Zusammenstellung 30.08.2016

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 30.08.2016
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
Bauernverbände: Ausweitung der Milchbauern-Proteste
Lactalis-Molkerei-Blockaden nun auch in ganz
Frankreich
Der der französische Molkerei-Konzern Lactalis will nach
den kürzlich gescheiterten Verhandlungen mit den
Milchbauern (über eine Anhebung der Milcherzeugerpreise)
nun ein neues Treffen mit den Verbänden der Milchbauern
suchen, die nach wie vor eine Lactalis-Molkerei blockieren.
Laut Fachzeitung „La France Agricole“ wird es heute
Abend zu weiteren Lactalis-Blockaden in anderen
Landesteilen kommen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
hat den französischen Berufskollegen eine
Solidaritätsadresse geschickt und wurde von diesen zu
einer gemeinsamen Kundgebung zahlreicher europäischer
Bauernorganisationen eingeladen.
Megagruselig-agrarindustriell
ZDS-Schweine-„Produktions“-Verband: Für ganz Hamburg
1 bis 2 „seuchenhygienisch abgeschlossene“ Mastanlagen
„Allein Hamburg verzehrt täglich rd. 40.000 Hähnchen; im günstigsten
Fall aus ein oder zwei seuchenhygienisch abgeschlossenen
Betriebseinheiten. Das ist gut für die Umwelt und für die Produktqualität.
Bei einem Hähnchenerlös von 25 Cent leider auch ökonomisch
notwendig“… so der Zentralverband der deutschen Schweineproduktion
(ZDS) in einem Newsletter vom 26.8.2016. Darin spricht sich der ZDS
dagegen aus, dass „ein Massenprodukt nicht aus ein oder zwei, sondern
10 oder 20 Hähnchenmastbetrieben kommen kann…“
Unseren Berechnungen zufolge würde das dann auf Masthühner-MegaAgrarfabriken mit jeweils ca. 800.000 Mastplätzen hinauslaufen und auf
den Ersatz von bisher ca. 2.500 Masthühner-Agrarfabriken durch
bundesweit nur noch 80 Mega-Mega-Anlagen…
TAZ zur Richtlinien-Missachtung großer Bio-Legehennen-Farmen:
„Trotz Regelverstößen keine Strafen“
Die TAZ kritisiert am 29.8.2016 erneut den „Biopark“-Ökoverband: Die
großen „Bio-Legehennen-Farmen“ (u.a. „Fürstenhof“) könnten die
Vorgaben der EU-Öko-Verordnung zur Begrünung der Auslauf-Flächen
missachten, ohne dass der Verband tätig würde. „Biopark“Geschäftsführerin Micklich, so die taz, habe die Sinnhaftigkeit dieser
Vorgabe in Zweifel gezogen. Laut dem „Biopark“-Vorsitzenden Carsten
Niemann würden die Richtlinien des Verbands zur Erneuerung des
Auslauf-Begründung ausreichen. Der Vorsitzende auf die Frage eines
möglichen Verbands-Ausschlusses von „Fürstenhof“ (nach
Unregelmäßigkeiten seit Jahren): Fürstenhof falle „mit negativen Dingen
auf, aber auch mit positiven“ – bei Nichtbefolgen der Richtlinien werde
man aber kündigen.
Gut gesagt
„Früher hat er sich als Landwirt bezeichnet. Bauer, das klang für ihn wie
ein Schimpfwort. Aber jetzt fühlt er sich doch als Bauer. „Weil es nach
Stolz klingt.“
(Reinhold Geppert in CHRISMON)
AbL: Bäuerinnen und Bauern haben nach wie vor
eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz
AbL kritisiert falsche Verallgemeinerung von einzelnen MobbingFällen gegen Bauern und fordert zu positiven Berichten über den
Umgang zwischen Bauern und Bürgern auf
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ruft Bäuerinnen und Bauern und deren
Kinder auf, verstärkt auch über die vielen positiven Erlebnisse bei
Begegnungen mit anderen Dorfbewohnern, Städtern oder
Schulkameraden zu berichten. Die derzeitigen Berichte über das
„Mobbing“ von Bauernkindern in der Schule sind nach Meinung der AbL
überhaupt nicht repräsentativ für das Image der Bauern. Im Gegenteil
würden Bauern bei Umfragen über die beliebtesten und wichtigsten
Berufe immer noch ganz vorn rangieren. Dagegen sei das Image von
bauernfernen und bauern-verdrängenden Agrarindustriellen völlig zu
Recht ausgesprochen schlecht – weshalb sich Bäuerinnen und Bauern
nicht vom Bauernverband in ein gemeinsames Boot mit der
Agrarindustrie ziehen lassen sollten.
Der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann wies darauf hin,
dass sich der gesellschaftliche Protest z.B. gegen Massentierhaltung
ausdrücklich für „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ ausspreche. Umso
wichtiger sei es, dass Bäuerinnen und Bauern noch stärker und
eigenständig den gesellschaftlichen Wert von mittelständischbäuerlichen Strukturen mit ihrer Unabhängigkeit, Vielfalt,
Generationendenken, Innovationskraft und ihren FamilienarbeitsStrukturen viel deutlicher herausstellten. Natürlich gebe es in der
gesamten Landwirtschaft auch viele kritikwürdige Entwicklungen, unter
denen oft gerade auch Bauern zu leiden hätten. Diese müssten offen
angesprochen und diskutiert werden, und zwar gemeinsam zwischen
Bäuerinnen und Bauern und Verbraucherinnen und Verbrauchern, die ja
gemeinsam in eine bestimmte Entwicklung hineingeschlittert seien und
diese nun ohne gegenseitige Schuldvorwürfe gemeinsam korrigieren
müssten.
