IM BUND MIT DER KULTUR KULTUR- UND MEDIENPOLITIK DER BUNDESREGIERUNG „ KUNST UND KULTUR BRAUCHEN GRÖẞTMÖGLICHE FREIHEIT, UM SICH ENTFALTEN ZU KÖNNEN. “ STAATSMINISTERIN PROF. MONIKA GRÜTTERS MDB, BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN KULTUR 10 FILM ERINNERN UND GEDENKEN 62 MEDIEN 90 82 DIE KULTUR- UND MEDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK KULTUR 12 24 28 38 44 48 54 BEDEUTENDE KULTUREINRICHTUNGEN FÖRDERN KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER FÖRDERN LITERATUR UND MUSIK, DARSTELLENDE UND BILDENDE KUNST KULTURELLE BILDUNG KULTUR UND INTEGRATION PROVENIENZFORSCHUNG UND RESTITUTION KULTURGUT SCHÜTZEN UND ERHALTEN ERINNERN UND GEDENKEN 66 74 GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR FILM 84 FILMFÖRDERUNG MEDIEN 96 MEDIENKOMPETENZ 100 DIE DEUTSCHE WELLE 104 KONTAKT/IMPRESSUM KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK4 KULTUR- UND MEDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK 5 › Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel in Berlin KULTUR UND MEDIEN FÜR EINE LEBENSWERTE GESELLSCHAFT Eine kreative und aufgeschlossene Gesellschaft lebt ganz wesentlich von den Anregungen und Denkanstößen der Kultur und der Künste. Es ist Aufgabe des Staates, die Freiheit der Kunst zu schützen und Bedin gungen zu schaffen, die ein florierendes Kulturleben ermöglichen. Dafür müssen Kunst und Kultur gefördert werden. Unser kulturelles Erbe ist uns durch vorherige Generationen anvertraut und braucht für den Erhalt in der Zukunft unsere Fürsorge; zeitgenössische Kunst bedarf des Freiraums zur Entfaltung. Zum Fundament unserer Demokratie gehören auch freie und vielfältige Medien. Daher ist die Presse und Rundfunkfreiheit im Grundgesetz verankert. Auch hier gilt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Freiheit und Vielfalt schützen und erhalten. KULTURFÖDERALISMUS – EIN BEWÄHRTES MODELL Der kulturelle Reichtum Deutschlands gründet sich auch auf seiner vielfälti gen, historisch gewachsenen Kulturlandschaft in den Regionen. Im interna tionalen Vergleich hat Deutschland ein besonders dichtes Netz an Kultur einrichtungen. Nicht nur in Ballungsräumen, auch in kleineren Städten und auf dem Land gibt es zahlreiche hochwertige Kulturangebote. Diese gewachsene Struktur hat sich dank des Kulturföderalismus – auch „Kulturhoheit der Länder“ genannt – weiterentwickelt. Nach dem Grundgesetz gilt: Primär sind die Länder für die Kulturförderung verantwortlich; außerdem haben die Kommunen ein Selbstverwaltungsrecht. Für die Medien sind ebenfalls grundsätzlich die Länder zuständig. KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK6 › Allgemeiner Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz WELCHE ROLLE SPIELT DER BUND? Kulturausgaben von Bund, Ländern und Kommunen Der Bund konzentriert sich auf Aufgaben von gesamtstaatlicher Bedeutung: — Insgesamt ca. 9,4 Milliarden Euro Kulturausgaben der öffentlichen Hand in Deutschland davon — 13,3 % Bund — 41,9 % Bundesländer — 44,8 % Kommunen — (Quelle: Kulturfinanzbericht 2014, bezogen auf das Jahr 2011) KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK BundeskanzlerinBundeskanzlerin Angela Merkel ernennt Angela MerMonika Grütters kel und zur Staatsministerin fürBernd Staatsminister Kultur und Medien Neumann bei der Eröffnung des Neuen Museums in Berlin › Kooperativer Kulturföderalismus DIE KULTURSTAATSMINISTERIN IM KANZLERAMT Um bestmögliche Bedingungen für Kunst und Kultur zu schaffen, müssen Bund, Länder und Kommunen konstruktiv zusammenarbeiten. Seit 1998 gibt es Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien – abgekürzt „BKM“. In diesem Amt werden die kultur und medienpolitischen Aufgaben des Bundes gebündelt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat daher zu Beginn ihrer Amtszeit alle Beteiligten ins Kanzleramt eingeladen: die Kulturministerinnen und –minister der Länder, Vertreterinnen und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände sowie der Kulturstiftungen der Länder und des Bundes. Derzeit finden diese gemeinsamen Gespräche zweimal im Jahr abwechselnd auf Einladung der Kulturstaatsministerin und der jeweiligen Präsidenten der Kultusministerkonferenz statt. Die BKM ist zugleich Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin. Sie hat ihren Sitz im Bundeskanzleramt und nimmt an den Sitzungen des Bundeskabinetts teil. „ KUNST- UND KULTURFÖRDERUNG IST EINE GEMEINSAME AUFGABE VON BUND, LÄNDERN UND KOMMUNEN, DIE UNS AUF VIELFÄLTIGE WEISE ALS KULTURNATION EINT. “ Kulturstaatsministerin Monika Grütters Seit Dezember 2013 ist Monika Grütters Kulturstaatsministerin. Die langjährige Kulturpolitikerin ist auch Bundestagsabgeordnete. 7 KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK8 DIE BEHÖRDE DER BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist auch Leiterin einer Obersten Bundesbehörde. Für die BKM arbeiten 255 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Berlin und Bonn. Zum nachgeordneten Bereich der BKM gehören: — — — Monika Grütters Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters Die gebürtige Münsteranerin beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Kulturpolitik: zunächst zehn Jahre als Berliner Landespolitikerin, seit 2005 als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. In der vergangenen Legislaturperiode leitete sie dort den Ausschuss für Kultur und Medien. Sie ist Honorarprofessorin der Freien Universität Berlin. DIE BKM IN INTERNATIONALEN GREMIEN Die BKM vertritt Deutschland im EUKultur und Medienministerrat in Brüssel. Gemeinsam mit den Kulturministerinnen und ministern der anderen EUStaaten setzt sie sich dort für die Belange von Kunst, Kultur und Medien in der europäischen Politik ein – etwa im Zuge der Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Auch in bilateralen Regierungskonsultationen verantwortet die Kul turstaatsministerin den Bereich Kultur und Medien. Ein Beispiel ist der DeutschFranzösische Ministerrat, der zweimal im Jahr stattfindet. Zuvor hatte sie an den Universitäten Münster und Bonn Germanistik, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft studiert. An verschiedenen Institutionen im Opern-, Museums- und Verlagsbereich war sie in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Von 1998 bis 2013 war sie Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Brandenburger Tor“ im Max Liebermann Haus in Berlin. Informationen zu Aufgaben und Arbeit der Kulturstaatsministerin unter www.kulturstaatsministerin.de › Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin KULTUR- UND M EDIENPOLITIK DES BUNDES – EIN ÜBERBLICK Deutschland und Polen – gemeinsam engagiert für den Fürst-Pückler-Park Bad Muskau › Kultureinrichtungen und -projekte in Europa DER ETAT FÜR KULTUR UND MEDIEN Der Bund fördert diverse grenzüberschreitende Kulturinitiativen und -einrichtungen in Europa. 2016 beträgt der Etat der Staatsministerin für Kultur und Medien rund 1,4 Milliarden Euro. Besonders eng und vielfältig ist die Zusam menarbeit mit Frankreich. Das Spektrum reicht von der Finanzierung gemeinsamer Film produktionen über den deutsch-französischen „Franz-Hessel-Preis“ für Literatur bis hin zur Förderung von Übersetzungen. Zu den größten Ausgabenposten gehören — Ein Beispiel für den intensiven Kulturaustausch mit Polen ist das gemeinsame Engagement für den historischen Fürst-Pückler-Park Bad Muskau an der deutsch-polnischen Grenze. Die BKM unterstützt auch deutsch-polnische Kunst- und Kulturprojekte. — — Besondere Ausgabeposten im Kulturetat 2016 sind zum Beispiel — — — In Italien finanziert der Bund deutsche Kultureinrichtungen – die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, die Casa di Goethe in Rom, das Deutsche Studienzentrum in Venedig sowie die Villa Romana in Florenz. Den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis vergibt die BKM in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt. — 9 KULTUR10 KULTUR Stiftung Bauhaus Dessau 11 › KULTURNATION DEUTSCHLAND Rund 140 öffentlich finanzierte Theater und etwa 130 Konzert und Theaterorchester gibt es in Deutschland: Zahlen, die weltweit einzigartig sind. 40 historische Bauten und Ensembles in Deutschland stehen auf der UNESCOWelterbeListe – vom Kölner Dom über die Berliner Museums insel bis hin zu den Denkmälern des klassischen Weimar. Tausende Museen verzeichnen zum Teil außerordentlich hohe Besucherzahlen. Dieses einzigartige Kulturerbe und vielfältige Angebot in Deutschland gilt es zu schützen und zu erhalten, aber auch vielfältig zu nutzen: zum Vergnügen, zur Bereicherung, für neue Einsichten, zur Erweiterung des eigenen Horizonts sowie zur Stärkung der Urteilsfähigkeit. Es muss auch für Menschen erschlossen werden, die nicht mit Kunst und Kultur vertraut sind oder denen aufgrund körperlicher Beeinträch tigungen der Zugang erschwert ist. › Kölner Dom, UNESCO-Weltkulturerbe KULTUR12 BEDEUTENDE BEDEUTENDE KULTUREINRICHTUNGEN FÖRDERN Das Bode-Museum auf der Museumsinsel in Berlin DER BUND ÜBERNIMMT VERANTWORTUNG Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz – eine der größten Kultureinrichtungen weltweit Die Deutsche Nationalbibliothek, das Bundesarchiv, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Stiftung Bauhaus Dessau oder das Deutsche Historische Museum – dies sind Beispiele für Kultureinrich tungen, die vor Ort, aber auch international Ausstrahlung haben. Hier übernimmt der Bund Verantwortung. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der BKM, national bedeutsame Kulturinstitutionen oder Projekte zu unterstützen. In vielen Fällen fördert sie gemeinsam mit den Bundesländern, häufig auch zusammen mit der jeweiligen Kommune am Sitz der Einrichtung. Ein Beispiel unter vielen ist die Finanzierung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg, die die BKM zusammen mit den Ländern Berlin und Brandenburg aufbringt. Auf Seite 22 ist eine DeutschlandKarte mit gesamtstaatlich bedeutsa men Einrichtungen und Projekten zu finden, die von der BKM gefördert werden. Rund 2,4 Millionen Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland zählt die Museumsinsel in Berlin jährlich. Sie ist das Herzstück der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlins Mitte – mit dem Alten und dem Neuen Museum, dem Pergamonmuseum, dem Bode-Museum und der Alten Nationalgalerie. Allein 15 Museen gehören zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Hinzu kommen mehrere Forschungsinstitute, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung. Die Stiftung ist damit eine der größten Kultureinrichtungen weltweit. Aufgrund ihrer nationalen Bedeutung wird die SPK gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. Dabei trägt der Bund die laufenden Betriebskosten. Kosten der Bauinvesti tionen übernimmt er komplett. www.preussischer-kulturbesitz.de › KULTUR 13 KULTUR14 › Das Jüdische Museum Berlin HAUPTSTADTKULTUR FÖRDERN Das kulturelle Leben und die Kultureinrichtungen in Berlin spiegeln die vielen Facetten unserer Kulturnation wider und strahlen ins In und Ausland aus. Die „Repräsentation des Gesamtstaates in der Hauptstadt“ ist – so steht es im Grundgesetz – Aufgabe des Bundes. Daher engagiert sich die BKM mit hohen Förderbeträgen für national bedeutsame Kultureinrichtungen und herausragende Initiativen in Berlin. Ein Beispiel ist die „Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH“, die der Bund finanziert. Unter ihrem Dach sind wichtige Einrichtungen zusammengeschlossen: das Haus der Kulturen der Welt, die Berliner Festspiele mit dem MartinGropiusBau und die Internationalen Film festspiele Berlin (Berlinale). Weitere Beispiele für die besondere Rolle der Hauptstadt sind die Stiftung Deutsches Historisches Museum, die Stiftung Deutsche Kine mathek, die Akademie der Künste oder die Stiftung Jüdisches Museum. Zu den wichtigen Bauvorhaben und Wiederaufbaumaßnahmen, die der Bund in Berlin fördert, gehören die Vollendung der Museumsinsel oder auch der Neubau des BauhausArchives. Hinzu kommt der Hauptstadtkulturfonds. Einzelvorhaben und Veran staltungen, die nationale oder internationale Ausstrahlung haben oder besonders innovativ sind, erhalten daraus Fördermittel des Bundes. Das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts Im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entsteht am Berliner Kulturforum das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die international bedeutenden Bestände der Nationalgalerie der Kunst des 20. Jahrhunderts, die Sammlungen Marx und Pietzsch, Teile der bei den Staatlichen Museen verankerten Sammlung Marzona sowie Werke aus dem Kupferstichkabinett werden dort erstmals dauerhaft und gemeinsam ausgestellt. Der Bundestag hat für die Umsetzung des Projektes 200 Millionen Euro bereitgestellt. Das Museum soll 2022 eröffnet werden. › Das Humboldt Forum – kulturelles Zentrum und Tor zur Welt Auf dem zentralen Platz in der Mitte Berlins entsteht im wiederaufgebauten Berliner Schloss das Humboldt Forum als einzigartiger Ort der Begegnung mit der Welt und des interkulturellen Dialogs. Hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel, errichten die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität zu Berlin ein Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung mit einem vielseitigen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm. Das Humboldt Forum soll 2019 eröffnet werden. www.humboldt-forum.de 15 Humboldt Forum im Zentrum Berlins – Wiederaufbau des Berliner Schlosses „ DAS HUMBOLDT FORUM STEHT FÜR DAS SELBSTVERSTÄNDNIS EINES WELTOFFENEN DEUTSCHLANDS – DAS BEKENNTNIS ZU EUROPA, DIE NEUGIER AUF DIE WELT, DEN WILLEN ZU VERSTÄNDNIS UND VERSTÄNDIGUNG IM UMGANG MIT ANDEREN KULTUREN. NACH JAHREN DER NOTWENDIGEN SELBSTBEZÜGLICHKEIT UND DER AUFARBEITUNG UNSERER JÜNGEREN GESCHICHTE WOLLEN WIR UNS HIER ALS PARTNER IN DER WELT EMPFEHLEN. “ Kulturstaatsministerin Monika Grütters 500 Jahre Reformation Ein wichtiges Jubiläum und ein Beispiel für Kulturförderung: 2017 begehen wir den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Die Reformation ist eines der zentralen Ereignisse der deutschen Geschichte – mit weitreichenden Folgen. Nicht nur religiöse, sondern auch kulturelle, gesellschaftliche und politische Entwicklungen folgten daraus: Man denke nur an die Entwicklung der deutschen Schriftsprache. Aber auch unser Verständnis der Menschenrechte und der Demokratie heutiger Prägung sind durch die Reformation entscheidend beeinflusst. › Martin-Luther-Denkmal in Wittenberg Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Aufgrund der gesamtstaatlichen Bedeutung des Reformationsjubiläums engagiert sich der Bund auch hier. Die BKM koordiniert die Maßnahmen der Bundesregierung. Sie hat die Sanierung wichtiger Stätten der Reformation in Orten wie Wittenberg oder Eisenach unterstützt und fördert viele kulturelle Projekte und Veranstaltungen rund um das Jubiläum. www.luther2017.de 17 › NATIONALE KULTUREINRICHTUNGEN IN DEN REGIONEN Der Bund hat die Verantwortung, das nationale Kulturerbe in allen Regionen Deutschlands zu fördern und zu stärken. Dazu gehören etwa 70 Kultur institutionen wie die Bayreuther Festspiele oder das GoetheHaus in Frank furt. Auch in der Bundesstadt Bonn befinden sich einige sehr bedeutsame Einrichtungen, die der Bund mitträgt oder fördert, so etwa die Stiftung Haus der Geschichte oder die Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Hinzu kommen wichtige Baumaßnahmen, an denen sich die Kulturstaats ministerin finanziell beteiligt. Aktuelle Beispiele