Offene Worte Zeitung der LINKEN für den Barnim Juli/August 2016, 26. Jahrg. Wir können‘s wieder! Barnimer LINKE und „Rote Reporter“ feierten am 9. Juli in Bernau das Pressefest der kleinen Zeitungen Tolle Stimmung, viele Menschen auf dem Platz, interessante Gespräche, schöne Musik verschiedenster Richtungen, ein Spendenlauf mit guter Beteiligung, ein gelungenes Seminar für die „Roten Reporter“ und eine excellente Autorengala am Abend – das ist das Resümee des Pressefestes kleiner Zeitungen. Zum ersten Mal seit 15 Jahren fand es in Bernau statt, organisiert von der LINKEN Barnim und unterstützt durch die Landesarbeitsgemeinschaft „Rote Reporter“. Trotz der langen „Pause“ knüpfte das Pressefest an die schönen acht Veranstaltungen in den 1990-er Jahren an. Impressionen, InEröffneten um 10 Uhr das Pressefest: Bernaus Bürgermeister André Stahl und die terviews, Berichte auf Stadtverordnete Dagmar Enkelmann. Foto: wk den Seiten 5 bis 8. Entscheidung für Kreiswerke Kreistag beschloss im Juni die Einrichtung von Kreiswerken/ LINKE: Kommunalisierung ist der richtige Schritt Von Lutz Kupitz, Vorsitzender der Kreistagsfraktion der LINKEN Mit großer Mehrheit wurde die Errichtung der Kreiswerke auf dem Kreistages im Juni beschlossen. Die Kommunalisierung der Aufgaben der Daseinsvorsorge war und ist ein zentrales Thema der LINKEN. Deshalb ist mit diesem Beschluss eines der wesentlichen Themen aus dem Wahlprogramm der LINKEN auf den Weg gebracht worden. Es ist aber klar, dass der Beschluss erst ein erster Schritt eines Prozesses ist, der sich über Jahre hinziehen wird. Aber mit dem Aufbau von Kreiswerken können kommunale Akteure beim Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt, Bürgerprojekte vorangetrieben und Kooperationen gefördert werden. Im Konstrukt „Kreiswerke“ sind somit kommunale Projekte und gemeinsame Projekte von privaten und kommunalen Akteuren möglich. Bestehende kommunale Unternehmen, wie die Stadtwerke Bernau, sind nicht in ihrem Bestand gefähr- det, sondern können als Partner bei Projekten einbezogen werden. Nun müssen die Kommunen des Kreises zur Zusammenarbeit gewonnen werden, um so kommunale Daseinsvorsorge vor Ort zu organisieren. Ein weiteres Thema des Kreistages war eine Stellungnahme zur anstehenden Verwaltungsstrukturreform, die ebenfalls mit Mehrheit beschlossen wurde. Kernaussagen Mit dem Aufbau von Kreiswerken können kommunale Akteure beim Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt, Bürgerprojekte vorangetrieben und und Kooperationen gefördert werden. sind, dass nach den formalen Vorgaben des Landes (Bevölkerungsentwicklung, Fläche) für den Barnim kein zwingender Fusionsgrund besteht – der Kreistag aber trotzdem die Notwendigkeit struktureller Veränderungen akzeptiert, um Unterschiede zwischen den Regionen abzubauen. Deshalb erwarten wir eine Reform, die Bürgernähe sichert, Aufgaben verteilt und durch das Land ausreichend finanziert wird. Damit gibt es prinzipielle Bereitschaft für eine solche Reform – wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen. Dem schloss sich auch die Mehrheit der LINKEN an. Und schließlich wurde auf dem Kreistag das auch von den LINKEN unterstützte Radwegekonzept für den Barnim beschlossen. Kriterien für den Ausbau von Radwegen sind dabei die Verbesserung der Alltagsmobilität, die Sicherung der Schulwege, die Schließung von Netzlücken und der touristische Verkehr. In einer Bewertung des gegenwärtigen Netzes und der daraus resultierenden Prioritätenliste, hat die LINKE insbesondere darauf gedrungen, der Sicherung von Schulwegen eine hohe Priorität einzuräumen. Das wurde mit dem vorliegenden Konzept realisiert. In dieser Ausgabe „Enkeltauglich“ Landtagsabgeordnete Anita Tack stellte in Eberswalde ihr „nachhaltiges“ Buch vor. ....... 2 „Daseinsvorsorge“ Mit diesem schweren Begriff und vielen anderen Bereichen befasste sich die Kreistagsfraktion der LINKEN während ihrer Klausur. 3 „Unter freiem Himmel“ Vom 8. bis 19. August treffen Sie die LINKE wieder in den Städten und Dörfern des Barnim an. Alle Termine, alle Orte. ............ 4 Pressefest Politische Inhalte und Impressionen. 5-8 „Große“ und „kleine“ Politik 3 Stunden währte das Panketaler Gespräch – Themen reichten von Radweg bis Rente. ........ 9 Kuba nach dem Obama-Besuch Die „Blockade“ gibt es immer noch. Was hat sich geändert seit der PR-Aktion des US-amerikanischen Präsidenten? Ein Interview. .................... 10 Der „Brexit“ und seine Folgen für Brandenburg. Die LINKE beantragte eine Aktuelle Stunde im Landtag zum Thema. ......................... 11 OW ist Mitglied im gemeinsamen Internetportal der Tageszeitung »nd« und kleiner linker Zeitungen. Lesen Sie auf: www.kleinezeitungen.de Spendenkonto Offene Worte DIE LINKE Barnim, IBAN: DE33 1705 2000 3120 0514 29, BIC: WELADED1GZE; Verwendungszweck: Spende OW. Alle Spenden werden nur für Druckkosten verwendet; Spendenquittung zu Beginn des nächsten Jahres. 2 Juli/August 2016 Offene Worte AKTUELLES Nacht der langen Messer Von Sebastian Walter, Kreisvorsitzender der LINKEN Alle wurden von dem Putsch in der Türkei überrascht. Ein Putsch ist nie hilfreich für eine demokratische Entwicklung. Die AKP-Regierung schürt in der Türkei eine antidemokratische Pogrom-Stimmung gegen Andersdenkende. Erdogans Schlägerbanden überfallen jetzt systematisch Büros der oppositionellen Kurdenpartei HDP und alevitische Vereinshäuser. Erdogan räumt brutal mit seinen Kritikern in der Türkei auf. Aus den politi- Kommentar schen Institutionen werden all diejenigen entfernt, die im Verdacht stehen, Erdogans islamistischen Staat nicht zu einhundert Prozent zu unterstützen. Es ist sein Masterplan auf dem Weg zur Diktatur. Gegen AKP-Anhänger, die versuchen Andersdenkende auch in Deutschland einzuschüchtern, muss endlich rechtsstaatlich vorgegangen werden. Es ist unerträglich, dass Erdogan seine Gewaltpolitik auch hierzulande durchsetzen will. Die Bundesregierung darf aber auch das Vorgehen Erdogans in der Türkei nicht länger tolerieren. Bundeskanzlerin Merkel muss die Hexenjagd auf Oppositionelle endlich verurteilen und Konsequenzen ziehen. Die EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara müssen sofort auf Eis gelegt werden. Die enge Kooperation mit Erdogans Polizei und Geheimdiensten muss sofort abgebrochen werden. Die Bundesregierung muss die deutschen Soldaten aus Incirlik abziehen. Am Ende stellt sich die Frage, warum die Bundesregierung, die die NATO als demokratische Wertegemeinschaft betrachtet, angesichts der Gewaltpolitik Erdogans den NATO-Rat nicht einberuft. Das wären deutliche Zeichen, dass man nicht gewillt ist, den antidemokratischen Kurs Erdogans folgenlos hinzunehmen. „Enkeltauglich“ Anita Tack (LINKE) stellte in Eberswalde ihre Buch vor Von Sabine Stüber Alle Welt redet von Nachhaltigkeit. Sind wir uns bewusst, dass Nachhaltigkeit uns alle angeht? So wie wir heute leben, hinterlassen wir die Welt unseren Enkelkindern. Genau zu diesem Thema schrieb die Landtagsabgeordnete der LINKEN, Anita Tack, ein Buch: „Enkeltauglich“. Das stellte sie am 16. Juni interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio, in Eberswalde, vor. Gekommen waren rund 30 Gäste darunter auch der Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung, Professor Dr. Varsohn. Anita Tack beleuchtet in ihrem Buch ihre Arbeit als Ministerin für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Diese Kombination stellte sich als Glücksgriff heraus, denn gesund leben in einer intakten Umwelt ist ein strategisches An- Stammtisch Anita Tack am 16. Juni zu Gast im Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio in Eberswalde. Foto: sast liegen linker Politik. Bei allen Gegenwartsfragen taucht immer der Begriff der Nachhaltigkeit auf. Tack machte noch einmal deutlich, wie wichtig die durch den Landtag verabschiedete Nachhaltigkeitsstrategie ist. Nur durch diese ist es gelungen, Klimaschutzziele in der Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg festzuschreiben. Anita blickte zurück auf erfolgreich verwirklichte Vorhaben und auch auf ungelöst Gebliebenes. Sie berichtete auch von unterschiedlichen Agieren der Minister der LINKEN zum Beispiel Sprechstunde der LINKEN in Panketal OW-Beitrag/cz OW-Beitrag/cz Nach der Sommerpause findet der Stammtisch der Panketaler LINKEN wieder am 28. September um 19 Uhr in der Gaststätte Leos Restauration, Schönower Straße 59 statt. in Sachen Braunkohle. Insgesamt ist festzustellen, dass die LINKE die Chance nutzen muss, sich mit Zukunftsfragen zu befassen, Antworten zu geben, zu streiten, Verbündete zu suchen. Das ist das Anliegen dieses Buches – miteinander reden, Strategien entwickeln, für die Enkel nachhaltig die Entwicklung gestalten, kurz gesagt Nachhaltigkeit = Enkeltauglichkeit! Infos zum Buch: Anita Tack, Enkeltauglich, erschienen bei WeltTrends, ISBN: 978-3-94587814-9, 307 Seiten. Preis 18,90 €. Zur Öffentlichen Sprechstunde lädt die Fraktion der LINKEN in der Gemeindevertretung Panketal am 15. August