Die AbL Niedersachsen/Bremen bittet deshalb um viele positive
Berichte, z.B. über den Besuch von Klassenkameraden auf
Bauernhöfen, über gute Diskussionen mit Bürgern, über wertschätzende
Äußerungen und über begründeten Stolz auf die bäuerliche Arbeit. Die
AbL werde – bei entsprechender Genehmigung der Autoren – solche
Berichte gern anonymisiert veröffentlichen. Die AbL verstehe dies als
wichtigen Kontrapunkt gegen einseitige Darstellungen aus
Bauernverbandskreisen, die einige schlimme Einzelfälle von
Bauernkinder-Mobbing unzulässig verallgemeinerten und so eine falsche
Wagenburg-Mentalität gegen die Gesellschaft aufbauen wollten.
Selbstverständlich sollten auch negative Fälle von Mobbing oder
Beschimpfung dargestellt und gerügt werden – aber nicht als Vorwand
für das Verdrängen aller Bäuerinnen und Bauern in die gesellschaftliche
„Jammer-Ecke“. Da gehörten sie nicht hin, sondern in den Mittelpunkt
der gesellschaftlichen Diskussion und Wertschätzung!
Die AbL bittet um Rückmeldungen an folgende Adresse: [email protected]
Ein Bauer auf Sendung
Das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe vom 26.08.2016
berichtet über Benjamin Paries, der die Nachrichten beim Radiosender
1Live moderiert. Mit über 30 Jahren hat er die Ausbildung zum Landwirt
nachgeholt. Jetzt sucht er einen eigenen Hof – zum Teil mit dem
Wohnmobil. Auf diesen Artikel hat uns sein früherer Ausbildungsbetrieb,
der von AbLer Bernd Schmitz, stolz hingewiesen…
http://www.wochenblatt.com/landleben/nachrichten/ein-bauer-auf-sendung11586.html
Russland:
Bauerndemonstration gegen „Agroholding“Agrarkonzerne
In Russland häufen sich laut FAZ vom 29.8.2016 die sozialen Proteste
von Bergleuten gegen korrupte Funktionäre und ausstehende Löhne. Die
Fernfahrer protestieren gegen ein neues Mautsystem auf den
Bundesstraßen. In der südwestrussischen Provinz Krasnodar
beschweren sich die Bauern, so die FAZ, seit langem über die
„Eroberung“ ihrer Felder durch große Landwirtschaftskonzerne. Diesen
„Agroholdings“ werfen die Kleinbauern vor, sie legten gefälschte,
angebliche Verträge vor, kießen diese von gekauften Richtern bestätigen
und führen dann unter dem Schutz von Sicherheitsleuten die Ernte auf
den Feldern der Bauern ein. Laut FAZ ist der Milliardär Oleg Deripaska
einer der großen Agrarakteure in der Region, ein weiterer sei der frühere
Regions-Gouverneur und danach Landwirtschaftsminister Alexander
Tkatschow, dessen Familie eine halbe Million Hektar zugeschrieben
werde. Die Bauern wurden schon im Frühjahr durch die Gründung einer
„Arbeitsgruppe“ davon abgehalten, mit einer Trecker-Demonstration
nach Moskau zu fahren. Als nun abermals nichts geschehen sei, hätten
einige Bauern mit einem Plakat „Gebt uns unsere Erde zurück“ auf der
Straße demonstrieren wollen, über die Ministerpräsident Medwedjew bei
einem Besuch fahren sollte. Die Polizei verhinderte dies. Am
vergangenen Sonntag sollen nun rund 300 Bauern mit Treckern und
Autos gen Moskau gefahren ein. Die Polizei stoppte sie schon am
zweiten Tag und auch eine Solidaritätsaktion der Fernfahrer. Die
Sicherheitskräfte sollen geprügelt haben, Teilnehmer der Demonstration
wurden nach einem Treffen mit dem Menschenrechtsbeauftragten Putins
festgenommen und sollen zu 10 Tagen Arrest verurteilt worden sein.
Eine gesellschaftliche Unterstützung scheitert laut FAZ an dem
Schweigen der meisten Medien und an dem Glauben, die Schuld liege
bei den lokalen Funktionären und nicht am „guten Zar“ Putin…
Inhaltsleere und schräge Werbung der Pflanzenschutzkonzerne:
Chamäleon, Viper, Hai, Überflieger, Radfahrer und
Deutschtümler…
Die Werbe-Anzeigen Pflanzenschutz-Industrie in den Agrarzeitungen
fallen jetzt zur Herbstbestellung zwar nicht so groß wie im Frühjahr aus,
wohl aber genauso schräg und inhaltsleer. Am Beispiel der Anzeigen in
der aktuellen September-Ausgabe von Marktführer TOP AGRAR: Da
preisen „blitzschnelle und zielsichere“ Chamäleons das „Kaiso“ von
Nufarm an, freischwebende „Überflieger“-Männer die IPU-Herbizide
von Plantan, eine „gefährlich günstige“ Viper das „DowXtra“ von DOW,
eine Fußball-Anzeigetafel das „Abräumen“ der Unkraut-„Angstgegner“
durch „Cadou forte“ von Bayer, ein Taschenrechner die „besten
Ergebnisse“ von „Gallant-Super“ ( DOW) oder ein Hai im Kornfeld das
„Herbizid mit Biss“ („Kyleo“ von Nufarm). „Die Nummer 1 für mein Land“
(mit einer Abbildung der Umrisse Deutschlands) will ein
deutschtümelnder Landwirt mit „Herold SC“ von Adama. Ein
radfahrender Landwirt will mit „AGIL-S“ „einfach durchstarten“. Ein
Fuchs symbolisiert die Aussage, dass nur dessen Fuchsschwanz auf
dem Acker geduldet wird und nicht das Ungras „Ackerfuchsschwanz“
(das mittlerweile heftige Resistenzen zeigt). „Breit aufgestellt“ gegen
Windhalm.sieht man einen Baseball-Spieler mit „Carmina Complett“
(Nufarm) Ein anderer Landwirt lacht vor Freude über DuPont-„Lexus“.
