Tu was Du tun musst, doch tu es für mich Der Yoga der Selbstlosigkeit in der Bhagavad Gita Alle Wege führen zu mir – Krishna X Die Heilige Schrift Indiens Bürgerkrieges. Als tapferer Krieger ist er es gewohnt, Die Bhagavad Gita wird von Menschen aller spiritu- gefährliche Schlachten zu schlagen. Doch in diesen ellen Strömungen Indiens in Ehren gehalten. Es ist Krieg will er nicht ziehen, denn in den Reihen des kein sehr langer Text. Mit gerade einmal 700 Stro- Feindes stehen frühere Freunde und Lehrer, Ver- phen ist die Gita, wie man dies Buch auch liebevoll wandte sogar, Menschen, die er einmal ehrte, schätz- nennt, ein nur sehr kleiner Ausschnitt eines riesigen te und liebte. »Ich werde nicht kämpfen!« sagt Ar- Epos’ mit Namen Mahabharata, der etwa 100.000 juna und sinkt in seinem Streitwagen nieder. Verse auf die Waage bringt – das ist ungefähr 8 mal Der Krieger ist verzweifelt und mutlos. Er weiß das so viel wie die Ilias und Odyssee zusammen genom- auch zu artikulieren und sagt sehr klar, welch zer- men. Die kleine Gita ist der spirituelle Kern dieses störerische Wirkungen ein Krieg wie dieser haben großen Werkes. muss. Doch die Lage ist ausweglos und die gewaltsame Auseinandersetzung nicht mehr zu vermeiden, »Ich will nicht kämpfen«– Die Krise als Ausgangspunkt der inneren Suche alle diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Auf seinem Streitwagen begleitet ihn Krishna, sein treuer Freund und Berater. Im Laufe des Gespräches Die Bhagavad Gita ist ein spirituell-philosophisches wird Arjuna eine tiefe Erfahrung machen und erken- Lehrgespräch in einer Situation, die krisenhafter nen, wer da eigentlich mit ihm auf dem Wagen sitzt. nicht sein könnte. Arjuna, ein begnadeter Bogen- Krishna gibt sich als eine Inkarnation Vishnus zu schütze, steht am Vorabend eines verheerenden erkennen, jenes Aspektes des Höchsten, der für die 48 LICHTFOKUS 55 | 2016 TH E M A Entwicklung und Erhaltung des Kosmos steht. Kris- Die Gita spricht natürlich auch auf tieferen Ebenen hna ist, wenn man so will, Mensch gewordener Gott. zu uns: Da mag das Schlachtfeld Kurukshetra zur In der krisenhaftesten Situation seines Lebens also Metapher werden für unser Leben, für all die schwie- begegnet Arjuna dem Höchsten und erkennt, dass rigen Situationen, die wir erfahren und meistern das Höchste oder Brahman, wie man es in Indien müssen. Noch tiefer singt Krishna jedoch ein mys- nennt, in ihm selber lebendig ist. »Ich bin die Quelle tisches Lied (Gita heißt wörtlich Gesang): Da agieren des Seins«, lehrt Krishna ihn, »alles kommt aus mir«. die Krieger als die Schauspieler, die uns zu der Per- Die Krise ist der klassische Ausgangspunkt spiritu- son machen, die wir sind, auf dem Schlachtfeld un- ellen Suchens nach Sinn und Ziel des Lebens. Auch seres eigenen Geistes: Welche Tendenzen und Kräfte Buddhas Suche begann mit einer persönlichen Kri- in uns tragen am Ende den Sieg davon? se: Als er sich eines Tages heimlich aus dem Palast aufmachte, um die »Welt da draußen«zu erkunden, sah er alte, kranke und sterbende Menschen. Die Selbstlos sein persönliche Begegnung mit Alter, Krankheit und Tod Die Gita deckt in 18 Kapiteln eine Vielzahl von The- – die