von 16.30 bis 18 Uhr im Foyer (Glaskasten) des Rathauses Panketal, Schönower Straße 105 ein. Im Anschluss, um 19 Uhr, lädt der Ortsverband der LINKEN Panketal alle Mitglieder und Sympathisanten zur Mitgliederversammlung ein. Thema: aktuelle nationale und internationale politische Entwicklungen. Die darauffolgende Mitgliederversammlung findet am 12. September am gleichen Ort statt. Kontakte zur LINKEN im Barnim und Sitzungstermine Impressum Sitzungen der Fraktionen und Vorstände der LINKEN im Barnim sind grundsätzlich öffentlich, Gäste willkommen. In seltenen Fällen können sich aus aktuellem Anlass Termine verschieben. Bitte informieren Sie sich vorab: Kreisvorstand: 7. September, Schorfheide, 12. Oktober, Bernau Kreistagsfraktion: Tel.: 03334-236986 E-mail: [email protected] 12. September, 18 Uhr, Biesenthal, Gaststätte „Zur alten Eiche“ Nächster Kreistag: 21. September, 17 Uhr, Paul-Wunderlich-Haus, Eberswalde Wahlkreisbüro Margitta Mächtig: Tel.: 03334-385488, Fax: 03334-385489 im: Bürgerzentrum Eberswalde, Heegermühler Straße 15, 16225 Eberswalde, E-Mail: [email protected] Wahlkreisbüro Ralf Christoffers: Tel.: 03338-7047455 Hussitenstraße 1, 16321 Bernau, E-Mail: [email protected] Stadtfraktion Eberswalde: Tel.: 03334-236987, 12. Und 26. September, 18 Uhr, Bürgerzentrum Eberswalde, Stadtverordnetenversammlung: 29. September, 18 Uhr, Paul-Wunderlich-Haus, Eberswalde Bürgerzentrum Bernau: Tel.: 03338-5881, Berliner Straße 17, 16321 Bernau, E-Mail: [email protected], Stadtfraktion Bernau: 18. August 18.00 Uhr, Fraktionsraum, www.linksfraktion-bernau.de Stadtverordnetenversammlung: 15. September, 16 Uhr, Stadthalle Bernau, E-Mail: [email protected], Tel.: 03338-907252/Fax: 03338-907251 Gemeindefraktion Panketal: 14. September, 19 Uhr, Rathaussaal, Schönower Straße 105, Sitzung der Gemeindevertretung: 26. September, 19 Uhr Rathaussaal Bürgerbüro Wandlitz: Tel.: 033397-64515; E-Mail: [email protected] Gemeindefraktion Ahrensfelde: 17. September, 18 Uhr, Gemeindezentrum Ahrensfelde, Seniorenbegegnungsstätte, Sitzung der Gemeindevertretung: 19. September, 19 Uhr, Rathaus Regionalgruppe Cuba sí: E-Mail: [email protected] [‚solid]: E-Mail: [email protected] Basisgruppe Schorfheide: jeden 1. Donnerst./Monat, 18 Uhr, Seniorentreff Finowfurt, Alte Mühle 5a Basisgruppe Werneuchen: 2. September, 19 Uhr, Festscheune am Bahnhof Herausgeber: Virtuelle AG Offene Worte der LINKEN Barnim & Kreistagsfraktion der LINKEN Kontakt: DIE LINKE Barnim,Heegermühler Straße 15, 16225 Eberswalde, Tel.: 03334-22026, Fax: 03334-385489 E-Mail: offeneworte@dielinke-barnim.de, download: www.dielinke-barnim.de, Virtuelle Redaktion: Petra Bochow (pb), Berit Christoffers (bc), Lutz Kupitz (lk), Margitta Mächtig (mm), Sebastian Walter (ViSdP/sw), Margot Ziemann (maz), Christel Zillmann (cz) Auflage: 17.000 nächster Redaktionsschluss: 5. September 2016 nächster Erscheinungstermin: 21. September Veröffentlichte Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. OW entscheidet über die Veröffentlichung eingereichter Zuschriften und kann diese Sinn wahrend kürzen. Offene Worte Juli/August 2016 3 POLITIK IM BARNIM Schwerer Begriff: Daseinsvorsorge Kreistagsfraktion der LINKEN ging vom 4.-6. Juni in Klausur Von Lutz Kupitz Anfang Juni traf sich die Kreistagsfraktion der LINKEN Barnim zu ihrer schon traditionellen dreitägigen Jahresklausur. Diese wird immer dazu genutzt, sich ausführlicher zu anstehenden Themen zu verständigen, und weitere Schwerpunkte der Arbeit festzulegen. Als Gäste nahmen diesmal Vertreter des Kreisvorstandes, Landtagsabgeordnete und eine Redakteurin der „Offenen Worte“ teil. Themen der diesjährigen Klausur waren – neben der Vorbereitung des Juni-Kreistages – Fragen der ländlichen Entwicklung im Kreis, die Öffentlichkeitsarbeit von Fraktion und Kreisverband, eine erste Verständigung zu den Haushaltsanträgen der Fraktion, die Arbeitsweise der Fraktion und ein Meinungsaustausch zur Situation im Land Brandenburg. In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit verständigte sich die Fraktion darauf, die „Offenen Worte“ weiter als Hauptinstrument zu nutzen, um auch über parteiinterne Adressaten hinaus, Themen und Standpunkte der LINKEN in der Kommunalpolitik dazustellen. Das wiederum setzt voraus, dass die Themenvielfalt sich auch besser in den Beiträgen widerspiegeln und deshalb die Zuarbeit auf breitere Schultern verteilt werden muss. Wichtig war der Fraktion auch, dass es uns besser gelingen muss, Prozesse bis hin zu einer Entscheidung darzustellen, Themen rechtzeitig zu benennen und so den Austausch von Erfahrungen und Meinungen über die LINKE hinaus zu befördern. Über die „Offenen Worte“ hinaus muss es auch weitere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten geben. Insbesondere die Ak- Haben an der Klausur der Kreistagsfraktion der LINKEN teilgenommen: 1. Reihe vlnr: Gabriele Bohnebuck, Ulrike Glanz, Christine Poppitz, Sabine Stüber, 2. Reihe vlnr: Michael Wetterhahn, Holger Lampe, Kerstin Berbig, Anne Schulz, Sylvia Pyrlik, 3. Reihe vlnr: Ralf Kaiser, Lutz Kupitz, Eva Schmidt, Frank Müller, Margitta Mächtig, 4. Reihe vlnr: Michael Wolf, Norbert Linke, Veiko Kunkis, Prof. Alfred Schulz, Burckhard Ackermann, Thomas Sohn Foto: bc tivitäten in den sogenannten „Neuen Medien“ müssen dringend ausgebaut werden. Dazu wird es eine gemeinsame Verständigung mit dem Kreisvorstand über konkrete Maßnahmen geben. Sicher auch zur Öffentlichkeitsarbeit, aber eben auch zur Arbeitsweise der Fraktion generell gehören die Festlegungen, Fraktionssitzungen „vor Ort“ durchzuführen, kommunalpolitische Themen in separaten Veranstaltungen zur Diskussion zu stellen und den Erfahrungsaustausch mit den anderen Fraktionen der LINKEN im Kreis zu forcieren. Dem Trend, in Ausschusssitzun- Neuer Vorsitz in Eberswalde Stadtfraktion der LINKEN wählte Jürgen Wolff als neuen Fraktionsvorsitzenden OW-Beitrag/jw In der letzten Fraktionssitzung vor der Sommerpause am 4. Juli hat die Stadtverordnetenfraktion der LINKEN in Eberswalde die freigewordene Stelle des Vorsitzenden neu besetzt. Nach dem Tod Wolfgang Sachses wurde der Stadtverordnete und bisherige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jürgen Wolff einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. „Sein Engagement ist ein Gewinn für Eberswalde“, begrüßt Kreisvorsitzender Sebastian Walter die Wahl des 35-jährigen Hotelfachangestellten, der derzeit Architektur studiert. Seine Stellvertreter sind die langjährigen Mitglieder Volker Passoke und Fred Sponner. Desweiteren verabschiedet die Fraktion zum 15. Juli Cornelia-Caroline Rätz. Das jüngste Fraktionsmitglied legt nach knapp zwei Jahren aus beruflichen Gründen ihr Mandat nieder. Die Fraktion bedankte sich für die Zusammenarbeit und wünschte ihr für die Zukunft alles Gute. Die Besetzung der freigewordenen Ausschussplätze und -vorsitze erfolgt gegen Ende August in einer vorbereitenden Sitzung, sobald die nachrückenden Kandidaten ihr Mandat angenommen haben. Zu besetzen sind nach aktuellem Stand der Sitz und Vorsitz des Ausschusses für Bau, Planung und Umwelt, der Sitz im Hauptausschuss sowie je ein Sitz im Ausschuss für Kultur, Soziales und Integration und im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport. gen vor allem Berichte der Verwaltung entgegenzunehmen will die Fraktion u.a. durch Anhörungen von Akteuren auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet entgegen wirken. Das Thema der ländlichen Entwicklung war ein weiterer Schwerpunkt. In seinem Einführungsvortrag schilderte Holger Lampe, Mitglied der Fraktion und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, die Situation in der Landwirtschaft und die daraus resultierenden Entwicklungen im ländlichen Raum. Der unmittelbare Zusammenhang wurde dort deutlich, wo über den Dreiklang Versor- gung, attraktive Arbeitsplätze und Verantwortung für die dörfliche Gemeinschaft diskutiert wurde. Dabei spielten Themen wie Milchpreise, Bodenspekulationen und die Sicherung der Aufgaben der Daseinsvorsorge eine wichtige Rolle. Daseinsfürsorge umfasst dabei Themen wie ÖPNV, Wasser- und Abwasser, Schulstandorte und Energieversorgung. Ein weites Feld also, welches sich in der weiteren Arbeit der Fraktion sowohl bei Diskussionen um den ÖPNV als auch zur anstehenden Schulentwicklungsplanung des Kreises widerspiegeln wird. In der Diskussion mit dem Fraktionsvorsitzenden der LINKEN im Landtag Brandenburg, Ralf Christoffers, und dem stellvertretende Landesvorsitzenden, Sebastian Walter, ging es vor allem um landespolitische Themen, die unmittelbar Einfluss auf die Arbeit in den Kommunen haben. Die Vorhaben der Landtagsfraktion zu Entscheidungen hinsichtlich des Lehrermangels, der Asylpolitik, der Altanschließer und nicht zuletzt der Verwaltungsstrukturreform zu kommen, wurden gemeinsam diskutiert. Und schließlich gab es eine erste Verständigung zu den anstehenden Haushaltsdiskussionen. Die Fraktion will die Schwerpunkte ihrer Haushaltsanträge in diesem