„Spitz kalkuliert“ (mit Riesen-Filzstift) und breit wirksam soll „Picona“
von Bayer sein. Mit „Bacara Forte“ von Bayer schickt ein
Schiedsrichter ein grünes Blattmonster („Windhalm & Co.“) vom
Acker. --- Auf der Titelbild-Rückseite wirbt die Maschinenbau-Firma
Lemken groß mit ihrer „schützenden Pflanzenschutztechnik“. Aber
damit sind leider keine mechanischen Unkrautregulierer gemeint: Im
Hintergrund des abgebildeten Möhrenfeldes sieht man eine große
Pflanzenschutz-Spritze vorbeifahren…
Eigentlich unwahrscheinlich, dass sich auch nur ein einziger Landwirt bei
der Wahl der Pflanzenschutzmittel von derlei Reklame beeinflussen
lässt. Trotzdem sollte nach dem Vorbild der Zigarettenschachteln ein
verpflichtender Zusatz unter diesen Werbe-Anzeigen stehen, der
gezielt an die Nichtlandwirte gerichtet sein sollte: „Diese Art von
Werbung gefährdet ihr Bild von Bauern – diese Reklame spiegelt
nicht den Stand des Urteilsvermögens und der Fachkenntnisse von
Landwirten wieder!“
Unkraut-Vorzüge
„Unkraut nennt man Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt
worden sind.“ (Ralph Waldo Emerson)
Trecker-Tätowierungen
- zeigt „agrarheute“ unter dem Titel „Tattoo-Leidenschaft“. Führend auf
der Haut scheinen derzeit John Deere, Fendt und auch Eicher:
http://www.agrarheute.com/bilder/agrartattoos-leidenschaft-hautgeht?utm_source=agrarheute&utm_medium=Newsletter&utm_campaign=ahnewsalarm&utm_content=2016-08-08
Katastrophenschutz: Regierung soll Bauernhöfe
beschlagnahmen können
„Erst empfiehlt Thomas de Maizière Hamsterkäufe. Nun überrascht
das Agrarministerium einem Bericht zufolge mit weiteren Plänen für
den Katastrophenfall. Die Bundesregierung will die Versorgung der
Bürger mit Lebensmitteln im Fall einer schweren Krise einem Bericht
zufolge neu regeln. "Eine Versorgungskrise ist ein Szenario, in dem bis
zu 80 Millionen Menschen über den freien Markt keinen Zugang zu
Lebensmitteln mehr haben und daher hoheitlich versorgt werden
müssen", heißt es laut Nachrichtenagentur Reuters in einem vom
Agrarministerium ausgearbeiteten Gesetzentwurf. Im Notfall sollen
demnach auch Bauernhöfe und andere Lebensmittelbetriebe
beschlagnahmt werden können. Außerdem enthält der Entwurf wie
bisher Ermächtigungen, mit denen die Regierung Regeln zur Produktion
und Zuteilung von Lebensmitteln erlassen kann. …“
(SPIEGEL ONLINE vom 27.8.2016 – siehe auch AGRAR-HINWEISE vom 22.8.2016)
Allein zu Haus - ohne Essen, Trinken und Energie?
„… tatsächlich kann es einen gruseln“
Entgegen vielen anderen Einschätzungen sieht der AgrarZeitungsRedakteur Dr. Jürgen Struck im Sicherheitskonzept de Maizieres und der
Bundesregierung keine unsinnige Panikmacherei. „Ernsthafte
Auslösefaktoren oder Schlüsselreize (Trigger) für eine wirklich große
Krise - auch hierzulande“ gebe es „nun tatsächlich zuhauf“. Er führt hier
„große, hausgemachte“ auf – „beispielsweise Stromausfälle“ – unter
anderem durch die Energiewende: „Und tatsächlich kann es einen
gruseln, wer sich mit diesem Thema näher beschäftigt. Nicht zuletzt die
Energiewende lässt grüßen. Stromausfälle werden häufiger auftreten
und können auch länger dauern. Stunden, Tage, ja Wochen erscheinen
möglich. Darauf sollte sich jeder einstellen und Vorsorge treffen.“ …
(Kommentar „Alles war gut“ in Agrarzeitung online vom 25.8.2016)
Genossenschafts-„Demokratie“
Reinhold Geppert erzählt von der Genossenschaftler-versammlung einer
großen Molkerei. Er hatte einen Ordner neben sich auf den Stuhl gelegt,
um die Geschäftsführung mit Fakten kritisieren zu können. Da kam ein
Aufsichtsrat zu ihm. „Ach, Herr Geppert, wir wünschen uns doch alle
eine ruhige, schnelle Versammlung.“ Reinhold Geppert sagt, hinterher
gebe es immer ein großes Büfett. „Das ist doch Absicht, dass es nach
Essen riecht, dann sind alle genervt, wenn einer lange Reden hält.“
(nach: CHRISMON, September 2016)
Unterordnung bäuerlicher Interessen unter die der
Genossenschaften durch die Bauernverbandsspitze :
„Ausgezahlte Erzeugerpreise nicht mehr vorrangig“
„Die Bauern finanzierten Wachstum, Verdrängungskämpfe und
Fusionen der „nachgelagerten“ Unternehmen nicht nur durch
niedrige Erzeugerpreise. Sie mussten immer höhere Kapitalsummen
als Anteile in die Genossenschaften einzahlen, die mittlerweile über die
Hälfte des landwirtschaftlichen Getreides, der Milch oder des Viehs
erfassten und über 50% des Mischfutters herstellten. Sie mussten sich
beim Absatz ihrer Produkte immer enger an die Genossenschaften
binden, die ihnen dennoch immer mehr aus ihren Händen glitten und
deren Entscheidungen sie immer weniger beeinflussen konnten.