Energie dieses krisenhafte Momentes – wur- men ab. Nur im Nebenbei sei hier bemerkt, dass auf de zum Treibstoff, der ihn zur Erleuchtung führte. Krishnas Unterweisung in 18 Kapiteln ein Gemetzel Die Krise – oder die prinzipiellen Leibhaftigkeit, die von 18 Tagen folgt und die Zahl 18 sich genau 6 mal dem Sein innewohnt – ist oft der Startpunkt für ei- in die heilige Zahl 108 fügt, die Zahl der Perlen einer nen spirituellen Weg. Gebetskette oder Mala. Die Zahl 6 wiederum korre- »Steh auf und kämpfe!« spondiert geradezu »magisch« mit den 6 grundlegenden Lebensthemen, die wir in Verbindung mit den Viele Menschen, die sich zum ersten Mal mit der Chakras oder Energiezentren des Menschen finden Bhagavad Gita beschäftigen, sind erstaunt oder so- und die von der Frage der biologischen Existenz bis gar erschrocken darüber, dass Krishnas Empfeh- hin zur spirituellen Erkenntnis reichen. Das 7. The- lung an Arjuna nicht etwa lautet, Bogen und Pfei- ma und das 7. Chakra dann transzendiert all diese le fortzuwerfen und sich dem brutalen Gemetzel Themen und steht für das höchste Ziel von Krishnas zu entziehen, weil Gewalt und Spiritualität nicht Lehre: der Bewusstseinszustand des Yoga und die recht zusammenpassen wollen. Vielmehr fordert endgültige Rückkehr zum Großen Ozeans des Seins. Krishna seinen Schüler offensiv auf, mit aller Kraft Ganz zentral und immer wieder neu variiert wird in die Schlacht zu gehen und zu tun, was ohnehin in der Gita die Frage der Selbstlosigkeit. Was be- unvermeidlich ist. »Steh auf, Arjuna, kämpfe!« sagt deutet es, selbstlos zu handeln, zu denken, zu sein? Krishna zu Arjuna. Und weiter: »Für einen Krieger Dieser Frage wollen wir im Folgenden ein wenig gibt es nichts Besseres, als einen gerechten Krieg zu nachspüren. kämpfen!« Große spirituelle Texte sind in der Lage, auf mehreren Ebenen gleichzeitig zu sprechen und die Men- Selbstlosigkeit und Karma schen da abzuholen, wo sie auf ihrem persönlichen Wenn Menschen an die Gita denken, kommt ihnen Entwicklungsweg stehen. Wenn wir das Setting der die Idee der Selbstlosigkeit meist zuerst in den Sinn Gita wörtlich nehmen, mag hier tatsächlich die Fra- und in der Tat nimmt das Thema breiten Raum ein, ge im Raum stehen, ob es einen gerechten Krieg ge- vor allem in der ersten Hälfte des Textes. Das Stich- ben kann und darf - eine Frage übrigens, der Men- wort hier ist Karma-Yoga. Das Wort Karma meint schen sich immer wieder aufs Neue stellen müssen, nicht so sehr die Schicksalsidee, die viele damit ver- auch und gerade in jüngster Zeit, wo wir mit gewalt- binden, sondern den unauflöslichen Zusammenhang bereitem religiösen Fundamentalismus konfron- vom Handeln und dessen Konsequenzen. Jeder Akt tiert werden. zeitigt Folgen. Wenn ich ungesund esse, fühle ich LICHTFOKUS 55 | 2016 49 Anzeige mich schlecht. Wenn ich aggressiv in die Welt wirke, ernte ich Feindseligkeit. Wenn ich an den Tod glaube, bin ich sterblich. Und so bringen uns unsere Handlungen zahlreiche »Früchte«, deren Folgen erfahren werden müssen, manche sofort, manche erst später, vielleicht auch viel später, in einem anderen DIE GOLDENE TESLAPLATTE Schlüssel zum neuen kosmischen Menschen! Die neue