sind der Erweiterungsbau des AugustMackeHauses in Bonn und die Erweiterung des Archivs für Künstlernachlässe in der Abtei Brauweiler in Pulheim bei Köln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kulturförderung in den ostdeutschen Bundesländern. Die BKM unterstützt hier – gemeinsam mit Ländern und Kommunen – „kulturelle Leuchttürme“, unter anderem die Stiftung Bauhaus Dessau, die Stiftung Luthergedenkstätten, die Fürst Pückler Parks in Bad Muskau und Branitz. Mit einem „Investitionsprogramm für nationale Kultureinrichtungen in Ostdeutschland“ fördert der Bund zusammen mit den ostdeutschen Ländern zudem den Erhalt und die Wiederherstellung national bedeutender Kulturbauten. Seit 2004 hat die Kulturstaatsministerin dafür rund 76 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Auch am Wiederaufbau des Residenzschlosses in Dresden beteiligt sich die BKM. KULTUR18 Friedenskirche zu Schweidnitz/Świdnica (Polen), UNESCO-Weltkulturerbe 19 › Einzigartiges Ensemble Weimar KULTURELLES ERBE DER DEUTSCHEN IM ÖSTLICHEN EUROPA Weimar ist die Stadt Goethes und Schillers. Zu den bedeutenden Bauten der Stadt gehören aber nicht nur die ehemaligen Wohn häuser der beiden Dichter mit ihren Museen, sondern auch die weltberühmte Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Bauhaus-Museum, der Wohnsitz Franz Liszts oder das Weimarer Stadtschloss. Pommern, Böhmen, Mähren, Ostpreußen, Schlesien oder Siebenbürgen – dies sind Beispiele für frühere deutsche Siedlungsgebiete im östlichen Europa. Hier haben Deutsche jahrhundertelang mit anderen Völkern zusammengelebt. Zwei Weltkriege und der NSTerror führten zu einer jähen Zäsur in diesem Miteinander. Mit ihren mehr als 20 Museen, historischen Wohnhäusern, Forschungseinrichtungen, Schlössern und Parkanlagen gehört die Klassik Stiftung Weimar zu den größten Kulturstiftungen Deutschlands. Der Bund fördert dieses einzigartige Ensemble gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen und der Stadt Weimar. www.klassik-stiftung.de › Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Zum Teil ist das deutsche Kulturerbe dort bis heute lebendig. Dieses Erbe zu erforschen, zu erhalten und zu vermitteln, ist eine Aufgabe, die zu einem verbindenden Element für ein gemeinschaftliches Europa der Kulturen geworden ist. Deutschland arbeitet hier eng mit seinen östlichen Partnerländern zusammen. Gemeinsam mit den Bundesländern fördert die BKM Wirtschaft und Kultureinrichtungen sowie Museen, die sich diesem Thema widmen. Außerdem unterstützt sie Juniorprofessuren, Forschungsvorhaben, Tagungen, museale, denkmalpflegerische und andere kulturelle Projekte. Grundlage für dieses Engagement ist § 96 Bundesvertriebenengesetz. Die darauf aufbauende Förderkonzeption wurde im Jahr 2016 mit dem Ziel der verstärkten europäischen Integration und mit Blick auf ein jüngeres Publikum weiterentwickelt. KULTUR20 An die Schicksale der Vertriebenen erinnern › Zu den geförderten Einrichtungen gehören zum Beispiel das Herder Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg oder das Deutsche Kulturforum östliches Europa in Potsdam. Museen wie das Pommersche Landesmuseum in Greifswald oder das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm präsentieren gezielt einzelne historische Regionen. An die Schicksale der Vertriebenen in Deutschland und ganz Europa erinnert die 2008 errichtete Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa in Oldenburg berät als Ressortforschungseinrichtung die Bundesregierung und unterstützt die geförderten Einrichtungen und Projekte. Millionen Menschen vor allem in Ost- und Mitteleuropa wurden im vergangenen Jahrhundert vertrieben – darunter 14 Millionen Deutsche in Folge des Zweiten Weltkrieges. Deutschlandweit sind derzeit sechs Kulturreferentinnen und referenten jeweils an eine geförderte Einrichtung angeschlossen. Sie initiieren zum Beispiel Projekte der kulturellen Bildung oder JugendAustausch programme mit den östlichen Partnerländern. Im Geiste der Versöhnung soll die Stiftung einerseits die Erinnerung und das Gedenken an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert im historischen Kontext des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansionsund Vernichtungspolitik und ihrer Folgen wachhalten. Zum anderen sollen Flucht und Vertreibung als großes Menschheitsthema auch in den aktuellen und internationalen Kontext eingeordnet werden. Dazu entsteht im Berliner Deutschlandhaus ein Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrum. Die Konzeption zur „Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Ver mittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach § 96 Bundesvertriebenengesetz“ im Wortlaut unter: www.kulturstaatsministerin.de Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung www.sfvv.de KULTUR 21 KULTUR VON DER BKM GEFÖRDERTE EINRICHTUNGEN – BEISPIELE: BADEN-WÜRTTEMBERG 1Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus; Stuttgart 2Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert- Gedenkstätte, Dokumentations- und Kultur zentrum Deutscher Sinti und Roma; Heidelberg 3 Donauschwäbisches Zentralmuseum; Ulm 4 Deutsches Literaturarchiv Marbach, Deutsche Schillergesellschaft e. V.; Marbach 5 Bundesarchiv – Militärarchiv; Freiburg i. Br. BAYERN 6 Deutsch-Deutsches Museum; Mödlareuth 7 Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V., Adalbert Stifter Verein e. V., Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk e. V.; München 8 Stiftung Kunstforum Ostdeutsche Galerie; Regensburg 9 Bayreuther Festspiele, Bundesarchiv – Lastenausgleichsarchiv; Bayreuth BERLIN 10 Akademie der Künste, AlliiertenMuseum, Barenboim-Said Akademie, Berliner Festspiele mit Martin-Gropius-Bau, Bund Deutscher Amateurtheater e. V., Bundesarchiv, Bundeskanzler-Willy-Brandt Stiftung, Bundesverband Freier Theater, Dachverband Tanz Deutschland, Deutsche Dienststelle (WASt), Deutsche Welle, Deutscher Kulturrat e.V., Deutscher Museumsbund, Deutscher Musikrat e.V., Deutsches Zentrum des internationalen Theaterinstituts ITI, DeutschRussisches Museum Berlin-Karlshorst, Haus der Kulturen der Welt, Internationale Filmfestspiele Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Stiftung Jüdisches Museum Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz BRANDENBURG 11 Deutsches Kulturforum östliches Europa e.V., Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; Potsdam 12 Stiftung Genshagen 13 Kleist-Museum; Frankfurt/Oder BREMEN 14 Institut für Niederdeutsche Sprache, Deutsches Tanzfilminstitut; Bremen 15 Deutsches Auswandererhaus; Bremerhaven HAMBURG 16 Deutscher Musikinstrumentenfonds, Bundesjugendballett HESSEN 17 Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.; Wiesbaden 18 Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft; Marburg 19 Goethe-Museum, Deutsches Filminstitut – DIF e. V., Deutsche Nationalbibliothek; Frankfurt/Main 20 Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung; Darmstadt 21 Festspiele Bad Hersfeld MECKLENBURG-VORPOMMERN 24 Deutsches Meeresmuseum; Stralsund 25 Pommersches Landesmuseum; Greifswald NIEDERSACHSEN 23 SAARLAND 38 Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur GmbH SACHSEN 26 Domfestspiele Bad Gandersheim 39 Schlesisches Museum zu Görlitz 27 40 Fürst-Pückler-Park; Bad Muskau Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e. V., Ostpreußisches Landesmuseum; Lüneburg 28 Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; Oldenburg NORDRHEIN-WESTFALEN 29 Deutsche Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH, Bonn, Deutsche Welle, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Verein Beethoven-Haus e. V.; Bonn 30 Martin-Opitz-Bibliothek; Herne 31 Stiftung Bundeskanzler-Konrad-AdenauerHaus; Bad Honnef-Rhöndorf 41 Bach-Archiv, Kurt-Wolff-Stiftung, Zeitgeschichtliches Forum, Deutsche Nationalbibliothek; Leipzig 42 Deutsches Hygiene Museum; Dresden SACHSEN-ANHALT 43 Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Magdeburg 44 Stiftung Bauhaus Dessau 45 Franckesche Stiftungen, Kulturstiftung des Bundes; Halle/Saale 46 Stiftung Luthergedenkstätten; Wittenberg 47 Kulturstiftung Dessau-Wörlitz 32 Westpreußisches Landesmuseum; Warendorf 33 Ruhrfestspiele; Recklinghausen RHEINLAND-PFALZ 34 Hambacher Schloss; Neustadt an der Weinstraße 22 Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V.; Kassel 35 Deutsche Burgenvereinigung e. V.; Braubach 23 Internationaler Suchdienst; Bad Arolsen 37 Bundesarchiv (Hauptsitz), Koblenz SCHLESWIG-HOLSTEIN 48 O tto-von-Bismarck-Stiftung; Friedrichsruh 49 Nordfriesische Volksgruppe; Niebüll 50 Sydslesvigsk Forening (SSF) e. V.; Flensburg 51 Buddenbrookhaus, Grass-Haus; Lübeck 36 Deutsches Kabarettarchiv; Mainz/Bernburg THÜRINGEN 52 Klassik Stiftung; Weimar 53 Wartburg-Stiftung; Eisenach 54 Stiftung Schloss Friedenstein; Gotha KULTUR24 KULTUR › Die Freiheit und das künstlerische Werk von Künstlerinnen und Künstlern schützen und fördern Schicksale verfolgter Künstlerinnen und Künstler In Deutschland steht das Thema Exil unter ganz besonderen Vorzeichen, denn in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft waren tausende Künstlerinnen und Künstler gezwungen zu flüchten. Andererseits wurden die Bundesrepublik und die DDR nach 1945 zu Ländern, in denen verfolgte Künstler Zuflucht suchten – das gilt für die Bundesrepublik bis heute. In vielen Ländern werden Schriftsteller verfolgt. Mit dem Programm „Writers in Exile“ hilft die BKM einzelnen Autorinnen und Autoren, die in Deutschland Zuflucht suchen. www.pen-deutschland.de Das virtuelle Museum „Künste im Exil“ der Deutschen Nationalbibliothek widmet sich dem Schicksal und Schaffen von Künstlern unter den Bedingungen des Exils. In die virtuelle Ausstellung fließen Inhalte unter anderem von Archiven, Ausstellungshäusern und Initiativen im In- und Ausland ein, die sich im Netzwerk „Künste im Exil“ zusammengeschlossen haben. www.kuenste-im-exil.de 25 KÜNSTLERINNEN KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER FÖRDERN EINE DEMOKRATIE BRAUCHT IMPULSE Kritisch, eigenwillig, unkonventionell – Künstlerinnen und Künstler sind oft unbequem für unsere Gesellschaft. Das nicht nur auszuhalten, sondern die Auseinandersetzung mit Kunst zu fördern, gehört zu unserem Selbst verständnis. Denn eine lebendige Demokratie braucht Impulse, Denk anstöße und Perspektivenwechsel. Mit ihrer schöpferischen Energie, Experimentierfreudigkeit und ihrer Kritik schützen die Kreativen eine Gesellschaft vor Lethargie und Stillstand. Es ist daher wichtig, das allgemeine Bewusstsein für den Wert des Künst lertums und kreativen Arbeitens für eine vitale Gesellschaft zu stärken. OHNE FREIHEIT KEINE KULTUR Denn ohne Freiheit können sich Kunst und Kultur nicht entfalten. Daher ist der Staat in der Pflicht, diese Freiheit zu schützen. Dies muss Leitlinie verantwortlicher Kulturpolitik sein. Wichtige Säulen kulturpolitischen Engagements der BKM sind KünstlerFörderprogramme und die Stabilisierung der Künstlersozialversicherung. Der Schutz der Urheberrechte – auch im Internet – ist essenziell. Künstle rinnen und Künstler brauchen und verdienen den respektvollen Umgang mit ihren Werken und eine gerechte Beteiligung an der Wertschöpfung aus deren Verwertung, damit sie von ihrer geistigen Arbeit auch im digitalen Zeitalter leben können. KULTUR26 Deutsche Akademie Rom Villa Massimo › FÖRDERPROGRAMME UND STIPENDIEN Stipendien für Auslandsaufenthalte Künstlerinnen und Künstler zu fördern bedeutet auch, Arbeitsaufenthalte, Projekte oder Publikationen finanziell zu unterstützen. Künstler und Kreative können Stipendien und Zuschüsse beantragen – zum Beispiel bei den von der BKM geförderten Kulturförderfonds: Künstlerinnen und Künstler können sich für Stipendien und Studienaufenthalte im Ausland bewerben. Folgende deutsche Kultureinrichtungen im Ausland, die die BKM fördert, bieten Programme an: — — — — — — Weitere Fördermöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler sind Stipendien für Aufenthalte an deutschen Kultureinrichtungen im Aus land. Die Kulturstaatsministerin unterstützt zudem diverse Programme der Musikerförderung (siehe auch S. 32). Dazu gehören das Dirigenten forum oder das PopCamp, die junge, talentierte Musikerinnen und Musiker in ihrer Entwicklung begleiten. — Deutsche Akademie Rom Villa Massimo und Casa Baldi in Olevano Romano, — Deutsches Studienzentrum in Venedig, — Villa Romana in Florenz, — Cité Internationale des Arts in Paris, — Villa Aurora in Los Angeles. Antragsformulare unter www.kulturstaatsministerin.de Musikproduktion – eine Branche der Kultur- und Kreativwirtschaft › KULTUR 27 Kultur- und Kreativwirtschaft sorgt für Innovation und Beschäftigung Kunst, Bücher, Rundfunk, Musik, Film, Computerspiele und darstellende Künste: Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine vielfältige und wachstumsstarke Branche in Deutschland. Im Jahr 2014 erzielte sie einen Umsatz von 146 Milliarden Euro. Rund eine Million Menschen und gut 249.000 Unternehmen sind in diesem Bereich tätig. Die Bundesregierung unterstützt diese zukunftsträchtige Branche. Sie hat die „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“ ins Leben gerufen, die von der BKM und dem Bundeswirtschaftsministerium gestaltet wird. Die Initiative betreibt das „Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes“ in Berlin. Das Kompetenzzentrum ist ein zentraler Ansprechpartner für die Branche. Gute Geschäftsideen werden beim Wettbewerb „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ ausgezeichnet. www.kultur-kreativ-wirtschaft.de KÜNSTLER SOZIAL ABSICHERN Die deutsche Künstlersozialversicherung ist international einzigartig. Rund 180.000 selbstständigen Kreativen und Publizisten ermöglicht sie eine bezahlbare Renten, Kranken und Pflegeversicherung. Damit ist sie eines der wichtigsten Instrumente der Künstlerförderung. Selbstständige Künstlerinnen und Künstler bezahlen an die Künstler sozialkasse – wie angestellte Arbeitnehmer – 50 Prozent der Beiträge. 20 Prozent kommen vom Bund und 30 Prozent von den Unternehmen, die die Kreativen beauftragen und ihre Werke verwerten. Die Kulturstaatsministerin setzt sich dafür ein, dass der Abgabesatz stabil bleibt. Da es in der Vergangenheit Unsicherheiten bei der Abgabe pflicht gab, wird seit dem Inkrafttreten des Künstlersozialabgabestabili sierungsgesetzes Anfang 2015 intensiver kontrolliert, und die Unter nehmen werden besser informiert. So wird die Abgabepflicht gleichmäßig und gerecht auf möglichst viele Schultern verteilt. Das hält die Abgabe höhe stabil. Dass sich dadurch nun sogar die Absenkung des Abgabesat zes für 2017 abzeichnet, begrüßt die Kulturstaatsministerin sehr. Die Künstlersozialkasse ist Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Künstlersozialversicherung. Sie berät Künstler, Publizisten und Verwerter. www.kuenstlersozialkasse.de KULTUR28 KULTUR 29 LITERATUR LITERATUR UND MUSIK, DARSTELLENDE UND BILDENDE KUNST Kulturstiftung des Bundes: Gegenwartskultur im internationalen Kontext Die Kulturstiftung des Bundes (KSB) ist eine der größten öffentlichen Kulturstiftungen weltweit. Sie verfügt über einen Jahresetat von 35 Millionen Euro, der aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin kommt. Damit fördert sie auf Antrag oder durch die Entwicklung eigener Initiativprogramme Projekte der zeitgenössischen Kunst und Kultur, die bundesweit Modellcharakter haben und auch international wirken. Besonderer Schwerpunkt ist die Förderung innovativer Vorhaben im internationalen Kontext. Über Veranstaltungen, Programme und Fördermöglichkeiten der Stiftung informiert www.kulturstiftung-bund.de › Der Bund fördert Rock, Pop und Jazz mit der „ Initiative Musik“ – vom Debütalbum der Künstlerin bis zur „German Jazz Expo“ bei der Musikmesse „jazzahead!