Jahr auf die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, die Schul- und die ländliche Entwicklung setzen. In Vorbereitung sind deshalb Anträge zur Optimierung des ÖPNV, zur kostenlosen Milchversorgung an den Förderschulen des Kreises, zur Unterstützung des „Grünen Wochenendes“ im Barnim und der Unterstützung der Barnimer Arbeitsgruppe für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Mit diesen Themen und deren Umsetzung in konkrete Kommunalpolitik, sollte es der LINKEN gelingen, eigene Akzente zu setzen. Sommerfest der LINKEN in Wandlitz am 16. Juli Nach bewölktem Start konnte die LINKE Wandlitz das diesjährige Sommerfest glücklicherweise dann doch bei strahlendem Sonnenschein genießen. Neben Mitgliedern und Sympathisanten waren zwei mögliche Kandidaten für die Bundestagswahl 2017, Ralf Kaiser sowie Kerstin Kühn, zu Gast sowie der Kreisvorsitzende Sebastian Walter. Foto: sp 4 LINKE UNTERWEGS Juli/August 2016 Offene Worte Sprechstunden unter freiem Himmel Gespräche über die Politik im Barnim, im Land Brandenburg, über Alltagssorgen und wie man Probleme lösen kann: Barnimer LINKE sind vom 8. bis 19. August wieder in den Städten und Dörfern des Kreises unterwegs, um sich auszutauschen. Hier treffen Sie die Landtagsabgeordneten Margitta Mächtig und Ralf Christoffers, den Kreistagsabgeordneten Lutz Kupitz und den Kreisvorsitzenden Sebastian Walter: Finowfurt 8. August Werneuchen 11. August 9 bis 10.15 Uhr, Erzberger Platz, Pressegespräch 13 bis 14.15 Uhr, bei NETTO Clara-Zetkin-Siedlung 8. August Biesenthal 11. August 10.45 bis 11.45 Uhr, an der Feuerwehr Lichterfelde 8. August 13 bis 14.15 Uhr, am Gemeindehaus Eberswalde 8. August 14.45 bis 16 Uhr, Potsdamer Platz Schönow 9. August 9 bis 10.15 Uhr, bei REWE Bernau 9. August 10.45 bis 11.45 Uhr, am Markt Börnicke 9. August 13 bis 14.15 Uhr, an der Kreuzung Rüdnitz 9. August 14.45 bis 16 Uhr, im Wohnpark Schwanebeck 10. August 14.45 bis 16 Uhr, am Markt Senftenhütte 12. August 9 bis 10.15 Uhr, an der Kirche Chorin 12. August 10.45 bis 11.45 Uhr, am Bahnhof Britz 12. August 13 bis 14.15 Uhr, am Bahnhof Oderberg 15. August 9 bis 10.15 Uhr, vor dem Rathaus Liepe 15. August 10.45 bis 11.45 Uhr, am Rundteil Hohenfinow 15. August 13 bis 14.15 Uhr, an der Gaststätte Sommerfelde 15. August Während der Sprechstunde unter freiem Himmel 2014 in Böhmerheide und Groß Schönebeck waren die Besucher zahlreich erschienen. Es ging um das Thema Altanschließerbeiträge. 9 bis 10.15 Uhr, vor Netto 14.45 bis 16 Uhr, an der alten Rüster Zepernick 10. August Eberswalde 16. August Schönwalde 17. August Friedrichswalde 18. August 9 bis 10.15 Uhr, am Markt 14.45 bis 16 Uhr, an der Feuerwehr 14.45 bis 16 Uhr, am Blumenladen Joachimsthal 18. August Groß Schönebeck 19. August 10.45 bis 1.45 Uhr, vor dem Rathaus Bernau 10. August 13 bis 14.15 Uhr, im Puschkinviertel bei EDEKA Waldfrieden 10. August Klosterfelde 17. August 9 bis 10.15 Uhr, Hauptstraße/Ecke Prendener Straße Wandlitz 17. August Foto: pb 9 bis 10.15 Uhr, bei EDEKA Glambeck 18. August 9 bis 10.15 Uhr, an der Kaufhalle Eichhorst 19. August 14.45 bis 16 Uhr, an der ehemaligen Waldarbeiterschule 10.45 bis 11.45 Uhr, Bahnhof Wandlitzsee Ahrensfelde 11. August Basdorf 17. August Parlow 18. August Finow 19. August 9 bis 10.15 Uhr, Feldstraße/Ecke Dorfstraße 13 bis 14.15 Uhr, am neuen Markt 13 bis 14.15 Uhr, am Speicher 13 bis 14.15 Uhr, am Kleinen Stern 10.45 bis 11.45 Uhr, am Taubenturm 10.45 bis 11.45 Uhr, am Wisent Offene Worte Juli/August 2016 5 PRESSEFEST KLEINER ZEITUNGEN Kleine Zeitungen ganz groß! Die LINKE lud ein zum Pressefest am 9. Juli nach Bernau Von Frithjof Newiak, Cottbuser Herzblatt Da ist es wieder - das Pressefest der „Kleinen Zeitungen“! Zur Tradition geworden, dann vergessen und nun wiederbelebt, fand das Pressefest am 9. Juli in Bernau statt. Und die GenossInnen haben sich da einiges einfallen lassen. Ein buntes Bühnenprogramm über den ganzen Tag ließ für Groß und Klein keine Langeweile aufkommen. Neben Musik aus der „Dose“ war auch jiddische und lateinamerikanische Musik mitzuerleben und Ralf Christoffers als Fraktionsvorsitzender, Tom Strohschneider als Chefredakteur des „Neuen Deutschland“, Diana Golze als Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg – so viel Zeit muss sein – und Dagmar Enkelmann als Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung standen Rede und Antwort. Für den Bernauer Verein „Eltern helfen Eltern“ fand ein Spendenlauf statt, Schachfreunde konnten sich am Simultanschach beteiligen, an Infoständen präsentierten sich „Cuba si“, die „Rosa-Luxemburg-Stiftung“, das „Neue Deutschland“, die „Junge Welt“ und natürlich die „Roten Reporter“ mit ihren kleinen Zeitungen. Es waren leider nur ca. 10 kleine Zeitungen aus Brandenburg vertreten, nutzen die Möglichkeit sich zu präsentieren und in den Erfahrungsaustausch zu treten. Das sollte Grund zum Nachdenken in den Kreisen sein, ob sich eine solche Investition nicht doch lohnen kann. Auf noch viele gemeinsame Jahre: Zum Gruppenfoto fanden sich 22 der über 100 ehrenamtlichen Verteiler der „Offenen Worte“ vor der Bernauer Stadthalle ein, vor allem aus Bernau, Wandlitz, Ahrensfelde, Blumberg und Panketal. Viele verteilen die OW bereits seit Beginn ihres Erscheinens – also seit 25 Jahren. Stellvertretend für alle, die dies Monat für Monat tun, ein herzliches Dankeschön von der Redaktion und dem Kreisvorstand der LINKEN. Alle Fotos zum Pressefest von: fm, maz, wk, bc Für die „Roten Reporter“ lief parallel ein Workshop zum Thema „Interview“, mit der Chance, Diana Golze, Ralf Christoffers oder Tom Strohschneider zu interviewen. Das war eine spannende, aber auch anstrengende Angelegenheit und interessant wie die verschiedenen TeilnehmerInnen sich dem Thema stellten. Zusammengefasst - ein sehr kompaktes und abwechslungsreiches Programm, mit dem sich DIE LINKE in der Öffentlichkeit präsentierte, sich den brennenden Fragen stellte und sich prominente Vertreterinnen und Vertreter zur Verfügung stellten. Viele Bernauerinnen und Bernauer machten Gebrauch davon. Deshalb ein großes Dankeschön an die Organisatorinnen und Organisatoren des Festes. Und es gibt viele Gründe diese Tradition am Leben zu erhalten. links: Simultanschach in der Stadthalle mit Moritz Greßmann (Chemie Weißensee). Der 15-Jährige ist derzeit einer der besten Spieler seiner Altersklasse in Deutschland. Beim Pressefest gewann er alle Spiele. rechts: Gute Laune am Büchertisch. Sylvia Pyrlik von der Buchhandlung Schatzinsel in Bernau war nicht nur den ganzen Tag auf dem Platz vor der Stadthalle präsent – sie organisierte auch die gut besuchte Autorengala in der Stadthalle am Abend. 553 Euro durch Spendenlauf erzielt OW-Beitrag/bc 34 Läuferinnen und Läufer begaben sich auf den 420-Meter-Rundkurs zum Spendenlauf am 9. Juli im Rahmen des Pressefestes. 370 Euro erhielt „Eltern helfen Eltern Bernau e.V.“ in bar, 183 Euro wurden noch überwiesen. „Wir freuen uns sehr und danken allen, die teilgenommen haben“, so Birgit Lembke-Steinkopf für den Verein. „Damit haben wir nun eine tolle Unterstützung für die geplanten Ferienfahrten zum Hölzernen See und nach Trassenheide in den Sommerferien und können gestiegene Preise auffangen.“ Auch Mitglieder des Vereins beteiligten sich rege, ein Teilnehmer trotzte dem Kopfsteinpflaster am Steintor sogar mit dem Rollstuhl, und auch ein kurzes Stück die Treppe hinab sorgte eher für Spaß. Der guten Laune konnte selbst der einsetzende Nieselregen nichts antun. Auch für die Sportvereine gab es Geld: 240 Euro gingen an SV Empor Niederbarnim und 68 Euro an die Schachfreunde Groß Schönebeck, gespendet durch die drei LINKEN-Politikerinnen und Politiker Dagmar Enkelmann, Margitta Mächtig und Ralf Christoffers – die im übrigen auch insgesamt 183 Euro an „Eltern helfen Eltern“ überwiesen. 6 PRESSEFEST KLEINER ZEITUNGEN Juli/August 2016 Offene Worte Handgemachte Musik: Klezmer bis Latino Links: Viele Instrumente brauchte Mathias Nietsche von cataré zum Einsatz. Rechts: Die Klezmer-Musik mit der Gruppe „manifest“ aus Potsdam und dem Bundestagsabgeordneten Harald Petzold (links) begeisterte das Publikum. Fotos: fm, maz „Entscheidungen, die allen gefallen, gibt es nicht“ Tom Strohschneider, Chefredakteur der Tagesezeitung neues deutschland, interviewte Ralf Christoffers Ralf Christoffers: „Interessante Gespräche den ganzen Tag über.