Tesla Platte mit ihrer wunderbaren, goldenen Energie ist nach Original-Patent des genialen Physikers Nikola Tesla mit unzähligen, kleinen, pyramidenförmigen Mikrokristallen überzogen. Die bio-energetische Oberfläche dieser besonderen Teslaplatte generiert eine sehr hohe Schwingung und den grössten ... nur ein Handeln ohne Ich, Selbstlosigkeit also, könne zu diesem großen Ziel führen. Leben erst. Und die Samen für so manche Erfahrung, die wir in diesem Leben machen, mögen in vergangenen Leben schon gesät worden sein. Dieses immer- währende Säen und Ernten zu beenden und Samsara, den Kreislauf aus Geburt, Leben und Tod mit den darin verwobenen Erfahrungen von Freud und Leid zu durchbrechen: Das ist das Ziel von Krishnas Lehre. Ein Handeln, das kein Karma mehr erzeugt, führt zu Moksha, Befreiung. Und, so Krishna weiter, nur ein Handeln ohne Ich, Selbstlosigkeit also, könne zu diesem großen Ziel führen. Lichtanteil aller Teslaplatten! Sie wirkt reinigend auf den Solarplexus. Sie harmonisiert und füllt ihn wieder mit dem goldenen Licht des Teslafeldes auf. Da gerade heute die dem Solarplexus zugeordnete Astralsphäre dermassen stark mit Stress, Aggressionen (usw.) verschmutzt ist, wie nie zuvor, erweist sie uns wertvolle Dienste. Die goldfarbene Teslaplatte kann von negativer Last auf der Gefühlsebene (auch in Verbindung mit Magen und Darm-Problemen) befreien und die innere Balance wieder herstellen. Sie wirkt als Wegbereiter für den neuen kosmischen Menschen mit seiner goldenen Aura. Bezugsadresse: Tesla® - Rosen Herz Verlag, Postfach 510, CH-8708 Männedorf. Tel. 0041 44 340 04 35. Onlineshop Schweiz: www.tesla.ch/onlineshop und Deutschland/Österreich: www.teslaworld.de 50 LICHTFOKUS 55 | 2016 DIE DREI FACETTEN DER SELBSTLOSIGKEIT Selbstlosigkeit als ethisches Gebot Hört jemand das Wort Selbstlosigkeit, so denkt er meist zuerst an die Ethik: dass man Dinge nicht für sich selber tut, sondern für andere Wesen, für Menschen, Tiere oder die Natur. Das ist ganz zweifellos eine wichtige und zeitlose Dimension dieser Idee, heute vielleicht sogar noch drängender als in alten Zeiten, da noch niemand sich vorstellen konnte, welch Maß an Zerstörung der Mensch über die Welt bringen kann. Was wir für andere tun, tun wir immer auch für uns selber. Wir profitieren von den positiven Konsequenzen, die gutwilliges und selbstloses Tun uns bescheren: Von der guten Beziehungsqualität zu anderen Menschen zum Beispiel. Oder von der Freude, die uns die Liebe und Achtung der Tiere geben kann. Ganz sicher gewinnen wir auch, wenn wir zugunsten einer heilen Natur nicht hemmungslos dem Konsum frönen. Mit anderen Worten: Selbstlosigkeit in ethischer Hinsicht macht unser Leben im Hier und Jetzt reicher, schöner, tiefer und befriedigender. Was wir für andere tun, tun wir für uns, denn wir sind ein Teil des ganzen und verbunden mit ALLEM-WAS-IST. TH E MA Tun um des Tuns willen Eine tiefere Idee von Selbstlosigkeit finden wir im Prinzip des Tuns um seiner selbst willen. Wir sind es ja im Allgemeinen gewohnt, im Blick auf ein Ziel hin zu handeln: Wir lernen, um Wissen und Fertigkeiten zu erwerben. Wir erwerben Wissen, um damit zu arbeiten und Geld zu verdienen. Wir