Ein Beitrag aus der Immobilien Zeitung 34/2016 vom 25. August 2016 www.iz.de WL Bank will unverzichtbar sein Die im nordrhein-westfälischen Münster beheimatete WL Bank hegt in der Immobilienfinanzierung ambitionierte Ziele. Jedes Jahr soll der Kreditbestand um rund 2 Mrd. Euro wachsen. Der Fokus liegt auf der Finanzierung von Wohnimmobilien - sowohl für Privatkunden als auch für gewerbliche Investoren. Eines ließ Frank Mühlbauer, Vorstandsvorsitzender der WL Bank, schon vor dem Gespräch mit der Immobilien Zeitung klarstellen: Über die Fusion der DZ Bank mit der WGZ Bank und deren Folgen für seine Bank könne er nicht mehr sagen als die beiden Chefs der nunmehr verschmolzenen Mutterkonzerne. Die sagten bisher aber genau genommen nichts. Über die Zukunft der Immobilientöchter WL Bank und DG Hyp sowie der Bausparkasse Schwäbisch Hall solle erst später entschieden werden, hieß es seither. Einen Kommentar zu den Überlegungen, die derzeit „ergebnisoffen“ in großer Runde diskutiert würden, ließ sich Mühlbauer dann aber doch entlocken: „Wir haben uns so positioniert, dass dem Markt etwas fehlen würde, wenn wir nicht mehr da wären.“ Klingt durchaus selbstbewusst und korrespondiert mit den Zielen, die der Bankchef für das eigene Kreditgeschäft setzt: Bis 2020 soll der Immobilienkreditbestand von 18 Mrd. Euro (Ende 2015) auf 28 Mrd. Euro wachsen. Das bedeutet ein Plus von rund 2 Mrd. Euro pro Jahr. Für das Kommunalgeschäft, das die WL Bank in kleinerem Umfang betreibt, liegt die Zielmarke bei 9 Mrd. Euro im Vergleich zu 7 Mrd. Euro zum Jahresende 2015. Was für viele Immobilienbanken ein Ding der Unmöglichkeit ist, scheint für die WL Bank ein Klacks: In Zeiten hart umkämpfter Märkte und hoher vorzeitiger Kreditrückzahlungen einfach mal eben den zinstragenden Darlehensbestand um schlappe 2 Mrd. Euro pro Jahr zu erhöhen, und das gleich mehrere Jahre hintereinander. „Das können wir, weil aufgrund unserer langen Kreditlaufzeiten von unserem geplanten Neugeschäft von 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro etwa die Hälfte in den Aufbau des Bestands fließt“, erläutert Mühlbauer. Rund 60% der Kreditzusagen hätten Laufzeiten von über zehn Jahren, nicht unüblich im Repertoire der WL Bank seien Volltilgerdarlehen über 30 Jahre - sowohl für Privatkunden, die von den Volks- und Raiffeisenbanken vermittelt werden, als auch für Kunden aus der Wohnungswirtschaft, die von der WL Bank zusätzlich mit eigenen Vertriebsleuten akquiriert werden, die sich auf die Standorte Berlin, München, Hamburg und Düsseldorf verteilen. Die ziehen auch Kunden an Land, die eine Finanzierung für Gewerbeimmobilien benötigen, wie Fonds und Investoren. Deren Anteil am Neugeschäft lag im vergangenen Jahr bei rund 560 Mio. Euro bzw. 14%. Insgesamt wurden 4,2 Mrd. Euro zugesagt, 2,1 Mrd. Euro mit der Hilfe von den Verbundbanken. Das Pfund, mit dem die WL Bank wuchert, ist ihre günstige Refinanzierung, auch wenn der Vorteil gegenüber anderen Emittenten mit schlechteren Ratings im Zuge der marktverzerrenden Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich kleiner geworden ist, wie Mühlbauer anmerkt. Die Einbindung in die genossenschaftliche Finanzgruppe „macht schon ein paar Basispunkte aus“. Vor allem aber sei der Deckungsstock für die Pfandbriefe der maßgebliche Grund für die geringen Renditeanforderungen der Investoren: Rund 85% der Sicherheiten sind Wohnimmobilien in Deutschland, 90% des gesamten Deckungsstocks haben Realkreditcharakter, also Beleihungsausläufe von maximal 60%, wohlgemerkt bezogen auf den Beleihungswert. „Einen konservativeren Deckungsstock als unseren gibt es nicht“, behauptet Mühlbauer. Anfang dieser Woche stellte die Bank das unter Beweis: Für einen zehnjährigen Hypothekenpfandbrief gaben sich die Investoren mit einer Rendite von gerade mal 0,122% p.a. zufrieden. Es sei der teuerste Hypothekenpfandbrief mit einer Laufzeit von zehn Jahren überhaupt gewesen, behauptet die WL Bank und verweist auf Aussagen der Konsortialbanken, die die Emission begleitet haben. Auch während der Wachstumsphase will der WL-BankChef das Risikoprofil unverändert lassen. „Wir werden uns weiterhin auf Wohnimmobilien in Deutschland fokussieren.“ Für die gewerblichen Finanzierungen gilt eine Höchstquote von 20%, die dauerhaft nicht überschritten werden soll. Dass für Gewerbeimmobilien, vor allem im Ausland, höhere Margen locken, zweifelt Mühlbauer zwar nicht an, kann ihn aber dennoch nicht dazu verleiten, sein Geschäftsmodell zu überdenken: „Wir beweisen, dass man mit unserem Geschäftsansatz Geld verdienen kann, und unsere Eigentümer sind sicherlich nicht unglücklich darüber, dass wir ein enges Chancen-Risiko-Modell haben.“ Will heißen: wenig Risiko, wenig Chancen, aber sichere Erträge. Und die sprudeln derzeit vor allem im Geschäft mit Eigenheimerwerbern. „Im Privatkundengeschäft haben wir aktuell Margen, die ich seit meinem Eintritt in die WL Bank so noch nie gesehen habe.“ Mühlbauer begründet das mit den Niedrigzinsen: „Wegen des aktuell niedrigen Zinsniveaus scheint die Preissensibilität der Kunden nicht so stark ausgeprägt zu sein. Bei 1,5% Nominalzins tun zehn Basispunkte einfach weniger weh als bei 5%.“ Die komfortable Margensituation lässt sich am Zinsergebnis ablesen. Der Zinsüberschuss stieg im vergangenen Jahr um 36,4 Mio. auf 159,6 Mio. Euro, das Betriebsergebnis verbesserte sich um 7,3 Mio. auf 50,4 Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis kletterte von 13,5 Mio. auf 23,7 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2016 setzte sich laut Mühlbauer der positive Trend aus dem Vorjahr fort. So sei beim Ergebnis eine ähnliche Steigerung erzielt worden; das Immobilienkreditneugeschäft lag bei rund 2 Mrd. Euro, im Kommunalgeschäft wurden Kredite über rund 400 Mio. Euro unterzeichnet. Die detaillierten Geschäftszahlen veröffentlicht die WL Bank Mitte September. Setzt sie den Wachstumskurs auch im zweiten Halbjahr fort, dürfte niemand auf die Idee kommen, an ihrem Geschäftsmodell zu rütteln. nik
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