SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Mustafa Yeneroglu, AKP, gab heute, 25.08.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Türkei zwischen Krieg und Diplomatie?“ Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marie Gediehn. Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 25.08.2016 Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information AKP-Politiker verteidigt türkische Militär-Offensive Baden-Baden: Der AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu hat das Vorgehen der Türkei im Norden Syriens verteidigt. Der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im türkischen Parlament sagte im SWR-Tagesgespräch, die Türkei versuche, sich und ihre westlichen Partner zu schützen. Von einem außenpolitischen Umbruch wollte Yeneroglu nicht sprechen: „Aus Sicht der Türkei befindet sich die Türkei nicht in einem außenpolitischen Umbruch.“ Die Türkei versuche seit einiger Zeit, sich selbst zu beschützen. Man müsse sich vor Augen führen, dass die Türkei aus Syrien in den letzten Wochen so stark angegriffen worden sei, dass man mehrere hundert Opfer zu beklagen habe, zuletzt durch den Anschlag in Gaziantep, der dem IS zugeschrieben werde. Yeneroglu wörtlich: „Insoweit versucht die Türkei, nicht nur sich, sondern auch den Westen, ihre Partner insgesamt, zu schützen. Und da geht es darum, dass die Türkei wesentlich stärker unterstützt werden muss.“ Mit Blick auf den Besuch des deutschen Außenstaatsministers Roth heute in Ankara sagte Yeneroglu: „Man weiß ja, dass das eigentlich zu spät ist“. Wenn man sich die Solidaritätswelle nach dem Terroranschlag in Paris vor Augen führe, dann wisse man genau, dass das einfach nicht nur viel zu spät, sondern auch viel zu dürftig sei. In Bezug auf Herrn Roth habe er gelesen, dass seine Devise sei, dass man nicht übereinander, sondern miteinander sprechen solle. Yeneroglu sagte: „Das finde ich gut, daran hapert es nämlich. Wir haben in den letzten Wochen in den deutsch-türkischen Beziehungen vielmehr übereinander als miteinander gesprochen.“ Der SPD-Politiker Roth reist von heute an in die Türkei, um unter anderem einen Besuch des deutschen Außenministers Steinmeier in Ankara vorzubereiten. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Wortlaut des Live-Gesprächs: Gediehn: Jo Biden der US-Vize-Präsident hat die Kurden in Nordsyrien deutlich in ihre Schranken verwiesen bei seinem Besuch. Ist damit jetzt wieder alles im Lot zwischen Ankara und Washington? Yeneroglu: Jein, die USA sind ein wichtiger Partner für die Türkei. Es gibt immer wieder Irritationen. Und im Bezug auf die Lage in Syrien ist die Türkei ja längst der Meinung, dass man da wesentlich mehr tun hätte können und müssen, um die große menschliche Katastrophe, die mehrere hunderttausend Tote inzwischen und die Diktatur in Syrien zu beenden und viel stärker die freien Kräfte in Syrien zu unterstützen, da haben wir wesentliche Probleme. Außerdem gibt es natürlich das Problem, dass der Mastermind des zerschlagenen Militärputsches sich in den USA befindet und nach wie vor von den USA aus seine Organisation dirigiert. Wenn wir über die Situation in Syrien sprechen, dann ist es so, dass man nicht von kurdischen Rebellen sprechen kann, sondern wie bei der IS von einer Terrororganisation, so wie sie auch in den deutschen Geheimdienstberichten so dargestellt wird. Bei der PYD handelt es sich nicht um irgendeine Organisation, um irgendwelche Rebellen, sondern um eine Gruppierung die eben halt Zweigstelle der Terrororganisation PKK ist. Die auch verantwortlich dafür gemacht wird, dass die… Gediehn: Schauen wir einmal konkret drauf, Sie sagen es selber, auf dieses Verhältnis USA Türkei. Der Prediger Fetullah Gülen wird weder besonders schnell, unbürokratisch oder gar automatisch ausgeliefert werden von den USA, das ist gestern deutlich geworden, deswegen