“ OW-Beitrag/wk Tom Strohschneider, Chefredakteur der Tageszeitung „neues deutschland“, bestätigte seinen Ruf als wohlwollend kritischer Kommentator linker (Regierungs-) Politik, als er den Vorsitzenden der Linksfraktion im Brandenburger Landtag, Ralf Christoffers, auf dem Podium des Pressefestes interviewte. Er ließ es sich nicht nehmen, gezielt Problemfelder Rot-Roter Politik im Land anzusprechen und begann seine Fragenstellungen gleich mit dem sensibelsten Thema, der Braunkohle. Christoffers bestätigte, dass dieser Themenkomplex nicht nur die Regierungskoalition seit Jahren beschäftigt, sondern auch schon in der LINKEN zu Auseinandersetzungen führte, als sie noch in der Opposition war. Dabei gebe es eine weitgehende Übereinstimmung darin, dass der Abbau der Kohle und ihre Verstromung dem Ende entgegen gehen. Mit der 2012 von Rot-Rot beschlossenen Energiestrategie des Landes wurden die Zeichen auf Erneuerbare Energien gesetzt. Brandenburg ist seit vielen Jahren Vorreiter bei der Energiewende. Und doch gingen die Vorstellungen über den zeitlichen Rahmen dieser Umwälzung auseinander. Manche glauben, das Ziel bereits bis 2030 erreichen zu können, andere räumen der Kohle noch bis 2050 eine Perspektive ein. Dabei sei zu berücksichtigen, dass mit dem bevorstehenden Abschalten der Atommeiler die Bedeutung der Kohle für die stabile Stromversorgung zeitweilig wachsen werde. Zudem seien die vom Bund gesetzten Rahmenbedingungen wie der Netzausbau noch unklar. Trotzdem gehe Christoffers davon aus, dass der Tagebau Jänschwalde-Nord nicht mehr benötigt werde und somit 2042/2043 das Lausitzer Kohlerevier geschlossen werde. Mit Umweltverbänden stehe man im ständigen Dialog und Differenzen „von ein paar Jahren“ hinsichtlich des Endes der Kohleverstromung seien aus seiner Sicht nicht entscheidend. Und wie steht es danach mit den Altlasten?, wollte Strohschneider wissen. Der Bund und das Land hätten bereits viel in die Renaturierung ehemaliger Kohlegruben investiert, meinte Christoffers. Es seien neue Seenlandschaften aus alten Gruben entstanden, die sich in touristische Attraktionen verwandeln. Alle zwei Jahre erfolge eine Überprüfung der Tagebaue sowie der finanziellen Rückstellungen der Betreiber für die spätere Sanierung. Unabhängig davon hat die SPD-/LINKE-Koalition ein Gutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, ob es rechtliche Lücken gibt, die bei den sogenannten „Ewigkeitskosten“ der Sanierung zu Belastungen der öffentlichen Hand und damit der Steuerzahler führen. Zur Konversion ehemaliger militärisch genutzter Flächen konnte Christoffers darauf verweisen, dass mehr als 93 Prozent einer zivilen Nutzung übergeben wurden. Hinsichtlich der geplanten Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) und den USA (TTIP) mit der EU äußerte der Fraktionschef der LINKEN Zweifel am Zustandekommen in der jetzigen Form und wies damit die Vermutung, es könne diesbezüglich zum „Koalitionsknatsch“ kommen, zurück. Mit Blick auf die geplante Verwaltungsstrukturreform gab der Landtagsabgeordnete aus Bernau zu bedenken, dass es tiefgreifende Entscheidungen, die allen gefallen, nicht gäbe. Somit sei Kritik daran vorprogrammiert. Doch schon seit den 1990-er Jahren arbeite die Partei an diesem Thema und sei mehrheitlich davon überzeugt, dass für die künftige Sicherung der öffentlichen Daseinsvorsorge die Verwaltungsstrukturen und ihre Funktionalität den realen Bedingungen angepasst werden müssen. So viele gute Autoren ... lasen zum Abschluss des Pressefestes in der Stadthalle Bernau Autorengala am Abend in der Stadthalle mit rund 200 Besuchern. Präsentiert und organisiert von der Buchhandlung „Schatzinsel“: Es lasen und sangen Andrej Hermlin und Band; ganz links: Andrej Hermlin, Und es lasen vlnr: AHNE alias Arne Seidel, bekannt aus „Gespräche mit Gott“ auf radio eins, Schriftsteller und Buchautor Ernst Georg Schwill sowie Robert Gold, Filmproduzent und Buchautor. Offene Worte Juli/August 2016 PRESSEFEST KLEINER ZEITUNGEN »Gesetze allein, verändern die Lage nicht« 7 Dagmar Enkelmann sprach mit Diana Golze, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, die sagt, sie habe gelernt, „sich durchzusetzen“ Von Margot Ziemann Diana Golze wurde 1975 in Schwedt geboren, ist in der Uckermark aufgewachsen und absolvierte das Gymnasium in Angermünde. Später studierte sie Sozialpädagogik in Berlin und lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Rathenow im Havelland. Schon mit 16 hat sie sich politisch bei den LINKEN engagiert. Sie war und ist nach wie vor engagierte Kommunalpolitikerin, war 9 Jahre Abgeordnete der LINKEN im Bundestag und ist seit eineinhalb Jahren Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie im Land Brandenburg. Dagmar Enkelmann sprach beim Pressefest mit Diana Golze, beide benutzen das vertraute „Du“. Enkelmann: Wie leicht oder wie schwer war der Schritt von der Oppositionsabgeordneten im Bundestag zur Ministerin in Regierungsverantwortung? Golze: Zuerst stellt man sich natürlich selbst die Frage, kann ich dieses riesige Aufgabengebiet bewältigen. Aber nach vielen Jahren in der Opposition, in der ich genau an diesen sozialen Themen gearbeitet, unzählige, wie ich meine, gute Anträge im Bundestag gestellt habe, die alle abgelehnt wurden, fand ich es gut, etwas von dem, was mich bewegt, umsetzen zu können. Das übergreifende Thema für mich ist die Verhinderung und Vermeidung von Kinderarmut. Die hat im reichen Deutschland nämlich nicht ab-, son- Ministerin Diana Golze (rechts) war nicht nur auf der Bühne im Gespräch, auch an den Tischen, hier mit der Landtagsabgeordneten Margitta Mächtig – und sie stand den Redakteuren der kleinen Zeitungen für Interviews zur Verfügung. dern eher zugenommen. Und arme Kinder, das ist erwiesen, werden eher krank, in der Schule ausgegrenzt, haben schlechtere Bildungschancen und Lebensperspektiven. Enkelmann: Was kannst Du als Landesministerin dagegen unternehmen? Golze: Die Rahmenbedingungen werden im Bund beschlossen. Aber Gesetze allein verändern die Lage nicht. Deshalb habe ich in Brandenburg einen „Runden Tisch“ ins Leben gerufen, wo wir vom Ministerium mit Bürgermeistern, Landkreisen, sozialen Vereinen gemeinsam überlegen, was wir gegen Kinderarmut tun können. Lösungen muss man immer ganz konkret vor Ort suchen und finden. Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin selbst Stadtverordnete in Rathenow. Enkelmann: Aber ohne Geld vom Land wird es nicht gehen. Ich denke zum Beispiel an das Schul obst-Programm, das, von der EU gefordert, in Brandenburg noch immer nicht obligatorisch umgesetzt ist. Golze: Das stimmt. Ich bin als gelernte Sozialpädagogin eigentlich Lehrer, Politiker und Musiker Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Harald Petzold (LINKE) Von Wolfgang Kraffczyk Der Bundestagsabgeordnete Harald Petzold aus dem Havelland, der seitens der LINKEN Ansprechpartner auch für die Bürgerinnen und Bürger in Sachen Bundestag im Barnim ist, hatte den einen oder anderen der Besucher des Pressefestes überrascht. Wer wusste schon, dass er seit vielen Jahren mit der Band „manifest“ durch die Lande tourt und jüdische Musik darbietet? Das etwa halbstündige Programm, das die fünf Musiker absolvierten, wusste jedenfalls an diesem Harald Petzold war am 9. Juli gleich zweimal auf der Bühne, hier im Gespräch mit Dagmar Enkelmann, zuvor bereits virtuos mit der Gruppe „manifest“. Tag zu begeistern und auch einige Tanzbeine schwingen zu lassen. Zudem trafen seine Aussagen im Podiumsgespräch mit Dagmar Enkelmann auf viel Zustimmung im Publikum. So erhielt er gleich zu Beginn viel Applaus, als er darauf hinwies, dass die Linksfraktion im Bundestag die regelmäßigen Diätenerhöhungen für gemeinnützige Zwecke spendet. Er wolle auch noch eine Spende für das am selben Tag statt findende Kinderfest in Bernau-Waldfrieden und für die dortige Ortsbeiratswahl überreichen. Auf die Frage, was ihn im Bundestag besonders ärgert, verwies er auf Abstimmungen zu wichtigen Gesetzen zu Zeiten, da ein Großteil der Abgeordneten anderweitig „beschäftigt“ ist. So wurde die Fußball-Europameisterschaft genutzt, um das neue Gesetz zu den Erneuerbaren Energien, das er als Gesetz „zur Verhinderung“ immer um Ausgleich bemüht. Aber ich habe in den anderthalb Jahren gelernt, dass ich auch mal hart bleiben und gegen die eigenen Ministerkollegen Druck aufbauen muss, wenn ich berechtigte Forderungen durchsetzen will. Ich werde das Thema bei Bildungsminister Baaske und Finanzminister Görke nochmals ansprechen. Enkelmann: Die Flüchtlings- Betreuung fällt in Dein Ressort. Wann gibt es in Brandenburg die elektronische Gesundheitskarte für sie? Golze: Zunächst einmal möchte ich mich bei allen ehrenamtlichen Helfern der Willkommensinitiativen, den Lehrerinnen und Lehrern in den Willkommensklassen, den BetreuerInnen in den Heimen bedanken, die die Ankunft und Unterbringung, die Sprachkurse, Kinderbetreuung und vieles andere mehr in so aufopferungsvoller Weise unterstützen. Ohne diese Netzwerke wäre vieles nicht möglich. Mein Ministerium hat jetzt sechs mobile Beratungsteams gebildet, die mindestens einmal im Monat jedes Heim besuchen und die BewohnerInnen und SozialarbeiterInnen vor Ort unterstützen sollen. Was die Gesundheitskarte betrifft, so hat mein Ministerium jetzt eine Vereinbarung mit den Gesundheitskassen geschlossen. Dieser müssen die Landkreise für die bei ihnen untergebrachten Flüchtlinge jetzt aber beitreten. Leider verweigern sich einige Landkreise dem bisher noch. Das Land wird aber auf jeden Fall die Kosten übernehmen. charakterisierte, durchzudrücken. In seiner Funktion als