleines Kino #5
*Imagination Mary Ellen Bute USA 1957 *Les Œufs de Pâques Segundo de Chomon Frankreich 1907
*Zauberwürfel Frankreich 1906 *Fadenspiele II Detel Aurand, Ute Aurand Deutschland 2003
*Imagination Mary Ellen Bute USA 1957  Moderation: Stefanie Schlüter
19.30»2 Magical History Tour *Das Kaninchen bin ich DDR 1965 Mit Angelika Waller, Alfred Müller
Kurt Maetzig
16 mm | 3 min
35 mm | 2 min
35 mm | 6 min
16 mm | 8 min
16 mm | 3 min
S. 28
35 mm | 113 min | 21.9. | S. 18
 20.00»1 Krzysztof Komeda Cul-de-sac Wenn Katelbach kommt … Roman Polanski
GB 1966 Mit Donald Pleasance, Françoise Dorléac
35 mm | engl. OF | 113 min | S. 12
19
Mo
19.30»2 Magical History Tour Chronique d’un été Chronik eines Sommers
Jean Rouch, Edgar Morin Frankreich 1960
35 mm | OmE | 85 min
*Beijing de feng hen da There is a Strong Wind in Beijing
Ju An Qi China 2000
16 mm | OmU | 50 min | 22.9. | S. 18
 20.00»1 Krzysztof Komeda Sult Hunger Henning Carlsen
DK/N/S 1966 Mit Per Oscarsson, Gunnel Lindblom 20
Di
19.30»2 Magical History Tour *Killer of Sheep
Charles Burnett USA 1977
35 mm | OmU | 81 min | 23.9. | S. 19
 20.00»1 Krzysztof Komeda Pingwin Penguin
Jerzy Stefan Stawiński Polen 1964 21
19.30»2 Magical History Tour *Das Kaninchen bin ich DDR 1965 Mit Angelika Waller, Alfred Müller
Mi
35 mm | OmE | 111 min | S. 12
35 mm | OmE | 93 min | S. 11
Kurt Maetzig
35 mm | 113 min | S. 18
20.00»1 50 Jahre dffb *L’homme sur les quais Der Mann auf dem Quai
Raoul Peck Haiti 1993 Mit Jennifer Zubar, Jean-Michel Martial 35 mm | OmU | 107 min
 Mit Gästen Einführung und Moderation Ben Gibson, Direktor der dffb
S. 20
22
Do
17.30»1 Film:ReStored_01  Begrüßung Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek
Eröffnung Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien
Im Anschluss: *Kameradschaft Georg Wilhelm Pabst D/F 1931
DCP | OmE | 90 min | S. 22
19.30»2 Magical History Tour Chronique d’un été Chronik eines Sommers
Jean Rouch, Edgar Morin Frankreich 1960
35 mm | OmE | 85 min
*Beijing de feng hen da There is a Strong Wind in Beijing
Ju An Qi China 2000
16 mm | OmU | 50 min | S. 18
20.30»1 Film:ReStored_01 *Das Luftschiff  Zu Gast: Rainer Simon
Rainer Simon DDR 1982
DCP | 116 min
S. 23
 Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
36 september 16 programm
23
10.00»1 Film:ReStored_01 Das Filmerbe-Festival Begrüßung: Rainer Rother
10.30: Vortrag: „The Lindgren Manifesto, Part 3: Should Film Archives Preserve Film?“ Paolo