Begründet wird diese Unterordnung bäuerlicher Interessen unter die
ihrer „Marktpartner“ damit, dass man als „Agrar- und
Ernährungswirtschaft gemeinsam gegenüber der Nachfragemacht des
Lebensmitteleinzelhandels eine stärkere Position“ schaffen müsse. Eine
Politik für bessere Erzeugerpreise gegenüber den Genossenschaften
(mit ihrer Quasi-Monopolstellung gegenüber den Bauern) erwartete man
jedenfalls vom Bauernverband vergebens. Vielmehr sprachen sich die
Präsidenten von Raiffeisen- und Bauernverband 1998 für eine
„zeitgemäße Interpretation des genossenschaftlichen
Förderauftrags“ dahingehend aus, dass die von den
Genossenschaften ausgezahlten Erzeugerpreise dafür nicht mehr
das vorrangige Kriterium sein dürften, sondern gleichrangig „die
Marktinvestitionen und die Kapitalausstattung der
Genossenschaften“.
aus: Niemann, Eckehard, Das Interessengeflecht des Agrobusiness:
http://www.abl-niedersachsen.de/fileadmin/Dokumente/AbLNiedersachsen/Themen/Interessengeflecht.pdf
AbL kritisiert das Siegel des Arla-Milchkonzerns mit
dessen Behauptung „Gehört uns Milchbauern“
Das angekündigte Siegel des ursprünglich skandinavischen und
mittlerweile multinationalen Arla-Milchkonzerns auf seinen
Milchprodukten, wonach die gekauften Produkte von einer
Genossenschaftsmolkerei stammten, die den Milchbauern gehöre,
bewertet der Landesverband Niedersachsen/Bremen der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) als „eher zynische
Schönfärberei“ der Tatsache, dass Milchbauern auch in
Großmolkereien mit Genossenschafts-Rechtsform längst keinen
Einfluss mehr hätten. Die AbL rief den Lebensmittelhandel und alle
Verbraucher auf, dieses „Transparenz-Siegel“ kritisch zu hinterfragen
und die konzern-übergreifenden Aktionen aller Milchbauern für faire
Milchpreise zu unterstützen.
AbL-Landesvorsitzender Ottmar Ilchmann verwies auf die zahlreichen
Proteste auch von Arla-Milchbauern gegen ruinöse Erzeugerpreise:
„Mit dem steten Scheinargument, die Molkereien seien einem
angeblichen Preis-Diktat des Lebensmittelhandels ausgeliefert, will man
auch weiterhin die für Milchbauern ruinöse Überproduktion fortsetzen,
bei der Bauern ihre Milch lediglich bei den Konzernen abliefern und erst
Wochen danach erfahren, was ihnen die Molkereien vom
erwirtschafteten Restbetrag auszahlen.“
Europäische Milchbauern arbeiteten deshalb im European
Milkboard (EMB) an einer quasigewerkschaftlichen
Vorwärtsstrategie, die – flächendeckenden Tarifverträgen ähnlich eine konzernübergreifende Milchbauern-Organisierung gegenüber
der gesamten Molkereibranche und damit allen Molkereien
ermöglichten. Dann könnten die Molkerei-Manager und mit ihnen
verbandelte Bauernverbands-Funktionäre die Milchbauern der
verschiedenen Molkereien nicht mehr mit „Genossenschafts-Gerede“
oder dem Hinweis auf die Konkurrenzlage zwischen den Molkereien
hinhalten.
Radio Schweden zufolge ergab eine Umfrage des Schwedischen
Fernsehens, dass etwa 70 Prozent der schwedischen Milchbauern
gerne den Abnehmer wechseln würden. Arla mache mit schwedischer
Milch Gewinne, verwende diese aber zur Kompensation von
Exportverlusten, die in Deutschland und in den Niederlanden
entstünden. Von den 4.200 schwedischen Milchbauern hätten laut Radio
Schweden 80 Prozent finanzielle Probleme – schwedische Bauern
forderten deshalb eine Befassung des schwedischen Parlaments mit der
„schlimmsten Milchkrise seit 40 Jahren“. Jeden Tag müsse derzeit ein
schwedischer Landwirt seinen Betrieb schließen.
In Schweden und Deutschland hatten Milchbauern bereits im letzten
Jahr bei Kundgebungen vor Arla-Milchwerken gegen die Arla-
Geschäftspolitik protestiert und höhere Milcherzeugerpreise gefordert.
Bereits 2012 hatten empörte britische Milchbauern erst mit ihren
massiven Protesten vor Arla-Molkereien eine Rücknahme von
Preissenkungen erzwingen können. Auch deutsche MilchbauernVertreter lehnten die Forderungen – auch von Arla-Vertretern - nach
einer weiteren Konzentration im Molkereisektor mit Hinweis auf die jetzt
schon bestehende Quasi-Monopolstellung von Großmolkereien in
vielen Regionen gegenüber den Milchlieferanten ab. 17.08.2015
DLG: Gegen die Folgen der Globalisierungs-Krise mit noch
mehr Globalisierung?
Bartmer: Dünne Luft
Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der agrarindustriell ausgerichteten
DLG und Agrarier in Löbnitz an der Bode (Sachsen-Anhalt), wirbt
für die „DLG-Unternehmertage“ mit einem abgewandelten
Globalisierungs-„Konzept“ zur „Handlungsfähigkeit in der Krise“–
nach dem Motto „Weiter so“:
„Jetzt wird die Luft nicht nur für die Milchproduktion, sondern auch im
Ackerbau dünner. … Erleben wir das Scheitern einer sich auf globale
Märkte ausrichtenden innovativen Landwirtschaft? War es das mit den
Chancen weltweit vernetzter Handelsströme, wie es einige Apologeten
regionaler Stoffkreisläufe ja schon immer wussten? Kommt die Rettung
jetzt nur noch vom Staat, mit Marktpolitik und strukturerhaltenden
Maßnahmen? Vom Staat, der uns „hilft“, Verbraucherwünsche besser zu
treffen (kleinere Ställe, ein chemiefreier Ackerbau)? So einfach werden
wir es uns auf den Unternehmertagen in Oldenburg nicht machen. Die
Integration in internationale Arbeitsteilung, in den Handel rund um die
Welt, sorgt für ungefähr 25 Prozent unserer Verkaufserlöse. Dort sind wir
erfolgreich, weil wir im gesamten Wertschöpfungsprozess von der
Urproduktion bis zum Endprodukt wettbewerbsfähig sind.