medienpolitischer Sprecher der Linksfraktion bezeichnete er es als „Schweinerei“, dass es beim Rundfunkbeitrag keine soziale Staffelung gibt. Es würden sogar Bürgerinnen und Bürger zur Kasse gebeten, die nachweislich weder einen Fernseher noch ein Radio oder ein anderes Gerät für den Empfang der öffentlich-rechtlichen Programme haben. Aber mitunter gebe es auch Anlass zur Freude, zum Beispiel wenn das Bundesverfassungsgericht die übermäßige parteipolitische Einflussnahme auf die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten kritisiert – ein Standpunkt, den die LINKE schon seit vielen Jahren vertreten habe. Gefreut habe ihn auch, dass es gelang, für das Bernauer Bauhaus-Ensemble Fördermittel zu sichern, wodurch die Einrichtung eines Infocenters ermöglicht wird und das Ziel, dieses architektonische Kleinod in die UNESCO-Welterbe-Liste aufzunehmen, ein Stück näher gerückt sei. 8 PRESSEFEST KLEINER ZEITUNGEN Juli/August 2016 Offene Worte Tageszeitung neues deutschland hat sich verjüngt „Es geht nicht darum, am lautesten zu schreien …“ Dagmar Enkelmann sprach mit Chefredakteur, Tom Strohschneider … meinte Bundestagsabgeordnete Petra Pau (LINKE) im Interview mit Dagmar Enkelmann Sie sind seit zwei Jahren Chefredakteur des ND. Die Zeitung hat sich in dieser Zeit verjüngt, sowohl was die Mitarbeiter als auch das journalistische Angebot betrifft. Was ist Ihr Credo? Wir sind keine Parteizeitung mehr, aber eine parteiliche Zeitung, die die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft, die Ungerechtigkeit bei der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, aber auch den sozialen Widerstand aufnimmt und widerspiegelt. Wir stehen dabei nicht allein, sondern im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Medien, die kritisch recherchieren und so das Weltgeschehen reflektieren. Ohne die Art des Recherche-Verbundes wären zum Beispiel die brisanten Panama-Papers nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. Jetzt allerdings müsste die Politik darauf entsprechend reagieren, was sie leider nicht tut. Die Informationsflut hat enorm zugenommen, für viele kaum noch zu bewältigen? Ja, das stimmt. Aber unsere Redaktion hat sich darauf eingestellt. Wir nutzen die neuen Medien zur eigenen Recherche, um viel schneller und unmittelbarer auf politische Ereignisse reagieren zu können. Den Interessenten an schneller Information bieten wir außerdem unsere Online-Ausgabe an. Neue elektronische Medien ermöglichen auch eine ganz neue Form der sozialen Debatten, die auch über unsere Redaktion stattfinden. Wir haben es geschafft, wieder mehr LeserInnen und NutzererInnen aus linken und sozialen Initiativen zu gewinnen. Dabei darf man nicht verschweigen, dass die Krise der linken Öffentlichkeit nicht nur linke Zeitungen und kritische Medien und Journalisten betrifft. Was sind die Themen, denen Sie in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen wollen? Wir haben uns, wie übrigens die meisten anderen Medien auch, bisher in Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik zu sehr mit dem Hass und der Intoleranz der Gegner auseinandergesetzt. Auch wir beim ND haben deshalb schon Morddrohungen von rechtsextremen Aktivisten erhalten. Aber das hält uns nicht davon ab, die Dinge beim Namen zu nennen, auch auf die Ursachen der Flüchtlingskrise und die Fehler und Mängel der Politik bei der Bewältigung hinzuweisen. Allerdings wollen wir in Zukunft den Focus auch auf die Menschen lenken, die sich soli- Hier gemeinsam am Stand der Tageszeitung „neues deutschland“: Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (2.vl) und Tom Strohschneider (rechts), später einzeln auf der Bühne zu Interviews mit Dagmar Enkelmann. darisch verhalten, unter großen Anstrengungen helfen, den Geflüchteten ein normales Leben zu ermöglichen. Das sind zum Glück mehr als die Nazis, die gegen Flüchtlinge hetzen. Was kann eine große sozialistische Tageszeitung für die Kleinen Zeitungen tun? Sehr viel. Wir unterstützen die kleinen linken Zeitungen sehr gern. So haben wir zum Beispiel eine Homepage entwickelt und finanziert, auf der sich alle kleinen Zeitungen mit ihren kommunalen Berichten und Angeboten präsentieren können. Wir unterstützen die Weiterbildung der Roten Reporter mit unserem journalistischen Fachwissen, auch hier auf dem Pressefest durch Kursangebote. Und was kann das ND von den kleinen Zeitungen lernen? Wenn man die große Politik analysiert und reflektiert, lebt man mitunter wie in einem Raumschiff. Die kleinen lokalen Zeitungen sind viel dichter dran an den wirklichen und alltäglichen Problemen der Menschen. Sie können über die Veröffentlichung kommunaler Politik manchmal direkt zur Lösung von Problemen beitragen. Von Wolfgang Kraffczyk Ihr Gast sei nicht gerade als lautstark bekannt, charakterisierte Dagmar Enkelmann gleich zu Beginn des Podiumsgesprächs die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau. Ob dies ein Hindernis in ihrem hohen Amt sei, wollte Enkelmann wissen. Pau, die 2006 fast zufällig zur stellvertretenden Bundestagspräsidentin gewählt wurde, umriss zunächst ihre Tätigkeitsfelder in dieser Funktion: überparteilicher Schiedsrichter bei der Leitung der Bundestagsdebatten, Vorstandsmitglied eines „großen Unternehmens“ in Personalfragen bei rund 3.000 Mitarbeitern des Bundestages sowie Akteurin im diplomatischen Dienst als Vertreterin der Bundesrepublik. Damit ist sie die ranghöchste Re- Ausstellung Offene präsentantin der LINKEN im Staat, wie sie schmunzelnd anmerkte. Und ja, gerade erstere Aufgabe verlange mitunter energisches Reagieren, wenn Debatten im Plenum zu hitzig oder unsachlich geführt werden. Und nein – dazu brauche man kein lautes Mundwerk. Wenn Pau ihre Tätigkeit als Vizepräsidenten „überparteilich“ charakterisiert, bedeute das keinesfalls wichtige politische Themen auszuklammern. Sie werde nicht müde für soziale Gerechtigkeit, gegen Kinderarmut, für gerechten Lohn und gegen prekäre Arbeitsverhältnisse, für Solidarität und gegen Ausgrenzung von Minderheiten zu streiten. Bekannt wurde sie nicht zuletzt als Obfrau der LINKEN im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages. 2013 wurde vom Ausschuss ein umfassender Bericht vorgelegt. Doch viele Fragen blieben offen, wie Pau betonte. Deshalb habe man sich mit Beginn der neuen Legislaturperiode parteiübergreifend für eine Fortsetzung der Arbeit ausgesprochen. Im November 2015 nahm der 2. Untersuchungsausschuss zum NSU seine Tätigkeit auf. Die Arbeit gestalte sich jedoch schwierig. „Unser Problem in der Gesellschaft heißt Rassismus“, stellte sie auch in Hinblick auf den spürbaren Rechtsruck in der Gesellschaft als Fazit fest. Dagmar Enkelmann charakterisierte Petra Pau dann auch als „Frau der klaren Worte und nicht der leisen Töne“. Der Applaus der Besucher gab ihr Recht. Manches lässt sich wiederholen: Die Ausstellung „25 Jahre Offenen Worte“, unterstützt durch die Tageszeitung „neues deutschland“, wird ab September im Bürgerbüro der LINKEN in Bernau gezeigt werden. Auf dem Foto: Der Hinweis an der Stadthalle am 9. September. Lebensfreude zeigte sich beim Pressefest den ganzen Tag: Hier überreichte Petra Pau spontan der 10-jährigen Julia das Buch „Da war ein Land, das du nicht kennst“ – als Dankeschön für 20 gelaufene Runden beim Spendenlauf. vlnr: Dagmar Enkelmann, Julia, Petra Pau, Birgit Lembke-Steinkopf Offene Worte Juli/August 2016 Von „großer“ und „kleiner“ Politik Panketaler Gespräch am 18. Juli mit dem Vorsitzenden der Landtagsfraktion der LINKEN, Ralf Christoffers OW-Beitrag/wk Gut 30 Gäste folgten der Einladung der LINKEN Panketal (Fraktion in der Gemeindevertretung und Basisgruppe) am 18. Juli in das Rathaus zum traditionellen Panketaler Gespräch. Mit dabei unter anderem Bürgermeister Rainer Fornell und der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes. Christel Zillmann, Fraktionsvorsitzende der LINKEN Panketal, erläuterte das Anliegen der Einladung an Ralf Christoffers, dem Chef der LINKEN im Brandenburger Landtag, begrüßte die Anwesenden herzlich. „Seit 7 Jahren gibt es die Rot-Rote Koalition in Brandenburg, wir interessieren uns für eine Bilanz aus Sicht der LINKEN.