verdienen Geld, um damit unseren Lebensunterhalt zu sichern. Wir treiben Sport, um gesund zu bleiben. Oder Freude zu haben. Fast alles also, was wir tun, tun wir um eines davon verschiedenen Zweckes willen - und sei es, dass wir einfach nur Spaß, Unterhaltung und Abwechslung suchen. Alles das ist völlig in Ordnung, nicht aber ein Tun ohne Ich. Wir können aber auch handeln um des Handelns willen: Einfach deshalb etwas tun, weil es zu tun ist, weil es ansteht. Wir können es tun ganz unabhängig von der Frage, ob und was es uns einbringen wird, oder ob wir es tun möchten oder nicht. »Der Kampf So zu leben und zu handeln ist sicher ein ambitio- steht an. Lass ihn uns austragen!« Dieser Aspekt der niertes Unterfangen. Zugleich ist es die höchste Leh- Selbstlosigkeit heißt Akarma, das Nicht-Handeln. Es re der Gita. Nicht um Ethik geht es Krishna. Sie ist meint kein Ego-freies Handeln in einem ethischen nur ein Anfangspunkt, sondern um die Frage tiefer Sinne, sondern eines, das getan werden will, frei von Spiritualität. Eine solche geht weit über die Ethik hi- Erwägungen im Blick auf die Früchte, die wir ernten naus und verlangt die positive Integration aller Er- werden. Es ist ziemlich ermüdend, sagte einmal ein fahrungen und Handlungen, sowie deren Folgen in Weiser, wenn bei jedem Handeln die Frage zu hören unser Leben. Doch würde nur schon eine gute Ethik ist: »Was bringt mir das?« Die Frucht also loszulas- auf der Welt verwirklicht, lebten wir dann nicht sen, darum geht es hier. schon in einem Paradies auf Erden? Zum Schluss noch dies schöne Wort von Krishna - Handeln für das Höchste verbindend, Trost spendend und durchdrungen von einer Toleranz, welche die Welt von heute so drin- Der dritte Aspekt der Selbstlosigkeit ist der An- gend braucht wie vor 2500 Jahren: Es ist egal, auf spruchsvollste und Krishna betont ihn ganz beson- welchen Wegen wir zum Höchsten zu gelangen ver- ders: »Tu, was Du tun musst, doch tu es für mich!« Es suchen - Gott nimmt uns alle an. Krishna sagt es so: ist dies die Idee totaler Hingabe oder Bhakti, ein voll- Auf welche Weise auch die Menschen mich suchen, ständiges Loslassen oder Vairagya: Wir tun, was an- ich nehme sie an. Alle Wege, Arjuna, führen zu mir. steht, ohne Erwartung für uns selbst. Wir tun es, so 333 gut wir können. Doch die Ergebnisse überlassen wir Brahman - dem Höchsten, Gott, dem Tao … Wir neh- RALPH SKUBAN ist promovierter Sozialwissenschaftler und Buch- men an, was das Leben uns zuträgt. Wir akzeptieren autor. Er leitete über 20 Jahre lang eine Einrichtung für Demenz- die Folgen unserer Handlungen, seien sie angenehm kranke. Die intensiven Begegnungen mit Alter und Krankheit, dem oder nicht. In einem solchen Tun lassen wir uns sel- zerfallenden Geist und dem Tod des Menschen ber los und vertrauen uns dem Fluss des Seins an. führten ihn zur Mystik des Ostens, insbesonde- »Wer alle persönlichen Wünsche losgelassen hat und re zur Philosophie und Praxis des Yoga. Weitere vollkommen in der Wirklichkeit seiner Essenz ruht«, Informationen unter: www.ralphskuban.de und so Krishna, »den nennt man vollkommen weise.« www.kaivalya-yoga.de LICHTFOKUS 55 | 2016 51
© Copyright 2024 ExpyDoc