Wettbewerbsfähig sind wir so lange, wie unsere Stückkosten niedriger
sind als die Produktpreise. Und wenn diese Produktpreise, vermutlich
zyklisch, auf tiefe Niveaus fallen, dann liegt genau in der Höhe der
Stückkosten unsere Herausforderung. ...
Immerhin, so Bartmer, sollen neben diesem „Streben nach
Kostenführerschaft bei Standardprodukten (Commodities)“ auch weitere
Fragen beachtet werden – die zu gestiegenen Ansprüchen an die
landwirtschaftlichen Erzeugnisse – „angefangen bei der Qualität über die
Verarbeitbarkeit bis hin zu Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und
ethischen Aspekten wie Tierwohl“… (DLG-Newsletter 34/2016)
Geplante Handelsabkommen:
Niedersächsische Katholiken gegen TTIP und Ceta
Der niedersächsische Landeskatholikenausschuss hat sich dafür
ausgesprochen, die Verhandlungen der EU-Freihandelsabkommen
TTIP und Ceta auszusetzen beziehungsweise nicht zu ratifizieren. Für
das Abkommen Ceta mit Kanada müsse zunächst geklärt werden, wie
sowohl das deutsche als auch das europäische Parlament in
Entscheidungen eingebunden seien…
In knapp vier Wochen wollen die Gegner der EU-Freihandelsabkommen
in sieben deutschen Großstädten auf die Straße gehen. Die Veranstalter
erwarten, dass ihrem Aufruf zu den Protesten am 17. September
Zehntausende Menschen folgen werden. (epd vom 24.8.2016)
Chile: Kirchenbrände als Protest gegen Landraub
„Im Süden Chiles sind im Siedlungsgebiet des Volkes der Mapuche
innerhalb weniger Tage zwei Kirchen niedergebrannt worden. … Laut
Polizei wurden allein im zurückliegenden Jahr 16 Kirchen, katholische
und protestantische, entweder niedergebrannt oder entweiht. Die
Mapuche sind das einzige Volk der Ureinwohner Lateinamerikas, das
der spanischen Eroberung standhielt. Nach der Unabhängigkeit Chiles
1818 wurde jedoch ihr Land beschlagnahmt. 100.000 Angehörige des
Volkes wurden getötet. Nun fordert eine Gruppe der Mapuche, das an
ihnen begangene Unrecht wiedergutzumachen. So wollen sie 330.000
Quadratkilometer des Landes ihrer Vorfahren wieder zurückbekommen.“
Schätzungen zufolge gibt es noch 600.000 Mapuche im Süden Chiles,
weitere 100.000 in der Hauptstadt Santiago. (Evangelische Zeitung vom
28.8.2016)
FIAN Pressemitteilung zum Tag der indigenen Völker am 9. August
„Regierungen müssen Rechte von Indigenen garantieren!“
Köln, 8. August 2016 - Anlässlich des morgigen Internationalen Tags
der indigenen Völker weist FIAN Deutschland auf die
besorgniserregende Situation vieler indigener Gemeinschaften hin. Unter
anderem in Lateinamerika werden individuelle und kollektive Rechte von
Indigenen, darunter das Recht auf Nahrung, systematisch verletzt.
„Die indigene Bevölkerung Lateinamerikas stirbt einen langsamen, aber
sicheren sozialen und kulturellen Tod. Hierfür ist in erster Linie der
fehlende Zugang zu ausreichenden Land-Ressourcen verantwortlich“, so
Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN Deutschland.
FIAN fordert die Regierungen auf, ihren nationalen und internationalen
Verpflichtungen nachzukommen und den Schutz indigener Völker zu
garantieren.
Gerade in Lateinamerika hat sich die Situation vieler indigener Gruppen
in den vergangenen Jahren deutlich verschärft: der Raubbau der
natürlichen Ressourcen - ohne Beachtung des Willens und der
Bedürfnissen von Indigenen - und die massive Expansion des
Agribusiness bedrohen ihr nacktes Überleben. Vielerorts mussten
indigene Territorien großen landwirtschaftlichen Nutzflächen weichen,
meist für Soja-, Palmöl- und Zuckerrohr-Plantagen oder für die
Viehzucht.
Der explosionsartig wachsende Einsatz gefährlicher Pestizide zerstört
zudem die Biodiversität und führt ebenfalls zur Vertreibung indigener
Gemeinden. Gewaltsame Auseinandersetzungen bei Räumungen sowie
systematische Repression und Kriminalisierung indigener Völker und
Landrechteverteidiger sind weitere Merkmale des anhaltenden
Verdrängungs-Prozesses.
Kontakt: Almudena Abascal, FIAN Lateinamerikaexpertin, Tel.: 02217020072, E-Mail: [email protected]
Beispiele für die prekäre Situation indigener Völker in
Lateinamerika:
Panama: Seit der Fertigstellung des von der deutschen Entwicklungsbank DEG
mitfinanzierten Wasserkraftprojekts Barro-Blanco lebt das indigene Volk der NgabeBuglé unter prekären Bedingungen. Am 23. Mai 2016 vertrieb die panamaische
Polizei die Ngabe-Buglé der Gemeinde Mama Tata aus ihrem traditionellen Land, um
mit der Flutung des Stausees zu beginnen. Durch den Bau des Staudamms droht der
Gemeinde die Überflutung ihrer Länder, Häuser sowie heiliger und kultureller Orte.