Cherchi Usai (George Eastman Museum, Rochester)
11.15: Vortrag: „Das Bundesarchiv und die Sicherung des nationalen Filmerbes“ Michael Hollmann
(Bundesarchiv, Berlin)
12.00: Podiumsdiskussion: Michael Hollmann (Bundesarchiv, Berlin), Paolo Cherchi Usai (George
Eastman Museum, Rochester), Moderation: Rainer Rother
14.00: Werkstattgespräch: „Der Wert des Originals“ Anke Wilkening (Friedrich-Wilhelm-MurnauStiftung, Wiesbaden)
15.00: Werkstattgespräch: „Digitalisierung experimenteller Filmsprache“ Daniel Meiller (Deutsche
Kinemathek, Berlin), Julia Wallmüller (Deutsche Kinemathek, Berlin)
S. 24
Fr
17.00»1 Film:ReStored_01 *Rose Bernd Wolfgang Staudte BRD 1957
19.30»2 Magical History Tour *Killer of Sheep
Charles Burnett USA 1977
20.00»1 Film:ReStored_01 *Uliisses  Einführung: Klaus Kreimeier
24
Sa
Werner Nekes DCP | 98 min | S. 22
35 mm | OmU | 81 min | S. 19
BRD 1982
DCP | OmE | 94 min | S. 23
10.00»1 Film:ReStored_01 Vortrag: „Co-existence of Analogue and Digital Strategies in the Swedish Film
Archive“ Jon Wengström (Svenska Filminstitutet, Stockholm)
10.45: Vortrag: „L’aide à la numérisation des œuvres cinématographiques du patrimoine. Un dispositif
du CNC“ Eric Le Roy (Centre national du cinéma et de l’image animée, Paris) In Französisch mit
Übersetzung
11.30: Podiumsdiskussion: „Was soll vom deutschen Filmerbe digitalisiert werden?“ Rolf Peter
Kahl (Deutsche Filmakademie), Thorolf Lipp (Deutscher Kulturrat), Peter Dinges
(Filmförderungsanstalt), Rainer Rother (Deutsche Kinemathek), Moderation: Cornelia Klauß
(Bundesverband kommunale Filmarbeit)
14.00: Werkstattgespräch: „Lebendiges Archiv: Digitalisierungsmaßnahmen im Kontext kultureller
Produktion“ Stefanie Schulte Strathaus (Arsenal – Institut für Film und Videokunst)
15.00: Werkstattgespräch: „Frühe Farbfilme aus dem Filmarchiv des Deutschen
Filminstituts“ Anke Mebold (Deutsches Filminstitut, Frankfurt a.M.)
S. 24
16.30»1 Film:ReStored_01 BRD 1979
*Der Willi-Busch-Report Niklaus Schilling
DCP | 120 min | S. 23
19.30»1 Med Hondo Sarraounia Der Kampf der schwarzen Königin/An African Queen
Med Hondo Burkina Faso/Frankreich 1986  Anschließend Gespräch mit Med Hondo
35 mm | OmE | 120 min | S. 28
20.30»2 Film:ReStored_01 *Deutschland bleiche Mutter
Helma Sanders-Brahms BRD 1980
25
11.00
So
DCP | OmE | 151 min | S. 23
Med Hondo Veranstaltung im silent green Kulturquartier, Gerichtstraße 35, 13347 Berlin
Material-Sichtung und Diskussion mit dem Filmemacher Med Hondo und weiteren Gästen.