“, Bremen LEBENDIGE KUNST- UND KULTURSZENE Deutschland ist ein weltoffenes Land mit einer lebendigen Kunst und Kulturszene, die auch viele Künstlerinnen und Künstler aus dem Aus land anzieht. Damit dies so bleibt, fördert der Bund die zeitgenössische Kunst in Deutschland in ihren verschiedenen Sparten – zum Beispiel Literatur, Musik, darstellende und bildende Kunst – und stärkt den internationalen Austausch. Gleichzeitig trägt er dazu bei, das kulturelle Erbe in diesen Kunstsparten zu bewahren. › Literaturmuseum der Moderne – angeschlossen an das Deutsche Literaturarchiv Marbach mit dem Schiller-Nationalmuseum LITERATURFÖRDERUNG Die Kulturstaatsministerin engagiert sich mit vielen verschiedenen Förderinstrumenten für die zeitgenössische Literatur. Autorinnen und Autoren, aber auch Übersetzerinnen und Übersetzer fördert sie mit dem Deutschen Literaturfonds und dem Deutschen Übersetzerfonds. Sie vergibt internationale Preise wie den deutschfranzösischen „Franz HesselPreis“ für Literatur. Ein weiteres Anliegen der Kulturstaatsministerin ist es, das reiche literarische Erbe Deutschlands zu bewahren. Wichtige Literaturmuseen, Bibliotheken und Archive erhalten daher Bundesmittel, zum Beispiel das Deutsche Literaturarchiv in Marbach mit dem Literaturmuseum der Moderne sowie dem SchillerNationalmuseum, das BuddenbrookHaus und das Günter GrassHaus in Lübeck oder das Freie Deutsche Hochstift mit dem GoetheHaus in Frankfurt am Main. Das Hochstift erhält zudem zusätzliche Mittel für ein neues Museum, das der Epoche der Romantik gewidmet sein wird. Goethes RomAufenthalt gewidmet ist die Casa di Goethe, die einen wichtigen Beitrag zur deutschitalienischen Kulturarbeit leistet. Träger ist der ebenfalls BKMgeförderte Arbeitskreis selbstständiger Kultur- Institute e.V. (AsKI), dem derzeit 36 Einrichtungen aus allen Bereichen der Kultur angehören. Gute Rahmenbedingungen für ein vielfältiges Bücherangebot Seit über hundert Jahren gibt es in Deutschland die Buchpreisbindung, seit 2002 ist sie gesetzlich festgelegt. Sie sichert die weltweit einmalige Breite und Qualität des Bücher angebots in Deutschland und damit die Existenz vieler, auch kleinerer Verlage und Buchhandlungen. Für Bücher und Presseerzeugnisse gilt ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben statt 19 Prozent. Diese Regelung trägt dazu bei, dass Bücher für alle erschwinglich sind und die kulturelle Vielfalt erhalten bleibt. Seit Anfang 2015 fallen auch Hörbücher unter den ermäßigten Mehrwertsteuersatz. Die BKM setzt sich dafür ein, dass diese Steuererleichterung künftig auch für E-Books gilt. Hierfür bedarf es einer gesetzlichen Änderung auf europäischer Ebene. Die Bundesregierung hat sich unter anderem auf Betreiben der Kulturstaatsministerin bereits an die Europäische Kommission gewandt und sie aufgefordert, einen Vorschlag für Unabhängige Buchhandlungen sichern eine vielfältige Literatur- und Buchlandschaft eine Regelung zu machen, die den Mitgliedstaaten erlaubt, den ermäßigten Steuersatz auf E-Books und weitere E-Papers anzuwenden. Deutscher Buchhandlungspreis Gerade in Zeiten des Internethandels ist ein dichtes Netz unabhängiger Buchhandlungen für eine vielfältige Literatur- und Buchlandschaft wichtiger denn je. Daher würdigt die Kulturstaatsministerin seit 2015 mit dem „Deutschen Buchhandlungspreis“ das Engagement innovativer und kulturell ausgerichteter, unabhängiger und inhabergeführter Buchhandlungen. Sie sind die Garanten für den Erhalt der verlegerischen und literarischen Vielfalt in Deutschland. Die Auszeichnung wird an bis zu 108 Buchhandlungen verliehen, deren Umsatz in den letzten drei Jahren unter einer Million Euro lag. Vergeben werden Gütesiegel, verbunden mit Prämien in drei Kategorien. www.deutscher-buchhandlungspreis.de › Auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, die mit dem GeorgBüchnerPreis einen der bedeutendsten deutschen Literaturpreise vergibt, wird von der BKM finanziell unterstützt. Eine Vielzahl literarischer Erinnerungsorte und Gesellschaften ist in der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten verbunden, die ebenfalls Mittel aus dem Haushalt der BKM erhält. Auch der Pflege der deutschen Sprache kommt große Bedeutung zu. Neben der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wird die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden gefördert. 31 KULTUR32 › Bayreuther Festspielhaus SCHWERPUNKT MUSIK Der Bund fördert im Musikleben Einrichtungen, Organisationen und Veranstaltungen, die im nationalen und internationalen Rahmen wir ken. Dazu gehören die Bayreuther Festspiele und Dachverbände der Musik wie der Deutsche Musikrat. Er unterstützt bundesweit Projekte für das Amateurmusizieren und die künstlerische Nachwuchsförderung und trägt ein nationales Musikinformationszentrum. Den künstlerischen Spitzennachwuchs fördern und die Laienmusikszene stärken – dies sind zwei der Schwerpunkte der Musikpolitik auf Bundes ebene. Ebenso gilt es, das Musikerbe zu pflegen und zu bewahren. Hier beteiligt sich der Bund zum Beispiel an der Finanzierung des BeethovenHauses in Bonn und des BachArchivs in Leipzig. Zahlreiche Aktivitäten zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens, der 2020 weltweit begangen wird, werden auch auf nationaler Ebene koordi niert und begleitet. Darüber hinaus unterstützt ein neuer Musikfonds das Entstehen, die Verbreitung und Vermittlung zeitgenössischer Musik. Die Barenboim-Said Akademie – Musik und Versöhnung Junge Menschen aus dem Nahen Osten – ob jüdisch, muslimisch oder christlich, ob mit arabischer oder hebräischer Muttersprache – musizieren und lernen gemeinsam. Diese Vision soll mit der BarenboimSaid Akademie in Berlin Wirklichkeit werden. Ab Herbst 2016 sollen Stipendiatinnen und Stipendiaten vor allem aus dem Nahen Osten eine vierjährige musikalische und geisteswissenschaftliche Ausbildung erhalten. Die Kulturstaatsministerin unterstützt die Baumaßnahmen für die Akademie aus ihrem Etat und wird ab 2017 auch den laufenden Betrieb mitfinanzieren. www.barenboim-said.com › Spontanorchester „Symphonic Mob“ – Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, dirigiert von Kent Nagano 33 Als ein weiterer Förderschwerpunkt gilt Rock, Pop und Jazz. Die „Initiative Musik gGmbH“ hilft jungen Musikerinnen und Musikern, auf dem Markt Fuß zu fassen. Beispielsweise gibt es Zuschüsse für Produktionskosten oder für eine Tour im In oder Ausland. Seit 2013 existiert als neues Förderinstrument der Spielstättenprogrammpreis „APPLAUS“. Prämiert werden engagierte Musikclubs und Veranstalter, die ein kulturell herausragendes LivemusikProgramm anbieten. Im Rahmen der kulturellen Repräsentation des Bundes in der Haupt stadt Berlin trägt der Bund unter anderem das Musikfest Berlin und das Jazzfest. Er ist zudem an der Finanzierung der „Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin“ beteiligt, zu der unter anderem das Deutsche SymphonieOrchester Berlin gehört. KULTUR34 Monika Grütters verleiht den Theaterpreis in der Akademie der Künste, Berlin 35 › Theaterpreis TANZ UND THEATER Zur stärkeren Wahrnehmung und Anerkennung der Arbeit kleiner und mittlerer Theater hat die BKM 2015 erstmals einen Theaterpreis ausgelobt. Die Tanzförderung ist ein Schwerpunkt der Kulturstiftung des Bundes, die aus dem Haushalt der BKM finanziert wird. Aktuell fördert der „Tanzfonds Erbe“ künstlerische Auseinandersetzungen mit der Tanztradition. Der alle drei Jahre ausgerichtete Tanzkongress gehört zu den von der Kulturstiftung geförderten „kulturellen Leuchttürmen“ der Gegenwartskunst. Sie unter stützt auch die Internetplattform „Digitaler Atlas Tanz“. Denn gerade die kleinen und mittleren Theater sorgen mit viel Leidenschaft und Engagement dafür, dass es in ganz Deutschland ein dichtes Netz von Theateraufführungen auf hohem professionellen Niveau gibt. Auf Vorschlag einer Jury konnten bemerkenswerte Leistungen der Theaterarbeit in den Kommunen unter anderem mit einem Geldpreis ausgezeichnet werden. www.iti-germany.de › Aufführung des Bundesjugendballetts Zu den direkt von der BKM geförderten Programmen zählt das „Nationale Performance Netz“. Die BundLänderInitiative unterstützt Gastspielauf tritte zeitgenössischer Tanzproduktionen und freier Theaterprojekte. Die BKM fördert außerdem das Bundesjugendballett, Kooperationsvorhaben des Dachverbandes Tanz und die „Tanzplattform Deutschland“, ein Festival, das zu den wichtigsten Tanzereignissen in Deutschland zählt. Auch Theaterprojekte mit überregionaler oder internationaler Ausstrah lung unterstützt der Bund. Beispiele sind das Festival Theater der Welt, das alle drei Jahre in einer anderen Stadt Deutschlands stattfindet, die Ruhrfestspiele Recklinghausen und das Festival IMPULSE für die freie Theaterszene, deren Produktionen darüber hinaus Unterstützung durch den Fonds Darstellende Künste erhalten können. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt schwerpunktmäßig die Freie Szene. Mit ihrem Programm „Doppelpass“ fördert sie zudem Kooperationen freier Gruppen und fester Tanz und Theaterhäuser. Sie finanziert auch das Theatertreffen in Berlin, das alljährlich zehn bemerkenswerte deutsch sprachige Theaterinszenierungen in die Hauptstadt einlädt. KULTUR36 BILDENDE KUNST Die Bundeskunstsammlung Neben der Künstlerförderung engagiert sich der Bund für herausragende Projekte der bildenden Künste und für Ausstellungen. Dazu zählen die „documenta“ in Kassel, eine der weltweit wichtigsten Schauen für zeit genössische Kunst sowie die ebenfalls international renommierte Berlin Biennale. Beide fördert die Kulturstiftung des Bundes. Sie unterstützt auch die „transmediale“ in Berlin, Deutschlands größtes Festival für Medienkunst und digitale Kultur. Seit 1970 sammelt der Bund Kunst. Die „Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland“ umfasst inzwischen rund 1.600 Werke und dokumentiert so das Spektrum künstlerischen Schaffens in Deutschland nach 1945. Zur Vermittlung und Präsentation von Kunst trägt der Bund große Aus stellungshäuser und Museen. Dazu gehören die Kunst und Ausstellungs halle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, der MartinGropiusBau in Berlin und die Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Sammlung macht nicht nur durch große eigene Ausstellungen auf sich aufmerksam, sondern ist auch eine geschätzte Leihgeberin für viele Institutionen im ganzen Land. Eine unabhängige Ankaufskommission sorgt dafür, dass die Sammlung aktuell bleibt und wächst. www.kunstsammlung-bund.de Die „documenta“ in Kassel – eine der weltweit wichtigsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst › KULTUR 37 KULTUR38 KULTUR › Projekt „Kunst statt Schule – Lernort Albertinum“, Dresden 39 KULTURELLE KULTURELLE BILDUNG TEILHABE FÜR ALLE Nicht alle Menschen sind gleichermaßen mit Kunst und Kultur vertraut. Viele besuchen selten oder nie öffentliche Kultureinrichtungen. Hier setzen Angebote der kulturellen Vermittlung an. Sie bringen Menschen ins Museum, ins Konzerthaus, in die Theatergruppe oder in den Chor. Sie sorgen umgekehrt aber auch dafür, dass diese sich für neue Interessenten öffnen. Und sie vernetzen Kultureinrichtungen mit Schulen, Seniorenheimen oder interkulturellen Stadtteilzentren. Die Kulturstaatsministerin unterstützt ein breites Spektrum modellhaf ter Initiativen der kulturellen Bildung. Denn alle sollen an kulturellen Angeboten teilhaben können, unabhängig von individuellen Fähigkeiten, von ethnischer und sozialer Herkunft sowie von Geschlecht oder Alter. PREIS FÜR KULTURELLE BILDUNG Jedes Jahr gehen Preise an originelle und erfolgversprechende Vorhaben der kulturellen Bildung. Die Kulturstaatsministerin zeichnet jeweils drei Projekte mit dem „BKMPreis Kulturelle Bildung“ aus. Informationen zum BKM-Preis Kulturelle Bildung und Antragsvordrucke für Modellprojekte der kulturellen Bildung auf www.kulturstaatsministerin.de („Formulare und Anträge“) Einer der drei Preisträger 2016 war TRIMUM: Jüdische, christliche und muslimische Musikerinnen und Musiker, Theologinnen, Kantoren sowie Wissenschaftlerinnen suchen gemeinsam nach einer „Musik des Trialogs“. Sie gestalten interreligiöse Konzerte und Feiern, schreiben neue Lieder, bieten Workshops für Kinder und Jugendliche oder Tagungen für Multi plikatoren an. › Den „BKM-Preis Kulturelle Bildung“ verleiht die Kulturstaatsministerin in der Stiftung Genshagen FÖRDERPROGRAMM FÜR MODELLPROJEKTE Kulturagenten für kreative Schulen Mit einem eigenen Fördertitel unterstützt die BKM Modellvorhaben der kulturellen Bildung. Sie müssen nachhaltig wirken und durch ihre Innovationskraft deutschlandweit vorbildlich sein. Momentan sind 46 Frauen und Männer als „Agenten“ für die Kultur im Einsatz. Sie betreuen jeweils drei Schulen und sorgen dort dafür, dass Kunst und Kultur einen festen Platz im Schulalltag bekommen. MODELLPROJEKTE DER KULTURSTIFTUNG DES BUNDES Die Kulturstiftung des Bundes initiiert und unterstützt ebenfalls Initiativen der kulturellen Bildung. Die Vermittlung von Kunst und Kultur an ein neues Publikum ist Schwerpunkt ihrer Programmarbeit. Seit dem Schuljahr 2011/12 läuft das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ in BadenWürttemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein Westfalen und Thüringen. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die von ihr initiierten Kultur und Schulpartnerschaften gemeinsam mit der Stiftung Mercator und weiteren Akteuren. Die Kulturstiftung des Bundes hat gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin eine „Initiative zur Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen“ ins Leben gerufen. Die Initiative umfasst die Einrichtung eines modellhaften Vermittlungslabors am BodeMuseum der Staatlichen Muse en zu Berlin, das über fünf Jahre mit Berliner Schulen zusammenarbeitet, sowie die bundesweite Förderung von 18 wissenschaftlichen Volontaria ten. Die Ergebnisse der Initiative werden allen Museen in Deutschland zur Verfügung gestellt. Mit dieser Initiative soll gezeigt werden, was Vermitt lungsarbeit an Museen auszeichnet und was sie bewirken kann. Gemeinsam mit Lehrern und Schülern entwickeln die „Agenten“ ein kulturelles Programm und setzen künstlerische Vorhaben mit den Schülerinnen und Schülern um. Vor allem stoßen sie Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie mit Kultureinrichtungen der Stadt an, die nachhaltig wirken sollen: mit dem Theater oder dem örtlichen Museum, mit Fotografen, Street-Art-Künstlern, Choreografen oder Schauspielern. Das Programm startete 2011 – 2015 mit einer Modellphase in fünf Bundesländern. Seit dem Schuljahr 2015/16 wird das Programm von den Ländern mit Förderung der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Mercator weitergeführt. www.kulturagenten-programm.de Projekt des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ Ehrenamt fördern Engagiert im Museumsverein oder im örtlichen Posaunenchor – ehrenamtliche Tätigkeit trägt das kulturelle Leben in Deutschland entscheidend mit. Mit den Reformen des Gemeinnützigkeitsrechts aus den Jahren 2007 und 2013 hat der Bund die steuerlichen Rahmenbedingungen bei Spenden und gemeinnütziger Arbeit verbessert. Über so genannte Ehrenamts karten erhalten ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger ermäßigten Eintritt oder andere Vergünstigungen in vielen öffentlich geförderten Kultureinrichtungen, so auch in einigen von der BKM geförderten Häusern. 