Verletzt werden nicht nur die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der
Ngabe-Buglé, sondern auch ihr Recht auf freie, vorherige und informierte
Zustimmung. Mehr Informationen: www.fian.de/artikelansicht/2016-07-06-staudammprojektin-panama-fian-unterstuetzt-protestbrief-an-deg/
Brasilien: seit vielen Jahren begleitet FIAN den Kampf der Guarani-Kaiowá im
brasilianischen Bundestaat Mato Grosso do Sul. Für die Kaiowá ist der Zugang zu
ihrem angestammten Land eine zentrale Voraussetzung, um eine harmonische
Beziehung zwischen Mensch, Natur und spiritueller Welt zu gewährleisten. Seit dem
19. Jahrhundert werden sie systematisch aus ihren traditionellen Gebieten
vertrieben, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen. Aufgrund des Verlusts
ihres Landes können die Kaiowá ihrer einst vielfältigen Nahrungsmittelbeschaffung
wie Fischen, Jagen, Sammeln von Wildfrüchten und Ackerbau nicht mehr
nachgehen. Fast alle Guarani-Kaiowá leiden unter Hunger oder
Nahrungsunsicherheit. Allein im Jahr 2014 sind 55 Kinder an Unterernährung
gestorben. Mehr Informationen: www.fian.de/fallarbeit/kaiowabrasilien/
Paraguay: die indigene Gemeinschaft der Sawhoyamaxa in kämpft seit Anfang der
1990er Jahre für die Rückgabe ihres traditionellen Gebiets. Obwohl der
Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte im März 2006 den Staat
Paraguay verurteilte, innerhalb von drei Jahren 14.404 Hektar Land an die
Sawhoyamaxa zurückzugeben, ist ihr Kampf um ihr Land noch nicht endgültig
gewonnen. So versucht der deutsche Großgrundbesitzer Heribert Rödel, der sich das
Land der Sawhoyamaxa für eine Rinderfarm aneignete, die Rückgabe durch immer
neue Prozesse zu blockieren. Mehr Informationen:
www.fian.de/fallarbeit/sawhoyamaxaparaguay/
Über FIAN Deutschland:
FIAN Deutschland ist die deutsche Sektion der internationalen
Menschenrechtsorganisation FIAN. Der Verband setzt sich für wirtschaftliche, soziale
und kulturelle Menschenrechte ein, insbesondere für das Recht auf Nahrung. FIAN
hat Mitglieder in mehr als 50 Ländern; in 19 Ländern bestehen nationale
Vertretungen. FIAN steht für FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk. Das
Netzwerk feierte Anfang Juni sein 30-jähriges Bestehen.
FIAN Deutschland e.V.
www.fian.de
www.facebook.com/fiandeutschland
„Grüne Mauer“ an der Sahara?
Der Internet-Infodienst Euractiv vom 26.8.2016 spricht davon, dass
„Hunger, religiöser Extremismus, Terrorismus und die massive Migration
nach Europa zunehmend den afrikanischen Kontinent prägen“ würden:
Jetzt solle eine Mauer aus Bäumen all diesen Gefahren entgegenwirken:
„Elf afrikanische Länder wollen gemeinsam die “Große Grüne Mauer”
errichten – einen Waldgürtel von 7.000 Kilometern Länge, der vom
westafrikanischen Senegal bis hin zu den ostafrikanischen
Küstengebieten von Dschibuti reichen soll. Ziel des Projekts ist es, die
Ausbreitung der Sahara aufzuhalten, 50 Millionen Hektar Land wieder
nutzbar machen und den CO2-Ausstoß zu verringern. Bis zur erhofften
Fertigstellung im Jahr 2030 soll die neue Waldfläche etwa 250 Millionen
Tonnen Kohlenstoff binden. 15 Prozent der Grünen Mauer seien bereits
angelegt, bestätigt die Sahara and Sahel Great Green Wall Initiative.“
Zimbabwe:
Mugabe enteignet Farmen von Weißen und auch von
schwarzen Partei-Abtrünnigen
In Zimbabwes Hauptstadt Harare gibt es Berichte über zunehmende
Proteste und Demonstrationen gegen die Unterdrückung, Korruption
und wirtschaftliche Lage des Landes unter Robert Mugabes nun schon
35 Jahre andauernder Herrschaft. In der International New York Times
vom 26.8.2016 erfährt man, wie Mugabe seine Macht sichert, indem er
Land vergibt oder auch wieder wegnimmt. Im Jahre 2000 begann die
Beschlagnahme von Farmen, die weißen Farmern gehörten. Allerdings
blieben von den 6.000 „kommerziellen Farmen“ die mit dem besten
Boden in der Hand der weißen Farmer. Die anderen Farmen bzw.
jeweils kleine Teile davon erhielten arme schwarze Farmer – was zu
einer gleichmäßigeren Verteilung von Vermögen und Einkommen im
Lande führte. Danach ging die Beschlagnahme jedoch weiter – Teile der
Farmen mit gutem Acker vergab Mugabe nach und nach an hochrangige
Vertreter seiner Partei ZANU-PF. Jetzt werden „Abtrünnige“, die sich der
Opposition anschließen oder aus der Partei ausgeschlossen werden, mit
der Wegnahme ihrer Farmen bestraft. Jugendliche Anhänger Robert
Mugabes und seiner als Nachfolgerin positionierten Frau Grace, so die
N. Y. Times, besetzen oftmals die Farmen, richten Zerstörungen an und
schlagen die Arbeiter.