Moderation: Enoka Ayemba, Marie-Hélène Gutberlet und Brigitta Kuster
Anmeldung erforderlich unter [email protected] Veranstaltung bis 17 Uhr
11.00»1 Film:ReStored_01 *Die Koffer des Herrn O.F. Alexis Granowsky S. 28
D 1931DCP | 80 min | S. 22
14.00»2 Film:ReStored_01 Kinderprogramm „Spiel der Steine“. Der MiniFilmclub des Deutschen
Filmmuseums (Frankfurt a.M.) zu Besuch Workshop & Filmprogramm
Empfohlen ab 5 Jahre
S. 23
»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter­
titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | Zwt. Zwischentitel
programm september 16 37
16.00»2 Film:ReStored_01 Kinderprogramm *Sabine Kleist, 7 Jahre …
Helmut Dziuba DDR 1982 Empfohlen ab 8 Jahre 19.00»2 Film:ReStored_01 *Du haut en bas High and Low
Georg Wilhelm Pabst Frankreich 1933 20.00»1 50 Jahre dffb Yella  Mit Gästen
26
Mo
Christian Petzold D 2007 19.00»2 Magical History Tour *Hung sik leung dje ching Regie-Kollektiv China 1970
DCP | OmE | 75 min | S. 23
DCP | OmE | 79 min | S. 22
Mit Nina Hoss, Devid Striesow
35 mm | 88 min | S. 20
Das Rote Frauenbatallion
16 mm | ohne Dialog | 106 min | S. 18
20.00»1 Die Ästhetik des Widerstands *Der Hamburger Aufstand Oktober 1923
Klaus Wildenhahn, Gisela Tuchtenhagen, Reiner Etz BRD 1971
 Einführung: Florian Wüst 27
Di
19.30»2 KinoPolska Mirage. In order of appearance  Zu Gast: Łukasz Jastrubczak
Łukasz Jastrubczak Polen 2015
Digital file | OmE | 100 min | S. 27
20.00»1 Die Ästhetik des Widerstands Hägringen Der Vogelfreie
Peter Weiss Schweden 1959
 Zu Gast: Gunilla Palmstierna-Weiss, Einführung: Florian Wüst
28
Mi
Do
DCP | OmE | 80 min
S. 25
19.30»2 KinoPolska Pamiętnik znaleziony w Saragossie The Saragossa Manuscript
Wojciech Has Polen 1964 Mit Zbigniew Cybulski, Iga Cembrzyńska
 Einführung: Łukasz Jastrubczak
DCP | OmE | 182 min | S. 27
20.00»1 50 Jahre dffb Marseille Angela Schanelec
Deutschland 2004 Mit Maren Eggert, Devid Striesow
 Mit Gästen
29
16 mm | 115 min
S. 25
35 mm | 94 min
S. 21
19.30»1 GfM-Tagung Podiumsdiskussion: Was heißt Filmkritik und was kann sie vor dem Hintergrund der
sich wandelnden Medienlandschaft leisten?
 Es diskutieren: Annette Brauerhoch, Frédéric Jaeger, Ekkehard Knörer, Hannah Pilarczyk,
Moderation: Bert Rebhandl Eintritt frei
S. 29
20.00»2 Magical History Tour USA 1970
*Wanda Barbara Loden
35 mm | OF | 102 min | 30.9. | S. 19
 19.30»2 Magical History Tour *Wanda Barbara Loden USA 1970
30
20.00»1 50 Jahre dffb Keine Lieder über Liebe Lars Kraume
35 mm | OF | 102 min | S. 19
Fr
Deutschland 2005  Mit Gästen
Mit Florian Lukas, Heike Makatsch, Jürgen Vogel
35 mm | 101 min
S. 21
 Wiederholung |  Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben
werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für
Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
38 september 16 arsenal service
Die Basis des Make-Up (Nr. 590) Gaschurn, 9. September 1995, Welturaufführung
des Films Schlafes Bruder auf dem Schulplatz. Alle
Darsteller sind noch einmal zum größten OpenAir-Dolby-Stereo-Freilichtspiel aller Zeiten zusammengeholt worden. Es regnet. Eine Gala-Reporterin behauptet steif und fest, sie kenne mich
vom „Germanistikstudium“ – wie, was, wo das
denn? Im Hotel zeigt ein Schauspielerkollege mir
den „chute“, einen Joint, den man mit der Glutseite im geschlossenen Mund raucht. Wir lachen uns
krank über mein Telefon-Doodle, eine Skizze des
Creators, zu Michael Jacksons Poem The Dance
aus dem Beiheft seiner Dangerous-CD: „This world
we live in is the dance of the creator … I keep on
dancing … and dancing … and dancing, until there
is only … The Dance.“ Klingt wie Art In Ruins, 1993.
Im Hintergrund die Minen von Fahlun, mit Transportkörben und einer Landschaft mit Menschen
auf einer Sitzbank. Ich dachte, bald habe ich alle
Landschaften in meinem Gehirn gespeichert und
brauche mich nicht mehr zu bewegen. Die Zeit tat
ihr Übriges. Mehr unter www.pym.de.