41 › Mit dem Bauhaus Agenten Programm, einem breit angelegten Vermitt lungsprogramm, wollen die beteiligten Institutionen und die Kultur stiftung des Bundes anlässlich des BauhausJubiläums im Jahr 2019 in der künftigen Ausrichtung der neuen Museen einen deutlichen Schwer punkt setzen: Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Kulturschaffenden und Stadtforschern sollen neue Formate für ein innovatives und umfassendes Bildungsprogramm entwi ckelt und neue Wege der Vermittlung erprobt werden. Ab dem Schuljahr 2016/17 arbeiten für die Dauer von vier Jahren neun Bauhaus Agenten mit bis zu 36 Schulen in Weimar, Dessau und Berlin zusammen. www.kulturstiftungdesbundes.de/bauhausagenten KULTUREINRICHTUNGEN ENGAGIEREN SICH Alle Museen, Bibliotheken und Archive, die die Kulturstaatsministerin fördert, sind aufgefordert, geeignete Formate zur kulturellen Bildung und Vermittlung von Kunst und Kultur anzubieten. Das Spektrum reicht von Familienführungen über Kooperationen mit Schulen, speziellen Angebo ten für Seniorinnen und Senioren bis hin zum freien Eintritt für Kinder und Jugendliche. Die BKM unterstützt diese Vermittlungsarbeit zum Beispiel mit VorOrt Beratungen. Die geförderten Einrichtungen erhalten dabei konkrete An regungen durch Expertinnen und Experten der kulturellen Bildung. KULTUR42 › Stiftung Genshagen – Kunst- und Kulturvermittlung in Europa STIFTUNG GENSHAGEN Die Stiftung Genshagen widmet sich dem Dialog zwischen Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft. Themenschwerpunkte sind ein „Europäischer Dialog – Europa politisch denken“ sowie Kunst und Kulturvermittlung in Europa – ein Bereich, der von der BKM besonders gefördert wird. Frankreich und Polen engagieren sich in der Stiftung und fördern Mit arbeiterstellen und Einzelvorhaben. Die Stiftung wird gemeinsam vom Bund und vom Land Brandenburg getragen. www.deutsche-digitale-bibliothek.de ist das zentrale Portal für digitale Objekte aus deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen. Hier stellen Museen, Archive, wissenschaftliche Institute, Bibliotheken und Mediatheken ihre Bestände in digitalisierter Form ein: Bücher, Bilder, Archivalien, Musikdateien, Filme und vieles mehr. KULTUR UND WISSEN ONLINE – DIE DEUTSCHE DIGITALE BIBLIOTHEK › Kunstwerke eines Museums betrachten, historische Musiknoten ausdru cken oder Fotos zu geschichtlichen Ereignissen herunterladen: Auf der Internetseite der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) ist all das kosten frei vom eigenen Computer aus möglich. Früher musste man für Recherchen vor Ort sein – im Museum, im Archiv oder in anderen Kultureinrichtungen bundesweit. Die DDB er möglicht nun, sämtliche Bestände der angeschlossenen Einrichtungen mit modernster Suchtechnik zentral zu erschließen. Sie bietet Zugang zu Kultur und Wissenschaft in einer bisher nicht gekannten Form. So trägt sie zur Demokratisierung von Wissen und Ressourcen bei. Sie verfolgt keine kommerziellen Interessen und achtet die Urheberrechte. Startseite der Deutschen Digitalen Bibliothek › Ausstellung zum Start des online-Portals www.europeana1914-1918.eu/de in der Staatsbibliothek Berlin Deutscher Beitrag zur Europeana Die Deutsche Digitale Bibliothek ist der deutsche Beitrag zur „Europeana“, ihrem europäischen Pendant. Die EU-Mitglied staaten speisen hier die Bestände ihrer Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen ein. „Europeana“ bündelt das wissenschaftliche und kulturelle Erbe der EU-Länder und macht es weltweit zugänglich. Auf www.europeana.eu kann in sämtlichen europäischen Sprachen recherchiert werden. Momentan sind bereits über 50 Millionen digitale Objekte verfügbar – und es werden täglich mehr. 43 Seit 2009 fördert der Bund die Deutsche Digitale Bibliothek – sowohl den Aufbau der Infrastruktur als auch, gemeinsam mit den Ländern, den laufenden Betrieb. Im März 2014 startete die Vollversion der Deutschen Digitalen Bibliothek im Netz mit rund 7 Millionen Objekten. Sie verfügt inzwischen über 19 Millionen Objekte. Die Bestände werden permanent ausgebaut. Nicht nur für Nutzerinnen und Nutzer, auch für Kultur und Wissen schaftseinrichtungen bedeutet die Deutsche Digitale Bibliothek eine große Chance. Hier können sie ihre Bestände weltweit sichtbar und zu gänglich machen. Und für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bieten sich völlig neuartige Möglichkeiten der Forschung. Bisher kooperieren mehr als 2.000 deutsche Institutionen mit der DDB, davon bereits über 230 als aktive Datengeber. Viele speisen bereits vor handene Bestände ein und digitalisieren zugleich viele ihrer Objekte. Auch die Zahl der Datengeber der DDB steigt laufend. Um diese Ent wicklung voranzutreiben, fördert die BKM verschiedene Digitalisie rungsvorhaben. KULTUR44 KULTUR 45 KULTUR KULTUR UND INTEGRATION › „Sonderpreis für Projekte zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen“ – u. a. für die Dresdner Band „Banda Internationale“ Multaka KULTURELLE INTEGRATION Die Kulturstaatsministerin fördert Modellprojekte, die den interkulturellen Austausch im Blick haben. Ein Beispiel dafür ist Multaka. Multaka ist arabisch und bedeutet Treffpunkt. Und genau darum geht es bei diesem Projekt der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: durch Begegnungen den Austausch kultureller und historischer Erfahrungen zu fördern. In mehreren Berliner Museen begleiten arabischsprachige Geflüchtete andere Flüchtlinge durch die Sammlungen. Dabei tauschen sie sich nicht nur über die Kultur ihrer Herkunftsländer aus, sondern stellen auch Verbindungen zu Kultur und Geschichte Deutschlands her. Unsere Gesellschaft wird zunehmend von Migration geprägt. Kulturelle Teilhabe ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Zuwanderer in der Fremde ihre neue Umgebung verstehen und dass auch sie hier ver standen werden. Denn kulturelle Teilhabe ist eben auch gesellschaftliche Teilhabe. Daher kann kulturelle Bildung eine wichtige Rolle dabei spielen, den Zusammenhalt in einer heterogenen, ethnisch vielfältigen Gesellschaft zu stärken. Projekt Multaka – Führungen syrischer und irakischer Flüchtlinge in Berliner Museen › KULTUR46 Preisverleihung beim Start der Veranstaltung „Kultur öffnet Welten“ im Deutschen Historischen Museum, Berlin MODELLPROJEKTE ZUR KULTURELLEN TEILHABE Kulturelle Vielfalt in Deutschland Modellvorhaben wie Multaka ermöglichen es auch, die interkulturelle Öffnung der Kulturinstitutionen voranzutreiben – eine der Zielsetzungen des Nationalen Aktionsplans Integration der Bundesregierung. Die BKM betreut hier das Kapitel „Kultur“ federführend. Ein konkretes Ziel des Nationalen Aktionsplans Integration ist es zum Beispiel, maßgebliche Akteure deutschlandweit zu vernetzen. Viel ist bereits erreicht. Das „Netzwerk Kulturelle Bildung und Integration“ ist seit 2012 aktiv und wird von der Stiftung Genshagen koordiniert. In Deutschland leben Menschen mit vielen verschiedenen kulturellen Hintergründen. Diese Vielfalt bereichert den Austausch und die Kreativität in Kunst und Kultur und im gesellschaftlichen Miteinander. Die Kulturstaatsministerin stellt zum Beispiel Fördermittel für die Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland „Porta Polonica“ mit Sitz in Bochum bereit. Diese dokumentiert und vermittelt die Spuren und Einflüsse des polnischen Lebens in Deutschland in einem zentralen Internetportal. Kernstück des Portals ist der „Atlas der Erinnerungsorte“. www.porta-polonica.de Um die kulturelle Identität der als „nationale Minderheiten“ anerkannten Gruppen zu erhalten, stellt die Kulturstaatsministerin Förderhilfen zur Verfügung. Zu den nationalen Minderheiten zählen die deutschen Sinti und deutschen Roma, die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein sowie die Nordund die Saterfriesen. › KULTUR 47 Kultur öffnet Welten Außerdem hat Kulturstaatsministerin Grütters die bundesweite Initiative „Kultur öffnet Welten“ ins Leben gerufen, an der sich alle Bundesländer, die Kommunen, künstlerische Dachverbände und viele einzelne Akteure beteiligen. Kreative, Künstler und Kulturinstitutionen aller Sparten präsentieren im Rahmen einer Aktionswoche ihre vielfältigen Projekte, die Brücken zwischen Menschen und Kulturen bauen sollen. Mit ihren Angeboten stehen sie für die kulturelle Vielfalt in Deutschland, die erst durch die Teilhabe möglichst vieler Menschen lebendig wird. Im Mai 2016 fand die Aktionswoche das erste Mal statt. Dabei vergab die Kulturstaatsministerin drei Preise für künstlerische Projekte mit geflüchteten Menschen. Mit den Prämien für die zehn nominierten Projekte standen dafür insgesamt fast 50.000 Euro an Preisgeldern zur Verfügung. Die unterschiedlichen Projekte und Aktionen sind auf der Internetplattform www.kultur-oeffnet-welten.de vorgestellt. KULTUR48 KULTUR 49 PROVENIENZFORSCHUNG PROVENIENZFORSCHUNG UND RESTITUTION NS-RAUBKUNST: DEUTSCHLAND TRÄGT HISTORISCHE VERANTWORTUNG Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden zahlreiche Kunst und Kulturgüter vor allem aus jüdischem Besitz geraubt, enteignet oder anderweitig entzogen. Viele Menschen mussten bei ihrer Flucht aus Deutschland ihren Besitz zurücklassen oder zwangsweise unter Wert verkaufen. Nach wie vor befinden sich solche Kunstwerke und andere Kulturgüter verstreut in öffentlichen Sammlungen oder in Privatbesitz. Deutschland kommt in diesem sensiblen Bereich seiner historischen Verantwortung nach und setzt sich mit Nachdruck für die Suche nach verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern sowie für gerechte und faire Lösungen in entsprechenden Restitutionsangelegenheiten ein. › Rückgabe des Gemäldes „Römische Campagna“ von Lovis Corinth an die Erbinnen eines jüdisch-deutschen Kunstsammlers KULTUR50 WASHINGTONER ERKLÄRUNG 1998 hat Deutschland zusammen mit 43 weiteren Staaten und 13 Nicht regierungsorganisationen die sogenannte „Washingtoner Erklärung“ verabschiedet. Gemeinsam erklärten sie sich darin bereit, auf Basis der jeweiligen Rechtssysteme weiter nach NSRaubkunst – also im National sozialismus verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz – zu suchen und gerechte und faire Lösungen für den weiteren Umgang mit ihr zu finden. Mit ihrer „Gemeinsamen Erklärung“ haben Bund, Länder und Kommu nen 1999 die Washingtoner Prinzipien auf die föderalen Strukturen in Deutschland übertragen. PROVENIENZFORSCHUNG Seither sind insbesondere alle öffentlichen Einrichtungen – aber auch Privatpersonen – aufgerufen, ihre Kulturgutbestände rasch und umfas send auf ihre Herkunft hin zu prüfen. Grundlegende Hinweise, Leitlinien und Instrumente der Provenienzfor schung finden Museen, Archive, Bibliotheken und andere, auch private Sammlungen in einer „Handreichung zur Umsetzung der Washingtoner Erklärung“. Die BKM hat sie 2001 herausgegeben, 2007 erweitert und 2013 auf www.lostart.de online verfügbar gemacht. KULTUR 51 › Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin zu „Raub und Restitution“ DER „SCHWABINGER KUNSTFUND“ Seit November 2013 ist das Thema NSRaubkunst neuerlich ins Licht der breiten Öffentlichkeit gerückt. In Cornelius Gurlitts Wohnung in MünchenSchwabing wurde eine Samm lung mit 1.280 Kunstwerken gefunden, die von dessen Vater angelegt worden war. Dieser war als Kunsthändler auch im Auftrag des NSRegimes tätig. Die Werke seiner Sammlung standen daher teilweise unter Raub kunstverdacht. Eine international besetzte „Taskforce“ übernahm ab November 2013 die Aufgabe, NSRaubkunst in der Sammlung zu identifizieren und einen transparenten Umgang damit zu sichern. Sie legte im Januar 2016 plan mäßig ihren Abschlussbericht vor. Das Projekt „Provenienzrecherche Gurlitt“ des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg, das von der BKM finanziert wird, führt die Provenienzforschung fort. KULTUR52 › Zwei Experten für Provenienzforschung bei der Arbeit LOST-ART-DATENBANK Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste dokumentiert Such und Fundmeldungen in einer frei zugänglichen LostArtDatenbank, die ein zentrales Instrument der Provenienzrecherche ist. Um insbesondere die Suche nach NS-Raubkunst weiter auszubauen, haben der Bund, die Länder und die Kommunen 2015 die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg gegründet. Hat eine Recherche ergeben, dass bei einem Kunstwerk ein verfolgungs bedingter Entzug nicht auszuschließen ist, kann es in der Internet- Datenbank veröffentlicht werden. Gleichzeitig können dort Privat personen oder Institutionen Suchmeldungen publizieren. FÖRDERMITTEL FÜR PROVENIENZFORSCHUNG Das Zentrum ist national und international zentraler Ansprechpartner in Fragen unrecht mäßiger Entziehungen von Kulturgut in Deutschland im 20. Jahrhundert. Das Hauptaugenmerk des Zentrums gilt hierbei der NS-Raubkunst. Grundlage für seine Arbeit in diesem Bereich sind die „Washingtoner Prinzipien“ und die „Gemeinsame Erklärung“. Das Zentrum führt die Auf gaben der ehemaligen Koordinierungsstelle Magdeburg und der ehemaligen Arbeitsstelle für Provenienzforschung fort und baut sie aus. Es ist der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen, die Provenienz forschung zu NSRaubkunst noch weiter zu stärken und voranzutreiben. Daher hat die Kulturstaatsministerin die Fördermittel des Bundes für Provenienzforschung deutlich erhöht. Die BKM stellt für Provenienz recherche einschließlich des Bundesanteils bei der Finanzierung des Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt die Provenienzforschung in Deutschland. Dazu gehören nationale und internationale Kooperationen, insbesondere auch mit Forschungseinrichtungen. Mittlerweile haben mehr als 1.300 Personen und Einrichtungen aus dem In und Ausland LostArtKunstwerke in Form von Such bzw. Fund meldungen zu NSRaubkunst oder Beutegut gemeldet. Die Anzahl der Objekte zu Fundmeldungen hat sich seit 2008 von rund 6.750 auf jetzt über 37.000 mehr als verfünffacht. KULTUR Das Zentrum wird der Provenienzforschung neue Perspektiven eröffnen und die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs in den nächsten Jahren ein gutes Stück voranbringen. Daneben zählen kriegsbedingt verlagerte Kulturgüter (Beutegut) sowie Kulturgutverluste während der sowjetischen Besatzung und in der DDR zu den Handlungsfeldern des Zentrums. www.kulturgutverluste.de. Dialog mit Russland zur „Beutekunst“ Zahlreiche Kulturgüter aus Deutschland wurden in der Folge des Zweiten Weltkriegs als „Beutekunst“ in andere Staaten, insbesondere in die Sowjetunion verbracht. Die Bundesregierung verhandelt die Rückführung der Kunst- und Kulturschätze und stützt sich dabei auf völkerrechtliche Abkommen. Für Russland ist dabei die Kulturstaatsministerin zuständig, für alle anderen Staaten das Auswärtige Amt. Regelmäßig finden dazu Gespräche der BKM mit der russischen Regierung statt. So hat Russland nach langwierigen Verhandlungen 2002 und 2008 insgesamt 117 mittelalterliche Bleiglasfenster der Marienkirche in Frankfurt/ Oder zurückgegeben. Zudem bestehen Kooperationen zwischen deutschen und russischen Experten, die unabhängig von den offiziellen Verhandlungen auf fachlicher Ebene immer enger werden. 