“ Ralf Christoffers begann mit dem Aktuellsten: In den letzten Wochen wurden für 80 Politikfelder Entscheidungen getroffen. Am gleichen Tage hatte es eine Klausurtagung zum Doppelhaushalt für die Jahre 2017/2018 gegeben (siehe Kasten). Ein Schwerpunkt bleibe – darin gäbe es keine Differenz zwischen SPD und LINKEN – neue Lehrer einzustellen, weitere rund 800 sollen in den nächsten 2 Jahren dazukommen. Schwierig sei es inzwischen, geeignete Bewerbungen zu erhalten. Anders sei es dagegen bei den so genannten Schulzentren. Sie seien eigentlich Gesamtschulen, in der die Kinder von der 1. bis zur 10. Klasse unterrichtet werden. Da die LINKE 9 BARNIM das „gemeinsame Lernen“ umsetzen will, sei ihr der Begriff jedoch nicht so wichtig. Immerhin würden auf diese Weise Schulstandorte gerade in den ländlichen Regionen erhalten und weiterentwickelt. Ein Erfolg, der auch durch die LINKE bewirkt wurde: Eine Lohnuntergrenze für öffentliche Aufträge, die Lohndumping verhindert. Was auf jeden Fall weitere Aufgaben bleiben, so Christoffers, ist die Lösung der Altanschließerproblematik, bei der sich das Land an Kosten beteiligen muss. Etwa 200.000 Haushalte im Land sind betroffen. Diskutiert wurden im Panketaler Gespräch natürlich viele örtliche Fragen. So ging es wieder einmal um den seit vielen Jahren gewünschten Radweg zwischen Schwanebeck und Bernau entlang der L200. Hier gibt es endlich Entwarnung: Der Radweg soll gebaut werden. Zur Verbesserung des S-Bahn-Taktes sei eine landesweite Untersuchung noch nicht abgeschlossen, so Christoffers. Da man über Bernau schon eine relativ gute Anbindung nach Berlin hat, sei Panketal aber kein prioritärer Schwerpunkt. Letztlich ging es in der 3 Stunden dauernden Fragerunde um alle aktuellen Themen: Von Braunkohleverstromung über Energiewende, Sonderwirtschaftszonen, Anliegerbeiträge für Straßenbau – und letztlich um die aktuelle Rentendiskussion. „Die Abschaffung der Ungerechtigkeit zwischen Ost- und Westrenten fordert die LINKE schon seit vielen Jahren.“ betont Christoffers. Das dürfe aber nicht zu neuen Ungerechtigkeiten für die kommende Generation führen, da die durchschnittliche Einkommenshöhe im Osten nach wie vor geringer ist als im Westen. Der Ausgleich muss bis zur Überwindung des Einkommensgefälles erhalten bleiben. Nächstes Panketaler Gespräch mit Kerstin Kühn am 10. Oktober. Eltern für mehr Lehrer OW-Beitrag/lk Gemeinsam mit der SPD-Fraktion hat die LINKE den Kreistag aufgefordert, der Online-Petition von Eltern für die Verbesserung der Bedingungen an den Schulen des Landes beizutreten. Die an den Bildungsminister Baaske gerichtete Petition thematisiert Lehrerausbildung, Unterrichtsausfall und fachgerechte Vertretung von Unterrichtsstunden. Themen also, die für die LINKEN nicht erst seit der Petition auf der Agenda stehen. Die Irritation bei einigen Mitgliedern des Kreistages war durchaus zu bemerken, brachten den Antrag doch Fraktionen ein, die auf Landesebene in Verantwortung stehen. Es scheint also nicht in die politische Vorstellung zu passen, eigene Regierungen zu kritisieren. Aber beide Einbringer der Vorlage machten in ihren Beiträgen deutlich, dass es um die Lösung eines Problems und um qualitative Bildung geht und Kritik dann auch angebracht ist. Der Antrag wurde dann auch einstimmig unterstützt. Ausgewählte Vorhaben der Rot-Roten Landesregierung für 2017/2018 in Zahlen Polizei: Bis 2020 Erhöhung der Personalstärke auf über 8200. Dazu ist mehr Ausbildung erforderlich. Investitionen: Die Investitionsquote liegt in Bezug auf den Gesamthaushalt (rund 11 Milliarden €) bei über 12 Prozent. Dazu gehören zwei Kommunale Investitionsprogramme mit mehreren 100 Millionen € (für Kultur- und Sporteinrichtungen, Schulen), sowie das Wohnungsbauprogramm mit 500 Millionen € bis 2020, das für den Bau von Sozialwohnungen eingesetzt wird sowie die Kofinanzierung des Wohnungsbauprogramms des Bundes. Hochschulen: Verbesserung der Situation der Lehrkräfte und Ausbau der Hochschullandschaft. Kitas: Verdoppelung der finanziellen Mittel für Kitas. Krankenhäuser: Mit 430 Millionen € sollen alle Standorte gesichert werden. Verwaltungsstrukturreform: Es geht um die Organisation staatlicher Aufgaben zur Verwaltung. Die kommunale Selbstverwaltung funktioniert unabhängig davon. 615 Millionen € sind vorgesehen, davon 400 Millionen für die Teilentschuldung der Städte und Landkreise. LINKE – verlässlicher Partner Am 10. Juli wurde in Bernau-Waldfrieden ein neuer Ortsbeirat gewählt Von Thomas Sohn, Stadtvorsitzender LINKE Bernau Demokratische Mitbestimmung von Bürgerinnen und Bürgern ist einer der Schwerpunkte der Kommunalpolitik der LINKEN. Somit war es auch verständlich, dass sich die LINKEN in Bernau dem Votum in Bernau-Waldfrieden stellten und mit einem eigenen Kandidaten für die Ortsbeiratswahl am 10. Juli antraten. Der Kandidat Søren Ole Gemski trat mit einem Wahlprogramm an, in dem für alle Bewohnerinnen und Bewohner des Ortsteils ersichtlich die bestehenden Probleme, wie die fehlende Infrastruktur im Handel genauso angesprochen wurde wie die Forderung nach einer besseren ÖPNV-Anbindung. Die LINKEN von Bernau werden gemeinsam mit ihrem gewählten Mitglied des Ortsbeirates für eine Verbesserung der bestehenden Probleme eintreten. Im Ortsteil Waldfrieden befindet sich eines der größten zusammenhängenden Bauhausensemble, hier geht es darum dieses gemeinsam mit dem ansässigen Verein zu erhalten und auszubauen. Für dieses Jahr ist schon eine umfassende Gestaltung der Außenanlagen vorgesehen. Die Wahllokale hatten am 10. Juli von 8 bis 18 Uhr geöffnet, leider fanden nur 239 von 598 Wahlberechtigten den Weg an die Wahlurne, eine Wahlteilnahme die die LINKE bedenklich stimmt, selbst das Interesse, sich in seinem eigenen Wohnumfeld aktiv in dessen Gestaltung einzubringen ist nicht sehr ausgeprägt. Hier gilt es nach Ursachen zu suchen. Gleichzeitig zeigt aber das Wahlergebnis für die LINKE – 23 Prozent Stimmanteil –, dass die Wählerinnen und Wähler der LINKEN und Søren Ole Gemski zutrauen, die im Wahlprogramm aufgeführten Eingangsbereich des vor 2 Jahren sanierten Freibades in Bernau-Waldfrieden – auch dieser passt sich architektonisch gut in das Bauhausensemble ein, für das ein Antrag auf Anerkennung als Weltkulturerbe läuft. Foto: bc Schwerpunkte in ihrem Interesse umzusetzen. Die LINKE wird dafür sorgen, diesen Vertrauensvorschuss nicht leichtfertig zu verspielen. Für die Arbeit im Ortsbeirat gilt es jetzt erst einmal zur sachlichen und inhaltlichen Arbeit zu finden. Bestehende Differenzen müssen im Interesse des Ortsteils abgebaut und alle Bevölkerungsgruppen in die Arbeit mit einbezogen werden, auch die Geflüchteten in den beiden Wohnunterkünften, auch wenn sie nur zeitweilige Bewohner sind. Die LINKE bietet sich in diesem Prozess als ein verlässlicher Partner an und ist für eine konstruktive, bürgernahe Zusammenarbeit bereit. 10 BLICK IN DIE WELT Juli/August 2016 Offene Worte »Die Kultur des Seins soll über die Kultur des Habens siegen« Interview mit dem kubanischen Historiker Elier Ramírez Cañedo, der Ende Juni in Bernau bei der Regionalgruppe Cuba sí zu Gast war Von Margit Streblow Fotos: bc, privat Der junge kubanische Historiker Elier Ramírez Cañedo besuchte Anfang Juli auf Einladung von Cuba sí, einer Arbeitsgemeinschaft der LINKEN, einige Städte in Deutschland. Dazu zählte neben Braunschweig, Dortmund und Bremen auch Bernau. Cañedo wurde 1983 in Havanna geboren und arbeitet derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Geschichte im Büro des Historikers Rolando Rodriguez im Staatsrat der Republik Kuba. Der 33-jährige hat an der Universität Havanna bis 2006 Geschichte studiert und ist Master in Neuester Geschichte und Internationale Beziehungen. Cañedo wurde ausgezeichnet mit einem Förderpreis des 1. Wettbewerbs „Guillermo Toriello“ unter der Schirmherrschaft des Zentrums für Amerikastudien in Havanna. Er ist Mit-Autor eines Sachbuchs über die Geschichte der Autonomistischen Partei Kubas, das sich derzeit in der Drucklegung befindet. Zusammen mit Esteban Morales war er 2011 Preisträger des Kritikerpreises für Wissenschaft und Technik für das Sachbuch „Über die Konfrontation der Absichten einer Normalisierung – die US-Politik gegenüber Kuba“. Für die „Offenen Worte“ gab er Ende Juni bei seinem Besuch in Bernau ein Interview. Gibt es Änderungen im wirtschaftlichen und in der Folge auch sozialen Bereich seit dem Besuch des US-Präsidenten Barack Obama im März in Kuba? Obama wurde voller Respekt und sogar mit Jubel in Kuba empfangen. Natürlich wurde sein gesamtes Programm in Havanna mit Enthusiasmus und Neugier verfolgt, war er doch in 80 Jahren der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der die Insel besuchte. Aber nach seiner Abreise ebbte die Begeisterung schnell ab, denn die Mehrheit des kubanischen Volkes erwartet von den Vereinigten Staaten mehr als den Besuch ihres Präsidenten und ausgefeilte Reden. Das kubanische Volk fordert, dass »Kuba ist eine Gesellschaft, die mit dem Markt lebt, aber nicht von ihm.