Unter dem Eindruck der zunehmend schlechten Wirtschaftslage und
schwankender Rohstoffpreise musste sich Mugabe mit der Bitte um
Kredite an jene wenden, die ihm eigentlich als kolonialistische Gegner
verhasst sind: den Internationalen Währungsfond, die Weltbank und die
Afrikanische Entwicklungsbank. Im Gegenzug soll Mugabe nun im
Rahmen eines Programms von EU und Vereinten Nationen politische
und wirtschaftliche Reformen angehen, darunter die Entschädigung der
weißen Farmer angehen. Hierzu hat es zwar kürzlich einen „workshop“
gegeben, aber nach Meinung vieler Beobachter wird dieses Thema zu
Mugabes Lebzeiten nicht gelöst werden, weil er den damit verbundenen
Gesichtsverlust nicht hinnehmen werde.
Besuch des Hannoverschen Landesbischofs im
Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem:
Anlass für Informationsaustausch –
oder für Agrarindustrie-Polemik?
Der Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche
Hannovers, Ralf Meister, besuchte am 17.8. das Landwirtschaftliche
Bildungszentrum (LBZ) in Echem, um sich über moderne Rinder- und
Schweinehaltung zu informieren. Begleitet wurde er von
Landessuperintendent Dieter Rathing, Superintendent Christian Cordes
vom Kirchenkreis Bleckede und der Pastorin Ricarda Rabe vom
kirchlichen Dienst auf dem Lande.
Laut Newsletter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigte sich
Landesbischof Meister beeindruckt von dem Besuch: „In Echem ist es
gut gelungen, die heutige Landwirtschaft abzubilden und
gleichzeitig Perspektiven aufzuzeigen, wie sie sich praktisch und
theoretisch weiterentwickeln kann.“ Zuvor hatte er die modernen
Stallungen von Rindern und Schweinen in konventioneller und
ökologischer Haltung besichtigt und von dem stellvertretenden Leiter
des LBZ, Dr. Uwe Clar, erklärt bekommen.
Kammerdirektor Hans-Joachim Harms hob das Ziel hervor, allen
gesellschaftlichen Gruppierungen die Möglichkeit zu geben, sich in
Echem über moderne Landwirtschaft zu informieren. Dabei könne
die Kirche, mit der man bereits jetzt gut zusammenarbeiten würde,
behilflich sein - als wichtiger Mittler zwischen Landwirtschaft und
Gesellschaft. LBZ-Geschäftsführerin Martina Wojahn: „Seit 2012
gestalten wir gemeinsam das Erntedankfest, das in einer tollen
Kooperation gestaltet wird.“ Außerdem fänden seit dieser Zeit jedes Jahr
Konfirmandenfreizeiten statt, wo junge Menschen ein Wochenende in
Echem verbringen und ihrem Alter gemäß über moderne Tierhaltung
unterrichtet werden.
Über diese Inhalte des Besuchs kann man im Newsletter des ZDSZentralverband der Deutschen Schweineproduktion leider nichts
lesen. Dessen Redaktion wiederholt stattdessen alte agrarindustrielle
Polemik: „Das Verhältnis der Landwirte zu den Kirchen darf man aktuell
durchaus als angespannt bezeichnen. Nicht nur die kirchliche
Unterstützung der Demonstration für eine Agrarwende unter dem Motto
WIR HABEN ES SATT wird von den Landwirten als Affront gegen 99
Prozent der konventionell wirtschaftenden Landwirte eingeordnet; auch
die Negierung der Arbeitsteilung durch internationalen Handel wird vor
dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und der
steigenden Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln kritisch gesehen.“
Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt:
Ende der Nerzfarmen?
Laut Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt stellt jetzt die letzte
Nerz-Farm in Brandenburg ihren Betrieb ein. Mit Bezug auf die Berliner
Zeitung vom 2.8.16 wird das Ende der Pelztierfarm in Frankenförde
gemeldet, deren Betreiber zuvor 16.000 Nerze hielt und dem Verstöße
gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen wurden. Auch in SachsenAnhalt stellte eine seit mehreren Jahren umstrittene Nerzfarm in
Söllichau im Landkreis Wittenberg den Betrieb ein.
Link: https://albert-schweitzer-stiftung.de/
Bitterböse Glosse in der Welt am Sonntag: „Koteletts
Pflastern den Weg“:
Geschmacks-Sache
In seiner scharf glossierenden Kolumne „Wort am Sonntag“ vom
28.8.2016 geht Autor „Zippert“ in der Welt am Sonntag darauf ein, dass
die Deutschen weniger Fleisch essen und trotzdem immer mehr
produziert wird. ZITAT: „Die Fleischherstellung hat sich
verselbstständigt, die Bauern versuchen vergeblich, den teuflischen
Produktionskreislauf zu unterbrechen. Sie können sich noch nicht einmal
Zutritt zu ihren eigenen Ställen verschaffen. … Die Tiere verlassen den
Stall portionsweise in versiegelten Kühllastern. Die Gülle wird in den
umliegenden Gemeinden direkt ins Trinkwassersystem eingespeist, weil
sie viele für den Menschen nützliche Antibiotika enthält. Aber die
Einheimischen schaffen es nicht mehr, alles wegzutrinken. Deutschland
droht unter einer Fleisch- und Güllelawine begraben zu werden. Um
wenigstens der Fleischmassen Herr zu werden, wurde die Luftwaffe in
Alarmbereitschaft versetzt. Intensivmastbetriebe sollen mit
Grillanzündern bombardiert werden. Neben der Luftwaffe soll die
Marinade eingesetzt werden.“ Eine Lösung sieht Zippert im Asphaltieren
der Straßen mit eingeschwärztem Hackfleisch. Außerdem lasse sich
Niedersachsens Ministerpräsident bei wichtigen Terminen von einem
täuschend echten Double aus Schweinemett vertreten…
SRU-Umwelt-Sachverständige gegen Monopolstellung des
Bauernverbands:
Für gleichberechtigte, bäuerliche
Interessenvertretungen
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung
hat in seinem diesjährigen Umweltgutachten darauf hingewiesen, dass
der Deutsche Bauernverband eine einflussreiche Schlüsselrolle in der
agrarpolitischen Entscheidungsfindung hat. Der SRU kritisiert diese
Einzelstellung, weil in der Diskussion zur Agrarpolitik weitere Interessen
und Verbände, darunter die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft, ein diverseres Meinungsbild ergeben.