Gaschurn, September 9th, 1995, the world premiere of
the film Schlafes Bruder is being held in the schoolyard. All the actors have been once again brought together for the biggest open-air live performance of all
time in full Dolby stereo. It’s raining. A Gala reporter
claims primly and adamantly that we know each other
from studying German literature together – What do
you mean, when and where was that? At the hotel, an
actor colleague shows me a “chute”, a joint you smoke
by putting the lit side in your mouth and keeping it
closed. We fall about laughing when looking at my
telephone doodle, a sketch of the creator to accompany Michael Jackson’s poem The Dance from the album
sleeve of his Dangerous CD: “This world we live in is the
dance of the creator … I keep on dancing … and dancing … and dancing, until there is only … The Dance.” It
sounds like Art In Ruins, 1993. In the background, the
Fahlun mines and their transport baskets can be seen,
against a landscape that shows people sitting on a
bench. I thought I’d soon have stored all landscapes in
my head and would no longer need to move. Time did
as it usually does. More at www.pym.de.
Impressum
Po t s d am er Plat z
arsenal
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Medienpartner:
Abgeordnetenhaus
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Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
im Filmhaus am Potsdamer Platz
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aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
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L.-Beck-Str.
Eichhornstr.
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V.-Fry-Str.
Potsdam
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Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. wird
gefördert durch:
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Philharmonie
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impressum september 16 39
Niederkirchne
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Martin-Gropius-Bau
Das Arsenal im Internet: www.arsenal-berlin.de |
[email protected] | ­Eintrittspreise: Gäste: 7,50 €
Reic
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t|scMitglieder: 5 € | Kinder: 3 € | Berlin-Pass: 3 € | Zuhu
Partner am neuen Archiv-Standort:
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für Klavierbegleitung: 1,50B€,
ab 150
ernÜberlänge
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Minuten:
1,50 €, ab 210 Minuten: 2 € | Mitgliedsbeitrag
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­Monate: 12 € | Mitgliedsbeitrag für sechs
MoA ska nische r P l a t z
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ermäßigt: 9 € | Sammelkarte
für Mit­
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Mend e l ssohn-B a rt hol dy-Pa rk
(6 Vor­stellungen): 24 € | Fördermitgliedschaft: 100 € |
Die Mitgliedschaft kann an der Abendkasse erworben
werden und beinhaltet den Pro­gramm­versand. Die
nha l t e rVorfühB a hnhof c
Kasse öffnet 30 Minuten vor Beginn derAersten
Dank an unsere Partner und Unterstützer:
rung. | ­Vorbestellungen per Mail an: [email protected] (Mo–Fr bis 17 Uhr) oder telefonisch unter (030)
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im Programmheft: marketing@­arsenal-berlin.de
Arsenal-Archiv im silent green: Gerichtstraße 35,
13347 Berlin | Verkehrs­ver­bindungen: S 45 / Ringbahn
Wedding, U6 Wedding und Leopoldplatz, Bus 247, M27
Nettelbeck­platz / S-Wedding, Bus 120 Gerichtstraße
Texte: Enoka Ayemba (ea), Hans-Joachim Fetzer (hjf),
Lukas Foerster (lf), Milena Gregor (mg), Marie-Hélène
Gutberlet (mhg), Anke Hahn (ah), Birgit Kohler (bik),
Brigitta Kuster (bk), Frederik Lang (fl), Christian Pischel (cp), Johannes Roschlau (jr), Stefanie Schlüter
(sts), Stefanie Schulte Strathaus (stss), Fabian Tietke
(ft), Florian Wüst (fw)
Konzept, Layout, Repro: www.satzinform.de | Papier:
Profisilk 135 g / m2 | Druck: Oktoberdruck, Berlin
gefördert durch die
40 september 16 impressum
NIEWINNI CZARODZIEJE (Die unschuldigen Zauberer, Andrzej Wajda, PL 1960 | 8. & 12.9.)
arsenal
institut für film und videokunst e.V.
Potsdamer Straße 2 | 10785 Berlin | www.arsenal-berlin.de | Tel. (030) 269 55-100