« den Worten des nordamerikanischen Präsidenten Taten folgen. Wirkliche Veränderungen wird es erst ab dem Tag geben, an dem das Embargo beendet sein wird – einschließlich der gesamten Strafpolitik, die die Regierung der Vereinigten Staaten gegen Kuba aufrecht erhält und die das tägliche Leben in Kuba beeinträchtigt. Was hat dieser PR-Akt für konkrete Folgen nach sich gezogen? Zweifellos handelte es sich um eine große Medienshow, ein sehr gut inszeniertes Hollywoodspektakel, bei dem es darum ging, die Gefühle und Emotionen des kubanischen Volkes anzusprechen. Man kann nicht verneinen, dass es auch einige in Kuba gab, die darauf hereingefallen sind. Andere aber, vor allem kubanische Künstler und Intellektuelle, antworteten unmittelbar nach Obamas Rede auf ihre Art und Weise, indem sie die von ihm im großen Theater von Havanna vorgetragenen Argumente auseinanderCuban Adjustment Act nahmen (siehe OW April/ 1966 hat die USA das Gesetz Cuban Adjust- Mai). Höhepunkt seiner ment Act beschlossen, welches Kubanern, die zu Rhetorik war, dass er das Fuß ins Land kommen, bereits nach einem Jahr kubanische Volk aufein Aufenthaltsrecht auf Lebenszeit in Aussicht forderte, die Geschichte stellt. Schon kurz nach ihrer Einreise werden hinter sich zu lassen, die sie in den USA als „politische Flüchtlinge“ Vergangenheit zu vergesanerkannt. Damit werden sie angespornt illegal sen, wobei er gleichzeitig einzureisen. Diese Wet feet, dry feet policy eine völlig manichäische (Nasse-Füße-Trockene-Füße-Politik) erlaubt und diese Vergangenheit Kubanern, die es auf US-amerikanischen Boden ignorierende Version schaffen (dry feet – trockene Füße), in den USA bezüglich der Beziehunzu bleiben, und diejenigen, die vor den Küsten gen Vereinigte Staaten der USA abgefangen werden (wet feet – nas– Kuba präsentierte. se Füße), müssen nach Kuba zurückkehren. Spontan zirkulierten als eine Antwort auf diese Manipulationen zahlreiche Artikel von angesehenen kubanischen Intellektuellen in den sozialen Netzen und im Internet. Welche Entscheidungen trifft Kuba, die mögliche Veränderungen nach sich ziehen? Und in welche Richtung gehen sie? Wir entwickeln uns zu einem prosperierenden und nachhaltigen Sozialismus, in dem diese Prosperität aber nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine spirituelle, ideologische und kulturelle Rationalität hat. In dem Maße, wie wir wirtschaftlich vorankommen, muss auch eine andere Kultur wachsen – nicht nur in Bezug auf das Künstlerische und Literarische – die der überlegen ist, die der Kapitalismus durchzusetzen versucht. Die Kultur des Seins muss über die Kultur des Habens siegen. Auf dieser generellen Vision beruht das neue ökonomische und soziale Modell des kubanischen Sozialismus, eine Gesellschaft, die mit einem Markt lebt, aber nicht von ihm. Das gesellschaftliche Eigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln wird beibehalten und der Mensch steht im Mittelpunkt des Projektes. Es wird keinerlei Schocktherapien geben. Unser Anspruch besteht darin, dass niemand schutzlos bleibt und dass die sozialen Errungenschaften der Revolution auf lange Sicht nachhaltig sind. Wie ist die Stimmung? Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, weil ich denke, dass hier verschiedene Stimmungen aufeinandertreffen: Es gibt Optimisten und es gibt Pessimisten. Es gibt jene, die arbeiten und kämpfen, und jene, die kritisieren und zerstören. Ich hoffe, dass die Stimmung der ersteren überwiegt. Wie wird im Land über das Ende der Blockade geredet? Als eine reale Möglichkeit, die jederzeit eintreten kann. Und über die Beziehungen zu Exilkubanern? Kuba hat die Beziehungen zur kubanischen Gemeinschaft im Ausland immer weiter verbessert und Was kann positiv, was negativ am Ende In vielen Dörfern Kubas geht es um Selbstverder Blockade sein? sorgung – auch, weil Ex- und Import durch die Positiv wird sein, dass Blockade der USA beschränkt sind. Kuba einerseits der Welt seine wahren Entwickengere Verbindungen aufgebaut, oblungsmöglichkeiten zeigen kann wohl hier noch viel zu tun bleibt. Der – und das ohne dieses grundlegende Begriff „Exilkubaner“ bezieht sich Hindernis, welches die Blockade vor allem auf die ersten Auswandarstellt. Andererseits wird Kuba in derungswellen von Kubanern. Seit der Welt mit größerer Objektivität den 1980-er Jahren hat sich diese beurteilt werden können. Ich sehe Auswanderung immer mehr normanichts Negatives in der Beendigung lisiert und auch ihre Zusammensetder Blockade, wenngleich damit neue zung hat sich geändert, ähnlich wie Herausforderungen auf uns zukomdie Emigration von Lateinamerimen werden. Niemand kann mehr kanern in die Vereinigten Staaten. das, was schlecht läuft, rechtfertiUngeachtet dessen versuchen die gen, indem man dem Embargo die Vereinigten Staaten das Thema der Schuld gibt. Kuba wird aber auch kubanischen Migration weiter zu poallen Einflüssen der kapitalistischen litisieren. In diesem Sinne besteht bis Welt mehr ausgesetzt sein, vor allem heute eine besondere Politik gegenjenen des Nachbarn im Norden. über den Kubanern. (Siehe Kasten) Offene Worte Juli/August 2016 11 BRANDENBURG Der Brexit und seine Folgen für Brandenburg LINKE beantragte im Landtag am 14. Juli eine Aktuelle Stunde Von Ralf Christoffers, Vorsitzender der Landtagsfraktion der LINKEN Der Brexit ist eine Entscheidung, die tief in die Geschicke Europas und der Europäischen Union (EU) eingreift – und die auch Brandenburg nicht unberührt lässt. Sie berührt Brandenburg, weil das Bundesland erstens eine enge wirtschaftliche Verflechtung nach Großbritannien hat. Mehr als 200 Brandenburger Unternehmen handeln mit der britischen Insel, produzieren gemeinsam. Das betrifft zum Beispiel die Branchen Flugzeugbau, Maschinenbau bis hin zur Chemieindustrie. Bekannteste Kooperation ist das europäische Unternehmen Airbus. Im Rahmen dieses Unternehmens spielt Roll Royce als britisches Unternehmen mit seinem Standort in Dahlewitz ein große Rolle, mehrere tausend Beschäftigte arbeiten im Bereich des Turbinenbaus. Zweitens sind auf Grund der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU bisher auch Studenten aus Brandenburg in Großbritannien – und studieren Briten umgekehrt an unseren Universitäten und Hochschulen. Mit dem Austritt Großbritanniens werden diese jungen Menschen Einschränkungen treffen. Drittens sinkt bei einem Austritt Großbritanniens das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukti innerhalb der EU. Großbritannien ist die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Damit wird Brandenburg schon aus statistischen Gründen über die 90-Prozent-Grenze innerhalb der EU gelangen, die den Übergang kennzeichnet zwischen so genannten Übergangsregionen und „wirtschaftlich entwickelten Regionen“. Das wird direkte Auswirkungen auf die Höhe europäischer Fördergelder für wirtschaftliche und soziale Projekte haben. Brandenburg erhält in der Förderperiode von 2014 bis 2020 insgesamt 2,4 Milliarden Euro. Es ist damit zu rechnen, dass sich diese Summe reduzieren wird. Allerdings hat sich Brandenburg so gut wirtschaftlich entwickelt, dass sich das Land 2020 wahrscheinlich ohnehin oberhalb der 90-Prozent-Marke platzieren würde – unabhängig vom Brexit. Im Moment jedoch würde es auch aus statistischen Gründen diesen Effekt geben. Im Jahr 2017 beginnen die Verhandlungen für die Förderperiode ab 2020. Die 16 Bundesländer haben in Deutschland gesetzgeberische Kompetenzen in Bezug auf die Europapolitik. Deshalb ist es wichtig, dass Brandenburg seine Schwerpunkte definiert. Die LINKE schlägt dazu vor: Erstens: Die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft. Zweitens: Die Entwicklung der ländlichen Räume. Drittens: Zusammenarbeit mit Polen. Viertens: Die Unterstützung der Infrastrukturentwicklung, weil sich zwei Europäische Trassen – sowohl in Bezug auf den Straßenverkehr als auch auf den Schienenverkehr – in Brandenburg kreuzen; einmal von der Ostsee bis zum Mittelmeer, einmal von den niederländischen Häfen bis nach Moskau. Das wären Interessen Brandenburgs, aber aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung könnten sich möglicherweise alle 16 Bundesländer darauf einigen. Soziales Europa Der Brexit macht noch etwas anderes deutlich: Die EU muss ihren Inhalt und ihre Ziele neu definieren. Dabei geht es im Kern aus Sicht der LINKEN um zwei Dinge: Die EU als Friedensprojekt, was zum Beispiel bei der Bewältigung der Flüchtlingshilfe aber auch bei der Überwindung des Ukraine-Konflikts eine große Rollen spielen könnte. Die EU muss sich zu einem sozialen Europa entwickeln, was insbesondere bei der Überwindung der Jugendarbeitslosigkeit als auch der Strukturkrise im Süden Europas deutlich wird. Da sich das gegenwärtig alles vor dem Hintergrund abspielt, dass rechte Parteien an Einfluss gewinnen und Nationalstaatlichkeit propagiert wird, wird das Definieren dieser Gemeinsamkeit eines der Hauptpunkte sein, um Europa weiter zu entwickeln. Dabei muss es bei den Institutionen in Europa um Transparenz gehen, um eine Überprüfung ihrer Notwendigkeit, um die Prüfung von nationalstaatlichen Kompetenzen. Die Europaministerkonferenz (EMK) der deutschen Bundesländer hat unter Brandenburger Leitung – und insbesondere der Führung der LINKEN – bereits 2013 einen einstimmigen Beschluss für ein soziales Europa gefasst. Der Beschluss enthält Zielstellungen zur Entwicklung der EU wie: - die Einführung einer Sozialunion (zum Beispiel mit einer Europäischen Arbeitslosenversicherung, - Regelungen zur gemeinsamen EU-Außenpolitik, der Gestaltung der Beziehungen zu den unmittelbaren Nachbarn (inklusive Schritte zur Milderung des Wohlstandsgefälles) und die Positionierung zu den Krisengebieten insbesondere in der Nachbarschaft der Union - Ermöglichung eines „Europas der zwei