BÜRGER FÜR BÜRGER „Etwas durchstechen“ ist Journalistendeutsch, genauso wie der „Anreisser“ oder der „Aufhänger“. Wenn über eine undichte Stelle in einer Verwaltung oder in einem Unternehmen angeblich oder vorgeblich Vertrauliches an die Medien gelangt — dann hat jemand durchgestochen. Motivationen dazu sind vielfältiger Art und reichen von Eigeninteressen über schlechtes Gewissen, dem Wunsch nach einer gewissen Wiedergutmachung und bis hin zu einem indirekt gewollten Dienst an der Demokratie. Dabei wird nie genau zu ergründen sein, wer der eigentlich bewusste Weitergeber ist. Derjenige der angeblich Vertrautes weiter „vertraut“ oder der Betreffende, der die Botschaft begründet nicht für sich allein behalten mag. Auf den politischen Alltag bezogen wäre unsere Informationspolitik arm dran, wenn es keine solchen bewussten Platzierungen mehr gäbe. So schreibt der SPIEGEL, „unserer Informationen nach“ von einem Plan B der Bundesregierung zu dem Flüchtlingspakt mit der Türkei – obwohl die Bundesregierung seit Wochen behauptet nur einen Plan A zu haben. Was wäre vermieden worden, wenn klügere Leute den BP-Millionenscheck rechtzeitig gesehen oder „unser!“ Gemeinderat die Öffentlichkeit über die „mehrere hundert Seiten“ starke Machbarkeits-Studie entsprechend informiert hätte (1, 2, 3, 4, 5…) Man kann natürlich über Fairness und Vertrauen spekulieren und diskutieren. Doch wirft es nicht eher ein ungutes Licht auf politische Vorgänge, die ohne solche „Vertrauensweitergaben“ oder „Vertrauensmissbräuche“ nie an die Öffentlichkeit gelangen würden? Liegt es nicht zu oft in der Natur des einen oder anderen, aus der ihm vom Souverän zugestandenen „Macht“ möglichst eine uneingeschränkte machen zu wollen?
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