53 Deutschen Zentrums Kulturgutverluste jährlich bis zu sechs Millionen Euro zur Verfügung. Weitere Mittel kommen von den Ländern und den geförderten Einrichtungen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert die Provenienzfor schung zu NSRaubkunst über finanzielle Zuwendungen und hilft, das vorhandene Wissen und aktuelle Forschungsergebnisse zu bündeln. Seit 2008 wurden rund 17,5 Millionen Euro vom Bund aufgewendet, um Forschungsvorhaben zur Provenienzforschung in Kultureinrichtungen zu finanzieren; 234 Forschungsprojekte wurden in 156 Häusern gefördert. Seit der Unterzeichnung der „Washingtoner Erklärung“ wurden nach Erkenntnissen des Zentrums in Deutschland mehr als 15.100 Einzel objekte als NSRaubkunst identifiziert und restituiert, darunter mehr als 9.500 Bücher und diverses Archivgut. EMPFEHLUNGEN DER BERATENDEN KOMMISSION Bei Differenzen über die Rückgabe von Kulturgütern können öffentliche Einrichtungen und ehemalige Eigentümer oder Erben die „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NSverfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz“ anrufen. Diese Kommission übernimmt eine Mediatorenrolle, wenn dies von beiden Seiten gewünscht wird. Zur Beilegung der Meinungsverschieden heiten kann sie Empfehlungen aussprechen. Die Kommission gibt es seit 2003. Sie entstand auf Initiative der BKM, der Kultusministerkonferenz und der kommunalen Spitzenverbände. Die Geschäftsstelle der Kommission befindet sich beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. KULTUR54 KULTURGUT SCHÜTZEN UND ERHALTEN BEDEUTUNG DES KULTURGUTSCHUTZES – NATIONAL UND INTERNATIONAL Kulturgüter sichern, erhalten und für kommende Generationen bewahren – das ist die gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern. Dabei geht es nicht nur um Kulturgut, das für die Bundesrepublik von nationaler Bedeutung ist, sondern auch um das kulturelle Erbe der Menschheit, das des gemeinsamen Schutzes aller Staaten bedarf. Vor allem in Krisensituationen und bewaffneten Konflikten werden immer wieder Museen und archäologische Grabungsstätten geplündert und Kulturgüter illegal ins Ausland geschafft. 2015 forderte der UN-Sicherheitsrat die Staatengemeinschaft mehrfach auf, wegen der Zerstörung des Weltkulturerbes in Syrien und im Irak und der Finan zierung terroristischer Aktivitäten durch den illegalen Handel mit Kulturgütern verstärkt Maßnahmen gegen das Geschäft mit Raubgut zu ergreifen. Gemälde „Blaues Pferd I“ von Franz Marc im Lenbachmuseum – einzigartiges Kulturgut › KULTUR 55 › Kein illegaler Handel mit Objekten aus Raubgrabungen KULTURGUTSCHUTZGESETZ Mit der Neuregelung des Kulturgutschutzrechts kommt Deutschland der Aufforderung des UNSicherheitsrates nach und setzt gleichzeitig auch dringend erforderliche Anpassungen an EURecht und internationale UNESCOStandards um. Die EUStaaten hatten sich bereits 1993 mit dem Wegfall der Grenz kontrollen im SchengenRaum darauf verständigt, wechselseitig die nationale Unterschutzstellung beweglicher Kulturgüter anzuerkennen. Wird Kulturgut, das in einem EUMitgliedsstaat geschützt ist, unrecht mäßig in einen anderen EUMitgliedsstaat verbracht, muss es zurück gegeben werden. 2014 hat die EU diese Regelungen weiter verschärft, die Deutschland 2016 in seinem Kulturgutschutzgesetz umsetzt. Die Verpflichtung, unrechtmäßig verbrachtes Kulturgut an den Her kunftsstaat zurückzugeben, besteht im Übrigen nicht nur zwischen den EUStaaten. Diese Pflicht gilt zwischen allen Staaten, die das UNESCO „Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut“ aus dem Jahr 1970 ratifiziert haben. Derzeit sind dies 131 Staaten. Deutsch land ist dem Übereinkommen 2007 beigetreten. Band der Amerika-Tagebücher Alexander von Humboldts (1799–1804) – wertvolles Kulturgut 57 › Kulturgutschutz – Datenbank und Infos NATIONAL WERTVOLLES KULTURGUT Seit 2010 gibt es die gemeinsame BundLänder-Website www.kulturgutschutzdeutschland.de. Dort kann das Gesamt verzeichnis national wertvollen Kulturgutes abgerufen werden. Kulturgut, dessen Abwanderung ins Ausland einen wesentlichen Verlust für den deutschen Kulturbesitz bedeuten würde, muss besonders ge schützt werden. So können zum Beispiel diejenigen, die professionell mit Kulturgütern handeln, national wertvolles Kulturgut leichter erkennen und bestimmen. Die Seite enthält darüber hinaus wichtige Informationen zu gesetzlichen Bestimmungen, Ausfuhrgenehmigungen und Ansprechpartnern sowie Informationen über Schutzund Ausfuhrbestimmungen für Kulturgut ausländischer Staaten. Ein Beispiel dafür ist die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra. Zunächst durch Raubgräber illegal ausgegraben, kam sie zurück nach Deutschland und wurde 2012 in das „Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes“ aufgenommen. Damit darf sie – wie jedes andere ab 1955 eingetragene Kulturgut in Deutschland auch – nur mit Genehmigung aus Deutschland ausgeführt werden. Seit 1955 gab es etwa 2.700 Eintragungen in die „Verzeichnisse national wertvollen Kulturguts“, die jedes Bundesland in Deutschland führt und die in einer OnlineDatenbank recherchierbar sind. Dabei umfasst eine Eintragung häufig eine Vielzahl von Einzelobjekten, insbesondere dann, wenn Sammlungen und Archive eingetragen sind. Mit der Novellierung des Kulturgutschutzes 2016 werden – in Anpassung an EURecht – Sammlungen öffentlicher Museen und Archive generell unter Schutz gestellt. Sofern der Eigentümer einer Leihgabe an öffentli che Museen zustimmt, kann auch er von diesem Schutz profitieren. KULTUR58 KULTUR 59 BEDEUTUNG DES DENKMALSCHUTZES In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,3 Millionen Denkmäler – von der Dorfkirche und dem Fachwerkhaus bis hin zur UNESCOWelt erbestätte. Sie zu erhalten, ist eine wichtige kulturpolitische Aufgabe. Beim Denkmalschutz ergänzt der Bund das Engagement der Länder und Kommunen. Die Kulturstaatsministerin hat dabei vor allem die überregional bedeutenden Denkmäler im Blick – zum Beispiel das alte Rathaus in Bremen, die Zuckerfabrik Oldisleben und die Friedenskirche Potsdam. Die Erhaltung dieser Denkmäler fördert die BKM 2016 aus dem Bundesprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“. Mehrere DenkmalschutzSonderprogramme haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass wichtige Kulturdenkmäler im gesamten Bun desgebiet saniert werden konnten. Die Fördermittel des Bundes sind da bei durch Mittel von Ländern, Kommunen, Eigentümern oder Projekt trägern ergänzt worden. Neben solchen speziellen DenkmalschutzFörderprogrammen stellt der Bund auch Sondermittel für bedeutende Sanierungsvorhaben bereit. Beispiele sind das Großprojekt Berliner Museumsinsel oder das Indust riedenkmal Völklinger Hütte. Hinzu kommen 2016 und in den Folge jahren beträchtliche Investitionen zur langfristigen Erhaltung und In standsetzung einzelner national bedeutsamer Kulturdenkmäler, etwa zu Gunsten der ehemaligen Synagoge Görlitz oder des Denkmalensembles Eiderstedter Kirchen. › Bremer Rathaus, UNESCO-Weltkulturerbe KULTUR60 › Bundesarchiv in Koblenz Der Deutsche Bundestag hat 2016 erstmals auch Mittel für die Sanierung und Modernisierung bedeutsamer Orgeln bereitgestellt. Mit 5 Millionen Euro werden insbesondere denkmalpflegerische Maßnahmen an wert vollen Instrumenten gefördert. Außerdem gibt es Förderprogramme, die in erster Linie Kulturinstitutio nen unterstützen, gleichzeitig aber auch denkmalpflegerische Ziele ver folgen. Das Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Ostdeutschland“ gehört dazu. PROGRAMM „NATIONAL WERTVOLLE KULTURDENKMÄLER“ Das älteste Denkmalschutzprogramm des Bundes gibt es seit 1950. Mehr als 600 Denkmäler nationalen Ranges sind seither mit diesen Fördermit teln saniert worden – darunter so bedeutende Bauwerke wie das Rathaus in Goslar, die Hamburger Haupt kirche St. Katharinen oder die Georgen kirche in Wismar. Dazu gehören auch das brandenburgische Stift Neu zelle, das Eutiner Schloss und der Jüdische Friedhof BerlinWeißensee. Antragsformulare unter www.kulturstaatsministerin.de („Formulare und Anträge“). Bundesarchiv und Deutsche Nationalbibliothek Das Bundesarchiv sichert die Überlieferung zentraler Organe der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, des Deutschen Reiches und des Deutschen Bundes. Die Archivalien spiegeln die wechselvolle deutsche Geschichte der vergangenen zwei Jahrhunderte wider. Die Schrift-, Bild-, Film- und Tondokumente werden auf Dauer gesichert, erschlossen und der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich gemacht. Mit seinen zehn Dienststellen an acht Standorten ist das Bundesarchiv eine der größten Einrichtungen im Geschäftsbereich der Kulturstaatsministerin. www.bundesarchiv.de Massiver Tintenfraß an deutscher Handschrift aus dem 15. Jahrhundert Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) sammelt an ihren Standorten Leipzig und Frankfurt/Main alle ab 1913 erschienenen deutschen und deutschsprachigen Publikationen in Wort, Bild und Ton, gedruckt, auf Datenträgern oder online. Jeder, der in Deutschland publiziert, ist verpflichtet, seine Arbeiten der DNB zur Verfügung zu stellen. So kommen täglich mehr als 2.100 neue gedruckte Werke und knapp 2.500 digitale Publikationen zum Bestand dazu. www.dnb.de 61 › SCHRIFTLICHES KULTURGUT ERHALTEN Alte Bücher, historische Schriften und Quellen sind sehr bedeutende und zugleich fragile Zeugnisse unserer kulturellen Vergangenheit. Der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar 2004 und der Einsturz des Stadtarchivs in Köln 2009 haben dies einer breiten Öffentlichkeit schmerzhaft vor Augen geführt. Es sind jedoch nicht nur Unglücksfälle, die Schriften und Bücher gefähr den. Etwa die Hälfte der unikalen Überlieferung in Archiven und etwa 9 Millionen historisch wertvolle Bücher sind von der Zerstörung durch schleichenden Papierzerfall und so genannten Tintenfraß bedroht. 2011 hat der Bund gemeinsam mit den Ländern die „Koordinierungs stelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“ bei der Staats bibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, eingerichtet. In einem ersten wichtigen Schritt hat sie im Herbst 2015 Handlungsemp fehlungen für den Erhalt schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken vorgelegt, die es nun umzusetzen gilt. Ihre Aufgabe ist es gleichzeitig, bestehende Netzwerke zu verknüpfen und bundesweit Modellvorhaben der Forschung und Bestandserhaltung zu fördern. ERINNERN UND GEDENKEN62 ERINNERN UND GEDENKEN ERINNERN UND GEDENKEN 63 › Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin Deutsch-russische Geschichte gemeinsam aufarbeiten Die „Gemeinsame Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen“ wurde 1997 gegründet. Sie geht auf die Initiative des damaligen Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl und des damaligen russischen Präsidenten Boris N. Jelzin zurück. Das Expertengremium berät die BKM bei der Förderung von Forschungs- und Editionsprojekten, veröffentlicht Ergebnisse eigener Aktivitäten und organisiert jährliche Kolloquien. Ziel ist es, die Forschung zur deutsch-russischen Geschichte im 20. Jahrhundert zu fördern und damit zu Verständnis und Vertrauen zwischen Russland und Deutschland beizutragen. www.deutsch-russischegeschichtskommission.de DEUTSCHLAND TRÄGT HISTORISCHE VERANTWORTUNG Aufgrund seiner jüngeren Geschichte trägt Deutschland eine große Verantwortung für Erinnerung, Aufarbeitung und Versöhnung. Das Regime des Nationalsozialismus mit seinen Menschheitsverbrechen und Vernichtungskriegen forderte Millionen Opfer. Ihrer zu gedenken und die Geschichte aufzuarbeiten, ist eine immerwährende Verpflich tung. Zum historischen Erbe des wiedervereinten Deutschland zählt seit 1990 auch die SEDDiktatur in der ehemaligen SBZ/DDR. Aufgabe von Staat und Gesellschaft ist es, an das dort verübte Unrecht zu erinnern und das Gedenken an die Opfer zu bewahren. ERINNERN UND GEDENKEN64 › AUSEINANDERSETZUNG MIT GESCHICHTE FÖRDERN Die Geschichte muss konsequent aufgearbeitet werden. Besonders wichtig ist es, jungen Menschen die Lehren aus diesen Kapiteln unserer Geschichte zu vermitteln und ihr Verantwortungsgefühl für Demokratie und Freiheitsrechte zu stärken. Die Verantwortung aus unserer Geschichte verpflichtet uns, Diskrimi nierung, Intoleranz und Ausgrenzung zu ächten. Auch gilt es, Angriffen auf die tragenden Prinzipien unserer demokratischen Ordnung entge genzutreten. Gerade die Jahre 2014 und 2015 boten viele Anlässe, sich mit der jüngeren deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. — — Projekt „Freedom Express“ – Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität – für eine freiheitliche Erinnerungskultur in Europa Die Kulturministerinnen und -minister Polens, Rumäniens, der Slowakei, Ungarns und Deutschlands sind Initiatoren und Träger des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität. Es ist die einzige Initiative mehrerer Staaten, die sich der Aufarbeitung des von Diktaturen und Gewalterfahrungen besonders geprägten 20. Jahrhunderts widmet. Das Netzwerk initiiert Bildungs- und Forschungsprojekte und stößt auch gesellschaftliche Diskurse an. Indem es die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven in Europa bewusstmacht, trägt es zu einer freiheitlichen Erinnerungskultur bei. Die BKM fördert die Geschäftsstelle mit Sitz in Warschau und unterstützt die Vorhaben des Netzwerks. www.enrs.eu Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück – Dauerausstellung 65 › Politikergedenkstiftungen als Lernorte GEDENKSTÄTTEN IN DEUTSCHLAND – VORBILDLICH IM UMGANG MIT UNSERER GESCHICHTE Zeitreisen in verschiedene Etappen deutscher Geschichte unternehmen – die fünf Politikergedenkstiftungen des Bundes machen dies möglich. Ihre Museen und Ausstellungsorte sind Lernorte der historisch-politischen Bildung. In Deutschland gibt es eine Vielzahl herausragender Gedenkstätten. Sie werden meist von Kommunen und Ländern gefördert. Häufig sind sie aus lokalen Initiativen entstanden und werden mit hohem bürgerschaft lichem Engagement betrieben. Sie arbeiten mit Zeitzeugen und wissen schaftlichen Einrichtungen zusammen und kooperieren mit Schulen und Trägern politischer Bildungsarbeit. Sie machen das Wirken von Otto von Bismarck, Friedrich Ebert, Theodor Heuss, Konrad Adenauer und Willy Brandt und damit deutsche Zeitgeschichte erlebbar. Diese einzigartige, dezentrale und plurale Gedenkstättenlandschaft in Deutschland gilt es zu erhalten und zu fördern. Aufgabe des Bundes ist es dabei, sich bei Einrichtungen und Gedenkinitiativen von nationaler und internationaler Bedeutung zu engagieren. Öffnungszeiten und Anfahrtspläne für die Standorte Friedrichruh, Heidelberg, Stuttgart, Bad Honnef, Berlin und Lübeck unter www.politikergedenkstiftungen.de. Diesem Gedanken folgt auch die „Gedenkstättenkonzeption des Bundes“ aus dem Jahr 1999, die 2008 fortgeschrieben wurde. Mit ihr systemati siert die Bundesregierung ihre Unterstützung für Gedenkstätten. Für die Bundesförderung von Gedenkstätten ist die Konzeption maßgebende Grundlage. Die „Fortschreibung der Gedenkstätten konzeption des Bundes“ im Wortlaut unter www.kulturstaatsministerin.de ERINNERN UND GEDENKEN66 ERINNERN UND GEDENKEN GEDENKEN GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS VERFOLGUNG UND VERNICHTUNG Das NSRegime hat in der Welt millionenfaches Leid verursacht. Seine Opfer wurden entrechtet, verfolgt und ermordet. Unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten wurden zahllose Verbrechen an ethnischen, religiösen und anderen Minderheiten und gegen die Menschlichkeit verübt. Der Zweite Weltkrieg, dem rund 60 Millionen Menschen zum Opfer fielen, ist vom NSRegime in Deutschland ausgegangen. Auch der von den Nazis betriebene Völkermord an den europäischen Juden ist in der Geschichte ohne Beispiel. Der Ermordung von sechs Millionen Juden – ein Menschheitsverbrechen von ungekanntem Aus maß – kommt in der deutschen Erinnerungskultur eine einzigartige Bedeutung zu. › Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit dem Ort der Information in Berlin 67 KZ-GEDENKSTÄTTEN DAUERHAFT FÖRDERN Auschwitz, Dachau, BergenBelsen – die Namen der großen Konzentrationslager und Todesfabriken wurden zu Synonymen für das national sozialistische Terrorregime. Als bleibende Zeitzeugnisse sind die authen tischen Orte von zentraler Bedeutung, um an die Verbrechen zu erinnern und der vielen Opfer zu gedenken. Aufgrund der besonderen Bedeutung für das Gedenken an die Opfer fördert die Kulturstaatsministerin dauerhaft – gemeinsam mit dem jeweiligen Sitzland – als authentische Orte des NSTerrors die KZGedenkstätten - — Buchenwald und MittelbauDora in Thüringen, — Sachsenhausen und Ravensbrück in Brandenburg, — BergenBelsen in Niedersachsen, — Neuengamme in Hamburg und — Dachau und Flossenbürg in Bayern. Die in Polen gelegene KZGedenkstätte Auschwitz fällt in die Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes. › Neue Dauerausstellung Gedenkstätte Buchenwald 69 › Freiluftausstellung der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin DENKMÄLER UND EINRICHTUNGEN IN BERLIN Deutschlands zentrales Mahnmal zur Erinnerung an den „Holocaust“ ist das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Das Stelenfeld im Zentrum Berlins mit seinem unterirdischen Ort der Information wurde mit Bundesmitteln errichtet und 2005 eröffnet. 