Die vom Bundesumweltministerium berufenen WissenschaftlerInnen
empfehlen: "Verbraucher-, Umwelt-, Naturschutz- und reformbereite
Landwirtschaftsinteressen sollten im formellen und informellen
Beratungs- und Entscheidungssystem der Landwirtschaftspolitik von
Bund und Ländern deutlich aufgewertet werden. Die
Landwirtschaftspolitik muss in diesem Sinne dem pluralistischen
Charakter der verschiedenen gesellschaftlichen Interessen an einer
veränderten Agrarpolitik stärker Rechnung tragen. Eine privilegierte
Stellung des Deutschen Bauernverbandes bei der Interessenvertretung
gegenüber den Landwirtschaftsministerien von Bund und Ländern (...) ist
nicht mehr zeitgemäß. Andere landwirtschaftliche Verbände und
gesellschaftliche Gruppen müssen gleichberechtigt Berücksichtigung
finden."
(Nachrichten der Unabhängigen Bauernstimme vom 25.8.2016)
Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung:
Besser heute als morgen, nur nicht von gestern:
Mit visionärer Politik aus der Agrarkrise
Montag, den 5. September 2016 von 10.30 bis 16 Uhr
Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, Schumannstr. 8
PROGRAMM
10.30 bis 13 Uhr: BEGRÜSSUNG
durch MARTIN HÄUSLING (MdEP), Die Grünen/EFA, agrarpolitischer Sprecher und
Mitglied des Agrar- und Umweltausschusses des Europäischen Parlaments, und
CHRISTINE CHEMNITZ, Referentin für Internationale Agrarpolitik der Heinrich-BöllStiftung
ERÖFFNUNGSREDE „Neue Wege braucht das Land“
ROBERT HABECK (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Energiewende,
Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
EINFÜHRUNG „Visionen für die Agrarpolitik“
Prof. Dr. FOLKHARD ISERMEYER, Präsident des Thünen-Institutes, Braunschweig
DEBATTENBEITRÄGE
ROMUALD SCHABER, Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) (ErzeugerPerspektive)
REINHILD BENNING, Germanwatch e.V. und Sprecherkreis Ernährungsrat Berlin
(Verbraucher-Perspektive)
Prof. Dr. ANNA MARIA HÄRING, Hochschule für nachhaltige Entwicklung
Eberswalde (HNEE) (angefragt) (agrarökologische Perspektive)
Dr. FELIX PRINZ ZU LÖWENSTEIN, Vorsitzender des Bundes für Ökologische
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) (internationale Perspektive)
13 bis 14 Uhr: MITTAGSPAUSE
14.00 – 15.30 Uhr
DISKUSSION „Wie gelingt der Aufbruch? Konkrete Schritte einer reformierten
Agrarpolitik“
mit Robert Habeck, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Romuald Schaber, Reinhild
Benning,
Prof. Dr. Anna Maria Häring und Dr. Felix Löwenstein
Moderation und Schlusswort: MARTIN HÄUSLING
Anmeldung und weitere Information:
Martin Häusling (MdEP) Büro Berlin (Ilka Dege), Telefon 030/ 227 70020,
[email protected]
Fachgespräch der Grünen im Bundestag zu
Außenklima-Ställen und Immissionsschutzauflagen:
Aus der Einladung zu diesem Fachgespräch am 28.9.2016 im Bundestag:
„Die Agrarpolitik der Regierung Merkel ist gescheitert – ökologisch, sozial, aber auch
ökonomisch. Das Ergebnis dieser Politik des Wachsens oder Weichens ist eine
Landwirtschaft, die bei einer rasant abnehmenden Zahl an Betrieben immer billiger
und immer mehr produzieren muss. Insbesondere tierhaltende Betriebe sind hiervon
betroffen: die Märkte für tierische Produkte sind quasi zusammengebrochen.
Angepasste und bessere Konzepte, die mehr Tierschutz ermöglichen und zusätzlich
die Einnahmesituation der Bäuerinnen und Bauern verbessern, sind gefragt. Wir
wollen die TierhalterInnen dabei unterstützen, neue Wege zu gehen und ihren Tieren
ein artgerechtes Umfeld zu bieten. Dazu gehören u.a. mehr Platz, Auslauf,
Beschäftigungsmaterial und eine artgerechte Fütterung.
Diese Möglichkeiten bieten relativ kostengünstige Außenklimaställe mit Auslauf für
Schweine oder Mobilställe für Hühner mit geringen Tierplatzzahlen. Allerdings
scheitern in der Praxis viele Vorhaben an genehmigungsrechtlichen Hürden, auch
wegen fehlender Emissionsfaktoren für standardisierte Prognoseverfahren.
Wir wollen gemeinsam mit den ExpertInnen und Gästen die Probleme durchleuchten
und Lösungsansätze unter Einhaltung und Fortschreibung der Luftreinhaltungsziele
finden.
Dabei: Landwirte Schulze Heil, Agrarbiologe Rudolf Wiedmann, Rechtsanwalt Ulrich
Werner, Ewald Grimm (KTBL), Thomas Dosch (niedersächsisches
Landwirtschaftsministerium), MdB Bärbel Höhn, MdB Friedrich Ostendorff
LINK: https://www.gruene-bundestag.de/termin/aussenklimastelle-in-der-genehmigungsfallescheitert-der-umbau-der-tierhaltung-am-immissionsschutz.html