nochmal meine Frage: Wenn aber die USA im Moment die YPG sehr in die Schranken weist, ist das das dann okay? Nimmt man dann das andere in Kauf? Yeneroglu: Die YPG hätte schon längst, nicht nur von den USA sondern von allen westlichen Partnern, nicht nur in Syrien, in ihre Schranken verwiesen werden müssen und auch als TerrorOrganisation so wie sie ist, bezeichnet werden müssen, sondern auch in den westlichen Staaten ähnlich behandelt werden müssen. Das ist leider nicht der Fall. Auf Grund der Darstellung, dass die die IS mit bekämpfen würde, meint man, diese unterstützen zu müssen. Es kann nicht sein, dass eine Terror-Organisation, nur weil wie eine andere Terror-Organisation mit bekämpft, nun eben anders dargestellt wird unter westlichen Partnern. Gediehn: So machen manche Staaten, auf die Arten machen manche Staaten internationale Politik. Das ist ein althergebrachtes Muster: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Yeneroglu: Trotzdem ist das nicht richtig. Aber das, das darf natürlich nicht dazu führen, dass man diese unkritisch behandelt. Das man eine Organisation, die auch seitens Amnesty Internationals für die Vertreibung von nichtkurdischen Bewohnern eben an was Kriegsverbrechen wird, angeklagt wird. Die versucht einen Landstreifen an der Grenze zur Türkei zu schaffen und einen anderen Terrorstaat daraus darzustellen. Das man diese anders darstellt, bezeichnet als bei der IS, nur weil man meint, die würde nicht eine so große Gefahr wie die IS darstellen. Für die Türkei stellt sie eine wesentlich große dar. Gediehn: Die USA scheinen auf diese türkischen Befürchtung, auf diese Ansicht, ja auch durchaus ein bisschen einzugehen. Jetzt war Joe Biden seit dem Putsch-Versuch Mitte Juli der vermutlich ranghöchste Vertreter eines NATO-Verbündeten in Ankara. Jetzt kommt heute der deutsche Außenstaatsminister Roth in die Türkei, um einen Besuch von Außenminister Steinmeier vorzubereiten, zu spät? Yeneroglu: Ja, ich meine, ich finde, dass das jetzt eine rhetorische Frage ist. Man weiß ja das dass ein eigentlich zu spät ist. Wenn man sich vor Augen führt, was für eine Solidaritätswelle nach dem Terror-Anschlag in Paris mit der riesengroßen Demonstration, wo zig Führer westlicher Staaten die Demo in Frankreich in Paris angeführt hatten, dann weiß man genau, Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) dass das einfach nicht nur viel zu spät ist, sondern auch viel zu dürftig ist. Aber ich habe in Bezug auf Herrn Roth gelesen, dass seine Devise lautet, dass man nicht übereinander, sondern viel mehr miteinander sprechen sollte und das finde ich gut, daran hapert es nämlich. Wir haben in den letzten Wochen in den deutsch-türkischen Beziehungen viel mehr übereinander als miteinander gesprochen. Gediehn: Deutlich vor dem US-Vize-Präsidenten stand ein Treffen von Präsident Erdogan mit Präsident Putin und auch zusammengenommen mit dem was wir bislang besprochen haben scheint die Türkei ja in einem außenpolitischen Umbruch. Wie verändert sich denn damit tatsächlich auch die Rolle Deutschlands für die Türkei? Yeneroglu: Aus Sicht der Türkei befindet sich die Türkei nicht in einem außenpolitischen Umbruch. Das was die Türkei versucht, seit einiger Zeit, ist, sich selbst zu beschützen. Man muss sich vor Augen führen, dass die Türkei aus Syrien nur in den letzten Wochen so stark angegriffen worden ist, dass wir mehrere hundert Opfer zu beklagen haben. Zuletzt in Gaziantep, nach einem Anschlag, der der IS zugeschrieben wird, mit über 50 zivilen Opfern, wobei die meisten Minderjährige gewesen sind. Insoweit versucht die Türkei nicht nur sich, sondern auch den Westen, ihre Partner insgesamt, zu schützen und da geht es darum, dass die Türkei wesentlich stärker unterstützt werden muss. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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