Demenz - Dresden

Auszug „Diagnose Demenz - Ein Wegweiser für Menschen mit seelischen Erkrankungen im Alter und ihre Angehörigen“, Seite 8 - 11
Kapitel 1 Psychiatrische Erkrankungen im Alter; Pkt. 1.2
 1.2 Demenz
Was ist Demenz?
Demenz (lat. dementia: de = fehlend, mens = der Geist) ist ein Überbegriff für eine
Vielzahl von Erkrankungen. Allen Unterformen der Demenz ist gemeinsam, dass sie zu
einem Verlust geistiger Funktionen wie Erinnern, Orientieren, Verstehen, Sprechen oder
Verknüpfen von Denkinhalten führen, so dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr
eigenständig durchgeführt werden können.
Obwohl die Demenz im Alter häufiger auftritt, ist sie keine normale Alterserscheinung.
Über 1,1 Million Menschen leiden allein in Deutschland an einer Demenzerkrankung. Die
möglichen Ursachen und Krankheitsformen sind vielfältig. Die häufigste ist die Demenz
vom Alzheimertyp; die zweithäufigste, mit zirka 20 Prozent, ist die durchblutungsbedingte
(vaskuläre) Demenz. Ferner treten die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale
Demenz (Morbus Pick) und auch die Parkinson-Demenz auf. Seltene Ursachen für eine
Demenz
sind
Infektionskrankheiten,
Drogenund
Alkoholabhängigkeit,
Stoffwechselstörungen, wie der Vitamin B12-Mangeloder Schilddrüsenfunktionsstörungen,
oder neurodegenerative Erkrankungen, wie beispielsweise die Chorea Huntington.
Demenzformen
Alzheimer Demenz
Der Nervenarzt Alois Alzheimer hat 1907 erstmals die später nach ihm benannte Krankheit
beschrieben. Die genaue Ursache der Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht vollständig
bekannt. Wenn Alzheimer-Patienten erstmals über Vergesslichkeit klagen, dann ist es im
Gehirn bereits schon über Jahre zu schleichenden Veränderungen gekommen, die sowohl
die Nervenzellen selber betreffen, als auch ihre Verbindungen untereinander und die dazu
notwendigen Botenstoffe. Die Symptome treten auf, weil die krankhaften Veränderungen
an Orten des Gehirns beginnen, an denen diese Hirnfunktionen verschaltet werden. Es
können die eintreffenden Sinneseindrücke nicht mehr richtig verarbeitet und mit dem
bereits Gelernten nicht mehr sicher verknüpft werden. Der Erkrankungsverlauf ist
schleichend und schreitet fort.
Vaskuläre (durchblutungsbedingte) Demenz
Diese Form der Demenz wird durch ausgedehnte oder viele kleine, auch unbemerkte
Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht. Dadurch kommt es zu einer Unterbrechung
der Durchblutung bestimmter Hirnbereiche und zu einer Funktionsminderung. Das klinische Bild kann sehr unterschiedlich sein. Die Betroffenen können beispielsweise Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis, der Orientierung, der Sprache oder zusätzlichen Lähmungserscheinungen haben. Risikofaktoren, die die Blutgefäße schädigen, sind:
Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Blutfette, Zuckerkrankheit (Diabetes)
und Bluthochdruck. Der Erkrankungsverlauf kann ein sehr wechselhaftes Befinden
hervorrufen, bessere und schlechtere Tage werden von den Patienten beschrieben.
Frontotemporale Demenz
Frontotemporale Demenzen entstehen durch den Abbau von Nervenzellen im Stirn- und
Schläfenbereich des Gehirns. Im Gegensatz zur Demenz vom Alzheimertyp kommt es vor
allem zu Veränderungen der Persönlichkeit (zum Beispiel ausgelassener oder gehemmter,
Landeshauptstadt Dresden/ Sozialamt
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ruhiger oder gereizter) und des Sozialverhaltens (zum Beispiel Antriebshemmung oder
Antriebssteigerung) zu Erkrankungsbeginn, so dass die Patienten durch ihr verändertes
Verhalten auffallen.
Behandelbare, sogenannte sekundäre Demenzen
Neben den oben beschriebenen Demenzformen gibt es außerdem Erkrankungen, die mit
demenzähnlichen Krankheitszeichen einhergehen. Dabei kann es sich um
Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Schilddrüsenhormone, Vitaminmangelsyndrome,
Depressionen), Entzündungen oder Erkrankungen handeln, die im Gehirn raumfordernd
sind und zu Funktionsstörungen der Hirnregionen führen (zum Beispiel Tumore oder
Blutungen). Bei diesen selteneren Erkrankungen ist von großer Bedeutung, die in vielen
Fällen behandelbaren Ursachen zu diagnostizieren und die spezifische Behandlung
einzuleiten. Das kann beim Haus- oder Facharzt erfolgen.
Demenzstadien
Es werden bei allen Demenzformen im Verlauf verschiedene Erkrankungsstadien
unterschieden, die jeweils spezifische Behandlungen der Patienten erfordern. Die Verläufe
können sich individuell und je nach Demenzform sehr unterscheiden. Im Frühstadium
zeigen sich erste Einschränkungen im Gedächtnis oder in der Orientierung. Im mittleren
Stadium kommt es zu stärkeren Defiziten in den höheren Hirnfunktionen. Es kann zu
körperlichen Symptomen wie unkontrolliertem Harn- und Stuhlabgang und zu psychischen
Störungen wie Depressionen, Wahnvorstellungen oder Ängsten kommen. Im Endstadium
ist der Patient vollkommen pflegebedürftig, und Angehörige werden nicht mehr erkannt.