2008 ließ der Bund im Berliner Tiergarten das „Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ errichten. Dort befindet sich auch das „Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas“. Es wurde 2012 der Öffentlichkeit übergeben. Im September 2014 wurde der „Gedenk und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘Morde“ in der Tiergarten straße 4 eingeweiht. Hier befand sich die Zentrale der Organisation, die unter dem Decknamen „T4“ den Massenmord an Patienten aus Heil und Pflegeanstalten im Deutschen Reich initiierte, koordinierte und durch führte. › Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Dauerausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Eine weitere herausragende Gedenkeinrichtung in Berlin ist die „Gedenk und Bildungsstätte Haus der WannseeKonferenz“. Sie hatte Verfolgung, Deportation, Ghettoisierung und systematische Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten zur Folge. Die Ein richtung bietet zudem vielfältige pädagogische Angebote zum Beispiel für Schulklassen an. Mit Suchdiensten persönliche Schicksale klären Die eigene Geschichte und das Schicksal der Familie und Verwandten zu kennen, ist eine wichtige Voraussetzung zur Aufarbeitung von Erinnerungen. Auf dem Gelände des Erinnerungsortes „Topographie des Terrors“ in Berlin Mitte befanden sich die Zentralen der Geheimen Staatspolizei, der SS und des Reichssicherheitshauptamts. Nun informiert dort ein internationales Dokumentations und Begegnungszentrum umfassend über die verbrecherischen Systeme des Nationalsozialismus und fordert zur Auseinandersetzung mit der Geschichte auf. Mit dem Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen und der Deutschen Dienststelle (WASt) in Berlin unterstützt die BKM zwei Einrichtungen, die besonders wichtig sind, um persönliche Schicksale aufzuklären. Zentraler nationaler Ort der Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“. Sie befindet sich im Bendlerblock in Berlin, am historischen Ort des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944. Die „Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ betreibt in Berlin auch das „Museum Blinden werkstatt Otto Weidt“ und die „Gedenkstätte Stille Helden“. Beide Gedenkorte erinnern an Menschen, die während der NSDiktatur verfolgten Juden beistanden. Der Internationale Suchdienst archiviert Unterlagen zur Verfolgung und Vernichtung unter dem Nationalsozialismus. Sie stammen unter anderem von der Gestapo, aus Konzentrationslagern und aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der Suchdienst steht für die persönliche Familienforschung und die Wissenschaft offen. www.its-arolsen.org Informations- und Dokumentationsstätte Memorium Nürnberger Prozesse im Landgericht Nürnberg-Fürth Die „Deutsche Dienststelle (WASt) für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ gibt vor allem Auskünfte über das Schicksal deutscher und ausländischer Soldaten. Die ehemaligen „Wehrmachtauskunftstelle“ verwahrt Millionen von Dokumenten der Wehrmacht wie Wehrpässe, Personalakten und Kriegsgefangenenkarteien. www.dd-wast.de 71 › AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN NS-TÄTERN Seit 2008 fördert der Bund auch Dokumentationen zur Auseinander setzung mit den NSTätern an authentischen Orten. Dazu gehört die „Gedenk und Erinnerungsstätte Wewelsburg 1933–45“ bei Paderborn, deren Dauerausstellung Ideologie und Terror der SS thematisiert. Auf dem Gelände der ehemaligen „NSOrdensburg“ Vogelsang in der Eifel entsteht eine Ausstellung über die Schulungsstätte für NSNach wuchskader. Ein weiteres Beispiel ist das NSDokumentationszentrum München, das auf dem Gelände der NSDAPParteizentrale errichtet und 2015 eröffnet wurde. Der Erinnerungsort „Topf & Söhne – die Ofenbauer von Auschwitz“ dokumentiert die Geschichte des Erfurter Unternehmens, das einen Teil der technischen Ausstattung für das Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau und andere Konzentrationslager lieferte. Der Umgang mit den NSVerbrechern in der bundesdeutschen Nach kriegszeit war bislang nicht Gegenstand einer eigenen Dokumentations stätte. Das „Memorium Nürnberger Prozesse“ im Landgericht NürnbergFürth informiert seit 2010 über diesen wichtigen Themenkomplex am historischen Ort. ERINNERN UND GEDENKEN VON DER BKM GEFÖRDERTE EINRICHTUNGEN ZUR ERINNERUNG AN NS-VERBRECHEN – BEISPIELE: BADEN-WÜRTTEMBERG 1 BREMEN 11 Denkort U-Boot-Bunker Valentin 2 Gedenkstätte Grafeneck; Gomadingen 3 Außenstelle des Bundesarchivs bei der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen; Ludwigsburg BAYERN 4 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg 5 KZ-Gedenkstätte Dachau 6 NS-Dokumentationszentrum München 7 Memorium Nürnberger Prozesse BERLIN 8 Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Stiftung Topographie des Terrors, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Dokumentations zentrum NS-Zwangsarbeit Schöneweide, Deutsche Dienststelle (WASt) BRANDENBURG 9 KZ-Gedenkstätte Ravensbrück; Fürstenberg 10 K Z-Gedenkstätte Sachsenhausen (1945 bis 1950 Nutzung als sowjetisches Speziallager) HAMBURG 12 KZ-Gedenkstätte Neuengamme HESSEN 13 Gedenkstätte Hadamar 14 Internationaler Suchdienst; Bad Arolsen NIEDERSACHSEN 15 Gedenkstätte Bergen-Belsen 16 Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel 17 Gedenkstätte Esterwegen NORDRHEIN-WESTFALEN 18 Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945 19 Dokumentationsstätte NS-Ordensburg Vogelsang RHEINLAND-PFALZ 20 Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ-Hinzert SAARLAND 21 Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm; Saarbrücken SACHSEN 22 Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein 23 Gedenkstätte Münchner Platz; Dresden (Gedenkstätte mit NS- und SED-Vergangenheit) SACHSEN-ANHALT 24 KZ-Gedenkstätte Lichtenburg; Prettin 25 Gedenkstätte „Roter Ochse“; Halle/Saale (Gedenkstätte mit NS- und SED-Vergangenheit) THÜRINGEN 26 K Z-Gedenkstätte Mittelbau-Dora; Nordhausen 27 K Z-Gedenkstätte Buchenwald (1945 bis 1950 Nutzung als sowjetisches Speziallager); Weimar 73 ERINNERN UND GEDENKEN74 AUFARBEITUNG AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen – Wachturm des ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnisses des Ministeriums für Staatssicherheit ÜBERWACHUNG UND VERFOLGUNG Während im Westen Deutschlands nach 1945 der Aufbau einer rechts staatlichen Demokratie gelang, entstand in der Sowjetischen Besatzungs zone und später in der DDR eine Diktatur kommunistischer Prägung. Erst 1989/90 konnte sie durch die Friedliche Revolution überwunden werden. Viele Menschen wurden unter der SEDStaatspartei aus politischen Grün den benachteiligt, überwacht und verfolgt. Sie waren insbesondere den menschenverachtenden Methoden, der Bespitzelung und Unterdrückung, des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ausgeliefert. Hinzu kamen willkürliche und politisch motivierte Verhaftungen sowie Gerichtsverfahren ohne rechtsstaatliche Standards – oft mit langen Haft strafen. Menschen, die aus dem Land zu fliehen versuchten, verloren vielfach an der Mauer und Grenze ihr Leben. AUFARBEITUNG BLEIBT NOTWENDIG Auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende der DDR bleibt es notwendig, sich mit dem Unrecht der SEDDiktatur auseinanderzusetzen und an die Opfer zu erinnern. Gerade junge Menschen müssen über diese Zeit und die Unterschiede zwischen Demokratie und Diktatur aufgeklärt werden. Neben Kommunen, Ländern und Opferverbänden engagiert sich auch der Bund nachdrücklich bei der Aufarbeitung der SEDDiktatur. Die BKM för dert national bedeutsame Gedenkstätten und finanziert die Stiftung zur Aufarbeitung der SEDDiktatur. Mit der StasiUnterlagenBehörde und dem Bundesarchiv gewährleistet sie den Zugang zu den Akten des SEDStaates. Der „Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur“, der seit 2013 vorliegt, dokumentiert detailliert die Aktivitäten der vergangenen 25 Jahre. Unter www.kulturstaatsministerin.de kann er bestellt oder heruntergeladen werden. › ERINNERN UND GEDENKEN 75 ERINNERN UND GEDENKEN76 Die eigene Stasi-Akte einsehen: Informationen, Termine zur Bürgerberatung und das Antragsformular zur persönlichen Akteneinsicht unter www.bstu.bund.de AKTEN DES SED-STAATES ERSCHLIESSEN Die Akten des DDRStaatssicherheitsdienstes belegen eindringlich die rechtsstaatswidrigen Überwachungs und Verfolgungsmethoden des MfS. Verwaltet und erforscht werden sie vom Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, kurz „StasiUnterlagenBehörde“. Privatpersonen, Forscherinnen und Forscher sowie Medien können hier nach den Regeln des StasiUnterlagen- Gesetzes Akten einsehen. Im Laufe der Zeit haben sich die Arbeitsschwerpunkte der Behörde ge wandelt. So sind die Anträge auf Akteneinsicht erwartungsgemäß zu rückgegangen, Akten müssen aber inzwischen vor dem Zerfall gerettet werden. Angesichts des weiter wachsenden zeitlichen Abstands zu den Ereignissen in der DDR wird der Auftrag des StasiUnterlagenGesetzes, die Öffentlichkeit über die Tätigkeit des MfS zu unterrichten, immer wichtiger. Der Deutsche Bundestag hat im Juni 2016 die StasiUnterlagenBehörde und das Bundesarchiv damit beauftragt, ein gemeinsames Konzept für die dauerhafte Sicherung der StasiAkten durch eine Überführung des StasiUnterlagenarchivs in das Bundesarchiv zu entwickeln. Das Bundesarchiv verwahrt schon heute den gesamten zentralstaatlichen Aktenbestand der DDR – mit Ausnahme der Unterlagen des MfS und des früheren Außenministeriums. In der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR, die zum Bundesarchiv gehört, können unter anderem auch die Unterlagen der SED und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes genutzt werden. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für den Schulunterricht Fast überall in Deutschland leben Menschen, die über die SED-Diktatur aus eigenen Erlebnissen berichten können. Viele von ihnen wurden vom Staatssicherheitsdienst verfolgt oder waren in der DDR aus politischen Gründen im Gefängnis. Über das Portal www.ddr-zeitzeuge.de können Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bundesweit zum Beispiel an Schulen vermittelt werden. Das Koordinierende Zeitzeugenbüro organisiert die Gesprächspartner und trägt die Kosten. Bisher konnten schon mehr als 124.000 vor allem junge Menschen dieses Angebot nutzen. Das Büro ist eine gemeinsame Servicestelle der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer. › Schülergruppe Gedenkstätte Hohenschönhausen, Zellentrakt 77 STIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR Seit 1998 gibt es die Stiftung zur Aufarbeitung der SEDDiktatur. Als überparteilich agierende Einrichtung des Bundes unterstützt sie Projekte anderer Institutionen zu diesem Thema und trägt mit eigenen Veranstal tungen, Publikationen und Bildungsangeboten zur Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur bei. Auf großes Interesse stoßen insbesondere die Plakatausstellungen zu Aufarbeitungsthemen, die die Stiftung in hoher Auflage vorhält und gegen ein geringes Nutzungs entgelt zur Verfügung stellt. Mehr als 2.800 Projekte von Partnern wie Gedenkstätten, Opferverbän den, Geschichtsvereinen oder Bildungseinrichtungen hat die Stiftung bisher gefördert. Dabei wurden zum Beispiel Ausstellungen konzipiert, Bildungsvorhaben durchgeführt, Dokumentarfilme gedreht oder Initiati ven zur Opferberatung unterstützt. Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße – Fenster des Gedenkens mit Portraits von Maueropfern › GEDENKSTÄTTEN UND ERINNERUNGSORTE Die Kulturstaatsministerin fördert Gedenkstätten, Erinnerungsorte und Initiativen zur Geschichte der SEDDiktatur, die von nationaler Bedeu tung sind. Grundlage dafür ist die Gedenkstättenkonzeption des Bundes. So konnte zum Beispiel die Gedenkstätte BerlinHohenschönhausen nach Sanierung und Umbau im ehemaligen Untersuchungsgefängnis des Staatssicherheitsdienstes eine Dauerausstellung eröffnen. Hier können sich Besucherinnen und Besucher über die furchtbaren Bedingungen bei politischer Verfolgung in der SEDDiktatur informieren. Auf dem Gelände der ehemaligen StasiZentrale in BerlinLichtenberg wurde im Juni 2016 mit Bundesmitteln die OpenAirAusstellung der RobertHavemannGesellschaft neu eingerichtet, die sich der Friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 widmet. Auch das DDRMuseum in Pforzheim erhielt im Jubiläumsjahr der Wiedervereinigung eine neue Dauerausstellung, um insbesondere jungen Menschen zu zeigen, was es heißt, unter einer Diktatur zu leben. Bei diesem Museum handelt es sich um die einzige Einrichtung in den west lichen Bundesländern, die sich ausschließlich mit der Aufarbeitung der SEDDiktatur und der deutschen Teilung befasst. Weitere Informationen unter: www.stiftung-hsh.de; www.stasimuseum.de; www.pforzheim-ddr-museum.de Tränenpalast, Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße 79 › ORTE DER DEUTSCHEN TEILUNG Weitere Informationen unter www.berliner-mauer-gedenkstaette.de; www.moedlareuth.de; pointalpha.com Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist der zentrale Erinnerungsort an die deutsche Teilung im Zentrum Berlins. Auf einer Länge von 1,4 Kilome tern erstreckt sie sich über den ehemaligen Grenzstreifen an der Bernauer Straße. In der dazugehörigen Kapelle der Versöhnung wird jeden Werk tag an einen der Toten an der Berliner Mauer erinnert. Zum 25. Jahres tag des Mauerfalls am 9. November 2014 konnte im Dokumentationszen trum der Gedenkstätte eine neue Dauerausstellung eingeweiht werden. Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze fördert die BKM weitere Erinnerungsorte. Dazu gehören zum Beispiel die Gedenkstätte an der ehemaligen Grenzübergangsstelle MarienbornHelmstedt oder das DeutschDeutsche Museum Mödlareuth. In der Gedenkstätte Point Alpha konnte mit Bundeshilfe die Dauerausstellung im „Haus auf der Grenze“, die zwischen Hessen und Thüringen verlief, grundlegend überarbeitet werden. Anders als in Berlin sind Anzahl, Identität und Schicksal der Toten an der früheren innerdeutschen Grenze noch nicht umfassend erforscht. Finanziert von der BKM und drei Bundesländern, untersucht und doku mentiert der Forschungsverbund SEDStaat an der Freien Universität Berlin das Schicksal der Opfer des DDRGrenzregimes an der ehemaligen deutschdeutschen Grenze. ERINNERN UND GEDENKEN VON DER BKM GEFÖRDERTE EINRICHTUNGEN ZUR ERINNERUNG AN SED-UNRECHT UND DIE DEUTSCHE TEILUNG – BEISPIELE: BADEN-WÜRTTEMBERG 1Erinnerungsstätte für die Freiheits bewegungen in der deutschen Geschichte (Bundesarchiv); Rastatt 2DDR-Museum Pforzheim BRANDENBURG 5 Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße; Potsdam 6 Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR; Eisenhüttenstadt 7 Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus BAYERN 3 Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth SACHSEN 8 Gedenkstätte Bautzen BERLIN 4 Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Haus 1/Normannenstraße ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit, Stiftung Berliner Mauer, Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Gedenkort „Parlament der Bäume“, Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, ehemaliger Grenzübergang „Tränenpalast“ am Bahnhof Friedrichstraße, Dauerausstellung „Alltag in der DDR“ im Museum in der Kulturbrauerei der Stiftung Haus der Geschichte der Bundes republik Deutschland, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (Bundesarchiv) 9 Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“; Leipzig 10 Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau 11 Gedenkstätte Münchner Platz; Dresden (Gedenkstätte mit SED- und NS-Vergangenheit) SACHSEN-ANHALT 12 Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn 13 Gedenkstätte „Roter Ochse“; Halle/Saale (Gedenkstätte mit SED- und NS-Vergangenheit) THÜRINGEN 14 Gedenk und Bildungsstätte Andreasstraße; Erfurt 15 Grenzlandmuseum Eichsfeld; Teistungen 16 Gedenkstätte Point Alpha; Geisa 81 FILM82 FILM FILM 83 FILM IST KULTUR- UND WIRTSCHAFTSGUT Der Film ist ein Kulturgut, das ein Millionenpublikum anspricht. Die Filmindustrie ist weltweit aber auch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Deutschland spielt in diesem internationalen Geschäft eine wichtige Rolle. Eine Reihe großer und angesehener internationaler Koproduktionen werden inzwischen häufig in Deutschland gedreht. Jüngste Beispiele sind „Bridge of Spies“ von Steven Spielberg, „Monuments Men“ von George Clooney und „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson. Dies ist nicht zuletzt der Filmförderung der Bundesregierung mit dem Deutschen Film förderfonds zu verdanken, der mit seinen Investitionsanreizen zur Anzie hung internationaler Produktionen beiträgt. Deutsche Filme laufen auch immer wieder auf internationalen Festivals – 2016 etwa Maren Ades von der Kritik gefeierter „Toni Erdmann“ im Wettbewerb von Cannes – und stoßen auf großes Interesse beim heimi schen Kinopublikum. Der Marktanteil deutscher Filme an den Kinokassen betrug zum Beispiel im Jahr 2015 mehr als 27 Prozent. › „Bridge of Spies“ (Bluray, Fox) – mit Tom Hanks – in Tempelhof gedrehte Filmszene FILM84 FILMFÖRDERUNG DER BUND FÖRDERT KULTURELL WERTVOLLE DEUTSCHE FILME Die Filmförderung des Bundes stärkt Qualität und Vielfalt des Filmschaf fens in Deutschland und trägt nachhaltig dazu bei, dass sich die Film branche hierzulande positiv entwickelt. Die Staatsministerin für Kultur und Medien engagiert sich dabei mit verschiedenen Förderinstrumenten, die deutsche Filme mit künstlerischem Wert im Blick haben. Ein Aushängeschild ihrer Filmförderung ist der renommierte und hoch dotierte Deutsche Filmpreis, mit dem die besten deutschen Filme mit der Goldenen, Silbernen oder Bronzenen „Lola“ ausgezeichnet werden. Die Gewinner können mit den Preisgeldern neue künstlerisch ambitionierte Filmvorhaben realisieren. Darüber hinaus vergibt die BKM den Deut schen Kurzfilmpreis, den Deutschen Drehbuchpreis, den Verleiherpreis sowie den Kinoprogrammpreis, der vor allem kleinere Kinos für ein kul turell herausragendes Jahresfilmprogramm auszeichnet. Zu diesen Preisen kommt die kulturelle Filmförderung der BKM. Diese Projektförderung stärkt die Entwicklung künstlerisch wertvoller Dreh bücher und die Herstellung und Auswertung programmfüllender Spiel, Dokumentar und Kinderfilme sowie Kurzfilme. Die kulturelle Filmförderung ist durch die Staatsministerin 2016 zusätz lich um 15 Millionen Euro pro Jahr erhöht worden. Mit diesen Mitteln können künstlerisch herausragende Filmprojekte mit höheren Förder summen unterstützt werden. Dadurch werden die Experimentierfreude und die Unabhängigkeit der Kreativen deutlich gestärkt. Der Deutsche Filmpreis – „Und die Lola geht an …“ Alljährlich im Frühjahr wird in einer feierlichen Gala der Deutsche Filmpreis, die „Lola“ in Gold, Silber und Bronze verliehen. Die Kulturstaatsministerin finanziert die Preisgelder. Über die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger entscheidet die Deutsche Film akademie. Mit insgesamt fast drei Millionen Euro Preisgeld ist der Deutsche Filmpreis der höchst dotierte deutsche Kulturpreis. Die Gewinnerinnen und Gewinner müssen die Preisgelder in einen neuen Film investieren. So ist der Deutsche Filmpreis jedes Jahr Antrieb für neue, künstlerisch anspruchsvolle Produktionen. www.deutscher-filmpreis.de Ausführliche Informationen zur BKM-Filmförderung mit allen Terminen und Förderanträgen auf www.kulturstaatsministerin.de/ filmfoerderung. FILM 85 Auch die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am deut schen Filmschaffen ist ein wichtiges Anliegen der BKM, da sich hier in der Vergangenheit ein deutliches Ungleichgewicht gezeigt hat. Um dem entgegenzuwirken, setzt der Bund vor allem auf eine möglichst paritäti sche Besetzung der verschiedenen Entscheidungs und Fördergremien. So kann besser sichergestellt werden, dass auch die Interessen und Perspek tiven weiblicher Filmschaffender in die Auswahlprozesse einfließen. › Staatsministerin Monika Grütters und Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, mit den Lola-Gewinnerinnen und -Gewinnern – Verleihung des Deutschen Filmpreises 2016 im Palais am Funkturm in Berlin. WIRTSCHAFTSZWEIG FILM Der deutsche Filmstandort wird auch wirtschaftlich gezielt von der BKM gefördert, und zwar durch den Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Aus dem DFFF können 20 Prozent der Produktionskosten eines Films in Deutschland erstattet werden – und zwar diejenigen Kosten, die in Deutschland ausgegeben werden. 2015 waren 36 internationale Kopro duktionen unter den 107 Filmprojekten, die aus dem DFFF unterstützt wurden. Die Folgeinvestitionen sind hierzulande enorm. Seit Einführung des DFFF investierten die geförderten Produktionsfirmen rund das Sechsfache des staatlichen Zuschusses in Deutschland. › Verleihung der Lolas 2016 Der DFFF unterstützt zudem die exzellente internationale Vernetzung und Konkurrenzfähigkeit des Filmproduktionsstandorts Deutschland. Seit der Gründung des DFFF im Jahr 2007 bis Ende 2015 wurden 975 Projekte mit insgesamt rund 542 Millionen Euro gefördert. Eine weitere starke Säule der Filmörderung in Deutschland ist die Film förderungsanstalt (FFA). Sie fördert den deutschen Kinofilm – und zwar alle Entwicklungs und Wertschöpfungsstufen eines Films, vom Dreh buch über die Produktion bis hin zum Verleih und der Filmvorführung. Die Förderung der FFA ist durch Abgaben finanziert, die von den Ver wertern der Kinofilme auf der Grundlage des Filmförderungsgesetzes (FFG) erhoben werden. Neben dem Bund engagieren sich auch die Filmfördereinrichtungen der Länder für den deutschen Film. 86 › Internationale Filmfestspiele Berlin Mehr als 400 Filme im Programm und fast 17.000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus rund 130 Ländern: Die Berlinale ist eines der bedeutendsten Filmfestivals der Welt und mit über 330.000 verkauften Eintrittskarten auch das weltweit größte Publikums-Filmfestival. Neben dem Wettbewerb um den Goldenen Bären und den acht weiteren Sektionen, wie zum Beispiel dem Panorama und der Perspektive Deutsches Kino, gehören zur Berlinale auch Veranstaltungen wie „Berlinale Talents“. Sie bringt junge Talente mit Profis des internatio nalen Films zusammen. Auch der „World Cinema Fund“ hat auf der Berlinale eine Plattform. Er wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert und unterstützt Kooperationen deutscher Produzenten mit Regisseuren aus Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Zentralasien. Hinzu kommt das bedeutende Branchentreffen „European Film Market“. Hier handeln Fachbesucher mit internationalen Filmrechten oder informieren sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Filmmarkt. Die Berlinale ist Teil der „Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH“ und wird damit aus dem Etat der Kulturstaatsministerin finanziert. www.berlinale.de Meryl Streep, Jury-Präsidentin 2016 und Dieter Kosslick, Direktor der Berlinale, bei der Eröffnung der Festspiele Feierliche Eröffnung der Berlinale 2016 mit Staatsministerin Monika Grütters 87 › DIE BERLINALE UND ANDERE FILMFESTIVALS Alljährlich im Februar holt eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt, die Berlinale, internationale Stars auf den roten Teppich nach Berlin. Das von der BKM geförderte Festival ist das größte Kultur und Filmereignis der Hauptstadt und trägt enorm zum internationalen Renommee des Filmstandorts Deutschland bei. Daneben unterstützt die BKM noch eine Reihe weiterer herausragender Festivals wie das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar und Animationsfilm und die Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen. FILM88 FILMERBE SICHERN Deutschland hat ein vielfältiges und umfangreiches nationales Filmerbe. Dazu gehören Stummfilmklassiker aus den zwanziger Jahren wie Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“, DEFAFilme wie Heiner Carows „Die Legende von Paul und Paula“ oder Autorenfilme wie Rainer Werner Fassbinders „Die Ehe der Maria Braun“ aus den siebziger Jahren. Alte Filmrollen zu erhalten und zu restaurieren, ist eine immense Her ausforderung. Zudem müssen digitale Kopien erstellt werden, um die Filme in modernen Kinos weiterhin zeigen zu können. Hierfür stellt die BKM seit dem Jahr 2012 Fördermittel bereit, zum Beispiel für Institutio nen des Kinematheksverbunds. Derzeit arbeitet die Kulturstaatsministe rin gemeinsam mit den Ländern und der Filmwirtschaft an einer lang fristigen Digitalisierungsstrategie für die Zeit ab 2017. Damit soll das deutsche Kinofilmerbe zeit und gattungsübergreifend in seiner ganzen Breite für künftige Generationen erhalten werden. FILM 89 Die primäre Aufgabe des Kinematheksverbundes ist es, durch die Zu sammenarbeit mit den deutschen Filmerbeinstitutionen die Funktion einer zentralen deutschen Kinemathek zu erfüllen. Hauptmitglieder sind das BundesarchivFilmarchiv, die Stiftung Deutsche Kinemathek und das Deutsche Filminstitut. Beteiligt sind auch die FriedrichWilhelm MurnauStiftung und die DEFAStiftung. Diese Institutionen bewahren das Filmerbe, indem sie es restaurieren, digitalisieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Stiftung Deutsche Kinemathek und das Deutsche Filminstitut werden von der BKM dauerhaft unterstützt. Um das nationale Filmerbe zu sichern, wurde 2013 das Bundesarchiv gesetz geändert. Produzentinnen und Produzenten deutscher Kinofilme sind seitdem verpflichtet, ihre neuen Filme beim Bundesarchiv – dem zentralen nationalen Filmarchiv – zu registrieren. Das neu geschaffene „Deutsche Filmregister“ erfasst auch den Ort, an dem sich eine archiv fähige Kopie des jeweiligen Films befindet. › „Metropolis“, monumentaler Stummfilm von Fritz Lang, wurde als erster Film überhaupt in das UNESCO-Register „Memory of the World“ aufgenommen – seine Restaurierung hat die BKM gefördert MEDIEN90 MEDIEN MEDIEN 91 CHANCEN NUTZEN Kaum etwas hat in den vergangenen Jahren unsere Gesellschaft stärker geprägt als der Wandel im Bereich der Medien. Das Freizeitverhalten, das Arbeitsleben, die Art, sich Informationen zu beschaffen, die private Kommunikation oder die Bildung sozialer Netzwerke haben sich durch die Nutzung digitaler Medien wesentlich verändert. Die digitalen Medien schaffen großartige Chancen, die umfassend genutzt werden sollen. Sie eröffnen bisher nicht gekannte Informations und Kommunikationsmöglichkeiten und bieten Raum für kreative und innovative Geschäftsideen. Weltweite Vernetzung, Informationszugang und Austausch bieten Spielräume für neue Geschäftsfelder und Berufs bilder. Sie verschaffen vielen Menschen auch einen besseren Zugang zur Kultur. Zugleich hat das Internet die Möglichkeiten revolutioniert, sich eine Meinung zu bilden und sie zu äußern. Damit leisten die digitalen Medien einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe am gesellschaftlichen und politi schen Leben. Mit diesen Chancen gehen aber auch Herausforderungen einher. Kinder und Jugendliche müssen vor Gefahren im Internet geschützt werden. Die Urheberrechte der Kreativen werden im Netz vielfach nicht genügend geachtet. Auch der Schutz vor Datenmissbrauch ist eine große Aufgabe. › Vielfältige Medienlandschaft FILM92 MEDIENVIELFALT SICHERN Eine vielfältige und innovationsoffene Medienlandschaft, die zugleich die Rechte des Einzelnen berücksichtigt, erfordert einen verbindlichen rechtlichen Rahmen. Deshalb sorgt der Staat für eine Medienordnung, die die Freiheit und Unabhängigkeit der Medien, den Zugang zu ihnen und die Meinungsvielfalt gewährleistet. Ähnlich wie für den Bereich der Kultur liegt die Zuständigkeit für Medienfragen in Deutschland grundsätzlich bei den Bundesländern. Der Bund hat allerdings Gesetzgebungskompetenzen bei wichtigen medienpolitischen Themen wie dem Urheber und Verlagsrecht sowie dem Telemedien und Telekommunikationsrecht. FILM › Vielfältige Medienlandschaft 93 › URHEBERRECHTE SCHÜTZEN Filme, Musikstücke, Bücher oder andere Werke illegal im Internet oder auf sonstige Weise zu kopieren und zu verbreiten, sind keine Kavaliers delikte. Verletzungen der Urheberrechte bedrohen die Existenz der Künstler und Kreativen, die von ihrer Arbeit leben müssen. › Zu den Schwerpunkten der Arbeit der Staatsministerin für Kultur und Medien gehört es deshalb, sicherzustellen, dass die Rechte der Kreativen an ihren Werken auch im Internet geschützt sind. Der Wert künstle rischen Schaffens muss auch im digitalen Umfeld respektiert werden. Dazu tragen Initiativen bei, die es Nutzern – etwa durch ein „Gütesiegel“ – erleichtern, legale Angebote im Netz zu finden. Urheberrechte schützen In manchen Fällen müssen Urheberinnen und Urheber zugunsten des Gemeinwohls Eingriffe in ihr Recht dulden – so bei der erlaubten Privatkopie oder in bestimmten Fällen im Bildungs und Wissenschafts bereich. Doch auch hier muss sichergestellt werden, dass sie dafür eine angemessene Vergütung erhalten. Aufgrund der modernen technischen Möglichkeiten, Werke zu schaffen, zu verbreiten und zu nutzen, bedarf es der weiteren Anpassung des Ur heberrechts an das digitale Umfeld. Hierzu hat die Europäische Kommis sion im Rahmen ihrer Strategie für einen digitalen Binnenmarkt erste Vorschläge für eine UrheberrechtsRichtlinie unterbreitet. Sie werden nun von den Mitgliedsstaaten beraten. Die BKM begleitet diesen Prozess konstruktiv und bringt sich im Sinne der kulturellen Vielfalt ein. MEDIEN94 Das Presse-Grosso – für Vielfalt bei Printmedien FAIREN WETTBEWERB ERMÖGLICHEN Im Zeitalter von Internet