Geschwindigkeiten“, das heißt, dass es unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Ländern geben kann. Zum Beispiel könnte die Finanztransaktionssteuer erst in einigen Ländern eingeführt werden, um dann schrittweise ausgebaut zu werden. Das hat für die praktische Politik bisher noch keine Auswirkungen gehabt, aber es hat erstmals in der Bundesrepublik dokumentiert, dass es ein gemeinsames Grundverständnis zu einem sozialen Europa gibt. Vor dem Hintergrund des Brexits hat diese Diskussion noch an Bedeutung gewonnen. Brandenburg sollte hier die Möglichkeiten der Europaministerkonferenz, des Bundesrates und auch der Ministerpräsidentenkonferenzen nutzen, um die Positionen in den Verhandlungen sowohl mit Großbritannien als auch für die Ausgestaltung der Inner-EU-Beziehungen der verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten nutzen. Zusammenarbeit Die Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens aus der EU werden etwa 2 Jahre in Anspruch nehmen. Für die künftige Art der Zusammenarbeit gibt es drei Modelle: Das Modell „Norwegen“: Das Land nimmt Teil am Europäischen Binnenmarkt und der „Freizügigkeit“, zahlt in die EU ein, hat aber kein Recht auf die Entscheidungen zur Verwendung der Mittel. Das Modell „Freihandelsabkommen“: Damit könnten für den Warenaustausch Zollbarrieren möglichst weit abgebaut werden. Das Modell „Drittstaat“: In diesem Status befindet sich zurzeit die USA: Es gibt Zoll-, Handels- und Einreisebarrieren. Was das weitere Verfahren schwierig macht ist, dass diejenigen, die den Brexit politisch gewollt haben, keinen Plan haben, welche Folgen der Austritt aus der EU für Großbritannien haben soll. Sie haben zum Teil auch mit falschen Argumenten dafür geworben, die – noch in der Nacht der Entscheidung – alle revidiert werden mussten. Das ist dann nicht Wahrnahme von nationaler Verantwortung sondern verantwortungslos. Das trägt natürlich dazu bei, dass das Vertrauen in die Lösungskompetenz von Politik weiter sinkt. Eigentlich muss sich der neue Europäische Rahmen auch in Veränderungen der EU-Verträge niederschlagen. Eine EU-Verfassung ist weiterhin eine Forderung der LINKEN – aber sie scheint derzeit nicht realistisch. Gewässerunterhalt gerechter Neues Wassergesetz für Brandenburg OW-Beitrag/as Im Juli beschloss das SPD/LINKE-Kabinett in Brandenburg den Gesetzentwurf für ein neues Wassergesetz. Es sieht erstmals eine Differenzierung der Beiträge der Gewässerunterhaltung in Abhängigkeit von der Flächennutzung vor. Das betrifft alle Eigentümer von Flächen – egal, ob Waldbesitzer, Kommunen, Bauern. Das neue Gesetz führt nach Auffassung der LINKEN zu mehr Gerechtigkeit: „Wer mehr Vorteile von der Gewässerunterhaltung hat, sollte auch mehr bezahlen. Wie genau diese Differenzierung aussehen soll, muss im Gesetzgebungsverfahren noch entschieden werden. Maßgeblich ist die sichere Datengrundlage, denn Eigentümer, Kommunen und Verbände brauchen Rechtssicherheit“, erklärt die Landtagsabgeordnete der LINKEN, Anke Schwarzenberg. Der Betrieb von Schöpfwerken soll künftig in die Gewässerunterhaltung durch die Wasser- und Bodenverbände einbezogen werden. Damit bleibt die Gewässerunterhaltung in der Hoheit der Gemeinden. Das Gesetz soll im Herbst im Landtag beraten werden. Blick auf den Finowkanal: Wer mehr Vorteile von der Gewässerunterhaltung hat, soll auch mehr zahlen. Foto: pb 12 LINKE KULTUR Frauengeschichte(n) Brigitte Reimann Juli/August 2016 Offene Worte Was alles nett gemeint ist ... Sommerkabarett mit der LINKEN Werneuchen-Ahrensfelde am 2. Juli Juli Von Gisela Zimmermann Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 als ältestes von vier Geschwistern des Bankkaufmanns Willi Reimann und seiner Frau in Burg bei Magdeburg geboren. Als sie mit 14 Jahren an Kinderlähmung erkrankte und ein halbes Jahr auf einer Isolierstation zubringen musste, beschloss sie Schriftstellerin zu werden. Nach dem Abitur 1951 arbeitete sie zunächst als Lehrerin, dann kurz als Buchhändlerin, Journalistin und Sprechstundenhilfe. Im Alter von zwanzig Jahren heiratete sie zum ersten Mal. 1955 begann sie zu schreiben. Dabei sah sie sich dem Bitterfelder Weg verpflichtet, wonach Autoren durch ihre Arbeit in Industriebetrieben engen Kontakt zur Bevölkerung bekommen sollten. Dem von der DDR-Regierung propagierten Sozialistischen Realismus stand sie anfangs positiv gegenüber. 1960 zog sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann, nach Hoyerswerda, wo sie bis 1968 wohnte. Während der Jahre in Hoyerswerda arbeitete sie im Kombinat Schwarze Pumpe. Der Kurzroman „Ankunft im Alltag“ war ein Ergebnis dieser Zeit. Er hatte großen Erfolg und gab der so genannten Ankunftsliteratur seinen Namen. 1968 zog sie nach Neubrandenburg, wo sie ein drittes Mal heiratete. Dort arbeitete sie an ihrem Hauptwerk „Franziska Linkerhand“, der die Entwicklung ihres literarischen Anspruchs zeigt. In dieser Zeit war ihre Arbeit durch ihre Krebserkrankung bereits stark beeinträchtigt, weshalb der Roman unvollendet blieb. Am 20. Februar 1973 starb sie in Berlin. Besondere Aufmerksamkeit erlangten ihre Tagebücher, die 1997/1998 erschienen. Marcel Reich-Ranicki würdigte Brigitte Reimann mit den Worten: »Ich kann mich nicht erinnern, das Buch einer Frau in deutscher Sprache gelesen zu haben, in dem die Sehnsucht nach Liebe mit einer solchen Sinnlichkeit und Intensität gezeigt wurde. « 2004 wurde Reimanns Leben in der Fernsehproduktion „Hunger auf Leben“ mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt. Am 2. Juli wurde der Werneuchener Adlersaal nach umfänglichen Sanierungsarbeiten eingeweiht, und zwar durch die öffentliche Kulturveranstaltung der LINKEN Werneuchen-Ahrensfelde mit rund 125 Besuchern. Die beiden Kabarettisten Henning Ruwe und Michael Feindler traten mit Ihrem neuen Kabarettstück „Nett gemeint“ auf. Und dieses Programm kommt gerade zur rechten Zeit, denn die beiden Wahlberliner lösen nicht nur auf, was die Rufe besorgter Bürger, die Verschönerung von CO2-Bilanzen und der Niedergang der griechischen Demokratie gemeinsam haben (sie sind nämlich nett gemeint). Wenn Ruwe und Feindler ironisch-bissig die politische Weltbühne betrachten und an die Wand spielen, versuchen sie stets nicht den guten Willen aus den Augen zu verlieren: Solange die NSA alle Daten speichert, müssen wir das nicht selbst tun. Und wenn die Jugend Kabarett macht, ist sie wenigstens weg von der Straße. Foto: privat, Text: ah Gewinner der Juniausgabe: 1 Jahres-Abo „Eulenspiegel“ geht an: N. Moritz, Bernau, das Lösungswort der Juni-Ausgabe lautete: Neues Deutschland; Lösungswort dieser Ausgabe: die grau unterlegten Felder erklären – in der richtigen Reihenfolge gelesen – wo sie Barnimer LINKE im August finden; bis zum 31. August 2016 an: Die LINKE Barnim, Redaktion OW, Breite Straße 46, 16225 Eberswalde oder E-mail: [email protected]; Preis dieser Ausgabe: 1 Jahres-Abo „Eulenspiegel“. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Waagerecht: 1. oriental. Kopfbedeckung, 5. Blechblasinstrument, 10. Obstschädling, 11. altröm. Bezeichung des Rheins, 12. Auslese (Mz.), 13. altes Apothekergewicht, 14. Musikzeichen, 15. männl. Vorname, 17. Gegenteil von rauh, 19. innige Zuneigung, 22. gekocht, 24. europ. Hauptstadt, 25. Fisch, Döbel, 27. ein Ganzes (math.), 29. Wäldchen, 30. blühende Pflanzen, 33. Musikzeichen, 35. Würfel, 37. griech. Gott d. Schönheit, 38. Schanktisch, 41. Verpackungsmaterial, 43. Weinernte, 44. dt. Philosoph (1903-1969), 47. Nebenfluss d. Seine, 48. ein Schiff erklettern, 50. Nagetier, 52. 1 2 34 5 67 8 9 geometr. Körper, 54. Pfad, 55. Vorschrift, 59. Eigentumsdelikt, 61. Gangart d. 1011 Pferdes, 63. ägypt. Göttin, 65. Schwung, 1213 66. Sinnpflanze, 67. kleines Schwein, 68. Küstenschiff, 69. Wasserstrudel, 70. 141516 griech. Mondgöttin 171819 2021 Senkrecht: 1. Zusammenkunft, 2. bewaffnete Reiter d. Mittelalters, 3. 222324 Bestätigung, 4. Operette von Genée, 5. Berliner Flughafen, 6. Haarwuchs im 25 262728 Gesicht, 7. Vorfahre, 8. schmaler Durchlass, 9. griech. Dichter, ca. 6.Jh vuZ, 15. 29303132 zusammengehörige Dinge, 16. Küstenfluss i. Meckl.-Vorpom., 18. Titelfigur bei 33343536 Lessing, 20. tatsächl. Vorhandenes, 21. 37383940 Spielzeug, 23. Ureinwohner Japans, 26. vertontes Gedicht, 27. plattdt. Bezeich414243 nung für „Eichkrug“ (Mecklenburger 44 454647 Landwein), 28. dt. Sängerin, geb. 1945, 31. Schutzgöttin d. Künste, 32. Ton d. 51 diaton. Tonleiter, 33. nord. Dichtung, 34. 484950 Firmenzeichen, 36. Kölner Rockband, 39. 525354 ungar. männl. Vorname, 40. bibl. Gestalt, Bruder d. Jakob, 42. Hautöffnung, 45. 555657585960 Zeitraum, 46. Freundin Till Eulenspie61626364 gels, 49. engl. Artikel, 51. ein Polysaccharid, 53. dt. Schriftstellerin, geb. 1938, 6566 Mitglied d. Akademie d. Künste, 56. Leberflüssigkeit, 57. Linienschiff, 58. 6768 röm. Grenzbefestigung, 60. Seitennaht an Uniformen, 61. Käse aus Sojabohnen, 6970 62. franz.-schweizer. Fluss, 64. franz. Preisrätsel
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