und Digitalisierung verschmelzen die bislang auch nach Übertragungswegen getrennten Medien immer mehr mit einander. Die sogenannte Konvergenz der Medien birgt große Chancen und zugleich zahlreiche Herausforderungen für Medienvielfalt und fairen Wettbewerb. Unter Vorsitz der Staatsministerin für Kultur und Medien und der rheinlandpfälzischen Ministerpräsidentin hat eine BundLänderKommission zur Medienkonvergenz Vorschläge für eine moderne Medienregulierung und Medienordnung erarbeitet. DIGITALE AGENDA UND NATIONALER IT-GIPFEL Im August 2014 hat das Bundeskabinett die „Digitale Agenda 2014–2017“ beschlossen und damit die wesentlichen Leitlinien für die deutsche Digitalpolitik aufgestellt. Die Bundesregierung trägt dadurch der wach senden Bedeutung dieses Politikfeldes als zentraler Gestaltungs und Zukunftsaufgabe Rechnung. Die Fortschritte bei der Umsetzung der Digitalen Agenda werden auf dem Nationalen ITGipfel der Bundesregierung präsentiert. In einer eigenen Plattform „Kultur und Medien“ setzt sich die Staatsministerin für Kultur und Medien im ITGipfelprozess unter anderem für eine stärkere Verankerung des Wertes kreativer Inhalte ein. Wie finden Zeitungen und Zeitschriften mit kleiner Auflage ihre Käufer? In Kiosken und Zeitungsregalen von Einzelhändlern findet man in Deutschland ein sehr breites Angebot – auch mit Titeln, die eine eher kleine Leserschaft ansprechen. Verantwortlich dafür ist unter anderem das so genannte „Presse-Grosso“, das in Deutschland etablierte Pressevertriebssystem. Mehr als die Hälfte aller in Deutschland verkauften Zeitungen und Zeitschriften wird über Presse-Grossisten vertrieben. Sie fungieren in ihrem jeweiligen „Grosso- Gebiet“ als Zwischenstufe zwischen Verlag MEDIEN Und Einzelhandel. Pressegrossisten sind verpflichtet, auch Presseerzeugnisse kleinerer Verlage anzubieten. Außerdem unterliegen die Zeitungen einer Preisbindung. Überdies kann der Einzelhandel nicht verkaufte Zeitungen wieder an den Grossisten zurückgeben. Mit diesem System kann überall in Deutschland das gesamte Spektrum an Zeitungen und Zeitschriften gelesen werden. Und gerade für kleinere Verlage ist das Presse-Grosso lebensnotwendig, da sie keinen eigenen Vertrieb aufbauen können. PRESSE IN DER DIGITALEN WELT Die rasante Entwicklung der digitalen Medien stellt klassische Medien wie gedruckte Zeitungen und Zeitschriften vor große Herausforderungen. Sinkende Abonnementzahlen und nachlassendes Interesse gerade bei jungen Leuten setzen Printmedien unter Druck. In einer Demokratie ist die Vielfalt an Zeitungen und Zeitschriften jedoch ein hohes Gut. › Die BKM hat sich deshalb unter anderem dafür eingesetzt, dass das PresseGrosso erhalten und gesetzlich verankert wird. Es sichert mit seinen Vertriebsstrukturen die wirtschaftliche Existenz kleiner Verlage und einen fairen Wettbewerb der Verlage untereinander. Das Presse-Grosso sichert ein vielfältiges Angebot an Zeitungen und Zeitschriften 95 MEDIEN96 MEDIEN 97 MEDIENKOMPETENZ MEDIENKOMPETENZ SCHLÜSSELKOMPETENZEN IM UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN STÄRKEN Kinder wachsen heute ganz selbstverständlich mit Computern, Tablets und Smartphones auf. Sie müssen lernen, sich in der Vielfalt der Medienangebote zurecht zu finden und damit sinnvoll und verantwort lich umzugehen. Medienkompetenz ist dafür unverzichtbar. Sie schützt Kinder vor Gefah ren im Internet und eröffnet Mitwirkungs und Teilhabemöglichkeiten in unserer Gesellschaft. Die Kulturstaatsministerin unterstützt daher Initiativen, die die Medien kompetenz fördern. SICHERES UND QUALITÄTSVOLLES INTERNET FÜR KINDER Für Kinder ist das Internet ein selbstverständliches Medium. Es bietet ihnen viele Möglichkeiten. Im Internet sind Kinder aber aufgrund der Vielzahl an Inhalten und vieler ungeregelter Zugänge auch besonders gefährdet. Sie brauchen altersgerechte und qualitätsvolle Internetangebote, um das Netz sinnvoll nutzen zu können. Daher hat die Bundesregierung gemeinsam mit Unternehmen und Verbänden der Telekommunikations und Medienbranche die Initiative „Ein Netz für Kinder“ gestartet. › Kinder müssen lernen, sinnvoll und verantwortungsbewusst mit Medien umzugehen MEDIEN98 › Weitere Informationen zur Initiative „Ein Netz für Kinder“, zum Förderprogramm und zu den geförderten Kinderseiten unter www.enfk.de Im Rahmen der Initiative „Ein Netz für Kinder“ fördert die Kulturstaats ministerin hochwertige Internetangebote für Kinder von sechs bis zwölf Jahren – zur Information, Bildung und Unterhaltung. Seit 2008 wurden 128 InternetProjekte mit insgesamt über 9,3 Millionen Euro unterstützt. Bisher sind so 76 Internetseiten entstanden: von der Zeitreise durch das 20. Jahrhundert www.zeitklicks.de über die Seite zur Leseförderung www.legakids.net bis hin zum Mitmachangebot für schwer kranke und behinderte Kinder www.zwischenstation.net. Für ihre hohe Qualität haben die geförderten Internetseiten zusammen bisher 156 Auszeichnungen erhalten. Ca. 2,6 Millionen Nutzer besuchen die Internetseiten pro Monat. Darüber hinaus hat die Initiative mit „fragFINN“ einen von der Wirt schaft finanzierten, geschützten Surfraum mit Suchmaschine speziell für Acht bis Zwölfjährige geschaffen. Darin können sich Kinder frei im Internet bewegen, ohne auf für sie ungeeignete Inhalte zu stoßen. Die kindgerechten Internetseiten werden von Medienpädagoginnen und pädagogen redaktionell geprüft. MEDIEN Sicheres Surfen für Kinder auf www.fragfinn.de FragFINN.de – sicherer Surfraum für Acht- bis Zwölfjährige Einen sicheren Raum im Internet, in dem Kinder in einem vielfältigen Angebot stöbern können, ohne auf bedenkliche Seiten zu stoßen, gibt es bei fragFINN.de. Genau wie das „große“ Internet bietet fragFINN als „kleines“ Internet unterhaltsame, lehrreiche und lustige, aber vor allem kindgerechte Inhalte. Im Erwachsenenbereich der Webseite stehen kostenlose Software-Angebote zum Download bereit. Damit kann der Surfraum auf dem PC installiert werden. Ist die Software aktiviert, können sich Kinder nur auf geprüften Websites bewegen. Dasselbe funktioniert mit der fragFINN-App auf Smartphones und Tablets. www.fragfinn.de 99 › VISION KINO Beim Netzwerk VISION KINO geht es darum, die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Filmen zu stärken. Die größte Initiative von VISION KINO sind die SchulKinoWochen. An diesem bundesweiten Angebot zur Filmbildung nehmen jedes Jahr rund 700.000 Schülerinnen und Schüler teil. Damit ist es eines der größten filmpädagogischen Projekte Europas. Schulklassen können Kinovorstellungen zu vergünstigten Preisen in einem Kino in ihrer Nähe besuchen. Mit pädagogischem Begleitmaterial können die Filme im Unterricht vor und nachbereitet werden. Außerdem gibt es Gesprächsrunden mit Filmschaffenden und begleiten de Fortbildungen für Lehrkräfte. Weitere Informationen gibt es unter: www.visionkino.de MEDIEN100 MEDIEN › Moderator der DW-Sendung „Shabab-Talk“ – erfolgreiche Talkshow im arabischsprachigen TV 101 DIE DIE DEUTSCHE WELLE Das multimediale Angebot der DW MEDIALE STIMME DEUTSCHLANDS IN DER WELT Die DW erfüllt ihren Programmauftrag mit einem multimedialen Informationsangebot in 30 Sprachen, mit hochwertigen journalistischen Inhalten in Fernsehen, Radio, Internet und mobil über die DW-App. Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandssender Deutschlands. Mit ihren Angeboten in Fernsehen, Radio und Internet erreicht sie ein weltweites Publikum – auf Deutsch und in 29 weiteren Sprachen. Rund 118 Millio nen Menschen weltweit nutzen Woche für Woche die journalistischen Inhalte der DW. Lineares Fernsehen verbreitet sie derzeit in vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch und Arabisch. Das Programm kann man – je nach Region – über Kabel oder Satellit empfangen. In weiteren Sprachen produziert die DW Fernseh magazine für Partner. Die DW ist damit eine bedeutende Kulturbotschafterin Deutschlands im Ausland. Sie vermittelt Werte und Positionen, für die Deutschland als europäische Kulturnation steht: Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaat lichkeit und demokratische Entwicklung. Auch Radioprogramme verbreitet die DW weiterhin – unter anderem in den Sprachen Haussa, Kisuaheli und Amharisch für Afrika sowie Dari und Paschtu für Afghanistan. Die Fernseh- und Radioprogramme sind auf www.dw.com abrufbar, und stehen auch mobil über die DW-App zur Verfügung. Alle Informationen zum Empfang der Programme auf www.dw.com/empfang MEDIEN102 › DW-Korrespondentin in Dschibuti am Horn von Afrika Die Zentrale der Deutschen Welle im Bonner Schürmann-Bau UNABHÄNGIGER JOURNALISMUS Die DW wird aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin finanziert. Sie ist nach dem DeutscheWelleGesetz als unabhängiger Sender dem freien Journalismus verpflichtet. › Rund 4.000 feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als 60 Nationen arbeiten für die DW, in den Zentralen in Bonn und Berlin, in den DWStudios in Washington, Moskau und Brüssel und an weiteren Einsatzorten. Die Zentrale der Deutschen Welle im Bonner Schürmann-Bau MEDIEN DW-Reportage von der Balkanroute 103 › Deutsch lernen mit der DW DW AKADEMIE – 50 JAHRE MEDIENENTWICKLUNG Die Verbreitung der deutschen Sprache zu fördern, ist eine Aufgabe der DW. Daher gibt es auf der Internetseite der DW kostenlose interaktive Deutsch-Kurse. Die DW Akademie ist Deutschlands führende Organisation für interna tionale Medienentwicklung. In über 50 Ländern unterstützt sie die Ent wicklung freier und transparenter Mediensysteme, bildet Journalistin nen und Journalisten aus Entwicklungs und Transformationsländern aus und fördert journalistische Qualität und Medienkompetenz. So wurde mit Hilfe der DW Akademie die erste unabhängige Nachrichten agentur in Libyen ins Leben gerufen; in der Türkei wurde gemeinsam mit einem lokalen Partnersender und syrischen Flüchtlingskindern eine Fernsehsendung entwickelt. Angeboten werden diverse Kurs-Niveaus – zugänglich in 30 Sprachen. Die Angebote reichen von ersten Schritten über Vokabeltrainer und langsam gesprochene Nachrichten, um das Hörverstehen zu trainieren, bis zur Telenovela. Außerdem gibt es Unterrichtsmaterialien für Deutschlehrerinnen und -lehrer zum Herunterladen. In der DW Akademie wird auch der journalistische Nachwuchs der DW ausgebildet. Der Masterstudiengang „International Media Studies“ ver bindet die Disziplinen Medien und Entwicklung, Journalismus, Kom munikationswissenschaften und Medienmanagement. www.dw.com/deutschlernen Mit ihrem Einsatz für Medien und Meinungsfreiheit ergänzt die Aka demie die journalistischen Angebote der DW. Die DW Akademie finan ziert ihre Projekte vorrangig aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Auswärtigen Amts, der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. KONTAKT/IMPRESSUM104 KONTAKT KONTAKT ZUR BKM Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB Bundeskanzleramt 11012 Berlin Telefon: 030 18 400-2060 E-Mail: [email protected] Abteilungsleiter Dr. Günter Winands E-Mail: [email protected] Gruppe K 1 – Grundsatzfragen der Kulturpolitik; Zentrale Angelegenheiten Leiterin: Dr. Stephanie SchulzHombach E-Mail: [email protected] Gruppe K 2 – Kunst- und Kulturförderung Leiterin: Dr. Sigrid Bias-Engels E-Mail: [email protected] Gruppe K 3 – Medien und Film; Internationales Leiter: Dr. Jan Ole Püschel E-Mail: [email protected] Dienstsitz Berlin Köthener Straße 2 10963 Berlin Telefon: 030 18 681 0 Dienstsitz Bonn Graurheindorfer Straße 198 53117 Bonn Telefon: 0228 99 681 0 E-Mail: [email protected] Pressestelle Sprecher: Hagen Philipp Wolf Telefon: 030 18 272-3252 E-Mail: [email protected] www.kulturstaatsministerin.de Gruppe K 4 – Geschichte; Erinnerung Leiter: Ansgar Hollah E-Mail: [email protected] Gruppe K 5 – Grundsatzfragen der Kulturpolitik; Denkmal- und Kulturgutschutz Leiterin: Dr. Kathrin Hahne E-Mail: [email protected] www.bundesregierung.de IMPRESSUM IMPRESSUM Herausgeber Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 11044 Berlin Stand August 2016 Redaktion BKM-Pressestelle/Kornelia Zoppke Fotoredaktion Raik Tybussek/Kornelia Zoppke Druckerei Bonifatius GmbH, 33042 Paderborn Gestaltung MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH Titelbild bpk/Hans Christian Krass Bildnachweis action press/Zhang Fan/Xinhua: S. 86; Anja Beutler: S. 41; Axel Schmidt: S. 43; bpk/Museum Berlin-Karlshorst/Timofej Melnik: S. 21; bpk/Staatsbibliothek zu Berlin: S. 57; Caro/Rodriguez: S. 14, Caro/Andreas Muhs: S. 79; DSO/Kai Bienert: S. 33; ddp images/INTERTOPICS/ Jansch: S. 2 (oben); ddp images/Norbert Millauer: S. 38; ddp images/Steffi Loos: S. 77; DHM/Wolfgang Siesing: S. 47; Deutsche Welle/Matthias Müller: S. 100; Deutsche Welle/Charles Achaye-Odong: S. 102 (oben), Deutsche Welle: S. 102 (unten), Deutsche Welle/Oliver Sallet: S. 103; European Network Remembrance and Solidarity/Marcin Oliva Soto: S. 64; Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung: S. 88/89; Getty Images/Adam Berry: S. 2 (unten links); Getty images/Robert Kohlhuber: S. 27; Getty Images/AFP/ Tobias Schwarz: S. 87; Hechtfilm: S. 44; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH/ Peter Oszvald: S. 17; Kay Michalak/ Messe Bremen: S. 28; laif/Pierre Adenis: S. 4, 6; laif/Bernd Jonkmanns: S. 31; laif/Gordon Welters: S. 45; laif/Jan-Peter Boening: S. 78; mauritius images/age/ Alvaro Leiva: S. 13, mauritius images/ imageBROKER/Günter Lenz: S. 19; mauritius images/imageBROKER/Thomas Robbin: S. 58; mauritius images/Radius Images/Elizabeth Henry: S. 96; Martin Classen: S. 26; Museen der Stadt Nürnberg, Memorium Nürnberger Prozesse: S. 71; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Christian Stutterheim: S. 2 (unten rechts), 42 (unten), 90, 93 (unten), 99; Guido Bergmann: S. 7, 70, 84/85, 85 (unten); Raik Tybussek: S. 15, 75, 92; Steffi Loos: S. 35; Clemens Bilan: S. 40; picture alliance/dpa/Geisler-Fotopress: S. 8; picture alliance/dpa/Matthias Hiekel: S. 9; picture alliance/dpa/Jens Wolf: S. 16; picture alliance/dpa/ZB/Jan Woitas: S. 18; picture alliance/dpa/Eventpress Herrmann: S. 32; picture alliance/ dpa/Jochen Lübke: S. 48; picture alliance/ dpa/Rainer Jensen: S. 50/51; picture alliance/dpa/Fredrik von Erichsen: S.52; picture alliance/dpa/ Thomas Frey: S. 60; picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert: S. 65; picture alliance/Keystone/Jochen Zick: S. 93; picture alliance/dpa/Markus C. Hurek: S. 94/95; photothek.net/Thomas Trutschel: S. 62; Reuters/Omar Sanadiki: S. 56; Stefan Boness/IPON: S. 1; Sammlung Gedenkstätte Buchenwald/Claus Bach: S. 68; Sebastian Bolesch: S. 24; Silvano Ballone: S. 34; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz/Jörg F. Müller: S. 61; Stiftung Bauhaus Dessau/Bednorz: S. 11; Stiftung Genshagen/René Arnold: S. 42 (oben); Stiftung Denkmal/Marko Priske: S. 66; Stiftung Topographie des Terrors/Stefan Müller: S. 69; Screenshot/ Ein Netz für Kinder: S. 98; Tobias Hase: S. 55; 2015 Twentieth Century Fox: S. 2 (Mitte rechts), S. 82/83; ullstein bild – imageBROKER/Marc Rasmus: S. 10; Visum/Dirk Vogel: S. 30; Visum/Stefan Boness: S. 37 Publikationenbestellung Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock Servicetelefon: 030 18 272 272 1 Servicefax: 030 18 10 272 272 1 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen im Internet unter www.bundesregierung.de Diese Broschüre ist Teil der Öffentlich keits arbeit der Bundesregierung. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. www.kulturstaatsministerin.de
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